Richard-Emanuel Goldhahn

Richard-Emanuel Goldhahn mit seiner Frau Henrike und den drei Kindern im Venedig-Urlaub.

Richard-Emanuel Goldhahn mit seiner Frau Henrike und den drei Kindern im Venedig-Urlaub.

Urheber: Richard-Emanuel Goldhahn

Karriere 11.04.2019
Personalberatung in der Immobilienbranche ist sein Metier. 2008 hat Richard-Emanuel Goldhahn (heute 39) Cobalt Recruitment mitgegründet und ist seither Geschäftsführer. Familienbedingt hatte er ... 

Personalberatung in der Immobilienbranche ist sein Metier. 2008 hat Richard-Emanuel Goldhahn (heute 39) Cobalt Recruitment mitgegründet und ist seither Geschäftsführer. Familienbedingt hatte er früh eine Nähe zum Thema Immobilien. Dennoch stieg er nach seinem BWL-Studium an der Berufsakademie Berlin 2003 als Junior-Pressereferent bei der Firma Herlitz ein. 2004 folgte die Personalabteilung eines Chipherstellers in Dresden, doch schnell kam Goldhahn nach Berlin zurück. 2005 startete er als Personalberater bei der Firma Michael Page, drei Jahre später begann das noch immer aktuelle Kapitel Cobalt Recruitment.

Sind Sie verheiratet?

Meine Frau Henrike habe ich 2002 in einem Urlaub kennengelernt. Nach zwei Dates sind wir zusammengekommen, sind nach drei Wochen zusammengezogen und 2008 haben wir geheiratet.

Haben Sie Kinder?

Wir haben drei großartige Kinder. Unsere älteste Tochter Ella Naemi wurde 2009 geboren, unser Sohn Friedrich Nathanael kam 2011 auf die Welt und unsere jüngste Tochter Martha Aurelia machte die Familie 2015 komplett.

Welchem Hobby gehen Sie nach?

Mit drei Kindern, zwei alten Häusern und über 100 beruflichen Reisetagen pro Jahr bleibt wenig Zeit für Hobbies. Früher habe ich Saxophon in Bands gespielt. Das klappt heute leider nicht mehr.

Wenn ich etwas Zeit für mich habe, gehe ich Laufen. Alle paar Jahre ist dann auch ein Halbmarathon oder Marathon drin, wobei ich katastrophal langsam geworden bin.

Ansonsten findet man mich häufig im Garten.

In welchem Club oder Verein sind Sie Mitglied?

Auch für aktive Vereinsarbeit bleibt kaum Zeit. Seit 1996 bin ich Mitglied in einer großen Volkspartei. Beruflich bin ich im Representative Commitee der APSCo, der Association of Professional Staffing Companies, einem Branchenverband der Personalberatungen, aktiv.

Wo wohnen Sie zurzeit?

Meine Frau und ich haben im Jahr 2010 ein sanierungsbedürftiges Stadthaus von 1781 aus der zweiten barocken Stadterweiterung in Potsdam erworben und mit recht viel Aufwand saniert. Architekt des Hauses war Christian Georg Unger, ein Schüler von Carl von Gontard. Beide haben damals in Potsdam um die Wette gebaut.

Bitte beschreiben Sie kurz Ihr Haus.

Das Haus hat ca. 250 m² und lag am damaligen Stadtkanal von Potsdam, unweit der Garnisonkirche. Diese entsteht ja gerade wieder neu. Den Kanal wird es hoffentlich in ein paar Jahren auch wieder geben. Derzeit stockt der Wiederaufbau leider etwas. Das Tolle an unserem Haus ist aber der Garten. Er ist nicht groß, aber herrlich grün und so haben wir Stadt- und etwas Landleben in einer Immobilie vereint. In den nächsten Jahren müssen wir noch die Sanierung der Stuckfassade und den Dachausbau über die Bühne bringen und dann ist es perfekt.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung?

Unser Haus ist, obwohl so alt, wunderbar geräumig und weitläufig. Das Kaminzimmer geht ins Klavier- und Esszimmer über und ein großer Durchgang führt von dort aus in die Küche. Nur die Schlafzimmer und das Hauptbad liegen auf einer anderen Etage. Im Winter halten wir uns viel vor dem Kamin auf, obwohl alles mehr oder weniger ein großer Raum ist. Im Sommer bin ich eigentlich nur zum Schlafen im Haus - fast alles andere spielt sich im Garten ab.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt? Wenn ja: wie genau und wie häufig?

Wie beschrieben war unser Haus beim Kauf ziemlich sanierungsbedürftig und stark überbaut. So mussten beispielsweise die Grundrisse an die historische Gestaltung angepasst werden. Hier habe ich etwas beim Abriss mitgewirkt, wenngleich der Bauablauf zwischen den Gewerken so dicht getaktet war, dass für „Eigenarbeit" kaum Möglichkeit bestand. Außerdem waren die Denkmalauflagen sehr hoch.

In unserem neusten kleinen Projekt, einer 160 Jahre alten und recht sanierungsbedürftigen Dorfschule direkt an einem Brandenburger See, die wir als Wochenendobjekt nutzen wollen, sieht das anders auf. Hier mache ich eigentlich alles selbst.

Was muss das perfekte Haus unbedingt haben?

Ich finde Altbauten mit Geschichte toll. Die späteste baugeschichtliche Epoche, die mich interessiert, ist das Bauhaus. Mit einem modernen Neubau kann ich in den allermeisten Fällen nichts anfangen. Ansonsten ist mir der Bezug zur Natur wichtig. Auch wenn unser Stadtgarten nicht sehr groß ist – ohne ihn würde ich das Haus nicht so lieben!

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Idealerweise in unserem Potsdamer Haus. Mit ein paar kleineren Umbauten wäre das auch sicherlich möglich. Mein Großvater ist 92 und wohnt noch immer in seinem Haus mit Garten – so stelle ich mir das für mich auch vor.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

Das war im Bauzuliefergewerbe. Der Vater einer Mitschülerin stellte „verlorene Schalung" her – da habe ich mitgearbeitet. Allerdings wurde ich relativ bald (mit 18) in eine Gemeindevertretung gewählt und wollte mich auf die politische Arbeit konzentrieren. Die Sitzungsgelder waren zwar etwas niedriger als die Einkünfte aus der Bauzulieferindustrie, aber neben dem Abitur und der Musik blieb nicht genug Zeit für den anderen Job.

Wie haben Sie in die Immobilienbranche gefunden?

Mein Vater war nach einem Studium der Automatisierungstechnik über Umwege im Immobilienbereich gelandet und hatte sich mit einer technischen Immobilienverwaltung selbständig gemacht. Insofern waren schon zu Schulzeiten Immobilienthemen am elterlichen Abendbrotstisch Teil meiner Jugend. Als ich 2005 das erste Mal in der Personalberatung tätig wurde und mir als junger Vertriebler meine Nische suchen musste, bot sich das Immobilienthema an. Hier gab es intern keine Wettbewerber und auch außerhalb von Michael Page reduzierte es sich auf zwei, drei kleinere Player.

Was braucht man Ihrer Meinung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Der Job des Personalberaters ist eigentlich nicht wahnsinnig kompliziert. Man kann ihn auch nicht akademisch auf einer Schulbank „erlernen".

Das Wichtigste ist Neugierde. Interesse an Menschen, die Fähigkeit, zuzuhören, Offenheit – das zeichnet erfolgreiche Personalberater aus. Ansonsten ist es in erster Linie eine vertriebliche Aufgabe. Und dabei „verkaufen" wir in zwei Richtungen: das Unternehmen muss uns vertrauen. Immerhin geht es um die wichtigste Ressource der Unternehmen: die Mitarbeiter. Dem Kandidaten „verkaufen" wir seine berufliche Weiterentwicklung. Auch hier geht es um viel, denn schließlich sichert der Job in den meisten Fällen den Broterwerb. In dieser Vermittlungsaufgabe liegt die eigentliche Herausforderung unseres Berufes.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Eher gar nicht. Natürlich freue ich mich, wenn etwas klappt. Aber eine der Herausforderungen eines Personalberaters ist es, immer viele Bälle in der Luft zu haben. Insofern wartet häufig schon wieder die nächste Herausforderung und es bleibt wenig Zeit, Vergangenes zu feiern.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Darin bin ich leider nicht besonders gut. Verlieren gehörte noch nie zu meinen Stärken. Ich bin beispielsweise schrecklich bei Gesellschaftsspielen und ärgere mich fürchterlich; selbst, wenn es um nichts geht. Aber auch darin werde ich besser.

Was stört Sie an der Immobilienbranche?

Das ist gar nicht so leicht zu beschreiben, weil es keine richtige Lösung für das Problem gibt! Ich finde es moralisch gesehen eher schwierig, dass von einigen Branchenteilnehmern mit einem lebensnotwendigen Grundbedürfnis der Menschen spekuliert wird, was die Preise nach oben treibt. Das ist für viele Gesellschaftsschichten ein großes Problem! Andererseits weiß ich als BWLer natürlich auch, dass Unternehmen Gewinne erwirtschaften müssen und dass nur das Gewinnerzielungsinteresse dazu führt, dass überhaupt Angebot bereitgestellt wird. Glauben Sie mir, ich bin wirklich ein überzeugter Verfechter der freien Marktwirtschaft, aber beim Wohnungsmarkt kommen wir vermutlich um etwas staatliches Eingreifen, beispielsweise durch eine Wohnungsbauförderung, nicht herum. Die Mietpreisbremse halte ich allerdings für das falsche Mittel, weil sie das Angebot langfristig verknappt und damit das Problem potenziert.

Und was finden Sie besonders gut?

Ich finde es toll, dass sich jeder unter dem „Produkt Immobilie" etwas vorstellen kann und dass das Spektrum an Immobilien so breit ist. Immobilien sind für nahezu alle Branchen unserer Wirtschaft ein zentraler Produktionsfaktor und für Menschen der Raum, in dem sie sich zu Hause fühlen. Das gefällt mir.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil...

... Immobilien immer gebraucht werden. Ich kann mir kaum eine krisenfestere Branche denken. Zu jeder Zeit werden Menschen wohnen, einkaufen, in Hotels übernachten, Büros mieten – die Branche ist konservativ und modern, regional und international, vernetzt und kompetitiv zugleich. Das bietet ganz unterschiedliche und immer neue Karriereperspektiven.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Sie werden lachen: gerne hätte ich Architektur und Geschichte studiert. Ich hätte mir aber auch einen handwerklichen Beruf vorstellen können, beispielsweise Schreiner oder Kunstschmied. In beiden Fällen wäre ich dann vielleicht trotzdem in der Immobilienbranche gelandet – beispielsweise in der Denkmalpflege.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Nein. Ich kann schönen Häusern in schönen Locations viel abgewinnen. Aber mal ist es das alte Kloster in der Ardèche, mal die viktorianische Villa in London und mal der Bauhaus-Museumsbau mitten in Berlin. Unterschiedliche Immobilien für unterschiedliche Lebenssituationen und Nutzungen. Horses for courses, wie die Engländer sagen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Als Potsdamer ist man bei dieser Diskussion sensibilisiert, weil hier die teilweise grausamen Überformungen eines barocken Stadtgrundrisses aus der DDR-Zeit nach und nach zurückgebaut werden – und das nicht mit dem Wohlwollen aller. Grundsätzlich vertrete ich die Ansicht, dass Immobilien entweder historisch wertvoll oder praktisch und rentabel sein sollten. Wenn beide Kriterien nicht zutreffen, sollte man abreißen. Aber ich hege gegen kein Gebäude, das derzeit steht, einen Groll. Insofern stellt sich mir die Frage nicht.

Was bringt Sie auf die Palme?

Tatsächlich bin ich leider mit einem leicht aufbrausenden Charakter auf die Welt gekommen, sodass es gar nicht so wahnsinnig viel braucht, mich aufzuregen. Ich habe das mit zunehmendem Alter aber immer besser im Griff.

Beruflich bin ich eigentlich recht besonnen. Nur eines kann ich nicht haben: wenn Zusagen nicht eingehalten werden. Nichts ist unangenehmer, als wenn Kunden nach dem erfolgreichen Abschluss eines Projekts anfangen, über den Preis zu diskutieren. Dafür habe ich absolut kein Verständnis.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Ich bin leider einer der Menschen, die nie richtig abschalten können. Nahezu faustisch muss es bei mir immer weitergehen. Aber das sorgt natürlich auch dafür, dass ich recht viel schaffe.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Tatsächlich würde ich gerne mehr laufen gehen. Aber morgens bringe ich die Kinder in die Schule, tagsüber ist es schwer, sich aus dem Büroalltag zurückzuziehen, und abends verbringen wir die Zeit natürlich als Familie, soweit das bei über 100 Reisetagen im Jahr möglich ist.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

Ich hätte da einen mit Immobilienbezug: „Haus am See" von Peter Fox. Eigentlich gar nicht so meine Musik – aber der Song gefällt mir.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was...?

Ein volles London mit der ganzen Familie. Ich hatte ein Board Meeting mitten in den Winterferien. Da haben wir den Familienurlaub kurzerhand nach London verlagert. Anstrengend, aber im Rückblick trotzdem schön.

Welche kürzlich besuchte Veranstaltung (Theater, Kino, Konzert, Sport...) hat Ihnen besonders gut gefallen und warum?

Mein letzter Theaterbesuch war vor Weihnachten ein Theaterstück, bei dem meine große Tochter mitgespielt hat. Da ist man als Vater natürlich von Hause aus stolz. Ins Kino schaffe ich es eher selten. Aber vor ein paar Jahren habe ich Musikfestivals für mich entdeckt. Meine Frau tippt auf die Midlife-Crisis... aber ich kann allen einen Besuch auf einem Musikfestival nur empfehlen.

In welcher Bar/Restaurant/Diskothek kann man Sie häufiger antreffen?

Beruflich bin ich natürlich viel unterwegs und abends essen. Privat ist das seltener der Fall. Aber wenn ich mal einen Abend Zeit habe, treffe ich mich gerne mit Freunden in der Bar Fritz'n in Potsdam.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne einmal einen Abend verbringen?

Mit Barak Obama würde ich gerne mal einen Abend verbringen. Oder, wenn es wirklich lustig werden soll, mit Jimmy Fallon.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Früher waren es die Königsberger Klopse meiner Großmutter. Nun lebt meine Großmutter leider nicht mehr und ich bin seit 20 Jahren Vegetarier. Deshalb sind es heute „Linguine al Tartufo" mit einem kräftigen Barolo, Montepulciano oder Nero d'Avola.

Mit wem würden Sie gerne ein Mal für einen Tag das Leben tauschen?

Mit einem der großen Politiker zum Beispiel. Mir fielen da Trump, Putin oder May ein. An einem Tag könnte man sicherlich schon eine ganze Menge der Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre korrigieren. Ansonsten vielleicht mit Richard Branson.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Ich finde die britische Pub-Kultur sehr sympathisch. Und mit dem südfranzösischen Lebensgefühl kann ich mich auch sehr gut identifizieren. Ansonsten fühle ich mich in Deutschland sehr wohl und vermisse, bis auf ein bisschen mehr Sonnenschein, eigentlich nichts.

Sie haben 100.000 EUR zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben. Welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich denke, ich könnte diesen Betrag locker in originale Mid Century Möbel investieren. Oder in Kunst. Oder in eine Weltreise mit meiner Familie. Da würden mir viele Dinge einfallen.

IZ

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Die Wohnungswirtschaft holt sich den Nachwuchs direkt von der Schulbank

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Quelle: Vonovia, Urheber: Jörg Senger/Territory

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Mit Schulkooperationen und durch Angebote wie Schnupperpraktika wollen Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft Schüler kurz vor ihrem Abschluss auf die Karrieremöglichkeiten in der Branche aufmerksam machen. Aber auch die richtigen Onlinekanäle für Stellenangebote gewinnen bei der Suche nach Auszubildenden an Bedeutung.

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Auszubildende im Beruf Immobilienkaufmann oder -frau stellen im Zuge der Kooperation nämlich regelmäßig ihre Arbeit vor, wodurch Heimstaden das Interesse der Schüler an der Wohnungswirtschaft wecken und so potenzielle neue Azubis finden kann. Das Unternehmen sucht derzeit vor allem Anlagenmechaniker, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker, die zusätzlich zu den bestehenden rund 300 Mitarbeitern in Deutschland gebraucht werden.

"Insbesondere bei der Suche nach Auszubildenden spielt der persönliche Austausch eine entscheidende Rolle, vor allem wenn es um Schülerinnen und Schüler vor dem Schulabschluss geht", sagt Kiep. Heimstaden sieht neben solchen Schulkooperationen auch Schnupperpraktika oder Informationsveranstaltungen wie einen Girls Day, bei dem Schülerinnen für einen Tag ein Unternehmen besuchen, als guten Ansatzpunkt, um das Interesse junger Leute schon vor dem eigentlichen Karrierestart zu wecken.

Die Wohnungsvermieter müssen – wie auch Unternehmen anderer Branchen – als Arbeitgeber attraktiv bleiben und dürfen den Anschluss nicht verlieren, wissen Experten wie Heimstaden-Personaler Kiep. Er denkt längst darüber nach, wie er Ausbildungsprofile attraktiver und zeitgemäßer machen kann: Durch einen stärkeren Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit etwa und durch mehr interdisziplinäres Arbeiten und Freiraum für Eigeninitiative. Was für junge Menschen bei der Wahl ihrer Arbeitsstätte eine immer stärkere Rolle spielt, sind positive Werte, ein gutes Image und soziales Engagement des Arbeitgebers ebenso wie Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten. Das gelte nicht nur für Einsteigerpositionen, sondern auch für solche, die spezielles, oft über mehrere Jahre erworbenes Fachwissen erfordern. Für diese lasse sich in der Wohnungswirtschaft immer schwerer Leute finden, beobachtet Kiep. Dazu zählt er Tätigkeiten in der Bauprojektentwicklung, die zwar keine klassischen Ausbildungsberufe darstellen, als Grundlage aber durchaus eine Ausbildung im Immobilienbereich haben können.

Klar ist für Heimstadens Personalchef: Die Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um potenzielle Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam zu machen. Auf Online-Jobportalen und Ausbildungsbörsen wie Stepstone, Indeed, Ausbildung.de und Azubiyo finden sich laufend mehrere hundert Offerten aus allen Bereichen der Wohnwirtschaft. Die Palette reicht von der Ausbildung zum Immobilienkaufmann oder der Immobilienkauffrau über Angebote für Anlagentechniker und Mosaikleger bis zu dualen Studienangeboten. Sie kommen nicht nur von großen Konzernen, sondern auch von kommunalen Wohnungsunternehmen wie Degewo in Berlin oder GAG in Köln, die für 2024 wieder kaufmännische Azubis suchen.

Die Wahl der richtigen Recruitingkanäle spielt bei der Suche nach aussichtsreichem Nachwuchs eine zentrale Rolle. Das EBZ hat bei seiner Befragung von 190 Ausbildungsbetrieben und 634 Schülern des EBZ-Berufskollegs herausgefunden, dass das private Umfeld bisher noch der wichtigste Kanal ist, wenn es darum geht, jungen Menschen das Berufsfeld der Wohnungswirtschaft zu empfehlen. Noch größere potenzielle Reichweite haben aber Online-Jobbörsen und soziale Medien wie Tiktok, Instagram und Youtube. Sie sind aus der Lebenswelt der Digital Natives kaum wegzudenken, werden von der Branche aber noch nicht in großem Stil bespielt.

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Die Autorin: Imke Reiher ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.



Imke Reihe

Bauhaus-Uni fokussiert sich stärker auf nachhaltiges Bauen

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Quelle: Imago, Urheber: Jürgen Ritter

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Um Studierende auf die aktuellen Herausforderungen der Baubranche vorzubereiten, legt die Fakultät für Bauingenieurwesen an der Bauhaus-Universität in Weimar einen stärkeren Fokus auf ... 

Um Studierende auf die aktuellen Herausforderungen der Baubranche vorzubereiten, legt die Fakultät für Bauingenieurwesen an der Bauhaus-Universität in Weimar einen stärkeren Fokus auf nachhaltige Bauweisen. Das bringt auch eine Umbenennung der Fakultät mit sich.

Die Fakultät Bauingenieurwesen an der Bauhaus-Universität Weimar richtet sich strategisch neu aus. In diesem Zuge kommt es zu einer Umbenennung in Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. Dadurch soll das Thema Nachhaltigkeit, das verstärkt in Lehre und Forschung Einzug erhält, nach außen kommuniziert werden.

„Für die Zukunft ist ein Wandel im Bauwesen im Sinne eines umfassenden nachhaltigen Bauens und der Entwicklung und Erforschung von grünen Technologien zu erwarten", begründet Dekan Tom Lahmer den Schritt und sagt: „Was wir brauchen, sind alternative Lösungsansätze, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen.“ Dazu gehören der Einsatz von modernen Technologien wie Building-Information-Modeling, Sensorik, Drohnen und Robotik für den digitalen Bau und die Bauüberwachung. Ebenfalls stärkeren Einzug in die Forschung und Lehre an der Fakultät sollen nachhaltige Bau- und Konstruktionsweisen, der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und die Optimierung von Tragstrukturen erhalten.

Die Neuausrichtung der Fakultät hat die Universität in ihr Jubiläumsjahr gelegt. Sie feiert 2024 ihr 70-jähriges Bestehen und stellt zu diesem Anlass die Perspektiven von Bauingenieuren in einer Open-Air-Ausstellung aus. Sie trägt den Titel Queens of Structure und wird am 25. April mit einer Vernissage eröffnet.

Janina Stadel

Landmarken reduziert Personal, Stadtmarken wächst

Landmarken hat seinen Sitz in den Aachener Karmeliterhöfen.

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Quelle: Landmarken, Urheber: Matthias Moll

Karriere 27.03.2024
Das Aachener Unternehmen Landmarken hat in den vergangenen Monaten rund 10% seines Personals reduziert. Das bestätigt Landmarken-Vorstand Jens Kreiterling. Das Schwesterunternehmen ... 

Das Aachener Unternehmen Landmarken hat in den vergangenen Monaten rund 10% seines Personals reduziert. Das bestätigt Landmarken-Vorstand Jens Kreiterling. Das Schwesterunternehmen Stadtmarken hat dagegen die Zahl seiner Mitarbeiter um etwa 15% erhöht.

Landmarken gilt als größter Projektentwickler auf dem nordrhein-westfälischen Immobilienmarkt. Kreiterling erklärt die Personalreduzierung bei Landmarken damit, dass kaufmännische Bereiche zusammengelegt worden seien. Zudem hätten die Unternehmen „aus den guten Jahren den ein oder anderen Überhang abgebaut“.

Gleichzeitig würden aber auch neue Mitarbeiter gesucht, „nur eben mit anderen Skills“, sagt Kreiterling. Der Markt sei in Bewegung und die Projektentwickler richteten ihr Geschäftsmodell nach den neuen Bedingungen aus. Nach den zuletzt veröffentlichten Geschäftszahlen
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In einer früheren Fassung dieses Texts hieß es irrtümlich, auch das Schwesterunternehmen Stadtmarken habe Stellen abgebaut. Wir bitten dies zu entschuldigen. Laut Geschäftsführer Jochen Hermanns wurde bei Stadtmarken in den vergangenen Monaten das Personal um ca. 15% aufgestockt. Das Unternehmen entwickelt und baut Immobilien für den Bestand der Aachener Eigentümerfamilie Hermanns und erbringt für diese und andere Auftraggeber in Nordrhein-Westfalen Leistungen aus dem Property- und Facility-Management.

Thorsten Karl