Stefan Zimmermann - Sprinter oder Marathonmann?

Stefan Zimmermann rechnet fest damit, das Wiesbadener Problem-Center in Kürze verkauft zu haben. Derzeit befinde man sich mit einem Investor in Endverhandlungen. Die Umbaupläne der Acrest sollen mehr als 22 Mio. Euro kosten und deutlich machen, wie Acrest dem dahinsiechenden Center wieder Leben einhauchen will.

Stefan Zimmermann rechnet fest damit, das Wiesbadener Problem-Center in Kürze verkauft zu haben. Derzeit befinde man sich mit einem Investor in Endverhandlungen. Die Umbaupläne der Acrest sollen mehr als 22 Mio. Euro kosten und deutlich machen, wie Acrest dem dahinsiechenden Center wieder Leben einhauchen will.

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Karriere 11.09.2014
Stefan Zimmermann, Jahrgang 78, weiß, was er will: nach ganz oben, und zwar auf schnellstem Weg. Mit seinem Fernstudium der Wirtschaft hat er sich nicht lange aufgehalten und 2006 mit Acrest sein ... 

Stefan Zimmermann, Jahrgang 78, weiß, was er will: nach ganz oben, und zwar auf schnellstem Weg. Mit seinem Fernstudium der Wirtschaft hat er sich nicht lange aufgehalten und 2006 mit Acrest sein eigenes Unternehmen gegründet. Jetzt beschäftigt er mehr als 130 Mitarbeiter, die Gebäude im Wert von 4,4 Mrd. Euro managen. Er hat sich Projekte ans Bein gebunden, die nicht nur Sprinter-, sondern Marathonqualitäten erfordern.

Sich mit Stefan Zimmermann zu verabreden, ist nicht ganz einfach. Wir könnten ihn am frühen Morgen in Frankfurt treffen, vor dem ersten Termin, schlägt seine Assistentin vor. Er komme am Vorabend aus London und habe eine Stunde Zeit. Eine Stunde? Zu wenig für ein Porträt, finden wir und kontaktieren ihn direkt. Er bietet ein neues Zeitfenster an. "Ich kann schnell sprechen", sagt Zimmermann und man ahnt, in welchem Tempo dieser Mann durchs Leben geht.

Schließlich treffen wir ihn in Wiesbaden. Er sitzt in einem fensterlosen Raum des Centermanagements im Einkaufszentrum Lilien-Carré, für dessen Umbau Acrest seit zwei Jahren zuständig ist. Breitbeinig wie auf einer Bierkiste hockt der Zweimetermann vor seinem Laptop. Über dem weiß bekragten Nadelstreifenhemd mit Manschettenknöpfen trägt er weiße Hosenträger, unter der Anzughose leuchten quietschbunte teure Socken. Das Jackett mit Einstecktuch hat er abgeworfen. Wieder kommt er aus London. Fast alle seine Aufträge akquiriert er dort. "Selbst wenn die Deutsche Bank einen Auftrag zu vergeben hat, tut sie das aus London heraus", sagt Zimmermann und gibt zu, nur einen deutschen Kunden zu haben, nämlich einen Privatmann aus München.

Schon als Acrest im Juli 2012 das Centermanagement übernommen hatte, fragte sich mancher: Was will der mit dem Ding? Doch für Zimmermann war es ein wichtiger Auftrag, um sich neben den Großaufträgen von Cerberus weitere Standbeine aufzubauen.

Zimmermann kann in der Tat schnell sprechen. An diesem schwülen Vormittag auch auf Englisch. Hinter den verschlossenen Türen eines Acrest-Konferenzraums im 13. Stock des Berliner Europa-Centers präsentiert er die Umbaupläne seines Unternehmens für das Wiesbadener Problem-Center vor angelsächsischen Investoren.

Der 36-Jährige beschäftigt mehr als 130 Menschen, die Immobilien im Wert von 4,4 Mrd. Euro betreuen. Das Portfolio besteht aus Geschäftshäusern wie rund 80 Woolworth-Standorten genauso wie aus 42 Metro-Cash-&-Carry-Großmärkten oder notleidenden bis dahinsiechenden Einkaufszentren wie dem Atrium Bamberg. Neben dem Management befasst sich Acrest auch mit der Entwicklung etwa des Opel-Forums in Rüsselsheim oder der Staufengalerie in Göppingen, die Acrest zusammen mit der Familie Schenavsky entwickelt. Der Firmenname steht für "a crest", was so viel bedeutet wie "ein Gipfel".

Nun ist es so weit, dass zwei Jahre harte Entwicklerarbeit des Wiesbadener Lilien-Carrés präsentiert werden sollen. Zimmermann steht am Beamer und tut, was er am besten kann: verkaufen. Er trägt eine zerschlissene Dieseljeans ohne Gürtel und ein schwarzes Hemd, dessen Ärmel er bis über die Ellenbogen hochgekrempelt hat. Die Investorenvertreter auf der anderen Seite sind in schicken Chinos, engen Hemden und Krawatte erschienen, die Verhandlungsführer im dunklen Zwirn mit Schlips.

Eine hybride Mall mit großem Foodcourt will Acrest aus dem eigenwilligen elliptischen Bau des Wiesbadener Centers machen, das 2007 eröffnet und nur drei Jahre später insolvent wurde. Künftig soll das Einkaufszentrum schwerpunktmäßig der Nahversorgung dienen und durch einen 1.600 m2 großen Foodcourt in den Mittags- und Abendstunden zu einer interessanten Location werden.

"Ist das Parkhaus nicht zu groß?", fragt der Kaufinteressent, der gleich abcheckt, ob man auf einem Teil der Fläche nicht noch einen Discounter unterbringen könnte. "Nein, nein", sagt Zimmermann. "Als das Center gebaut wurde, sind direkt alle Parkplätze mit errichtet worden. Auch die, die erst bei der Realisierung der Entwicklungsreserve notwendig geworden wären", führt er aus und fügt hinzu: "Außerdem kann man den ganzen Tag für nur vier Euro parken, das gibt es sonst nirgends in der Stadt." Der Investor schaut kritisch, als wisse er genau, dass die Deutschen nicht bereit sind, beim Einkauf von Lebensmitteln auch nur einen Cent fürs Parken auszugeben.

"Was ist mit der Erweiterungsfläche da hinten, könnte da nicht ein Aldi hin?", fragt plötzlich einer der Briten, der sich im bisherigen Gespräch bislang zurückgehalten hatte. "Nein", bremst Zimmermann ab, "dazwischen ist die Laderampe, man kann diese Fläche nicht vernünftig anbinden." Der Brite regt an, der Supermarktbetreiber könne doch einen Teil seiner Fläche für einen Discounter aus dem eigenen Hause abtreten. "Nein", pariert Zimmermann, "die eigene Discount-Schiene wollen die nicht als Nachbarn, Aldi oder Lidl bringen mehr Frequenz." Mehr als 22 Mio. Euro soll der Umbau des Centers im laufenden Betrieb kosten. Die Investoren bleiben zurückhaltend, zeigen sich nicht zur Gänze überzeugt.

Zimmermann hat fast vier Stunden geredet, Fragen beantwortet und keine Ermüdungserscheinungen gezeigt. Einmal unterbricht er kurz, nachdem ihm eine Mitarbeiterin eine Nachricht überbringt. Er bittet um eine kurze Pause, die Familie seines Geschäftspartners sei zu Besuch. "Familie ist wichtig", sagt Zimmermann noch im Hinausgehen. Die Investoren nutzen die kurze Pause, um sich auszutauschen. Kurz darauf ist Zimmermann zurück und redet weiter. Er ist offenbar im Training. Schon dreimal hat Zimmermann das Center in dieser Woche Interessenten präsentiert. Er beweist einen langen Atem - eher unüblich für jemanden, der sonst eher sprintet.

Nach Abitur und Wehrdienst ging er 1998 zur Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft GWG. Seine Mutter war dort Justitiarin, sodass er von Azubi-Anfangsaufgaben weitestgehend verschont blieb und eine verkürzte Ausbildung zum Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft machen konnte. Als er ausgelernt hatte, wollte er nicht in die Hausverwaltung und befasste sich bei der GWG mit dem Aufbau einer Controlling-Abteilung, die damals noch nicht bestanden habe. Parallel begann er ein Fernstudium der Wirtschaftswissenschaften.

Im Jahr 2000 zog seine damalige Freundin von Cottbus nach Potsdam zum Jura-Studium und Zimmermann beschloss, ihr zu folgen. Doch die Arbeitslosigkeit bekam ihm nicht. Die ersten vier Wochen in Potsdam, in denen er keinen Job hatte, beschreibt er heute als die schlimmste Zeit seines Lebens.

Nach drei Jahren bei Tishman Speyer in Berlin, wo er sich vom Junior Assistant zum Senior Controller hocharbeitete, landete er schließlich bei Tenkhoff Properties. Dort entwickelte er mit anfangs vier Mann drei Shoppingcenter. "Das Schlossstraßen Center und das Kröpeliner Tor Center haben wir damals parallel durch die Entwicklung getrieben", erinnert sich Zimmermann. Die meisten Wochenenden fielen der Arbeit zum Opfer. Doch er war fasziniert von seinem Mentor Joachim Tenkhoff, für ihn einer "der Top 3 der talentiertesten Akquisiteure". Besonders imponierte Zimmermann, dass Tenkhoff imstande war, schnell loszulassen und ihm von Beginn an viel Verantwortung zu übertragen. "Er hat mich bald schon Generalunternehmerverträge selbst verhandeln lassen." Zimmermann war gerade 25.

Das Fernstudium hing er an den Nagel, es sollte jetzt schneller gehen. 2006 gründete er mit 28 Jahren in Berlin ein Unternehmen namens HBDS, was für Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Stuttgart stand. Seit 2008 firmiert es unter Acrest Property Group. Sein erstes Mandat war die externe Leitung des Bereichs Retail-Akquisitionen und Development der apellasbauwert Property Group und der Bauwert Property Group, was er bis 2009 ausführte.

Zudem wollte Zimmermann schon kurz nach der Gründung durchstarten und mit einem Joint-Venture-Partner 109 Woolworth-Immobilien übernehmen. "Wir haben damals ein paar Leute gehired und gepitched", erinnert sich Zimmermann. Er unterlag jedoch US-Finanzinvestor Cerberus, der Acrest wiederum zwei Jahre später mit dem Asset-Management des Portfolios beauftragte. Lange war Cerberus Acrests größter Auftraggeber. Mancher Marktbeobachter glaubte gar, Acrest sei der Asset-Management-Arm von Cerberus. Mittlerweile sorgen die Amerikaner nur noch für weniger als 50% der Aufträge, die Acrest erhält.

Acrest wuchs schnell, das Unternehmen brauchte klarere Strukturen - eine langwierige Aufgabe, die Zimmermann nicht lag. 2010 holte er Matthias Schmitz als Managing Partner mit ins Boot. Schmitz und Zimmermann waren sich 2004 über den Weg gelaufen, als Zimmermann für Tenkhoff einen Mietvertrag mit Fitness First aushandelte. Schmitz war damals für die Expansion der Studiokette zuständig. Dieses Zusammentreffen bezeichnet Zimmermann heute als "sehr, sehr großes Glück. Matthias ist charmant, eloquent, extrem gebildet und in vielen Punkten talentierter als ich." Vor allen Dingen das Talent, einer Firma feste Strukturen zu geben, habe sehr zum Aufbau des Unternehmens beigetragen. "Es gibt unglaublich wenige Doppelspitzen, die so gut funktionieren", ist Zimmermann überzeugt. Dabei sind die Aufgaben klar verteilt.

Zimmermann ist ein begnadeter Verkäufer. Diesen Part übernimmt er mit Verve. Er grillt für seine Gäste genauso wie er sich auf Abendveranstaltungen von Kongressen die Schürze umbindet und selbst kreierte Drinks namens "Retailer" serviert. Sein Geschäftspartner Matthias Schmitz ist für den mutmaßlich härteren Part zuständig: nämlich Zimmermanns Versprechen einzulösen. Und das klappt nicht immer wie geplant.

"Acrest liefert einfach nicht", sagt einer, der auf den Entwickler nicht gut zu sprechen ist. "Die kriegen es nicht gebacken", ist ein anderer Vorwurf, der auf die Baustelle in Rüsselsheim abzielt. Dort ist Acrest seit vier Jahren an der Entwicklung des Opel-Forums tätig. Zimmermann selbst ist sogar schon länger damit befasst, weil er den vorherigen Entwickler apellasbauwert beraten hat. Ein Einkaufszentrum mit 21.000 m2 Verkaufsfläche und Platz für 100 Läden auf zwei Ebenen ist geplant. Doch Vollzug wird nicht gemeldet.

"Wir sind damals zu früh an die Öffentlichkeit gegangen", sagt Zimmermann heute. Die Eröffnung der neuen Landebahn des Frankfurter Flughafens habe ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Nach einem Urteil des Hessischen Oberverwaltungsgerichts muss jetzt wegen der neuen Flugrouten das B-Plan-Verfahren komplett neu aufgesetzt werden, da Wohnbebauung aus bestimmten Zonen auszuschließen ist", erläutert Zimmermann und man ist geneigt, ihm zu glauben, dass es sich bei der Verzögerung von zwölf bis 18 Monaten um eine Art höhere Gewalt handelt. Doch seine Gegner sagen: "An diesem Projekt werden sie zeigen müssen, dass sie es drauf haben und liefern können." Doch dies wird immer ungewisser: "Am Freitag hat mich überraschend der Oberbürgermeister der Stadt Rüsselsheim angerufen und mir gesagt, dass er das Projekt nicht mehr weiter unterstützen kann", sagt Zimmermann, nachdem die Lokalzeitung Main-Spitze am vergangenen Wochenende gemeldet hatte, das Opel-Forum stehe vor dem Aus. Die endgültige Entscheidung werden die Stadtverordneten am 16. Oktober treffen. Bis dahin braucht Zimmermann viel Geduld und Spucke.

Ausdauer ist auch beim Lilien-Carré in Wiesbaden gefragt. Bislang hat noch niemand angebissen, obwohl sich Zimmermann nach den Investorengesprächen im Juli zuversichtlich gab, den Käufer bis September im Sack zu haben. Nun sagt er, nächste Woche sei es so weit. Zimmermann ist ein hurtiger Schreiter, zuweilen offenbar einen Schritt zu schnell für seine Mitstreiter. (Anm. der Redaktion: Der Verkauf ist mittlerweile erfolgt.)

Bei der Akquisition, sagt er, halte er immer viele Angeln in den Teich. Ein Bild, das ihm seit Kindertagen vertraut ist. Zimmermanns Vater betrieb in der DDR sieben Angelgeschäfte. Dort verkaufte Zimmermann schon als Schüler lieber Angelbedarf, als zur Schule zu gehen. Das Angeln erdet ihn noch heute. Kürzlich war er mit seinen zwei und vier Jahre alten Jungs, Frau und Eltern zum Campen am Schwanensee. Dort, wo er schon als Dreijähriger die Rute übers Wasser gehalten hat.

Montags und freitags, wenn er in Berlin ist, sagt er, bringt er seine Jungs in die Kita und abends auch ins Bett. Er erzählt ihnen erfundene Gutenachtgeschichten. Damit die Jungs nicht auf die Fortsetzung seiner Geschichte verzichten müssen, wenn er unter der Woche auf Reisen ist, schickt er ihnen Voicemails mit der aktuellen Fortsetzung. Und dabei spricht Zimmermann einmal am Tag ausnahmsweise gaaanz langsam.

Melanie Agne

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Urheberin: Melissa Otto

Karriere 18.04.2024
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Alexander Wietasch ist Geschäftsführer des Familiy-Offices Westminster. Der 34-Jährige ist in Salzgitter aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Sein Weg in die Immobilienwirtschaft war eher ungewöhnlich, denn sein Berufsleben begann mit einer Ausbildung zum Mechatroniker, bevor er sich für ein Studium des Wirtschaftsrechts entschied und in die Branche wechselte. Seine Managementkenntnisse baute er in einem Auslandsjahr in Hongkong auf. In seiner Freizeit betreibt der junge Vater Kickboxen, verbringt Zeit mit seiner Familie und widmet sich seiner Oldtimer-Sammlung.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne mit meiner Familie in einer Doppelhaushälfte in einem sehr schönen Neubaugebiet südlich von Berlin. Nach der Geburt unserer Tochter wollten wir etwas ländlicher und nicht mehr in einer Wohnung leben. Unser Wohnort liegt in der Nähe der A 10, sodass wir eine sehr gute Verkehrsanbindung haben. Momentan wohnen wir noch zur Miete, aber das soll nur eine Übergangslösung sein. Wir haben auf beiden Seiten Fensterfronten. Dadurch fällt viel Licht in die Wohnräume, was ich sehr schätze.

Was muss das perfekte Haus unbedingt haben?

Ein perfektes Haus wäre für mich eine schöne sanierte Altbauvilla in Wasserlage. Das wäre eine Immobilie, in der ich mir vorstellen könnte, alt zu werden.

Haben Sie bei einer Immobilien schon einmal selbst Hand angelegt?

Ja, erstmals als meine Eltern ihr Haus gebaut haben, da habe ich viel mitgeholfen. Im letzten Jahr sollte eine große Anzahl an Wohnungen in einem unserer Objekte umgebaut und vermietet werden. Ich bin zu Beginn des Projekts einen ganzen Tag mit unserem Monteur vor Ort gewesen und habe zusammen mit ihm angepackt. Anfangs wollte er nicht glauben, dass ich es ernst meine. Dass der Chef mit anpackt, hat bei den Mitarbeitern eine große Motivation ausgelöst und wird sehr respektiert. Handwerklich zu arbeiten, bereitet mir großen Spaß, und ich mache zu Hause viel selbst, wenn es die Zeit erlaubt.

Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Mit 14 habe ich schon viele Sachen auf Ebay verkauft. Als ich dann 18 wurde und noch zur Schule ging, habe ich gebrauchte Autos gekauft, sie hergerichtet und wieder verkauft.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienwirtschaft gefunden?

Das war eher Zufall. Ich habe immer in Bereichen mit technischem Bezug gearbeitet. Für mich war klar, dass ich nach meinem MBA in Hongkong im Management arbeiten möchte. Durch Zufall wurde ich auf eine Stelle als Geschäftsführer eines Projektentwicklers in Berlin aufmerksam. Ich habe mich direkt beworben, denn die Stelle passte einfach zu meinem Profil, gefragt waren technische, kaufmännische und juristische Kenntnisse. Mit dem Gesellschafter habe ich mich auf Anhieb sehr gut verstanden, so dass ich bereits von Hongkong aus meinen Arbeitsvertrag unterschreiben und mit der Arbeit beginnen konnte.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Man darf sich von schlechten Nachrichten nicht verunsichern lassen. Ich glaube, dass es wichtig ist, an der eigenen Strategie festzuhalten – unabhängig davon, was die Masse sagt. Man sollte das tun, was man kann und womit man erfolgreich ist. Und wenn man glaubt, dass die Zeit reif ist für einen Schritt, dann sollte man ihn auch gehen, unabhängig davon, wie der Markt gerade tickt. Meiner Erfahrung nach sind schlechte Prognosen oft Übertreibungen. Man malt den Markt für die nächsten zehn Jahre schwarz und später stellt sich heraus, dass es zwar schwierig war, aber nicht so schlimm wie vorhergesagt.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Wir feiern eher im kleinen Kreis oder veranstalten kleinere Events im Unternehmen. Außerdem laden wir unsere Mitarbeiter und Geschäftsfreunde regelmäßig zu den von uns gesponserten Sportevents ein.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Misserfolge gehören genauso zum Geschäft wie Erfolge. Ich lasse mich davon nicht unterkriegen, mache einfach weiter und versuche es so lange, bis es klappt – das ist meine Strategie. Zudem versuche ich aus meinen Fehlern zu lernen, um es beim nächsten Anlauf besser zu machen.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Ich war schon früh unternehmerisch tätig und mir macht es Spaß, Unternehmen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Ich würde in einem anderen Unternehmen die gleiche Position besetzen.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Die Vielseitigkeit! In der Projektentwicklung und im Bestandsmanagement arbeitet man mit ganz unterschiedlichen Partnern zusammen, zum Beispiel aus dem kaufmännischen und dem technischen Bereich. Mir macht es Spaß, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen, vom Mieter über den Architekten bis hin zum Ingenieur. Das macht meinen Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich.

Und was stört Sie an der Branche?

Was mich etwas stört, ist, dass in den Boomjahren einige unprofessionelle Akteure auf den Markt gekommen sind, was dem Ruf der Branche geschadet hat. Aufgrund der niedrigen Zinsen dachten viele, dass sich damit leicht Geld verdienen ließe. Jetzt sehen wir aber das Gegenteil, der Markt konsolidiert sich wieder.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Wenn ich im privaten Umfeld erzähle, dass ich in der Immobilienbranche tätig bin, bekomme ich manchmal die scherzhafte Antwort „Bis vor Kurzem warst du mir noch sympathisch“ oder „Ach, ein Immobilienhai“. Das ist nicht ernst gemeint, aber es spiegelt doch wider, was die Leute oft über Vertreter der Branche denken. Und ja, ich glaube, die Immobilienbranche hat einen zu schlechten Ruf. Das Problem ist, dass dies von einzelnen schwarzen Schafen herrührt, über die jedoch sehr medienwirksam berichtet wird. Die meisten Branchenvertreter bieten gute Immobilien zu fairen Preisen an und bemühen sich um ein gutes Verhältnis zu allen Beteiligten. So ist auch unser Selbstbild.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil…

… weil man in dieser Branche vorankommt, wenn man ehrgeizig ist und zeigt, was in einem steckt. Wichtig ist, dass man seine Leistungsbereitschaft zeigt. Man sagt den jungen Leuten heute nach, dass sie mehr auf ihre Work-Life-Balance achten und nicht mehr so leistungsfähig sind. Dieser Ruf haftet ihnen vielleicht zu Unrecht an, aber ich würde ihnen empfehlen, sich davon abzuheben, indem sie zeigen, was in ihnen steckt.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Ich mag schöne alte Häuser. In Potsdam gibt es viele schöne Altbauten, die mir sehr gut gefallen. Wenn ich mir dort eine Immobilie aussuchen müsste, würde es mir nicht schwerfallen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Was in den 70er Jahren gebaut wurde, finde ich nicht besonders schön. Aber es gibt kein Gebäude, das ich abreißen möchte. Ich finde, alles gehört irgendwie dazu, schließlich können beispielsweise auch DDR-Bauten ihren Reiz haben. Es kommt auf den Kontext an.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Ich weiß, dass es nichts bringt sich aufzuregen, also versuche ich, privat und beruflich in jeder Situation ruhig zu bleiben. Wenn Leute ignorant sind, kann ich mich schon mal aufregen, aber das kommt wirklich selten vor.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Daheim in meinem Garten oder im Urlaub in der Sonne.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was …?

… an eine schöne Bucht in Ägypten mit sehr warmen Badetemperaturen im Dezember. Es war herrlich, wir hatten strahlenden Sonnenschein und konnten einfach nur entspannen.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Ich finde, dass sowohl das Büro als auch das Homeoffice Vorteile haben. Zuhause kann ich in Ruhe Dinge abarbeiten, im Büro bekommt man aber auch Dinge mit, die einem daheim entgehen würden. Deshalb finde ich beides wichtig und nutze auch beides. Wenn ich Termine habe, fahre ich lieber mit dem Auto als mit dem Zug.

Und für welches rein private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für den Sport. Ich versuche, ihn regelmäßig in meinen Alltag zu integrieren, aber zwischen Beruf und Familie kommt er oft zu kurz. Wenn man sich wie ich in einer Kampfsportart verbessern will, muss man sehr regelmäßig trainieren.

Wie und wo gehen Sie gerne aus?

Ich gehe gerne in Potsdam oder in Charlottenburg gut essen oder besuche kulturelle Veranstaltungen, aus dem Club-Alter bin ich mittlerweile raus.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Abend verbringen?

Ich würde Richard Branson gerne einmal treffen, weil ich finde, dass er ein interessanter Unternehmer ist. Ich finde es spannend, wie er seine Unternehmen aufgebaut hat, und denke, dass er mir spannende Anregungen für meine Arbeit geben könnte. Mit ihm würde ich auch gerne einmal für einen Tag tauschen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Ich mag die mediterrane Küche sehr. Da ich schwedische Wurzeln habe, mag ich auch die schwedische Küche sehr gern – da gibt es sehr viel Spannendes mehr als nur Köttbullar. Außerdem habe ich durch meine Frau die osteuropäische Küche für mich entdeckt.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Mit Blick auf Hongkong vermisse ich in Deutschland die Effizienz. Wenn ich die öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin mit denen in Hongkong vergleiche, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Als ich von Hongkong nach Berlin kam und in die U-Bahn gestiegen bin, fiel mir auf, dass wir keinen Internetempfang in der U-Bahn und immer noch Fenster zum Aufklappen haben. Das war ein Gefühl, als sei ich 30 Jahre in die Vergangenheit gereist. In Hongkong ist jede U-Bahn klimatisiert und man hat überall in der U-Bahn einen top Empfang, man kann sich von dort aus problemlos Filme auf dem Handy anschauen.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich würde das Geld lieber spenden, weil es Menschen gibt, die es dringender brauchen als ich.

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

Reuter soll C&W in Deutschland führen

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Quelle: Cushman & Wakefield

Karriere 18.04.2024
Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus ... 

Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus verlassen hat.

Seit Anfang Dezember lässt C&W offen, wer die deutsche Tochter künftig führen wird. Im Winter hieß es auf Anfrage lediglich, Postleb werde "für einen längeren Zeitraum abwesend sein"; Tina Reuter, Head of Asset Services für Europa, solle "in seiner Abwesenheit vorübergehend die Verantwortung für Deutschland übernehmen".

Wie lange Postleb abwesend sein soll und ob er überhaupt wiederkommen wird bzw. wer ihm folgen soll – das sind Fragen, die C&W seit mehr als vier Monaten offen lässt. Ein Vakuum an der Spitze des Unternehmens mit 350 Beschäftigten. Noch wird Postleb auf der Internetseite von C&W als Managing Director Germany und Head of Germany geführt.

Jetzt aber ist aus gut unterrichteten Kreisen zu hören: Reuter wird den Chefposten übernehmen. Noch im April soll der Vertrag mit ihr unterschrieben werden. C&W bleibt dabei wortkarg. "Ich kann dies aktuell nicht kommentieren", sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Auch Reuter selbst wollte gegenüber der IZ keinen Kommentar abgeben.

Reuter ist derzeit als Executive Partner verantwortlich für die Leitung und Entwicklung des Asset-Services-Geschäfts in Europa, über das rund 32 Mio. qm Gewerbefläche verwaltet wird, das 14 Länder abdeckt und mehr als 1.350 Mitarbeiter beschäftigt. Als Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W ist sie zudem mitverantwortlich für die strategische Ausrichtung des Gesamtunternehmens in Europa. Reuter verfügt über mehr als 20 Jahre internationale, bereichsübergreifende Führungserfahrung in der Immobilienbranche. Seit 2013 ist sie für C&W tätig.

Im Februar hatte Reuter der IZ erklärt, sie wolle die Dienste bei C&W bündeln sowie das Angebot breiter und diverser aufstellen. "Neben unserem bisherigen Office-Fokus stärken wir auch die Bereiche Residential, Healthcare und Logistik", sagte sie. "Unser Fokus liegt – als Teil unserer globalen Strategie – auf drei Prioritäten: Stärkung des Kerngeschäfts, effiziente Arbeit und Beratung sowie nachhaltiges, organisches Wachstum." C&W sehe den mittel- und langfristigen Erfolg nicht in der Konzentration auf wenige Bereiche, sondern "in gesamtheitlichen Lösungen".

Mit Alexander von Erdély bei CBRE und Matthias Leube bei Colliers hatten neben Postleb im vergangenen Winter auch zwei andere Topmanager von großen Gewerbemaklern ihre Posten abgegeben.

Peter Dietz

Reingehört: Eine eigene Zone für berufliche Werdegänge

Karriere 18.04.2024
Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit ... 

Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit seinem Berufsweg näher vor.

Im Februar 2024 ging der Podcast Real Estate Lounge Interview Zone an den Start. Dahinter steckt der Gründer der Real Estate Lounge Alexander Schmid, der sich in diesem Format mit seinen Interviewpartnern unterhält über Werdegänge, Stolpersteine und Best-Practice-Beispiele im Berufsleben in der Immobilienwirtschaft. In jeder der bislang vier Folgen bespricht Schmid mit einem Gast neben dessen Lebenslauf auch ein Fokusthema.

So zeichnet sich Gesprächspartner von Folge 1, der Unternehmensberater Robert Hoffmann, dadurch aus, dass er auf Instagram erfolgreich aktiv ist. Er hat innerhalb von knapp sechs Monaten mit seinen Videos 50.000 Follower gewinnen können. Sein Erfolgsrezept: Liefere kontinuierlich Inhalte, die authentisch sind und den Followern einen Mehrwert bieten. Jeden zweiten Tag kreiert Hoffmann nach diesem Rezept einen 90-Sekunden-Spot mit Einblicken in seine Erlebnisse aus der Unternehmensberatung.

In Folge 2 ist Oliver Ritschel zu Gast. Vor etwa vier Jahren hat sich der gelernte Elektroinstallateur mit dem Buero Oliver selbstständig gemacht. Inzwischen hat er drei Mitarbeiter, Tendenz steigend. Aus seiner Zeit als Angestellter weiß Ritschel, dass besonders für Sonderprojekte meist die Zeit fehlt, um das technische Property- und Asset-Management zu koordinieren. Diese Lücke kann er mit seinem Unternehmenskonzept füllen. Mit Schmid spricht er über seinen Weg in die Selbstständigkeit.

Marketingspezialisten, Ingenieurgeologen und als nächstes Sie?

Weitere Gäste in den Folgen 3 und 4 sind Felix Hilt von Brand Estates und Lukas Krödel von HPC. Hilt gibt Auskunft über erfolgreiches Immobilienmarketing, das er mit seiner Agentur betreibt: von der Namensfindung für ein Projekt bis hin zu Influencer-Engagements. Krödel ist für die Umwelt tätig und seines Zeichens mit nur 28 Jahren einer der jüngsten Standortleiter Deutschlands. HPC ist auf Umweltberatung, Infrastrukturplanung und Bodenrecycling spezialisiert. Der studierte Ingenieurgeologe begann vor knapp vier Jahren als Werkstudent bei dem Unternehmen und leitet nun ein eigenes Team in München.

Man darf gespannt sein, wer noch in der Interview Zone zu Gast sein wird. Mit den bisherigen Interviewpartnern stand Schmid durch sein Netzwerkevent-Format Real Estate Lounge bereits in Kontakt. In den Shownotes besteht die Möglichkeit, sich als Gast zu bewerben.

Die Folgen haben mit 30 bis 40 Minuten eine angenehme Länge. Lediglich Intro und Outro wirken leicht überzogen, wenn auch professionell umgesetzt. Angesichts der interessanten Gespräche lässt sich darüber hinweghören. Ein fester Turnus, in dem die Folgen erscheinen, ist anhand der bisherigen Veröffentlichungsdaten noch nicht ablesbar.

Alexandra Stiehl