Was die Corona-Angst mit Firmen und Investoren macht

Karriere 22.05.2020
Die Pandemie und ihre Folgen für das wirtschaftliche und persönliche Leben verunsichern viele Menschen. Wie Manager mit diesen Ängsten umgehen können und sich das auf die Wirtschaft auswirkt, ... 

Die Pandemie und ihre Folgen für das wirtschaftliche und persönliche Leben verunsichern viele Menschen. Wie Manager mit diesen Ängsten umgehen können und sich das auf die Wirtschaft auswirkt, fragte Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli zwei Psychologen.

Führungskräfte-Coaching via Zoom hat in der Corona-Krise zugenommen", weiß Mathias Lohmer, Diplompsychologe und Mitglied der M19-Manufaktur für Organisationsberatung. Da sich Strukturen auf beruflicher wie privater Ebene veränderten, steige in den Chefetagen der Bedarf an Orientierung. Manche Führungskräfte reagierten nach Lohmers Beobachtung auf die Situation mit typischen Angstsymptomen wie Erstarrung, Passivität oder Verstummen. "Es gibt aber auch den Typus des informierenden Führers, der die Emotionen seiner Mitarbeiter ernst nimmt." Ausnahmesituationen wie die die aktuelle Pandemie könnten erfahrungsgemäß das Funktionieren von Organisationen sogar verbessern, weiß Lohmer. "Es kommt zu einem Community-Building, und viele Teams können das Arbeiten im ungewohnten Krisenmodus sogar genießen - es bringt das Beste in ihnen zum Vorschein."

"Wir sehen unmittelbare Auswirkungen der momentanen Stimmung auf die Marktaktivität", beobachtet Savills-CEO Lemli. "Verunsicherung führt zur Zurückhaltung, die Aktivitäten am Investment- und Vermietungsmarkt sind derzeit sehr niedrig und Entscheidungsprozesse werden langsamer."

Im Dialog mit den Kunden ging es nun darum, sich möglichst kreativ auf die neuen Gegebenheiten einzustellen anstatt passiv darauf zu warten, dass der Spuk vorbeigehe. "Wir sprechen mit Eigentümern über Off-market-Ansätze beim Immobilienverkauf und mit Mietern über die Restrukturierung ihrer Verträge. Die Offenheit für Beratung ist derzeit groß." Auch unter den internationalen Investoren spüre man nun mehr Furcht als vor der Krise. "Davon wird Deutschland längerfristig profitieren. Das Land steht im Vergleich zu den europäischen Nachbarn gut da, das wird den Status eines sicheren Hafens stärken."

Corona als ein unterm Strich wohltuender Innovations- und Investitionstreiber für Deutschland also? Nicht ganz, schränkt Bert te Wildt ein. Der Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen rechnet mit einer Zunahme psychischer Krankheiten und von Suchtproblemen, verursacht durch vielfache persönliche Ängste, die die Pandemie ausgelöst bzw. ans Licht gebracht hat. Er rät daher dazu, die Angst-Emotion als Chance für Brüche und Veränderungen zu nutzen. "In die Enge getrieben, sind wir dazu gezwungen, umzudenken und das Bestehende zu hinterfragen."

Monika Leykam

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Savills-Chef Lemli schließt Stuttgarter Büro

Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli sieht trotz der feststehenden Schließung des Stuttgarter Büros "keine Anzeichen für eine Strategieumkehr".

Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli sieht trotz der feststehenden Schließung des Stuttgarter Büros "keine Anzeichen für eine Strategieumkehr".

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 01.12.2020
Savills wird sich aus dem Stuttgarter Markt zurückziehen. Wie aus Marktkreisen verlautet, wird das Maklerhaus diesen kleineren Standort im Laufe des ersten Halbjahrs 2021 vom Netz nehmen. ... 

Savills wird sich aus dem Stuttgarter Markt zurückziehen. Wie aus Marktkreisen verlautet, wird das Maklerhaus diesen kleineren Standort im Laufe des ersten Halbjahrs 2021 vom Netz nehmen. Das vor fünf Jahren eröffnete Stuttgarter Büro soll nicht auf Dauer profitabel gewesen sein.

Das 2015 eröffnete Stuttgarter Büro sei, so heißt es im Markt, in den vergangenen Jahren überwiegend unter den Erwartungen geblieben. Daher habe sich Deutschlandchef Marcus Lemli dazu entschlossen, die dauerhafte Quersubventionierung zu beenden und das Büro im Südwesten zuzumachen. Die Würfel seien gefallen, die Entscheidung unumstößlich. Der Corona-Krise sei dieser Schritt nicht geschuldet. Savills ist in Stuttgart in der Bürovermietung und dem Investmentgeschäft tätig.

Geleitet wird das Stuttgarter Büro von Savills von Frank Urfer. Urfer ist seit 2011 bei Savills und war vorher Director Investment in München. Er hat den Stuttgarter Standort ab 2015 zusammen mit einem kleinen Münchner Savills-Team aufgebaut. Von der anstehenden Schließung sind acht Mitarbeiter betroffen. Diese sollen allerdings nicht alle ihren Job verlieren. Dem einen oder anderen soll eine Alternative an einem anderen Standort angeboten werden. Die Mandate bzw. Kunden, die Savills bislang aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt heraus bearbeitet bzw. betreut, sollen von den entsprechenden Teams in München und Frankfurt übernommen werden.

"Wir sind weiterhin voll auf Expansion programmiert"

Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli hat die Schließung des Stuttgarter Büros auf Anfrage der Immobilien Zeitung bestätigt. "Wir sind weiterhin voll auf Expansion programmiert", charakterisierte Lemli die allgemeine Strategie. "Wir haben mit der Übernahme von Omega Immobilien in diesem Jahr in unser Property- und Facility-Management-Business investiert und wir werden auch weiter Senior-Leute einstellen. Mit Matthias Huss von WeWork haben wir einen Niederlassungsleiter in Hamburg an Bord genommen und in Frankfurt haben wir mit Christian Krieg einen neuen Bürovermietungsleiter von CBRE geholt. Anzeichen für eine Strategieumkehr gibt es bei uns nicht."

Savills ist hierzulande – inklusive Stuttgart – mit acht Büros in den Top-Sieben-Städten vertreten (davon zwei in Köln). Das Unternehmen bietet u.a. Dienstleistungen in den Bereichen Vermietung (Büro, Einzelhandel, Industrie/Logistik), Investment, Gebäudemanagement oder Bewertung an. PM-Mandate betreut Savills von einem halben Dutzend zusätzlicher Projektbüros aus. Das Unternehmen beschäftigt hierzulande mehr als 300 Mitarbeiter, davon etwa ein Drittel im Property- und Facility-Management, der Rest verteilt sich auf Vermietung und Investment. Was den Umsatz angeht, sind die Gewichte anders gelagert: Ungefähr ein Viertel der jährlichen Einnahmen entfällt auf das Immobilienmanagement, während rund drei Viertel aus dem Transaktionsgeschäft kommen.

Harald Thomeczek

Das nächste große Maklerhaus geht in Kurzarbeit

Karriere 30.04.2020
Avison Young und JLL haben es schon getan, BNP Paribas Real Estate und NAI apollo auch: Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Mit Savills reagiert nun der nächste Spieler unter den großen ... 

Avison Young und JLL haben es schon getan, BNP Paribas Real Estate und NAI apollo auch: Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Mit Savills reagiert nun der nächste Spieler unter den großen Gewerbeimmobilienmaklern in Deutschland mit dieser Maßnahme auf die Corona-Krise.

"Wir hatten ein sehr gutes erstes Quartal und haben im April die Lage analysiert, damit die zukünftigen Maßnahmen nicht auf Vermutungen aufbauen", erläutert Marcus Lemli, CEO von Savills in Deutschland und Head of Investment Europe. Die Analyse mit Blick auf Deutschland ist nun abgeschlossen: "Um auf die aktuelle und die zu erwartende Marktentwicklung zu reagieren, haben wir zum 1. Mai Kurzarbeit eingeführt", sagt Lemli.

Von den großen Gewerbemaklerhäusern hierzulande befinden sich damit viele in Kurzarbeit: BNP Paribas Real Estate, JLL, Avison Young oder NAI apollo. Der Hintergrund: Nicht zuletzt auf den Investmentmärkten ist es mit den Verwerfungen durch die politischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Virus ruhiger geworden. Mit der Kontaktsperre sind zudem Besichtigungen oder andere Kundentermine, vor allem mit internationaler Klientel, schwieriger geworden.

Cushman & Wakefield kommt bislang ohne Kurzarbeit aus

Dennoch ausdrücklich nicht in Kurzarbeit gegangen ist bis jetzt Cushman & Wakefield. Bis dato bedeckt hält sich CBRE. Kurzarbeit ist allerdings auch nicht das einzige Mittel der Liquiditätssicherung. Als ein anderes mögliches Instrument gilt z.B. allgemein die Verschiebung von Gehaltserhöhungen oder Bonusauszahlungen.

Details zum Umfang oder zu einer Aufstockung des Kurzarbeitergelds bei Savills nannte Deutschlandchef Lemli nicht. In den anderen Häusern sind je nach Abteilung Reduzierungen der Arbeitszeit um 50% oder 60% nicht unüblich. Manche Abteilungen sind auch ganz davon ausgenommen. Gravierende Unterschiede gibt es dem Hörensagen nach in puncto Auffüllung des Kurzarbeitergelds: Während bestimmte Maklerunternehmen komplett oder zumindest teilweise aufstocken, sichern andere die Liquidität lieber maximal und verzichten auf diese Möglichkeit.

Harald Thomeczek

Makler machen Kurzarbeit

Messestände gehören erstmal der Vergangenheit an.

Messestände gehören erstmal der Vergangenheit an.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 09.04.2020
JLL schickt Teile seiner deutschen Mannschaft im Zuge der Corona-Pandemie in Kurzarbeit. Auch mit Gehaltskürzungen und verschobenen Gehaltserhöhungen versucht das Unternehmen, den ... 

JLL schickt Teile seiner deutschen Mannschaft im Zuge der Corona-Pandemie in Kurzarbeit. Auch mit Gehaltskürzungen und verschobenen Gehaltserhöhungen versucht das Unternehmen, den Auswirkungen der Krise auf der Kostenseite entgegenzusteuern. Auch andere Maklerhäuser reagieren auf die Verunsicherung an den Investment- und Vermietungsmärkten - aber nicht alle.

Bei JLL haben das Global Executive Board um den deutschen CEO Christian Ulbrich und das Global Board of Directors Kürzungen ihrer Grundgehälter für den Rest des laufenden Jahres zugestimmt. Weitere Führungskräfte haben nach Unternehmensangaben ebenfalls zugesagt, auf Teile ihrer Vergütung zu verzichten. In Deutschland und einigen anderen Ländern "ergreift JLL darüber hinaus Vergütungsanpassungen innerhalb der jeweiligen arbeitsrechtlichen Richtlinien", wie die deutsche Kommunikationsabteilung wissen lässt.

Auf Nachfrage präzisiert JLL: "Hierzu zählen z.B. Arbeitszeitverkürzungen in ausgewählten Teilen des Unternehmens und in ausgewogenem Maße unter Inanspruchnahme der jeweiligen staatlichen Programme, gesonderte Urlaubsregelungen und die Verschiebung von Gehaltserhöhungen für höher vergütete Mitarbeiter." In Deutschland beschäftigt der Immobilienmakler und -dienstleister rund 1.400 Menschen, weltweit sind es ca. 93.000.

Auch die deutsche Tochter des kanadischen Maklerhauses Avison Young führt Kurzarbeit ein und kürzt vorübergehend die Gehälter. Damit will das Unternehmen die Jobs der mehr als 60 Beschäftigten hierzulande sichern. Der Mutterkonzern hatte bereits zuvor "Pay Cuts" für Manager und Angestellte angekündigt. Damit sollen Zwangsurlaube und Entlassungen minimiert werden, wie das Unternehmen mitteilte. Medienberichten zufolge sollen die Beschäftigten Abstriche zwischen 10% und 50% hinnehmen. Wie lange die Maßnahme gelten soll, lässt das Management offen. Weltweit hat die Gruppe rund 6.600 Mitarbeiter.

Bei NAI apollo sind "weder Entlassungen noch Gehaltskürzungen geplant", sagt Andreas Wende, Geschäftsführer und Managing Partner der apollo real estate holding. "Kurzarbeit gibt es zwar auch bei uns; es geht um ca. 60% der Arbeitszeit." NAI apollo stockt die Grundgehälter aber im Gegenzug zur Arbeitsverkürzung auf 100% auf: "Wir gleichen den Mitarbeitern die Reduzierung bis auf Weiteres komplett aus. Wir stehen auch in schwierigen Zeiten zu unseren Mitarbeitern!"

Kein Thema ist Kurzarbeit bis dato für Savills Germany. "Wir hatten ein sehr erfolgreiches erstes Quartal; somit sind alle Teams mit der Abarbeitung der Deals gut ausgelastet. Kurzarbeit wurde bei uns aktuell nicht eingeleitet", sagt Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli. Ob diese Maßnahme noch bei Savills in Deutschland eingeführt wird, "hängt von der Entwicklung ab. Wir bewerten wöchentlich die Situation und entscheiden, ob es Veränderungen in unserem Maßnahmenkatalog geben muss oder nicht." Auch von zurückgestellten Gehaltsanhebungen weiß Lemli nichts zu berichten: "Gehaltserhöhungen werden wie geplant durchgeführt."

Cushman & Wakefield (C&W) Germany begegnet der Beruhigung der Immobilieninvestment- und Vermietungsmärkte kommunikativ offensiv. Das Unternehmen gibt bekannt, 2.300 m² Bürofläche im Berliner Neubauprojekt The Westlight gemietet zu haben. Der neue Berlinsitz bietet rund 50% mehr Platz als die beiden bisherigen Berliner Büros. Und den wird C&W auch brauchen, wenn das Maklerhaus seine Pläne für einen mittelfristigen Ausbau der Berliner Mannschaft von aktuell 86 auf dann 100 Köpfe trotz der Corona-Krise umsetzen kann. Der Mietvertrag wurde bereits Ende 2019, vor dem Ausbruch des Coronavirus, unterzeichnet.

Alexander Kropf, Head of Capital Markets Germany und Leiter der Hauptstadtniederlassung, sieht bislang keinen triftigen Grund, ganz grundsätzlich von den gesteckten Wachstumszielen abzurücken: "Das Geld, das überall rausgezogen wurde und jetzt auf der Seitenlinie liegt, muss irgendwann wieder aufs Spielfeld zurück." Er räumt aber ein, sein Rekrutierungsziel für das von ihm geführte bundesweite Investmentteam für das laufende Jahr "hinterfragt" zu haben: "Im Moment sind doch alle mit angezogener Handbremse unterwegs und warten ab, bis sich die Wolken verziehen." Mittelfristig soll der Investmentbereich an allen deutschen Standorten zusammen von zurzeit 55 Kollegen auf 60 bis 70 Leute aufgestockt werden. Wie schnell, hänge vom Verlauf der Krise ab.

Von arbeitsrechtlichen Handlungsmöglichkeiten sieht C&W nach eigenen Angaben bislang ab: "Wir haben zurzeit keine Maßnahmen wie Kurzarbeit oder Ähnliches geplant. Natürlich beobachten wir den Markt und die Entwicklung aber weiterhin sehr genau", teilt Verena Bauer, Head of Marketing & Communication bei C&W in Deutschland, mit. Hierzulande beschäftigt das Unternehmen rund 400 Menschen, weltweit sind es 51.000.

Peter Dietz,Harald Thomeczek