Wer die Wahl hat, hat die Qual

Stellenausschreibungen auf dem IZ-Karriereforum 2015. Die Arbeitgeber kommen aus ihren Unternehmen heraus, um sich mit potenziellen Bewerbern zu treffen.

Stellenausschreibungen auf dem IZ-Karriereforum 2015. Die Arbeitgeber kommen aus ihren Unternehmen heraus, um sich mit potenziellen Bewerbern zu treffen.

Bild: Alexander Sell

Karriere 16.07.2015
Die heutige Generation der Studierenden wird von den Unternehmen umworben. Das hemmt zwar die Sorge vor dem Berufseinstieg, macht aber die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber nicht ... 

Die heutige Generation der Studierenden wird von den Unternehmen umworben. Das hemmt zwar die Sorge vor dem Berufseinstieg, macht aber die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber nicht unbedingt einfacher. Bei ihrer Entscheidung stützen sich die Studierenden vor allem auf die vier Kriterien passendes Tätigkeitsfeld, Karriereperspektiven, positives Unternehmensimage und Standort - weniger auf Gehalt und Arbeitsplatzsicherheit.

Die Signale vom Arbeitsmarkt könnten besser kaum sein. 61% der Immobilienunternehmen wollen bis zum Frühjahr 2016 mehr Mitarbeiter einstellen. Jede dritte offene Stelle soll mit einem Berufseinsteiger besetzt werden. Die durchschnittlichen Einstiegsgehälter liegen auf dem höchsten Niveau seit 2003. Auf Karriere- und Hochschulmessen treten die Unternehmen aktiv auf die Studierenden zu und bieten ihre Direkteinstiegspositionen und Traineeprogramme, nicht selten mit Auslandsstation, feil. Praktika, Werkstudentenplätze, von Unternehmen bereitgestellte Themen für Bachelor- und Masterarbeiten sowie Kaminabende und Unternehmensvorstellungen gehören inzwischen zum guten Ton an quasi jeder Hochschule. Wer vor fünfzehn oder mehr Jahren seinen Hochschulabschluss gemacht hat, reibt sich angesichts dieser Umstände die Augen und versucht sich zu erinnern, wie es früher überhaupt möglich war, die Eintrittspforte ins Berufsleben zu durchschreiten.

Doch die schöne neue Welt bringt ganz eigene Herausforderungen mit sich. Die Umworbenen haben die Qual der Wahl angesichts vieler verlockender Optionen und großer Mobilität. Gleichzeitig sind die Bachelorabsolventen häufig erst Anfang 20. Kennen sie ihre eigenen Bedürfnisse schon gut genug, um mit ihrer Entscheidung glücklich zu sein? Welche Kriterien legen die Studierenden also für die Wahl ihres Wunscharbeitgebers zugrunde? Was lässt einen Top-Arbeitgeber aus der Masse herausstechen?

Am Wichtigsten ist das, was auch am wichtigsten sein sollte: das Tätigkeitsfeld (siehe Grafik "Das Tätigkeitsfeld gibt den Ausschlag"). Wer intensiv studiert hat, will sein Wissen auch in einem passenden Umfeld anwenden. Wer sich für ein spezialisiertes Immobilienstudium und beispielsweise gegen ein allgemeines BWL-Studium in jungen Jahren entschieden hat, dürfte sich für die Immobilie nachhaltig genug interessieren, um dort dann seine Berufschancen auszuloten.

An zweiter Stelle stehen die Karriereperspektiven. Der Wunsch aufzusteigen, seinen eigenen Weg zu machen, ist ein Merkmal der Jugend. Genährt wird diese Zielrichtung nach oben auch von den Hochschulen, die ihre Studierenden mit breitem Rücken in den Ring des Arbeitslebens treten lassen. Manchmal sei das Selbstbewusstsein deutlich größer als die Praxistauglichkeit des neuen Mitarbeiters und die ambitionierten Nachwuchskräfte müssten erst sanft in den Berufsalltag integriert werden, sagen Personalverantwortliche allenthalben.

In einer Welt, in der es von Marken und Logos nur so wimmelt, und selbst als Anti-Marken-Produkte eingeführte Lebensmittel der Kategorie "Die Weißen" oder "Ja!" längst zur Marke geworden sind, werden auch Unternehmen nach ihrem Image ausgewählt. Das ist die drittwichtigste Kategorie, wie die Auswertung zum Top-Arbeitgeberranking bei der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive zeigt. Interessanterweise spielt die positive Wahrnehmumg der Arbeitgebermarke nur eine untergeordnete Rolle (Rang acht von zwölf Kriterien).

Das viertwichtigste Kriterium können die Unternehmen nur bedingt beeinflussen, den Standort. Besonders zieht es die jungen Menschen in Metropolregionen wie das Rhein-Main-Gebiet oder aber nach München, Hamburg, Berlin und Stuttgart.

Auch die Unternehmensgröße ist für die Studierenden entscheidend. Big is beautiful gilt bei der Generation Y nicht, für die Kommunikation, Austausch und ein kollegiales Betriebsklima wichtige Aspekte sind (siehe auch die Zitate von Studierenden in "Erwartungen an die Arbeitgeber"). 38% favorisieren für sich eine Betriebsgröße von elf bis 250 Mitarbeiter. Internationalität des Unternehmens ist ebenfalls ein wichtiges Element, um als Top-Arbeitgeber in die engere Wahl zu kommen. Immerhin können sich fast drei Fünftel der Immobilienstudenten vorstellen, im Ausland zu arbeiten.

Auch wenn Themen wie Work-Life-Balance oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei den künftigen Absolventen kaum eine Rolle bei der Wahl des Top-Arbeitgebers spielen, so gibt es dennoch deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede (siehe Grafik "JLL liegt bei Männern und Frauen vorn") bei der Bewertung der Arbeitgeber. Während JLL und Bilfinger von Männern und Frauen gleichermaßen als Top-Arbeitgeber eingestuft werden, sieht es bei Drees & Sommer sowie CBRE anders aus: CBRE wurde von deutlich mehr Männern als Frauen als Top-Arbeitgeber eingestuft, hingegen erhielt Drees & Sommer seine Punkte stärker von Frauen. Auch Cushman & Wakefield kann vor allem beim weiblichen Geschlecht punkten.

Interessanterweise gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Anforderungen an Arbeitgeber im Allgemeinen, die die Studierenden stellen, und den Anforderungen an Top-Arbeitgeber im Speziellen. Die beiden Kriterien "finanzielle Aspekte" und "ein sicherer Arbeitsplatz" rangieren bei den Top-Arbeitgebern eher auf den hinteren Rängen (Rang sieben und zehn von zwölf), während bei den Anforderungen an Arbeitgeber im Allgemeinen finanzielle Aspekte und ein sicherer Arbeitsplatz Rang drei und vier nach Aufstiegsoptionen und Weiterbildungsangeboten belegen. Offenbar ist das Vertrauen in einen Top-Arbeitgeber höher, sodass diese beiden Kategorien als gegeben angesehen werden.

Sonja Smalian

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