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Anschreiben verlieren an Bedeutung

Das Anschreiben ist für viele Bewerber ein Graus. Manch ein Unternehmen versucht, darauf zu verzichten. Ob das sinnvoll ist, bezweifeln andere.

Das Anschreiben ist für viele Bewerber ein Graus. Manch ein Unternehmen versucht, darauf zu verzichten. Ob das sinnvoll ist, bezweifeln andere.

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Karriere 02.08.2018
Die Deutsche Bahn tut es, manche Immobilienfirmen ebenso: Sie setzen die Hürden im Bewerbungsprozess bewusst niedrig, um Personal zu akquirieren. Dabei bleibt das Anschreiben oftmals auf ... 

Die Deutsche Bahn tut es, manche Immobilienfirmen ebenso: Sie setzen die Hürden im Bewerbungsprozess bewusst niedrig, um Personal zu akquirieren. Dabei bleibt das Anschreiben oftmals auf der Strecke. Ein Personalberater hält davon wenig. Das mache den Prozess ineffizient, sagt er.

Die Deutsche Bahn hat vor kurzem medienwirksam verlauten lassen: Wir wollen bei Bewerbungen um die Ausbildungsplätze ab 2019 auf ein Anschreiben verzichten. Mit diesem Experiment reagiert das Unternehmen auf den erhöhten Personalbedarf, der sich aus einer absehbaren Pensionierungswelle ergibt. Den Bewerbern soll es damit so einfach wie möglich gemacht werden, sich bei der Bahn zu bewerben, erklärt Bahn-Personalerin Carola Hennemann.

Damit befindet sich die Bahn zurzeit in einer ähnlichen Lage wie viele Immobilienunternehmen. Sie suchen ebenfalls händeringend nach Personal. Für manche ist es dann folgerichtig, die Hürde für Interessenten im Bewerbungsprozess möglichst niedrig zu halten. So gibt sich beispielsweise Piepenbrock Facility Management in Bezug auf die Bewerbung um Stellen wie in der Gebäudereinigung, im technischen Bereich, im Segment Sicherheit oder bei Gärtnerarbeiten recht anspruchslos. Interessenten können sich per Onlineformular ans Unternehmen wenden. "Hier sind nur Angaben zur Person, den möglichen Arbeitszeiten, dem Einsatzort sowie die Adressdaten erforderlich", teilt ein Sprecher mit. Die üblichen Bewerbungsunterlagen können, müssen aber nicht angefügt werden. Ein kompletter Verzicht auf ein Anschreiben wäre künftig durchaus denkbar. Ausnahmen sind Stellen mit erforderlichen Qualifikationsnachweisen. Im zweiten Schritt der Bewerbung nimmt Piepenbrock dann Kontakt zum Bewerber auf. Das kann ein ausführliches Telefonat oder gleich die Einladung zum Vorstellungsgespräch sein. Dort werden dann die weiteren Informationen abgefragt, die für die offene Stelle relevant sind.

Mit diesem Vorgehen will Piepenbrock auch Medienbrüche vermeiden. "Wenn beispielsweise der Bewerbungsvorgang am Upload des Anschreibens im pdf-Format vom Handy aus scheitert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Bewerber keinen zweiten Versuch unternimmt", erklärt der Sprecher.

Das Handy scheint in der FM-Branche ein durchaus gängiges Medium bei der Bewerbung zu sein. Nicht umsonst hat Bayern Facility Management im Frühjahr eine Recruiting-App zum Laufen gebracht. Zunächst wird den Bewerbern ein Unternehmensvideo gezeigt. "Dabei stellen wir uns als Unternehmen vor und zeigen, welche Berufsbilder es bei uns gibt", erklärt Cristina Muderlak, Projektverantwortliche fürs "Employer Branding" bei Bayern FM. Das macht vor allem deswegen Sinn, weil sich die App nicht auf konkret ausgeschriebene Stellen bezieht, sondern als ständig verfügbarer Kanal funktioniert. Anschließend dürfen die Bewerber drei Fragen zur eigenen Motivation per Selfievideo beantworten.

Die App erfülle das, was ein Anschreiben leiste, sagt Muderlak. "Man bekommt darüber ein Gefühl dafür, wer sich dort bewirbt." Im anschließenden Telefonat werden dann Fragen zur Motivation des Bewerbers gestellt. "Und dabei habe ich eine Tonspur", betont Muderlak. Die gebe deutlich mehr zur Person preis als ein ausformuliertes Anschreiben. Auch das Ausmaß an Deutschkenntnissen offenbare sich da bereits.

Nach dem ersten Bekanntwerden der App hat es über diesen Weg etwa 30 Bewerbungen bei Bayern FM gegeben. Aktuell ist die Android-Version fertig geworden, sodass Muderlak mit noch höherer Resonanz rechnet.

Auf den persönlichen Eindruck legen auch die Immobilienberater von Colliers International besonderen Wert. "Generell gilt es, die richtige Person mit den passenden Fähigkeiten im Unternehmen zu platzieren", sagt Carsten Liede, Head of Human Resources. "Zum Teil ergeben sich die ersten Gespräche ganz ohne Unterlagen über den persönlichen Kontakt zum Kandidaten oder Empfehlungen." Das gelte insbesondere bei der Besetzung offener Stellen, die mindestens eine dreijährige Berufserfahrung im Bereich Immobilienberatung voraussetzen. In anderen Fällen hält Liede angesichts des heutigen Fachkräftemangels zumindest das Anschreiben für verzichtbar. Der Lebenslauf ist es, den er als "das zentrale Dokument" bezeichnet.

Eine schlankere Bewerbung kommt derweil für den Kölner Wohnungsmakler Roland Kampmeyer nicht infrage. Im Gegenteil. Er sagt sich, dass ein qualifizierter Mitarbeiter, wie er ihn sucht, beispielsweise auch in der Lage sein sollte, seine komplette Bewerbung in eine einzige pdf-Datei zu packen. Auf ein Anschreiben will er dabei ungern verzichten. "Ja, es ist alles nicht so recht glaubwürdig, was da steht", gibt er zu. "Aber an einem Anschreiben erkennt man bereits eine gewisse Kreativität." Über Videotelefonate und mehrere Gespräche im Büro macht sich Kampmeyer dann ein genaueres Bild des Kandidaten.

Kampmeyer findet in Thomas Flohr, Managing Partner bei Bernd Heuer Karriere, einen Mitstreiter für das Anschreiben, gerade, aber nicht nur bei Führungspositionen. "Wer sich über den Lebenslauf für eine Stelle qualifiziert, für den sollte auch ein Anschreiben keine große Hürde sein." Er betont darüber hinaus die Kernaufgabe dieses Dokuments. Erst wenn sich ein Interessent eingehend mit dem Unternehmen, der ausgeschriebenen Stelle und seinen individuellen Stärken und Schwächen auseinandergesetzt habe und prägnant auf den Punkt bringt, wieso das alles so gut zusammenpasst, kann der Arbeitgeber davon ausgehen, dass der Bewerber bereit ist für den Job. "Und dass die Bewerbung keine Postwurfsendung ist."

Dieser wichtige Schritt der Reflexion ziehe sich später durch das gesamte Bewerbungsverfahren, berichtet Flohr aus seiner Erfahrung. Der Kandidat gehe gut vorbereitet in die Gespräche. Deswegen sei das Anschreiben auch vom Vorstands- bis zum Juniorposten eine gute Lösung.

Auf das Anschreiben zu verzichten, mache das Verfahren indes "komplett ineffizient". Denn es müssten andere Wege gesucht werden, die Motivation des Bewerbers zu erfragen. Telefonate, die sich einer Kurzbewerbung anschließen, sind nicht zu empfehlen. Das raube Zeit, binde Personal und koste Geld.

Anke Pipke

BayernFM wirft die Fangnetze mit Recruiting App aus

Karriere 22.03.2018
Die BayernLB-Tochter BayernFM hat eine App zur Rekrutierung vor allem junger Mitarbeiter entwickelt. Der Testlauf auf einer Jobmesse soll erfolgreich verlaufen sein. ... 

Die BayernLB-Tochter BayernFM hat eine App zur Rekrutierung vor allem junger Mitarbeiter entwickelt. Der Testlauf auf einer Jobmesse soll erfolgreich verlaufen sein.

Damit möglichst viele Bewerber bei dem Facility-Management-Dienstleister vorstellig werden und dieser also aus dem Vollen schöpfen kann, müssen Interessenten für den Erstkontakt keine Unterlagen mehr zusammenstellen und ein Bewerbungsfoto von sich schießen lassen. Die App stellt ihnen - nachdem ein kurzer Introfilm über das Unternehmen BayernFM abgespielt wurde - vielmehr lediglich drei Fragen, z.B.: Was macht eine gute Führungskraft für dich aus? Diese drei Fragen, die einem Pool von insgesamt 15 Fragen entstammen, beantworten die Bewerber mit Selfie-Videos, die sie auch völlig unkommentiert an BayernFM schicken können. Der Bewerbungsprozess soll in diesem Stadium nicht länger als fünf Minuten dauern.

Die Personaler sollen mithilfe der Videos schon früh einen ersten persönlichen Eindruck vom Bewerber erhalten. Gefällt ihnen, was sie sehen, laden sie diesen zu einem Telefoninterview ein. Bestätigt sich der gute erste Eindruck, wird die Person zum klassischen Vorstellungsgespräch eingeladen, zu dem sich dann auch schon der jeweilige Bereichsleiter einfindet. Bis dahin wollen die Verantwortlichen dann auch Zeugnisse und dergleichen vom Kandidaten gesehen haben.

Stellenanzeigen mit QR-Code für die App

Bewerbungen über die Recruiting App können sowohl initiativ als auch auf eine Stellenanzeige hin erfolgen. Jobannoncen stattet BayernFM jetzt immer mit einem QR-Code aus, der zu der App führt. Letztlich geht es darum, abzuchecken, ob ein möglicher Praktikant, Werkstudent, Azubi oder Berufseinsteiger die nötige Kundenaffinität mitbringt, die ein FM-Dienstleister benötige.

Erste Erfolge will der FM-Anbieter bereits verbucht haben: Nach der jüngsten Praktikums- und Ausbildungsmesse der Handwerkskammer München (Meet your Job) Ende Februar, auf der die Recruiting App vorgestellt und beworben wurde, sollen bereits 40 Videos von jungen Menschen eingegangen sein. Im Vorjahr erhielt das Unternehmen lediglich eine Bewerbung im Anschluss an diese Jobbörse.

Gimmick für Spielefans

Die App namens BFM Casting kann im App Store von Apple heruntergeladen werden. An einer Android-Version wird noch gebastelt. Um den Anreiz zu erhöhen, die App herunterzuladen, "ist für spieleorientierte Handynutzer zusätzlich ein kostenloses Gimmick eingebaut".

Harald Thomeczek

"Die Karriere kommt von allein, wenn ..."

In diesem Jahr fand die Jobcorner während des Career Day am dritten Messetag außerhalb des Planning & Partnerships Forum statt, sodass die Gespräche in ruhigerem Rahmen stattfinden konnten als in den Jahren zuvor.

In diesem Jahr fand die Jobcorner während des Career Day am dritten Messetag außerhalb des Planning & Partnerships Forum statt, sodass die Gespräche in ruhigerem Rahmen stattfinden konnten als in den Jahren zuvor.

Bild: sma

Karriere 18.10.2012
Einmal im Jahr trifft sich die Immobilienwelt in München. Für Berufsein- und -aufsteiger bietet die Expo Real viele Chancen, um mit Immobilienprofis auf Tuchfühlung zu gehen - und sich zu ... 

Einmal im Jahr trifft sich die Immobilienwelt in München. Für Berufsein- und -aufsteiger bietet die Expo Real viele Chancen, um mit Immobilienprofis auf Tuchfühlung zu gehen - und sich zu präsentieren. Nach den verhalteneren Nachkrisenjahren war das Thema Karriere wieder auf zahlreichen Podien präsent und der Nachwuchs erhielt viele Karrieretipps.

Der Fachkräftemangel und das immer noch nicht so ausgeprägte Employer Branding der Immobilienwirtschaft als Arbeitgeber war auch Thema auf der größten Branchenmesse in Deutschland: "Wenn wir die jungen Leute erst einmal abgefischt haben, dann hat die Immobilienbranche viel für sie zu bieten", sagte Jürgen Feindt, Director HR bei ECE Projektmanagement auf einer Podiumsdiskussion. Doch um noch mehr junge Menschen überhaupt auf die Immobilienwirtschaft als Arbeitgeber aufmerksam zu machen, bedürfe es verstärkter Aktivitäten, so Feindt weiter. Feindt, der Mitglied im Ausschuss Bildung und Forschung beim Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) ist, sprach sich für eine engere Zusammenarbeit der Verbände bei diesem Thema sowie eine zielgruppenspezifische Kommunikation mit jungen Berufseinsteigern aus.

Auch wenn die Branche insgesamt noch mehr Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam machen kann - den Weg nach München waren auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Immo-Studenten angetreten, um Kontakt zu den Branchenvertretern aufzunehmen. Podiumsdiskussionen, Vorträge, Gettogethers und nicht zuletzt Gespräche an den Ständen boten reichlich Möglichkeiten zum Networking.

Auf der Expo Real waren auch 30 Mitglieder der an der TU Darmstadt gegründeten Studenten- und Alumni-Vereinigung WiBi-NET. Bereits auf der Zugfahrt nach München konnten sich die Studenten und Absolventen überwiegend aus der Studienrichtung Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Bau über Einstiegsmöglichkeiten bei der Deutschen Bahn informieren. Im Waggon fuhren DB-Vertreter mit, die das Unternehmen vorstellten und Übungen anleiteten. Der Verein hatte anlässlich seines fünfjährigen Bestehens ein zweitägiges Expo-Programm mit Unterstützung verschiedener Sponsoren zusammengestellt. Dazu zählte u.a. ein Besuch des BMW-Werks bzw. der BMW-Welt, ein Vortrag des FM-Dienstleisters BayernFM sowie eine Podiumsdiskussion auf der Messe, wie WiBiNET-Vorstand Steffen Skopp erzählt.

Karrieretipps von den Profis

In der WiBiNET-Diskussionsrunde ermahnte Thomas Flohr, Geschäftsführer von Bernd Heuer & Partner Human Resources, den Nachwuchs nachdrücklich, bei der Wahl des Arbeitgebers nicht nur auf das Geld zu achten. Und Dierk Mutschler, Mitglied im Vorstand von Drees & Sommer, lud die jungen Leute mehrfach ein, sich selbst ein Bild von der Arbeitssituation bei Drees & Sommer zu machen und sich dort für ein Praktikum zu bewerben. Während auf der einen Seite der Messe über Formen der Anwerbung diskutiert wurde, wurde sie an anderer Stelle gleich aktiv praktiziert. Mut machte Jörg von Ditfuhrt, Partner Real Estate Consulting bei Deloitte, dem Nachwuchs: "Die Karriere kommt von alleine, wenn sie Kompetenz mitbringen."

Viele Karrieretipps gab es auch auf dem Career Day, der traditionell am letzten Messetag stattfand und wie immer nicht nur den Nachwuchs ins Planning & Partnerships Forum lockte, sondern auch so manchen älteren Beschäftigten. Dort wurde u.a. die Frage erörtert, wie wichtig Fremdsprachenkenntnisse und Auslandserfahrung sind. Immerhin kann sich jeder zweite Student immobilienwirtschaftlicher Fächer eine Auslandstätigkeit vorstellen, wie die diesjährige Umfrage zur IZ-Joboffensive unter 714 Studenten zeigte. Englisch gehöre denn auch bei Jones Lang LaSalle 100% dazu, wie Peter Wallner, COO von Jones Lang LaSalle Germany, betonte. Michael Hübener, Personalleiter von Drees & Sommer, gab jedoch zu Bedenken, dass der Wunsch, international zu arbeiten, und es tatsächlich zu tun, ein großer Unterschied sei. Wer das wirklich wolle, dürfe nicht als erstes seinen Personaler nach den Heimatflügen fragen.

Sonja Smalian