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Von Krisenmodus noch keine Spur

Guter Dinge gaben sich auf dem IZ-Karriereforum im Mai Johannes Schlosser (Mitte), Patrick Zauner (rechts) und Jan Gatter von LBBW Immobilien.

Guter Dinge gaben sich auf dem IZ-Karriereforum im Mai Johannes Schlosser (Mitte), Patrick Zauner (rechts) und Jan Gatter von LBBW Immobilien.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Harald Thomeczek

Karriere 17.06.2022
Die Projektentwickler – und unter ihnen vor allem die Wohnungsentwickler – werden zurzeit gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, ... 

Die Projektentwickler – und unter ihnen vor allem die Wohnungsentwickler – werden zurzeit gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, gestiegene Baupreise und höhere Energiekosten, Inflation und Zinswende, sinkende Nachfrage, Verkaufspreise und Margen unter Druck, ESG-Anforderungen obendrauf. Da liegt die Vermutung nicht fern, dass die Entwickler in dieser Gemengelage beim Personal auf die Bremse treten. Doch weit gefehlt: Noch ist von Krisenmodus keine Spur. Das kann sich jedoch ändern.

Als die Münchner Personalberaterin Sabine Märten vor rund anderthalb Monaten von einem renommierten Projektentwickler mit der Besetzung der Niederlassungsleitung in der bayerischen Landeshauptstadt beauftragt wurde, vermutete sie Bewegung im Markt der Bewerber. Doch sie wurde eines Besseren belehrt, nachdem sie 80 Zielfirmen identifiziert und 50 bis 60 Kandidaten angesprochen hatte. "Fast alle von mir kontaktierten Kandidaten fühlen sich bei ihren Arbeitgebern sehr wohl – von Krisenmodus oder Plan B überlegen noch keine Spur. Im Gegenteil, die Mehrzahl der Unternehmen sucht selbst noch Projektentwickler", klagt Märten von der Schwere ihrer Aufgabe.

Johann Pardun, Senior-Berater bei Westwind Real Estate Executive Search aus Berlin, kann Märten nur zustimmen: "Wir erhalten viele Aufträge und Anfragen; es kommen auch weitere Unternehmen auf den Markt, die Projektleiter suchen. Die Nachfrage bleibt daher auf dem gleichen hohen Niveau wie 2021", resümiert Pardun, der bundesweit Positionen besetzt.

Die Entwickler stellen weiter ein, bleiben aber wachsam

Die von der Immobilien Zeitung befragten Projektentwickler und Bauträger bestätigen den Eindruck, der sich in Gesprächen mit den Headhuntern aufdrängt, ob Ten Brinke und Bonava, BPD und Pandion, Trei Real Estate, Instone oder LBBW Immobilien Development: Sie alle wollen laufende Vorhaben mit unverminderter Kraft vorantreiben und weiter kräftig Leute einstellen. Allerdings wollten nicht alle befragten Developer die Fragen rund ums Thema Krise und Personal beantworten. Das mag daran liegen, dass sie sich in unsicheren Zeiten nicht festlegen wollen.

Ten Brinke sucht wie eh und je Architekten, Bau- und Projektleiter, Vertriebler sowie Kollegen für das Controlling oder die Finanzabteilung. Bei Neueinstellungen seien derzeit keine Befristungen geplant, die über das übliche Maß an befristeten Verträgen hinausgingen, betont Deutschlandgeschäftsführer Jens Wantia, Geschäftsführer von Ten Brinke Projektentwicklung. Doch in Wantias Worte mischen sich Molltöne: "Unbestritten ist, dass steigende Zinsen, Verbraucherkosten und steigende Baupreise zulasten der Marge eines Projektentwicklers gehen und das Risiko von Projektentwicklungen in der Regel erhöhen." Ten Brinke beobachte das Geschehen "aufmerksam" und werde Planungen "gegebenenfalls" überarbeiten.

Alexander Heinzmann, Sprecher der deutschen Geschäftsführung von BPD, betont ebenfalls: "Wir werden weiterhin vakante Stellen besetzen." Dank der Zugehörigkeit zur niederländischen Rabobank seien die laufenden Projekte "durchfinanziert". Heinzmann verhehlt aber auch nicht: "Bei Neueinstellungen fahren wir auf Sicht." Auch der Bauträger Bonava stellt seine Grundaussage – offene Stellen sollen weiter besetzt werden – unter einen Vorbehalt: "Wir schauen uns sehr genau an, welche Auswirkungen die Marktsituation auf unsere Projekte hat, und treffen dann Entscheidungen."

Einen kleinen Nachfragerückgang fände Personalberater Pardun verkraftbar: "Wir kommen von einem sehr hohen Level an Nachfrage – bei einem überschaubaren Angebot. Sie werden in Deutschland vielleicht 10.000 Bauleiter finden, aber sicher keine 10.000 Projektleiter", die das Anforderungsprofil erfüllen, sprich: eine Mischung aus Fach- und Führungskraft darstellen und Kaufmanns- und Technikergene vereinen. Sollte die Nachfrage etwas zurückgehen, würde sie sich "immer noch auf einem hohen Niveau befinden", auch gemessen am überschaubaren Angebot.

Headhunterin Märten hat sich sagen lassen, dass die Wohnungsentwickler in und um München sich mehr oder minder einen Stopp bei den Grundstücksankäufen verordnet haben. Die Antikrisenstimmung überrascht die Personalberaterin trotzdem nicht. Sie erklärt sich das Desinteresse an der von ihr lancierten Jobofferte so: Die Bauträger hätten sich schon "mit Grundstücken vollgesaugt", lange bevor Wolken über dem Entwicklerhimmel aufzogen, und die Finanzierung für die meisten laufenden Projekte stehe längst. Auch ohne zusätzliche Grundstücksankäufe hätten die Entwickler damit genug Arbeit für die nächsten zwei, drei oder vier Jahre. Hinzu komme, dass "alles 20%, 30% mehr Zeit kostet", gerade weil das Entwicklerrisiko zurückgekehrt sei. Da seien erfahrene Kaufleute und Techniker noch wichtiger als vor der Krise.

Das gilt wahrscheinlich auch für Instone. Der Bauträger hat seine Umsatzerwartung fürs laufende Jahr jüngst wegen Materialengpässen, sprunghaft gestiegener Baukosten und der Bauzinswende gekappt. Viele Reservierungen seien zurückgezogen worden, berichtete der Vorstand bei einem Earnings Call. Schlimmstenfalls 200 Mio. Euro Umsatz könnte das den Projektentwickler kosten – bei einer Prognose von 900 Mio. bis 1 Mrd. Euro an Erlösen also 20% oder mehr des Umsatzes. Doch auch Instone tritt nicht auf die Personalbremse: "Wir gehen von einem mittelfristig deutlich steigenden Umsatzvolumen aus", betont Instone-Sprecher Jens Herrmann auf Anfrage und stellt klar: "Dafür müssen wir die Voraussetzungen durch den notwendigen Aufbau von Personalkapazitäten schaffen. Wir stellen weiter ein."

"Wir sehen mittelfristig Chancen auf erfahrene potenzielle Mitarbeiter"

Vom Krisenmodus weit entfernt zeigten sich auch hochrangige Vertreter von LBBW Immobilien Development auf dem von der Immobilien Zeitung ausgerichteten Karriereforum Ende Mai in Frankfurt. "Wir stellen weiter ein", lautet der Tenor der Aussagen von Geschäftsführer Johannes Schlosser, Patrick Zauner (Niederlassungsleiter Frankfurt) und Jan Gatter, Konzernpersonalleiter bei LBBW Immobilien. Erleichterungen bei der Personalakquise können auch die drei Herren von der Immobilientochter der Landesbank Baden-Württemberg nicht feststellen: "Aktuell ist es noch ein Bewerbermarkt."

Pandion-Chef Reinhold Knodel ist der Nächste im Bunde, der "weiterhin ganz normal einstellt, und dies auch mit unveränderten Vertragsmodellen". Der Personalbedarf sei in allen Bereichen "unverändert bzw. mit zunehmendem Geschäftsvolumen steigend". All den vielfältigen Herausforderungen zum Trotz will Knodel die Projektpipeline "moderat" ausbauen. Chancen sieht der Pandion-Chef gerade jetzt vermehrt, weil "andere Marktteilnehmer weniger solide gewirtschaftet haben als wir und jetzt entsprechend unter Druck geraten".

Bonava glaubt ebenfalls, als Gewinner aus der Krise hervorzugehen. Der Bauträger hofft nicht nur auf eine "Normalisierung" der Grundstückspreise, sondern auch darauf, dass "mittelfristig gut ausgebildete und erfahrene potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung stehen werden". Die Krise weckt auch bei Ten-Brinke-Geschäftsführer Wantia Hoffnungen: "Unserer Einschätzung nach wird eine große Vielzahl an Projekten nicht realisiert werden können oder zumindest zurückgestellt werden." Und da, so ist Wantias Aussage zu verstehen, würde Ten Brinke dann eventuell selbst gern in die Bresche springen.

Pepijn Morshuis, CEO der Tengelmann-Tochter Trei Real Estate, bremst: "Die Chancen, die wir alle gerne sehen würden, sind noch nicht da. Es ist dafür noch viel zu früh." Aktuell sei kein Entwickler gezwungen, Notverkäufe vorzunehmen oder Personal zu reduzieren, konstatiert der Trei-Chef. "Dafür dauert die Krise bislang einfach viel zu kurz. Haben wir in zwölf Monaten eine vergleichbare Situation, wird sich das ändern."

Eine gewisse Anspannung ist den Entwicklern anzuhören, dramatisch scheint die Lage nicht zu sein, erst recht nicht auf der Personalseite. Das Haltbarkeitsdatum dieser Aussage ist allerdings nicht unendlich: "Wie sich der Markt mit Blick auf den Herbst entwickeln wird, ist natürlich schwer vorausschaubar", gibt Personalberater Pardun zu bedenken. "Verschiedene Faktoren wie eine mögliche nächste Corona-Welle, Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg, steigende Zinsanforderungen, Inflation und Energiekosten oder auch Maßnahmen in der Baupolitik können einen ohnehin schon angespannten Markt negativ eskalieren lassen."

Noch können sich Fachkräfte kaum vor Jobofferten retten. Nach den Erfahrungen von Personalberaterin Märten haben die Gehälter für Projektentwickler in der bajuwarischen Landeshauptstadt in den vergangenen zwei, drei Jahren kräftig angezogen, im Schnitt um 30% bis 40%, schätzt Märten. "Es haben sich Projektboni durchgesetzt, die auch auf Expertenebene bei kleineren, inhabergeführten Projektentwicklern siebenstellig werden können." Solche prozentualen Beteiligungen am Projektgewinn verteilen sich allerdings auf drei bis fünf Jahre.

Das Gros der kaufmännischen bzw. technischen Senior-Projektentwickler kommt inklusive Projektboni auf 140.000 bis 200.000 Euro Bruttojahresgehalt, überschlägt Köpfejägerin Märten am Beispiel München – "teilweise aber auch wesentlich mehr". Erfahrene Niederlassungsleiter lägen bei 220.000 bis 300.000 Euro. Sprünge machen aber nicht nur Wechsler: Um sich vor Abwerbung zu schützen und ihre Leute zum Bleiben zu bewegen, haben zwei, drei Entwickler, die Märten bekannt sind, "die Bestandsgehälter pauschal um 20%, 30% angehoben".

Harald Thomeczek

Die mutigen Personaler trotzen dem Sturm

Solide Arbeitgeber knicken auch bei Gegenwind nicht so schnell ein.

Solide Arbeitgeber knicken auch bei Gegenwind nicht so schnell ein.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Nomad_Soul

Karriere 16.04.2020
Die Jobmaschine in der Immobilienbranche lief auf Hochtouren, als der Corona-Shutdown in vielen Unternehmen für eine Vollbremsung sorgte. Mancher hat den ersten Schock offenbar ... 

Die Jobmaschine in der Immobilienbranche lief auf Hochtouren, als der Corona-Shutdown in vielen Unternehmen für eine Vollbremsung sorgte. Mancher hat den ersten Schock offenbar überwunden: Die besonnenen, aber mutigen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehen Chancen - und wollen sie beim Schopfe packen.

Die Corona-Krise traf den Jobmarkt der Immobilienwirtschaft in voller Fahrt und warf ihn aus der Bahn. Die Immobilienunternehmen arbeiteten an ihren Kapazitätsgrenzen und fanden nicht so schnell Mitarbeiter, wie sie Aufträge an Land zogen. "Das erste Quartal 2020 war das stärkste, das wir bei Bernd Heuer Karriere je hatten", sagt Inga Beyler, Managing Partner der Düsseldorfer Personalberatung. Das Unternehmen besetzt schon seit rund 45 Jahren Jobs in der Branche.

Als die Kontakteinschränkung das öffentliche und geschäftliche Leben in Deutschland Mitte März praktisch zum Erliegen brachte, fielen etliche Unternehmen, vor allem aus der Gewerbeimmobilienwelt, in eine Schockstarre. Die Absicherung des Status quo hatte plötzlich oberste Priorität. Maklerhäuser schickten ihre Leute nicht nur in Kurzarbeit, sondern kündigten zudem Entlassungen an.

"Aus der Finanzkrise gelernt, sofort auf die Bremse zu treten"

Wer nicht die Notbremse zog, drückte im Recruiting zumindest die Stopptaste. So hielten es Schwergewichte wie ECE und Drees & Sommer, die umgehend ankündigten, nahezu alle Neueinstellungen auf später verschieben zu wollen. "Viele haben noch die Finanzkrise vor Augen. Aus dieser Erfahrung haben sie gelernt, nicht zu zögern, sondern sofort auf die Bremse zu treten", analysiert Personalberaterin Sabine Märten.

In die Eisen gestiegen ist auch so mancher Fonds-, Asset- oder Investmentmanager, der in seinen Entscheidungen vom Plazet institutioneller Investoren abhängig ist - und von denen üben sich nicht wenige in Zurückhaltung. Käufer wie Verkäufer spielen lieber auf Zeit. Die einen, weil sie auf Preisnachlässe spitzen, die anderen, weil sie darauf hoffen, dass es doch nicht ganz so schlimm kommt. Auf dem Büro- und dem Coworkingmarkt geht nur noch wenig, von Handel und Hotellerie ganz zu schweigen.

"Auftragseingang kaum abzuschätzen"

Die Assetklasse Healthcare wird zu den Krisengewinnern gezählt. Schließlich sollte die gewachsene Bedeutung des Gesundheitswesens auf die Cashflows von Gesundheitsimmobilien durchschlagen. Trotzdem regiert auch hier die Vorsicht: "Solange der weitere Verlauf der Krise und insbesondere des Shutdowns nicht abzusehen ist, macht es aus unserer Sicht keinen Sinn, neue Jobs auszuschreiben", sagt Jochen Zeeh, Geschäftsführer der auf Sozialimmobilien spezialisierten Firma ImmoTiss care. Der Auftragseingang der nächsten Wochen und Monate sei ja kaum abzuschätzen.

So viel Vorsicht allerorten auch waltet, vor allem bei denen, deren Geschäftsmodelle gerade wackeln: Es kehrt langsam etwas Leben in den Jobmarkt zurück. Die Mutigen und die, die es sich leisten können, sehen Chancen und wollen sie nutzen. "Die Schockstarre löst sich langsam", sagt Beyler. Die Headhunterin freut sich über Neugeschäft, beispielsweise einen großen Auftrag im Bereich Wohnen. "Da geht es um acht Positionen inklusive zwei Geschäftsführern. Das Unternehmen will weiter ankaufen und seine Bestände ausbauen", berichtet Beyler. Neue Mandate kamen auch von institutionellen Investoren. "Wegen der Volatilität am Aktienmarkt bauen sie verstärkt eigene Immobilienteams auf, weil sie Immobilien als sicherer betrachten."

Wer es sich leisten kann, geht wieder auf Köpfejagd

Märten fallen noch ein paar weitere Kundentypen ein, die sich vom Coronavirus keinen Strich durch die Rechnung machen lassen wollen. "Ich habe diese Woche einen Anruf von einem Family-Office mit Besetzungsbedarf erhalten", erzählt Märten. Freiere Hand hätten auch inhabergeführte Bestandshalter, die über viel Liquidität verfügen. Die müssen sich nämlich, wenn der Ausnahmezustand länger dauert, in einem halben Jahr nicht gegenüber einem Aufsichtsrat oder Gesellschaftern rechtfertigen, warum sie mitten in der Krise noch eingestellt haben.

Märten und ihre Kunden haben schon seit dem 15. März keine Kandidaten-Interviews mehr von Angesicht zu Angesicht geführt. "Aber jetzt ist bei dem ersten Unternehmen wieder ein persönliches Treffen geplant", erzählt die Personalberaterin. Auch Aylin Tufan geht in kleinen Schritten vom Krisenmanagement zur Offensive über. Tufan ist seit Februar Director Human Resources bei Consus Real Estate in Berlin. Eigentlich wollte sie einfach nur HR-Strukturen bei dem Projektentwickler schaffen und um die 200 zusätzliche Leute für die milliardenschwere Pipeline von Consus an Bord holen. Doch zu den ersten Amtshandlungen der 44-Jährigen gehörte der Aufbau einer "durchgängigen Alarmkette für den Fall, dass eine komplette Ausgangssperre verhängt worden wäre".

Tufan telefoniert von ihrer Berliner Wohnung aus mit der Immobilien Zeitung (IZ). Sie ist in freiwilliger Quarantäne: Kollegen hatten Kontakt mit einem Coronavirus-Infizierten. Im Homeoffice hängt Tufan praktisch von morgens bis abends am Telefon, bis ihr die Ohren bluten: "Bei Videokonferenzen ist die Qualität in der WLAN-Wüste Deutschland oft sehr unbefriedigend." Eine mühselige Angelegenheit ist auch Teamwork auf Distanz: "Ich bekomme praktisch im Minutentakt E-Mails", stöhnt sie.

Kandidaten hält sich Tufan ebenfalls übers Telefon warm. Sie denkt gar nicht daran, die Personalbeschaffung einzufrieren: "Auf gar keinen Fall! Die Bedarfe haben wir ja immer noch." Sie spielt mit dem Gedanken, auch ohne persönliches Gespräch eine Vertragszusage auszusprechen, wenn ihre Vorgesetzten mitziehen und die Bewerber das Angebot annehmen.

Homeoffice als Onboarding-Hürde - aber probieren kann man es ja mal!

Bei Consus läuft der Lackmustest für berufliche Fernbeziehungen schon. Anfang des Monats haben acht neue Kollegen bei Consus angefangen, die noch vor der Corona-Zäsur verpflichtet wurden. Die Kontaktsperre erschwert das Onboarding natürlich, das weiß auch Tufan. Aber irgendwie muss es jetzt halt per Telefon, Videokonferenz und Mails funktionieren, denkt die HR-Frau.

Ein Indiz dafür, dass sich auf dem Jobmarkt der Immobilienwirtschaft so langsam wieder etwas bewegt, bietet das Stellenportal der Immobilien Zeitung: Die Anzahl der Angebote auf IZ Jobs war in der dritten Woche nach dem Corona-Cut so hoch wie im Durchschnitt der Wochen vor der Kontaktsperre. Stornierungen verbuchte Martina Walker, Leiterin Stellenanzeigen bei der IZ, nicht. Im Gegenteil: "Wir erhalten täglich mehrere Jobbuchungen", sagt Walker.

Beispiel Patrizia: Offiziell möchte sich der Investment-Manager nicht äußern, ob und - wenn ja - welche Auswirkungen die Corona-Krise auf das eigene Recruiting hat. Ein Blick auf IZ Jobs zeigt aber: Die Augsburger schalten weiter Stellenanzeigen, als wäre nichts gewesen.

Auch in den Reihen der Makler stehen manche schon in den Startlöchern. "Wir können das Recruiting sofort hochfahren, wenn es wieder losgeht", sagt Andreas Wende, Managing Partner von NAI apollo in Frankfurt. Er ist überzeugt davon, dass gerade direkt nach dem Shutdown der Zeitpunkt perfekt dafür ist, Mitarbeiter einzustellen: "Wenn z.B. in Berlin ein Team von den Großen sagt: Könnt ihr uns helfen, selbstständig zu werden?, sind wir sofort dabei. Und wenn in unseren Büros in Frankfurt, Hamburg oder München zwei neue Leute bei uns anheuern wollen, sagen wir auch nicht nein."

Ein gemischtes Bild zeigt eine Blitzumfrage der Immobilien Zeitung in der vergangenen Woche: Bei exakt jedem dritten teilnehmenden Unternehmen beeinflusst die Corona-Krise die Personalplanung gar nicht. Jedes sechste Unternehmen wirbt sogar verstärkt um Mitarbeiter. Gut jedes Fünfte stellt noch ein - aber nur, wenn die Stelle bereits ausgeschrieben war. Die schlechte Nachricht: Ein knappes Drittel der Teilnehmer hat nicht nur geplante, sondern zudem laufende Stellenausschreibungen komplett gestrichen.

Von denen, die einstellen, führen immerhin knapp 40% trotz Kontaktbeschränkungen persönliche Vorstellungsgespräche durch, wie die IZ-Umfrage ebenfalls zeigt. Die Mehrheit ersetzt diese allerdings durch Videokonferenzen (44%) oder Telefonate (17%).

Und plötzlich sind "viele gute Leute am Markt"

Die Krise hat auch ihr Gutes: "In der gegenwärtigen Situation kommen wir an Leute, die sonst von größeren Unternehmen in Beschlag genommen werden", freut sich Personalerin Tufan von Consus. Sie denkt dabei an Immobilienspezialisten, die derzeit z.B. im Einzelhandel oder der Autoindustrie zuhause sind, und die angesichts der Verwerfungen dort eher zu einem Wechsel zu einem mittelständisch geprägten Wohnungsentwickler bereit sein könnten.

Die Personalberaterinnen bestätigen: Gerade jetzt ist für solide, langfristig orientierte Unternehmen eine Spitzenzeit, um Führungskräfte und Spezialisten einzusammeln und aufs Employer Branding einzuzahlen. Die Auswahl ist groß. "Es sind viele gute Profile am Markt. Da sind einige tolle Werdegänge dabei", sagt Beyler. Um kurzfristig die Kosten zu senken, haben einige Firmen Mitarbeiter rausgeschmissen, vor allem Leute in der Probezeit bzw. mit befristeten Verträgen. So gehen nicht nur die Maklerhäuser vor: "Das ist bunt gemischt", so Beyler.

Der sichere Arbeitsplatz ist mehr wert als ein Bonus

Sogar Immobilienprofis, die selbst noch fest im Sattel sitzen, schauen sich nach Alternativen um. "Führungskräfte und Mitarbeiter in instabil gewordenen Unternehmen nehmen eine Neubewertung vor", erklärt Märten. "Sie schätzen - wieder - die Werte von Markenstärke und bewährten Geschäftsmodellen, verbunden mit einem sicheren Arbeitsplatz, sowie den Tausch absurd hohe Boni gegen ein verlässlichen Fixgehalt."

Einem Realitätscheck unterzogen werden jetzt auch die Führungsqualitäten der Vorgesetzten: "Klar sichtbar sind die entschieden Tatkräftigen, die die richtigen Maßnahmen treffen, Ruhe sowie Zuversicht kommunizieren und interessante Geschäftsmöglichkeiten erkennen", bringt es Märten auf den Punkt. Außerdem hätten die Leute gerade viel Zeit, entspannt zu telefonieren und über Offerten nachzudenken, weil sie nicht wirklich ausgelastet sind und im Homeoffice sitzen.

Wie lange der Lockdown auch anhält und welche Folgen er für die Immobilienmärkte zeitigen wird, so viel steht fest: Viele Führungskräfte und Spezialisten aus der Branche werden ihre Jobs verlieren, und so manches Unternehmen seine Existenzgrundlage. Die Überlebenden werden am Ende aber mit besseren Karten dastehen. Damit sie die sich bietenden Gelegenheiten auch beim Schopfe packen, rät Headhunter Josef Homola: "Streicht Probezeiten! Nach der Corona-Krise brauchen wir noch bessere Leute, die den schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen gewachsen sind."

Harald Thomeczek

Arbeitsplatz in München? Nein, danke!

Das Leben in München ist sehr teuer. Deswegen hat Personalberaterin Sabine Märten zunehmend Schwierigkeiten, Kandidaten für offene Stellen in der bayerischen Landeshauptstadt zu finden.

Das Leben in München ist sehr teuer. Deswegen hat Personalberaterin Sabine Märten zunehmend Schwierigkeiten, Kandidaten für offene Stellen in der bayerischen Landeshauptstadt zu finden.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Heintze

Karriere 18.07.2019
Die hohen Mieten in München schrecken Bewerber um Jobs in der örtlichen Immobilienbranche ab. Personalberaterin und Headhunterin Sabine Märten erkennt erste Ansätze für ein ... 

Die hohen Mieten in München schrecken Bewerber um Jobs in der örtlichen Immobilienbranche ab. Personalberaterin und Headhunterin Sabine Märten erkennt erste Ansätze für ein Entgegenkommen der Arbeitgeber.

Immobilien Zeitung: Die Schlagzeilen zu Personalproblemen in München häufen sich: Krankenhäusern fehlt Pflegepersonal, Kita-Plätze sind rar, weil es u.a. nicht genügend Erzieher gibt, U-Bahnen bleiben stehen, weil sie keiner fahren will. Wie sieht es in der Münchner Immobilienbranche aus?

Sabine Märten: Bei der Personalsuche gerade für mittelständische Immobilienunternehmen ist München zu einem Standortnachteil geworden. Wenn ich im Rahmen von Mandaten 500 potenzielle Kandidaten anspreche, sind inzwischen nur noch zwei oder drei davon bereit, nach München umzuziehen. Vor ein paar Jahren war diese Zahl doppelt bis dreifach so hoch.

IZ: Woran liegt das?

Märten: München ist eine teure Stadt mit sehr hohen Lebenshaltungskosten. Vor allem die Mieten haben in den vergangenen Jahren stark zugelegt. Eine Einzimmerwohnung mit einer Kaltmiete unter 1.000 Euro ist kaum mehr zu finden. Gleichzeitig liegt die Immobilienbranche generell im Segment der unteren 30% der in Deutschland erzielbaren Gehälter. In vielen DAX-Unternehmen, BMW, Allianz, Münchner Rück, bei Microsoft, Google und internationalen Kanzleien zum Beispiel wird mehr gezahlt. Ausgaben und Einnahmen der Kandidaten passen nicht mehr zusammen. Selbst Akademiker wie Bauingenieure und Asset-Manager auf Senior-Level mit einem Jahresbruttogehalt von 80.000 bis 100.000 Euro wohnen nicht mehr in der Stadt, sondern weit draußen. Manchmal sogar etwa 100 km weit weg. Denn dort sind Mieten und Wohneigentum für sie bezahlbar.

IZ: Aber der tägliche Weg zur Arbeit wird länger. Was heißt das in München?

Märten: Wenn Sie Auto fahren, stehen Sie morgens ab 7:30 Uhr in kilometerlangen Staus. Der einfache Weg zur Arbeit kann da 1,5 Stunden dauern. Die älteren Mitarbeiter, meistens ab 45 Jahren, machen das mit. Die jungen aber nicht mehr. Sie achten mehr auf die Work-Life-Balance.

IZ: Dann würde sich der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel vielleicht lohnen?!

Märten: Die Bahn ist leider nicht immer ein Ersatz. Sie braucht zu lange und ist nicht zuverlässig genug. Und die U-Bahnen sind oft überfüllt. Das Radfahren hat allerdings stark zugenommen - teils sogar auf Langstrecken.

IZ: Am besten würde der Mitarbeiter nah an der Arbeit wohnen. Aber das Problem sind die hohen Mieten. Wäre es nicht die einfachste Lösung, mehr Gehalt zu zahlen?

Märten: Das würde es den Kandidaten einfacher machen, eine geeignete Wohnung zu finden. Aber die Unternehmen zögern bei diesem Punkt. Der Gehaltsaufschlag für die höheren Lebenshaltungskosten in München dürfte allein schon etwa 10% bis 20% des Jahresbruttogehalts ausmachen. Hinzu kommt der erwartete Aufschlag dafür, dass der Kandidat seinen alten Arbeitgeber verlässt und die neue Aufgabe annimmt. Dieser liegt nochmals bei 10% bis 30%. Insgesamt wären dem Kandidaten 30% bis 50% mehr Gehalt zu zahlen. Das sprengt die bislang geltenden Gehaltsstrukturen. Der Mitarbeiter wird zu teuer, das Risiko des innerbetrieblichen Unfriedens nimmt zu.

IZ: Also müssen sich Unternehmen andere Incentives einfallen lassen. Was ist da derzeit gängig?

Märten: Eher große Unternehmen bieten den Kandidaten die Zusammenarbeit mit einem Relocationservice an, der sie bei der Wohnungssuche unterstützt. Manche mieten sogar Wohnungen an und stellen sie dem künftigen Kollegen zur Verfügung. Ein Unternehmen, das in München 9.000 Mitarbeiter hat, hat jüngst angekündigt, 3.000 Werkswohnungen zu bauen - und zwar für alle Einkommensschichten. Das zeigt, es ist nicht nur eine Frage, ob man sich in München eine Wohnung leisten kann, sondern auch, ob man überhaupt eine findet. Kleine Immobilienunternehmen hingegen nutzen - wenn auch immer noch selten - kostengünstigere Möglichkeiten, den Kandidaten zu unterstützen. Sie bezahlen ihm für eine Übergangszeit Mietzuschüsse für möblierte Apartments.

IZ: Eine Idee wäre auch, die Arbeit zu den Menschen zu bringen. Wird darüber nachgedacht?

Märten: Ja, es gibt Unternehmen, die kommen ihren Mitarbeitern räumlich entgegen. Das heißt, sie mieten zusätzliche Gewerbeflächen im Norden und/oder Süden von München an. Dort sitzen dann die Mitarbeiter mit längeren Anfahrtswegen. Ihnen bleibt die Fahrt in die Innenstadt erspart. Auch Standorte in anderen großen Städten wie Frankfurt, Hamburg oder Berlin würden die Personalsuche einfacher machen. Doch mit diesem Gedankenspiel tun sich viele Unternehmen schwer. Dabei geht es nur um einen Arbeitsplatz in diesen Städten. Mehr muss es ja oft gar nicht sein.

IZ: Es geht nur um einen Arbeitsplatz? Dann sind wir schnell beim Thema Homeoffice. Ist das auch ein bedenkenswerter Ansatz für Arbeitgeber?

Märten: Ja, auf jeden Fall. Bessere Homeoffice-Angebote würden die Attraktivität von Unternehmen für neue Mitarbeiter deutlich steigern.

IZ: Und was machen Münchner Unternehmen, die jetzt schon auf Sparflamme arbeiten, aber zusätzliches Personal brauchen?

Märten: Sie müssen letzten Endes auf jüngere und unerfahrenere Kandidaten ausweichen. Sie kosten zwar weniger, müssten aber erst angelernt werden. Oder sie müssen ihr Geschäftsmodell überdenken. In München können Sie kein margenarmes Geschäft mit hohem Personaleinsatz mehr fahren. Das klappt nicht mehr.

IZ: Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Märten.

Die Fragen stellte Anke Pipke.

Anke Pipke

Nachfrage nach Spezialisten treibt auch Gehälter von Geschäftsführern

Geschäftsführer ist nicht gleich Geschäftsführer - das lässt sich auch an den Gehältern ablesen.

Geschäftsführer ist nicht gleich Geschäftsführer - das lässt sich auch an den Gehältern ablesen.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: tiero

Karriere 24.08.2017
Geschäftsführer in Immobilienunternehmen verdienen inklusive Boni im Schnitt 122.763 Euro brutto im Jahr. Besagt jedenfalls eine Auswertung des Vergleichsportals Gehalt.de. Als ... 

Geschäftsführer in Immobilienunternehmen verdienen inklusive Boni im Schnitt 122.763 Euro brutto im Jahr. Besagt jedenfalls eine Auswertung des Vergleichsportals Gehalt.de. Als Durchschnittswert mag diese Zahl vielleicht sogar hinkommen. In bestimmten Segmenten wie der Projektentwicklung, dem Fonds- und Investment-Management oder dem Asset-Management werden jedoch viel höhere Gehälter gezahlt, wissen auf die Immobilienbranche spezialisierte Personalberater.

Die Zufallsstichprobe, die der Auswertung zugrunde liegt, enthält 229 Datensätze aus der Immobilienwirtschaft. Darunter finden sich viele kleinere Unternehmen. U.a. schwimmen Geschäftsführer von Hausverwaltungen und Maklerfirmen, Genossenschaften und Wohnungsunternehmen in dem Datenpool. Zwar gehören der Datenbasis auch Geschäftsführer an, die für mehr als 500 Mitarbeiter verantwortlich sind, doch die Personal- und Budgetverantwortung im analysierten Teilnehmerfeld ist eben sehr unterschiedlich verteilt. Und das Feld ist auch regional bunt gemischt.

Richard-Emanuel Goldhahn, Geschäftsführer von Cobalt Recruitment, hält den Nutzen von Durchschnittsgehältern bei einer so inhomogenen Gruppe wie Geschäftsführern aus der Bau- und Immobilienwirtschaft für ziemlich begrenzt - dabei deckt sich das Durchschnittsgehalt von Kandidaten in der Cobalt-Datenbank, die aktuell die Position eines Geschäftsführers oder eine vergleichbare Position bekleiden, mit den von Gehalt.de ermittelten Werten: "Die aus unserer Datenbank repräsentativ ausgewählten und ausgewerteten 175 Geschäftsführer verdienen inklusive variabler Bestandteile im Schnitt 126.000 Euro", so Goldhahn.

Das große Aber folgt prompt: "Für den einzelnen Geschäftsführer bzw. Kandidaten hat diese Zahl aber null Aussagekraft. Schließlich hängt das Gehalt eines Geschäftsführers im Einzelfall von vielleicht zehn Determinanten wie dem Geschäftszweck, der Region, der Assetklasse, der Unternehmensgröße, der Berufserfahrung oder der Zahl der Mitarbeiter in seinem Verantwortungsbereich ab. Extrem ins Gewicht fallen können auch einzelne Vermietungs- oder Verkaufserfolge, z.B. bei Projektentwicklern. Was sollen Entscheider also mit so einer Durchschnittszahl anfangen können? Und wie soll sie dem einzelnen Kandidaten nützen, sich selbst oder eine bestimmte Position einzuschätzen?"

Selbst in ein- und demselben Tätigkeitsfeld kann, führt Goldhahn aus, die Schere weit auseinandergehen: "In der Hausverwaltung bzw. im Property-Management sind bei einer entsprechend hohen Zahl verwalteter Einheiten Fixgehälter von 100.000 Euro bis 140.000 Euro möglich. Geht man davon aus, dass dieselbe Summe nochmal als Bonus obendrauf kommen kann, würde ein Spitzenverdiener hier bei rund 280.000 Euro liegen - während Geschäftsführer von Hausverwaltungen am unteren Ende der Skala schon mit 80.000 Euro zufrieden sein müssen."

Der Durchschnittswert, den Goldhahn anhand der eigenen Datensätze gebildet hat, wird insbesondere von kleinen Ingenieur-, Architektur- und Planungsbüros, bei denen der Inhaber nicht selten selbst die Geschäfte führt, nach unten gezogen. Auch in der Gebäudereinigung - "Hier können sich Geschäftsführer schon mit einem Jahresgehalt von 85.000 Euro glücklich schätzen!" - und in kommunalen Unternehmen mit nicht unüblichen Jahresgehältern von 70.000 Euro bis 90.000 Euro liegen die Gagen eher am unteren Rand.

Michael Harter, geschäftsführender Gesellschafter der Personalberatung Westwind Real Estate Executive Search, beziffert die Spanne der Jahresgesamt- bzw. -zieleinkommen der von Westwind platzierten Geschäftsführer über alle Teilbranchen der Immobilien- und Bauwirtschaft hinweg auf "150.000 bis 500.000 Euro". Diese Werte inkludieren das Fixgehalt sowie alle variablen Bestandteile wie Boni, Prämien, Provisionen, Tantiemen, Ausschüttungen, Unternehmensanteile, Aktien oder Dividenden etc. Die Summe der tatsächlich gezahlten variablen Gehaltsbestandteile bewegt sich zwischen 25% und 100% des Jahresfixums, so Harter. Je größer ein Unternehmen ist, je höher die - möglichen - Margen und Erlöse ausfallen und je enger das spezifische Marktumfeld ist, desto besser sind auch die Gehaltsaussichten für die Geschäftsführer. Und: Je höher das Jahresfixum ist, "desto disproportional höher sind die variablen Vergütungsbausteine".

Noch unterhalb der genannten Gehaltsspanne notiert mancher Chef im Facility-Management (FM): Hier fangen die üblichen Einkommen bei ca. 90.000 Euro an - die Spanne reicht allerdings bis zu 350.000 Euro. Im Property-Management (PM) starten Geschäftsführer laut Harter üblicherweise im sechsstelligen Bereich, nämlich bei rund 120.000 Euro. In der Spitze endet die Skala im PM jedoch schon bei ca. 270.000 Euro. Auch in einer margenschwachen, aber personalintensiven Branche wie dem FM können eine besonders große Personal- und Umsatzverantwortung das Geschäftsführergehalt in stattliche Höhen treiben.

Selbst im Asset-Management (AM) erhalten Geschäftsführer - Ausreißer ausgenommen - am oberen Ende der Fahnenstange normalerweise auch nicht mehr als in der FM-Branche. Harter spricht von ca. 150.000 bis 350.000 Euro. Ein "Geringverdiener" im AM kriegt also weit mehr als diejenigen, die im FM oder auch im PM am unteren Ende des Gehaltsbandes rangieren. Und der Median im AM-Segment liegt auch deutlich über dem Median im FM: Eine spürbar größere Anzahl der AM-Geschäftsführergehälter notiert bei über 250.000 Euro, während im FM der Median eher bei 200.000 Euro oder darunter liege. Zudem ist festzustellen, dass ein AM-Geschäftsführer sein Gehalt stärker durch größere variable Bausteine nach oben treiben kann als seine Pendants in FM- oder PM-Gesellschaften: Während in diesen beiden Teilbranchen maximal die Hälfte des Fixums als Bonus oder dergleichen obendrauf kommt, ist für Geschäftsführer in der Vermögensverwaltung eine Variable in Höhe von bis zu 80% des Fixums drin.

Auf der nächsten Stufe der immobilienwirtschaftlichen Nahrungskette - im Fondsmanagement - ist noch weit mehr als im AM zu holen. Harter beziffert die Spanne auf 200.000 bis 500.000 Euro. Treiber sind hohe variable Elemente von bis zu 100% des Fixgehalts. "Dies ist insofern nachvollziehbar, als bereits ein gestandener Fondsmanager, auch wenn er keine nennenswerte Personalverantwortung hat, eine hohe finanzielle Verantwortung trägt und im spürbar sechsstelligen Gehaltsbereich verdient", sagt Harter.

In der Königsdisziplin Projektentwicklung zahlen die Mandanten von Westwind ebenfalls selten Geschäftsführersaläre unter 200.000 Euro, und auch hier ist - "je nach den Projektvolumina, der Unternehmensgröße und unternehmerischen Beteiligungsoptionen" - ein Jahresgesamteinkommen von bis zu 500.000 Euro und mehr realistisch. Die variablen Bestandteile fangen hier, wie im AM, PM und im Fondsgeschäft auch, bei 30% an. Im günstigsten Fall kann der Geschäftsführer eines Projektentwicklers sein Fixgehalt verdoppeln. Allerdings liegt es in der Natur des Projektgeschäfts, dass die Schwankungsbreite von Jahr zu Jahr groß ist.

Auch nach Erfahrung von Sabine Märten, Inhaberin von Sabine Märten Executive Search, verdienen Geschäftsführer von Projektentwicklungsgesellschaften königlich. Die feste Basisvergütung angestellter Geschäftsführer mittelständischer Gesellschaften beziffert sie auf 130.000 bis 300.000 Euro. Die erfolgsabhängige, variable Tantieme reiche bei Projektentwicklern je nach Projektverlauf und -erfolg von fast nichts (30.000 Euro) bis zu mehr als 200% des Basisgehalts: Ein Spitzenverdiener kann in einem guten Jahr mehr als 1 Mio. Euro einstreichen.

In Immobilienfonds- und Investmentgesellschaften werden Märten zufolge Fixgehälter von 120.000 bis 350.000 Euro gezahlt. Die Palette der Tantiemen ist noch bunter: Die Grenzen definiert Märten bei 40.000 bzw. 320.000 Euro. Unterm Strich stehen 160.000 bis rund 600.000 Euro für den Geschäftsführer einer Fondsgesellschaft oder eines Investment-Managers zu Buche. In Asset-Management-Gesellschaften, die als reine Dienstleister agieren, hält Märten ein Grundgehalt von 130.000 bis 220.000 Euro für realistisch. Der variable Anteil beginnt hier ebenfalls bei 40.000 Euro und endet bei 130.000 Euro. Macht alles in allem 170.000 bis 350.000 Euro.

"Grundsätzlich gilt, dass in größeren Gesellschaften höhere Gehälter gezahlt werden und dass in opportunistisch tätigen Gesellschaften bzw. bei opportunistischen Projektentwicklern der erfolgsabhängige Tantieme-Anteil höher ist. Bei großen, insbesondere börsennotierten Gesellschaften wird teilweise deutlich mehr bezahlt. Auch im Bereich der Investmentfonds oder im Asset-Management gibt es große Gesellschaften, die Millionengehälter bezahlen", sagt Märten.

Personalberater Olaf Kenneweg betont, dass heutzutage weniger Führungskräfte gesucht würden als vor Lehman, weil in der Krise viele Stellen in der ersten Reihe abgebaut wurden und heutzutage mehr auf flache Hierarchien und geteilte Verantwortung gesetzt werde als früher. Die nackte Zahl der Führungspositionen auf der obersten Ebene sei heute geringer als früher. Zudem stellten Unternehmen Kandidaten nicht immer direkt für die erste Führungsebene ein, sondern diese müssten sich oft in der zweiten Reihe beweisen. Führungskräfte der ersten Ebene, die eine neue Herausforderung suchten, täten sich daher schwerer, wieder auf dem gewohnten Niveau unterzukommen.

Gesucht würden vor allem Spezialisten. Die Nachfrage hat in den letzten drei bis fünf Jahren auch deren Gehälter anziehen lassen - was nicht ohne Folgen für deren Vorgesetzte bleibt: "Dadurch steigen zwangsläufig auch die Gehälter der Führungskräfte. Wenn ein ‚normaler‘ Asset-Manager mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung 80.000 Euro im Jahr verdient, wird sich der Abteilungsleiter nicht mit 90.000 Euro zufrieden geben und der Geschäftsführer nicht mit einem Gesamtpaket von 120.000 Euro", so Kenneweg. Im internationalen Umfeld könne z.B. ein technisch geprägter Head of AM mit Perspektive zum Geschäftsführer mit 150.000 Euro per annum fix einsteigen und mit einem Bonus von rund 50.000 Euro rechnen.

An der Spitze der Bestverdiener sieht auch Kenneweg Fondsmanagement und Investment. Die Gesamtpakete taxiert er hier auf rund 250.000 Euro aufwärts. Im Schnitt sind sie ca. 350.000 bis 400.000 Euro schwer, und am äußersten Ende der Skala, in Private-Equity-getriebenen Firmen etwa, sind bis zu 600.000 Euro im Jahr drin. Schließlich komme selbst ein Teamleiter in Private-Equity-Strukturen schon auf bis zu 150.000 Euro. In einer anderen Gehaltsliga spielen indes die Vorstände kommunaler Wohnungsbaugesellschaften: Ihre Pakete enthalten 130.000 bis 160.000 Euro. Vor allem die variablen Anteile fallen hier schmaler aus. In der Branche insgesamt hat der Anteil variabler Vergütungsanteile laut Kenneweg indes "stark zugenommen". Vorausgesetzt, die Leistung stimmt, macht diese "inzwischen ein Drittel bis 50%" am Gesamtpaket aus.

Harald Thomeczek

Wenn eine Entlassung zum Bumerang wird

Sabine Märten hat selbst schon Mitarbeiter entlassen.

Sabine Märten hat selbst schon Mitarbeiter entlassen.

Quelle: Sabine Märten Executive Search, Urheber: Enno Kapitza Photography

Karriere 17.08.2017
Arbeitgeber, die Personal wenig wertschätzend abbauen, laufen Gefahr, ihrem Ruf nachhaltig zu schaden. Personalberaterin Sabine Märten kann ein Liedchen davon singen. Dass es manchmal ... 

Arbeitgeber, die Personal wenig wertschätzend abbauen, laufen Gefahr, ihrem Ruf nachhaltig zu schaden. Personalberaterin Sabine Märten kann ein Liedchen davon singen. Dass es manchmal unumgänglich ist, Mitarbeiter vor die Tür zu setzen, hat sie als Personalverantwortliche schon am eigenen Leib erfahren.

Immobilien Zeitung: Frau Märten, es gibt kaum einen Arbeitgeber, der heutzutage nicht von sich sagt: "Unsere Mitarbeiter sind unser höchstes Gut." Unterhält man sich mit Mitarbeitern und Führungskräften, bekommt man jedoch das Gefühl, dass das insbesondere bei Trennungen nicht immer zutrifft.

Sabine Märten: In der Tat: Nicht jedes Unternehmen legt im Trennungsmanagement das nötige diplomatische Geschick an den Tag. Das heißt ja nicht, dass Unternehmen sich davor scheuen sollten, sich von Mitarbeitern, die die Anforderungen nicht erfüllen, zu trennen. Durch ihre geringe Leistungsmotivation und den ungenügenden Ergebnisbeitrag wirken diese nämlich auf ihre Kollegen schnell demotivierend und können die Leistungsfähigkeit eines ganzen Teams schwächen. Doch wer dabei keine äußerst umsichtige Vorgehensweise an den Tag legt, schadet sich selbst. Vor allem dann, wenn die gleiche Position in kurzer Zeit wiederholt neu besetzt werden muss. Natürlich sollten Arbeitgeber nicht nur im Trennungsmanagement, sondern grundsätzlich wertschätzend mit ihren Mitarbeitern umgehen. Mir ist z.B. mal zu Ohren gekommen, dass in einem Unternehmen Einzelleistungen abgewertet wurden. Brachte jemand eine gute Leistung als Investment-Makler, hieß es angeblich: "Du machst hier viel Geschäft wegen der Marke, nicht, weil du so gut bist!"

IZ: Hire and Fire - so ist der Lauf der Welt halt, sagt sich mancher Chef vielleicht. Und wenn ich wieder neue Leute brauche, werbe ich die mit hohen Gehältern vom Wettbewerb ab.

Märten: So einfach ist es nicht. Jedenfalls nicht mehr. Unternehmen unterschätzen die Auswirkungen, wenn man einen schlechten Ruf hat. Das war früher vielleicht nicht so gravierend, als die Anzahl verfügbarer Kandidaten höher war. Da konnten die Firmen schon eher davon ausgehen, dass es keine Konsequenzen hat, wenn sie Personal auf eine undiplomatische Weise abbauen oder sich wenig wertschätzend von Low-Performern trennen.

IZ: Und heute?

Märten: Seit zwei, drei Jahren stelle ich zunehmend fest, dass Arbeitgeber, die unangemessen agierten, zunehmend Schwierigkeiten bekommen, die freigewordene Position nachzubesetzen oder für andere Stellen Leute zu finden. Schließlich ist der Kandidatenpool sehr eng, vor allem auf Spezialistenebene. Wenn ich beauftragt werde, eine Fachkraft zu finden, sind vielleicht 3% bis 10% der Fachkräfte, die ich anspreche, offen für einen Wechsel. Das ist sehr wenig: Auf der Ebene der Führungskräfte zeigt, bei attraktiven Angeboten, ungefähr jeder Dritte Bereitschaft zu einem Wechsel.

IZ: Warum sind aktuell so wenige Fachkräfte wechselwillig?

Märten: Mitarbeiter sind schwerer zu einem Wechsel zu bewegen, wenn es in ihrem Unternehmen gut läuft. Und für Fachkräfte ändert sich ja nicht so viel, wenn der CEO, der Aufsichtsrat oder der Gesellschafter wechselt. Außerdem klettern die Gehälter in der Branche zwar, aber nicht so stark, wie es eigentlich nötig wäre, um die steigenden Lebenshaltungskosten und Immobilienpreise abzufedern. Hat sich ein Unternehmen also erst einmal seinen Ruf als Arbeitgeber ein Stück weit ruiniert, dauert es drei, vier Jahre, bis es sein Image wieder aufpoliert hat.

IZ: Dramatisieren Sie das nicht ein bisschen?

Märten: Nein! Eine Kündigung strahlt zunächst auf die verbliebene Belegschaft aus - besonders, wenn mit dem Mitarbeiter nicht fair umgegangen wird. Ich habe Fälle erlebt, in denen Kollegen von Gekündigten aus heiterem Himmel bei mir anklopften, ob ich ihnen nicht eine Alternative bieten kann. Dabei lief es in ihrem Unternehmen super und sie hatten ein Spitzengehalt! Außerdem müssen sich Arbeitgeber klar darüber sein, dass der gekündigte und verärgerte Mitarbeiter in der Regel zu einem Wettbewerber geht - und seinem alten Arbeitgeber keine gute Referenz ausstellt. Gerade in Großraumbüros verbreiten sich Informationen und Stimmungen wie ein Lauffeuer. Der alte Arbeitgeber ist dann bei den neuen Kollegen des Entlassenen - und das sind ja potenzielle Kandidaten für diesen - schnell verbrannt. Wir beobachten immer öfter, dass auch renommierte Unternehmen in manchen Positionen vom Wettbewerb trotz großer Anstrengungen keine Mitarbeiter abwerben können.

IZ: Wie sollten Unternehmen also tunlichst beim Trennungsmanagement vorgehen?

Märten: Zunächst sollte man einen guten Grund haben: Ist der Kandidat mit dem Stellenprofil überfordert? Einzelne Kandidaten sehen die eigene Überforderung tatsächlich selbst ein. Gibt es einen anderen sachlichen Grund für die Entlassung? Wenn z.B. eine Fondsgesellschaft viele Objekte verkauft, kann ein Überhang an Mitarbeitern entstehen. Oder eine Unternehmenseinheit wurde verkauft und eine andere Abteilung, die dieser zugearbeitet hat, wird plötzlich überflüssig. Zudem sollte man dem Mitarbeiter genügend Zeit geben, sich neu zu orientieren. Und man sollte sich unbedingt an das halten, was man ihm zugesichert hat. Also dem Mitarbeiter z.B. nicht erst versprechen, dass er mehrere Monate Zeit für einen Wechsel bekommt - und ihm dann doch früher kündigen, nur damit er schneller von der Pay-Roll ist. Auch mit Abfindungen sollte man nicht knausern und möglichst keine Anwälte einschalten, die sich mit dem Ex-Mitarbeiter vor Gericht streiten. Sondern den Leuten das zahlen, was ihnen zusteht.

IZ: Sie waren früher selbst Vorstandsmitglied und Personalchefin eines Private-Equity-Unternehmens. Da werden Sie sich sicher auch von dem einen oder anderen Mitarbeiter getrennt haben.

Märten: Gut in Erinnerung geblieben ist mir das Zerplatzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Ich war damals als Vorstandsmitglied der Aifotec AG gezwungen, innerhalb von drei Tagen mehr als 200 Mitarbeiter abzubauen, um die weitere Finanzierung des Unternehmens zu sichern. Meine Kollegen, die Abteilungsleiter und ich haben sich persönlich bei uns bekannten Unternehmen dafür eingesetzt, dort unsere Mitarbeiter unterzubekommen, was zum Teil auch gelang. Durch transparente Kommunikation, hohen persönlichen Einsatz und die Anteilnahme des gesamten Managements schafften wir es, die Motivation bei der verbleibenden Belegschaft hoch zu halten. Zu vielen Kollegen von damals habe ich noch heute guten Kontakt. Das Beispiel zeigt, dass sich auch aus einer äußerst unschönen Situation viel herausholen lässt.

IZ: Was raten Sie Mitarbeitern, die die Trennung als nicht gerechtfertigt ansehen, sich mit der Art und Weise nicht anfreunden können oder sich gar gemobbt fühlen?

Märten: Nun, Mitarbeiter sollten zunächst ihre Leistung hinterfragen. Am schnellsten kommen diejenigen wieder unter, die ein realistisches Bild von sich selbst haben. Wer sich überschätzt und trotz Kündigung gleich die nächste Karrierestufe erklimmen will, tut sich keinen Gefallen. Manchmal ist es besser, erstmal kleinere Brötchen zu backen. Wenn ich z.B. bei der Nummer eins der Asset-Manager rausfliege, bin ich vielleicht immer noch gut genug für die Nummer vierzig. Oder ich nehme einen Job mit einer höheren Property-Management-Lastigkeit an.

Hat jemand den Eindruck, er soll rausgemobbt werden, habe ich auch keine Lösung parat. Eigentlich bleibt einem da nur, zu gehen. Denn der Betroffene kennt ja nicht die mögliche Hidden Agenda hinter dem Verhalten des Vorgesetzten. Soll die Gesellschaft verkauft werden und der Chef soll vorher noch schnell bestimmte Mitarbeiter rausekeln? Oder geht es einfach darum, Kosten zu sparen? Einige Führungskräfte, die neu an Bord gehen, holen sich ihre Wunschkandidaten ins Haus - und haben keine Verwendung mehr für bestehende Mitarbeiter. Der Betroffene sollte das nicht persönlich nehmen, denn es ist meistens auch nicht persönlich gemeint - und er sollte es nicht aussitzen wollen.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

Vier Fragen an Sabine Märten

Personalberaterin Sabine Märten.

Personalberaterin Sabine Märten.

Bild: IZ

Karriere 06.10.2016
München gilt als lebenswerteste Stadt Deutschlands. Ist die Stadt auch das Traumziel aller Immobilien-Spezialisten?Die Wechselmotivation und die Umzugsneigung nach München sind eher gesunken. ... 
München gilt als lebenswerteste Stadt Deutschlands. Ist die Stadt auch das Traumziel aller Immobilien-Spezialisten?

Die Wechselmotivation und die Umzugsneigung nach München sind eher gesunken. Die Stadt ist aufgrund der stark gestiegenen Mieten und Kaufpreise wenig attraktiv. Auch die Umlandgemeinden sind hier viel teurer als z.B. im Rhein-Main-Gebiet. Außerdem ist das Gehaltsniveau in München um die 10% geringer als in Frankfurt.

Wie viel mehr sollte ein Kandidat verdienen, damit ein Umzug nach München kein Verlustgeschäft wird?

Kandidaten, die nach München ziehen, fordern einen Ausgleich von 20% des Bruttogehalts für die höheren Lebenshaltungskosten. Eine reale Gehaltserhöhung ist da noch nicht eingerechnet: Die Motivation, für das gleiche Geld zu wechseln, ist jedoch bei vielen gering, weil sich zahlreiche Unternehmen in den vergangenen Jahren gut entwickelt haben.

Wie groß muss das Gehaltsplus unterm Strich sein?

Kandidaten verlangen etwa 40% mehr.

Wie viele Stellen haben Sie zuletzt mit Leuten aus anderen Städten besetzt?

Ich habe in den vergangenen zwei Jahren etwa 500 bis 600 Kandidaten aus den klassischen Immobilienhochburgen, darunter viele aus Frankfurt, für Positionen in München angesprochen. Gewechselt sind davon genau zwei.

Harald Thomeczek

Netzwerke statt Stellenanzeigen

Eine eigene Karrieremesse auf der Expo Real ist der CareerDay am Mittwoch. In diesem Jahr fand er in der Meet & Retreat Lounge statt. Doch Informationen und Tipps für den Ein- und Aufstieg gibt es an allen drei Messetagen.

Eine eigene Karrieremesse auf der Expo Real ist der CareerDay am Mittwoch. In diesem Jahr fand er in der Meet & Retreat Lounge statt. Doch Informationen und Tipps für den Ein- und Aufstieg gibt es an allen drei Messetagen.

Bild: Messe München

Karriere 22.10.2015
Beim jährlichen Schaulaufen der Branche in München stehen Projekte, Trends und Transaktionen im Vordergrund. Aber auch das Thema Karriere wird in den Messegängen und auf den Podien der Expo ... 

Beim jährlichen Schaulaufen der Branche in München stehen Projekte, Trends und Transaktionen im Vordergrund. Aber auch das Thema Karriere wird in den Messegängen und auf den Podien der Expo Real diskutiert. Die wichtigsten Tipps der Immobilienprofis - nicht nur für die nächste Messe.

Knapp 38.000 Teilnehmer zählte die Expo Real in diesem Jahr. Eine gute Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und Bewerbungsmöglichkeiten zu sondieren. "Die Immobilienwirtschaft funktioniert über Netzwerke, nicht über Stellenausschreibungen", betont Wolfgang Schäfers, Professor an der Universität Regensburg. Aus diesem Grund sollten Berufseinsteiger oder potenzielle Wechselwillige ihr Gesicht in München zeigen. Zumal sie sich dort ganz anders über eine Firma informieren können. Hier erhielten sie einen Überblick, wer die tradierten, wer die weniger tradierten Unternehmen seien, sagt Schäfers.

Auch Personalberater Frank Groß von immopersonal hat in einigen studentischen Netzwerken für einen Besuch der Messe geworben, nicht nur im Hinblick auf den CareerDay am letzten Tag. "Diese Messe hat eine ganz große Effizienz", sagt Groß. Doch dazu müssten sich die Besucher vorbereiten und über die Angebote informieren, um sie dann auch nutzen zu können. Er empfiehlt, schon früh Kontakt zu einem Personalberater aufzunehmen. Denn dieser gebe auch offen und ehrlich Feedback zur Bewerbungsmappe. Das nicht zu nutzen, sei eine vertane Chance.

Auch wenn die Kontaktschwelle auf der Messe oft niedrig ist, gilt es doch professionell aufzutreten, insbesondere beim Thema Bewerbung. Gut vorbereitete potenzielle Bewerber fielen Rainer Krauß, Geschäftsführer von Greif & Contzen Immobilien, beim CareerDay auf.

Doch auch an den Messeständen lassen sich Gespräche mit Personalverantwortlichen führen. Susanne Ollmann, Personalleiterin von Aengevelt Immobilien, hatte vorab Termine vereinbart, sich aber auch Zeit für spontane Treffen gelassen. Um die Ernsthaftigkeit eines solchen Gesprächs zu betonen, empfiehlt es sich, einen Lebenslauf oder eine Visitenkarte dabei zu haben.

Das eigene Netzwerk lässt sich auch über eine (berufsbegleitende) Weiterbildung vergrößern. Im Idealfall lassen sich die Schulungskosten im Nachgang durch einen Deal mit einem neuen Netzwerkkontakt amortisieren. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Absolventen und Dozenten der einzelnen Anbieter "ticken", empfehle sich ein Besuch der Alumni-Veranstaltungen auf der Messe, sagt Marcus Hübner, geschäftsführender Gesellschafter der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft. Da bekämen Studieninteressierte mit, was für einen Stil die jeweilige Institution hat und wer zum Netzwerk aus Dozenten und Almuni gehört.

Das Thema Frauen in Führungspositionen hatte Prologis aufs Podium geholt und zur Diskussionsrunde "The war on talent for Real Estate´s Top Jobs - Where are the women?" geladen. Dort bekamen die Zuhörer, darunter auch viele Männer, so manchen Karrieretipp. Beispielsweise sollten Frauen, aber das dürfte genauso für Männer gelten, die aufsteigen wollen, mit einem Coach oder Mentor zusammenarbeiten. "Denn würde irgendjemand glauben, dass der Tennisspieler Andy Murray nicht mit einem Trainer zusammenarbeitet?", lautete eine provokante Frage. Vor allem sollten Frauen sagen, was sie von ihrer Firma brauchen, um mit ihr verbunden zu bleiben, z.B. nach der Geburt eines Kindes. Oft seien mehr Zugeständnisse möglich als gedacht. Doch sie müssten ihre Wünsche an- und aussprechen.

Daran scheint es zu hapern. Wie sonst lässt sich erklären, dass es nicht genügend weibliche Bewerberinnen für 20 Stipendien am Real Estate Management Institute (Remi) der EBS Universität für Wirtschaft und Recht gibt? Bis zu 50% der Studiengebühren für die Intensiv- und Kontaktstudiengänge werden durch Sponsoren übernommen. Doch bislang seien noch nie alle Plätze vergeben worden, sagt Prof. Jan Mutl, Leiter des Remi. Wenn Frauen in der Aus- und Weiterbildung in der Unterzahl seien, sagt er, dann werde es künftig immer schwieriger, den Frauenanteil in Spitzenpositionen zu erhöhen.

Und was ist der häufigste genannte Tipp von Headhuntern, um die Messe mit ihren vielfältigen Kontaktmöglichkeiten zu nutzen? "Lassen Sie eine Lücke im Terminkalender", rät beispielsweise Sabine Märten von Sabine Märten Executive Search, "um Zeit für spontane Begegnungen auf dem Gang zu haben und dem Zufall eine Chance zu geben".

Sonja Smalian

Kann ich meinen Marktwert mit dem Personalberater testen?

Zur Expo Real in München reisen auch die Personalberater an. Sie treffen dort vor allem ihre Auftraggeber, die Unternehmen. Gespräche mit Kandidaten werden meist nach der Messe geführt.

Zur Expo Real in München reisen auch die Personalberater an. Sie treffen dort vor allem ihre Auftraggeber, die Unternehmen. Gespräche mit Kandidaten werden meist nach der Messe geführt.

Bild: Alex Schelbert/Messe München

Karriere 15.10.2015
Viele Immobilienprofis warten sehnsüchtig auf seinen Anruf. Klingelt dann das Telefon, kann so einiges schiefgehen. Denn wie Personalberater arbeiten, wissen selbst Berufserfahrene oft nicht. Auf ... 

Viele Immobilienprofis warten sehnsüchtig auf seinen Anruf. Klingelt dann das Telefon, kann so einiges schiefgehen. Denn wie Personalberater arbeiten, wissen selbst Berufserfahrene oft nicht. Auf der Expo Real erläuterten mehrere Headhunter ihre Arbeitsweise und verrieten, wer sein Telefon derzeit nicht lautlos stellen sollte.

Mit einem Vorurteil räumte Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung in seinem Vortrag beim Headhunter-Special auf: "Ich benutze keine Kandidaten, um sie als Alibi-Kandidaten vorzustellen." Kandidaten müssten sich also nicht sorgen, dass sie einem Unternehmen vorgestellt werden, nur um eine bestimmte Auswahl präsentieren zu können.

Unsicherheiten wie diese gibt es einige in der Dreiecksbeziehung zwischen Personalberater, Unternehmen und Kandidaten. Dabei ist das Beziehungsgeflecht zwischen den Dreien eigentlich gar nicht so kompliziert. Das Unternehmen beauftragt einen oder mehrere Personalberater mit der Besetzung einer Position. Der Personalberater, viele von ihnen arbeiten nur im Exklusiv-Auftrag, spricht mögliche Kandidaten an und stellt ihnen die Aufgabe vor. Schließlich präsentiert der Personalberater seinem Kunden, dem Unternehmen, eine kleine Auswahl der am besten geeigneten Personen und begleitet den Prozess bis zur Unterschrift unter den Arbeitsvertrag und meist noch einige Monate darüber hinaus. Für die Dienstleistung des Beraters bezahlt das Unternehmen, nicht der Kandidat. Das heißt, dass der Headhunter immer im Auftrag eines Unternehmens tätig wird. Er jagt den passenden Kopf für eine Position, nicht umgekehrt.

Auch wer seinen Lebenslauf bei einem Berater hinterlegt hat, wird von diesem erst kontaktiert, wenn sein Qualifikationsprofil auf eine Stelle passen könnte, die der Berater besetzen soll. Der Kontakt ist also zu den Zeiten besonders eng, solange der Kandidat mit seinem Profil in den laufenden Mandaten eine wichtige Rolle spielt. Kandidaten würden häufig nicht verstehen, warum die "Liebe" abkühle, also die Kontaktdichte abnehme, sagt Thomas Flohr, Geschäftsführer von Bernd Heuer & Partner Human Resources.

Beim Headhunter-Special gab er u.a. einen Überblick über die Beraterbranche. Zum Einsatz kommen Berater nicht mehr nur bei Vakanzen in der ersten Führungsebene. Rund 20% der Umsätze erwirtschaftet die Beraterbranche inzwischen mit Positionen mit einem Jahresgehalt von 75.000 Euro oder weniger, zitiert Flohr eine aktuelle Studie. Der Fachkräftemangel dürfte diesen Trend eher noch verstärken. Er führt aber auch u.a. zu verlängerten Kündigungsfristen, hat Sabine Märten von Sabine Märten Executive Search, beobachtet. Beschränkten sich Kündigungsfristen von sechs Monaten bislang auf Leitungspositionen, finden sich diese nun auch in Verträgen von Spezialisten.

Derzeit sei die Motivation für Wechsel auf der selben hierarchischen Stufe, also für Seitwärtsbewegungen, eher gering, sagte Märten gegenüber der Immobilien Zeitung. Unternehmen könnten solchen Kandidaten oft wenig Neues bieten, zumal die Gehaltssteigerungen überschaubar seien. Die Unternehmen müssten erst noch verstehen, dass die präsentierten Kandidaten keine Bewerber im klassischen Sinne sind, betont Flohr. Denn sie wurden schließlich aktiv vom Personalberater angesprochen - das Unternehmen bewerbe sich also beim Kandidaten, gerade in der aktuellen Marktlage.

Dennoch dürften auch die Kandidaten den Bogen nicht überspannen: "Ich bin nicht der Personalberater, mit dem Sie Ihren Marktwert testen können, wenn Sie überhaupt nicht wechselwillig sind", betont Kenneweg. Die Vermittlung braucht Vertrauen, und das muss zwischen allen Akteuren bestehen. Der seriöse Berater wird dafür Daten nur nach vorheriger Absprache weiterleiten. Das Unternehmen erhält keine Kopien von Lebensläufen, sondern fachliche und persönliche Einschätzungen. "Man makelt mit Immobilien, aber nicht mit Lebensläufen", betont Kenneweg, wohlwissend, dass die Angst vor sogenannten CV-Tradern, die Lebensläufe ohne Absprache "durch die Gegend schicken", unter Kandidaten grassiert.

Dabei profitieren Kandidaten von der Zusammenarbeit mit einem Personalberater auf verschiedene Weise. Er professionalisiere den Prozess und sei ein objektivierendes Element. Zudem kann er dem Kandidaten viele Informationen zur Stelle und zum Team geben, sagt Flohr.

Und wer darf künftig mit einem Anruf rechnen? Gefragt sind derzeit Ingenieure für die Projektentwicklung, Transaktionsmanager, aber auch Property-Manager oder WEG-Verwalter. Etwas weniger stark als noch in den Vorjahren seien Asset-Manager begehrt, sagt Richard-Emanuel Goldhahn, Geschäftsführer von Cobalt Deutschland. Sein Unternehmen präsentierte sich, ungewöhnlich für Headhunter, sogar mit einem eigenen Stand auf der Messe. Auch Märten sieht Asset-Manager weiterhin auf der Wunschliste von Unternehmen, so wie institutionelle Fundraiser und Immobilieneinkäufer mit Länderschwerpunkten. Kenneweg erkennt vor allem Personalbedarf im technischen Bereich, etwa bei Projektsteuerern, aber auch im technischen Asset-Management und im Property-Management. Für Personalberater seien die Zeiten gut, sagt Goldhahn: "Die Kandidaten sind knapp und die Gehälter steigen, jedoch nicht ins Maßlose."

Sonja Smalian