Das Personalkarussell bei Maklern nimmt Fahrt auf

Andreas Wende, COO und Investmentchef von Savills Deutschland, wird das Maklerhaus verlassen.

Andreas Wende, COO und Investmentchef von Savills Deutschland, wird das Maklerhaus verlassen.

Bild: Savills

Karriere 04.08.2016
Ein ganzer Schwung neuer Investmentmakler von JLL und CBRE für Cushman & Wakefield (C&W), ein prominenter Abgang bei Savills: Bei den großen angelsächsisch geprägten ... 

Ein ganzer Schwung neuer Investmentmakler von JLL und CBRE für Cushman & Wakefield (C&W), ein prominenter Abgang bei Savills: Bei den großen angelsächsisch geprägten Maklerhäusern hierzulande wird eifrig Bäumchen-wechsel-dich gespielt. Für C&W soll die Einkaufstour im Capital-Markets-Experten-Shop noch lange nicht zu Ende sein.

Immobilienmakler bzw. Führungskräfte und gemeine Mitarbeiter von Immobilienberatungshäusern gelten ja als besonders wechselwillig. Vorurteil oder nicht: Eine ganze Reihe aktuell bekannt gewordener Wechsel in der Maklerzunft sorgt für Aufsehen. Einige derer, die nun die Pferde wechseln, haben ihrem alten Arbeitgeber mehr als ein volles Jahrzehnt lang die Treue gehalten.

Die wohl wichtigste Personalie zuerst: Andreas Wende, COO und Head of Investment von Savills in Deutschland, wird den Immobiliendienstleister verlassen. Savills bestätigte seinen durchgesickerten Abgang auf Nachfrage der Immobilien Zeitung offiziell. Wende hat sein Anstellungsverhältnis selbst gekündigt. Noch ist er für seinen aktuellen Arbeitgeber tätig. Er werde vorerst verschiedene laufende Projekte weiterbetreuen, heißt es. Ein Austrittstermin sei bisher noch nicht vereinbart worden.

Wie Savills weiter mitteilt, plant das Unternehmen eine Umstrukturierung auf der deutschen Führungsebene: Marcus Lemli, CEO von Savills in Deutschland und Investmentchef für Europa, wird einen Teil des Deutschland-Investmentgeschäfts, das bislang komplett in den Händen von Wende liegt, übernehmen. Die Position des COO soll wieder neu besetzt werden. Wendes Nachfolger, der allerdings noch nicht feststeht, wird sich die Verantwortung für die Investmentaktivitäten hierzulande aber mit Deutschlandchef Lemli teilen.

Zu Wendes Zukunft heißt es, der 52-Jährige bleibe "der Branche national wie international treu und wird sich 2017 mit weiter-führenden, auch unternehmerischen Tätigkeiten beschäftigen". Wende war im Sommer 2013 von JLL zu Savills gekommen.

Das Stühlerücken unter den Kapitalmarktexperten der deutschen Großmakler greift allerdings nicht nur bei Savills, sondern auch bei anderen namhaften Playern um sich: Fünf Profis aus Berlin, Frankfurt und Hamburg wechseln Branchenkreisen zufolge von JLL und CBRE zum Wettbewerber C&W. Mit Alexander Kropf, derzeit noch Leiter Office Investment bei JLL in Berlin, soll wohl die vakante Position des Deutschlandchefs für den Investmentbereich bei C&W besetzt werden. Kropf kam im Juni 2012 zu JLL. Er war zuvor sechs Jahre für CBRE im Bereich Capital Markets tätig gewesen. Auch eine Station bei Savills weist sein Lebenslauf auf.

Wie JLL bestätigt, hat Kropf per Ende Januar 2017 gekündigt, sein JLL-Kollege Clemens von Arnim beendet seinen Vertrag Ende November 2016 - wie zu hören ist, um dann das Berliner Investmentgeschäft für C&W zu leiten. Dritter im Bunde ist Richard Tucker, leitender Büro-Investmentmakler aus dem Frankfurter JLL-Büro. Auch er werde demnächst zu C&W wechseln, heißt es. Tucker kam zum 1. April 2011 von CBRE zu JLL. Arnim ist seit September 2013 bei JLL beschäftigt.

Auch Simon Jeschioro, Senior Director Capital Markets und Head of Portfolio Investment bei CBRE in Frankfurt, und Marc Rohrer, Senior Director Capital Markets bei CBRE in Hamburg, sollen vor einem Wechsel zu C&W stehen. CBRE bestätigt den Abschied von Jeschioro und Rohrer zum Jahresende 2016. Mit den beiden 37-Jährigen verlassen CBRE zwei langjährige Mitarbeiter: Rohrer und Jeschioro sind seit dem Jahr 2005 für ihren Noch-Arbeitgeber tätig.

Von C&W war zu den Wechselgerüchten kein Kommentar zu erhalten. Es gilt jedoch als offenes Geheimnis, dass der Konzern sein deutsches Capital-Markets-Team massiv aufstocken will bzw. muss. Die aktuelle Besetzung sei zu klein, um den Markt angemessen zu bedienen. Zehn bis 15 weitere Investmentmakler würden in Deutschland - zusätzlich zu den fünf Neuzugängen der Führungsriege - noch gebraucht, die entsprechenden Investitionspläne stehen. "C&W kauft keine Überkapazitäten. Selbst wenn der Markt morgen einbrechen sollte, bräuchte man diese neuen Leute", heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens.

CBRE hat nicht nur den Verlust zweier altgedienter deutscher Kollegen zu beklagen. Der börsennotierte Immobiliendienstleister aus den USA hat wegen des beschlossenen Austritts Großbritanniens aus der EU seine Prognose für das Jahr 2016 gesenkt. Das bereinigte Jahresergebnis je Aktie sieht man nun nur noch in einem Korridor von 2,15 USD (-5%) bis 2,30 USD (-3%). CEO Bob Sulentic begründete die gedämpften Gewinnerwartungen "im Wesentlichen mit Blick auf die Auswirkungen des Brexits auf den britischen Immobilieninvestmentmarkt". Im abgelaufenen Quartal legte das bereinigte Ergebnis pro Aktie von 0,42 USD (im zweiten Quartal 2015) auf 0,52 USD zu. Unbereinigt sanken der Gewinn je Aktie leicht von 0,37 USD auf 0,36 USD.

Monika Leykam,Harald Thomeczek

Weitere Nachrichten aus der Rubrik Karriere

Savills-Chef Lemli schließt Stuttgarter Büro

Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli sieht trotz der feststehenden Schließung des Stuttgarter Büros "keine Anzeichen für eine Strategieumkehr".

Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli sieht trotz der feststehenden Schließung des Stuttgarter Büros "keine Anzeichen für eine Strategieumkehr".

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 01.12.2020
Savills wird sich aus dem Stuttgarter Markt zurückziehen. Wie aus Marktkreisen verlautet, wird das Maklerhaus diesen kleineren Standort im Laufe des ersten Halbjahrs 2021 vom Netz nehmen. ... 

Savills wird sich aus dem Stuttgarter Markt zurückziehen. Wie aus Marktkreisen verlautet, wird das Maklerhaus diesen kleineren Standort im Laufe des ersten Halbjahrs 2021 vom Netz nehmen. Das vor fünf Jahren eröffnete Stuttgarter Büro soll nicht auf Dauer profitabel gewesen sein.

Das 2015 eröffnete Stuttgarter Büro sei, so heißt es im Markt, in den vergangenen Jahren überwiegend unter den Erwartungen geblieben. Daher habe sich Deutschlandchef Marcus Lemli dazu entschlossen, die dauerhafte Quersubventionierung zu beenden und das Büro im Südwesten zuzumachen. Die Würfel seien gefallen, die Entscheidung unumstößlich. Der Corona-Krise sei dieser Schritt nicht geschuldet. Savills ist in Stuttgart in der Bürovermietung und dem Investmentgeschäft tätig.

Geleitet wird das Stuttgarter Büro von Savills von Frank Urfer. Urfer ist seit 2011 bei Savills und war vorher Director Investment in München. Er hat den Stuttgarter Standort ab 2015 zusammen mit einem kleinen Münchner Savills-Team aufgebaut. Von der anstehenden Schließung sind acht Mitarbeiter betroffen. Diese sollen allerdings nicht alle ihren Job verlieren. Dem einen oder anderen soll eine Alternative an einem anderen Standort angeboten werden. Die Mandate bzw. Kunden, die Savills bislang aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt heraus bearbeitet bzw. betreut, sollen von den entsprechenden Teams in München und Frankfurt übernommen werden.

"Wir sind weiterhin voll auf Expansion programmiert"

Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli hat die Schließung des Stuttgarter Büros auf Anfrage der Immobilien Zeitung bestätigt. "Wir sind weiterhin voll auf Expansion programmiert", charakterisierte Lemli die allgemeine Strategie. "Wir haben mit der Übernahme von Omega Immobilien in diesem Jahr in unser Property- und Facility-Management-Business investiert und wir werden auch weiter Senior-Leute einstellen. Mit Matthias Huss von WeWork haben wir einen Niederlassungsleiter in Hamburg an Bord genommen und in Frankfurt haben wir mit Christian Krieg einen neuen Bürovermietungsleiter von CBRE geholt. Anzeichen für eine Strategieumkehr gibt es bei uns nicht."

Savills ist hierzulande – inklusive Stuttgart – mit acht Büros in den Top-Sieben-Städten vertreten (davon zwei in Köln). Das Unternehmen bietet u.a. Dienstleistungen in den Bereichen Vermietung (Büro, Einzelhandel, Industrie/Logistik), Investment, Gebäudemanagement oder Bewertung an. PM-Mandate betreut Savills von einem halben Dutzend zusätzlicher Projektbüros aus. Das Unternehmen beschäftigt hierzulande mehr als 300 Mitarbeiter, davon etwa ein Drittel im Property- und Facility-Management, der Rest verteilt sich auf Vermietung und Investment. Was den Umsatz angeht, sind die Gewichte anders gelagert: Ungefähr ein Viertel der jährlichen Einnahmen entfällt auf das Immobilienmanagement, während rund drei Viertel aus dem Transaktionsgeschäft kommen.

Harald Thomeczek

Was die Corona-Angst mit Firmen und Investoren macht

Karriere 22.05.2020
Die Pandemie und ihre Folgen für das wirtschaftliche und persönliche Leben verunsichern viele Menschen. Wie Manager mit diesen Ängsten umgehen können und sich das auf die Wirtschaft auswirkt, ... 

Die Pandemie und ihre Folgen für das wirtschaftliche und persönliche Leben verunsichern viele Menschen. Wie Manager mit diesen Ängsten umgehen können und sich das auf die Wirtschaft auswirkt, fragte Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli zwei Psychologen.

Führungskräfte-Coaching via Zoom hat in der Corona-Krise zugenommen", weiß Mathias Lohmer, Diplompsychologe und Mitglied der M19-Manufaktur für Organisationsberatung. Da sich Strukturen auf beruflicher wie privater Ebene veränderten, steige in den Chefetagen der Bedarf an Orientierung. Manche Führungskräfte reagierten nach Lohmers Beobachtung auf die Situation mit typischen Angstsymptomen wie Erstarrung, Passivität oder Verstummen. "Es gibt aber auch den Typus des informierenden Führers, der die Emotionen seiner Mitarbeiter ernst nimmt." Ausnahmesituationen wie die die aktuelle Pandemie könnten erfahrungsgemäß das Funktionieren von Organisationen sogar verbessern, weiß Lohmer. "Es kommt zu einem Community-Building, und viele Teams können das Arbeiten im ungewohnten Krisenmodus sogar genießen - es bringt das Beste in ihnen zum Vorschein."

"Wir sehen unmittelbare Auswirkungen der momentanen Stimmung auf die Marktaktivität", beobachtet Savills-CEO Lemli. "Verunsicherung führt zur Zurückhaltung, die Aktivitäten am Investment- und Vermietungsmarkt sind derzeit sehr niedrig und Entscheidungsprozesse werden langsamer."

Im Dialog mit den Kunden ging es nun darum, sich möglichst kreativ auf die neuen Gegebenheiten einzustellen anstatt passiv darauf zu warten, dass der Spuk vorbeigehe. "Wir sprechen mit Eigentümern über Off-market-Ansätze beim Immobilienverkauf und mit Mietern über die Restrukturierung ihrer Verträge. Die Offenheit für Beratung ist derzeit groß." Auch unter den internationalen Investoren spüre man nun mehr Furcht als vor der Krise. "Davon wird Deutschland längerfristig profitieren. Das Land steht im Vergleich zu den europäischen Nachbarn gut da, das wird den Status eines sicheren Hafens stärken."

Corona als ein unterm Strich wohltuender Innovations- und Investitionstreiber für Deutschland also? Nicht ganz, schränkt Bert te Wildt ein. Der Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen rechnet mit einer Zunahme psychischer Krankheiten und von Suchtproblemen, verursacht durch vielfache persönliche Ängste, die die Pandemie ausgelöst bzw. ans Licht gebracht hat. Er rät daher dazu, die Angst-Emotion als Chance für Brüche und Veränderungen zu nutzen. "In die Enge getrieben, sind wir dazu gezwungen, umzudenken und das Bestehende zu hinterfragen."

Monika Leykam

Das nächste große Maklerhaus geht in Kurzarbeit

Karriere 30.04.2020
Avison Young und JLL haben es schon getan, BNP Paribas Real Estate und NAI apollo auch: Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Mit Savills reagiert nun der nächste Spieler unter den großen ... 

Avison Young und JLL haben es schon getan, BNP Paribas Real Estate und NAI apollo auch: Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Mit Savills reagiert nun der nächste Spieler unter den großen Gewerbeimmobilienmaklern in Deutschland mit dieser Maßnahme auf die Corona-Krise.

"Wir hatten ein sehr gutes erstes Quartal und haben im April die Lage analysiert, damit die zukünftigen Maßnahmen nicht auf Vermutungen aufbauen", erläutert Marcus Lemli, CEO von Savills in Deutschland und Head of Investment Europe. Die Analyse mit Blick auf Deutschland ist nun abgeschlossen: "Um auf die aktuelle und die zu erwartende Marktentwicklung zu reagieren, haben wir zum 1. Mai Kurzarbeit eingeführt", sagt Lemli.

Von den großen Gewerbemaklerhäusern hierzulande befinden sich damit viele in Kurzarbeit: BNP Paribas Real Estate, JLL, Avison Young oder NAI apollo. Der Hintergrund: Nicht zuletzt auf den Investmentmärkten ist es mit den Verwerfungen durch die politischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Virus ruhiger geworden. Mit der Kontaktsperre sind zudem Besichtigungen oder andere Kundentermine, vor allem mit internationaler Klientel, schwieriger geworden.

Cushman & Wakefield kommt bislang ohne Kurzarbeit aus

Dennoch ausdrücklich nicht in Kurzarbeit gegangen ist bis jetzt Cushman & Wakefield. Bis dato bedeckt hält sich CBRE. Kurzarbeit ist allerdings auch nicht das einzige Mittel der Liquiditätssicherung. Als ein anderes mögliches Instrument gilt z.B. allgemein die Verschiebung von Gehaltserhöhungen oder Bonusauszahlungen.

Details zum Umfang oder zu einer Aufstockung des Kurzarbeitergelds bei Savills nannte Deutschlandchef Lemli nicht. In den anderen Häusern sind je nach Abteilung Reduzierungen der Arbeitszeit um 50% oder 60% nicht unüblich. Manche Abteilungen sind auch ganz davon ausgenommen. Gravierende Unterschiede gibt es dem Hörensagen nach in puncto Auffüllung des Kurzarbeitergelds: Während bestimmte Maklerunternehmen komplett oder zumindest teilweise aufstocken, sichern andere die Liquidität lieber maximal und verzichten auf diese Möglichkeit.

Harald Thomeczek