Die Gründer von Greenox wollen Vorbilder sein
Start-up. Mit ihrer Energieberatung Greenox Group sind Maximilian Seifert und Simeon Forster in die Immobilienwirtschaft eingestiegen. Mit der Auftragslage wächst auch die Verantwortung der jungen Gründer. Trotzdem wollen sie ihre Generation ermutigen, sich auf das Abenteuer Gründung einzulassen.
Den sicheren Job nach der Ausbildung bei der Bank und die Stelle als Assistenz des Konzernsprechers bei einem großen Automobilzulieferer haben Maximilian Seifert und Simeon Forster aus Stuttgart hinter sich gelassen. Mit 24 und 26 Jahren sind sie seit dem Frühjahr 2023 mit ihrem eigenen Start-up, der Greenox Group, Teil der Immobilienbranche. Auf diese waren sie überhaupt erst gekommen, weil sie Leerlaufzeiten während der Corona-Pandemie nutzten, um im Nebenjob Foto- und Videoaufnahmen mit Drohnen zu produzieren und aufgrund ihrer Auftraggeber vor allem Bauprojekte vor die Linse bekamen. Ihre Vision wurde es, digitale Abläufe, die Forster in der Automobilbranche kennengelernt hat, auf die energetische Optimierung von Immobilien zu übertragen.
Um ihr eigenes Geschäft zu starten, setzten sich die beiden Freunde mit unterschiedlichen Handwerksbetrieben zusammen. Die passenden Ansprechpartner fanden sie über die Online-Börse Nexxt-Change des Bundeswirtschaftsministeriums. "Viele wissen, dass sie in Zukunft ihre Arbeitsschritte anpassen müssen. Zum einen, um attraktiv für den Nachwuchs zu bleiben, zum anderen aber auch, um die Verwaltung trotz Fachkräftemangel noch stemmen zu können", sagt Seifert. "In vielen Betrieben frisst der administrative Aufwand für Akquise, Internetauftritt, Buchhaltung und Personalthemen durch den geringen Digitalisierungsgrad viel Zeit. Strategische Überlegungen bleiben oft aus", fasst Forster die Erkenntnisse aus den Gesprächen zusammen. "Hier setzen wir an, um Handwerkern den Rücken für ihre eigentlichen Aufgaben freizuhalten, sodass sie sich stärker auf die Umsetzung und ihre operativen Stärken konzentrieren können", beschreibt er die Geschäftsidee.
Weil die Probleme vor allem in der Energieberatung verbreitet sind, haben sich die beiden Gründer im Januar Verstärkung in diesem Fachgebiet geholt und ihren ersten Mitarbeiter, einen Schornsteinfeger und Energieberater, eingestellt. Innerhalb weniger Monate wuchs das Team und zählt mittlerweile 14 Leute im Alter zwischen Mitte 20 und Anfang 60. "Inzwischen sind wir ein Nachhaltigkeitsbüro geworden. Unsere Dienstleistung fängt bei der Energieberatung an. Weiter geht es mit der Planung von energetischen Maßnahmen durch unseren hauseigenen Architekten, und auch die Umsetzung übernehmen wir. Derzeit noch durch Partnerunternehmen und in den kommenden Jahren dann nur noch durch eigene Handwerker in ganz Deutschland", sagt Seifert.
"Wenn du eine Idee hast, an die du glaubst – dann wage es!"
Seifert und Forster bemerkten auch schnell, dass viele kleine und mittelständische Betriebe auf Nachfolgersuche sind. Zum Jahreswechsel stehen sie nun vor der Übernahme eines ersten Betriebs, was durch dessen hauseigene Handwerker zwölf zusätzliche Angestellte bedeutet. Weil mit dem Mitarbeiterstamm auch die Verantwortung für die Firmeneigentümer wächst, wollen sie Betriebe nur schrittweise in ihr Unternehmen eingliedern. "Wachstum erfordert Geld oder Investoren, ein gutes Netzwerk und Zeit", sagt Seifert, der sich mit der Greenox Group ein Lebenswerk aufbauen will. Deshalb denken die beiden parallel zu jedem Wachstumsschritt auch digitale Lösungen mit, die zusätzliche Aufgaben erleichtern sollen. Derzeit entwickeln sie mit Hilfe eines indischen Entwicklerteams eine unternehmenseigene Plattform, die Energieberatern Vororttermine ersparen soll, weil sie Fotos und Dokumente der Eigentümer zusammenstellt.
"Wir merken, dass das Interesse und die Aufträge immer mehr werden. Und wir selbst sind dadurch an vielen Tagen an der Belastungsgrenze." Das gemeinsame Ziel von energieeffizienten Gebäuden treibe das Team an, sagt Forster. Am Ende des Tages müsse aber Geld reinkommen, nicht zuletzt für die Löhne der Mitarbeiter, erklärt der Gründer. Sie selbst verzichteten die ersten Monate noch auf ein eigenes Gehalt. Wie man ein Unternehmen führt, habe er in der Theorie in seinem Studium gelernt, sagt Forster, der Technische Betriebswirtschaftslehre und Innovationsmanagement studiert hat. "Aber wir wissen noch längst nicht alles", sagt er. Durch regelmäßige Feedbackrunden mit den Mitarbeitern wollen sie sicherstellen, dass sich keine internen Probleme anstauen.
Auch die Arbeitsteilung im Gründerteam ist abgesprochen. Forster sieht sich als "den Innenminister" und kümmert sich um Forschung, Entwicklung und Nachhaltigkeit, während Seifert die Rolle des "Außenministers" übernommen hat und für den Vertrieb und die Akquisition zuständig ist.
So früh ein eigenes Unternehmen gegründet zu haben, bereuen die beiden nicht, auch wenn im privaten Umfeld zunächst einige skeptisch waren. Im ersten Jahr konnten sie einen Jahresumsatz in Höhe von 33.000 Euro erzielen, für 2024 rechnen sie mit knapp 1 Mio. Euro. Diese Zahlen zeigen den beiden, dass es durchaus möglich ist, sich mit dem entsprechenden Engagement in der Branche etwas aufzubauen. Sie wollen Branchenkollegen in ihrem Alter dazu ermutigen, einen ähnlichen Schritt zu gehen. "Wenn du eine Idee hast, an die du glaubst – dann wage es", appelliert Forster und sagt: "Als Gründer gestalten wir aktiv, wie unsere Zukunft aussehen wird – sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Wir glauben an die Kraft von Eigeninitiative und an die Möglichkeit, mit Durchhaltevermögen, Kreativität und dem richtigen Team wirklich etwas zu verändern". Sein Kollege Seifert will vor allem eins: anpacken. "Wir geben Vollgas und machen einfach. Wir leben unseren Traum, mit allen Höhen und Tiefen", sagt er.