Karriere-News

Welche Qualifikationen zum Job führen

Praxiserfahrung wird von Immobilienunternehmen als wichtigste
Qualifikation bei Berufseinsteigern angesehen.

Praxiserfahrung wird von Immobilienunternehmen als wichtigste Qualifikation bei Berufseinsteigern angesehen.

Bild: BilderBox.com

Karriere 29.08.2013
Praktikum oder Sprachkurs - wie sollten Studenten ihre Semesterferien am besten nutzen? Mit welchen Qualifikationen Berufseinsteiger und Young Professionals beim Vorstellungsgespräch ... 

Praktikum oder Sprachkurs - wie sollten Studenten ihre Semesterferien am besten nutzen? Mit welchen Qualifikationen Berufseinsteiger und Young Professionals beim Vorstellungsgespräch punkten können, darüber gibt es oft nur ungenaue Vorstellungen. Dabei sind die Präferenzen der Immobilienunternehmen eindeutig.

Zu den wichtigsten Qualifikationen eines Berufseinsteigers oder Young Professionals befragt, steht an erster Stelle immobilienwirtschaftliche Berufserfahrung. Jedes zweite Unternehmen schätzt Praxiserfahrung als "sehr wichtig", weitere 40% als "wichtig" ein. Dieses Ergebnis zeigt die diesjährige Umfrage zur IZ-Joboffensive, an der sich 134 Branchenunternehmen beteiligt hatten. Bewerten konnten sie insgesamt 16 verschiedene Qualifikationen von Bewerbern mit sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig und unwichtig.

Praktika sind für die Personaler enorm wichtig

Punkten können Berufseinsteiger auch mit guten Abschlussnoten, auf die 83% der befragten Unternehmen viel Wert legen. An dritter Stelle werden immobilienspezifische Praktika genannt (79%). Dass vor allem Praktika den Marktwert eines Hochschulabsolventen erhöhen, zeigt auch die branchenübergreifende Hochschul-Recruiting-Studie 2012: 83% der befragten Personaler bewerteten diese Qualifikation als besonders wichtig und damit deutlich vor der Ausrichtung des Studiums (79%) oder der Abschlussnote (53%).

Erwarten die Unternehmen nicht zu viel von jungen Menschen, die nur bedingt über Praxiserfahrungen verfügen können, weil sie erst am Anfang ihres Berufslebens stehen? Nein, denn von den 622 Studenten, die sich in diesem Jahr an der IZ-Joboffensive beteiligten, hatten 79% schon immobilienspezifische Praktika absolviert. Parallel zum Studium ist sogar jeder zweite Befragungsteilnehmer in der Immobilienbranche beschäftigt. Fast jeder Dritte hatte schon vor Studienbeginn in der Branche gearbeitet, und zwar durchschnittlich fast vier Jahre lang. Die Befragung zeigt auch, welche Qualifikationen gar nicht so wichtig sind wie landläufig vielleicht vermutet. Ein Beispiel dafür sind Fremdsprachenkenntnisse. In der Regel wünschen sich die Arbeitgeber vor allem Bewerber mit Englischkenntnissen. 43% der befragten Unternehmen bewerten diese als "sehr wichtig" und weitere 28% als "wichtig". Damit steht diese Qualifikation auf der Wunschliste der Immobilienunternehmen auf Rang fünf.

Hingegen belegt die Kategorie sonstige Fremdsprachenkenntnisse (19%) nur den vorletzten Rang. Als "sehr wichtig" bewerten gar nur 5% der Befragten weitere Fremdsprachenkompetenzen neben Englisch. Oft wird darüber spekuliert, wie der Bachelor-Abschluss vom Markt angenommen wird. Mit 61% liegt er in der Gunst der Personaler knapp vor dem Masterabschluss (57%).

Viel wichtiger als die Art des Abschlusses ist den Arbeitgebern hingegen, dass der Bewerber überhaupt über einen Hochschulabschluss verfügt (72%, Rang 4). Auch ein Auslandsaufenthalt während des Studiums scheint nicht zwingend für den Jobeinstieg erforderlich zu sein. So wertvoll ein Semester an einer ausländischen Hochschule für den Einzelnen sein mag, einen scharfen Blick werfen nur 29% der befragten Unternehmen auf diese Qualifikation. Davon sehen sogar nur 4% ein Auslandssemester als "sehr wichtig" an.

Der Name der Hochschule hilft nur bedingt

Die Vorlieben der Arbeitgeber unterscheiden sich je nach Segment: Drei Viertel der Asset-Manager und Vermögensverwalter sehen sowohl einen Hochschulabschluss wie auch die nicht-akademischen Grade Immobilienfachwirt und Immobilienökonom als sehr wichtig bzw. wichtig an. Eine ähnlich hohe Wertschätzung erfährt der Abschluss Immobilienfachwirt auch bei den Immobilienmanagern und -verwaltern (79%). Neben der Berufserfahrung, die von jedem Unternehmen dieses Segments als wichtig/sehr wichtig eingestuft wird, wird auch die Ausbildung zum Immobilienkaufmann (97%) genannt. Auch die Immobilienvermittler setzen auf die Ausbildung (79%), deutlich vor einem Hochschulabschluss (63%).

Während die verschiedenen Abschlüsse sehr unterschiedlich bewertet werden, könnte der Name der Hochschule im Bewerbungsgespräch vielleicht den Ausschlag geben? Als marktwertsteigerndes Element taugt der Name der Hochschule bislang nur bedingt. Nur 10% der Personaler der branchenübergreifenden Hochschul-Recruiting-Studie 2012 ziehen vom Prestige der Hochschule Rückschlüsse auf den Bewerber. In der Immobilienbranche verhält es sich ähnlich: Der Abschluss einer bestimmten Bildungseinrichtung wird ebenfalls nur von jedem Zehnten als "sehr wichtig" genannt.

Fazit: Unternehmen haben eine konkrete Vorstellung davon, welche Kandidaten auf ausgeschriebene Stellen passen. Sie verlangen gewisse Fachkenntnisse, aber auch soziale Fähigkeiten. Je näher Bewerber diesem Bild vom Wunschkandidaten kommen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, zum Gespräch eingeladen zu werden.

Britta Kriechel,Sonja Smalian

Immo-Institut idiw gegründet

Die beiden HfWU-Professoren Dr. Thomas Kinateder (links) und Dr. Robert Göötz (Mitte) haben mit dem idiw ein neues An-Institut gegründet, das Forschung und Praxis stärker verbinden soll. Rektor Prof. Dr. Werner Ziegler unterstützte die Gründung.

Die beiden HfWU-Professoren Dr. Thomas Kinateder (links) und Dr. Robert Göötz (Mitte) haben mit dem idiw ein neues An-Institut gegründet, das Forschung und Praxis stärker verbinden soll. Rektor Prof. Dr. Werner Ziegler unterstützte die Gründung.

Bild: HfWU

Karriere 22.08.2013
Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) hat das Institut der Immobilienwirtschaft (idiw) gegründet. Das immobilienwirtschaftliche An-Institut ist generalistisch ... 

Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) hat das Institut der Immobilienwirtschaft (idiw) gegründet. Das immobilienwirtschaftliche An-Institut ist generalistisch orientiert und versteht sich als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis. Die ersten vier Studenten schreiben schon ihre Bachelorarbeiten zu idiw-Projekten.

Gutachten, Studien, Beratungsleistungen, Vorträge und Schulungen zählen zum Leistungsprofil des neuen Instituts. Geleitet wird das idiw von den beiden HfWU-Professoren Dr. Robert Göötz und Dr. Thomas Kinateder. Als An-Institut arbeitet es inhaltlich und personell eng mit der Hochschule zusammen. Der Studiengang Immobilienwirtschaft habe seit jeher schon eine sehr große Praxisnähe gehabt, sagt Göötz. Nun gebe es mit dem idiw auch eine Schnittstelle von der Forschung in die Praxis.

Die HfWU hat eine lange Tradition in der immobilienwirtschaftlichen Ausbildung. 1983 wurde erstmals eine entsprechende Vertiefungsrichtung angeboten. Derzeit absolvieren dort rund 500 Studenten ein immobilienspezifisches Bachelor- oder Masterstudium und werden von 17 Immo-Professoren sowie weiteren Hochschullehrern und etwa 60 Lehrbeauftragten betreut.

Aktuell arbeitet das idiw-Team an mehreren Themen. Zum einen untersucht es u.a. auf Basis des letzten Zensus die veränderte Nachfrage nach Wohnraum und deren Folgen für die Bestandsstrategien der Wohnungsunternehmen. Auch forscht es im Bereich der Regulierung der Immobilienmärkte zu den Auswirkungen der Einführung des Kapitalanlagegesetzbuchs.

Auch mit der Entwicklung innovativer immobiliennaher Produkte für die sachwertorientierte Vermögensverwaltung sowie dem Investitionsverhalten von Stiftungen beschäftigen sich die beiden idiw-Leiter. Kooperationen mit Fachleuten und Immobilienunternehmen bestehen.

Die Kopplung zum Markt soll auch durch einen Beirat gewährleistet werden, dem schon Dr. Christian Jaeger, Vorsitzender der Geschäftsführung der Süddeutsche Wohnen, angehört. Weitere sechs Mitglieder sollen folgen, sodass verschiedene Bereiche wie Projektentwicklung, Steuern und Recht sowie Investment abgedeckt seien, sagt Kinateder.

Die ersten vier Studenten können von der Institutsneugründung profitieren: Sie verfassen ihre Bachelorarbeit im Studiengang Immobilienwirtschaft zu verschiedenen Projekten des Instituts. Künftig könnten bis zu zehn, zwölf Studenten ihre Abschlussarbeiten im Umfeld der idiw-Forschungsprojekte anfertigen, sagt Göötz.

Die Forschungsergebnisse sollen auf verschiedenen Wegen veröffentlicht werden. Zum einen als Printprodukte mit Verlagen und zum anderen über den in die idiw-Seite eingebundenen Blog von Göötz. Den führt er seit drei Jahren und zählt inzwischen rund 692.000 Pageviews.

Info: www.idiw.de

Sonja Smalian

3 Mio. Euro für die Rekrutierung von Azubis

Die mehr als 73.000 Unternehmen im Bauhauptgewerbe beschäftigen im
Jahresdurchschnitt etwa 750.000 Menschen. Nachwuchskräfte gibt es nicht genug. Deswegen sollen jetzt junge Menschen in Qualifizierungsmaßnahmen für die Branche geworben werden.

Die mehr als 73.000 Unternehmen im Bauhauptgewerbe beschäftigen im Jahresdurchschnitt etwa 750.000 Menschen. Nachwuchskräfte gibt es nicht genug. Deswegen sollen jetzt junge Menschen in Qualifizierungsmaßnahmen für die Branche geworben werden.

Bild: ZDB

Karriere 15.08.2013
Mehr als 10.000 Berufsanfänger benötigt die Bauwirtschaft jährlich, nur um die aus Altersgründen ausscheidenden Beschäftigten zu ersetzen. Doch schon jetzt bleiben viele Ausbildungsplätze ... 

Mehr als 10.000 Berufsanfänger benötigt die Bauwirtschaft jährlich, nur um die aus Altersgründen ausscheidenden Beschäftigten zu ersetzen. Doch schon jetzt bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Deswegen wurde ein Pilotprojekt zur Nachwuchssicherung aufgelegt. Junge Menschen sollen durch Qualifizierungsmaßnahmen an eine Ausbildung am Bau herangeführt werden. Dafür werden bis zu 3 Mio. Euro bereitgestellt.

Der Bedarf an Nachwuchskräften ist auch in der Bauwirtschaft spürbar: So werden bis 2020 etwa 83.000 Beschäftigte altersbedingt ausscheiden. Allein als Ersatz für die Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen werden jährlich mehr als 10.000 Berufsanfänger benötigt. Doch bei gleichbleibenden Ausbildungszahlen und Abwanderungsquoten lasse sich nur rund die Hälfte der in Rente gegangenen Beschäftigten ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie von Soka-Bau und F.A.Z. Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen aus dem Jahr 2012.

Obwohl die Prognose für die Bauwirtschaft mit einem nominalen Umsatzwachstum von 1,9% in diesem Jahr positiv ist, können die rund 73.000 Unternehmen des Bauhauptgewerbes ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen. In jedem vierten Baunternehmen blieben im vergangenen Jahr Ausbildungsplätze leer, wie die DIHK-Online-Unternehmensbefragung zum Thema Ausbildung 2013 zeigt. Gründe gab es dafür verschiedene: 25% der befragten Unternehmen gaben an, gar keine Bewerbungen erhalten zu haben. Auch wurden die Ausbildungsplätze nicht angetreten (14%) oder die Verträge nach Beginn der Ausbildung wieder gelöst (16%). Zwei Drittel der Unternehmen gab jedoch an, keine geeigneten Bewerbungen erhalten zu haben. Dabei zeigt sich die Branche offen für lernschwächere Jugendliche: Jeder fünfte Betrieb würde bei Bereitstellung von Fördermitteln Lernschwächere einstellen.

Die Branche versucht mit Qualifizierungsmaßnahmen gegenzusteuern und hat das Pilotprojekt "Berufsstart Bau" auf den Weg gebracht. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten sollen gezielt Maßnahmen durchgeführt werden, um junge Menschen auf eine Ausbildung in der Branche vorzubereiten. Dafür werden bis zu 3 Mio. Euro aus der umlagefinanzierten Berufsausbildungsförderung von der Baubranche bereitgestellt. Die rund 73.000 Unternehmen der Baubranche zahlen jeweils 2,3% der Bruttolohnsumme ein. Dies summiere sich auf etwa 300 Mio. Euro pro Jahr, so eine Sprecherin des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Initiatoren des Projekts sind der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt.

Das Pilotprojekt setzt auf regionale Maßnahmen in den deutschlandweit rund 200 überbetrieblichen Ausbildungsstätten in Zusammenarbeit mit den regionalen Bauunternehmen. Interessierte Ausbildungszentren können sich mit ihren Ideen für das Pilotprojekt bewerben und erhalten dann entsprechende Gelder. Ziel sei es, die Maßnahmenteilnehmer auf den Beginn einer Bau-Berufsausbildung im Sommer 2014 vorzubereiten.

Sonja Smalian

Gefma lobt Förderpreise aus

Karriere 08.08.2013
Zum 17. Mal lobt der Deutsche Verband für Facility Management (Gefma) seinen Nachwuchswettbewerb für Hochschulabsolventen und Doktoranden aus. Die Gefma-Förderpreise 2014 sind mit insgesamt ... 

Zum 17. Mal lobt der Deutsche Verband für Facility Management (Gefma) seinen Nachwuchswettbewerb für Hochschulabsolventen und Doktoranden aus. Die Gefma-Förderpreise 2014 sind mit insgesamt 8.000 Euro Preisgeld dotiert.

Sonja Smalian

Partizipationsprozesse gestalten lernen

"Wutbürger" war 2010 zum Wort des Jahres von der Gesellschaft für deutsche Sprache gewählt worden. Auf Platz zwei schaffte es "Stuttgart 21". Mit neuen Beteiligungsverfahren sollen die Bürger bei Planungsprozessen früher ins Boot geholt werden.

"Wutbürger" war 2010 zum Wort des Jahres von der Gesellschaft für deutsche Sprache gewählt worden. Auf Platz zwei schaffte es "Stuttgart 21". Mit neuen Beteiligungsverfahren sollen die Bürger bei Planungsprozessen früher ins Boot geholt werden.

Bild: fm

Karriere 08.08.2013
Stuttgart 21 hat gezeigt, wie wichtig eine Beteiligung der Bürger an großen Bauprojekten ist. Das Land Baden-Württemberg hat aus dieser Erfahrung gelernt und eine Staatsrätin für ... 

Stuttgart 21 hat gezeigt, wie wichtig eine Beteiligung der Bürger an großen Bauprojekten ist. Das Land Baden-Württemberg hat aus dieser Erfahrung gelernt und eine Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung ernannt. Auch die Universität Stuttgart hat reagiert: Zum Wintersemester 2013/14 beginnt dort der neue Masterstudiengang Planung und Partizipation, der Fachkräfte für die Konzeption und Durchführung von Partizipationsprojekten in Planungsprozessen ausbildet.

Einen Facebook-Auftritt hat der neue Masterstudiengang Planung und Partizipation schon, und auch eine erste Diskussionsveranstaltung mit der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, Gisela Erler, fand bereits statt. Erler will die Verfahren der Bürgerbeteiligung auf allen Ebenen ausbauen und in das Verwaltungshandeln integrieren. Als Aufgabe hat sie sich auch die Entwicklung eines Leitfadens für eine neue Planungskultur gestellt.

Spezialisten für diese neue Planungskultur mit mehr Bürgerbeteiligung werden ab diesem Wintersemester erstmalig an der Universität Stuttgart ausgebildet. Absolventen des viersemestrigen Vollzeit-Masterstudiengangs Planung und Partizipation sollen eigenständig Partizipationsprozesse durchführen und moderieren können. Eine Anschubfinanzierung leistet das badenwürttembergische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Höhe von rund 400.000 Euro.

Durch neue Beteiligungsverfahren Kosten und Fehler vermeiden

Dass Kommunen und Unternehmen immer häufiger Bedarf an Moderatoren für Beteiligungsverfahren haben, zeigen auch die sich häufenden Anfragen an verschiedene Hochschullehrer solche Prozesse durchzuführen. Konflikte in Planungsprozessen tauchten häufig auf, weil öffentliche Anhörungen oft erst zu einem späten Planungszeitpunkt stattfinden. "Die Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen der Bauleitplanung ist ein formales Verfahren, das oft konfrontativ verläuft, weil in diesem späten Planungsstadium alle wesentlichen Entscheidungen schon gefällt wurden", sagt Studiengangskoordinatorin Dr. Gisela Wachinger. Hier gelte es neue Beteiligungsformen zu entwickeln, die u.a. Kriterien aus der Mediation erfüllen müssen. Beispielsweise sollte der Prozessmoderator eine neutrale Person sein, und es muss einen offenen Entscheidungsrahmen geben, d.h. "es muss wirklich noch etwas entschieden werden können", sagt Wachinger. Dass sich Planungsverfahren und Bauprozesse aufgrund von mehr und früherer Beteiligung verlängern würden, widerlegen aktuelle Studien (s. Tippkasten unten). Vielmehr sei es eine Form der Qualitätssicherung, wenn die Bürger früh in die Planung mit einbezogen werden, so Wachinger. "Dadurch können nicht nur spätere Klageverfahren, sondern auch planerische und bauliche Fehler des Projekts vermieden werden."

Die Masterstudenten erwerben nicht nur politologisches und rechtliches Fachwissen, sondern werden auch in Planungsprojekten und in Rollenspielen praktisch ausgebildet. Der Ablauf von Planungsverfahren in Deutschland wird ebenso gelehrt wie inhaltliche Fachaspekte der Planung: Muss die Traufhöhe bei dem Bauprojekt xy berücksichtigt werden oder spielt eher die Verkehrsführung eine wichtige Rolle?

Auf dem Lehrplan stehen Themen wie Raumplanung und Umweltplanung, rechtliche Grundlagen von Planung und Partizipation, Konfliktbearbeitung, Methoden, Techniken und Formate der Bürgerbeteiligung sowie Theorie und Praxis der Beteiligung bei großen Infrastrukturvorhaben. Möglich ist diese interdisziplinäre Ausrichtung, weil der Studiengang von drei Fakultäten - Architektur und Stadtplanung, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften sowie Wirtschaft und Sozialwissenschaften - konzipiert und durchgeführt wird. Es ist wahrscheinlich das einzige Angebot dieser Art in Deutschland. Dadurch lässt sich das große Interesse, auch aus dem Ausland gab es Bewerber, an dem neuen Studiengang erklären. Mit rund 20 Bewerbungen hätten sie gerechnet, doch es seien deutlich mehr geworden, sagt Wachinger.

Weiterbildungsstudiengang in Planung

Bewerber müssen mindestens ein sechssemestriges Bachelorstudium abgeschlossen haben, z.B. in den Fächern Architektur, Energietechnik, Geografie, Planung, Politik- oder Sozialwissenschaften, Umweltwissenschaften, Verwaltungs-, Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften. Während des Studiums ist zudem ein achtwöchiges Praktikum etwa bei Investoren, Planungs- und Ingenieurbüros oder der Verwaltung vorgesehen. Passende Praktikumsstellen können der Studiengangskoordinatorin gemeldet werden. Einsatzmöglichkeiten sieht Wachinger in Kommunen, aber auch auf Landes- und Bundesebene, bei Unternehmen oder in der Selbstständigkeit. Der neue Masterstudiengang richtet sich an junge Bachelorabsolventen, aber auch für Berufspraktiker soll es künftig ein berufsbegleitendes Studienangebot geben. Ein entsprechender Weiterbildungsstudiengang wird derzeit konzipiert.

Info: www.uni-stuttgart.de/planupart

TIPP

Dass Maßnahmen für Prozesssteuerung, d.h. für Beteiligungsverfahren, in der Regel keine Zeitverzögerungen nach sich ziehen und meist sogar zu Kostenersparnisssen führen (durch die Vermeidung von Gerichtsverfahren), haben Thomas C. Beierle und Jerry Cayford für die USA nachgewiesen ("Democracy in Practice. Public Participation in Environmental Decisions", Johns Hopkins University Press). Zur Ausgestaltung von Planungsverfahren hat die Fachgruppe Planen und Bauen im Bundesverband Mediation acht Thesen formuliert und in der Zeitschrift Spektrum der Mediation (42/2011) veröffentlicht. In Baden-Württemberg findet aktuell ein Wettbewerb zu "Leuchttürmen der Bürgerbeteiligung" statt, der einen Überblick über den Status quo vermittelt (Im Internet unter: www.staatsanzeiger.de/politik-und-verwaltung/ buergerbeteiligung/reportagen).

Sonja Smalian

Den "Ranking-Effekt" nutzen

Personalvorstand Christine Sasse.

Personalvorstand Christine Sasse.

Bild: ae

Karriere 08.08.2013
Der FM-Dienstleister Dr. Sasse will die Arbeit seiner Teams vor Ort, auf der ausführenden Ebene, verbessern. Dabei folgen die Münchner einem Organisationsmodell, nach dem ein Team im besten Fall ... 

Der FM-Dienstleister Dr. Sasse will die Arbeit seiner Teams vor Ort, auf der ausführenden Ebene, verbessern. Dabei folgen die Münchner einem Organisationsmodell, nach dem ein Team im besten Fall sechs oder sieben Mitglieder, nicht weniger und nicht mehr, haben sollte. Zur Halbzeit des Projekts sprachen wir mit Personalvorstand Christine Sasse.

"Es sind in der Regel Organisationsmängel statt Motivationsdefizite der Ausführenden, die Minderleistungen verursachen", sagt Christine Sasse, beim gleichnamigen FM-Dienstleister zuständig für Human Resources und Organisation. Das Unternehmen verdient sein Geld überwiegend mit landläufig als geringwertig geltenden Instandhaltungs- und Servicetätigkeiten.

Sasse verweist darauf, dass in Facility-Services-Unternehmen in der Regel zwar auf der Managementebene ein Steuerungsmodell praktiziert werde, dass jedem Manager fünf bis sieben zu führende Mitarbeiter auf der nächst unteren Etage zugeordnet seien, aber dann auf der ausführenden Ebene (also vor Ort beim Kunden) "die 30er Kohorte" favorisiert wird. Doch die sei keine wirklich leistungsfähige Gruppe.

Unsere Gesprächspartnerin skizziert den verbreiteten Ist-Zustand: Vorgesetzte werden "durch leistungsmindernde Gruppengrößen systematisch unterfordert". Intakte Leistungseinheiten werden "durch Doppelspitzen (Leitungsteams) und vertikale Stellvertreterregelungen geschwächt". Und Befugnisregelungen würden "nur fallweise, lückenhaft und widersprüchlich" getroffen.

6er-Gruppen sind optimal

Dr. Sasse baut derzeit um. Im April 2012 starteten die Münchner in einem ausgewählten Objekt ein Pilotprojekt. Im April nächsten Jahres will man "durch" sein, genauer: 80% der Objekte umgestellt haben. "Die Neuorganisation ist als kontinuierlicher Verbesserungsprozess zu betrachten und kommt bei Auftragszugängen genauso zum Einsatz wie im Rahmen verschiedener Innovationsprogramme für unsere Bestandskunden", erkärt die Personalexpertin.

Nach dem Modell der 6er-Gruppen gehört dem Team ein mitarbeitender (und von der Gruppe gewählter) Gruppenleiter bzw. Gruppensprecher an. Diesem steht etwa ein Drittel der täglichen Arbeitszeit für die leitende Tätigkeit zur Verfügung. Die Gruppengröße ermögliche auf dessen Seite die direkte und konkrete Ansprache des Kollegen oder der Kollegin. Was besagt der Realitätstest? "Viele sind stolz und kommen mit der Aufgabe sehr gut zurecht. Andere brauchen etwas länger Anleitung und Unterstützung. Gelegentlich müssen die Sprecher auch neu gewählt werden."

Optimal sei die 6er- oder 7er-Gruppe, weil deren Mitglieder in "überschaubaren Leistungssituationen" (die Kontaktmöglichkeit sei essenziell!) dazu neigten, "sich miteinander zu vergleichen". Dieser "Ranking-Effekt" steigere die Qualität und Quantität der Leistung. Im Vergleich zu isolierter Einzelarbeit betrage dieser Effekt +30% und mehr. Aber Achtung: Je größer die Gruppe wird, desto mehr lässt der Ranking-Effekt nach. Auch hier hat Sasse, die sich sehr stark auf in den 1960er und 1970er Jahren publizierte theoretische und empirische Arbeiten des Sozialpsychologen und Arbeitswissenschaftlers Fred Edward Fiedler stützt, eine Zahl parat: Schon eine Gruppe 1:10 erbringt nur 70% der erwarteten bzw. kalkulierten Leistung. Verstärkung durch weitere Mitarbeiter bleibt ohne messbare Wirkung." Dahinter stecke das Phänomen der "überdehnten Leitungsspannen", das auftrete, wenn ein Leiter mehr als sieben Mitarbeiter zu führen habe. Ähnliche Folgen haben laut Sasse auch "ungeleitete (nur supervidierte) Gruppen". Die Leistungsbereitschaft nehme ab, Qualität wird zurückgefahren, "go slow" bestimme den internen Leistungsvergleich. Hier laute die Faustregel: "Bereits nach 14,5 Einsatztagen sinkt die kalkulierte Leistung um ein Drittel."

Spürbare Wertschätzung

Ganz anders die ersten Erfahrungen mit der hauseigenen Neuorganisation und den 6er-Gruppen. Wie nehmen die betroffenen Mitarbeiter die Veränderungen an? "Anfangs etwas zögerlich", gesteht Sasse, doch "in der längst überfälligen Möglichkeit zur Entwicklung von Eigeninitiative und zu verantwortlichem Handeln in der Gruppe erkennen sie den Ausdruck der Wertschätzung."

Das Gruppenmodell könne in allen Gewerken des infrastrukturellen und technischen Gebäudemanagements eingesetzt werden, sagt Sasse. Aber die Gruppengröße müsse stimmen und die Kontaktmöglichkeit gewährleistet sein. Nicht infrage kommen folglich Kleinobjekte und Filialen, in denen Mitarbeiter allein arbeiten. "Besonders effizient wirkt sich das Gruppenmodell in Großobjekten mit vielen Servicemitarbeitern aus, die im Verlauf des Arbeitsprozesses definierte Kontaktmöglichkeiten besitzen. Dies kann durchaus auch gewerkeübergreifend geschehen."

Hat Dr. Sasse eigene Zielzahlen? Einsparungen von 5% bei einer Auftragserledigung ohne Qualitätsverlust seien leicht machbar, 10% seien gut. 15% könne man durchaus ins Auge fassen.

Albert Engelhardt