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"Stellen werden zunehmend nur dann besetzt, wenn alles passt"

Inga Beyler.

Inga Beyler.

Urheber: Thomas Berberich Photography

Karriere 19.03.2020
Die Immobilienbranche hat schon vor dem Ausbruch des Coronavirus eine gewisse Zurückhaltung in puncto Einstellungsbereitschaft erkennen lassen. Nun könnte sich der eine oder andere ... 

Die Immobilienbranche hat schon vor dem Ausbruch des Coronavirus eine gewisse Zurückhaltung in puncto Einstellungsbereitschaft erkennen lassen. Nun könnte sich der eine oder andere Rekrutierungsprozess zusätzlich verlangsamen, schätzt Inga Beyler, Managing Partner der Personalberatung Bernd Heuer Karriere.

Immobilien Zeitung: Frau Beyler, die ganze Welt, so will es scheinen, hält ob des Coronavirus den Atem an. Haben schon die ersten deutschen Immobilienunternehmen ihre Rekrutierungspläne auf Eis gelegt? Manch einer unkt ja schon, dass das Coronavirus der schwarze Schwan ist, auf den die Immobilienbranche - nicht nur in Deutschland - schon so lange wartet.

Inga Beyler: Wir spüren seit einigen Tagen, dass aufgrund von Reiserestriktionen einige Meetings nicht mehr stattfinden können und stattdessen per Skype oder Videokonferenzen abgehalten werden. Ich bezweifele aber, dass Einstellungsentscheidungen rein über Videotelefonie gefällt werden. Das wird sicherlich einige Rekrutierungsprozesse verlangsamen. Für eine seriöse Aussage - längerfristige Auswirkungen oder gar den schwarzen Schwan betreffend - ist es noch zu früh.

IZ: Wären Sie trotz Coronavirus nach Cannes zur Mipim geflogen?

Beyler: Ja, wäre ich. Wobei ich mich im Verlauf der Mipim-Woche sicher auch nicht mehr wohl gefühlt hätte. Ich habe weniger Angst, mich selbst anzustecken, als potenzielle Risikopatienten zu gefährden - oder für 14 Tage in Quarantäne zu landen. Aber lassen Sie uns positiv bleiben: Ich heirate Ende Juli in der Toskana und bin zuversichtlich, dass wir bis zum Sommer einen guten Umgang mit dem Virus gefunden haben.

IZ: Wie war es denn vor Corona um die Einstellungsbereitschaft deutscher Immobilienarbeitgeber bestellt? Hat der gefühlt nie enden wollende Boom in der Immobilienwirtschaft den Personalbedarf in immer neue Höhen getrieben - oder hat sich der eine oder andere Arbeitgeber langsam für ein Ende des Aufschwungs in Stellung gebracht, etwa durch eine zunehmende Vorsicht und eine gewachsene Anspruchshaltung bei Neueinstellungen?

Beyler: Man kann schon sagen, dass die Anspruchshaltung der Unternehmen in letzter Zeit gewachsen ist. Stellen werden zunehmend nur dann besetzt, wenn alles passt. Das gilt für Führungs- und Fachkräfte gleichermaßen. Wenn Sie so wollen, könnte man darin eine gewisse Zurückhaltung mit Blick auf ein mögliches Ende des Aufschwungs erkennen.

IZ: Grundsätzlich spiegeln sich in der Berufswelt der Immobilienbranche etliche Phänomene des Marktes wider. Vier davon sind besonders markant. Nummer eins: Investoren sind risikobereiter geworden. Welche Auswirkungen hat das auf den Jobmarkt?

Beyler: Einige der etablierten Investoren weichen seit einiger Zeit von einer reinen Core-Investmentstrategie ab und bewegen sich verstärkt in Richtung Value-add, weil sie in dieser Immobilienklasse noch höhere Renditen erzielen können. Das bringt natürlich einen anderen Personalbedarf mit sich. Die wertsteigernde Verwaltung von Value-add-Immobilien bedarf eines ganz anderen Typs Asset-Manager als bei reinen Core-Objekten.

Für Value-add werden andere Köpfe gebraucht

IZ: Was muss so ein Wertsteigerungsspezialist denn alles mitbringen?

Beyler: Der Value-add-Asset-Manager muss vor allem viel Erfahrung und Kreativität im Umgang mit komplizierten Objekten abseits der Shiny Top Cities mitbringen und sollte Umnutzungspotenziale erkennen können. Nur so hält er wirksame Hebel zur Wertsteigerung in der Hand - die er dann natürlich auch noch betätigen können sollte.

IZ: Das legt den Schluss nahe, dass ein Asset-Manager für Value-add-Objekte ob der vielfältigeren Herausforderungen größere Karrierechancen auch im vermeintlich pflegeleichteren Core-Segment hätte. Ist das so?

Beyler: Nein, das stimmt so nicht. Jede Assetklasse hat ihre eigenen Herausforderungen. Nur weil ein Asset-Manager Value-add kann, heißt das nicht, dass er auch mit den Anforderungen, die Core-Immobilien mit sich bringen, spielend fertig wird.

IZ: Kommen wir zum zweiten wichtigen Phänomen der Veränderung in der Immobilienwirtschaft: dem digitalen Wandel. Wandeln sich die Jobs mit - und wenn ja, wie?

Beyler: Die Digitalisierung fordert ein Umdenken in unseren Jobprofilen. Wird heute noch verstärkt isoliert gearbeitet - der Entwickler entwickelt, der Planer plant, der Generalunternehmer baut und der Betreiber betreibt -, werden wir künftig viel integrierter arbeiten müssen. Systeme wie BIM verlangen bereits jetzt einen integralen Ansatz, in dem jeder Projektbeteiligte in einem gemeinsamen System arbeiten muss. Das entspricht aktuell noch nicht unbedingt dem Naturell unserer Branche.

IZ: Werden auch Berufsbilder verschwinden? Wo werden Maschinen in naher oder ferner Zukunft ähnliche Aussagen treffen können wie heute ein menschlicher Experte?

Beyler: Sicher wird es Veränderungen in den Berufsbildern geben. Zum Beispiel wird sich die Tätigkeit von Anwälten in den nächsten Jahren verändern. Schon heute gibt es Softwareangebote, die in kürzester Zeit und sehr zuverlässig Urteile und Gesetzestexte durcharbeiten und daraufhin eine Handlungsempfehlung abgeben. Das macht einen Teil der Arbeit eines Anwalts obsolet. Ähnlich verhält es sich im Berufszweig des Bewerters. Es wird zunächst ein riesiger Aufwand sein, die Daten von Gebäuden und Lagen zu erfassen - ähnlich wie es bei Google Maps der Fall war. Heute würde aber niemand mehr den Mehrwert von Google Maps anzweifeln.

IZ: Was empfehlen Sie Arbeitnehmern, wie sie auf Entwicklungen wie die von ihnen skizzierten Veränderungen reagieren könnten?

Beyler: Wir sind noch in einer frühen Phase der Digitalisierung. Manche Unternehmen haben zwar schon reagiert, indem sie z.B. Führungspositionen mit digitalem Bezug - Chief Digital Officer, Head of Digitalisation oder Ähnliches - geschaffen haben. So manche anderen Unternehmen sind aber noch zögerlich oder probieren sich erst noch aus. Was ich damit sagen will: Da die Immobilienbranche sich erst seit einigen Jahren mit Digitalisierung und KI konfrontiert sieht, sind selbst ausgewiesene Experten ebenfalls erst mit einigen Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet ausgestattet. Es ist also für jeden Einzelnen von uns in Anführungszeichen noch relativ einfach, in dieser Welt zum Experten zu avancieren.

IZ: Unternehmen wären zudem gut beraten, auch ältere Mitarbeiter dabei zu fördern, digitaler zu denken. Denn der demografische Wandel, Faktor Nummer drei, lässt bekanntlich weniger junge Fachkräfte nachkommen.

Beyler: Und nicht zu vergessen: Es sind nicht nur weniger Mitarbeiter, sondern auch solche mit einem ganz anderen Mindset. Es wird spannend sein, zu beobachten, wie das die Struktur von Unternehmen und unserer Wirtschaft verändern wird.

IZ: Was rollt da auf die Unternehmen zu?

Beyler: Junge Absolventen sprechen im Kontakt mit uns gerne über Themen wie Work-Life-Balance und Homeoffice. In letzter Zeit werde ich sogar öfter gefragt, ob das Unternehmen einen Wellbeing-Manager hat, also jemanden, der sich allein um das Wohlbefinden der Mitarbeiter kümmert. Das irritiert vor allem die ältere Generation an Chefs, die es noch gewohnt sind, im Büro stets präsent zu sein und auch Überstunden zu leisten, ohne gleich einen Freizeitausgleich zu verlangen.

IZ: Klingt, als wäre es nicht immer einfach, eine Brücke zwischen den Generationen zu bauen.

Beyler: Meiner Meinung nach überspannen manche Berufsanfänger den Bogen, wenn sie eine ausgeprägte Work-Life-Balance fordern, ihre Wünsche zum Einstiegsgehalt beziffern oder auf einen rasanten Karriereweg pochen. Die junge Generation hat ein Stück Leidensfähigkeit verloren. Es scheint, als hätten viele nicht mehr die Geduld, ihr Metier von der Pike auf zu lernen und dafür ein gewöhnliches Einstiegsgehalt in Kauf zu nehmen.

"Manche Berufsanfänger überspannen den Bogen"

IZ: Bringt Faktor vier, der akute Fachkräftemangel, die Entscheider dazu, Forderungen wie diesen am Ende doch nachzugeben?

Beyler: Das ist tatsächlich ein großes Dilemma für die Unternehmen. Deutlich höhere Gehälter, Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten für Neuzugänge sind oft schwer umzusetzen, wenn sie nicht ins übliche Firmengefüge passen. Nicht selten sind das die Dealbreaker. Wir versuchen dann, zwischen beiden Parteien zu vermitteln.

IZ: Mit Erfolg?

Beyler: Meistens schon. Wenn beide Parteien die Bereitschaft mitbringen, die andere Seite verstehen zu wollen, und sich ein Stück aufeinander zubewegen. Wir als Berater versuchen, den Cultureclash etwas abzufedern.

IZ: Wenn die Vorstellungen der Jungen nicht ins Firmengefüge passen: Warum machen die Chefs dann nicht das Gefüge passend, statt Jobverhandlungen platzen zu lassen?

Beyler: So einfach ist das nicht. Es war sicher gut, dass eine sehr selbstbewusste Generation Y gewisse Dinge sehr lautstark eingefordert hat. Beispielsweise waren Teilzeitlösungen für Führungskräfte noch vor einigen Jahren undenkbar. Und auch die Flexibilisierung des Arbeitsorts ist ein Schritt in die richtige Richtung, den viele Firmen inzwischen getan haben. Dennoch beobachten wir leider häufig, dass der Forderungskatalog der Jungen unverhältnismäßig lang ist und einige Kandidaten so nicht mehr zu integrieren sind. Das ist ein Desaster für beide Seiten und wird uns als Branche langfristig vor große Herausforderungen stellen.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellten Anke Pipke und Harald Thomeczek.

Anke Pipke,Harald Thomeczek

Hemsö stellt Mitarbeiter für Corona-Hilfe bezahlt frei

Blick ins Berliner Büro von Hemsö. Die Aufnahme entstand im September 2019, lange vor dem Ausbruch des Coronavirus.

Blick ins Berliner Büro von Hemsö. Die Aufnahme entstand im September 2019, lange vor dem Ausbruch des Coronavirus.

Quelle: Hemsö, Urheber: Jens Nagel

Karriere 19.03.2020
Hemsö stellt seine Mitarbeiter in Deutschland wegen der Corona-Krise bezahlt frei, wenn sie sich angesichts geschlossener Schulen und Kitas z.B. um die Kinder von Ärzten und Pflegern ... 

Hemsö stellt seine Mitarbeiter in Deutschland wegen der Corona-Krise bezahlt frei, wenn sie sich angesichts geschlossener Schulen und Kitas z.B. um die Kinder von Ärzten und Pflegern kümmern. Auch der Deutschlandchef des schwedischen Sozialimmobilieninvestors macht mit.

"Ich habe mich vorgestern bei meinem lokalen Krankenhaus angeboten und warte auf Rückmeldung. Ich werde ebenfalls bei Pflegeheimen in meinem Umfeld Hilfe anbieten", berichtet Jens Nagel, Head of German Business von Hemsö. Die deutsche Dependance von Hemsö befindet sich in Berlin. Dort arbeiten sechs Mitarbeiter für das Unternehmen, das sich mehrheitlich im Besitz eines staatlichen schwedischen Pensionsfonds befindet und in Deutschland u.a. Pflegeheime kauft und entwickelt.

"Die Mitarbeiter, die neben der Betreuung ihrer eigenen Kinder noch Zeit haben und dazu bereit sind, bieten ihre Hilfe z.B. in Krankenhäusern, aber auch bei Menschen aus der Risikogruppe an", erzählt Nagel. Dabei geht es nicht nur um Kinderbetreuung, sondern auch um andere Formen der Unterstützung im Alltag, "also z.B. das medizinische Personal bei Einkäufen unterstützen, sich um Haustiere, die Wohnung etc. kümmern". Bezahlt freigestellt würden Hemsö-Mitarbeiter, die sich auf die eine oder andere Art engagieren, "so lange wie nötig", erklärt Nagel.

Auch in Schweden ermutigen die Chefs von Hemsö ihre Mitarbeiter in der Coronakrise, ihren persönlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung eines funktionierenden Gesundheitssystems zu leisten. "Dort hat man aber bislang einen anderen Weg verfolgt als in Deutschland, eher den britischen Weg. Es gibt bislang noch keine flächendeckenden Schulschließungen." Die Situation ändere sich jedoch täglich und sei deshalb sehr schwer einschätzbar.

Harald Thomeczek

Auf Umwegen in die Immobilienbranche

Das Flex-Office-Unternehmen Scaling Spaces ist bereits die dritte Unternehmensgründung von Martin Ballweg.

Das Flex-Office-Unternehmen Scaling Spaces ist bereits die dritte Unternehmensgründung von Martin Ballweg.

Quelle: Scaling Spaces GmbH

Karriere 05.03.2020
Bis Martin Ballweg seinen Weg in das Immobiliengeschäft gefunden hatte, dauerte es rund sieben Jahre. Dann sprang er auf Flex-Office-Zug in Deutschland auf. Inzwischen fühlt er sich in der ... 

Bis Martin Ballweg seinen Weg in das Immobiliengeschäft gefunden hatte, dauerte es rund sieben Jahre. Dann sprang er auf Flex-Office-Zug in Deutschland auf. Inzwischen fühlt er sich in der Branche pudelwohl.

Er sieht sich selbst als Problemlöser. "Ich merke, das etwas nicht so läuft, wie es wünschenswert wäre. Und das will ich ändern", sagt Martin Ballweg. Und fühlt sich genau deshalb innerhalb der Immobilienbranche gut aufgehoben. Genauer: im boomenden Flex-Office-Geschäft. Vor rund zwei Jahren gründete er gemeinsam mit Bekannten den Flex-Office-Anbieter Scaling Spaces. Die Idee dazu sei aus den eigenen Erfahrungen heraus entstanden. "Wir sind im Grunde alle Quereinsteiger, die bei ihren früheren beruflichen Stationen gemerkt haben, wie kompliziert es für ein Start-up ist, ein Büro auf die Beine zu stellen. Das wollten wir vereinfachen", erklärt er.

Dass Martin Ballweg jemals in der Immobilienbranche arbeiten würde, war nicht unbedingt abzusehen. Sein Weg zu Scaling Spaces führte über zwei Unternehmen, an deren Entstehung er in den zurückliegenden Jahren mitwirkte. Und die hatten mit Immobilien, Bürovermietung oder Coworking garnichts zu tun. Zunächst, noch als Student der WHU - Otto Beisheim School of Management in Vallendar, war Ballweg einer der Gründer des Windenergie-Start-ups Eovent. "Das war alles noch sehr wissenschaftlich getrieben. Der Markt war schwierig, die Herausforderungen zu groß", sagt er im Rückblick. Trotzdem habe er etwas mitgenommen. Und sei es auch nur ein Einblick in das komplizierte und kaum digitalisierte Stahlgeschäft gewesen. 2014 gründete er auf Grundlage dieser Erfahrungen den Online-Handelsmarktplatz Mapudo, der Anbietern und Abnehmern von Stahlprodukten den Weg zueinander vereinfachen sollte.

Bis Mitte 2017 war der Stahlhandel seine berufliche Heimat. Dann wollte sich Ballweg eigentlich erst einmal eine Auszeit gönnen. Doch daraus wurde nichts. Über alte Netzwerke aus dem Studium wurde ihm die Idee für die Gründung von Scaling Spaces zugetragen. "Alle Gründer hatten irgendwann mal die Erfahrung gemacht, wie wenig lange Vertragsbindungen und festgelegte Bürogrößen zum Aufbau eines neuen Unternehmens passen", erklärt Ballweg. Dass zum gleichen Zeitpunkt der Coworking-Hype begann, in der deutschen Büroimmobilienlandschaft seine Spuren zu hinterlassen, sei schlicht gutes Timing gewesen. "Die Marktentwicklung hat für uns gepasst. Heute noch einmal einen komplett neuen Anbieter zu etablieren, wäre vermutlich viel schwieriger."

Hier und da habe es anfangs auch Absagen gegeben. "Vor allem, weil das Verständnis für das Geschäft gefehlt hat. Aber das hat sich inzwischen geändert." Sich in die Immobilienbranche einzufinden, sei nicht kompliziert gewesen. "Wenn man grundsätzlich weiß, wie man Projekte aufzusetzen hat, dann ist das schon viel Wert." Scaling Spaces ist langsam gewachsen. "Wir passen auf, uns nicht zu überheben." Heute hat das Unternehmen drei eröffnete Standorte in Berlin vorzuweisen, drei weitere sind bereits in Planung. "Für aggressives Wachstum sehen wir keine Notwendigkeit", sagt Ballweg.

Dafür aber sehr wohl für Service. Der werde im Geschäft mit der Bürovermietung immer wichtiger. Habe dem Kreis der Gründer in den vergangenen zwei Jahren in einem Teilbereich des Geschäfts das Know-how gefehlt, sei dieses von außen dazu geholt worden. "Wir haben zum Beispiel heute viele Mitarbeiter, die ursprünglich aus der Hotellerie kommen. Dieses Wissen ist für unser Geschäft ganz entscheidend", erklärt Ballweg. Und für ihn selbst ist es inzwischen zum Antrieb geworden. "An diesem Servicegeschäft habe ich extrem viel Spaß", erklärt der Seriengründer.

Robin Göckes

Ernst gemeinte Compliance ist Chefsache

Ohren auf für Whistleblower!

Ohren auf für Whistleblower!

Quelle: Imago Images, Urheber: McPhoto

Karriere 27.02.2020
Geldwäsche, Korruption, Untreue - die Immobilienbranche gilt als anfällig für Gesetzes- und Regelbrüche aller Art. Abhilfe schaffen sollen Compliance-Systeme. Funktionstüchtige ... 

Geldwäsche, Korruption, Untreue - die Immobilienbranche gilt als anfällig für Gesetzes- und Regelbrüche aller Art. Abhilfe schaffen sollen Compliance-Systeme. Funktionstüchtige Regelwerke setzen jedoch Entscheider voraus, die das Thema zur Chefsache erklären, und Führungskräfte, die Verantwortung für die Umsetzung tragen. Nur so nehmen Mitarbeiter das Ganze auch ernst - und müssen nicht fürchten, im Zweifel als Nestbeschmutzer zu gelten.

Wie es nicht geht, lässt sich im Vorwort des frisch erschienenen Leitfadens "Zeitgemäße Compliance in der Immobilienwirtschaft" des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) nachlesen: In so manchem Unternehmen erschöpfen sich Compliance-Bemühungen darin, abstrakte Regeln aufzustellen oder nur Standardfragen durchzudeklinieren, z.B. wie Mitarbeiter mit Geschenken umgehen sollen. Die Spezifika des jeweiligen Geschäftsfelds werden nicht berücksichtigt, Schwachstellen des Geschäftsmodells außer Acht gelassen.

Das Management schreibt Compliance zwar offiziell groß - kommt aber über Lippenbekenntnisse nicht hinaus. Eine Sensibilisierung für Risiken und Schulungen, wie der Einzelne mitunter widerstreitende wirtschaftliche Ziele seines Arbeitgebers, seine eigenen ökonomischen Ziele und Compliance-Regeln in Einklang bringen soll, findet nicht statt.

Führungskräfte unterhalb von Vorstand oder Geschäftsführung übernehmen keine Verantwortung für die Umsetzung des Regelwerks und/oder werden vom Management nicht in die Pflicht genommen. Eine Kontrolle, ob die Vorschriften eingehalten werden, erfolgt nicht. So ausgelegt, erfüllen Compliance-Systeme allenfalls die Funktion eines Feigenblatts für die Außendarstellung. Wie es anders und besser geht, zeigt der aktuelle Leitfaden, den der Arbeitskreis Compliance des ICG unter der Leitung der Compliance-Abteilung von JLL Deutschland erarbeitet hat. "Compliance steht und fällt mit der Unternehmensleitung", betont Jan Ockenfels, Teamleader Compliance bei JLL Deutschland. Es sei eine Führungsaufgabe. Wichtig sind aber nicht nur die Entscheider an der Spitze, sondern auch alle anderen Leitfiguren, die näher am Alltagsgeschäft und damit an den dort lauernden Konflikten und Dilemmata sind.

Compliance meint - allgemein und weit gefasst - die Verhinderung von Verstößen. Was ein Verstoß genau ist, hängt von geltenden Gesetzen ebenso ab wie von der Branche oder der Position eines Mitarbeiters. Wer ein Compliance-System aufsetzt, kommt um eine detaillierte Risikoanalyse nicht herum. Hier werden die Besonderheiten des eigenen Geschäftsmodells und der einzelnen Geschäftsfelder beleuchtet. Könnte sich z.B. die Vergütung von Mitarbeitern nach eher kurzfristigen Zielen als Fehlanreiz entpuppen?

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Durch den Einbau von Hürden lässt sich das Risiko, dass Mitarbeiter Regeln - und sei es auch nur versehentlich - verletzen, vorab reduzieren. Zu denken wäre z.B. an automatisierte technische Kontrollen in Kundenmanagementsystemen oder die Definition von genehmigungspflichtigen Schwellenwerten, deren Überschreitung den Vorgesetzten fordern. Auch Stichproben ex post durch die Compliance-Abteilung schärfen das Bewusstsein. Hinweisen auf mögliche Verstöße geht diese entlang eines vorab festgelegten Prozederes konsequent nach.

Konsequente Sanktionen sind ein Muss

Aber: Strafe muss sein. "Ohne eine wirksame Sanktionierung geht es nicht", betont Ockenfels. Dabei kommt es ganz auf den Einzelfall an: Die Palette reicht von einem zusätzlichen Compliance-Training oder einem Gespräch mit dem Vorgesetzten über die Aussetzung von Beförderungen oder Bonuskürzungen bis hin zu Abmahnung, fristloser Kündigung oder Schadenersatzansprüchen gegen den Mitarbeiter.

Schließlich sollten Whistleblower ermutigt werden und einen Kanal erhalten, auf dem sie ihr Wissen geschützt teilen können. Bei JLL z.B. gibt es eine globale Hotline, auf der Hinweisgeber aktiv werden können, telefonisch oder schriftlich, anonym oder mit Namen.

Was plausibel klingt, ist nicht immer einfach umzusetzen. Beispiel Geldwäsche, ein in der deutschen Immobilienbranche weit verbreitetes Delikt. "Kleinere Maklerunternehmen sind da schnell überfordert", so Ockenfels. "Es ist oft schwierig - und teuer -, an die Daten von Interessenten zu kommen oder diese zu verifizieren."

Haften Unternehmenslenker schon bisher persönlich für Verstöße, die von Mitarbeitern und Führungskräften begangen werden, so sollen künftig auch die Firmen selbst, die im stafrechtlichen Sinne nicht handlungs- und damit schuldfähig sind, stärker in die Pflicht genommen werden. Vorgesehen sind schärfere Sanktionen für strukturelles Compliance-Versagen, aber auf der anderen Seite auch Sanktionsrabatte für eine wirkungsvolle Prävention.

Harald Thomeczek

Knight Frank ohne Schonder

Karriere 27.02.2020
Das Maklerhaus Knight Frank Frankfurt baut den Bereich Investment um - personell und strukturell. Dazu gehört auch, dass Ralph Schonder geht. ... 

Das Maklerhaus Knight Frank Frankfurt baut den Bereich Investment um - personell und strukturell. Dazu gehört auch, dass Ralph Schonder geht.

Philipp Schultheis heißt der neue Senior Director und Head of Investment bei Knight Frank Frankfurt. Der 45-Jährige hatte erst zum 1. Mai 2019 als Leiter Investment Frankfurt bei Engel & Völkers Investment Consulting angefangen. Er sollte in dieser Rolle u.a. den Aufbau des Investmentbereichs an diesem Standort verantworten. Davor war er bei JLL, Avison Young (ab November 2016) und CBRE (2011 bis 2016/Director Investment).

Nicht mehr für Knight Frank Frankfurt tätig ist dagegen Ralph Schonder, der seit Juli 2014 Managing Partner war. Eine Gesellschaft, deren Geschäfte Schonder und Elvin Durakovic, ebenfalls Managing Partner bei Knight Frank Frankfurt, gemeinsam führten, wird laut Handelsregister liquidiert.

Schonder scheide im Rahmen einer vor zwei Jahren begonnenen und nun abgeschlossenen Neustrukturierung des Bereichs Capital Markets aus dem Unternehmen aus, teilt dasselbe mit. "Die Investment-Unit von Knight Frank Frankfurt ist zukünftig bundesweit aktiv in allen Assetklassen mit Fokus auf Mid-Cap-Investments im Rhein-Main-Gebiet tätig", heißt es zur Begründung.

Und mit Blick u.a. auf die liquidierte Gesellschaft teilt Knight Frank Frankfurt mit: "Knight Frank Frankfurt hat seine Aktivitäten in den Bereichen Büroinvestment und -vermietung in der Knight Frank Consult GmbH & Co. KG strategisch gebündelt. Aus diesem Grund wird die Gesellschaft Knight Frank Invest GmbH & Co. KG in der altbekannten Form nicht mehr fortgeführt und befindet sich in Liquidation. Ralph Schonder ist mit Ausnahme von Abwicklungstätigkeiten nicht mehr für Knight Frank tätig. Sämtliche Berater aus dem Investmentbereich wurden in die Knight Frank Consult GmbH & Co. KG übernommen und sind weiterhin im Bereich Investment/Capital Markets tätig, bis auf eine Ausnahme. Das Team besteht heute aus sechs Personen unter der Leitung von Herrn Philipp Schultheis."

Harald Thomeczek