Wiesbadener Baudezernent Hans-Martin Kessler ist verstorben

Hans-Martin Kessler

Hans-Martin Kessler

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Volker Thies

Köpfe 29.01.2021
Hans-Martin Kessler, Wiesbadener Stadtrat und Dezernent für Stadtentwicklung und Bau, ist am Mittwoch überraschend verstorben. Der CDU-Politiker wurde nur 55 Jahre alt. ... 

Hans-Martin Kessler, Wiesbadener Stadtrat und Dezernent für Stadtentwicklung und Bau, ist am Mittwoch überraschend verstorben. Der CDU-Politiker wurde nur 55 Jahre alt.

Vor gut einer Woche hatte Kessler sich krankschreiben lassen und war für Mitte Februar in seinem Dezernat zurückerwartet worden. Nun wurde die Nachricht von seinem Tod publik. Kessler war seit Ende der 1980er Jahre in der Wiesbadener Stadtpolitik aktiv. Schnell konzentrierte sich der gelernte Bankkaufmann, der in der Werbe- und Kommunikationsbranche arbeitete, auf Bau- und Planungsthemen. Seit 1989 war er Sprecher der CDU-Stadtverordnetenfraktion für Bau, Verkehr und Stadtplanung. Im Jahr 2002 über nahm er den Vorsitz des Bauausschusses. Ende des Jahres 2017 wurde er Baudezernent.

Streitbar, aber ergebnisorientiert

Obwohl Kessler auf parlamentarischer Ebene vor allem gegenüber SPD und Grünen streitbar und mitunter mit scharfen Redebeiträgen auftrat, verlief die Sacharbeit im Magistrat mit Vertretern dieser Parteien dem Vernehmen nach reibungslos und auf Ergebnisse ausgerichtet. Kesslers Stärke lag nicht in der Jovialität und Volkstümlichkeit seines Auftretens, sondern im akribischen Durcharbeiten von Themen. Innerhalb der Wiesbadener CDU, die nicht immer von Harmonie geprägt ist, hatte er als stellvertretender Fraktionssprecher und von 2015 bis 2017 als Kreisgeschäftsführer Posten inne, die strategisches Geschick erforderten. In den vergangenen Monaten war Kessler wegen früherer beruflicher Tätigkeit für die Agentur RCC in die Kritik geraten. Diese hatte zahlreiche Aufträge von der Stadt und von kommunalen Tochtergesellschaften erhalten.

Kessler hinterlässt seine Frau Joanna, einen Sohn im Alter von 22 und eine Tochter im Alter von 20 Jahren.

Volker Thies

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Wiener Staatsanwälte ermitteln wegen Eyemaxx-Insolvenz

Köpfe 09.06.2022
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien hat im Zusammenhang mit der Insolvenz des deutsch-österreichischen Immobilienentwicklers Eyemaxx Real Estate Ermittlungen gegen ... 

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien hat im Zusammenhang mit der Insolvenz des deutsch-österreichischen Immobilienentwicklers Eyemaxx Real Estate Ermittlungen gegen zwei Personen aufgenommen. Eine davon ist laut der österreichischen Zeitung Der Standard der Gründer, Vorstand und größte Aktionär von Eyemaxx: Michael Müller.

„Wir führen ein Verfahren gegen zwei Personen“, sagte Oberstaatsanwalt und Mediensprecher René Ruprecht der Immobilien Zeitung (IZ). Die Vorwürfe lauten auf Untreue, Betrug, betrügerische Krida – im österreichischen Strafrecht die vorsätzliche oder fahrlässige Herbeiführung der Zahlungsunfähigkeit durch einen Schuldner zum Schaden der Gläubiger – sowie grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen. Die Untersuchungen wurden bereits im Februar eingeleitet, Ausgangspunkt war eine Anzeige.

Ein Ende ist laut Staatsanwalt Ruprecht noch nicht abschätzbar. Zur Identität der Beschuldigten dürfe er beim derzeitigen Stand der Ermittlungen keine Auskunft geben. Denn ob die Staatsanwälte überhaupt etwas finden, was strafbar war, ist noch offen. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung. „Wir sind noch mittendrin in den Ermittlungen und von einer möglichen Anklage oder gar einem Urteil noch weit entfernt“, so der Staatsanwalt. Auch zu den konkreten Vorwürfen, die u.a. gegen Müller im Raum stehen sollen, mochte Ruprecht nichts Näheres sagen.

Laut der österreichischen Zeitung Der Standard gehen die Ermittler unter anderem dem Verdacht nach, dass die Beschuldigten „investitionsbereite“ Anleihezeichner und einen Darlehensgeber noch sechs Wochen vor dem Insolvenzantrag nicht korrekt über die wirtschaftliche Lage der Firma informiert hätten. Außerdem bestehe der Verdacht, dass der Projektentwickler von ihm emittierte Anleihen nicht mit Einnahmen aus dem operativen Geschäft bedient habe, sondern durch die Begebung neuer Anleihen. Ein dritter Vorwurf laute: Eine Anleihe, die mit dem Schloss in Leopoldsdorf bei Wien – zugleich Sitz von Eyemaxx und Wohnsitz Müllers – besichert war, sei gerade noch rechtzeitig vollständig bedient worden, um eine Anfechtung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens auszuschließen. Ein Teil dieses Geldes sei von einer Eyemaxx-Tochter gekommen – ohne dass der Beschuldigte Sicherheiten bestellt und die nötigen Beschlüsse eingeholt habe. Müller wies gegenüber dem Standard die Vorwürfe „aufs Schärfste“ zurück.

Die Gläubiger, u.a. die Zeichner von drei Anleihen, hatten bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens am Landesgericht Korneuburg in Niederösterreich Mitte Dezember 2021 Forderungen über rund 165 Mio. Euro angemeldet. Im Januar wurde in Aschaffenburg, wo Eyemaxx seinen offiziellen Sitz hat, ein Sekundärverfahren eröffnet.

Den ursprünglichen Sanierungsplan zog die österreichische Insolvenzverwalterin kurz vor Weihnachten zurück. „Es war der ausdrückliche Wunsch der Gläubiger, das Sanierungsverfahren nicht weiter zu betreiben und die Vermögenswerte stattdessen in einem Konkursverfahren zu verwerten“, sagte Wolfgang Schuster-Kramer, Vizepräsident des Landesgerichtes Korneuburg, seinerzeit der IZ. Der Schwenk vom Sanierungs- zum Konkursverfahren dürfte vermutlich damit zu erklären sein, dass die den Gläubigern in Aussicht gestellte Quote von 20% nicht ohne eine Verwertung von Vermögensgegenständen erfüllt werden kann. Außerdem scheiterte offensichtlich ein Asset-Deal, der die Sanierung hätte finanzieren sollen.

Harald Thomeczek