"Oh ja! Klar suchen wir Nachwuchs!"

Personalchefin Christine Sasse rührt vor Studenten die Werbetrommel.

Personalchefin Christine Sasse rührt vor Studenten die Werbetrommel.

Quelle: IZ, Urheber: Harald Thomeczek

Karriere 26.04.2018
Unternehmen, die Headhunter für Positionen im Facility-Management beauftragen, sind für gewöhnlich ziemlich wählerisch. Der Personalberater ist schließlich teuer, seine Beauftragung ... 

Unternehmen, die Headhunter für Positionen im Facility-Management beauftragen, sind für gewöhnlich ziemlich wählerisch. Der Personalberater ist schließlich teuer, seine Beauftragung soll sich auch lohnen. Kommt der Köpfejäger nicht zu Potte, zeigen sich seine Auftraggeber jedoch mitunter erstaunlich flexibel.

Denn die Branche wächst: Laut dem Beratungsunternehmen Lünendonk ist der Umsatz mit externen FM-Dienstleistungen im Geschäftsjahr 2016 - aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor - so stark wie seit dem Jahr 2008 nicht mehr gestiegen. Unternehmen, die ein fettes Mandat an Land gezogen oder deren (neue) Eigentümer ambitionierte Wachstumspläne für sie geschmiedet haben, brauchen zusätzliches Personal.

Sahar Faraji, Leiterin der Division Construction and Technical Real Estate bei der Personalberatung Cobalt, machte unlängst auf der InServFM-Messe in Frankfurt in einem Vortrag deutlich, welche Blüten Wachstum gepaart mit Personalknappheit treiben kann. Sie sagte: "Der Markt für Kandidaten im Facility-Management (FM) ist so gut, die Unternehmen sind flexibel. Selbst Handy- oder Autoverkäufer können als Facility-Manager einsteigen, wenn sie im Vorstellungsgespräch überzeugen."

Hinter der Bühne ergänzte Faraji: Diese Aussage beziehe sich nicht auf Stellen, die sie oder Kollegen besetzten. Weil der Markt nur begrenzt perfekte Kandidaten hergibt, gelingt es Faraji nämlich nicht immer, ein Mandat erfolgreich abzuschließen. Die Personalberaterin macht sich ab und an den Spaß und schaut sich die LinkedIn- oder Xing-Profile derjenigen an, die die FM-Unternehmen später auf eigene Faust einstellen. Und siehe da: Der eine oder andere hatte vorher Mobiltelefone oder Autos verkauft. Darum riet die Headhunterin einem jungen Mann aus dem Publikum, der nach ihrem Vortrag die Frage an sie gerichtet hatte, welcher Bereich im "weiten Feld" FM die besten Karriereaussichten böte: "Der Markt ist flexibel. Sie sollten sich deshalb nicht zu früh festlegen."

Über ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt wollten sich auch Studenten des dualen Bachelor-Studiengangs technisches FM von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin auf der InServFM informieren. Die Reisegruppe aus der Hauptstadt gehörte zu einem knappen Dutzend Studierendendelegationen, die Mitgliedsunternehmen der Brancheninitiative Die Möglichmacher ihre Aufwartung machten - oder eher umgekehrt.

Zu denjeningen, die sich den studierenden Köpfen auf der Messe von ihrer besten Seite zeigen wollten, gehörte auch Christine Sasse. Die Personalchefin des Münchner Dienstleisters Dr. Sasse benötigt "in den nächsten zwei Jahren rund 300 neue Mitarbeiter. Zwei Drittel davon werden aus dem Bereich Fachkräfte kommen, ein Drittel aus Fachhochschulen und Universitäten." Auf einer kleinen Infoveranstaltung - plus Test einer Virtual-Reality-Brille für Gebäudetechniker - rührte Sasse die Arbeitgebertrommel. Einer der jungen Herren aus Berlin stellte die ernst gemeinte Frage, ob Dr. Sasse für die nächsten Jahre zusätzliche Facility-Manager suche. Verwunderung erfasste das Antlitz der Personalerin. Es dauerte einen Moment, ehe sie herausbrachte: "Oh ja! Natürlich suchen wir Facility-Manager. Wir brauchen gut geschulte Nachwuchskräfte, auch Nachwuchsführungskräfte."

HWR-Studentin Sabrina Irmscher sieht eine goldene Zukunft für sich und ihre Kommilitonen: "Die Chancen für hochqualifiziertes Fachpersonal stehen grundsätzlich in allen Bereichen der Wirtschaft mehr als gut. Im Bereich FM sehe ich meine Einstiegschancen im mittleren Management positiv, da unser Berufsfeld noch relativ neu ist. Zudem wächst die FM-Branche stetig, und somit eröffnen sich auch weiterhin neue Berufswege." Auf Irmschers Streifzug durch die Messehallen wurde ihre Aufmerksamkeit von Arbeitgebern geweckt, die eine "persönliche Arbeitszeiteinteilung" akzeptieren und ihr den Einstieg ins Unternehmen bzw. ins Arbeitsleben besonders leicht machen.

Mit Geld (allein) kann man die junge Frau nicht ködern: "Mir persönlich ist das Gehalt im ersten Job, wo man als Berufsanfänger trotz des dualen Studiums noch viel zu lernen hat, nicht so wichtig." Was aber wohl (auch) daran liegt, dass "uns auf der InServFM gute bis sehr gute Einstiegsgehälter genannt wurden". Christine Sasse bezeichnete folgende Gehaltserwartungen für studierte Einsteiger im FM als realistisch: Für Trainee-Stellen seien je nach Standort 32.000 bis 35.000 Euro brutto im Jahr branchenüblich. Bei Direkteinsteigern mit fachspezifischem Hintergrund bewege sich das Spektrum zwischen 38.000 und 45.000 Euro.

Erfahrene Kräfte, die ihre Qualitäten bereits unter Beweis gestellt haben, sind ungleich wertvoller. Besonders, wenn Unternehmen eine gewisse Dringlichkeit der Personalsuche verspüren. ISS z.B. braucht auch mit den rund 3.000 Mitarbeitern, die es von Strabag PFS übernehmen will, noch ca. 3.000 weitere Mitarbeiter, um den Großauftrag der Telekom ab Juli 2019 wie geplant mit einer Eigenleistungsquote von 80% zu bearbeiten. Auf den immensen Personalbedarf von ISS angesprochen, sagt jemand, der es wissen muss: "Die klingeln bei unseren Leuten an der Haustür." Wer denn? ISS? "Ja, ISS. Apleona auch."

Geld spielt offenbar keine große Rolle, wenn's pressiert: "Apleona hat Dutzende Vertriebler gesucht. Da ging's nur ums Geld. Dann werden halt 1.000 Euro mehr geboten." Der Finanzinvestor EQT und das Apleona-Management haben dem Dienstleister ambitionierte Ziele gesetzt. Apleona-Chef Jochen Keysberg sagte dieser Zeitung vor einem Jahr, die Leistung solle - ohne das zwischenzeitlich verkaufte Hochbaugeschäft - von rund 2 Mrd. Euro anno 2016 in den nächsten fünf Jahren "Richtung 3 Mrd. Euro" wachsen.

Harald Thomeczek

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Arbeiten mit Urlaubsgefühl

Arbeiten unter Palmen kann durch Workation möglich werden.

Arbeiten unter Palmen kann durch Workation möglich werden.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Hernandez & Sorokina/Stocksy

Karriere 25.04.2024
Über das Konzept Workation ermöglichen es Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, für eine begrenzte Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Doch ein solcher Arbeitstrip erfordert einiges an ... 

Über das Konzept Workation ermöglichen es Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, für eine begrenzte Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Doch ein solcher Arbeitstrip erfordert einiges an Vorbereitung. Je nach Zielland müssen unterschiedliche Regelungen eingehalten werden.

Weder im Büro noch im Homeoffice, sondern von einem Urlaubsort aus arbeiten – das Konzept "Workation", also "work" und "vacation" in einem, ist in der Immobilienbranche längst angekommen. In einer Onlineumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) gab mehr als jeder zweite (54%) von knapp 300 Teilnehmern an, gerne einmal mit dem Arbeitslaptop wegfahren und an Meetings in dieser Zeit via Online-Schalte teilnehmen zu wollen.

Zwei Mitarbeiter, die das schon in die Tat umgesetzt haben, sind Alina Schöne und Tobias Brunner von Cobalt. Als Headhunter besetzen sie Stellen für Unternehmen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft, und das zeitweise von Barcelona oder Lissabon aus. "Ich fand es schön, dass man in einem anderen Land sein und arbeiten kann, aber tatsächlich auch mal weg von Zuhause ist", sagt Schöne. Im Gegensatz zu einer normalen Urlaubsreise habe sie es geschätzt, dass sie durch einen längeren Aufenthalt im Ausland richtig in die Kultur eintauchen konnte. "Ich war teilweise produktiver als im Büro. Weil ich einfach diesen Drive hatte und weil ich wusste, ich starte früh, bin ich effektiv durch den Tag gegangen." Die neue Umgebung habe ihre Motivation befeuert.

Gesteigerte Produktivität in neuer Umgebung

Dabei entstand das Konzept im Unternehmen aus einem Scherz heraus, wie HR-Director Susanne Franke berichtet. Zum ersten Mal sei die Idee während eines Leaderevents auf Mallorca aufgekommen. Schnell hätten sie gemerkt, dass das Arbeiten in der Sonne gar nicht so abwegig ist. Bis zur vollständigen Umsetzung des Angebots musste Franke zusammen mit einer Inhouse-Juristin jedoch viele organisatorische Punkte beachten und regeln. "Wir haben uns ein gutes halbes Jahr mit dem Thema beschäftigt, weil es doch komplexer ist, als wir eingangs dachten", erinnert sie sich. Als Beispiele zählt sie sozialversicherungs-, steuer- und arbeitsrechtliche Aspekte auf, die beim Arbeiten vom Ausland aus zu berücksichtigen sind. Dabei holten sie auch Rat bei einer Steuerkanzlei und einem Juristen ein.

Denn den Überblick zu behalten, ist herausfordernd. Beispielsweise gelten für Zielländer außerhalb der EU andere Rahmenbedingungen als innerhalb. Dies schränkte die möglichen Workation-Ziele für die Cobalt-Mitarbeiter beim Start des Angebots im Juni 2022 ein. Dadurch sind die Mitarbeiter von Cobalt aber auf der sicheren Seite, wenn es um das Thema Datenschutz geht. Die Verordnung, nach der sie in Deutschland mit Kontakten von Kunden oder Kandidaten umgehen, gilt in ihrer Form EU-weit, sodass keine Arbeitsprozesse umgestellt werden müssen.

Als eine der größten rechtlichen Hürden sieht Franke aus unternehmerischer Sicht das Betriebsstättenrisiko. Wenn im Ausland ein Büro oder eine Wohnung von einem Unternehmen gemietet wird, können je nach Land dafür Steuern fällig werden. Die Cobalt-Mitarbeiter kümmern sich um ihre Unterkünfte deshalb selbst.

Organisatorischer Aufwand auf allen Seiten

Mehr als 20 Tage dürfen sie aber nicht verreisen. Durch die strenge Grenze können sie sich bei den EU-Zielen sicher sein, im Gastland keine Steuern abführen zu müssen. Einige Besonderheiten im Arbeitsalltag, das weiß Brunner, hängen aber nicht nur mit der Reisedauer zusammen. So etwa eine Zeitverschiebung, die es bei der Organisation von Arbeitszeiten und Kundenterminen zu beachten gilt.

Aber nicht nur das müssen Mitarbeiter wie Schöne und Brunner vor Reiseantritt berücksichtigen. "Man sollte darauf achten, neben seinem Arbeitsequipment auch eine sogenannte A1-Bescheinigung mitzuführen", erklärt Franke. Nur so seien die Mitarbeiter im Ausland abgesichert, wenn es zu einem Arbeitsunfall kommt.

Aus Gesprächen mit Kandidaten wissen Franke und ihre Kollegen, dass nicht nur ihre, sondern auch Mitarbeiter anderer Unternehmen Flexibilität vom Arbeitgeber in der Frage nach dem Arbeitsort verlangen. Workation anzubieten, könnte je nach Aufgabenprofil also auch Bewerber anlocken. Noch werde in solchen Segmenten wie etwa dem Property- und Asset-Management oder in der kaufmännischen Projektentwicklung eher der Wunsch nach Homeoffice als nach Workation geäußert. "Das sind auch Berufe, bei denen man teilweise einfach vor Ort sein muss", erklärt Schöne. In der Buchhaltung sähe das vielleicht anders aus. Ein Bauleiter sei viel auf Baustellen und müsse sich auch Urlaub nehmen, ergänzt Brunner.

In der Onlineumfrage der IZ gaben 15% der Teilnehmenden an, für ein Workation-Angebot sogar den Arbeitgeber wechseln zu wollen. Alina Schöne ist froh, dass sie das Workation ausprobieren konnte. "Ich bin mit neuen Eindrücken nach Hause gekommen, war erholt und das Business hat in der Zeit dennoch nicht gelitten. Für uns als Unternehmen war Workation deshalb auf jeden Fall ein absolutes Win-win."

Janina Stadel ,Marius Katzmann

ESG-Experten dringend gesucht

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Janina Stadel

Karriere 30.11.2023
Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der ... 

Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der einstellenden Unternehmen oft voneinander abweichen, müssen Headhunter Interessenten genau unter die Lupe nehmen.

Die Nachfrage nach Experten für Environmental Social Governance (ESG) in allen Sparten der Immobilienwirtschaft reißt nicht ab. Das zeigt sich an den Auftragszahlen von Headhuntern. Während die Personalberatung Cobalt Recruitment im gesamten Jahr 2022 nur eine einzige Funktion mit dem Schwerpunkt vermittelt hat, waren es allein im ersten Halbjahr 2023 schon acht. "Die Herausforderung für die gesamte Branche besteht darin, dass es kein genaues Bild von einem ESG-Experten gibt", sagt Cobalt-Geschäftsführerin Doreen von Bodecker. "Genauso neu wie der Berufsschwerpunkt sind die Zertifizierungen, die bisher angeboten werden", erläutert sie weiter. Diese Weiterbildungen gibt es zum Beispiel bei der IHK Münster unter dem Titel "ESG: Chancen für den Mittelstand", bei der IHK München in Form einer Ausbildung zum Transformation-Manager oder als Webinare zu EU-Taxonomien. Bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) kann man sich in zwei bis drei Monaten zum ESG-Manager weiterbilden lassen. In der Schulung wird Wissen zu Zertifizierungen und EU-Taxonomien ebenso vermittelt wie Kenntnisse von den Anforderungen für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb und von den Methoden, eine Immobilie ESG-konform zu managen. Weil sich die Inhalte der Schulungen aber unterscheiden, können Arbeitgeber die Zertifikate oft nicht richtig einordnen. Als Headhunterin fragt von Bodecker bei Kandidaten deshalb genau nach, was sie in der Vergangenheit gemacht haben, um einschätzen zu können, ob sie fachlich zu einer Stelle passen – und auch ins Teamgefüge. Letzteres sei deshalb wichtig, weil ESG-Manager das Thema auch in die Belegschaft tragen müssen. In vielen Fällen bedeute dies erst einmal aufzuklären, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht länger als Belastung gesehen werden darf.

Für Christoph Hartmann, Gesellschafter der Personalberatung Deiniger Consulting, umfasst das Thema ESG in den Unternehmen drei Blöcke. "Zum einen ist da der Bestand, also die Immobilien eines Unternehmens als solche, auf die ein ESG-Experte achten muss. Hinzu kommen die Mitarbeiter. Da greift vor allem das S für Social in ESG. Darüber hinaus hat ESG aber auch eine Bedeutung für die Wirkung eines Unternehmens nach außen. Anders ausgedrückt: Wer auf diesem Gebiet schon sehr weit ist, brüstet sich damit gerne und nutzt es als Marketingtool." Welche Schwerpunkte für ein Unternehmen wichtig sind, kann unterschiedlich ausfallen, für Hartmann ist aber klar: "Der Dreiklang muss stimmen. Dafür muss ein Bewusstsein bei den Mitarbeitern, vor allem aber bei den Führungskräften geschaffen werden."

Auf der Suche nach passenden ESG-Managern für ein Unternehmen befragt Hartmann seine Kunden deshalb proaktiv, welche Profile sie suchen. "Ich lasse die Klienten eine klare Erwartungshaltung aufdröseln. Aus Aufgaben und Verantwortlichkeiten müssen Anforderungen an die Kandidaten abgeleitet werden." Wichtig sei auch, wie sich die Stelle in den kommenden drei bis fünf Jahren weiterentwickeln soll. "Diese Frage stellt für viele die größte Herausforderung dar."

Die Verantwortung für das Thema einem bestehenden Mitarbeiter zusätzlich zu übertragen, sieht Hartmann nicht immer als die beste Lösung. "Gerade mit Blick auf den Bestand kann es Vorteile haben, wenn der ESG-Manager ihn gut kennt. Aber ihm kann auch der objektive Blick fehlen." Zudem bedeute eine Doppelrolle höhere Belastung, die auf die Qualität der Arbeit wirken kann.

Wegen der unübersichtlichen Kandidatenlage sei die Suche nach externen Kandidaten aber schwer für die Arbeitgeber. An bisherigen Berufsbezeichnungen könne man sich kaum orientieren, weil Immobilienexperten und somit auch potenzielle ESG-Manager oft trotz gleicher Aufgaben und Fähigkeiten in jeder Firma einen anderen Titel tragen. Was genau sich dahinter verbirgt, muss Hartmann jedesmal im Gespräch und durch genaues Prüfen der Vita herausfiltern. Hinzu komme, dass viele Unternehmen bei der Suche nach ihren Mitarbeitern nur auf die eigene Sparte schauen. "Das schränkt den Talentepool natürlich ein. Wer nur auf ein einziges Marktsegment schaut, hat in der Regel nur die Möglichkeit, Kandidaten von der direkten Konkurrenz abzuwerben", sagt Hartmann. Neue Blickwinkel gingen dadurch verloren. Doch gerade für einen ESG-Manager könnten diese nützlich sein und das Unternehmen langfristig nach vorne bringen. "Der Blick auf andere Branchen bleibt jedoch schwierig, denn Immobilienkenntnisse bleiben die Grundvoraussetzung."

Wo genau das Thema ESG innerhalb der Unternehmenshierarchie zu verorten ist, bestimmen die Arbeitgeber in der Regel individuell. "Wer glaubt, es muss beim CEO aufgehängt sein, lässt sich davon selten abbringen", so Hartmanns Erfahrung. Doch auch den Human Resources oder dem Business Development wird der ESG-Manager in einigen Unternehmen zugeordnet. Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Berichtsketten und unterschiedliche Entscheidungsgewalten für die gesuchten Experten.

Gute Chancen auf eine Stelle haben laut Patrycja Arendt, CEO der Headhuntingboutique One Match, junge Kandidaten, denn auf der Suche nach einem ESG-Manager genüge oft schon die pure Affinität für das Thema. "Junge Kandidaten haben die Möglichkeit, ihre Schwerpunkte vom Karrierestart an auf das Thema zu legen und auf die Basis, die sie von der Hochschule mitbringen, aufzubauen. Sie sind selbst noch im Thema Lernen drin, weshalb man ihnen die Möglichkeit, sich fortzubilden, gut zuspricht."

Janina Stadel

Profis für ESG und Daten sind gesucht

Nicole Schwan (links) und Doreen von Bodecker.

Nicole Schwan (links) und Doreen von Bodecker.

Quelle: Cobalt, Urheber: Picture People

Karriere 04.10.2023
Die Suche nach ESG-Experten und Data-Mining-Spezialisten beschäftigen die Personalberater. Und zu möglichen Gehaltspaketen beraten Headhunter die Arbeitgeber verstärkt. ... 

Die Suche nach ESG-Experten und Data-Mining-Spezialisten beschäftigen die Personalberater. Und zu möglichen Gehaltspaketen beraten Headhunter die Arbeitgeber verstärkt.

Eine "richtige Arbeitsmesse" erwartet sich Doreen von Bodecker von den drei Tagen in München. Sie ist Geschäftsführerin der Personalberatung Cobalt (C1.011) und will zusammen mit 20 Kollegen auf der Expo Real die Bedürfnisse von Arbeitgebern in den Fokus nehmen. "Uns geht es in diesem Jahr viel um Kommunikation und ums Netzwerken. Wir wollen Trends aufspüren und News weitertragen", sagt sie.

Das helfe ihr und ihrem Team auch in Zukunft bei der Suche nach Kandidaten für Spezialistenstellen, wie etwa die von ESG-Managern. "Gesucht werden sie in allen Sparten – vom Generalunternehmen über die Investmentgesellschaft bis hin zur Bank für Immobilienfinanzierungen ist die Nachfrage überall hoch", sagt die Headhunterin. Doch die Anforderungen an die Bewerber fielen je nach Arbeitgeber ganz unterschiedlich aus und verändern sich fortlaufend.

"Data-Mining ist aktuell ein weiteres großes Thema", ergänzt von Bodecker. "Gesucht werden Datenmanager, die nicht nur Datenbanken zu Immobilien aufbauen können, sondern die gesammelten Daten auch aktuell halten und über statistische Methoden mit diesen arbeiten", beschreibt sie die Herausforderung. Die Experten sollen auf der Basis dieser Daten in den Unternehmen Prognosen erstellen, aus denen sich Trends für die Zukunft ableiten lassen. So sollen Kundenpräferenzen möglichst frühzeitig erkannt werden. "Zum Teil spielt hier auch der gekonnte Umgang mit KI-Tools eine große Rolle", gibt sie ein Beispiel für Kenntnisse, auf die sie bei der Kandidatensuche achtet.

Bei der Besetzung von vielen anderen Stellen hält die Headhunterin hingegen Ausschau nach Generalisten. "Statt mehrere Experten einzustellen, suchen Arbeitgeber wieder gezielter nach Mitarbeitern, die mehrere Aufgabenbereiche übernehmen können – nicht zuletzt, um so auch Stellen zu reduzieren und Kosten zu sparen", sagt von Bodecker. "Uns fällt auf, dass Arbeitgeber nicht mehr so häufig bereit sind, auf alle Gehaltsforderungen von Kandidaten einzugehen."

Dadurch, dass die Gehaltswünsche von Bewerbern in den letzten Monaten zum Teil weit über dem Budget der Arbeitgeber liegen, ist für die Expertinnen ein weiteres Aufgabenfeld in den Fokus gerückt. "Wir beraten dann, welche Pakete man gestalten könnte, etwa mit Boni oder Staffelungen des Fixums oder Benefits, um Kandidaten doch noch zu gewinnen", erklärt von Bodeckers Kollegin Nicole Schwan, die ebenfalls Mitglied in der Geschäftsführung von Cobalt ist. "Die Nachfrage nach diesem Beratungsangebot ist im Vergleich zu den letzten Jahren stark gestiegen", sagt sie.

Janina Stadel