ESG-Experten dringend gesucht

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Janina Stadel

Karriere 30.11.2023
Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der ... 

Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der einstellenden Unternehmen oft voneinander abweichen, müssen Headhunter Interessenten genau unter die Lupe nehmen.

Die Nachfrage nach Experten für Environmental Social Governance (ESG) in allen Sparten der Immobilienwirtschaft reißt nicht ab. Das zeigt sich an den Auftragszahlen von Headhuntern. Während die Personalberatung Cobalt Recruitment im gesamten Jahr 2022 nur eine einzige Funktion mit dem Schwerpunkt vermittelt hat, waren es allein im ersten Halbjahr 2023 schon acht. "Die Herausforderung für die gesamte Branche besteht darin, dass es kein genaues Bild von einem ESG-Experten gibt", sagt Cobalt-Geschäftsführerin Doreen von Bodecker. "Genauso neu wie der Berufsschwerpunkt sind die Zertifizierungen, die bisher angeboten werden", erläutert sie weiter. Diese Weiterbildungen gibt es zum Beispiel bei der IHK Münster unter dem Titel "ESG: Chancen für den Mittelstand", bei der IHK München in Form einer Ausbildung zum Transformation-Manager oder als Webinare zu EU-Taxonomien. Bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) kann man sich in zwei bis drei Monaten zum ESG-Manager weiterbilden lassen. In der Schulung wird Wissen zu Zertifizierungen und EU-Taxonomien ebenso vermittelt wie Kenntnisse von den Anforderungen für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb und von den Methoden, eine Immobilie ESG-konform zu managen. Weil sich die Inhalte der Schulungen aber unterscheiden, können Arbeitgeber die Zertifikate oft nicht richtig einordnen. Als Headhunterin fragt von Bodecker bei Kandidaten deshalb genau nach, was sie in der Vergangenheit gemacht haben, um einschätzen zu können, ob sie fachlich zu einer Stelle passen – und auch ins Teamgefüge. Letzteres sei deshalb wichtig, weil ESG-Manager das Thema auch in die Belegschaft tragen müssen. In vielen Fällen bedeute dies erst einmal aufzuklären, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht länger als Belastung gesehen werden darf.

Für Christoph Hartmann, Gesellschafter der Personalberatung Deiniger Consulting, umfasst das Thema ESG in den Unternehmen drei Blöcke. "Zum einen ist da der Bestand, also die Immobilien eines Unternehmens als solche, auf die ein ESG-Experte achten muss. Hinzu kommen die Mitarbeiter. Da greift vor allem das S für Social in ESG. Darüber hinaus hat ESG aber auch eine Bedeutung für die Wirkung eines Unternehmens nach außen. Anders ausgedrückt: Wer auf diesem Gebiet schon sehr weit ist, brüstet sich damit gerne und nutzt es als Marketingtool." Welche Schwerpunkte für ein Unternehmen wichtig sind, kann unterschiedlich ausfallen, für Hartmann ist aber klar: "Der Dreiklang muss stimmen. Dafür muss ein Bewusstsein bei den Mitarbeitern, vor allem aber bei den Führungskräften geschaffen werden."

Auf der Suche nach passenden ESG-Managern für ein Unternehmen befragt Hartmann seine Kunden deshalb proaktiv, welche Profile sie suchen. "Ich lasse die Klienten eine klare Erwartungshaltung aufdröseln. Aus Aufgaben und Verantwortlichkeiten müssen Anforderungen an die Kandidaten abgeleitet werden." Wichtig sei auch, wie sich die Stelle in den kommenden drei bis fünf Jahren weiterentwickeln soll. "Diese Frage stellt für viele die größte Herausforderung dar."

Die Verantwortung für das Thema einem bestehenden Mitarbeiter zusätzlich zu übertragen, sieht Hartmann nicht immer als die beste Lösung. "Gerade mit Blick auf den Bestand kann es Vorteile haben, wenn der ESG-Manager ihn gut kennt. Aber ihm kann auch der objektive Blick fehlen." Zudem bedeute eine Doppelrolle höhere Belastung, die auf die Qualität der Arbeit wirken kann.

Wegen der unübersichtlichen Kandidatenlage sei die Suche nach externen Kandidaten aber schwer für die Arbeitgeber. An bisherigen Berufsbezeichnungen könne man sich kaum orientieren, weil Immobilienexperten und somit auch potenzielle ESG-Manager oft trotz gleicher Aufgaben und Fähigkeiten in jeder Firma einen anderen Titel tragen. Was genau sich dahinter verbirgt, muss Hartmann jedesmal im Gespräch und durch genaues Prüfen der Vita herausfiltern. Hinzu komme, dass viele Unternehmen bei der Suche nach ihren Mitarbeitern nur auf die eigene Sparte schauen. "Das schränkt den Talentepool natürlich ein. Wer nur auf ein einziges Marktsegment schaut, hat in der Regel nur die Möglichkeit, Kandidaten von der direkten Konkurrenz abzuwerben", sagt Hartmann. Neue Blickwinkel gingen dadurch verloren. Doch gerade für einen ESG-Manager könnten diese nützlich sein und das Unternehmen langfristig nach vorne bringen. "Der Blick auf andere Branchen bleibt jedoch schwierig, denn Immobilienkenntnisse bleiben die Grundvoraussetzung."

Wo genau das Thema ESG innerhalb der Unternehmenshierarchie zu verorten ist, bestimmen die Arbeitgeber in der Regel individuell. "Wer glaubt, es muss beim CEO aufgehängt sein, lässt sich davon selten abbringen", so Hartmanns Erfahrung. Doch auch den Human Resources oder dem Business Development wird der ESG-Manager in einigen Unternehmen zugeordnet. Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Berichtsketten und unterschiedliche Entscheidungsgewalten für die gesuchten Experten.

Gute Chancen auf eine Stelle haben laut Patrycja Arendt, CEO der Headhuntingboutique One Match, junge Kandidaten, denn auf der Suche nach einem ESG-Manager genüge oft schon die pure Affinität für das Thema. "Junge Kandidaten haben die Möglichkeit, ihre Schwerpunkte vom Karrierestart an auf das Thema zu legen und auf die Basis, die sie von der Hochschule mitbringen, aufzubauen. Sie sind selbst noch im Thema Lernen drin, weshalb man ihnen die Möglichkeit, sich fortzubilden, gut zuspricht."

Janina Stadel

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"Werte sind unsichtbarer Luxus"

Daniel Salzhuber ist Gründer des Beratungsunternehmens Elle Consulting. Quelle: Yo’ Elle Consulting GmbH

Daniel Salzhuber ist Gründer des Beratungsunternehmens Elle Consulting. Quelle: Yo’ Elle Consulting GmbH

Karriere 04.10.2024
ESG. Mit ihrem Unternehmen Yo’Elle Consulting bietet Daniela Salzhuber Controlling- und Analyseleistungen und entwickelt mit ihren Kunden Langzeitstrategien für ... 

ESG. Mit ihrem Unternehmen Yo’Elle Consulting bietet Daniela Salzhuber Controlling- und Analyseleistungen und entwickelt mit ihren Kunden Langzeitstrategien für Wertschöpfung. Zum 11. Firmenjubiläum setzte sie sich bei einem Workshop mit dem Thema Werte auseinander. Ihrer Einladung sind Immobilienprofis aus verschiedenen Sparten der Branche gefolgt. Ihr Ziel: Erfahrungen aus der Projektbearbeitung mit unterschiedlichen Teams abgleichen.

Immobilien Zeitung: Sie haben Branchenakteure aus ganz Deutschland zu einem Workshop zum Thema Werte an einen Tisch gebracht. Wer war alles dabei?

Daniela Salzhuber: Insgesamt sind 16 Immobilienprofis aus ganz Deutschland zusammengekommen. Unter ihnen waren Finanzierungsexperten wie zum Beispiel von der DZ Hyp oder der Berlin Hyp, aber auch Vertreter von Bauunternehmen wie Strabag und der Hochschule Fresenius. Zudem sind auch CEOs gekommen wie Matthias Herter von der Wohnungsgesellschaft Meravis und Timo Tschammler von Twain Towers.

IZ: Was war ihre Motivation? Welche konkreten Lösungen wollten sie für ihre Arbeit mitnehmen?

Salzhuber: Der Wert der Assetklasse Immobilien wandelt sich und somit auch die Möglichkeiten für eine langfristige Wertschöpfung. Die Teilnehmer wollten sich mit anderen Entscheidern aus der Branche austauschen und sehen, mit welcher Haltung sie dem aktuellen Markt begegnen. Dabei ging es ihnen um einen Austausch von Perspektiven und nicht zuletzt auch darum, sich ihre eigenen Positionen bewusst machen.

IZ: Welche Impulse gab es für die Auseinandersetzung mit dem Thema?

Salzhuber: Grundlage für die Gespräche war eine Sammlung von Zitaten von Philosophen und Wirtschaftsgrößen. Diese galt es zu hinterfragen. Aussagen wurden miteinander verglichen und mit der eigenen Lebenswelt abgestimmt. Gegensätzlichkeiten wurden trotz Emotionen erstaunlich tolerant diskutiert und Sichtweisen bis in den späten Abend hinein ausgetauscht. Das geht gemeinsam viel schneller, als wenn wir alle im Homeoffice allein vor uns hin brüten.

IZ: Man denkt immer, den Immobilienprofis geht es nur ums Geld. Welche Werte waren es, die die Teilnehmer im Workshop wirklich umgetrieben haben?

Salzhuber: Natürlich ging es in den Gesprächen auch ums Geld und um ein gutes Überleben jedes Einzelnen und der Unternehmen. Das Ausloten zwischen Sicherheitsdenken und Mut, "out of the Box" zu agieren, lockte fast alle in der Runde aus der Reserve. Es ergab sich hieraus schnell ein Spannungsfeld zwischen Bedürfnissen, Erwartungen und Sehnsucht nach Wandel. Dabei zeigte sich, dass jede Form von Veränderung Leistungsbereitschaft voraussetzt.

IZ: Wie können kapitalistische Werte und zwischenmenschliche Werte auf einen Nenner gebracht werden?

Salzhuber: Auch im Kapitalismus zählen Freiheit, Wachstum, Kreativität und Verantwortung, auch wenn es dabei um Wettbewerb, Marktwirtschaft und Gewinnmaximierung geht. Werte sind kostenfrei, ein unsichtbarer Luxus. Es gibt keine Gebühr, kein Honorar, keine Steuern für sie und dennoch sind sie Grundlage für Entscheidungen. Sie schaffen Identifikation mit einem Projekt oder einer Aufgabe und somit mit dem eigenen Job und dem Arbeitgeber – und gerade die junge Generation sucht nach einem Sinn in ihrem beruflichen Tun.

IZ: Spielten auch Alters- und Generationenunterschiede bei der Diskussion eine Rolle?

Salzhuber: Die Unterschiede zu überwinden stellt einen entscheidenden Teil der Zukunft und unseres Erfolgs dar. Nicht umsonst gibt es neben dem klassischen Coaching seit einigen Jahren Reverse Mentoring. Es braucht gegenseitige Wertschätzung. Aus eigener Erfahrung als Dozentin und aus der Zusammenarbeit mit jungen Leuten kann ich dazu alle nur ermutigen. Eine Frage für die ältere Generation könnte sein: Wie wären wir, wenn wir in unserer Laufbahn niemals durch eine Krise gegangen wären?

IZ: Wer muss Werte innerhalb eines Unternehmens vorleben?

Salzhuber: Alle sind gefragt. Heutzutage haben viele Unternehmen ein Leitbild mit Kernsätzen, die für alle Mitarbeiter im Unternehmen verständlich sind und bestenfalls gemeinsam mit allen aufgestellt wurden. Transportiert werden müssen die Werte und die damit verbundene Kultur von Führungskräften. Sie haben eine Vorbildfunktion. Doch gelebt werden müssen sie von jedem einzelnen Mitarbeiter.

IZ: Sind Werte zeitlos? Und wann sollten die eigenen einmal überdacht werden?

Salzhuber: Zitate aus der Antike sind noch immer sehr beliebt. Gelegentlich frage ich mich, ob die Menschen sich immer wieder denselben Themen stellen müssen. Somit, glaube ich, sind Werte auf jeden Fall zeitlos. Jede Zeit fordert diese auf ihre Art und Weise ein und bringt uns alle immer wieder auf den Kern. Jeder ist frei, sich so oft über Werte Gedanken zu machen, wie er will. Jeder in seinem Rahmen. Überhaupt nicht über Werte nachzudenken kommt, glaube ich, kaum vor. Viele Menschen bemerken vielleicht nicht, dass sie es tun.

IZ: Welche Anregungen von außen können Werte innerhalb eines Unternehmens beeinflussen?

Salzhuber: Als Wirtschaftsbetriebe sind Projektentwickler, Dienstleister oder Generalunternehmer dazu angehalten, effizient zu wirtschaften, um das Fortbestehen eines Unternehmens für alle Mitarbeiter zu sichern. ESG ist für mich eine neue Begrifflichkeit für einen alten Wertekanon, der dringend wieder gelebt werden sollte. Die Nachkriegsgeneration hat das automatisch gelebt. Wir brauchen möglicherweise diese formalen Vorgaben als Erinnerung, um den Wert von Ressourcen wiederzuentdecken.

IZ: Gibt es typisch deutsche Werte?

Salzhuber: Typisch deutsche Werte gibt es viele. Sicherlich gehören hochkarätige Ingenieurskunst, Innovationsstärke sowie Zuverlässigkeit dazu. Zu viel Regulatorik engt den Handlungsspielraum deutlich ein. Deshalb müssen wir Zeit für Inspiration und Nachdenken finden. Nur so entstehen trotz Einschränkungen von außen neue Lösungen.

IZ: Wie wichtig sind verdeutlichte Werte für die Mitarbeitergewinnung?

Salzhuber: Werte im gegenseitigen Miteinander zu vermitteln halte ich für einen Schlüssel zum Erfolg. Im Bewerbungsgespräch lassen sich Werte erläutern und konkrete Beispiele aufzeigen. Als Unternehmensleitung kann man den Mitarbeiter vor allem spüren lassen, dass man an ihn glaubt.

IZ: Es gibt viele unterschiedliche Sparten innerhalb der Branche. Wie können ihre Werte und Interessen zusammenpassen?

Salzhuber: Letztendlich haben wir alle das gleiche Interesse. Nämlich über Immobilienprojekte für uns ein schönes Leben und eine ökonomische Grundlage zu schaffen. Wir hängen alle miteinander zusammen. Es macht wenig Sinn, das gemeinsame Organigramm des Immobilienlebenszyklus zu zerpflücken. Wir bemerken bereits jetzt schon alle, dass die Insolvenzen bei den Projektentwicklern nicht nur Auswirkungen auf Planungsbüros und ausführende Firmen nach sich ziehen. Genauso funktioniert es auch in die andere Richtung. Wachstum kann nur gemeinsam gelingen.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janina Stadel.

Janina Stadel

Führungskräfte spüren Veränderungen im Personalmanagement

Führungskräfte wünschen sich mehr  Fortbildungen.  Quelle: stock.adobe.com, Urheber: peopleimages.com

Führungskräfte wünschen sich mehr Fortbildungen. Quelle: stock.adobe.com, Urheber: peopleimages.com

Grady Reese/peopleimages.com - stock.adobe.com

Karriere 04.10.2024
Leitungsfunktionen. Moderne Arbeitsweisen und die Digitalisierung bringen zusätzliche Herausforderungen im Arbeitsalltag mit sich. Das wirkt sich auch auf die Personalführung ... 

Leitungsfunktionen. Moderne Arbeitsweisen und die Digitalisierung bringen zusätzliche Herausforderungen im Arbeitsalltag mit sich. Das wirkt sich auch auf die Personalführung aus. Viele Manager wünschen sich Unterstützung.

Veränderungen der Arbeitswelt wie neue Arbeitsweisen und zunehmend digitalisierte Prozesse wirken sich auf das Personalmanagement aus. Das bestätigen 87% aller Teilnehmer einer Umfrage des auf HR-Themen spezialisierten Beratungsunternehmens Rebel HR. Mehr als 30 Manager wurden befragt, die Mehrheit sieht gestiegene Anforderungen an sich selbst. Denn veränderte Strukturen müssen den Mitarbeitern gegenüber transparent gemacht werden, sowohl in Bezug auf ihre Ausführung als auch mit Blick auf die konkreten Ziele, die durch Umstellungen im Unternehmen oder innerhalb von Teams erreicht werden sollen. Dennoch gibt es in nur knapp einem Drittel der Firmen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft regelmäßige Führungskräftetrainings, in denen passende Kommunikations- und Trackingtechniken vermittelt werden.

Dabei wünschen sich viele Manager Maßnahmen, die sie bei der Mitarbeiterführung unterstützen. Drei Viertel der Umfrageteilnehmer halten eine transparente Kommunikation für die Grundlage guten Personalmanagements. Für genauso viele ist es wichtig, dass Führungskräfte von Anfang an in Unternehmensstrategien und Umstrukturierungspläne eingebunden werden, damit sie diese selbst verstehen und auch in Gesprächen ihren Teams vermitteln können. Etwa jeder zweite (53%) wünscht sich mehr Entscheidungsbefugnisse, um Maßnahmen schneller und unkomplizierter umsetzen und in den Arbeitsalltag integrieren zu können.

HR-Rebel-Geschäftsführerin Stefanie Egbers kann diese Wünsche der Manager nachvollziehen. "Dies sind erste wesentliche Handlungsfelder, um schnelle Erfolge zu erzielen, wenn sich ein Unternehmen im Hinblick auf Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung verbessern möchte", erklärt sie. Sie sieht Führungskräfte als wichtige Multiplikatoren. Dadurch haben sie aus Egbers’ Sicht einen wichtigen Einfluss auf die "Employee Experience", also darauf, wie sehr sich Mitarbeiter auf allen Ebenen im Unternehmen wohlfühlen, sich in Teams integrieren und auch in schwierigen Situationen miteinander umgehen.

93% der Befragten gaben mit Blick auf Bewerbungsverfahren aus den vergangenen Monaten an, dass sie Unterschiede zwischen der Arbeitsethik von verschiedenen Mitarbeitergenerationen erkennen. 84% finden, dass die Ansprüche, die die neue Arbeitnehmergeneration an Unternehmen und Führungskräfte stellt, höher seien als bisher. Zu den Erwartungen der Bewerber zählen neben der offenen Kommunikation über verschiedene Hierarchieebenen hinweg auch die Bereitstellung von Arbeitsmitteln und Methoden, die ein flexibles Arbeiten zeit- und ortsunabhängig ermöglichen.

"Wer diese unterschiedlichen Ansprüche bedienen kann, hat gerade in Anbetracht des Fachkräftemangels einen enormen Vorteil", weiß Egbers, "dennoch muss jeder Mitarbeitende individuell betrachtet werden, unabhängig von der Generationszugehörigkeit. Viele dieser neuen Anforderungen, wie hybride Arbeitsmodelle, werden von allen Generationen nachgefragt und gewinnen zunehmend an Bedeutung."

Janina Stadel

Immobilienprofis im Portrait: Hendrik Th. Möller

Karriere 04.10.2024
Hendrik Th. Möller ist in Düsseldorf aufgewachsen. Dort fiel auch seine Entscheidung für eine Karriere in der Immobilienbranche – und zwar schon im Alter von 16 Jahren. ... 

Hendrik Th. Möller ist in Düsseldorf aufgewachsen. Dort fiel auch seine Entscheidung für eine Karriere in der Immobilienbranche – und zwar schon im Alter von 16 Jahren. Inzwischen ist der Familienvater von fünf Kindern Vorstandsmitglied bei RQI Immobilien. Für Sport hat er nach Feierabend nur noch wenig Zeit. Das soll sich aber ändern, wenn die Kinder größer sind und die Leidenschaft für Ballsport mit ihrem Vater teilen. Möller ist Mitglied bei Fortuna Düsseldorf und in einem Tennisverein. Mit Sport hat er sich auch seine Ausbildung finanziert, und zwar als Trainer, während er schon Bewerbungen für Jobs bei Immobilienunternehmen geschrieben hat.

Wo wohnen Sie zurzeit?

Wir haben vor einigen Jahren ein Mehrfamilienhaus aus dem Jahre 1974 gekauft. Das haben wir komplett umgebaut und saniert. Jetzt leben wir hier auf 200 qm Wohnfläche mit einem großem Garten, der viel Platz für die Kinder bietet. Wir haben zuletzt in einen kleinen Kunstrasenplatz investiert, um den Kindern auch bei schlechterem Wetter die Möglichkeit zu geben, draußen zu spielen.

Bitte beschreiben Sie Ihr Haus mit ein paar Sätzen.

Es ist ein freistehendes Haus mit einem Vorder- und Hintergarten. Es liegt in einer Siedlung oberhalb von Essen Kettwig auf einem Berg. Hier gibt es ein Büdchen (Kiosk), einen Kindergarten, eine Grundschule und vor allem wunderschöne Natur (Naherholungsgebiet). Unser Wohnzimmer hat ein Panoramafenster mit Blick in den Garten, von Esszimmer und Küche gibt es Zugänge zur Terrasse. Das ist das Epizentrum des Familienlebens. Drei Kinderzimmer runden das EG ab.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt? Wenn ja: wie genau und wie häufig?

Ich habe mit 13 angefangen im Garten-Landschaftsbau zu arbeiten. Meine Kompetenz beschränkt sich deshalb auf die Außenfläche. Alles andere versuche ich meistens, bis meine Frau entnervt die Spezialisten ruft.

Was muss das perfekte Haus oder die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Für mich ist es wichtig, dass Licht in den Wohnbereich kommt. Helle Räume fördern mein Wohlbefinden.

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Ich bin da indifferent. Deshalb auch die Skizze eines fiktiven Hauses, das sich vorne im modernen Stadtleben befindet und nach hinten ein Bauernhof in der Natur ist. Ich nutze die Gelegenheit, es nochmal zu erklären, weil es sonst wohl nicht zu erkennen ist. Zum einen habe ich da diese Vorstellung, dass wir im Alter noch in dem Haus wohnen und unsere Kinder mit ihren Kindern gerne zum Elternhaus zurückkommen und wir alle gemeinsam Geburtstage und Weihnachten dort feiern. Zum anderen ist da die Vorstellung, die ich mit meiner Frau teile, dass wir später wieder mitten in die Stadt und ins pulsierende Leben ziehen wollen. Am liebsten hätte ich eine Möglichkeit, beides zu haben.

Wann und womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

Ich war familiär früh auf mich allein gestellt, sodass ich mich mit 13 entschloss, im Garten- und Landschaftsbau und später in einer Friedhofsgärtnerei mein Geld zu verdienen. Das habe ich bis zum Abitur gemacht. Parallel habe ich Tennistraining gegeben und damit im Zivildienst und in der Ausbildung weiter Geld dazu verdient.

Wie haben Sie dann den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Ein Lebensweg ist aus meiner Sicht schwer planbar. Ich hatte sehr früh das Ziel in die Immobilienbranche zu gehen, ohne wirklich Ahnung davon zu haben. Mein Vater schickte mich mit 16 ins Berufsinformationszentrum in Düsseldorf, damit ich ihm beantworte, was ich später beruflich machen möchte. Das Ziel Immobilienbranche wurde geboren. Aus dem Zivildienst heraus schrieb ich verschiedene Bewerbungen für Ausbildungsplätze. Es wurde dann die LEG. Durch den M&A-Prozess der LEG wurde ich dann auf das Banking aufmerksam. Durch die Subprime-Krise konnte ich das nicht weiterverfolgen und bin dann in der Immobilienbranche geblieben.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Ich würde sagen, dass man grundsätzlich die Dinge, die man tut, mit Leidenschaft machen sollte. Das klappt natürlich nicht jeden Tag, aber grundsätzlich sollte man Spaß an dem haben, was man tut. Und die Arbeit nimmt ja eine ganze Menge Lebenszeit ein - da sollte man unbedingt versuchen das Berufsleben positiv zu gestalten. Dann kommt auch der Erfolg von ganz alleine.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Um ehrlich zu sein tue ich mich damit echt schwer. Man arbeitet immer auf ein Ziel hin und sagt sich, wenn man das erreicht hat, wird richtig gefeiert. Am Ende erreichen Sie im besten Falle das Ziel und haben das nächste schon im Visier, weshalb das Feiern bis zum Erreichen des nächsten Ziels warten muss.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Das würde ich wie folgt beantworten. Ich bin Tennisspieler. Mein Leben ist gesäumt von „zu Bruch gegangenen“ Tennisschlägern. Aber ich habe das im Alter besser in den Griff bekommen. Ich spiele seltener.

Was stört Sie in der Immobilienbranche (am meisten)?

Wenn ich darüber nachdenke, stört es mich tatsächlich, dass es in der Branche einen Hang zum prozyklischen Denken gibt. Wenn sich hier aus schlüssigen Argumenten Trends entwickeln, sind sie nicht aufzuhalten. Sie werden adaptiert und von Panel zu Panel getragen um wie ein Mantra wiederholt zu werden. Das führt immer zu prozyklischem Handeln. Am Ende ist es für uns aber auch genau die Chance Dinge eben etwas anders zu betrachten.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Dass wirklich viele Menschen zu außergewöhnlich vielen Themen eine vermeintlich sehr fundierte Meinung haben.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Das sind erstmal exotische Tiere. Aber klar, hier gibt es ein gewisses Stigma was auch durchaus zum Teil völlig zu Recht existiert. Da sind wir als Value-Add-Investoren natürlich auch immer schnell in der Kritik, von der ich mich aber distanzieren möchte, weil wir, entgegen der Heuschrecken, als Wertschöpfer zum Ziel haben, Werte zu schaffen. Darüber hinaus gibt es einfach auch kein Recht auf „Günstigstmieten“, was ja gleichermaßen zu Investitionsstau und zu weniger Wohnungsangebot führt und somit zusätzlich die Mietpreise anheizt. Da spielt aus meiner Sicht die Kommunikation eine ganz wichtige Rolle.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil...

Ich würde jungen Leuten grundsätzlich dazu raten sich Themen zu widmen, an denen Sie großes Interesse haben. Wenn das Thema die Immobilienwirtschaft ist, freue ich mich, weil hier eine wahnsinnig große gesellschaftliche Aufgabe auf sie wartet. Da sind neben den Konzepten für Innenstädte, Mobilität, Logistik und gegen den Mangel an Wohnraum die gesellschaftliche Aufgabe den Immobilienbestand in eine nachhaltige, emissionsarme und ökonomisch tragfähige Zukunft zu transformieren.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Die Frage habe ich mir noch nie gestellt, aber ich denke gerade an die Geburt und gesundheitlichen Problemen unseres Neugeborenen. Da hatte ich mehrfach den Gedanken, dass Gesundheit die Grundlage für sämtliches Tun ist und ich gerne irgendeinen Beitrag dazu leisten können würde. Sie kennen den Spruch: „Ein gesunder Mensch hat 1000 Wünsche, ein Kranker nur den einen“.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Meine Lieblingsimmobilie ist – wie kann es anders sein – der Kö-Bogen II in Düsseldorf. Das hat durch meine Tätigkeit bei Centrum natürlich emotionale Gründe, aber auch objektiv sind die Architektur und acht Kilometer Hainbuchenhecke zu jeder Jahreszeit ein absoluter Hingucker.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten?

Homeoffice hat auch bei mir an Bedeutung gewonnen, aber ich halte ganz viel von physischer Präsenz im Büro. Insbesondere für die Teambildung und den ungeplanten Austausch einfach unersetzlich. Wir haben deshalb bei der Einrichtung des Büros auch sehr auf die Aufenthaltsqualität geachtet.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

In diesen Zeiten am liebsten das Gebäude des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin. Nicht aus architektonischen Gründen, sondern weil es doch das Schönste wäre, wenn alle Länder ihre Verteidigungsministerien abreißen könnten, weil sie nicht mehr gebraucht werden.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Ich würde da gar nicht zwischen beruflich und privat unterscheiden. Unzuverlässigkeit, Faulheit, Egoismus, Ungerechtigkeit und ganz besonders Unauthentizität, wenn es das Wort gibt. Die Liste ist lang und nicht alles bringt mich bei jedem gleichermaßen auf die Palme - aber das beschreibt natürlich dann genauso, was ich sehr schätze.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Früher hätte ich sicherlich eine andere Antwort gegeben, aber derzeit würde ich sagen: wenn ich alleine im Auto auf der Autobahn unterwegs bin und nicht telefonieren muss.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für das Skifahren.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

"Meine Sache (mein Problem)" von den Broilers

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an …?

An Pizza in der Trofana Alm mit meinem Freund Mark Aengevelt.

Wie gehen Sie am liebsten aus?

Als Düsseldorfer bin ich natürlich gerne in Lokalitäten der Düsseldorfer Altstadt unterwegs. Hier gibt es eine ganze Menge Möglichkeiten, die zum Essen und Trinken, zu gemütlichen Abenden wie auch zum Feiern einladen.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne einmal einen Abend verbringen? Warum?

Das werden sicherlich die wenigsten verstehen, aber ich bin noch immer von der Person Boris Becker inzwischen kontrovers beeindruckt. Es hätte sich zu meiner Zeit bei der Centrum ein paar Mal fast ergeben - aber leider kam es nicht dazu.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Ich bin und bleibe ein großer Fan von Pizza mit Rucola und dazu Wein.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen? Warum?

Mit Slash von Guns N’Roses oder natürlich mit Sammy, von den Broilers und selbstverständlich auch mit Campino von den Hosen.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Eindeutig das Wetter. Mir fehlen zunehmend die Sonnentage im Winter. Das war früher nicht so muss ich zugeben. Langsam kann ich die Rentner in den USA verstehen, die den Lebensabend in Florida verbringen.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich würde das Geld in unseren Garten investieren. Ein richtig schöner Swimmingpool für die Kinder, ein schönes Gartenhaus und 2, 3 Dinge mehr würden diesen Ort noch ein wenig perfekter machen. Meine Frau hätte gerne Miniaturesel und Miniaturponys im Garten. Die würden dann gut zu unseren Kaninchen und zu unserem Hund Wilma passen - man könnte einen kleinen Miniaturbauernhof bauen.

Das Interview führte Janina Stadel

Immobilien Zeitung