Frauen machen Immobilienvertrieb oft besser und auf jeden Fall anders

Immobilienverkäuferinnen verkaufen das Produkt Wohnung oder Büro häufig empathischer und emotionaler.

Immobilienverkäuferinnen verkaufen das Produkt Wohnung oder Büro häufig empathischer und emotionaler.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Kzenon

Karriere 08.08.2019
Noch immer ist der Immobilienvertrieb eine Männerdomäne. Der Fertighaushersteller Bien-Zenker hat nun eine Initiative für mehr Frauen in diesem Bereich gestartet. Denn offenbar scheuen ... 

Noch immer ist der Immobilienvertrieb eine Männerdomäne. Der Fertighaushersteller Bien-Zenker hat nun eine Initiative für mehr Frauen in diesem Bereich gestartet. Denn offenbar scheuen viele Damen eine Bewerbung als Verkäuferin. Dabei suchen Maklerhäuser händeringend nach neuen Mitarbeitern und eben Mitarbeiterinnen.

Im beschaulichen Schlüchtern in der Nähe von Fulda liegt der Sitz des Fertighausherstellers Bien-Zenker. Dem Unternehmen geht es gut, die Produkte finden großen Absatz. Doch was fehlt, sind neue Mitarbeiter im Vertrieb. Oder auch Mitarbeiterinnen. Gerade Letztere zu finden, sei aber gar nicht so einfach, klagt Friedemann Born, Geschäftsbereichsleiter des Vertriebs bei Bien-Zenker. Eines der Hindernisse: "Frauen gehen seltener den Schritt in die Selbstständigkeit als ihre männlichen Kollegen." Diese Zurückhaltung sei allerdings nicht nur ein spezielles Problem der Immobilienbranche, sondern auch in anderen Bereichen. "Dabei sind einige unserer erfolgreichsten Verkäufer Frauen", freut sich Born. Nicht zuletzt deshalb hat das Unternehmen bereits im März seine erste Initiative für mehr Frauen im Fertighausvertrieb gestartet. Vor einigen Wochen folgte der zweite Teil der Aktion. "Wir wollen möglichst vielen Interessentinnen Mut machen, den Einstieg zu wagen." Allein für die erste Veranstaltung habe es über 40 Anmeldungen gegeben, freut sich Thomas Berger, der den Bien-Zenker-Campus leitet und auch die Moderation der interaktiven Frage-und-Antwort-Runde übernahm. Für die zweite Runde meldeten sich dann 60 Damen.

Die Informations- und Frageaktion lief interaktiv, zwei Mitarbeiterinnen aus dem Vertrieb waren Online zugeschaltet. Es sei in erster Linie darum gegangen, vorhandene Bedenken auszuräumen, sagt Berger. Und die Aktion sei natürlich auch dazu gedacht gewesen, auf das umfangreiche hauseigene Schulungssystem mit Präsenzveranstaltungen und E-Learning-Komponenten hinzuweisen. "Niemand muss Angst haben, nur weil sie oder er noch nie etwas mit der Hausbaubranche zu tun hatte."

Insgesamt knapp 150 Hausverkäufer sind derzeit für Bien-Zenker tätig, darunter rund 25 Frauen. Das sind folglich unter 20% der als Selbstständige tätigen Mitarbeiter. "Unser Unternehmensziel ist es, diesen Prozentanteil zu steigern", sagt Born. Denn es zeigt sich beim Unternehmen, dass die Damen im Vertrieb im Schnitt die besseren Ergebnisse bringen: "Bei den jährlichen Auszeichnungen der Topverkäufer lag der Anteil der Frauen in den vergangenen Jahren konstant überproportional hoch zwischen 30% und 40%." Rund drei Monate nach dem Start der Initiative sei aber noch keine Veränderung in der Personalstruktur erkennbar. Es habe aber eine ganze Reihe vielversprechender Bewerbungen gegeben, bei denen die Gespräche noch andauerten, erklärt Born. Konkrete Zahlen dazu nennt Bien-Zenker deshalb lieber noch nicht.

Detaillierte Angaben zum Anteil der Immobilienverkäuferinnen in Deutschland gibt es derweil nicht. Eine Statistik zum Thema fehlt offenbar. Auffällig zurückhaltend wird das Thema auch bei vielen Marktakteuren behandelt, vermutlich nicht zuletzt wegen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG). Eines der Unternehmen, das namentlich nicht genannt werden will, bringt es auf den Punkt: Mit genauen Zahlen über den Frauenanteil könne man sich angreifbar machen. Der Männeranteil scheint noch sehr hoch zu sein.

Und sogar Wirtschaftspsychologen und Marktbeobachter geben sich, angesprochen auf dieses Thema, überraschend zurückhaltend. So sagt es beispielsweise Florian Becker, Experte für Personalpsychologie und an sich mit dem Thema durchaus vertraut, offen heraus, warum er sich nicht zum Thema äußern möchte: "Wir haben dazu zu wenige spezifische belastbare Daten, die freigegeben sind."

Annegret Möllersheim vom Lübecker Unternehmen Möllersheim Immobilien, spricht ihren Wunsch dennoch direkt auf ihrer Netzseite an: "Wir hätten gerne noch mehr Frauen als Makler bei uns, jedoch bewerben sich überwiegend Herren bei uns - was, wie wir vermuten, an dem falschen Jobbild des Maklers in Deutschland liegt." Dabei könnten Frauen oft die Leidenschaft und die Emotion des Immobilienverkaufs und -kaufs leichter transportieren. Denn nur wer auch begeistert von der zu verkaufenden Immobilie sei, könne diese auch erfolgreich verkaufen. "Aktuell haben wir zwei neue Mitarbeiterinnen eingestellt und hoffen noch auf viele weitere Bewerbungen."

Ein Grund für die Zögerlichkeit bei der Bewerbung von Frauen im Hausvertrieb könnte auch die in den meisten Fällen von den Unternehmen präferierte Selbstständigkeit sein. Viele Häuser setzen auf Freelancer. "Sie können dadurch beweglicher auf Auftragsschwankungen reagieren und haben geringere fixe Personalausgaben", schrieb Peter Schürrer, Chef der Schürrer & Fleischer Immobilien, jüngst in einem Kommentar in der Immobilien Zeitung (siehe "Angestellte sind bessere Makler", IZ 8/19). Er plädiert trotz der genannten Vorteile für mehr feste Angestelltenverhältnisse in diesem Bereich. Darin liege auch die Chance, mehr Frauen für Vertriebstätigkeiten zu gewinnen. "Sie sind häufig die erfolgreicheren Immobilienverkäufer und ziehen meistens ein Angestelltenverhältnis mit mehr Sicherheit einer freiberuflichen Tätigkeit vor."

Doch sind Frauen eigentlich für diesen vermeintlichen Männerjob geeignet, vielleicht sogar besser gerüstet? Die Handelsberaterin Maria Azzarone aus Stuttgart schreibt Frauen einen sehr viel persönlicheren und emotionaleren Charakter zu. Hürden beim Einstieg in die Immobilienvertriebswelt sieht sie nicht. Sie könnten sich besser auf das Gegenüber einlassen. Auch das Einfühlungsvermögen und die Intuition seien viel ausgeprägter. "Empathie ist ein starkes Merkmal von Frauen. Durch aktives Zuhören können sie Kunden besser verstehen und auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen." Männer arbeiteten mehr mit rationalen Fakten und detaillierten Produktmerkmalen. "Immobilien sind etwas Emotionales", findet Azzarone, ein solches Objekt könne man mit Leben füllen. Sätze wie: "Eine wunderschöne Dachwohnung, in der Sie sich zu Hause fühlen", könnten hier Tore öffnen. Ob Frauen die besseren Immobilienvertrieblerinnen sind, möchte die Handelsfachwirtin aber dann doch nicht pauschal beantworten. "Ein Mix aus männlichen und weiblichen Verkäufern ist sinnvoll." Wichtig sei auch der Austausch mit anderen erfolgreichen Berufskollegen innerhalb und außerhalb des Unternehmens. "Der Dialog untereinander ist wichtig - auch das Knüpfen von Netzwerken." Azzarone hat aber auch Schwächen von Damen im Vertrieb ausgemacht: "Frauen haben häufig Selbstzweifel und nehmen alles viel zu persönlich." Klappe etwas nicht, werde viel reflektiert und an sich gezweifelt. Hier sei die emotionale Ebene weniger hilfreich.

"Frauen müssen oft einfach selbstbewusster und konsequenter sein", fordert die Geschäftsführerin des Karlsruher Maklerunternehmens Immowenk, Vanessa Wenk, in einem Interview beim Frankfurter Unternehmensberater Xenagos. "Frauen denken häufig, dass ihnen die entsprechenden Kompetenzen fehlen." Männer dagegen könnten mögliche Defizite besser durch markantes Auftreten überspielen. Damen müssten professionell - auch was die Kleidung angeht - auftreten, um in der Männerdomäne Immobilienvertrieb klarzukommen. Aber auch sie sieht in Frauen nicht pauschal die besseren Vertriebler: "Es geht doch letztlich nicht um Männlein oder Weiblein, sondern um Erfolg."

Wenk schätzt übrigens den Frauenanteil im Immobilienvertrieb in Deutschland auf derzeit etwa 15%. Sollte das so sein, schlummert in Zeiten des Fachkräftemangels noch ein großes Potenzial. Die Informationsveranstaltung von Bien-Zenker könnte also durchaus Schule machen.

Daniel Rohrig

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Arbeiten mit Urlaubsgefühl

Arbeiten unter Palmen kann durch Workation möglich werden.

Arbeiten unter Palmen kann durch Workation möglich werden.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Hernandez & Sorokina/Stocksy

Karriere 25.04.2024
Über das Konzept Workation ermöglichen es Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, für eine begrenzte Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Doch ein solcher Arbeitstrip erfordert einiges an ... 

Über das Konzept Workation ermöglichen es Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, für eine begrenzte Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Doch ein solcher Arbeitstrip erfordert einiges an Vorbereitung. Je nach Zielland müssen unterschiedliche Regelungen eingehalten werden.

Weder im Büro noch im Homeoffice, sondern von einem Urlaubsort aus arbeiten – das Konzept "Workation", also "work" und "vacation" in einem, ist in der Immobilienbranche längst angekommen. In einer Onlineumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) gab mehr als jeder zweite (54%) von knapp 300 Teilnehmern an, gerne einmal mit dem Arbeitslaptop wegfahren und an Meetings in dieser Zeit via Online-Schalte teilnehmen zu wollen.

Zwei Mitarbeiter, die das schon in die Tat umgesetzt haben, sind Alina Schöne und Tobias Brunner von Cobalt. Als Headhunter besetzen sie Stellen für Unternehmen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft, und das zeitweise von Barcelona oder Lissabon aus. "Ich fand es schön, dass man in einem anderen Land sein und arbeiten kann, aber tatsächlich auch mal weg von Zuhause ist", sagt Schöne. Im Gegensatz zu einer normalen Urlaubsreise habe sie es geschätzt, dass sie durch einen längeren Aufenthalt im Ausland richtig in die Kultur eintauchen konnte. "Ich war teilweise produktiver als im Büro. Weil ich einfach diesen Drive hatte und weil ich wusste, ich starte früh, bin ich effektiv durch den Tag gegangen." Die neue Umgebung habe ihre Motivation befeuert.

Gesteigerte Produktivität in neuer Umgebung

Dabei entstand das Konzept im Unternehmen aus einem Scherz heraus, wie HR-Director Susanne Franke berichtet. Zum ersten Mal sei die Idee während eines Leaderevents auf Mallorca aufgekommen. Schnell hätten sie gemerkt, dass das Arbeiten in der Sonne gar nicht so abwegig ist. Bis zur vollständigen Umsetzung des Angebots musste Franke zusammen mit einer Inhouse-Juristin jedoch viele organisatorische Punkte beachten und regeln. "Wir haben uns ein gutes halbes Jahr mit dem Thema beschäftigt, weil es doch komplexer ist, als wir eingangs dachten", erinnert sie sich. Als Beispiele zählt sie sozialversicherungs-, steuer- und arbeitsrechtliche Aspekte auf, die beim Arbeiten vom Ausland aus zu berücksichtigen sind. Dabei holten sie auch Rat bei einer Steuerkanzlei und einem Juristen ein.

Denn den Überblick zu behalten, ist herausfordernd. Beispielsweise gelten für Zielländer außerhalb der EU andere Rahmenbedingungen als innerhalb. Dies schränkte die möglichen Workation-Ziele für die Cobalt-Mitarbeiter beim Start des Angebots im Juni 2022 ein. Dadurch sind die Mitarbeiter von Cobalt aber auf der sicheren Seite, wenn es um das Thema Datenschutz geht. Die Verordnung, nach der sie in Deutschland mit Kontakten von Kunden oder Kandidaten umgehen, gilt in ihrer Form EU-weit, sodass keine Arbeitsprozesse umgestellt werden müssen.

Als eine der größten rechtlichen Hürden sieht Franke aus unternehmerischer Sicht das Betriebsstättenrisiko. Wenn im Ausland ein Büro oder eine Wohnung von einem Unternehmen gemietet wird, können je nach Land dafür Steuern fällig werden. Die Cobalt-Mitarbeiter kümmern sich um ihre Unterkünfte deshalb selbst.

Organisatorischer Aufwand auf allen Seiten

Mehr als 20 Tage dürfen sie aber nicht verreisen. Durch die strenge Grenze können sie sich bei den EU-Zielen sicher sein, im Gastland keine Steuern abführen zu müssen. Einige Besonderheiten im Arbeitsalltag, das weiß Brunner, hängen aber nicht nur mit der Reisedauer zusammen. So etwa eine Zeitverschiebung, die es bei der Organisation von Arbeitszeiten und Kundenterminen zu beachten gilt.

Aber nicht nur das müssen Mitarbeiter wie Schöne und Brunner vor Reiseantritt berücksichtigen. "Man sollte darauf achten, neben seinem Arbeitsequipment auch eine sogenannte A1-Bescheinigung mitzuführen", erklärt Franke. Nur so seien die Mitarbeiter im Ausland abgesichert, wenn es zu einem Arbeitsunfall kommt.

Aus Gesprächen mit Kandidaten wissen Franke und ihre Kollegen, dass nicht nur ihre, sondern auch Mitarbeiter anderer Unternehmen Flexibilität vom Arbeitgeber in der Frage nach dem Arbeitsort verlangen. Workation anzubieten, könnte je nach Aufgabenprofil also auch Bewerber anlocken. Noch werde in solchen Segmenten wie etwa dem Property- und Asset-Management oder in der kaufmännischen Projektentwicklung eher der Wunsch nach Homeoffice als nach Workation geäußert. "Das sind auch Berufe, bei denen man teilweise einfach vor Ort sein muss", erklärt Schöne. In der Buchhaltung sähe das vielleicht anders aus. Ein Bauleiter sei viel auf Baustellen und müsse sich auch Urlaub nehmen, ergänzt Brunner.

In der Onlineumfrage der IZ gaben 15% der Teilnehmenden an, für ein Workation-Angebot sogar den Arbeitgeber wechseln zu wollen. Alina Schöne ist froh, dass sie das Workation ausprobieren konnte. "Ich bin mit neuen Eindrücken nach Hause gekommen, war erholt und das Business hat in der Zeit dennoch nicht gelitten. Für uns als Unternehmen war Workation deshalb auf jeden Fall ein absolutes Win-win."

Janina Stadel ,Marius Katzmann

Immobilienprofi im Porträt: Alexander Wietasch

Beruflich leitet Alexander Wietasch als CEO die Westminster Group. In seiner Freizeit sammelt er Oldtimer.

Beruflich leitet Alexander Wietasch als CEO die Westminster Group. In seiner Freizeit sammelt er Oldtimer.

Urheberin: Melissa Otto

Karriere 18.04.2024
Alexander Wietasch ist Geschäftsführer des Familiy-Offices Westminster. Der 34-Jährige ist in Salzgitter aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Sein Weg ... 

Alexander Wietasch ist Geschäftsführer des Familiy-Offices Westminster. Der 34-Jährige ist in Salzgitter aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Sein Weg in die Immobilienwirtschaft war eher ungewöhnlich, denn sein Berufsleben begann mit einer Ausbildung zum Mechatroniker, bevor er sich für ein Studium des Wirtschaftsrechts entschied und in die Branche wechselte. Seine Managementkenntnisse baute er in einem Auslandsjahr in Hongkong auf. In seiner Freizeit betreibt der junge Vater Kickboxen, verbringt Zeit mit seiner Familie und widmet sich seiner Oldtimer-Sammlung.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne mit meiner Familie in einer Doppelhaushälfte in einem sehr schönen Neubaugebiet südlich von Berlin. Nach der Geburt unserer Tochter wollten wir etwas ländlicher und nicht mehr in einer Wohnung leben. Unser Wohnort liegt in der Nähe der A 10, sodass wir eine sehr gute Verkehrsanbindung haben. Momentan wohnen wir noch zur Miete, aber das soll nur eine Übergangslösung sein. Wir haben auf beiden Seiten Fensterfronten. Dadurch fällt viel Licht in die Wohnräume, was ich sehr schätze.

Was muss das perfekte Haus unbedingt haben?

Ein perfektes Haus wäre für mich eine schöne sanierte Altbauvilla in Wasserlage. Das wäre eine Immobilie, in der ich mir vorstellen könnte, alt zu werden.

Haben Sie bei einer Immobilien schon einmal selbst Hand angelegt?

Ja, erstmals als meine Eltern ihr Haus gebaut haben, da habe ich viel mitgeholfen. Im letzten Jahr sollte eine große Anzahl an Wohnungen in einem unserer Objekte umgebaut und vermietet werden. Ich bin zu Beginn des Projekts einen ganzen Tag mit unserem Monteur vor Ort gewesen und habe zusammen mit ihm angepackt. Anfangs wollte er nicht glauben, dass ich es ernst meine. Dass der Chef mit anpackt, hat bei den Mitarbeitern eine große Motivation ausgelöst und wird sehr respektiert. Handwerklich zu arbeiten, bereitet mir großen Spaß, und ich mache zu Hause viel selbst, wenn es die Zeit erlaubt.

Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Mit 14 habe ich schon viele Sachen auf Ebay verkauft. Als ich dann 18 wurde und noch zur Schule ging, habe ich gebrauchte Autos gekauft, sie hergerichtet und wieder verkauft.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienwirtschaft gefunden?

Das war eher Zufall. Ich habe immer in Bereichen mit technischem Bezug gearbeitet. Für mich war klar, dass ich nach meinem MBA in Hongkong im Management arbeiten möchte. Durch Zufall wurde ich auf eine Stelle als Geschäftsführer eines Projektentwicklers in Berlin aufmerksam. Ich habe mich direkt beworben, denn die Stelle passte einfach zu meinem Profil, gefragt waren technische, kaufmännische und juristische Kenntnisse. Mit dem Gesellschafter habe ich mich auf Anhieb sehr gut verstanden, so dass ich bereits von Hongkong aus meinen Arbeitsvertrag unterschreiben und mit der Arbeit beginnen konnte.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Man darf sich von schlechten Nachrichten nicht verunsichern lassen. Ich glaube, dass es wichtig ist, an der eigenen Strategie festzuhalten – unabhängig davon, was die Masse sagt. Man sollte das tun, was man kann und womit man erfolgreich ist. Und wenn man glaubt, dass die Zeit reif ist für einen Schritt, dann sollte man ihn auch gehen, unabhängig davon, wie der Markt gerade tickt. Meiner Erfahrung nach sind schlechte Prognosen oft Übertreibungen. Man malt den Markt für die nächsten zehn Jahre schwarz und später stellt sich heraus, dass es zwar schwierig war, aber nicht so schlimm wie vorhergesagt.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Wir feiern eher im kleinen Kreis oder veranstalten kleinere Events im Unternehmen. Außerdem laden wir unsere Mitarbeiter und Geschäftsfreunde regelmäßig zu den von uns gesponserten Sportevents ein.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Misserfolge gehören genauso zum Geschäft wie Erfolge. Ich lasse mich davon nicht unterkriegen, mache einfach weiter und versuche es so lange, bis es klappt – das ist meine Strategie. Zudem versuche ich aus meinen Fehlern zu lernen, um es beim nächsten Anlauf besser zu machen.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Ich war schon früh unternehmerisch tätig und mir macht es Spaß, Unternehmen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Ich würde in einem anderen Unternehmen die gleiche Position besetzen.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Die Vielseitigkeit! In der Projektentwicklung und im Bestandsmanagement arbeitet man mit ganz unterschiedlichen Partnern zusammen, zum Beispiel aus dem kaufmännischen und dem technischen Bereich. Mir macht es Spaß, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen, vom Mieter über den Architekten bis hin zum Ingenieur. Das macht meinen Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich.

Und was stört Sie an der Branche?

Was mich etwas stört, ist, dass in den Boomjahren einige unprofessionelle Akteure auf den Markt gekommen sind, was dem Ruf der Branche geschadet hat. Aufgrund der niedrigen Zinsen dachten viele, dass sich damit leicht Geld verdienen ließe. Jetzt sehen wir aber das Gegenteil, der Markt konsolidiert sich wieder.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Wenn ich im privaten Umfeld erzähle, dass ich in der Immobilienbranche tätig bin, bekomme ich manchmal die scherzhafte Antwort „Bis vor Kurzem warst du mir noch sympathisch“ oder „Ach, ein Immobilienhai“. Das ist nicht ernst gemeint, aber es spiegelt doch wider, was die Leute oft über Vertreter der Branche denken. Und ja, ich glaube, die Immobilienbranche hat einen zu schlechten Ruf. Das Problem ist, dass dies von einzelnen schwarzen Schafen herrührt, über die jedoch sehr medienwirksam berichtet wird. Die meisten Branchenvertreter bieten gute Immobilien zu fairen Preisen an und bemühen sich um ein gutes Verhältnis zu allen Beteiligten. So ist auch unser Selbstbild.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil…

… weil man in dieser Branche vorankommt, wenn man ehrgeizig ist und zeigt, was in einem steckt. Wichtig ist, dass man seine Leistungsbereitschaft zeigt. Man sagt den jungen Leuten heute nach, dass sie mehr auf ihre Work-Life-Balance achten und nicht mehr so leistungsfähig sind. Dieser Ruf haftet ihnen vielleicht zu Unrecht an, aber ich würde ihnen empfehlen, sich davon abzuheben, indem sie zeigen, was in ihnen steckt.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Ich mag schöne alte Häuser. In Potsdam gibt es viele schöne Altbauten, die mir sehr gut gefallen. Wenn ich mir dort eine Immobilie aussuchen müsste, würde es mir nicht schwerfallen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Was in den 70er Jahren gebaut wurde, finde ich nicht besonders schön. Aber es gibt kein Gebäude, das ich abreißen möchte. Ich finde, alles gehört irgendwie dazu, schließlich können beispielsweise auch DDR-Bauten ihren Reiz haben. Es kommt auf den Kontext an.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Ich weiß, dass es nichts bringt sich aufzuregen, also versuche ich, privat und beruflich in jeder Situation ruhig zu bleiben. Wenn Leute ignorant sind, kann ich mich schon mal aufregen, aber das kommt wirklich selten vor.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Daheim in meinem Garten oder im Urlaub in der Sonne.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was …?

… an eine schöne Bucht in Ägypten mit sehr warmen Badetemperaturen im Dezember. Es war herrlich, wir hatten strahlenden Sonnenschein und konnten einfach nur entspannen.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Ich finde, dass sowohl das Büro als auch das Homeoffice Vorteile haben. Zuhause kann ich in Ruhe Dinge abarbeiten, im Büro bekommt man aber auch Dinge mit, die einem daheim entgehen würden. Deshalb finde ich beides wichtig und nutze auch beides. Wenn ich Termine habe, fahre ich lieber mit dem Auto als mit dem Zug.

Und für welches rein private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für den Sport. Ich versuche, ihn regelmäßig in meinen Alltag zu integrieren, aber zwischen Beruf und Familie kommt er oft zu kurz. Wenn man sich wie ich in einer Kampfsportart verbessern will, muss man sehr regelmäßig trainieren.

Wie und wo gehen Sie gerne aus?

Ich gehe gerne in Potsdam oder in Charlottenburg gut essen oder besuche kulturelle Veranstaltungen, aus dem Club-Alter bin ich mittlerweile raus.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Abend verbringen?

Ich würde Richard Branson gerne einmal treffen, weil ich finde, dass er ein interessanter Unternehmer ist. Ich finde es spannend, wie er seine Unternehmen aufgebaut hat, und denke, dass er mir spannende Anregungen für meine Arbeit geben könnte. Mit ihm würde ich auch gerne einmal für einen Tag tauschen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Ich mag die mediterrane Küche sehr. Da ich schwedische Wurzeln habe, mag ich auch die schwedische Küche sehr gern – da gibt es sehr viel Spannendes mehr als nur Köttbullar. Außerdem habe ich durch meine Frau die osteuropäische Küche für mich entdeckt.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Mit Blick auf Hongkong vermisse ich in Deutschland die Effizienz. Wenn ich die öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin mit denen in Hongkong vergleiche, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Als ich von Hongkong nach Berlin kam und in die U-Bahn gestiegen bin, fiel mir auf, dass wir keinen Internetempfang in der U-Bahn und immer noch Fenster zum Aufklappen haben. Das war ein Gefühl, als sei ich 30 Jahre in die Vergangenheit gereist. In Hongkong ist jede U-Bahn klimatisiert und man hat überall in der U-Bahn einen top Empfang, man kann sich von dort aus problemlos Filme auf dem Handy anschauen.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich würde das Geld lieber spenden, weil es Menschen gibt, die es dringender brauchen als ich.

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

Reuter soll C&W in Deutschland führen

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Quelle: Cushman & Wakefield

Karriere 18.04.2024
Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus ... 

Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus verlassen hat.

Seit Anfang Dezember lässt C&W offen, wer die deutsche Tochter künftig führen wird. Im Winter hieß es auf Anfrage lediglich, Postleb werde "für einen längeren Zeitraum abwesend sein"; Tina Reuter, Head of Asset Services für Europa, solle "in seiner Abwesenheit vorübergehend die Verantwortung für Deutschland übernehmen".

Wie lange Postleb abwesend sein soll und ob er überhaupt wiederkommen wird bzw. wer ihm folgen soll – das sind Fragen, die C&W seit mehr als vier Monaten offen lässt. Ein Vakuum an der Spitze des Unternehmens mit 350 Beschäftigten. Noch wird Postleb auf der Internetseite von C&W als Managing Director Germany und Head of Germany geführt.

Jetzt aber ist aus gut unterrichteten Kreisen zu hören: Reuter wird den Chefposten übernehmen. Noch im April soll der Vertrag mit ihr unterschrieben werden. C&W bleibt dabei wortkarg. "Ich kann dies aktuell nicht kommentieren", sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Auch Reuter selbst wollte gegenüber der IZ keinen Kommentar abgeben.

Reuter ist derzeit als Executive Partner verantwortlich für die Leitung und Entwicklung des Asset-Services-Geschäfts in Europa, über das rund 32 Mio. qm Gewerbefläche verwaltet wird, das 14 Länder abdeckt und mehr als 1.350 Mitarbeiter beschäftigt. Als Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W ist sie zudem mitverantwortlich für die strategische Ausrichtung des Gesamtunternehmens in Europa. Reuter verfügt über mehr als 20 Jahre internationale, bereichsübergreifende Führungserfahrung in der Immobilienbranche. Seit 2013 ist sie für C&W tätig.

Im Februar hatte Reuter der IZ erklärt, sie wolle die Dienste bei C&W bündeln sowie das Angebot breiter und diverser aufstellen. "Neben unserem bisherigen Office-Fokus stärken wir auch die Bereiche Residential, Healthcare und Logistik", sagte sie. "Unser Fokus liegt – als Teil unserer globalen Strategie – auf drei Prioritäten: Stärkung des Kerngeschäfts, effiziente Arbeit und Beratung sowie nachhaltiges, organisches Wachstum." C&W sehe den mittel- und langfristigen Erfolg nicht in der Konzentration auf wenige Bereiche, sondern "in gesamtheitlichen Lösungen".

Mit Alexander von Erdély bei CBRE und Matthias Leube bei Colliers hatten neben Postleb im vergangenen Winter auch zwei andere Topmanager von großen Gewerbemaklern ihre Posten abgegeben.

Peter Dietz