Frauen sollten sich mehr trauen

Frau und Mann trennt eine "Gender Pay Wall".

Frau und Mann trennt eine "Gender Pay Wall".

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Karriere 23.05.2019
Frauen, die in die Immobilienbranche gehen wollen, haben deutlich geringere Gehaltserwartungen als Männer. Die Geschlechterdifferenz bei der Bezahlung ist schon früh ausgeprägt: Auch als ... 

Frauen, die in die Immobilienbranche gehen wollen, haben deutlich geringere Gehaltserwartungen als Männer. Die Geschlechterdifferenz bei der Bezahlung ist schon früh ausgeprägt: Auch als Praktikantinnen verdienen Immobilienfrauen deutlich schlechter als ihre männlichen Pendants. Dabei machen die Unternehmen angeblich keinen Unterschied zwischen Männlein und Weiblein. Erklärungen für das frappierende Delta gibt es.

Die Unterschiede springen einen förmlich an: Nach ihrem Studienabschluss rechnen männliche Studenten aus dem Immobilienbereich im Schnitt mit einem Bruttojahresgehalt von 52.300 Euro, ihre weiblichen Pendants nur mit 47.200 Euro. Zwei, drei Jahre später geht die Schere noch weiter auseinander: Dann wollen die Herren 64.200 Euro verdienen, die Damen 55.600 Euro. Das zeigt die Arbeitsmarktumfrage 2019 der Immobilien Zeitung (siehe Grafik "Männliche Studenten stapeln höher als weibliche").

Allerdings sind die genannten Zahlen zunächst nur Wunschgehälter. Das weiß auch Moritz Stang, der an der Irebs (Universität Regensburg) seinen Master in Immobilienwirtschaft macht: Die unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen ließen sich dadurch erklären, "dass Männer in der Regel höhere Erwartungen haben und sich dadurch auch oftmals selbst überschätzen. Die Gehaltsvorstellungen der Frauen sollten daher realistischer sein und gleichermaßen für Männer und Frauen gültig sein."

Noch frappierender als die Unterschiede bei den Gehaltsvorstellungen ist die Lücke, die - zumindest rein statistisch - bei der tatsächlichen Bezahlung von Praktikanten und Praktikantinnen klafft. Pflichtpraktika, die vom Mindestlohn ausgenommen sind, werden zwar bei weiblichen Studenten genauso oft vergütet wie bei männlichen Studenten (je zu rund 80%). Doch während Letztere im Schnitt 8,91 Euro pro Stunde bekommen, liegt der Stundenlohn ihrer Kommilitoninnen nur bei 6,95 Euro. Auch bei freiwilligen Praktika, die ab einer Dauer von mehr als drei Monaten nicht vom Mindestlohn ausgenommen sind, geben sich Studentinnen den nackten Zahlen zufolge durchschnittlich mit einem deutlich geringeren Lohn (8,55 Euro) zufrieden als die Herren der Schöpfung (10,17 Euro).

"Männer sind sich ihrer Stärken, Fähigkeiten und letztendlich auch ihres Wertes auf dem Arbeitsmarkt stärker bewusst als Frauen", stellt Stefanie Greve fest, Geschäftsführerin von engagingtalents, einer Personalberatung für die Immobilien- und Baubranche. Bei Männern sei es gesellschaftlich immer noch eher akzeptiert, als "fordernd" und "dominant" aufzutreten. "Diese Attribute sind selbst im heutigen Frauenbild noch immer nicht vollends verankert. Frauen trauen sich daher nicht, ihre Forderungen nach einem höheren Gehalt anzubringen."

Die Unternehmen beteuern, keine geschlechterbedingten Unterschiede bei der Bezahlung zu machen. Sie erkennen jedoch sehr wohl gewisse Differenzen: "Von den reinen Gehaltserwartungen darauf zu schließen, dass Frauen tiefer stapeln, ist zu kurz gedacht", sagt Sandra Scholz, im Vorstand der Fondsgesellschaft Commerz Real unter anderem für Personalthemen zuständig. "Frauen schauen vielmehr auf das Gesamtpaket an Benefits, welches ein Unternehmen bietet." Da Frauen den Fokus neben der Karriere viel stärker auch auf die Familienplanung legten, seien ihnen Themen wie Work-Life-Balance - mit anderen Worten: Vereinbarkeit von Familie und Beruf - und damit z.B. auch die Möglichkeit von flexiblen Arbeitszeiten und -orten wichtiger. "Und dies bis ins hohe Alter, nicht nur, bis die Kinder buchstäblich aus dem Haus sind."

Birgit Munsberg, Personalverantwortliche bei der Domicil-Gruppe, hat noch einen anderen Erklärungsansatz parat: "Männer gehen öfter in Bereiche, in denen besser bezahlt wird, klassischerweise ins Investment. Frauen arbeiten hingegen eher im Marketing, im Rechnungswesen, im Property-Management oder im Research. Diese Bereiche werden geringer entlohnt als Investment- oder Asset-Manager." Tatsächlich streben mehr Männer als Frauen in die besonders lukrativen Bereiche Investment und Fondsmanagement, wie die Studentenumfrage der Immobilien Zeitung zeigt. Frauen zieht es dagegen öfter in die nicht ganz so gut dotierte Projektentwicklung.

Harald Thomeczek

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Ruhm und Ehre für Abschlussarbeiten

Klara Geywitz (2.v.l.) mit  dem Nachwuchs.

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Karriere 06.10.2023
Der Nachwuchsförderpreis des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft ehrte in seiner zehnten Runde drei Hochschularbeiten. ... 

Der Nachwuchsförderpreis des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft ehrte in seiner zehnten Runde drei Hochschularbeiten.

Zum zehnten Mal hat der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft die Abschlussarbeiten von Studentinnen aus immobilienwirtschaftlichen Fächern mit dem Ingeborg-Warschke-Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet. Unter der Leitung von Gif-Präsidentin Verena Rock hat eine 20-köpfige Jury aus mehr als 20 Einreichungen eine Bachelor- und zwei Masterarbeiten ausgewählt.

Die Ehrung, die mit einem Preisgeld und einer einjährigen Mitgliedschaft verbunden ist, ging an Lena Hölz von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg für ihre kritische Analyse zur Wertermittlung von Immobilien, an Michelle Bauermeister, die in ihrer Master-Thesis an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Holzminden 36 europäische Immobilienkrisen aus der Vergangenheit definiert hat und an Irebs-Absolventin Hannah Salzberger für ihre Darstellung der Auswirkungen von Einkommensungleichheiten auf die urbane Entwicklung in Dänemark.

Laut Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende des Vereins, verschafft die jährliche Ehrung den Immofrauen einen Überblick über Themen, mit denen sich junge Frauen bei ihrem Berufseinstieg beschäftigen. Gleichzeitig sieht sie darin auch eine wichtige Möglichkeit, Nachwuchskräfte für den Verein zu gewinnen. "Die Frauen in der Immobilienwirtschaft sorgen für Aufmerksamkeit und dafür, dass es Vorbilder gibt, an denen sich andere Frauen orientieren können", lobt Bundesbauministerin und Schirmherrin des Wettbewerbs Klara Geywitz (SPD) die Initiative. "Damit machen sie immer wieder deutlich, wie wichtig ein solches Netzwerk ist, das mit Beharrlichkeit, Ideenreichtum und Engagement daran arbeitet, diese Branche vielfältiger und attraktiver zu machen."

Janina Stadel

Die Praxis bringt Arbeitgeber und Nachwuchs zusammen

Studenten der Irebs besuchen während eines Praxisseminars eine Baustelle von Soravia.

Studenten der Irebs besuchen während eines Praxisseminars eine Baustelle von Soravia.

Quelle: Soravia

Karriere 13.07.2023
Baustellenbesuche, Projektarbeiten und Studienreisen sind gute Gelegenheiten für Studenten, die Theorie aus dem Uni-Hörsaal mit der praktischen Arbeit im Unternehmen abzugleichen. Die ... 

Baustellenbesuche, Projektarbeiten und Studienreisen sind gute Gelegenheiten für Studenten, die Theorie aus dem Uni-Hörsaal mit der praktischen Arbeit im Unternehmen abzugleichen. Die Unternehmen wiederum profitieren von Kooperationen mit den Hochschulen, weil sie früh erkennen können, welche Nachwuchskräfte in ihre Teams passen.

Von einer Kooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen profitieren beide Seiten gleichermaßen. Während Studenten in Seminaren und Vorlesungen an echten Fallbeispielen arbeiten und so an der Berufspraxis schnuppern, erhalten die Mitarbeiter von Immobiliengesellschaften als Lehrbeauftragte oder bei Gastvorträgen einen Einblick darin, welche Fähigkeiten Absolventen bis zu ihrem Abschluss erlangen. Persönliche Treffen sind zudem bei Studienreisen in den Büros oder auf Baustellen der Unternehmen möglich. Sie bringen Praxiserfahrung ins Studium. "Exkursionen waren für mich als Student immer etwas Besonderes und haben bei mir die Begeisterung für den Job geweckt", sagt Ferdinand Spies. Als Managing Partner und COO von Art-Invest Real Estate Management lädt er inzwischen regelmäßig Studenten ein, den Arbeitsalltag des Unternehmens kennen zu lernen.

Zwischen vier und acht Projektarbeiten organisiert das Unternehmen jährlich in Kooperation mit rund zehn Hochschulen in ganz Deutschland. Auf den Baustellen und in den Büros von Art-Invest finden dann Begehungen und Workshops statt. Auch Case-Studies zu Finanzierungen und zu Fondsstrategien hat Art-Invest schon mit Studenten durchgeführt. Nicht selten schaufeln sich die Mitarbeiter für diese Aktionen gleich mehrere Tage frei, die sie in die Organisation und Umsetzung der Projektarbeiten stecken. Die Zeit investiere das Team aber gerne. "Wir sind in diesen Momenten als Ansprechpartner vor Ort", sagt Spies und nennt als Beteiligte neben Vertretern der HR-Abteilung auch junge Mitarbeiter, aber auch erfahrene Führungskräfte und die Geschäftsführung.

Voraussetzung für die Planung sei immer, dass die Inhalte, die bei einem solchen Projekt vermittelt werden, in das Curriculum passen. Das weiß auch Adrian Menczyk, technischer Geschäftsführer von Soravia Deutschland. Der Immobilienkonzern hat eine Kooperation mit der Irebs Regensburg gestartet und erst vor wenigen Wochen eine Gruppe Studenten auf das ehemalige Thyssen-Krupp-Areal in Köln Ehrenfeld eingeladen. In sechs Gruppen erarbeiten sie nun Ideen für die dort geplante Quartiersentwicklung und stellen sie anschließend als praktische Semesterarbeit im Masterstudiengang nicht nur den Professoren der Hochschule als Prüfer vor, sondern auch den Verantwortlichen bei Sorovia. "Wir hoffen natürlich von den jungen Ideen profitieren zu können", sagt Menczyk.

Die Fragestellung, nach der die Studenten das Grundstück bearbeiten, komme zwar vom Dozenten, doch auch bei der Vorbereitung der Aufgabe wirkten Mitarbeiter der Projektentwicklungssparte von Sorovia mit. "Die Entwürfe sollen schließlich auch zu unseren Ansprüchen als Arbeitgeber passen", sagt Menczyk, der in der Zusammenarbeit mit der Hochschule eine gute Möglichkeit sieht, Nachwuchskräfte nicht nur auf die fachlichen Ansprüche in der Arbeitswelt vorzubereiten, sondern auch auf die Herausforderungen, die sich im Joballtag ergeben.

Julia Höfer, Head of HR der Unternehmensgruppe, geht sogar noch ein Stück weiter. "Umgekehrt wollen wir die High Potentials in jedem Jahrgang finden", sagt sie. Weil sich eine Projektarbeit über ein gesamtes Semester zieht, habe das Unternehmen nicht nur die Möglichkeit, sich und die eigenen Projekte dem Nachwuchs vorzustellen, sondern auch die Studenten aus Arbeitgebersicht auszusieben. "Diejenigen, die am Ende die besten Entwürfe abliefern, werden wir noch einmal nach Wien einladen", kündigt Höfer an.

Dort will sie persönliche Karrieregespräche anbieten. Dass sie die Umsetzung von Wünschen nach einem Praktikum als Einstieg in das Unternehmen, die Begleitung einer Masterarbeit oder sogar eine Einstellung nach dem Abschluss realisieren lassen könnte, schließt Höfer nicht aus.

Bis es so weit ist, hat das Unternehmen jedoch auch einiges investiert. Neben den Fahrtkosten für die Baustellenbesichtigung und für die Bereitstellung von Material sieht Personalerin Höfer dabei vor allem Investitionen in Bezug auf die eigenen Personalkapazitäten. Allein für das Erstellen der Aufgabe seien mehrere Konferenzen mit der Hochschule schon viele Wochen vor dem eigentlichen Start notwendig gewesen. Zur Präsentation der Zwischenergebnisse auf dem Campus seien Vertreter aus dem Marketing, der Geschäftsführung und der Projektleitung angereist.

"Im Gegensatz zu üblichen Bewerbungsgesprächen, denen nur ein schriftliches Anschreiben und ein Lebenslauf vorausgingen, haben wir bei den Teilnehmern des Projektseminars schon ein Bild von ihrer Herangehensweise an unsere Arbeit vor Augen. Wenn jemand mit einem guten Hochschulabschluss zu uns kommt, können wir davon ausgehen, dass er fachliches Know-how mitbringt. Aber durch das Projekt an der Hochschule können wir bei Kandidaten auch schon ihr Verhalten im Team beurteilen und sehen, ob sie über wichtige Fähigkeiten wie Innovationskraft, Mut, Schnelligkeit und Dynamik verfügen", sagt Menczyk.

Alltagseinblicke schaffen frühe Bindung an das Unternehmen

Personalerin Höfer freut sich zudem, dass so viele typische Fragen von Bewerbern vorab beantwortet werden. "In Recruiting-Gesprächen wird nicht mehr nur nach New-Work-Konzepten gefragt. Gerade in der Projektentwicklung fühlen Kandidaten den Arbeitgebern auf den Zahn. Wenn ein Unternehmen nachhaltige Projekte verspricht, wollen Bewerber auch sehen, wie genau diese umgesetzt werden. Unsere Besonderheiten können die Studenten schon während des Projektseminars erleben, wodurch schon während der Ausbildung eine Identifikation mit dem Unternehmen geschaffen wird."

Dass das Kennenlernen von konkreten Projekten wichtiger Bestandteil bei der Wahl des Arbeitgebers ist, bestätigt auch eine Studentin, die an der diesjährigen IZ-Arbeitsmarktumfrage teilgenommen hat. Sie erklärt: "An den Projekten einer Firma kann ich sehen, wie mein eigener Beitrag als Mitarbeiter dort aussehen, und welche Rolle ich bei der Umsetzung spielen könnte. Zudem bekomme ich so eine realistische Einschätzung über die Herausforderungen, mit denen ich konfrontiert sein könnte, und zur Art der Arbeit, die ich in dem Unternehmen erwarten kann."


Janina Stadel

MAT: Michael Schüsser

Karriere 25.05.2023
Projektentwickler/Projektleiter bei Ratisbona Handelsimmobilien. Geboren 1995. ... 

Projektentwickler/Projektleiter bei Ratisbona Handelsimmobilien. Geboren 1995.

Werdegang

Werkstudent bei Immobilienverwaltung Riebeling, Praktikum bei Patrizia im Bereich Akquise, Werkstudent bei Götz Management Holding, Werkstudent bei Ratisbona, Junior-Projektleiter bei Ratisbona, Projektentwickler bei Ratisbona.

Top-Projekte

Edeka-Markt in Haimhausen/Baurechtschaffung, Abschluss des ersten Green-Lease-Mietvertrags mit Edeka Südbayern, Projektleitung, Implementierung eines Analyse-Tools: Entwicklung eines neuen, datenbasierten Akquise-Tools mithilfe eines GIS-Systems, deutschlandweiter Roll-out der so entstandenen Ansätze, Erster Ankauf (Lidl-Markt in Bayern): Koordinierung interner Abteilungen und externer Partner im Rahmen der Due Diligence, Entwicklung der Ankaufsstrategie.

Ziele

Entwicklung von zukunftsorientierten und nachhaltigen Immobilien, Förderung von Umbauten/Revitalisierungen das heißt Abriss vermeiden, falls möglich, Weiterentwicklung – fachlich und persönlich, Aufbau/Ausbau eines starken Netzwerks, Übernahme von Personalverantwortung.

Motivation als MAT

Ich bin als MAT geeignet, weil ich hochmotiviert bin, mich mit den anderen MATs laufend zu den aktuell sehr dynamischen und spannenden Entwicklungen am Markt auszutauschen: Baukostenentwicklungen, Einschätzungen zur Entwicklung von Verkaufsfaktoren etc. Nachhaltigkeit treiben, Austausch zu C2C und modularem Bauen, Potenziale im Bau von Handelsimmobilien aufzeigen, generell mittels möglichst kontinuierlichem und offenem Austausch der Intransparenz des deutschen Immobilienmarkts entgegenwirken.

Ethische Grundsätze

Fair – verlässlich – echt: Gegenüber Geschäftspartner/Freunden immer mit offenen Karten zu spielen, um als allseits verlässlicher Partner wahrgenommen zu werden.

Netzwerke und Engagements

ZIA-Ausschuss Logistikimmobilien, Irebs Community of Real Estate.

Kontakt:

Immobilien Zeitung