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Vom Autobauer zum Facility-Manager

Mit diesem Crashtestdummy wollen FM-Unternehmen Techniker aus der Autoindustrie ansprechen.

Mit diesem Crashtestdummy wollen FM-Unternehmen Techniker aus der Autoindustrie ansprechen.

Quelle: Die Möglichmacher - Facility Management

Karriere 01.10.2020
In der Automobilindustrie droht spätestens seit der Corona-Krise ein massiver Stellenabbau. Trotz geltender Beschäftigungssicherung schließen viele Konzerne auch betriebsbedingte ... 

In der Automobilindustrie droht spätestens seit der Corona-Krise ein massiver Stellenabbau. Trotz geltender Beschäftigungssicherung schließen viele Konzerne auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus oder hoffen darauf, dass etliche Mitarbeiter freiwillig gehen. Große Facility-Management-Anbieter wollen sich diesen Aderlass zunutze machen und technische Fachkräfte für sich gewinnen.

In einer Werbekampagne werfen zwölf FM-Firmen über die Initiative Die Möglichmacher die Fangnetze nach Technikern und Monteuren aus der Autoindustrie aus, die vom Personalabbau betroffen sind. Wie der "Umstieg auf einen sicheren Job im FM" funktioniert, macht den Anlagenmechanikern, Elektronikern oder Mechatronikern ein Crashtest-Dummy in einem Spot vor. Auf einer neuen Landingpage auf der Möglichmacher-Webseite finden Interessierte zudem Kontaktdaten von Personalern der beteiligten Unternehmen und Informationen zu Jobperspektiven in der FM-Branche.

Techniker haben besonders gute Chancen

"Für qualifizierte Techniker sind die Chancen in unserem Wirtschaftszweig mehr als vielversprechend", verspricht Christine Sasse, Vorsitzende des HR-Kreises der Möglichmacher und Vorstand beim Münchner FM-Dienstleister Dr. Sasse. "Spannende Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Maßnahmen zum Klimaschutz gehören bei den Möglichmachern längst zum Alltag - da sind gute Fachkräfte gefragt. Auch Quereinsteiger, die engagiert bei der Sache sind und etwas bewegen möchten, haben in unserer Branche beste Aussichten auf einen sicheren Arbeitsplatz."

Die zwölf FM-Unternehmen, die sich in der Initiative Die Möglichmacher - Facility Management zusammengeschlossen haben, sind in alphabetischer Reihenfolge: Apleona, CWS, DB Services, Dr. Sasse, Dussmann, Engie, Gegenbauer, Geiger Facility Management, Piepenbrock, Sodexo, Strabag Property and Facility Services und Wisag. Sie beschäftigen insgesamt mehr als 175.000 Menschen und bringen zusammen allein in Deutschland einen Umsatz von fast 10 Mrd. Euro auf die Waage.

Die schlechten Nachrichten für die Beschäftigten der Autoindustrie reißen derweil nicht ab. So will der Stuttgarter Autobauer Daimler im Rahmen seines Sparkurses in seinem Stammwerk in Untertürkheim bis zum Jahr 2025 etwa 4.000 Stellen abbauen. Das geht aus einem internen Schreiben des Betriebsrats an die Beschäftigten hervor, wie verschiedene Medien vergangene Woche berichteten.

Bei Opel in Rüsselsheim drohen Medienberichten zufolge betriebsbedingte Kündigungen, die das Unternehmen eigentlich bis Mitte 2025 ausgeschlossen hatte. Obwohl die PSA-Tochter 2.100 Stellen über freiwillige Abfindungs- und Alterlösungen abbauen wollte, könnte der Kündigungsschutz kippen, denn bisher haben sich nur etwa 500 Mitarbeiter auf ein freiwilliges Ausscheiden eingelassen.

Harald Thomeczek

"Begrenzter Spielraum" für mehr Lohn

Gebäudereiniger verdienen über Mindestlohn - Allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn vs. Tariflohn Gebäudereiniger

Gebäudereiniger verdienen über Mindestlohn - Allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn vs. Tariflohn Gebäudereiniger

Karriere 04.06.2020
In der Corona-Krise haben Gebäudereiniger an Ansehen gewonnen. In Nordrhein-Westfalen gelten sie neuerdings sogar als systemrelevant. Großen Spielraum für Tariferhöhungen sieht eine ... 

In der Corona-Krise haben Gebäudereiniger an Ansehen gewonnen. In Nordrhein-Westfalen gelten sie neuerdings sogar als systemrelevant. Großen Spielraum für Tariferhöhungen sieht eine aktuelle Studie jedoch nicht.

Arnulf Piepenbrock, Chef des gleichnamigen Gebäudedienstleisters Piepenbrock aus Osnabrück, ärgert sich, wenn die Reinigungsbranche mit dem Mindestlohn in Verbindung gebracht wird: "Wahrscheinlich kennen Sie das Bild: In der medialen Berichterstattung steht einmal mehr das Thema gesetzlicher Mindestlohn auf der Agenda. Fast immer werden Aufnahmen von Reinigungskräften gezeigt, die in Büros, Schulen oder Toiletten ihren Tätigkeiten nachgehen", schreibt Piepenbrock im Vorwort einer gerade veröffentlichten Untersuchung zur Bezahlung von Gebäudereinigern. Diese Art der Darstellung ärgere ihn, trage sie doch maßgeblich dazu bei, "dass die Gebäudereinigungsbranche im kollektiven Gedächtnis eng mit dem gesetzlichen Mindestlohn verknüpft ist. Nur Branchenkenner wissen, dass die Löhne in unserem Handwerk bereits bei der Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns 2015 auf oder über dessen Niveau lagen und bis heute teilweise deutlich über diesem liegen."

Besagte Untersuchung des Instituts für angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Universität Bochum ist in Zusammenarbeit mit der Piepenbrock-Gruppe entstanden. Sie trägt den Titel "Faktencheck zur Lohnentwicklung im Gebäudereinigerhandwerk" und räumt mit dem "Narrativ über vermeintlich schlechte Bezahlung", wie es an einer Stelle heißt, auf. In Zahlen: In der niedrigsten Lohngruppe wird der Mindesttariflohn der Gebäudereiniger Ende 2020 bundesweit - also in West wie Ost - um 15,51% und in der höchsten Lohngruppe sogar um 50,8% über dem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn liegen.

Nicht nur, weil Gebäudereiniger schon längst mehr als den Mindestlohn verdienen, ist nicht mit großen Sprüngen zu rechnen. Der große Wettbewerbs- und Lohnkostendruck in der Branche setze dem Handlungsspielraum für Tariferhöhungen im Gebäudereinigerhandwerk enge Grenzen, sagt die Studie. Der Wettbewerb werde - bei stagnierenden Outsourcingquoten und einer steigenden Anzahl von Konkurrenten - nicht nur im Bereich der Gebäudereinigung, sondern auch in weiten Teilen integrierter FM-Services vorrangig über den Preis ausgetragen. Die Preisgestaltung aber basiere bei Reinigungsdienstleistungen maßgeblich auf den Lohnkosten und den lohngebundenen Kosten: Die Personalaufwandsquote (als Verhältnis von Personalaufwand zu Umsatz) sei mit 67% in der Reinigungsbranche im Branchenvergleich die zweithöchste, und der Anteil des Personalaufwands an den Gesamtaufwendungen der Reinigungsbetriebe sei mit gut 76% im Bundesvergleich am höchsten.

In diesem Jahr steht eine neue Lohntarifrunde an, bei der es u.a. um ein Weihnachtsgeld für Gebäudereiniger gehen dürfte. Die Verhandlungen beginnen laut IG Bau am 16. Juni 2020. "Die Forderung dazu stellen wir am 8. Juni in der Bundestarifkommission auf", so ein Sprecher der Gewerkschaft. Auf einen neuen Rahmentarifvertrag einigten sich Arbeitgebervertreter und Gewerkschafter im Oktober 2019 nach einem Marathon. Den alten Rahmentarif hatte die Arbeitgeberseite im Juli nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts gekündigt.

Harald Thomeczek