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"Die Frage ist: Wer kann den Job? Die Ausbildung wird sekundär"

Egbert Schumacher, Bereichsleiter Personal bei der LEG Immobilien.

Egbert Schumacher, Bereichsleiter Personal bei der LEG Immobilien.

Quelle: LEG Immobilien AG

Karriere 27.04.2017
Wohnungsunternehmen machen im IZ-Arbeitgeberranking traditionell keinen Stich. Egbert Schumacher, Personalchef der Wohnungs-AG LEG Immobilien, will das ändern. Im Interview verrät ... 

Wohnungsunternehmen machen im IZ-Arbeitgeberranking traditionell keinen Stich. Egbert Schumacher, Personalchef der Wohnungs-AG LEG Immobilien, will das ändern. Im Interview verrät Schumacher, wie er das anstellen will. Und was die LEG unternimmt, um die Zufriedenheit der vorhandenen Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsplatz zu erhöhen.

Immobilien Zeitung: Herr Schumacher, die IZ fragt Studenten Jahr für Jahr nach ihren Wunscharbeitgebern. Wohnungsunternehmen landen im IZ-Arbeitgeberranking für gewöhnlich unter ferner liefen. Für die LEG hat 2016 nur ein einziger von damals 588 Teilnehmern votiert, und selbst die im Dax gelistete Vonovia kam nur auf zwei Nennungen. Irgendwie eine Idee, woran das liegt?

Egbert Schumacher: Das liegt nach meiner Auffassung eindeutig daran, dass nicht bekannt ist, wie spannend und attraktiv die Arbeit in einem Wohnungsunternehmen ist. Auch mir war dies in dieser Ausprägung nicht bewusst, als ich vor rund dreieinhalb Jahren von der IT- in die Immobilienbranche wechselte. Die Branche muss also ihren Bekanntheits-, Sichtbarkeits- und Attraktivitätsgrad in der Öffentlichkeit steigern.

IZ: Wie wichtig nehmen Sie das ausbaufähige Abschneiden der LEG in unseren Studentenumfragen?

Schumacher: Wir sind hier sehr sportlich unterwegs und möchten künftig im IZ-Arbeitgeberranking sichtbarer in Erscheinung treten. Hierfür bauen wir unser Hochschulmarketing ständig aus: Wir nehmen z.B. an Messen und "Campus meets Company"-Veranstaltungen teil, führen Lehrveranstaltungen an Hochschulen durch und unterstützen Bachelor- und Masterarbeiten. Im Rahmen einer Arbeitgebermarkenbildung arbeiten wir in einer eigens hierfür gebildeten Projektgruppe intensiv daran, Netzwerke und Kooperationen mit verschiedenen Universitäten und Bildungseinrichtungen aufzubauen. Mit gezielten Kampagnen wollen wir Studierenden und Absolventen die LEG als potenziellen künftigen Arbeitgeber präsentieren.

IZ: Mit welchen Pfunden wuchern Sie denn beim Nachwuchs?

Schumacher: Die LEG macht Absolventen Angebote, die zu ihrer Lebenssituation passen. Junge Menschen fokussieren ganz andere Werte als ältere Mitarbeiter. Bei ihnen ist beispielsweise die Hoheit über die Arbeitszeit ein wichtiges Thema. Und sie wollen sich zunehmend in unterschiedlichen Karriereformen ausprobieren können. Daher bieten wir ihnen die Chance, sich im Rahmen von Mosaik-Karriere-Modellen zu verwirklichen.

IZ: Wie groß ist in einem Wohnungsunternehmen wie der LEG der Bedarf an studierten Leuten?

Schumacher: Hier kommt es immer auf die Einzelfallbetrachtung an. Statt eines Studiums kann natürlich auch die Weiterbildung zum Immobilienfachwirt ausreichen, oder ein Bewerber mit einer Ausbildung als Immobilienkaufmann bzw. -kauffrau und entsprechender Berufserfahrung und/oder entsprechenden Weiterbildungen kann ebenfalls geeignet sein. Wir schreiben vakante Positionen häufig sowohl für studierte Köpfe als auch für Kandidaten mit immobilienwirtschaftlicher Ausbildung aus.

Wegen des sich immer weiter verknappenden Fach- und Führungskräfteangebots werden Unternehmen zukünftig immer weniger fragen: Wer hat welche Ausbildung?, sondern sie werden vermehrt fragen: Hier ist der Job, wer kann den? Hierbei spielt dann der Ausbildungsgrad eine sekundäre Rolle.

IZ: Gesetzt den Fall, Sie suchen dezidiert Hochschulabsolventen: Sollen das dann Leute mit einem speziellen immobilienwirtschaftlichen Studium sein?

Schumacher: Ob es ein immobilienwirtschaftliches, ein BWL- oder ein juristisches Studium sein soll, ist vom Aufgabengebiet abhängig. Vor kurzem haben wir z.B. zehn Bauingenieure eingestellt.

IZ: Wie viele Berufseinsteiger mit Studienabschluss stellen Sie pro Jahr durchschnittlich ein?

Schumacher: Das schwankt von Jahr zu Jahr. Wir stellen ca. fünf bis zehn Berufseinsteiger mit Studienabschluss ein.

IZ: Wie dramatisch ist der Fachkräftemangel in der Wohnungswirtschaft im Allgemeinen und bei der LEG im Besonderen?

Schumacher: Der Fachkräftemangel in der Wohnungswirtschaft macht sich zwar bemerkbar, aber noch gelingt es, die vakanten Stellen in akzeptablen Zeiträumen zu besetzen. Dies trifft auch auf die LEG zu: Wir sind stolz darauf, im vergangenen Jahr 820 Bewerbungen für unsere zwölf Ausbildungsplätze erhalten zu haben. Auch die Anzahl der Initiativbewerbungen kann sich sehen lassen: 2016 haben sich 203 Interessierte initiativ auf verschiedene Tätigkeiten bei uns beworben.

IZ: Die LEG hat 2014 zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Was haben Sie aus dieser Befragung mitgenommen?

Schumacher: Die Befragung hat uns in den überwiegenden Punkten bestätigt und einige Aufschlüsse über Handlungsfelder gegeben - allerdings keine "blinden Flecken" aufgezeigt. Eine wesentliche Erkenntnis war, dass wir uns dem Thema Employer Branding/internes Marketing widmen müssen. Denn wie die Umfrage zeigte, konnte sich ein Teil der Mitarbeiter nicht mit unseren Produkten bzw. Dienstleistungen identifizieren. Dies wurde thematisiert - und die Identifikation durch vielfältige Aktionen anschließend gesteigert.

In Workshops, in denen wir die Ergebnisse der Befragung mit den Mitarbeitern diskutierten, zeigte sich zudem, dass die Qualität der Zusammenarbeit von Führungskraft und Mitarbeiter steigerungsfähig war. Es gab den Wunsch nach mehr Austausch und Kommunikation untereinander, und zwar sowohl bereichsintern wie regionen- bzw. bereichsübergreifend.

Wir haben daher u.a. das Mitarbeiterjahresgespräch angepasst: Jeder Mitarbeiter gibt jetzt auch seinem Vorgesetzten ein Feedback. So entsteht ein Dialog auf Augenhöhe. Und im Rahmen der Führungskräfte-Entwicklung wurde besonders viel Wert auf eine systematische Weiterbildung und Kalibrierung aller Führungskräfte gelegt.

Aktuell warten wir übrigens gespannt auf die Ergebnisse der zweiten Befragung, die das unabhängige Institut Great Place to Work im März bei der LEG durchgeführt hat. Die Ergebnisse werden uns im Mai vorliegen.

IZ: Sie haben sich vorgenommen, die Perspektive der Mitarbeiter in die Führungsgrundsätze zu integrieren: Was heißt das?

Schumacher: Die klassische Unterscheidung "Hier oben die Führungskraft, da unten der gewöhnliche Mitarbeiter" ist mittlerweile nicht mehr so trennscharf zu ziehen wie noch vor zehn Jahren. Eigenverantwortung und -initiative, unternehmerisches Denken, Kritikfähigkeit sind Kompetenzen, die wir von jedem Mitarbeiter erwarten.

IZ: Wie lange wird es noch dauern, bis ein Wohnungsunternehmen in die Top Ten des IZ-Arbeitgeberrankings aufsteigt? Dort tummeln sich heute Maklerhäuser, Asset- und Fondsmanager oder Projektsteuerer.

Schumacher: Wir von der LEG hoffen, dies in ein bis zwei Jahren geschafft zu haben.

IZ: Herr Schumacher, Danke für das Gespräch.


Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Das IZ-Arbeitgeberranking 2017 erscheint am 6. Juli 2017 in der IZ 27/2017. Bereits in der IZ 20/2017 vom 18. Mai 2017 werden die zentralen Ergebnisse der Arbeitsmarktbefragung unter Studierenden veröffentlicht.

Harald Thomeczek

Generation Weitsprung?

Die Generation Y gilt als sprunghaft - zu recht?

Die Generation Y gilt als sprunghaft - zu recht?

Bild: Sergey Nivens/Fotolia.com

Karriere 04.02.2016
Viele Nachwuchskräfte tragen sich offenbar mit dem Gedanken, ihrem Arbeitgeber kurzfristig den Rücken zu kehren. Talente aus der Immobilienbranche scheinen weniger sprunghaft zu sein. ... 

Viele Nachwuchskräfte tragen sich offenbar mit dem Gedanken, ihrem Arbeitgeber kurzfristig den Rücken zu kehren. Talente aus der Immobilienbranche scheinen weniger sprunghaft zu sein.

Schreck, lass' nach: Jeder dritte Berufseinsteiger und Senior-Mitarbeiter Anfang/Mitte 30 in Deutschland will spätestens in zwei Jahren den Arbeitgeber gewechselt haben. Jede sechste Fachkraft unter den sogenannten Millennials - also den nach 1980 Geborenen - will hierzulande sogar binnen zwölf Monate die Pferde wechseln. Das hat eine weltweite Umfrage von Deloitte zutage gefördert, bei der u.a. 300 Mitarbeiter in Deutschland befragt wurden, darunter 30% in Senior-Rollen.

Wie überraschend ist dieses Ergebnis für Personalverantwortliche aus der deutschen Immobilienwirtschaft? "Natürlich ist uns der Trend bekannt, dass gerade Fach- und Führungskräfte regelmäßigen Wechseln positiv gegenüberstehen. Viele, besonders Mitglieder der Generation Y, erhoffen sich Aufstiegschancen oder suchen fachliche Herausforderungen", sagt Egbert Schumacher, Personalleiter von LEG Immobilien. Dieser Umstand gehöre ein Stück weit auch zum aktuellen Zeitgeist.

Ob auch der LEG viele Millennials den Rücken kehren? Aktuell verzeichnet die Wohnungsgesellschaft "eine Selbstkündigungsquote von nur 1,7%", erklärt Schumacher. Dieser Wert bezieht sich allerdings auf die gesamte Belegschaft mit über 1.000 Mitarbeitern.

Wechselwilligem Nachwuchs spielt der Fachkräftemangel in die Karten. Auch die leichte Auffindbarkeit von potenziellen Mitarbeitern im Internet spielt eine Rolle: "Unsere Bauleiter beispielsweise bekommen in erheblichem Umfang Anfragen von Headhuntern", berichtet Catherine Boisserée, Personalreferentin der Deutschen Reihenhaus. Von 35 Millennials haben den Bauträger in den Jahren 2014/2015 jedoch nur vier verlassen, also jeder Neunte: "Das ist ein Wert, mit dem wir gut leben können." Ein Bauleiter sei übrigens nicht unter den Abgewanderten gewesen. Im Schnitt seien die Kollegen aus dieser Altersklasse - sowohl die noch existenten wie die entschwundenen - seit knapp drei Jahren im Unternehmen.

"Wichtig ist den Millennials, dass die Arbeit Spaß macht. Wer keinen Spaß hat, kann sich unproblematisch umorientieren", hält Boisserée fest. Spaß meint natürlich nicht, dass die Jungen den ganzen Tag nur herumalbern wollen, sondern ihre Tätigkeit als sinnstiftend erleben und darum Verantwortung übertragen bekommen wollen; dass sie ihrer Tätigkeit in einem harmonischen Arbeitsklima nachgehen wollen - und neben dem Job auch noch genug Zeit für ihren Partner, ihre Kinder oder etwa ihre Eltern haben wollen.

Dass die junge Generation anders tickt als vorangegangene Alterskohorten, weiß auch Peter Hinze, Leiter Personal und Recht der Deutschen Hypo. Aber auch er betont, dass sich das "nicht zwingend an Laufzeiten festmacht". Bei Bewerbungsgesprächen hat Hinze zwar durchaus festgestellt, dass jüngere Mitarbeiter sich immer öfter schon nach kurzer Zeit wieder beruflich verändern wollen. Was sein Haus angeht, bewege sich die Fluktuationsquote insgesamt "seit Jahren im niedrigen einstelligen Prozentbereich". Etwa jeder Vierte von aktuell rund 400 Mitarbeitern ist unter 35 Jahren.

Besonders wichtig sei den Jungen - übrigens vermehrt auch den Männern -, eine Balance von Job und Familie bzw. Privatleben hinzukriegen. Damit das gelingt, räumt der Finanzierer seinen Mitarbeitern etwa die Möglichkeit ein, bis zu 40% ihrer Arbeit zuhause zu erledigen, also bis zu zwei volle Tage die Woche Homeoffice zu machen. So können sie sich auch mal noch am Abend an den Rechner setzen, wenn am Nachmittag etwa ein Kitafest auf dem Programm gestanden hat.

Iris Schönbeck, Director HR Management von Corpus Sireo, kann ebenfalls nicht bestätigen, dass ihr die Vertreter der Generation Y in Scharen von der Fahne gingen. Die Fluktuation in dieser Altersgruppe sei nicht signifikant höher als im gesamten Unternehmen: Corpus Sireo beschäftigt aktuell circa 560 Mitarbeiter; jährlich scheiden ungefähr 3% bis 4% aus bzw. kommen neu hinzu.

Die Loyalität ihrer Millennials führt Schönbeck darauf zurück, dass Corpus Sireo Talente praktisch nur einstellt, nachdem sie ein 15-monatiges Trainee-Programm durchlaufen haben. "Wer einmal da ist, bleibt meist auch lange", sagt Schönbeck. Absolventen als Trainees zu gewinnen, räumt Schönbeck ein, wird aber immer mühseliger: "Der Markt der Nachwuchskräfte ist heiß umkämpft. Daher sind die Unternehmen immer stärker gefordert, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren."

Sandra Scholz registriert eine "rückläufige Fluktuationsrate" unter den 25- bis 35-Jährigen, und "es kehren auch, dies gilt altersklassenübergreifend, immer wieder ehemalige Kolleginnen und Kollegen zu uns zurück. Einmal war das sogar nach nur vier Monaten der Fall", erzählt die Leiterin Human Resources & Communications der Fondsgesellschaft Commerz Real. In nackten Zahlen: In der Altersgruppe von 25 bis 35 Jahren ist die Fluktuationsquote von 2014 auf 2015 von 4,55% auf 3,71% zurückgegangen. Über alle Mitarbeiter sank sie 2015 von 2,96% auf 2,11%. Aktuell sind 103 Mitarbeiter in dieser Altersklasse bei der Commerz Real beschäftigt, was einem Anteil von 16,27% entspricht.

Scholz kann sich jedoch gut vorstellen, weshalb viele - nicht nur, aber insbesondere - jüngere Kollegen sich mit dem Gedanken tragen, den Absprung zu wagen: "Überforderung ist ein ernst zu nehmendes Thema. Heutzutage müssen Mitarbeiter eine immer höhere fachliche Komplexität beherrschen. Wenn die Arbeitsbereiche dann nicht gut gesteuert und die Arbeitspakete nicht gut gemanagt sind, bekommen Mitarbeiter echte Probleme."

Überforderung droht dem Nachwuchs auch von einer anderen Seite: Fast zwei Drittel der wechselwilligen deutschen Millennials erklären laut der Deloitte-Studie, sie seien nicht ausreichend auf Führungspositionen vorbereitet. Unter denjenigen, die ihrem Unternehmen länger als fünf Jahre die Treue halten wollen, sagen das 36%.

Für Iris Schönbeck von Corpus Sireo ist es keine Überraschung, wenn sich junge Leader auf ihre Führungsaufgaben nicht gut vorbereitet fühlen: "Führungskompetenz ist schwer zu trainieren. Wie Führen funktioniert und ob man sich für diese Rolle eignet, kann man am besten in der Projektarbeit ausprobieren." Außerdem, gibt Schönbeck zu, würden gestern wie heute zuweilen Personen zu Führungskräften gemacht, die zwar über ein Top-Fachwissen verfügten, aber teilweise Defizite bei den Führungsqualitäten hätten, wie sich dann herausstelle. "Das passiert überall."

Wie viel Aussagekraft hat die Deloitte-Studie für die Immobilienbranche? Sind Young Professionals ihren Arbeitgebern hier treuer ergeben? "Was wir befragt haben, ist die Einstellung der Generation Y, nicht aber, was sie dann wirklich tun", wiegelt Nicolai Andersen, Partner/Leiter Innovation bei Deloitte, ab. "Vielleicht wechseln tatsächlich nicht so viele. Aber viele spielen mit dem Gedanken, was bedeutet, dass sie in ihrem Beruf nicht zufrieden sind - das ist schon ein Warnsignal."

Harald Thomeczek