Karriere-News

Jobs, Netzwerke und ein Millionenvermögen

Herbert Einsiedler von Bilfinger HSG Facility Management im Gespräch mit Studenten.

Herbert Einsiedler von Bilfinger HSG Facility Management im Gespräch mit Studenten.

Bild: Alexander Sell

Karriere 02.04.2015
Die Aussteller der Ende März stattgefundenen Messe Facility Management haben in Frankfurt dem Branchennachwuchs den roten Teppich ausgerollt. Zahlreiche Netzwerktreffen mit Personalern sollten ... 

Die Aussteller der Ende März stattgefundenen Messe Facility Management haben in Frankfurt dem Branchennachwuchs den roten Teppich ausgerollt. Zahlreiche Netzwerktreffen mit Personalern sollten die Studierenden für den Einstieg begeistern. Doch es gab auch mahnende Worte: Arbeitnehmer dürfen nicht die Weiterbildung vernachlässigen.

Wer die Ausstellerhalle betrat, wurde sogleich von einer Hostess in rotem Kostüm und Schild in der Hand begrüßt: "Job gesucht? Sprich' mich an!" steht darauf. Von ihr erfuhr der Besucher, welche Karriere-Events die Messe in diesem Jahr zu bieten hatte. Sie informierte ihn beispielsweise zu den Jobbörsen mit zahlreichen Stellenangeboten, den individuellen halbstündigen Karriereberatungen oder den Bewerbungsfotoshootings. "Die Branche kann noch viel mehr FM-Absolventen aufnehmen", sagt Prof. Dr. Herbert Einsiedler, Sonderbeauftragter der Geschäftsführung von Bilfinger HSG Facility Management. Selbst wenn die Hochschulen ihre Studienplätze vervielfachen würden, könne der Markt die Absolventen immer noch absorbieren, ist sich Einsiedler sicher. Denn Facility-Manager nähmen eine Querschnittfunktion ein.

Die Anreise von Studierenden von zehn Hochschulen haben die Möglichmacher-Unternehmen in diesem Jahr finanziell unterstützt.Die Personaler dieser zwölf FM-Unternehmen stehen auf der Allee der Möglichmacher Rede und Antwort. Ein Engagement, das bei der Zielgruppe sehr gut ankam. "Es war einfach, ins Gespräch zu kommen mit den Unternehmensvertretern", sagt Tobias Morfeld. Der Bachelorstudent von der HWR Berlin war positiv überrascht, wie hoch das Interesse nach FM-Nachwuchskräften ist.

Diese Botschaft dominierte auch auf dem Karrieretag am Messe-Donnerstag. "FM ist eine junge Branche und eine Wachstumsbranche", betonte Christine Sasse, Vorstand von Dr. Sasse, in ihrer Rede. Sie warf noch ein weiteres Argument in die Waagschale pro FM, um die jungen Talente zu begeistern: Arbeitsplatzsicherheit. FM sei nicht einseitig abhängig von den Entwicklungen in einer Branche. Gehe es dem Finanzsektor schlecht, boome vielleicht die Automobilbranche, sagt Sasse. Mit anderen Worten, es gibt auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch Einsatzgebiete für Dienstleister. Dass das Thema Arbeitsplatzsicherheit bei der jungen Generation hoch im Kurs steht, zeigte die IZ-Umfrage zur Joboffensive 2014: Ein sicherer Arbeitsplatz ist das viertwichtigste Kriterium, das einen attraktiven Arbeitgeber auszeichnet. Als wichtiger werden nur noch Aufstiegsmöglichkeiten, Weiterbildungsangebote und das Gehalt erachtet.

Aufstiegsmöglichkeiten und Führungsverantwortung diskutierten die Personaler mit den Teilnehmern auf dem Alumni-Treffen der Junior Lounges der Gefma. Mit 200 Gästen nahmen an dem Netzwerktreffen so viele Studierende und Young Professionals teil wie noch nie. Spontan wurde dort zudem die Gründung einer weiteren Junior Lounge in Sachsen-Anhalt geplant, es wäre der 15. Junioren-Stammtisch des Verbands.

Doch trotz aller positiven Aussichten gab es für die Nachwuchskräfte auch mahnende Worte. Berufstätige sollten zu keiner Zeit ihre eigene Beschäftigungsfähigkeit aus den Augen verlieren, sagte Gastrednerin Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) der Hochschule Ludwigshafen. Dabei sei zunächst einmal der Einzelne gefordert, sich kontinuierlich an die neuen beruflichen Anforderungen anzupassen und darüber hinaus das Thema Weiterbildung nicht zu vernachlässigen.

Denn die Zeiten haben sich geändert. Sei Beschäftigungsfähigkeit bislang Basis für den beruflichen Aufstieg gewesen, sei sie künftig notwendig, um den beruflichen Abstieg zu verhindern. "Der Bedarf an Fachkräften wird steigen, nicht an Arbeitskräften", warnte Rump. Und sie ermunterte die Teilnehmer, ihren eigenen Vermögenswert zu berechnen. Denn bei der Beschäftigungsfähigkeit handele es sich um nichts anderes als ebendiesen. Selbst bei einem Jahresbruttogehalt von 30.000 Euro und einer Lebensarbeitszeit von 45 Jahren kommt dabei ein Wert an Wissen und Kompetenzen von 1,35 Mio. Euro heraus. "Jeder von uns hier ist ein Millionenvermögen", sagte Rump. Ein Satz, über den viele sicherlich noch nachdenken werden. Doch wie würden viele mit diesem Wert, mit sich selbst, umgehen? Oftmals sei der Umgang mit den eigenen Ressourcen eher zufällig, fast willkürlich, sagte die Personalexpertin. Damit sollte Schluss sein. "Machen Sie einmal im Jahr eine persönliche Standortbestimmung!", riet Rump. "Denn Sie sind Ihr größter Unternehmenswert."

Sonja Smalian

Umfrage zur FM-Ausbildung

Karriere 27.11.2014
Sonja Smalian

Ein Ausbildungsberuf FM ist geplant

Ein neuer Ausbildungsberuf soll das FM attraktiver machen.

Ein neuer Ausbildungsberuf soll das FM attraktiver machen.

Bild: BilderBox.com

Karriere 06.02.2014
Es gibt etwa 330 anerkannte Ausbildungsberufe in Deutschland. Doch eine FM-Ausbildung fehlt bislang. Das wollen Gefma-Vorstand Markus Lehmann und Christine Sasse, Leiterin des Recruitingkreises ... 

Es gibt etwa 330 anerkannte Ausbildungsberufe in Deutschland. Doch eine FM-Ausbildung fehlt bislang. Das wollen Gefma-Vorstand Markus Lehmann und Christine Sasse, Leiterin des Recruitingkreises der Möglichmacher ändern.

Immobilien Zeitung: Herr Lehmann, Sie haben sich als Professor an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und im Arbeitskreis Aus- und Weiterbildung bei der Gefma, dessen Vorsitz Sie übernommen haben, in der Vergangenheit viel für die Zertifizierung von FM-Studiengängen eingesetzt. Nun planen Sie, einen neuen Ausbildungsberuf zu entwickeln. Wie passt das zusammen?

Markus Lehmann: Der Arbeitskreis hat in den vergangenen Jahren die Gefma- Ausbildungspyramide im FM ausgestaltet. Ausgehend von der Servicekraft über den Fachwirt bis hin zu Studiengängen. Jetzt geht es darum, diese Ausbildungspyramide zu ergänzen. An der Basis soll eine Berufsausbildung etabliert werden, um dem Bedarf der Praxis gerecht zu werden.

IZ: Es gibt doch schon die Ausbildung zum Gebäudereiniger, zum Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme, den Mechatroniker für Kältetechnik oder die Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Sind vier Ausbildungsberufe nicht genug für die Branche?

Christine Sasse: Nein, denn Ausbildungsberufe wie der Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme sind für die Industrie geschaffen worden. Der Schwerpunkt liegt eindeutig im technischen Bereich, es geht vor allem um die Installation und die Errichtung von technischen Anlagen. Viele FM-Dienstleister sind aber in der Instandhaltung tätig. Auch das ist natürlich Thema in den bestehenden Ausbildungsberufen, aber proportional gesehen in einem sehr viel geringeren Umfang.

IZ: Welche Qualifikationen soll ein neuer FM-Ausbildungsberuf also vermitteln?

Sasse: Wichtig sind vor allem Kenntnisse in der Instandhaltung. Kleinere Schadensfälle soll der Facharbeiter auch selbstständig reparieren können. Er muss sich aber auch mit den Vertragsunterlagen, der Betreiberverantwortung und Betriebswirtschaft auskennen. Und ganz allgemein sicher mit dem Kunden kommunizieren können. Denn der Kunde erwartet inzwischen nach jedem Einsatz eine Rückmeldung von seinem Dienstleister.

IZ: Entwickeln Sie für diesen Bedarf einen völlig neuen Ausbildungsberuf?

Lehmann: Nur teilweise, denn wir überlegen, einen vorhandenen Ausbildungsberuf, beispielsweise den des Service-Technikers, den es in verschiedenen Ausprägungen wie IT und Kfz schon gibt, als Basis zu nehmen. Auf diesem Gerüst möchten wir einen FM-spezifischen Beruf schaffen.

IZ: Wer soll das Konzept umsetzen?

Sasse: Wir stehen noch am Anfang der Überlegungen. Mein Wunschpartner für die Konzeption wären die Industrie- und Handelskammern.

Lehmann: Und wir brauchen natürlich auch Unternehmen, die uns bei der Entwicklung unterstützen und erläutern, welche Qualifikationen sie benötigen.

Sasse: Es ist uns bewusst, dass es noch ein langer steiniger Weg ist. Aber derzeit beschäftigen wir viele Fachkräfte aus den anderen Ausbildungsberufen. Die können aber einen beträchtlichen Anteil ihres Wissens gar nicht anwenden. Deswegen möchten wir einen attraktiven neuen Ausbildungsberuf anbieten können. Die Bestrebungen anderer Verbände, auf operativer Ebene Qualifikationsstufen per Prüfung zu ermitteln, empfinde ich als zu kurz gesprungen. Ich denke, es ist sinnvoller, eine solide Einstiegsqualifikation anzubieten, mit der junge Leute für das FM gewonnen werden können.

IZ: Frau Sasse, Sie sind als Vorstand Human Resources/Organisation bei Dr. Sasse auch für die Mitarbeitergewinnung zuständig. Erhoffen Sie sich von einem eigenständigen FM-Beruf auch eine vereinfachte Rekrutierung?

Sasse: Ja. Es ist jetzt schon schwierig, Jugendliche für einen Ausbildungsberuf zu gewinnen, denn viele entscheiden sich für eine akademische Ausbildung. Mit dem geplanten FM-Servicetechniker wollen wir Jugendliche mit einem guten Hauptschulabschluss oder Realschul-abschluss oder Fachabitur bzw. Abitur ansprechen. Eine neue Ausbildung könnte das FM attraktiver machen.

IZ: Welche Qualifikationen bringen die Wunschkandidaten mit?

Lehmann: Neben guten Noten in Mathe, Physik und Deutsch wären das handwerkliches Geschick und eine hohe Sozialkompetenz, speziell in der Kommunikation. Aber auch kaufmännisches Verständnis ist bei einem Komplett-FM-Unternehmen gefragt. Der FM-Auszubildende soll ein übergreifendes Verständnis für alle FM-Dienstleistungen entwickeln.

IZ: Wie hoch schätzen Sie den Bedarf an Ausbildungsplätzen?

Sasse: Ich könnte mir vorstellen, dass die 13 Möglichmacher-Unternehmen zuerst einmal auf rund 500 Plätze kommen.

IZ: Wann wird der erste FM-Servicetechniker die Ausbildung beginnen?

Sasse: Mein Wunschtermin wäre in zwei bis drei Jahren. Wir werden auf der FM-Messe und auf der Gefma-Mitgliederversammlung das Konzept vorstellen. Mitstreiter sind herzlich willkommen.

Die Fragen stellte Sonja Smalian.

Kontakt: lehmann@hsalbsig.de, christine.sasse@sasse.de.

Sonja Smalian