Karriere-News

Ihre gewählten Filter:

"Die beste Expo"

Elke Buhl hat die Expo Real für ihre Jobsuche genutzt. Nach einer Interimstätigkeit leitet sie heute die Frankfurter Niederlassung von FA|KT Valuation.

Elke Buhl hat die Expo Real für ihre Jobsuche genutzt. Nach einer Interimstätigkeit leitet sie heute die Frankfurter Niederlassung von FA|KT Valuation.

Bild: sma

Karriere 25.09.2014
Die Kündigung aus betriebsbedingten Gründen überraschte Bewerterin Elke Buhl kalt und die sofortige Freistellung war ein Schock. Während der Auszeit definierte die studierte Diplom-Ingenieurin ... 

Die Kündigung aus betriebsbedingten Gründen überraschte Bewerterin Elke Buhl kalt und die sofortige Freistellung war ein Schock. Während der Auszeit definierte die studierte Diplom-Ingenieurin der Architektur ihre beruflichen Ziele neu, bildete sich weiter - und fuhr dann zur Expo Real, um sich zu bewerben. Im Interview verrät die Leiterin des Frankfurter Büros von FA|KT Valuation mit Sitz in Hamburg und Büro in Berlin, wie Arbeitssuchende die Messe für sich am besten nutzen können.

Immobilien Zeitung: Frau Buhl, Sie waren dreieinhalb Jahre lang als Director Valuation Germany bei einem internationalen Beratungsunternehmen tätig gewesen, als Sie gekündigt und freigestellt wurden.

Elke Buhl: Für mich war die Freistellung dramatisch, weil von jetzt auf gleich die gewohnte Struktur wegfiel. Der Knacks saß tief. Plötzlich konnte ich nicht mehr sagen "Ich mache das und das". Es war wie ein Makel. Ich hatte mir Urlaub genommen, um mich auf die Re-Zertifizierungs-Prüfung von HypZert vorzubereiten. Und plötzlich hatte ich den Kopf dafür gar nicht mehr frei, weil ich nicht wusste, wie es danach weitergehen würde. Nach dem Kündigungsgespräch bin ich erst einmal ins Fleming's gegangen und habe auf der Dachterrasse einen Cappuccino getrunken um mich zu sammeln.

IZ: Sind Sie dann doch zur HypZert-Prüfung gegangen?

Buhl: Ja, meine Freunde hatten mich motiviert. Nach der Prüfung habe ich mich dann einem der Prüfer anvertraut und ihm erzählt, dass ich auf Jobsuche bin.

IZ: Wie hat er reagiert?

Buhl: Sehr hilfsbereit, wie alle anderen übrigens in der Zeit auch. Den Schritt nach vorne zu machen und offensiv mit der Situation umzugehen, bietet viele Chancen. Dazu kann ich jedem in einer solchen Situation nur raten. Eine Freundin empfahl mir: "Du musst jetzt erreichbar sein". Also habe ich mir ein Design überlegt und private Visitenkarten mit Titel und Zertifizierungen gedruckt.

IZ: Wie sind Sie das Projekt Jobsuche dann weiter angegangen?

Buhl: Nachdem ich mich bei zwei Internet-Jobbörsen angemeldet hatte, kontaktierte ich auch Headhunter und bewarb mich auf Stellenausschreibungen. Es lohnt sich, auch mal auf eine Anzeige zu antworten, die streng genommen nicht ganz dem eigenen, engen Suchraster entspricht. Dann kann man versuchen, dem Unternehmen ein Add-on anzubieten. Doch sehr wichtig ist meiner Meinung nach, sich selbst kritisch zu befragen "Was kann ich?", "Was kann ich anbieten?" und "Was habe ich vielleicht auch falsch gemacht?". Jeder, der einmal ausgebremst wurde, sollte sich für diese Fragen Zeit nehmen. Das hilft, um sich ein Bild von sich selbst zu machen und sich ein eigenes Produkt zu überlegen, mit dem man wieder auf den Markt geht.

IZ: In Ihrem Fall war das die Expo Real.

Buhl: Ja, für mich war klar, dass ich auf die Expo gehen würde, um aktiv auf Unternehmen zuzugehen.

IZ: Wie haben Sie sich vorbereitet?

Buhl: Ich habe ausgewählte Personen in Schlüsselpositionen aus meinem Netzwerk zuvor angerufen oder ihnen ein individuelles Bewerbungsanschreiben geschickt.

IZ: Und, haben Sie darauf Rückmeldung bekommen?

Buhl: Auf alle - da kam immer ein Feedback! Und dann war ich auf der Expo. Ich war hochmotiviert und freute mich auf interessante Gespräche. Zum ersten Mal hatte ich auch Zeit, mir die Messe einfach mal anzuschauen. Ich habe so viele Leute getroffen und bin vielen neuen Kontakten durch Bekannte vorgestellt worden, dass ich mit einem ganzen Stapel Visitenkarten wieder nach Hause gefahren bin. Das war die beste Expo, die ich je hatte.

IZ: Was hat sich Ihrer Meinung nach bewährt?

Buhl: Es hilft, auf der Messe einen Stand als Anlaufstelle zu haben. Bei mir war das der Frankfurt-Stand, wo auch u.a. der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft beheimatet war. Dort konnten Visitenkarten für mich abgegeben werden. Es eignen sich aber auch Stände anderer Institutionen wie RICS oder HypZert. Man kann sich auch überlegen, dort mal einen Standdienst zu übernehmen. Wichtig ist auch, nicht zu viele Termine zu vereinbaren: Drei bis vier pro Tag reichen, damit genug Zeit für die spontanen Treffen auf der Messe bleibt.

IZ: Sind Sie mit einer Jobzusage von München nach Hause gefahren?

Buhl: Nein, obwohl ich viele sehr gute Gespräche hatte. Aber sechs Wochen später bekam ich ein Angebot von einer regionalen Sparkasse, bei der ich meine Visitenkarte hinterlegt hatte, für eine sechsmonatige Interims-Aufgabe.

IZ: Und haben Sie zugesagt?

Buhl: Ja, und das war der Anfang vom Ende meiner Arbeitslosigkeit. Dort konnte ich meine bisherigen vielfältigen Berufserfahrungen einbringen. Der Einsatz war zeitlich überschaubar. Ich habe gemerkt, wie flexibel ich bin. Gleichzeitig hatte ich die Möglichkeit, weiter nach einer unbefristeten Stelle zu suchen - nach einer, die zu mir passt.

IZ: Sie haben die Auszeit auch für Weiterbildungen genutzt.

Buhl: Ja. Die Zeit sollte unbedingt aktiv genutzt werden, also habe ich den Chartered Surveyor gemacht, den wollte ich schon immer machen. Und ich habe mir einen Englisch-Crashkurs und ein Coaching gegönnt. Aber ich habe nicht meinen Kleiderschrank, nicht mein Bücherregal und nicht meinen Keller aufgeräumt!

IZ: Frau Buhl, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

Sonja Smalian

"Ich finde den Namen Berufsakademie sehr, sehr unglücklich"

Stabwechsel an der Berufsakademie Sachsen: Prof. Dr. Kerry-U. Brauer (links) übernahm als Direktorin die Leitung der Akademie. Prof. Dr. Bettina Lange trat ihre Nachfolge als Leiterin der Studienrichtung Immobilienwirtschaft an.

Stabwechsel an der Berufsakademie Sachsen: Prof. Dr. Kerry-U. Brauer (links) übernahm als Direktorin die Leitung der Akademie. Prof. Dr. Bettina Lange trat ihre Nachfolge als Leiterin der Studienrichtung Immobilienwirtschaft an.

Bild: sma

Karriere 04.09.2014
Prof. Dr. Kerry-U. Brauer führt die Staatliche Studienakademie Leipzig der Berufsakademie Sachsen nun als Direktorin und hat nach 18 Jahren die Leitung der Studienrichtung Immobilienwirtschaft an ... 

Prof. Dr. Kerry-U. Brauer führt die Staatliche Studienakademie Leipzig der Berufsakademie Sachsen nun als Direktorin und hat nach 18 Jahren die Leitung der Studienrichtung Immobilienwirtschaft an Prof. Dr. Bettina Lange übergeben. Ein Gespräch über die Besonderheiten des dualen Studiums, die künftige Ausrichtung der Studienrichtung und Karrierechancen für Frauen in der Immobilienwirtschaft.

Immobilien Zeitung: Die Zahl der dualen Studiengänge hat sich in den fünf Jahren von 2007 bis 2012 um etwa 700 auf rund 1.380 erhöht. Mehr als 64.000 Studenten absolvieren ein solches Studium in Kooperation mit ca. 45.600 Unternehmen. Verspüren Sie auch einen solch starken Druck auf die Studienrichtung Immobilienwirtschaft?

Kerry-U. Brauer: Unsere Zahlen sind stabil geblieben. 1997 haben wir 61 Studenten aufgenommen, 2013 waren es 72. Damit stoßen wir an unsere Kapazitätsgrenze. Deswegen werden wir die Studienrichtung ausbauen.

IZ: Warum ist das Modell so erfolgreich?

Bettina Lange: Das duale Studium hat große Vorteile: Das von den Studenten erworbene akademische Wissen kann unmittelbar in der Praxis getestet werden. Beides schult die soziale Kompetenz im Umgang mit Kollegen und Kunden.

Brauer: Die Praxispartner schätzen, dass die Absolventen schon nach sehr kurzer Zeit voll einsatzfähig sind. Große Unternehmen müssen Hochschulabsolventen oft erst ein Traineeship anbieten. Wie effizient ist das?

Lange: Häufig hören wir von unseren rund 130 Praxispartnern, dass sie gern mehr duale Studenten im Studium begleiten würden, aber nicht immer die richtigen Kandidaten finden.

IZ: Woran liegt das?

Lange: Einerseits sind die Anforderungen der Praxispartner sehr hoch, andererseits haben die heutigen Gymnasiasten viele Möglichkeiten. Da ist es wichtig, früh und viel zu informieren. Wir organisieren deswegen Tage der offenen Tür und präsentieren uns auf Bildungsmessen.

Brauer: Ich schreibe mich erst einmal ein und schaue dann, ob das Studienfach zu mir passt - diese Methode funktioniert an einer Berufsakademie nicht. Unsere Studenten müssen sich vor dem Studium stärker mit den Inhalten auseinandersetzen, um dann einen Praxispartner von sich zu überzeugen, der mit ihnen einen Vertrag über drei Jahre abschließt. Das ist eine wesentlich größere Hürde, als sich nur an einer Hochschule einzuschreiben.

IZ: Wer die aber genommen hat, der bleibt?

Lange: Ja. Unsere Abbrecherquote, d.h. die aus persönlichen Gründen das Studium abbrechen, liegt bei unter 1%.

IZ: In der aktuellen Umfrage zur IZ-Joboffensive sind die Einstiegsgehälter von Berufsakademie-Absolventen 12% niedriger als von Absolventen einer Universität oder Hochschule, obwohl beide einen immobilienspezifischen Bachelorabschluss mitbringen. Wie erklären Sie sich diese Differenz?

Brauer: So etwas ärgert uns auch. Von der Öffentlichkeit wird den Berufsakademien vorgeworfen, zu wenig Theorie und zu viel Praxis zu vermitteln. Dabei schreiben unsere Studenten Bachelorarbeiten im Umfang von 50 bis 70 Seiten und nicht wenige absolvieren erfolgreich ein Masterstudium an einer Hochschule oder Universität. Außerdem ist der theoretische Studienanteil in Qualität und Quantität adäquat und entspricht anderer Hochschulen, da unsere Studenten keine Semesterferien haben. Ich finde den Namen Berufsakademie sehr, sehr unglücklich. Auch wir streben das Modell einer dualen Hochschule wie in Baden-Württemberg an. Durch diese Weiterentwicklung würde sich der Status der Studenten ändern.

IZ: Zumal sich hinter dem Stichwort duales Studium inzwischen verschiedene Varianten verbergen.

Brauer: Genau. Manchmal ähnelt der Praxisanteil eher einem verlängerten Praktikum. Bei uns ist jedes der sechs Semester in eine dreimonatige Praxisphase im Unternehmen und eine dreimonatige Studienphase an der Berufsakademie geteilt. Beide sind aufeinander abgestimmt, theoretische und praktische Studienmodule miteinander verzahnt. Die Studienrichtung Immobilienwirtschaft gibt es seit 1993. Wir hatten also Zeit, um das Know-how zu erwerben, Praxispartner in die Lehre einzubinden. Ich glaube, das müssen viele andere Anbieter erst noch entwickeln.

IZ: Fürchten Sie den Wettbewerb durch neue Angebote?

Brauer: Natürlich gibt es einen gewissen Wettbewerb um die besten Köpfe. Aus meiner Sicht dominiert aber eher die Vielfalt sowohl für potenzielle Studenten als auch für Unternehmen. Universitäten, Fachhochschulen und die Berufsakademie haben jeweils einen anderen Fokus. Natürlich werden wir an der Berufsakademie keine Grundlagenforschung machen, dafür sind die Universitäten zuständig und diese Arbeitsteilung ist gut. Praxisbezogene angewandte Forschung passt dagegen sehr gut. So bearbeiten wir aktuell zum Beispiel ein Forschungsprojekt im Controlling, das von der IHK unterstützt wird. Solche Engagements werden wir ausbauen.

IZ: Wenn Sie das Studienangebot ausbauen, woher sollen dann die ganzen Studenten und Praxispartner kommen?

Brauer: Schon jetzt haben wir Studenten und Praxispartner aus dem ganzen Bundesgebiet. Die Mehrheit der Studenten kommt aber aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

IZ: Neue Studiengänge werden allerorten entwickelt und auch Sie planen, ihr Angebot auszubauen.

Brauer: Mit dem Ausbau soll Rechnung getragen werden, dass wir in der Branche gleichermaßen Generalisten benötigen, die das facettenreiche Gebiet der Immobilienwirtschaft überblicken und parallel aber auch über Spezialistenwissen verfügen. So entwickelt sich hier neben den speziellen Managementbereichen in Abhängigkeit der Nutzungsart der Immobilie einerseits der Trend in Richtung Kapitalmarktorientierung, andererseits werden aber auch zunehmend technische Kenntnisse insbesondere im Bereich Energie und Gebäudeausrüstung gefordert.

IZ: Würden Sie Ihren Absolventen eine Hochschulkarriere empfehlen?

Brauer: Ehrlich gesagt, eher nicht. Es gibt kaum neue Stellen. Sachsen und auch andere Bundesländer sind dem Sparwahn verfallen und im Hochschulbereich müssen allein in Sachsen ca. 1.200 Stellen abgebaut werden. Ich halte das für eine völlig falsche Politik.

IZ: 62% Ihrer Studenten sind inzwischen weiblich. Wie haben sich die Karrierechancen für Frauen in der Branche entwickelt?

Brauer: Ich glaube, sie haben sich verbessert. Zum einen sind die Kommunikationsanforderungen in der Branche gestiegen, ein eher weiblich besetzter Aufgabenbereich. Zum anderen ist die Immobilienwirtschaft klein- und mittelständisch geprägt. Diese Strukturen bieten für Frauen bessere Entwicklungsmöglichkeiten als Konzerne.

IZ: Frau Lange, Sie waren bislang für die Studienrichtung Bankwirtschaft zuständig. Was sind Ihre Pläne für das neue Aufgabengebiet Immobilienwirtschaft?

Lange: Wir wollen noch flexibler auf die Anforderungen der Praxispartner und der Studenten eingehen. Dazu besteht die Möglichkeit, innerhalb des Studiengangs Vermögensmanagement Module individuell auszuwählen und damit Finanz-, Steuer- und Controllingkompetenz zu vertiefen. Außerdem soll mehr technisches Fachwissen aus dem Studiengang Service Engineering den Studenten und Praxispartnern zugängig gemacht werden. Geplant ist darüber hinaus, in Kooperation mit anderen Hochschulen einen berufsbegleitenden Master zu entwickeln.

IZ: Frau Brauer, Frau Lange, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

Sonja Smalian

Der überlastete Bauleiter

Bauleiter sind oft stark belastet. Damit sie den den Kopf wieder frei
haben für wichtige Aufgaben, hat ein Forschungsprojekt Handlungshilfen
entwickelt.

Bauleiter sind oft stark belastet. Damit sie den den Kopf wieder frei haben für wichtige Aufgaben, hat ein Forschungsprojekt Handlungshilfen entwickelt.

Bild: contrastwerkstatt/Fotolia.com

Karriere 13.03.2014
Bauleiter spielen eine Schlüsselrolle auf der Baustelle. Anders als ihre Managerkollegen müssen sie nicht nur das große Ganze im Blick haben, sondern sind auch für viele Routineaufgaben ... 

Bauleiter spielen eine Schlüsselrolle auf der Baustelle. Anders als ihre Managerkollegen müssen sie nicht nur das große Ganze im Blick haben, sondern sind auch für viele Routineaufgaben zuständig. Das verschleißt die Führungskräfte unnötig und kann bei Fehlern hohe Mehrkosten verursachen. Prof. Dr. Manfred Helmus hat in einem Forschungsprojekt Handlungshilfen für die "Macher der Baustelle" entwickelt.

Immobilien Zeitung: Herr Helmus, Sie bilden an der Bergischen Universität Wuppertal seit vielen Jahren Bauingenieure aus und führen ein eigenes Projektsteuerungsbüro. Was läuft schief auf deutschen Baustellen?

Manfred Helmus: Die Qualität der Bauwerke hängt ganz entscheidend von der Planung und der Bauphase ab. Eine Schlüsselrolle in der Bauphase spielen Bauleiter. Unser Forschungsprojekt "Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit von Baustellen-Führungskräften (EB BFü)" hat gezeigt, dass sie ihren Job häufig nicht richtig machen können.

IZ: Warum nicht?

Helmus: Weil sie chronisch überlastet sind. Unter den Befragungsteilnehmern war kein Bauleiter, der dauerhaft nicht mindestens 50 bis 70 Stunden pro Woche gearbeitet hat.

IZ: Für Führungskräfte sind solche Arbeitszeiten doch längst nichts Ungewöhnliches mehr.

Helmus: Wahrscheinlich nicht, aber dennoch müssen wir uns fragen, ob dieses Modell auf Dauer sinnvoll ist. Wenn Bauleiter Fehler machen oder aus Gesundheitsgründen ausfallen, weil sie überlastet sind, führt das oft zu hohen Mehrkosten. Wir haben hier hohe Risiken festgestellt. Viele der rund 60.000 Bauunternehmen sind eher klein- oder mittelständisch organisiert. Ein Ausfall ihres Bauleiters würde sie besonders hart treffen, weil es häufig keinen Ersatz gibt.

IZ: Wie sollten Unternehmen gegensteuern?

Helmus: Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Die Unternehmen müssen lernen, dass sie wirtschaftlicher arbeiten und qualitativ besser werden, wenn sie sich mehr um ihre Mitarbeiter kümmern. In vielen Bauunternehmen geht das Personalmanagement gegen null. Dabei sind am Bau mehr als 50% der Kosten Lohn- und Personalkosten.

IZ: Wie erklären Sie sich diese mangelnde Methodenkompetenz im Personalmanagement auf Seiten der Bauunternehmen?

Helmus: Das liegt sicher an der kleinteiligen Organisationsform. Viele Bauunternehmen zählen nur zehn bis 15 Beschäftigte. Zudem sind die Gewinnmargen niedriger als in vielen anderen Branchen und die Unternehmen sehen Personalmanagement häufig nur als Kostenfaktor. Außerdem gab es viele Jahre lang Architekten und Bauingenieure auf dem Arbeitsmarkt im Überfluss.

IZ: Diese Zeiten dürften vorbei sein, betrachtet man die Imagekampagnen der Bau-Verbände, um junge Menschen für die Branche zu gewinnen.

Helmus: Stimmt, allein im gewerblichen Bereich brauchen wir jedes Jahr 10.000 Auszubildende. Von denen wandert jedoch etwa die Hälfte später in andere Branchen ab. Das ist ein Armutszeugnis. Auch Bauingenieure sind schwer zu bekommen. Umso wichtiger ist es, sie im Unternehmen zu halten.

IZ: Welche Lösungsmöglichkeiten haben Sie mit dem EBBFü-Projekt erarbeitet, das von der Bergischen Universität Wuppertal, der conpara Gesellschaft für Unternehmensberatung und dem Berufsförderungswerk der Bauindustrie Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde?

Helmus: Wir haben auf der Basis der Befragungsdaten ein so genanntes Pentagon der Bauleitung entwickelt. Es umfasst fünf verschiedene Säulen, um die Arbeitsbedingungen für Bauleiter zu verbessern und den Unternehmen Werkzeuge für das Personalmanagement an die Hand zu geben. Das beginnt damit, dass Bauleiter stärker entlastet werden von Routineaufgaben und Kleinkram, der sie von ihren eigentlichen Aufgaben ablenkt.

IZ: Wie soll das umgesetzt werden?

Helmus: Uns schwebt vor, dass Bauleiter eine Assistenz bekommen, die für sie z.B. Aufmaße macht oder das Routineberichtswesen übernimmt.

"In vielen Bauunternehmen geht das Personalmanagement gegen Null."
IZ: Welche Qualifikationen müssten die mitbringen?

Helmus: Das könnten Bachelorabsolventen, Bauzeichner oder andere Mitarbeiter sein, die entsprechend intern fortgebildet werden. Wir haben für die Bauleiter auch eine App programmiert, mit der sie eigene Prozesse analysieren und optimieren können.

IZ: Welche weiteren Handlungshilfen stellt das Projekt bereit?

Helmus: Es gibt eine Excel-Programmierung, mit der die Weiterbildung der Mitarbeiter kontrolliert werden kann. Die Unternehmen bilden ihre Mitarbeiter meist nach dem Gießkannenprinzip und nicht personenbezogen abgestimmt weiter. Betriebsabläufe sollten stärker standardisiert werden, wie beispielsweise in der Autoproduktion. Noch immer werden in den Unternehmen viel zu oft dieselben Fehler wiederholt. Auch Mentoring sehen wir für die Macher der Baustelle vor. Sie sprechen zwar gern davon, was "sie geschaffen haben", oder von "ihrem Bauwerk", doch über auftretende Probleme tauschen sie sich häufig zu spät oder gar nicht mit Kollegen aus. Bei der fünften Säule geht es um Handlungshilfen für das Personalmanagement. Welche Elemente hat ein Mitarbeitergespräch oder was muss eigentlich in eine Stellenausschreibung für Bauleiter rein?

IZ: Glauben Sie, dass die Unternehmen ihre Handlungshilfen annehmen werden?

Helmus: Ich glaube, dass sie diese brauchen. Die Position des Bauleiters darf nicht so unattraktiv werden, dass sich die Generation Y dafür nicht mehr gewinnen lässt. Und auch die Immobilienwirtschaft sollte ein Interesse daran haben, dass die Führungskräfte auf der Baustelle ihren Job gut machen können. Denn nur qualitativ hochwertige Bauten garantieren auch Asset- und Facility-Managern gute Arbeitsbedingungen.

IZ: Herr Helmus, vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Sonja Smalian.

IZ

Ein Ausbildungsberuf FM ist geplant

Ein neuer Ausbildungsberuf soll das FM attraktiver machen.

Ein neuer Ausbildungsberuf soll das FM attraktiver machen.

Bild: BilderBox.com

Karriere 06.02.2014
Es gibt etwa 330 anerkannte Ausbildungsberufe in Deutschland. Doch eine FM-Ausbildung fehlt bislang. Das wollen Gefma-Vorstand Markus Lehmann und Christine Sasse, Leiterin des Recruitingkreises ... 

Es gibt etwa 330 anerkannte Ausbildungsberufe in Deutschland. Doch eine FM-Ausbildung fehlt bislang. Das wollen Gefma-Vorstand Markus Lehmann und Christine Sasse, Leiterin des Recruitingkreises der Möglichmacher ändern.

Immobilien Zeitung: Herr Lehmann, Sie haben sich als Professor an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und im Arbeitskreis Aus- und Weiterbildung bei der Gefma, dessen Vorsitz Sie übernommen haben, in der Vergangenheit viel für die Zertifizierung von FM-Studiengängen eingesetzt. Nun planen Sie, einen neuen Ausbildungsberuf zu entwickeln. Wie passt das zusammen?

Markus Lehmann: Der Arbeitskreis hat in den vergangenen Jahren die Gefma- Ausbildungspyramide im FM ausgestaltet. Ausgehend von der Servicekraft über den Fachwirt bis hin zu Studiengängen. Jetzt geht es darum, diese Ausbildungspyramide zu ergänzen. An der Basis soll eine Berufsausbildung etabliert werden, um dem Bedarf der Praxis gerecht zu werden.

IZ: Es gibt doch schon die Ausbildung zum Gebäudereiniger, zum Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme, den Mechatroniker für Kältetechnik oder die Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Sind vier Ausbildungsberufe nicht genug für die Branche?

Christine Sasse: Nein, denn Ausbildungsberufe wie der Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme sind für die Industrie geschaffen worden. Der Schwerpunkt liegt eindeutig im technischen Bereich, es geht vor allem um die Installation und die Errichtung von technischen Anlagen. Viele FM-Dienstleister sind aber in der Instandhaltung tätig. Auch das ist natürlich Thema in den bestehenden Ausbildungsberufen, aber proportional gesehen in einem sehr viel geringeren Umfang.

IZ: Welche Qualifikationen soll ein neuer FM-Ausbildungsberuf also vermitteln?

Sasse: Wichtig sind vor allem Kenntnisse in der Instandhaltung. Kleinere Schadensfälle soll der Facharbeiter auch selbstständig reparieren können. Er muss sich aber auch mit den Vertragsunterlagen, der Betreiberverantwortung und Betriebswirtschaft auskennen. Und ganz allgemein sicher mit dem Kunden kommunizieren können. Denn der Kunde erwartet inzwischen nach jedem Einsatz eine Rückmeldung von seinem Dienstleister.

IZ: Entwickeln Sie für diesen Bedarf einen völlig neuen Ausbildungsberuf?

Lehmann: Nur teilweise, denn wir überlegen, einen vorhandenen Ausbildungsberuf, beispielsweise den des Service-Technikers, den es in verschiedenen Ausprägungen wie IT und Kfz schon gibt, als Basis zu nehmen. Auf diesem Gerüst möchten wir einen FM-spezifischen Beruf schaffen.

IZ: Wer soll das Konzept umsetzen?

Sasse: Wir stehen noch am Anfang der Überlegungen. Mein Wunschpartner für die Konzeption wären die Industrie- und Handelskammern.

Lehmann: Und wir brauchen natürlich auch Unternehmen, die uns bei der Entwicklung unterstützen und erläutern, welche Qualifikationen sie benötigen.

Sasse: Es ist uns bewusst, dass es noch ein langer steiniger Weg ist. Aber derzeit beschäftigen wir viele Fachkräfte aus den anderen Ausbildungsberufen. Die können aber einen beträchtlichen Anteil ihres Wissens gar nicht anwenden. Deswegen möchten wir einen attraktiven neuen Ausbildungsberuf anbieten können. Die Bestrebungen anderer Verbände, auf operativer Ebene Qualifikationsstufen per Prüfung zu ermitteln, empfinde ich als zu kurz gesprungen. Ich denke, es ist sinnvoller, eine solide Einstiegsqualifikation anzubieten, mit der junge Leute für das FM gewonnen werden können.

IZ: Frau Sasse, Sie sind als Vorstand Human Resources/Organisation bei Dr. Sasse auch für die Mitarbeitergewinnung zuständig. Erhoffen Sie sich von einem eigenständigen FM-Beruf auch eine vereinfachte Rekrutierung?

Sasse: Ja. Es ist jetzt schon schwierig, Jugendliche für einen Ausbildungsberuf zu gewinnen, denn viele entscheiden sich für eine akademische Ausbildung. Mit dem geplanten FM-Servicetechniker wollen wir Jugendliche mit einem guten Hauptschulabschluss oder Realschul-abschluss oder Fachabitur bzw. Abitur ansprechen. Eine neue Ausbildung könnte das FM attraktiver machen.

IZ: Welche Qualifikationen bringen die Wunschkandidaten mit?

Lehmann: Neben guten Noten in Mathe, Physik und Deutsch wären das handwerkliches Geschick und eine hohe Sozialkompetenz, speziell in der Kommunikation. Aber auch kaufmännisches Verständnis ist bei einem Komplett-FM-Unternehmen gefragt. Der FM-Auszubildende soll ein übergreifendes Verständnis für alle FM-Dienstleistungen entwickeln.

IZ: Wie hoch schätzen Sie den Bedarf an Ausbildungsplätzen?

Sasse: Ich könnte mir vorstellen, dass die 13 Möglichmacher-Unternehmen zuerst einmal auf rund 500 Plätze kommen.

IZ: Wann wird der erste FM-Servicetechniker die Ausbildung beginnen?

Sasse: Mein Wunschtermin wäre in zwei bis drei Jahren. Wir werden auf der FM-Messe und auf der Gefma-Mitgliederversammlung das Konzept vorstellen. Mitstreiter sind herzlich willkommen.

Die Fragen stellte Sonja Smalian.

Kontakt: lehmann@hsalbsig.de, christine.sasse@sasse.de.

Sonja Smalian