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Herr Professor, ist der Stoff klausurrelevant?

Wissen ist wichtig. Doch die Studienzeit sollte auch für Aktivitäten jenseits von Hörsaal und Bibliothek genutzt werden, dazu raten selbst die Hochschullehrer und Akademieleiter.

Wissen ist wichtig. Doch die Studienzeit sollte auch für Aktivitäten jenseits von Hörsaal und Bibliothek genutzt werden, dazu raten selbst die Hochschullehrer und Akademieleiter.

Bild: Robert Kneschke/Fotolia.com

Karriere 27.11.2014
Gute Noten und ein Studienabschluss innerhalb der Regelstudienzeit sind die Zielmarken, an denen sich viele Studenten orientieren. Doch zu einem erfolgreichen Studium gehört viel mehr. Wie die ... 

Gute Noten und ein Studienabschluss innerhalb der Regelstudienzeit sind die Zielmarken, an denen sich viele Studenten orientieren. Doch zu einem erfolgreichen Studium gehört viel mehr. Wie die Zeit an der Hochschule am besten genutzt werden sollte und was erfolgreiche Studenten auszeichnet, verraten sechs Experten. Sie nehmen auch die Unternehmen in die Pflicht.

Fachwissen wird nach dem Abschluss eines Studiums vorausgesetzt. Aber es ist nicht das Entscheidende. Wer hingegen aus der Masse positiv herausstechen möchte, der sollte während der Studienzeit auch mal über den Tellerrand hinausschauen. Hinter diesem Schlagwort verstecken sich ganz unterschiedliche Aktivitäten, die von der Organisation einer Hochschulveranstaltung über ein Ehrenamt bis zum Auslandsaufenthalt reichen können. Die Studierenden beweisen damit ihr Engagement und ihre intrinsische Motivation - und schärfen nebenbei auch ihre Persönlichkeit.

Wer eine gute Idee habe und Hilfestellung bei der Umsetzung brauche, der dürfe seinen Hochschullehrer auch von sich aus ansprechen und nach Unterstützung fragen, sagt Dr. Susanne Ertle-Straub, Professorin an der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Holzminden. Denn neben dem Lehrplan lassen sich an Hochschulen auch andere Kompetenzen erlernen, beispielsweise wie ein Unternehmen angeschrieben werden muss, um es für eine Aktion zu gewinnen.

"Das Studium hat heute einen Tauschwert", sagt Prof. Dr. Hanspeter Gondring von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart. "Ich tausche Zeugnis gegen Jahresgehalt." Doch die Basis eines Studiums sollte der Spaß an der Wissensaufnahme sein. Auch eine gute Allgemeinbildung hält Gondring für wichtig - und ausbaubar. Gute Studenten zeichnet neben Interesse am Fach und Spaß am Lernen auch die Beteiligung in den Veranstaltungen aus. So ein Verhalten lässt auch die Herzen der Hochschullehrer höher schlagen. "Wir bieten kein Online-Studium, sondern ein Kontaktstudium", sagt Prof. Dr. Regina Zeitner von der HTW Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sie wünscht sich mehr Studenten, die mitdenken, mitmachen und die Diskussion anregen, statt sich einfach nur "bedienen" zu lassen. Zumal kaum etwas so demotivierend auf Hochschullehrer wirkt wie die Frage, ob der soeben vorgestellte Lehrstoff denn klausurrelevant sei. Auch wenn diese Selektion vonseiten der Studenten angesichts großer Stofffülle und kontinuierlicher Prüfungen durchaus nachvollziehbar ist.

Um den Stoff zu bewältigen, empfehlen die Hochschullehrer jedoch ein anderes Mittel: die Lerngruppe. Zum einen könnte in der Gruppe die Arbeit gut aufgeteilt und Aufgaben gemeinsam gelöst werden. Wenn in der Vorlesung nur die Folien abgelesen werden, muss vielleicht nicht jeder aus der Arbeitsgruppe anwesend sein. Zum anderen können etwaige Motivationsschwächen im Team besser bewältigt werden. Außerdem bekomme ein Team einfach mehr mit, betont Prof. Dr. Manfred Helmus von der Bergischen Universität Wuppertal. Eine Lerngruppe ist auch bei einem berufsbegleitenden Studium wichtig. Deswegen klärt Dr. Hans-Michael Brey, geschäftsführender Vorstand der BBA - Akademie der Immobilienwirtschaft, Berlin, schon vor Beginn des berufsbegleitenden MBA-Studiums, ob die Teilnehmer dazu bereit sind. Denn das Team hilft auch dabei, im Zeitplan zu bleiben und die Prüfungen kontinuierlich abzulegen. Ein typischer Fehler sei, die Dinge auflaufen zu lassen, sagt Brey. Termintreue beschwört auch Zeitner als unabdingbar, denn es gebe nur wenig Raum, versäumte Prüfungen in späteren Semestern nachzuholen.

Auch die Finanzierung raubt vielen Studenten wertvolle Lernzeit. Die Such nach Stipendien lohnt sich aber. Das Deutschlandstipendium werde gar nicht genug in Anspruch genommen, sagt Helmus. Wer während des Studiums arbeiten muss, der sollte sich einen Job suchen, der zum Fach passt, rät Helmus. Denn dann erhöhe der Nebenjob auch die Motivation und erweitere das eigene Netzwerk. Wer nichts Passendes findet, der sollte seinen Hochschullehrer ansprechen.

Die Unternehmen spielen bei berufsbegleitenden und dualen Studiengängen ebenfalls eine wichtige Rolle für den Studienerfolg. Von ihnen wünscht sich Brey, dass sie ihren Angestellten mehr zeitliche Flexibilität zugestehen. Insbesondere während der Prüfungsphasen.

Das eigene Engagement kann die jungen Menschen auch auf falsche Pfade lenken. "Die guten Leute sind die, die Fehler korrigieren", sagt Dr. Nico B. Rottke, Professor an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Dazu gehöre u.a. auch ein Wechsel des Studienschwerpunkts, wenn dem Studenten das gewählte Thema doch nicht liegt. Das sei auch eine wichtige Lernerfahrung, die sich der Student eingestehen muss.

Sonja Smalian

Der überlastete Bauleiter

Bauleiter sind oft stark belastet. Damit sie den den Kopf wieder frei
haben für wichtige Aufgaben, hat ein Forschungsprojekt Handlungshilfen
entwickelt.

Bauleiter sind oft stark belastet. Damit sie den den Kopf wieder frei haben für wichtige Aufgaben, hat ein Forschungsprojekt Handlungshilfen entwickelt.

Bild: contrastwerkstatt/Fotolia.com

Karriere 13.03.2014
Bauleiter spielen eine Schlüsselrolle auf der Baustelle. Anders als ihre Managerkollegen müssen sie nicht nur das große Ganze im Blick haben, sondern sind auch für viele Routineaufgaben ... 

Bauleiter spielen eine Schlüsselrolle auf der Baustelle. Anders als ihre Managerkollegen müssen sie nicht nur das große Ganze im Blick haben, sondern sind auch für viele Routineaufgaben zuständig. Das verschleißt die Führungskräfte unnötig und kann bei Fehlern hohe Mehrkosten verursachen. Prof. Dr. Manfred Helmus hat in einem Forschungsprojekt Handlungshilfen für die "Macher der Baustelle" entwickelt.

Immobilien Zeitung: Herr Helmus, Sie bilden an der Bergischen Universität Wuppertal seit vielen Jahren Bauingenieure aus und führen ein eigenes Projektsteuerungsbüro. Was läuft schief auf deutschen Baustellen?

Manfred Helmus: Die Qualität der Bauwerke hängt ganz entscheidend von der Planung und der Bauphase ab. Eine Schlüsselrolle in der Bauphase spielen Bauleiter. Unser Forschungsprojekt "Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit von Baustellen-Führungskräften (EB BFü)" hat gezeigt, dass sie ihren Job häufig nicht richtig machen können.

IZ: Warum nicht?

Helmus: Weil sie chronisch überlastet sind. Unter den Befragungsteilnehmern war kein Bauleiter, der dauerhaft nicht mindestens 50 bis 70 Stunden pro Woche gearbeitet hat.

IZ: Für Führungskräfte sind solche Arbeitszeiten doch längst nichts Ungewöhnliches mehr.

Helmus: Wahrscheinlich nicht, aber dennoch müssen wir uns fragen, ob dieses Modell auf Dauer sinnvoll ist. Wenn Bauleiter Fehler machen oder aus Gesundheitsgründen ausfallen, weil sie überlastet sind, führt das oft zu hohen Mehrkosten. Wir haben hier hohe Risiken festgestellt. Viele der rund 60.000 Bauunternehmen sind eher klein- oder mittelständisch organisiert. Ein Ausfall ihres Bauleiters würde sie besonders hart treffen, weil es häufig keinen Ersatz gibt.

IZ: Wie sollten Unternehmen gegensteuern?

Helmus: Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Die Unternehmen müssen lernen, dass sie wirtschaftlicher arbeiten und qualitativ besser werden, wenn sie sich mehr um ihre Mitarbeiter kümmern. In vielen Bauunternehmen geht das Personalmanagement gegen null. Dabei sind am Bau mehr als 50% der Kosten Lohn- und Personalkosten.

IZ: Wie erklären Sie sich diese mangelnde Methodenkompetenz im Personalmanagement auf Seiten der Bauunternehmen?

Helmus: Das liegt sicher an der kleinteiligen Organisationsform. Viele Bauunternehmen zählen nur zehn bis 15 Beschäftigte. Zudem sind die Gewinnmargen niedriger als in vielen anderen Branchen und die Unternehmen sehen Personalmanagement häufig nur als Kostenfaktor. Außerdem gab es viele Jahre lang Architekten und Bauingenieure auf dem Arbeitsmarkt im Überfluss.

IZ: Diese Zeiten dürften vorbei sein, betrachtet man die Imagekampagnen der Bau-Verbände, um junge Menschen für die Branche zu gewinnen.

Helmus: Stimmt, allein im gewerblichen Bereich brauchen wir jedes Jahr 10.000 Auszubildende. Von denen wandert jedoch etwa die Hälfte später in andere Branchen ab. Das ist ein Armutszeugnis. Auch Bauingenieure sind schwer zu bekommen. Umso wichtiger ist es, sie im Unternehmen zu halten.

IZ: Welche Lösungsmöglichkeiten haben Sie mit dem EBBFü-Projekt erarbeitet, das von der Bergischen Universität Wuppertal, der conpara Gesellschaft für Unternehmensberatung und dem Berufsförderungswerk der Bauindustrie Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde?

Helmus: Wir haben auf der Basis der Befragungsdaten ein so genanntes Pentagon der Bauleitung entwickelt. Es umfasst fünf verschiedene Säulen, um die Arbeitsbedingungen für Bauleiter zu verbessern und den Unternehmen Werkzeuge für das Personalmanagement an die Hand zu geben. Das beginnt damit, dass Bauleiter stärker entlastet werden von Routineaufgaben und Kleinkram, der sie von ihren eigentlichen Aufgaben ablenkt.

IZ: Wie soll das umgesetzt werden?

Helmus: Uns schwebt vor, dass Bauleiter eine Assistenz bekommen, die für sie z.B. Aufmaße macht oder das Routineberichtswesen übernimmt.

"In vielen Bauunternehmen geht das Personalmanagement gegen Null."
IZ: Welche Qualifikationen müssten die mitbringen?

Helmus: Das könnten Bachelorabsolventen, Bauzeichner oder andere Mitarbeiter sein, die entsprechend intern fortgebildet werden. Wir haben für die Bauleiter auch eine App programmiert, mit der sie eigene Prozesse analysieren und optimieren können.

IZ: Welche weiteren Handlungshilfen stellt das Projekt bereit?

Helmus: Es gibt eine Excel-Programmierung, mit der die Weiterbildung der Mitarbeiter kontrolliert werden kann. Die Unternehmen bilden ihre Mitarbeiter meist nach dem Gießkannenprinzip und nicht personenbezogen abgestimmt weiter. Betriebsabläufe sollten stärker standardisiert werden, wie beispielsweise in der Autoproduktion. Noch immer werden in den Unternehmen viel zu oft dieselben Fehler wiederholt. Auch Mentoring sehen wir für die Macher der Baustelle vor. Sie sprechen zwar gern davon, was "sie geschaffen haben", oder von "ihrem Bauwerk", doch über auftretende Probleme tauschen sie sich häufig zu spät oder gar nicht mit Kollegen aus. Bei der fünften Säule geht es um Handlungshilfen für das Personalmanagement. Welche Elemente hat ein Mitarbeitergespräch oder was muss eigentlich in eine Stellenausschreibung für Bauleiter rein?

IZ: Glauben Sie, dass die Unternehmen ihre Handlungshilfen annehmen werden?

Helmus: Ich glaube, dass sie diese brauchen. Die Position des Bauleiters darf nicht so unattraktiv werden, dass sich die Generation Y dafür nicht mehr gewinnen lässt. Und auch die Immobilienwirtschaft sollte ein Interesse daran haben, dass die Führungskräfte auf der Baustelle ihren Job gut machen können. Denn nur qualitativ hochwertige Bauten garantieren auch Asset- und Facility-Managern gute Arbeitsbedingungen.

IZ: Herr Helmus, vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Sonja Smalian.

IZ

Das Bauprojekt immer im Blick

Projektsteuerer und -manager müssen durchsetzungsfähig sein und ihren
Standpunkt vertreten können.

Projektsteuerer und -manager müssen durchsetzungsfähig sein und ihren Standpunkt vertreten können.

Bild: Istockphoto.com/Small Frog

Karriere 30.01.2014
Projektsteuerer und -manager sorgen dafür, dass Zeit- und Kostenpläne bei Bauvorhaben eingehalten werden. Dafür brauchen sie nicht nur eine solide technische Ausbildung, sondern auch ... 

Projektsteuerer und -manager sorgen dafür, dass Zeit- und Kostenpläne bei Bauvorhaben eingehalten werden. Dafür brauchen sie nicht nur eine solide technische Ausbildung, sondern auch betriebswirtschaftliches Verständnis - und außerdem Durchsetzungskraft und Fingerspitzengefühl.

Stuttgart 21, Elbphilharmonie, Berliner Flughafen: Die Beispiele für Bauprojekte, bei denen Zeit- und Kostenpläne aus dem Ruder laufen, sind zahlreich und prominent. Solche Fälle zu verhindern, ist die Aufgabe der Projektsteuerer und -manager - oder, wie es der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Verbands der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft (DVP), Rainer Schofer, formuliert: "Wir sorgen dafür, dass komplexe Bauvorhaben nicht gegen die Wand fahren." Dabei ist der Projektmanager im Auftrag des Bauherrn tätig - sei es, weil dieser keine Erfahrung mit Bauprojekten hat, sei es, weil der Bauherr zusätzlich zum Architekten eine unabhängige Instanz an seiner Seite wissen will.

Wer den Bauherrn wirklich unterstützen und Immobilienprojekte souverän steuern will, braucht vor allem eines: ein solides Wissen um Bauabläufe. "Ohne fundierte technische Kenntnisse", sagt Manfred Helmus, Professor an der Bergischen Universität Wuppertal und Chef des Projektsteuerungsbüros Helmus & Cie. Ingenieure, "ist Projektmanagement nicht zu leisten." Diese Ausbildung kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. "Früher", erinnert sich Martin Ritterbach, Managing Director der Sparte Immobilien bei Arcadis Deutschland, "fanden überwiegend Bauingenieure oder Architekten den Weg ins Projektmanagement." Mittlerweile hingegen existieren auf Hochschulebene eigenständige Ausbildungsgänge. Das Beratungsunternehmen Arcadis stellt jedoch laut Ritterbach "sehr gerne Architekten und Ingenieure ein, die Erfahrungen mit den Abläufen von Großprojekten haben".

Entwurfsorientierte sind fehl am Platz

Entwurfsorientierte Architekten allerdings, betont DVP-Vorstand Schofer, "sind in Projektsteuerungsfirmen völlig fehl am Platz". Einen Designpreis müssen Bewerber also nicht mitbringen, dafür aber wirtschaftliches und juristisches Verständnis - schließlich gilt es, dafür zu sorgen, dass Budget und Zeitplan eingehalten werden.

Bernhard Unseld, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Drees & Sommer Stuttgart, sieht deshalb auch Chancen für Wirtschaftswissenschaftler mit technischer Zusatzqualifikation. Sein Kollege Ritterbach von Arcadis seinerseits beobachtet, "dass viele angehende Projektmanager eine immobilienwirtschaftliche Zusatzausbildung zum Beispiel an der Irebs oder der EBS auf ihre ingenieurtechnische Ausbildung aufsatteln".

Von Anfang an die technische mit der wirtschaftlichen Seite verknüpft hat die 30-jährige Heike Titze, die 2007 ihre berufliche Laufbahn als Projektmanagerin bei Drees & Sommer begann und jetzt als Mitglied der Geschäftsleitung den Bereich Mitarbeiterausbildung und -entwicklung am Standort verantwortet. Zuvor hatte Titze an der Universität Stuttgart den Studiengang Immobilientechnik und Immobilienwirtschaft absolviert. Was sie am Projektmanagement reizt, drückt sie so aus: "Es ist ein schönes Gefühl, ein Projekt von Anfang bis Ende begleiten zu dürfen."

Die Fähigkeit, strukturiert zu arbeiten und das Ziel nie aus den Augen zu verlieren, ist nicht die einzige, die ein Projektsteuerer oder -manager aufweisen muss. Vielmehr muss er auch in der Lage sein, mit ganz unterschiedlichen Menschen umzugehen: dem Bauherrn, den Behörden, den Handwerkern und nicht zuletzt den Planern. "Fingerspitzengefühl" sei dafür erforderlich, sagt Heike Titze. Ganz ähnlich formuliert es Arcadis-Manager Ritterbach: "Man sollte ein Gespür für die unterschiedlichen Charaktere und die unterschiedlichen Interessen der jeweiligen Projektbeteiligten haben." Außerdem verlange der Beruf "ein gutes, sicheres Auftreten und ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit. Man muss in der Lage sein, einen Standpunkt zu vertreten, und durchsetzungsfähig sein." All das lernt man nicht in der Theorie, sondern "nur im Job", wie Bernhard Unseld von Drees & Sommer betont. Nicht nur er empfiehlt deshalb, frühzeitig Praktika zu absolvieren.

In der Frage, ob darüber hinaus auch Berufserfahrung erforderlich ist, gibt es unterschiedliche Auffassungen: Manfred Helmus von der Bergischen Universität Wuppertal hält es für sinnvoll, nach dem Bachelorstudium erst einmal Erfahrungen auf der Baustelle zu sammeln und sich dann in einem berufsbegleitenden Masterstudium zum Projektsteuerer weiterzuentwickeln. Große Unternehmen wie Arcadis und Drees & Sommer stellen jedoch durchaus auch Absolventen direkt von der Hochschule ein.

Allzu große materielle Reichtümer dürfen diese indes nicht erwarten. Das Einstiegsgehalt in kleineren Projektsteuerungsbüros beziffert DVP-Chef Schofer auf 2.700 bis 2.900 Euro; mit zwei bis drei Jahren Berufserfahrung könne man höchstens 3.500 Euro erwarten. Ein Geschäftsführer eines Büros mit 50 Mitarbeitern verdient nach Schofers Worten um die 10.000 Euro.

Sehr unterschiedlich sind die Karrieremöglichkeiten. In den vielen kleinen Büros mit zwei bis sechs Mitarbeitern sind die Aufstiegschancen naturgemäß begrenzt. Für Mitarbeiter mit ausreichend Erfahrung lohnt sich laut Schofer deshalb die Überlegung, sich selbstständig zu machen. Bessere Aufstiegsmöglichkeiten bieten die großen Unternehmen der Branche. Bei Drees & Sommer zum Beispiel führt der Karriereweg vom Projektmanager über den Projektpartner, der eigenständig Projekte abwickelt, und den Senior Projektpartner im Idealfall bis hin zum am Unternehmen beteiligten Partner. Zudem bieten große Firmen die Möglichkeit, sich zu spezialisieren.

Bei Arcadis etwa kann man sich nicht nur zum Senior Projektmanager hocharbeiten, sondern auch zum Technical Expert, der auf ein bestimmtes Thema (zum Beispiel die Kostenberechnung) spezialisiert ist.

Noch einen weiteren Vorteil haben die international ausgerichteten Firmen: Sie bieten die Möglichkeit, für kürzere oder längere Zeit ins Ausland zu gehen. Flexibilität ist laut Ritterbach aber auch bei denjenigen Projektsteuerern gefragt, die in der Heimat bleiben - wobei Flexibilität nicht zwingend mit langen Reisen gleichzusetzen ist. Viele Projektstandorte liegen nämlich nicht weit vom Unternehmens- oder Niederlassungssitz entfernt. Einsatzwillen, betont Bernhard Unseld von Drees & Sommer, müsse man aber schon beweisen: "Es ist kein Beamtenjob, dafür aber eine sehr spannende Aufgabe."

Christian Hunziker

Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten

Ein mit einer Zertifizierung verbundenes Weiterbildungsprogramm bietet der Deutsche Verband der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft (DVP) an. Das DVP-Grundlagenseminar vermittelt Basiswissen und richtet sich an Teilnehmer mit abgeschlossenem Studium und Erfahrungen in der Projektarbeit. Wer die Prüfung besteht, darf sich DVP-zertifizierter Projektsteuerer in der Bau- und Immobilienwirtschaft nennen. Das Aufbauseminar ist für Führungskräfte und Projektleiter mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung geeignet und führt zum DVP-zertifizierten Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Die jeweils sechstägigen Seminare kosten 2.150 Euro (Grundlagenseminar) bzw. 2.700 Euro (Aufbauseminar). Die Disziplin Projektmanagement im Bauwesen gibt es erst seit etwa 25 Jahren", sagt Martin Ritterbach, Managing Director Immobilien bei Arcadis Deutschland. Sogar erst seit einigen Jahren existieren eigenständige Ausbildungsgänge zum Projektmanagement auf Hochschulebene.

So bietet zum Beispiel die FH Bielefeld den Bachelorstudiengang Projektmanagement Bau an, der in sechs Semestern auf Projektsteuerungs- und -managementaufgaben bei mittleren und größeren Bauvorhaben vorbereitet. Einen Bachelor-Studiengang Baumanagement gibt es auch an der HAWK in Holzminden. Etwas breiter angelegt ist der Studiengang Immobilientechnik und Immobilienwirtschaft am Institut für Baubetriebslehre der Universität Stuttgart: Er umfasst neben ingenieurwissenschaftlichen Fächern auch immobilienwirtschaftliche und rechtliche Themen und bereitet so ebenfalls u.a. auf eine Tätigkeit im Bereich der Projektsteuerung vor.

Größer als das Angebot an Erststudiengängen ist die Palette an Masterstudiengängen. Einen MBA in Baumanagement kann man zum Beispiel an der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft erlangen, und die Hochschule Augsburg bietet einen Masterstudiengang Project-Management an. Etwas breiter gefasst, aber ebenfalls für den Einstieg ins Projektmanagement relevant sind u.a. der Masterstudiengang Real Estate Management an der Technischen Universität Berlin, der Masterstudiengang Construction and Real Estate Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und der Masterstudiengang Real Estate Management + Construction Project Management an der Bergischen Universität Wuppertal. Diese Zweitstudien sind häufig berufsbegleitend angelegt und mehrheitlich kostenpflichtig. Christian Hunziker

Weitere Studiengänge können Sie in der Datenbank von www.iz-jobs.de (Menü: Karriere - Studiengänge) recherchieren.

Projektsteuerer oder -manager?

Mal ist die Rede vom Projektsteuerer, mal vom Projektmanager. Tatsächlich sind die beiden Aufgabenfelder zwar sehr ähnlich, aber nicht ganz identisch. "Projektmanagement", so die Definition des Deutschen Verbands der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft (DVP), "ist die Wahrnehmung von Auftraggeberfunktionen bei der Realisierung von Bau- und Immobilienprojekten in technischer und wirtschaftlicher, zum Teil auch rechtlicher Hinsicht". Projektsteuerer haben laut DVP im Prinzip dieselben Aufgaben, arbeiten allerdings nur in beratender Funktion. Der Projektmanager hat nach dieser Definition also einen größeren Einfluss als der Projektsteuerer.

Christian Hunziker

Über 400 Jobs bei 34 Ausstellern

Im Ausstellersaal wurden viele längere Gespräche an den Tischreihen geführt. Wer gerade keine Termine hatte, konnte sich Unternehmensvorstellungen oder Vorträge anhören sowie die eigenen Bewerbungsunterlagen von einem Profi prüfen lassen.

Im Ausstellersaal wurden viele längere Gespräche an den Tischreihen geführt. Wer gerade keine Termine hatte, konnte sich Unternehmensvorstellungen oder Vorträge anhören sowie die eigenen Bewerbungsunterlagen von einem Profi prüfen lassen.

Bild: Alexander Sell

Karriere 27.06.2013
Wer sucht Berufseinsteiger und für welche Tätigkeiten? Wer bietet Traineeprogramme und wo gibt es Praktika? Sieben Stunden nahmen sich die Personalverantwortlichen auf dem IZ-Karriereforum Zeit, ... 

Wer sucht Berufseinsteiger und für welche Tätigkeiten? Wer bietet Traineeprogramme und wo gibt es Praktika? Sieben Stunden nahmen sich die Personalverantwortlichen auf dem IZ-Karriereforum Zeit, um die Fragen der Studenten zu ihren Unternehmen zu beantworten und erste Bewerbungsgespräche zu führen. Denn die 34 Aussteller waren nicht mit leeren Händen gekommen, sondern hatten 449 Stellenangebote mitgebracht.

Wer sucht wen auf dem Arbeitsmarkt, wohin entwickelt sich die Branche und welche Qualifikationen braucht es künftig? Diese Fragen tauchten in den verschiedenen Gesprächen und Präsentationen immer wieder auf: "Wir müssen die technischen Berufsgruppen sehr ernst nehmen", sagte Prof. Dr. Winfried Schwatlo, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Royal Institution of Chartered Surveyors in Deutschland. Derzeit seien Wirtschafts- und Bauingenieure besonders gefragt. "Wir bauen Hightech-Produkte", sagt Dr. Manfred Helmus, Professor an der Bergischen Universität Wuppertal. Immer wichtiger werde es deshalb, Immobilien in ihrem ganzen Lebenszyklus zu betrachten. Damit dies über lange Laufzeiten gelingt, forscht er nach Möglichkeiten, den Verlust von Gebäudeinformationen zu verhindern, u.a. mittels der Funktechnik RFID.

Hoher Personalbedarf bei Maklern

Egal ob technische oder kaufmännische Berufe - für beides ist laut Thomas Flohr, Geschäftsführer der Personalberatung Bernd Heuer & Partner die Nachfrage gerade in der Wohnungswirtschaft groß. Gesucht würden u.a. Analysten, Portfoliomanager und Asset-Manager. Weiter nennt Flohr Gebäudeausrüster, die derzeit ihren hohen Personalbedarf gar nicht decken könnten. Ähnlich bei den Maklern: "Es gab selten eine so große Nachfrage der Makler nach jungen Mitarbeitern wie heute", sagt Flohr.

Eines der vertretenen Maklerunternehmen war Savills. Marcus Mornhart, Head of Office Agency Savills Deutschland, suchte dort u.a. Mitarbeiter für Einzelhandelsvermietung und Research. Ihnen wird ein Direkteinstieg geboten. Die meisten Bewerber waren laut Mornhart gut vorbereitet und zeigten Interesse an ihren Karrierechancen: "Jede zweite Frage betrifft die Weiterbildungsmöglichkeiten", sagt Mornhart. Kein Wunder, sind doch Weiterbildungsangebote das zweitwichtigste Kriterium bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber, wie die Umfrage zur IZ-Joboffensive 2013 zeigt, an der sich 622 Studenten beteiligt hatten.

Vielfalt bei angebotenen Stellen

Auf die Studenten und Young Professionals wartete eine große Auswahl an Jobangeboten auf der Messe. 449 offene Stellen hatten die Aussteller mitgebracht, darunter 55 Traineeships, 61 Positionen für Berufseinsteiger sowie 199 Stellen für Young Professionals und 134 Praktikantenstellen. Die Aussteller repräsentierten wieder eine Vielzahl an unterschiedlichen Segmenten der Immobilienwirtschaft. Erstmals mit dabei war die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft btu aus Oberursel. Sie hatte Jobangebote für Steuerberater, Accountants und Buchhalter im Gepäck. Besonders punkten konnte bei Geschäftsführer Benedikt Schilp ein Bewerber aus Israel, der im Vergleich mit den deutschen Studenten kommunikativer auftrat.

Juniormitarbeiter und Praktikanten standen auf dem Wunschzettel von Hendrik Staiger, Leiter Akquisition beim Projektentwickler und Immobilienmanager Beos. Einsteiger werden zunächst in der Projektakquise eingesetzt, um das Geschäftsmodell kennenzulernen. Dann übernehmen sie die Verantwortung für ein Projekt und werden dabei gecoacht. "Sie arbeiten wie Kleinunternehmer."

Traineeships waren bei vielen Ausstellern und Besuchern ein großes Thema. So unterschiedlich die Unternehmen, so verschieden waren auch die Angebote. Während bei Commerz Real die Trainees alle Abteilungen durchlaufen, wird bei der Supermarktkette Kaufland vor dem Start des 15-monatigen Programms bestimmt, zu welchem Geschäftsbereich der Einsteiger passen könnte.

Auch mfi hat sein Traineeprogramm vorgestellt, das zusammen mit Minderheitsgesellschafter Unibail-Rodamco durchgeführt wird. Bruno Bittis, mfi-Personalleiter, will in Deutschland zehn Kandidaten dafür rekrutieren. Verlangt werden hohe analytische Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse sowie internationale Erfahrung. Innerhalb eines Jahres lernen die Teilnehmer alle Kernfunktionen des Konzerns kennen und absolvieren mindestens eine Auslandsstation.

Zu Traineeprogrammen informierte sich auch Anne-Katrin Trelenberg, Studentin der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, auf der Messe. Sie nutzte die Zeit zudem zum Netzwerken und schaute bei den Unternehmen vorbei, bei denen sie schon Praktika bzw. ihre Ausbildung absolviert hatte. Am Abend fuhr sie mit einem Termin für ein Bewerbungsgespräch nach Hause.

Jobangebote bei international aufgestellten Unternehmen hatten den 22 Jahre alten Michael Oberholz nach Frankfurt gelockt. Er steht kurz vor dem Abschluss zum Immobilienfachwirt beim Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft und ist als Makler selbstständig. Auf die Messe hatte er sich gut vorbereitet und für die IZ sogar eine Vorschlag für einen Gastbeitrag in der Tasche.

Sonja Smalian,Lars Wiederhold

Manfred Helmus erhält Konrad-Zuse-Medaille

Prof. Dr. Manfred Helmus.

Prof. Dr. Manfred Helmus.

Bild: Bergische Universität Wuppertal

Köpfe 08.11.2012
Dr. Manfred Helmus, Professor an der Bergischen Universität Wuppertal und Leiter des Studiengangs Real Estate Management + Construction Project Management, ist mit der Konrad-Zuse-Medaille ... 

Dr. Manfred Helmus, Professor an der Bergischen Universität Wuppertal und Leiter des Studiengangs Real Estate Management + Construction Project Management, ist mit der Konrad-Zuse-Medaille ausgezeichnet worden. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe verlieh Helmus die Medaille für seine Forschung zur automatischen Identifizierung von Daten bei der Gebäudeerrichtung, Gebäudenutzung und Baulogistik.

Die Radiofrequenz-Identifikation (RFID) könne u.a. bei der Zutritts- und Zufahrtskontrolle, der Zeiterfassung auf der Baustelle, der Wareneingangskontrolle oder der Werkzeugregistrierung zum Einsatz kommen. Weitere mögliche Anwendungsfelder sieht Helmus in einer Vereinfachung von Aufmaß und Rechnungsstellung, der Datenversorgung der digitalen Gebäudeakte sowie der Informationsnutzung im Facility-Management. "Um eine eklatante Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in der Bauwirtschaft zu erzielen, scheint es um so wichtiger, die Prozessketten unternehmensübergreifend entlang des Lebenszyklus eines Bauwerks tiefer zu betrachten", sagt Helmus. "In der Planung ist durch die Einführung von CAD eine Prozessoptimierung bereits gelungen. Nun müssen durch die durchgängige und transparente Digitalisierung der Herstellungs-, Nutzungs- und Abbruchprozesse Wertschöpfungspotenziale auch hier freigesetzt werden."

Die Konrad-Zuse-Medaille wird alle zwei Jahre für Arbeiten zur Informatik im Bauwesen vergeben. Verliehen wird sie im Wechsel vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe und der Deutschen Gesellschaft für Informatik.

Sonja Smalian