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CEO der Bank Julius Bär muss wegen Signa-Krediten gehen

Der Sitz der Schweizer Privatbank Julius Bär in der Zürcher Bahnhofstraße.

Der Sitz der Schweizer Privatbank Julius Bär in der Zürcher Bahnhofstraße.

Quelle: Imago, Urheber: Manuel Stefan

Köpfe 01.02.2024
Die Schweizer Privatbank Julius Bär hat das größte Einzelengagement aus ihrem Private-Debt-Kreditbuch in Höhe von rund 600 Mio. Euro vollständig wertberichtigt, das der insolventen ... 

Die Schweizer Privatbank Julius Bär hat das größte Einzelengagement aus ihrem Private-Debt-Kreditbuch in Höhe von rund 600 Mio. Euro vollständig wertberichtigt, das der insolventen Signa-Gruppe zuzuordnen ist. Konzernchef Philipp Rickenbacher nimmt seinen Hut.

Die Bank Julius Bär zieht sich komplett aus dem Geschäft mit Private Debt zurück und wickelt den verbleibenden Bestand von 800 Mio. CHF ordentlich ab. Hintergrund ist die vollständige Wertberichtigung auf das größte Einzelengagement in diesem Bereich, das ein Volumen von 606 Mio. CHF hat. Es setzt sich aus drei Krediten an verschiedene Einheiten innerhalb eines europäischen Konglomerats zusammen. Laut einer Gläubigerliste ist dieses Konglomerat die insolvente Signa-Gruppe. Ende November hatte die Bank für dieses Engagement eine Rückstellung in Höhe von 70 Mio. CHF gebildet. Analysten hatten in der Folgezeit mit einem Wertberichtigungsbedarf von 300 Mio. bis 400 Mio. CHF gerechnet.

Die Wertberichtigung führt bei Julius Bär fürs abgelaufene Geschäftsjahr zu einem Netto-Kreditverlust von CHF 586 Mio. (CHF 475 Mio. nach Steuern). Hauptsächlich aufgrund dieses Effekts sank der Betriebsertrag um 16% oder 614 Mio. CHF auf 3,2 Mrd. CHF. Der den Aktionären zuzurechnende Konzerngewinn (IFRS) fiel um 52% auf 454 Mio. CHF. „Unsere Ergebnisse für das Jahr 2023 spiegeln unsere Entschlossenheit wider, jegliche Unsicherheit in Bezug auf unser Private-Debt-Geschäft durch diese vollständige Wertberichtigung zu beseitigen“, sagt Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher.

Bank will sich auf weniger riskante Kredite konzentrieren

Im Segment Private Debt können Kredite vergeben werden, die ein höheres Risiko oder eine geringere Besicherung aufweisen als klassische Bankkredite. Im Gegenzug werden sie mit einer höheren Verzinsung vergütet. Künftig will sich Julius Bär wieder auf risikoärmere Lombard- und Hypothekarkredite konzentrieren, die mit Wertpapieren bzw. erstrangigen Grundpfandrechten besichert sind.

Die Wertberichtigung hat personelle Konsequenzen. CEO Philipp Rickenbacher tritt im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat zurück. Er sprach mit Blick auf das Private-Debt-Geschäft von einem „klaren Schlusstrich“. Sein derzeitiger stellvertretender CEO und Chief Operating Officer Nic Dreckmann wird Interims-Chef. David Nicol, der den Vorsitz des Governance- und Risikoausschusses des Verwaltungsrats innehat, wird sich an der Generalversammlung 2024 nicht zur Wiederwahl stellen.
Ulrich Schüppler