Mehr Nachhaltigkeit für Energieberater

DGNB-Chef Johannes Kreißig erhofft sich durch die Krise einen neuen Blick auf die Gebäudenachhaltigkeit.

DGNB-Chef Johannes Kreißig erhofft sich durch die Krise einen neuen Blick auf die Gebäudenachhaltigkeit.

Quelle: DGNB

Karriere 30.07.2020
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und der Energieberaterverband GIH haben einen Kompakt-Fortbildungskurs gestartet, bei dem sich Energieberater zum DGNB-Consultant ... 

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und der Energieberaterverband GIH haben einen Kompakt-Fortbildungskurs gestartet, bei dem sich Energieberater zum DGNB-Consultant qualifizieren können. Der geschäftsführende DGNB-Vorstand Johannes Kreißig erklärt die Inhalte des Schnellkurses. Er will beispielsweise die Energieberater fit machen für die geplanten Nachhaltigkeits-Förderprogramme der Bundesregierung.

Immobilien Zeitung: Gewinnt durch die Corona-Krise das Thema Nachhaltigkeit am Bau im Alltag an Bedeutung?

Johannes Kreißig: Unser Blick auf Gebäude hat sich durch Corona ganz klar verändert. Wer bisher nur zum Schlafen daheim war, nutzt die Wohnung jetzt plötzlich auch tagsüber als Homeoffice. Damit werden wir uns der gebauten Umwelt, in der wir uns aufhalten, bewusster und wir entwickeln andere Ansprüche hinsichtlich Aufenthaltsqualität, Komfort und Gesundheit. Was das letztlich für die Immobilienwirtschaft heißt, lässt sich noch nicht absehen. Klar ist nur: Das Ganze stärkt eher die Bedeutung von Nachhaltigkeit.

IZ: Sind Energieberater vor der Weiterbildung genug in Nachhaltigkeit geschult?

Kreißig: Nein. Über ihren Energiefokus bringen sie sehr gute Grundlagen mit, aber das nachhaltige Bauen umfasst deutlich mehr Themen, die über Energie und die Gebäudehülle hinausgehen. Beispielsweise Schadstoffthemen, Circular Economy und Ressourcenschutz oder planerische Aspekte. Auch Klimaschutz und ESG spielen eine wichtige Rolle.

IZ: Im Rahmen des Corona-Konjunkturpakets ist ab Herbst auch eine Förderung für effiziente Gebäude (BEG) geplant. Wird es durch das Förderprogramm einen Mehrbedarf an Energieberatern mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt geben?

Kreißig: Ja, ganz klar. Die Bauherren wollen wissen, wie sie die Förderung bekommen. Und das bedarf einer fachlichen Beratung. Dafür ist der Energieberater oft ihr Hauptansprechpartner. Dies wird auch bei der erweiterten Perspektive so sein.

Kluge Energieberater werden gefragter

IZ: Bietet der neue Kompaktkurs mit dem GIH hier eine gezielte Vorbereitung?

Kreißig: Ja. Das ist auch eine zentrale Motivation, warum wir den Kompaktkurs jetzt anbieten. Nachhaltigkeit ist mehr als Energie und Gebäudehülle, und darauf wollen wir sie vorbereiten. Besonders interessant sein wird die Förderung im Geschosswohnungsbau, weil hier die Käufer für jede einzelne Einheit eine Förderung in Anspruch werden nehmen können.

IZ: Was sind die Lerninhalte des Kurses?

Kreißig: Im Grunde geht es um 360 Grad Nachhaltigkeit. Gewissermaßen um eine Transformation von der Energie- zur Nachhaltigkeitsberatung. Im Fokus stehen alle Kriterien des DGNB-Zertifizierungssystems und ihrer Anwendung an Projekten - nur eben ausgenommen Energie- und Gebäudehüllenthemen. Die inhaltliche Bandbreite reicht vom gesunden Bauen oder dem Ressourcenschutz bis hin zu Planungsabläufen vom Beginn der Planung an bis zur Qualitätssicherung.

IZ: Wer kann sich eigentlich zum Energieberater ausbilden lassen?

Kreißig: Die Ausbildung zum Energieberater ist Zusatzqualifikation für Ingenieure und Architekten sowie für praxiserfahrene Handwerker. Hinzu kommt eine Fortbildungspflicht. Die Ausbildung selbst wird von verschiedenen Anbietern durchgeführt. In der Energieeffizienz-Expertenliste der dena sind über 13.000 Experten gelistet. Davon arbeiten nicht alle hauptberuflich als Energieberater, aber es gibt mehrere tausend in Deutschland.

IZ: Wer nimmt derzeit die Dienste von Energieberatern in Anspruch?

Kreißig: Professionelle Energieberatung durch Experten, die bei der dena gelistet sind, benötigt man für bestimmte KfW-Darlehen und -Förderungen. Daher sind Energieberater insbesondere bei Wohnimmobilien gefragt. Das kann der Einfamilienhaus-Eigentümer sein, aber auch Wohnbaugesellschaften. Aber Energieberater sind auch im Bereich der Gewerbeimmobilien tätig.

IZ: Seit wann bieten Sie reguläre Kurse für Energieberater zum DGNB-Consultant an?

Kreißig: Wir bieten seit unserer Gründung und der Einführung der DGNB-Zertifizierung vor zwölf Jahren Fort- und Weiterbildungsangebote an. Jetzt kommt ein Kompaktkurs hinzu, der nochmals gezielter dem Vorwissen von Energieberatern Rechnung trägt und im Vergleich zur regulären Ausbildung zum DGNB-Consultant verkürzt ist. Hier arbeiten wir mit dem GIH zusammen.

IZ: Herr Kreißig, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Daniel Rohrig.

Daniel Rohrig

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ESG-Experten dringend gesucht

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Janina Stadel

Karriere 30.11.2023
Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der ... 

Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der einstellenden Unternehmen oft voneinander abweichen, müssen Headhunter Interessenten genau unter die Lupe nehmen.

Die Nachfrage nach Experten für Environmental Social Governance (ESG) in allen Sparten der Immobilienwirtschaft reißt nicht ab. Das zeigt sich an den Auftragszahlen von Headhuntern. Während die Personalberatung Cobalt Recruitment im gesamten Jahr 2022 nur eine einzige Funktion mit dem Schwerpunkt vermittelt hat, waren es allein im ersten Halbjahr 2023 schon acht. "Die Herausforderung für die gesamte Branche besteht darin, dass es kein genaues Bild von einem ESG-Experten gibt", sagt Cobalt-Geschäftsführerin Doreen von Bodecker. "Genauso neu wie der Berufsschwerpunkt sind die Zertifizierungen, die bisher angeboten werden", erläutert sie weiter. Diese Weiterbildungen gibt es zum Beispiel bei der IHK Münster unter dem Titel "ESG: Chancen für den Mittelstand", bei der IHK München in Form einer Ausbildung zum Transformation-Manager oder als Webinare zu EU-Taxonomien. Bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) kann man sich in zwei bis drei Monaten zum ESG-Manager weiterbilden lassen. In der Schulung wird Wissen zu Zertifizierungen und EU-Taxonomien ebenso vermittelt wie Kenntnisse von den Anforderungen für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb und von den Methoden, eine Immobilie ESG-konform zu managen. Weil sich die Inhalte der Schulungen aber unterscheiden, können Arbeitgeber die Zertifikate oft nicht richtig einordnen. Als Headhunterin fragt von Bodecker bei Kandidaten deshalb genau nach, was sie in der Vergangenheit gemacht haben, um einschätzen zu können, ob sie fachlich zu einer Stelle passen – und auch ins Teamgefüge. Letzteres sei deshalb wichtig, weil ESG-Manager das Thema auch in die Belegschaft tragen müssen. In vielen Fällen bedeute dies erst einmal aufzuklären, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht länger als Belastung gesehen werden darf.

Für Christoph Hartmann, Gesellschafter der Personalberatung Deiniger Consulting, umfasst das Thema ESG in den Unternehmen drei Blöcke. "Zum einen ist da der Bestand, also die Immobilien eines Unternehmens als solche, auf die ein ESG-Experte achten muss. Hinzu kommen die Mitarbeiter. Da greift vor allem das S für Social in ESG. Darüber hinaus hat ESG aber auch eine Bedeutung für die Wirkung eines Unternehmens nach außen. Anders ausgedrückt: Wer auf diesem Gebiet schon sehr weit ist, brüstet sich damit gerne und nutzt es als Marketingtool." Welche Schwerpunkte für ein Unternehmen wichtig sind, kann unterschiedlich ausfallen, für Hartmann ist aber klar: "Der Dreiklang muss stimmen. Dafür muss ein Bewusstsein bei den Mitarbeitern, vor allem aber bei den Führungskräften geschaffen werden."

Auf der Suche nach passenden ESG-Managern für ein Unternehmen befragt Hartmann seine Kunden deshalb proaktiv, welche Profile sie suchen. "Ich lasse die Klienten eine klare Erwartungshaltung aufdröseln. Aus Aufgaben und Verantwortlichkeiten müssen Anforderungen an die Kandidaten abgeleitet werden." Wichtig sei auch, wie sich die Stelle in den kommenden drei bis fünf Jahren weiterentwickeln soll. "Diese Frage stellt für viele die größte Herausforderung dar."

Die Verantwortung für das Thema einem bestehenden Mitarbeiter zusätzlich zu übertragen, sieht Hartmann nicht immer als die beste Lösung. "Gerade mit Blick auf den Bestand kann es Vorteile haben, wenn der ESG-Manager ihn gut kennt. Aber ihm kann auch der objektive Blick fehlen." Zudem bedeute eine Doppelrolle höhere Belastung, die auf die Qualität der Arbeit wirken kann.

Wegen der unübersichtlichen Kandidatenlage sei die Suche nach externen Kandidaten aber schwer für die Arbeitgeber. An bisherigen Berufsbezeichnungen könne man sich kaum orientieren, weil Immobilienexperten und somit auch potenzielle ESG-Manager oft trotz gleicher Aufgaben und Fähigkeiten in jeder Firma einen anderen Titel tragen. Was genau sich dahinter verbirgt, muss Hartmann jedesmal im Gespräch und durch genaues Prüfen der Vita herausfiltern. Hinzu komme, dass viele Unternehmen bei der Suche nach ihren Mitarbeitern nur auf die eigene Sparte schauen. "Das schränkt den Talentepool natürlich ein. Wer nur auf ein einziges Marktsegment schaut, hat in der Regel nur die Möglichkeit, Kandidaten von der direkten Konkurrenz abzuwerben", sagt Hartmann. Neue Blickwinkel gingen dadurch verloren. Doch gerade für einen ESG-Manager könnten diese nützlich sein und das Unternehmen langfristig nach vorne bringen. "Der Blick auf andere Branchen bleibt jedoch schwierig, denn Immobilienkenntnisse bleiben die Grundvoraussetzung."

Wo genau das Thema ESG innerhalb der Unternehmenshierarchie zu verorten ist, bestimmen die Arbeitgeber in der Regel individuell. "Wer glaubt, es muss beim CEO aufgehängt sein, lässt sich davon selten abbringen", so Hartmanns Erfahrung. Doch auch den Human Resources oder dem Business Development wird der ESG-Manager in einigen Unternehmen zugeordnet. Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Berichtsketten und unterschiedliche Entscheidungsgewalten für die gesuchten Experten.

Gute Chancen auf eine Stelle haben laut Patrycja Arendt, CEO der Headhuntingboutique One Match, junge Kandidaten, denn auf der Suche nach einem ESG-Manager genüge oft schon die pure Affinität für das Thema. "Junge Kandidaten haben die Möglichkeit, ihre Schwerpunkte vom Karrierestart an auf das Thema zu legen und auf die Basis, die sie von der Hochschule mitbringen, aufzubauen. Sie sind selbst noch im Thema Lernen drin, weshalb man ihnen die Möglichkeit, sich fortzubilden, gut zuspricht."

Janina Stadel

MAT: Elias Hänsler

Karriere 25.05.2023
Werkstudent bei Accumulata Real Estate Development. Geboren 1995. ... 

Werkstudent bei Accumulata Real Estate Development. Geboren 1995.

Werdegang

Ausbildung zum Industriekaufmann international. DGNB-Zertifizierungsprozess beim Projekt Giesserei bei Beos in München. Gründung 3Hmm Immobilien GmbH (SPV). Globalverkauf an einen örtlichen Bauträger. Werkstudententätigkeit bei Accumulata Real Estate.

Top-Projekte

Gründung und Geschäftsführung der 3Hmm Immobilien GmbH. Organisation, Durchführung und Abrechnung von mehrtägigen Studienexkursionen als 1. Vorstand von Immopoint e.V. Researcher und Autor einer Projektgruppe zum Thema "Zukunft Kirchenimmobilien" vom CoRE Campus of Real Estate.

Ziele

Ich möchte mit meinem Beruf die Möglichkeit nutzen, einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft und unsere Umwelt zu haben. Ich ziele daher darauf ab, in einem motivierten und dynamischen Umfeld zu arbeiten, um gemeinsame Ansätze und Lösungen für die dringenden Fragen unserer Zeit und der jüngeren Generation zu erarbeiten.

Motivation als MAT

Ich bin stark motiviert, den sehr großen Hebel unserer Branche zu nutzen, um zu einer zügigen Dekarbonisierung unseres Gebäudebestands beizutragen und dabei als Vorbild und Macher voranzugehen. Wir sind noch viel zu langsam und ich möchte als ein Antreiber und Motivator ein Zeichen setzen. Ich möchte die Stärken der Branche – Netzwerk, Austausch, Zusammenarbeit – nutzen, um neue Ansätze auszuarbeiten und Prozesse zu beschleunigen.

Ethische Grundsätze

Mein berufliches Handeln soll im Einklang mit moralischen und gesellschaftlichen Werten stehen. Ich lehne eine ausschließlich renditegetriebene Herangehensweise ab und bin der festen Überzeugung, dass Transparenz und Ehrlichkeit langfristig für alle Beteiligten den größten Mehrwert liefern.

Netzwerke und Engagements

Immopoint.

Kontak:

Immobilien Zeitung

MAT: Sebastian Theißen

Quelle: a|w|sobott, André Sobott

Karriere 25.05.2023
Geschäftsführer von List Eco, Doktorand an der Bergischen Universität Wuppertal. Geboren 1992. ... 

Geschäftsführer von List Eco, Doktorand an der Bergischen Universität Wuppertal. Geboren 1992.

Werdegang

Studierter Green-Building-Ingenieur mit zusätzlichem TGA-/Energie-Schwerpunkt. Als geschäftsführender Gesellschafter Verantwortung für ein 25-köpfiges Team von Spezialist:innen. Zuvor als Projektingenieur und wissenschaftlicher Mitarbeiter an (Forschungs-) Projekten in den USA und Deutschland gearbeitet. Zusätzlich Promotion rund um das nachhaltige und digitale Bauen.

Top-Projekte

Firmengründung und Aufbau der List Eco. Projektleiter der Feuerwache Kaiserswerth: Wiederverwendung von Klinkern, CO2-optimierter Beton, BIM-basierte Ökobilanzen, Zirkularitätsbewertungen und DGNB Platin. Projektleiter, Zukunft Bau Forschungsprojekt: Ökobilanzierung und BIM im nachhaltigen Bauen. Schaffung der Grundlagen für die Umsetzung der Ökobilanzierung auf Basis von Ökobaudat als BIM-Anwendungsfall für zukünftige BIM-Pilotvorhaben des Bundes.

Ziele

Teamausbau der List Eco auf 30 bis 35 Mitarbeiter:innen. Neue Kompetenzen entwickeln/schulen, z.B. den Circular Engineer. Projekte außerhalb Deutschlands realisieren. Beschleunigung und Mitentwicklung neuer Branchenstandards für die Immobilien- und Baubranche. Ich möchte mein Team und mich rund um die List Eco zu einem anerkannten Spezialisten im Markt weiter etablieren, um Klima- und Ressourcenschutz für meine und zukünftige Generationen zu fördern, und hierfür das aktuellste Wissen und Technik aus der Forschung in reale Projekte integrieren.

Motivation als MAT

Ich bin jung und besitze einen enormen Ehrgeiz, gepaart mit wissenschaftlichem Verständnis rund um Nachhaltigkeit/ESG-Kriterien, um Projekte in der Praxis wirklich zu verändern. Gleichzeitig versuche ich permanent selbst weiter junge, motivierte Talente zusammen mit erfahrenen Experten in meinem interdisziplinären Team/Netzwerk und einer modernen Arbeitsumgebung zu vereinen.

Ethische Grundsätze

Chancengleichheit, Fairness gegenüber Mitmenschen und der Umwelt.

Netzwerke und Engagements

Verein Deutscher Ingenieure.

Kontakt:

Immobilien Zeitung