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Mehr als 250 Studenten besuchten das IZ-Karriereforum 2023 in Frankfurt.

Mehr als 250 Studenten besuchten das IZ-Karriereforum 2023 in Frankfurt.

Quelle: Career Pioneer, Urheber: Alexander Sell

Karriere 25.05.2023
Auf ihrer Suche nach einem Einstiegsjob verlassen sich Nachwuchskräfte nicht allein auf die Aufgabenprofile in Stellenausschreibungen. Sie setzen zudem auf die Erfahrungsberichte von ... 

Auf ihrer Suche nach einem Einstiegsjob verlassen sich Nachwuchskräfte nicht allein auf die Aufgabenprofile in Stellenausschreibungen. Sie setzen zudem auf die Erfahrungsberichte von Mitarbeitern. Beim Karriereforum in Frankfurt standen die Themen Arbeitsumgebung und Unternehmensphilosophie im Fokus vieler Einzelgespräche.

Zum 13. Mal trafen beim IZ-Karriereforum Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft auf Studenten, die in der Branche Fuß fassen wollen. Von verschiedenen Hochschulen aus ganz Deutschland zog es mehr als 250 Nachwuchskräfte zur Job- und Karrieremesse nach Frankfurt. Der erste Anlaufpunkt für die meisten war dabei die Jobwall mit fast 200 Stellenausschreibungen, die einen ersten Überblick über die Möglichkeiten bei den rund 40 Ausstellerunternehmen lieferte. Die Arbeitgeber standen derweil direkt als Ansprechpartner bereit. Für die Messebesucher besonders interessant: Berichte aus dem Alltag von jungen Mitarbeitern wie Trainees und dualen Studenten. Sie interessierten sich nicht nur für deren Aufgaben, sondern auch ganz konkret für ihren Tagesablauf im Unternehmen und wollten wissen, wie sie das Teamgefüge und die Aufgabenverteilung bei ihrem Arbeitgeber wahrnehmen.

"Das ist genau das, was die jungen Bewerber heute besonders interessiert", sagt Patrick Rodrigues am Stand des Property-Management-Anbieters Tattersall Lorenz. Vor allem diejenigen, die das Unternehmen noch nicht kannten, stellten ihm und seinen Kollegen Fragen zu Teamgrößen, Arbeitszeiten und Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens. "Dem Nachwuchs ist es bei der Jobwahl zunehmend wichtig, nicht nur die geforderten Aufgaben und Projekte eines Unternehmens zu kennen, sondern auch zu wissen, in welchem Umfeld sie arbeiten. Der Wunsch nach freier Zeiteinteilung und Tage im Homeoffice ist dabei groß", sagt der Mitarbeiter. Auf Fragen dieser Art hatte er sich bereits im Vorfeld vorbereitet, denn während sich viele bei einem Bewerbungsgespräch nicht trauen, so detailliert ihre Wünsche zur Arbeitstaggestaltung zu äußern, nutzten sie die Gelegenheit, auf der Messe Philosophie und Organisationsstrukturen von Unternehmen kennen zu lernen.

Studenten nutzen gerne Service-Angebote rund um die Bewerbung

Neben Projektentwicklern, Beratungsunternehmen und Investment-Häusern präsentierten sich auch Arbeitgeber aus dem Bereich Corporate Real Estate auf der Messe und stellten ihre Einstiegsmöglichkeiten vor. "Wir werden oft gefragt, was wir hier machen", sagt Lena Herwig vom Immobilienteam des Modehauses H&M. "Standorte finden, Märkte analysieren und Gebäude so am Laufen halten, dass der Kunde nichts davon mitbekommt, sind wichtige Aufgaben bei uns. Zwar wirken wir – gerade für junge Bewerber – auf den ersten Blick nicht wie das klassische Immobilienunternehmen, doch die Einstiegsmöglichkeiten für Immobilienexperten sind bei uns vielfältig", sagt Herwig.

Auch Studentin Lea Hüttl, die an der Technischen Hochschule Aschaffenburg Internationales Immobilienmanagement im Bachelor studiert, kannte nicht alle Unternehmen auf der Messe. "Gerade wenn man noch studiert und auf der Suche nach einer Werkstudentenstelle ist, spielt der Standort eine wichtige Rolle. Zwischen Campus und Job kann man nur bedingt pendeln. Je mehr Unternehmen man aus der näheren Umgebung kennt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zusammenpasst."
Sie nutzte den Tag aber nicht nur für die konkrete Suche nach einem Praktikum im anstehenden Praxissemester, sondern vordergründig dafür, die Spielregeln bei Bewerbungsgesprächen kennen zu lernen. "Ich bin, was das angeht, noch sehr unerfahren und kann deshalb schlecht abschätzen, wie ich meine Stärken am besten herausstellen kann", sagt sie. Schon am Vormittag hat sie sich deshalb von Fotograf Dennis Möbus ablichten lassen. Die Bilder will sie als Bewerbungsfotos verwenden. "Wichtig ist mir der CV-Check am Nachmittag", ergänzt sie. Dabei überprüften Profis der Personalberatung Arina ihre vorbereiteten Unterlagen, um sie sowohl das Layout betreffend als auch inhaltlich den Bedürfnissen von Arbeitgebern anzupassen.

An den Ausstellerständen berichteten junge Mitarbeiter auch, wie sie selbst ihren Arbeitgeber von sich überzeugen konnten. Panels und Vorträge von erfahrenen Branchenakteuren sowie Unternehmenspräsentationen wurden in diesem Jahr von der Bühne größtenteils in den begleitenden Online-Teil der Veranstaltung verlegt. Dort können sich Besucher wie Hüttl auch im Nachgang der Veranstaltung Coachings anschauen und die Stellenangebote der Ausstellerunternehmen noch einmal mit ihren Eindrücken aus den persönlichen Gesprächen abgleichen.

Janina Stadel

Mehr Fachwissen für Verwalter von Gewerbeimmobilien

Souverän und kompetent auftreten. Das kann ein Commercial Property Manager nur, wenn er auch fachlich gut ausgebildet ist.

Souverän und kompetent auftreten. Das kann ein Commercial Property Manager nur, wenn er auch fachlich gut ausgebildet ist.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: F8studio

Karriere 06.12.2018
Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert werden. Auf dem Weg dahin ist die Initiative YouPM einen wichtigen Schritt vorangekommen. Im Januar startet ein ... 

Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert werden. Auf dem Weg dahin ist die Initiative YouPM einen wichtigen Schritt vorangekommen. Im Januar startet ein Zertifikatslehrgang an der EBZ Akademie in Bochum. Das große Ziel, die Ausbildung von Immobilienkaufleuten zu modernisieren, liegt allerdings noch weit in der Ferne.

Die jungen Berufseinsteiger im Property-Management verlassen die Schulbank mit großen Wissenslücken, berichten Unternehmer aus der Branche. Die Abgänger können nichts dafür, der Lehrplan für den Ausbildungsgang der Immobilienkaufleute sei schuld. Er sei nicht mehr zeitgemäß und gebe den Inhalten aus der Verwaltung von Gewerbeimmobilien schlichtweg zu wenig Raum. Die wohnungswirtschaftliche Sichtweise dominiere das Themenfeld. Das war schon 2017 der Ausgangspunkt, als sich die Initiative YouPM mit Unternehmensvertretern aus der Branche gründete (siehe "Leer-Plan", IZ 11/18). Ihr Ziel: Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert, bekannter und attraktiver gemacht werden.

Inzwischen ist die Initiative einen entscheidenden Schritt weiter: Sie hat zusammen mit dem Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) einen Weiterbildungsgang zum zertifizierten Commercial Property Manager aufgesetzt, der zum ersten Mal im Januar 2019 startet. Dort werden Teilnehmer aus dem kaufmännischen und aus dem technischen Bereich in sechs Drei-Tages-Blöcken über etwa neun Monate hinweg weitergebildet. Das gemeinsame Lernen beider Richtungen sei sehr außergewöhnlich, betont Rüdiger Grebe, Leiter der EBZ Akademie. "So lernen die Teilnehmer gleich zu Beginn, dass sie zusammenarbeiten müssen, und verstehen die Anforderungen, die die jeweils andere Seite an sie stellt." An drei Tagen jedoch wird die Gruppe geteilt, dann gibt es für jede Richtung vertiefendes Fachwissen.

Die übrige Zeit geht es in dem Lehrgang unter anderem um solche Aspekte wie das Rollenverständnis des Commercial Property Managers in Abgrenzung zum Facility- und Asset-Manager, um die Digitalisierung in der Branche, IT und ERP-Systeme, der Umgang mit dem Kunden sowie Konfliktmanagement. Auch das Vertragswesen, speziell auf Gewerbeimmobilien angepasst, ist Teil des Lehrplans.

Vermittelt werden die Inhalte von Dozenten mit wissenschaftlichem Hintergrund, aber auch von Praktikern aus den Unternehmen der Initiative. So unterrichtet beispielsweise Markus Thomzik, Professor an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen aus dem Fachbereich Maschinenbau und Facility Management, und Ulrich Nack als Professor für Immobilienmanagement genauso wie z.B. Ralf Lehmann, Geschäftsführer von Apleona RE, Susanne Tattersall, Geschäftsführerin von Tattersall Lorenz, und zwei Referenten von JLL. "Wir wollen damit zeigen, dass die Weiterbildung bei uns Chefsache ist", sagt Lehmann.

Zum Abschluss des Lehrgangs müssen die Teilnehmer Klausuren absolvieren und eine Projektarbeit zu einem Thema aus dem Berufsalltag erstellen und präsentieren. Bei einem erfolgreichen Abschluss erhält der Teilnehmer ein Zertifikat.

Die Weiterbildung richtet sich in erster Linie an junge Berufs-, aber auch an Quereinsteiger. Gerade für Letztere sei das Angebot eine wichtige Chance, betont Tattersall. Bis jetzt hätten sie es schwer gehabt, in dem speziellen Berufsfeld Fuß zu fassen. Doch durch die Weiterbildung würden auch recht fachfremde Lebensläufe interessanter. Detlef Kalthoff, Head of Property Management Germany bei JLL, sieht in der Weiterbildung sogar einen Mehrwert für erfahrene Mitarbeiter, die zum einen vertieftes Wissen zu Spezialthemen der Gewerbeimmobilienverwaltung erfahren und sich zum anderen mit weiteren Teilnehmern austauschen können.

Der erste Durchgang des Lehrgangs wird mit Beschäftigten aus den Unternehmen der Initiative YouPM bestückt. So stammen z.B. mindestens vier Teilnehmer von Apleona RE, drei junge Leute schickt Tattersall dorthin, JLL entsendet zwei Mitarbeiter.

"Wir sind sehr zufrieden mit diesem Angebot", sagt Apleona-RE-Geschäftsführer Lehmann. Alle wichtigen Themen, die ihm am Herzen liegen, seien drin. Vor allem Aspekte wie die Konfliktlösung und die Position des Property Managers zwischen Asset-Managern, Mietern und Facility-Managern müssten behandelt werden. "Ein Property-Manager muss wissen, warum ein Report für den Asset-Manager so wichtig ist, und was er damit macht", gibt Lehmann ein Beispiel. Geschäftsführerin Tattersall achtete indes vor allem darauf, dass sich die jungen Property Manager auch im Dialog z.B. mit großen Handelsunternehmen oder Anwaltskanzleien fachlich und persönlich behaupten können. Ebenso gebe es im gewerblichen Bereich Besonderheiten bei Mietanhebungsmöglichkeiten oder vertragliche Freiräume, die erlernt werden müssten.

Das Konzept gilt nun zunächst für den ersten Lehrgang. In den nächsten Durchgängen, die für April und September vorgesehen sind, könnten thematische und konzeptionelle Feinjustierungen erfolgen. So will auch Apleona RE zuerst schauen, wie das Bildungsangebot bei den Teilnehmern ankommt. In einem zweiten Schritt könnte es sein, dass Lehmann alle Property-Manager, die bei Apleona RE als Berufs- sowie Quereinsteiger anfangen, erstmal diesen Lehrgang durchlaufen lässt.

Die Weiterbildung an der EBZ Akademie ist zwar für die Mitglieder der Initiative YouPM ein wichtiger, weil schnell umsetzbarer erster Schritt - aber noch lange nicht der letzte hin zur Professionalisierung ihrer Teilbranche. "Das große Ziel muss es sein, dass die Grundausbildung angepasst wird", fordert Tattersall. Dass das aber gar nicht so einfach und vor allem nicht zügig geht, hat auch schon die Initiative erfahren. Die Neuordnung eines Ausbildungsgangs ist ein abstimmungsintensives Unterfangen. Zunächst müssten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer, also alle relevanten Immobilienverbände, Gewerkschaften und Interessenvertreter, darin einig sein, wie die Neuordnung aussehen soll. Das Kuratorium der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung hilft bei der Abstimmung. Anschließend müssten sie sich damit ans Wirtschaftsministerium wenden, erläutert ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK). Das Ministerium sei für die Ausbildungsordnung der Immobilienkaufleute zuständig. Erst im nächsten Schritt komme die KMK dazu, die sich um den Rahmenlehrplan an den Berufsschulen kümmert. Es folgt ein Antragsgespräch zur Neuordnung, mit der sich im weiteren Verlauf ein Bund-Länder-Koordinierungsausschuss auseinandersetzt. Dann würde es dem KMK-Sprecher zufolge in aller Regel etwa ein Jahr dauern, bis die neue Ausbildungsregelung in Kraft tritt.

Der Knackpunkt in dem ganzen Verfahren um die Ausbildung der Immobilienkaufleute dürfte die Initialzündung sein, die von den Immobilienverbänden ausgehen müsste. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) betont zum Beispiel auf IZ-Anfrage, dass die Ausbildung zum Immobilienkaufmann auf sehr viele Geschäftsbereiche der Immobilienwirtschaft ausgerichtet sei. Hierzu zählten neben Wohnungsunternehmen und Wohnungseigentumsverwaltungen auch Bauträger und Projektentwickler ebenso wie Immobilienmakler und Grundstücks- sowie Vermögensverwaltungen. Auch in Banken, Bausparkassen, Versicherungen und Industrie- und Handelsunternehmen würden sie eingesetzt. Von den 880 Unterrichtsstunden in der Ausbildung befassten sich nur 240 Stunden ausschließlich mit der Wohnungswirtschaft. "Der vorliegende Rahmenlehrplan orientiert sich an den typischen Geschäftsprozessen der Immobilienbranche", fasst Wolfgang Schäfers, Vorsitzender des ZIA-Ausschusses Human Resources zusammen. "Das hier erworbene Wissen kann in allen Assetklassen angewendet werden." Wer sich in eine bestimmte Richtung orientieren wolle, habe über die Wahl der Berufsschule und die in der Ausbildungsordnung vorgesehenen Wahlqualifikationen die Möglichkeit dazu.

Auch für einen gänzlich eigenständigen Ausbildungsgang zum Commercial Property Manager stehen die Zeichen offensichtlich ungünstig. "In Deutschland gibt es derzeit eher die Tendenz, Berufsbilder zusammenzufassen, um mehr Mobilität im Berufsalltag zu ermöglichen", sagt EBZ-Leiter Grebe. Eine klassische Grundausbildung sei demzufolge der erste Schritt, weitere Qualifikationen würden dann draufgesattelt - eben so, wie es nun für den Commercial Property Manager möglich ist.

Initiative YouPM offen für Neue

Die Initiative YouPM will das Berufsbild des Verwalters von Gewerbeimmobilien professionalisieren. Ihre Teilnehmer sind (alphabetisch geordnet) Apleona, DIC Onsite, Goldbeck Procenter, HIH Property Management, JLL, Omega Immobilien Gruppe, Tattersall Lorenz Immobilienmanagement, Vistra und Vivanium Real Estate. Wer sich der Initiative anschließen möchte, möge sich an ihren Initiator und Moderator Thomas Wenzel, Senior Manager bei Bell Management Consultants, wenden (thomas.wenzel@bell-consultants.com).

Anke Pipke

Der Leer-Plan

Wer eine Ausbildung bei einem Gewerbeimmobilienverwalter macht, es an der Berufsschule aber viel öfter mit Wohn- als Gewerbethemen zu tun bekommt, droht einzuschlafen.

Wer eine Ausbildung bei einem Gewerbeimmobilienverwalter macht, es an der Berufsschule aber viel öfter mit Wohn- als Gewerbethemen zu tun bekommt, droht einzuschlafen.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Ermolaev Alexandr

Karriere 15.03.2018
Immobilienkaufleute werden nicht auf die Verwaltung von Gewerbeimmobilien vorbereitet. Ihr Fachwissen ist zu gering, notwendige Soft Skills sind Fehlanzeige. Die Mängelliste, die ... 

Immobilienkaufleute werden nicht auf die Verwaltung von Gewerbeimmobilien vorbereitet. Ihr Fachwissen ist zu gering, notwendige Soft Skills sind Fehlanzeige. Die Mängelliste, die Property-Manager an die Berufsschulen schicken, ist lang. Der Konter ist jedoch genauso hart: Solange die Unternehmen selbst kaum ausbilden, ergebe eine stärkere Berücksichtigung von Gewerbeimmobilien keinen Sinn.

Die Leute sind häufig nicht gut ausgebildet." Diese harsche Kritik hört Thomas Wenzel regelmäßig von Property-Managern, die Gewerbeimmobilien verwalten, über die Abgänger von Berufsschulen. Viel zu stark sei die wohnwirtschaftliche Prägung. Etliche Themen würden gar nicht, andere nur oberflächlich gelehrt. Wenzel, der für das Beratungsunternehmen Bell Management Consultants arbeitet, befragt seit 2009 regelmäßig die Anbieter von Property-Management-Dienstleistungen. Und deren Mängelliste ist lang.

"Die Marktteilnehmer und Nutzungsarten im Gewerbeimmobilienbereich oder auch die umfangreichen Anforderungen der Eigentümervertreter bei der Implementierung eines neuen PM-Mandats in Bezug auf Prozesse, IT-Systeme und Reporting werden, wenn überhaupt, nur gestreift", konstatiert Ralf Lehmann, Geschäftsführer von Apleona Real Estate Management und verantwortlich für das Property-Management (PM). "Auch die heute unverzichtbare Fähigkeit, mit ERP-Systemen zu arbeiten, wird nicht praxisnah genug vermittelt."

Nicht in der nötigen Tiefe oder gar nicht behandelt, so die Kritik der Praktiker, würden auch juristische Themen wie z.B. Gewerbemietrecht und Mietvertragsformen (Staffel-, Index- oder Umsatzmieten etc.). Zudem fehlten Lerneinheiten rund um den technischen Gebäudebetrieb, Gewährleistungsmanagement, Haftungsfragen, Forderungsmanagement oder Wirtschaftlichkeitsberechnung.

Lehmann wünscht sich daneben mehr Raum für die Vermittlung von Soft Skills: "Wichtige Fähigkeiten, etwa wie man ein Projekt koordiniert und steuert, festgesetzte Termine auch gegen Widerstände einhält und Mieter und Auftraggeber adressiert, müssten durch die Vermittlung von Kommunikations-, Problemlösungs- und Konfliktmanagementkompetenzen gezielt trainiert werden."

Dem kann Ulrike Janssen, Head of Property Management von JLL in Deutschland, nur zustimmen. "Wir Property-Manager müssen auch mit hochspezialisierten Mietern auf Augenhöhe kommunizieren können." Etwa dann, wenn es um geplante Mieterhöhungen, Nebenkostenabrechnungen oder einen Wasserschaden geht.

Tatsächlich drehen sich aktuell nur 40 von 880 Unterrichtsstunden im Rahmenlehrplan für Immobilienkaufleute um die Bewirtschaftung gewerblicher Objekte. Der Vermietung und Verwaltung von Wohnräumen bzw. Wohnungseigentum sind dagegen 240 Stunden vorbehalten. Der Rahmenlehrplan wurde zuletzt vor zwölf Jahren aktualisiert - das Berufsbild des gewerblichen Property-Managers in seiner heutigen Ausprägung sei hierzulande jedoch jünger und finde kaum Berücksichtigung, monieren die Dienstleister. Die dreijährige Ausbildung zum Immobilienkaufmann bzw. zur -kauffrau, die ein Mitarbeiter im kaufmännischen PM typischerweise absolviert habe, sei in dieser Hinsicht veraltet.

Unternehmen wie Apleona oder auch Tattersall Lorenz aus Berlin suchen den Ausweg aus der Misere zunehmend an den Hochschulen. "Parallel zur Ausbildung bei uns im Haus intensivieren wir die Zusammenarbeit mit Hochschulen im Bereich dualer Studiengänge", berichtet Lehmann. Die dualen Hochschulen vermittelten sowohl theoretische Kenntnisse als auch Einblicke in den Unternehmensalltag - und bildeten daher näher an der Praxis und damit besser aus.

Tattersall Lorenz bietet zwei Plätze für ein duales Studium an: einen in einem kaufmännischen Studiengang mit Schwerpunkt auf Immobilienwirtschaft, den anderen in einer technisch geprägten Fachrichtung. Susanne Tattersall: "Wir haben viele studierte Köpfe im Unternehmen. Eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann allein reicht eben oft nicht, um alle Anforderungen, die gewerbliche Immobilien mit sich bringen, zu erfüllen."

Der Unterricht zu theoretisch? Große Mängel in Breite und Tiefe der Lehrinhalte? Bei öffentlichen und privaten Berufsschulen trifft diese Kritik auf Unverständnis. "In drei Jahren können wir nie und nimmer alles reinpacken, was sich die einzelnen Berufsstände wünschen. Berufliche Erstausbildung kann das nicht leisten. Das geht nur über Fort- und Weiterbildungen oder interne Schulungen", sagt Peter Schön, Schulleiter der Hans-Böckler-Schule in Frankfurt. Auch andere Teilbranchen, Makler etwa oder WEG-Verwalter, wünschten sich naturgemäß eine stärkere Berücksichtigung ihrer Belange, so der Schulleiter der Hans-Böckler-Schule in Frankfurt. "Wir müssen die Ausbildung aber breit anlegen, damit die jungen Leute später in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden können."

Immobilienkaufleute lernten zudem ja nicht nur in den ausdrücklich für Gewerbethemen vorgesehenen 40 Stunden Dinge, die für sie relevant sind, ergänzt Jürgen Morbe, der an der Friedrich-List-Schule in Wiesbaden u.a. für die Ausbildung von Immobilienkaufleuten zuständig ist. Christine Reinhold, Leiterin der privaten Berufsschule für Immobilienkaufleute an der BBA Akademie der Immobilienwirtschaft in Berlin, nennt das Beispiel Mietrecht: "Natürlich sieht ein Wohnraummietvertrag anders aus als der Mietvertrag mit einer Anwaltskanzlei für Büroflächen. Aber die Grundlagen des Mietrechts - Vertragsgestaltung, Vertragsstörungen, Kündigungen - behandeln wir hoch und runter. Und die unterscheiden sich im Prinzip nicht. Mehr könnten wir auch nicht abbilden."

Das eigentliche Problem liege ohnehin ganz woanders, nämlich in der äußerst geringen Ausbildungsbereitschaft der Kritiker. Solange nur "einer oder zwei von 20 Schülern von Unternehmen kommen, die in der Gewerberaumbewirtschaftung tätig sind", so Morbe, sei fraglich, wie viel Sinn es habe, Gewerbethemen in der Ausbildung stärker zu vermitteln.

Klaus Leuchtmann, Vorstandsvorsitzender des EBZ Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, richtet noch deutlichere Worte an die Adresse der Unternehmen: "Angesichts von geschätzt 200.000 bis 300.000 Menschen, die in Deutschland im gewerblichen Property-Management beschäftigt sind, sind die Unternehmen zu inaktiv in der Ausbildung. Deshalb orientieren sie sich in der Personalgewinnung häufig in Richtung Hochschulabsolventen - obwohl die Aufgaben auch ein Immobilienkaufmann leisten könnte."

Zur Untermauerung verweist Leuchtmann auf die Verteilung der Azubis, die am EBZ Berufskolleg lernen. Knapp zwei Drittel der angehenden Immobilienkaufleute am EBZ kommen aus der Wohnungswirtschaft bzw. von Wohnimmobilienverwaltern, weitere 10% aus Maklerhäusern. Gewerbeimmobilienverwalter machen nur rund 3% vom EBZ-Azubikuchen aus. Dass diese Verteilung eine gewisse Repräsentativität beanspruchen darf, leitet Leuchtmann daraus ab, dass von knapp 7.000 Immobilienkaufleuten, die sich hierzulande momentan in der Ausbildung befinden, rund 1.400 oder ca. 20% die private Berufsschule des EBZ besuchen.

Den Schuh, zu wenig auszubilden, wollen sich die PM-Anbieter, mit denen die Immobilien Zeitung gesprochen hat, so allerdings nicht anziehen. Apleona Real Estate Management etwa hat derzeit insgesamt 25 Azubis an Bord; in diesem Jahr haben acht Nachwuchskräfte ihre Ausbildung begonnen. Bei mehr als zwei neuen Azubis pro Standort bleibe nicht genug Zeit für die Betreuung des Einzelnen, erklärt Lehmann. Insgesamt beschäftigt Apleona aktuell rund 250 Mitarbeiter im PM, davon 140 im kaufmännischen Bereich.

JLL stellte in den letzten Jahren im Schnitt 18 Auszubildende jährlich ein. Diese werden vor allem in der Bürovermietung und im Property-Management eingesetzt. Der Dienstleister kommt alles in allem auf 180 Mitarbeiter im PM. Tattersall Lorenz hat aktuell vier Azubis an Bord. Insgesamt zählt das Unternehmen, das außer im PM u.a. auch im Asset-Management tätig ist, rund 90 Köpfe.

Darüber hinaus seien die gewerblichen Property-Manager auch an anderer Stelle aktiv wie z.B. in der YouPM-Initiative. Unter diesem Namen haben sich Apleona, JLL und Tattersall Lorenz sowie sieben weitere Unternehmen - namentlich Aurelis, DIC, Goldbeck Procenter, HIH Property Management, Omega Immobilien Gruppe, tectareal und Treureal - mit Bell Management Consultants zu einer Art Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie wollen die Trommel für das Berufsbild des Property-Managers Commercial rühren, damit mehr Schüler, Abiturienten und Absolventen sowie Berufseinsteiger und Quereinsteiger den Weg in die Gewerbeimmobilienverwaltung finden.

Damit Azubis, die die Unternehmen auch mithilfe einer angekündigten Imagekampagne an Land zu ziehen hoffen, in der Berufsschule genau das lernen, was sie später im Job brauchen, loten die YouPM-Mitstreiter zurzeit aus, wie die Ausbildung an den Berufsschulen bzw. der Rahmenlehrplan stärker auf ihre Belange zugeschnitten werden könnte. Dafür, dass dies notwendig ist, führen sie eine Befragung unter ihren eigenen operativ tätigen PM-Mitarbeitern ins Feld. 65% der 90 Befragungsteilnehmer bemängelten, dass die Fähigkeit zur Planung und Priorisierung von Aufgaben in der Ausbildung bzw. im Studium nicht ausreichend gefördert werden. Dabei ist gerade dies in ihren Augen die wichtigste fachliche Fähigkeit für einen Gewerbeimmobilienverwalter.

Leuchtmann vom EBZ signalisiert seine grundsätzliche Unterstützung für eine Änderung des Rahmenlehrplans: "Wenn die nächste Änderung des Berufsbilds ansteht, holen wir sie mit an den Tisch!" Dass dies schnell geschehen könnte, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich. "Ein Branchenverband müsste den Impuls zur Aktualisierung geben - von der Wohnungswirtschaft als der Teilbranche, die am meisten ausbildet, wird so ein Impuls in den nächsten Jahren aber sicher nicht ausgehen", glaubt Leuchtmann.

Und auch die YouPM-Mitstreiter selbst mussten mittlerweile feststellen, dass die Überarbeitung eines Berufsbilds ein mühseliges und langwieriges Unterfangen ist - und ein hochpolitisches dazu: Der Bund ist für die Ausbildungsordnung zuständig, die Kultusministerkonferenz für den Rahmenlehrplan und die Länder für dessen Umsetzung in Lehrpläne für die Berufsschulen.

Immerhin besteht sowohl auf der Seite der Praxis als auch auf der der Ausbilder Gesprächsbereitschaft. Zusatzmodule seien durchaus jenseits des Lehrplans möglich, so Leuchtmann. Leuchtmann findet, dass die technische Gebäudeausrüstung nach heutigen Maßstäben in dem mittlerweile zwölf Jahre alten Rahmenlehrplan unterbewertet ist. Via E-Learning könnten solche Module auch für Schüler anderer Berufsschulen zugänglich gemacht werden.

Auch Reinhold von der Berliner Berufsschule für Immobilienkaufleute zeigt sich gesprächsbereit: "Die Ausbilder aus den Unternehmen sind herzlich eingeladen, unsere Sinne für die Bedürfnisse der Praxis zu schärfen. Ich organisiere gerne eine Runde für den Gedankenaustausch."

Harald Thomeczek