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Konkursverfahren über René Benko eröffnet

Die Gläubiger von René Benko könnten womöglich nicht mal 20% ihrer Forderungen wiedersehen.

Die Gläubiger von René Benko könnten womöglich nicht mal 20% ihrer Forderungen wiedersehen.

Quelle: Imago, Urheber: Eibner Europa

Karriere 08.03.2024
Das Insolvenzgericht in Innsbruck eröffnet diesen Freitag ein Konkursverfahren über das Vermögen von René Benko als Einzelunternehmer. Für die Experten des Gläubigerverbands KSV ... 

Das Insolvenzgericht in Innsbruck eröffnet diesen Freitag ein Konkursverfahren über das Vermögen von René Benko als Einzelunternehmer. Für die Experten des Gläubigerverbands KSV 1870 kommt es überraschend, dass Benko die Eröffnung eines Konkurs- und nicht etwa eines Sanierungsverfahrens beantragt hat. Benko haftet nun mit seinem gesamten Privatvermögen. Spannend ist dabei die Frage, was alles unter sein Vermögen fällt.

Bei einem Konkursverfahren verliert ein Schuldner die Verfügungsmacht über sein Vermögen. „Der ursprüngliche Insolvenzeröffnungsantrag der Finanzprokuratur war ebenfalls auf die Eröffnung eines Konkursverfahrens gerichtet. Aus verfahrensrechtlicher Sicht macht für den KSV 1870 ein Eröffnungsantrag durch René Benko selbst nur dann Sinn, wenn dadurch das von der Finanzprokuratur angestrebte Konkursverfahren verhindert und im Eigenantrag ein Sanierungsverfahren beantragt wird“, erklärt der Gläubigerverband.

Benko befindet sich nun also genau in jener Art von Insolvenzverfahren, welches von der Finanzprokuratur – der rechtlichen Vertreterin der Republik Österreich – bei ihrem Insolvenzantrag gegen die Person René Benko Ende Januar angestrebt wurde. Benko stellte gestern einen eigenen Insolvenzantrag als Einzelunternehmer. Er kam damit anscheinend einem Insolvenzbescheid durch das Innsbrucker Gericht zuvor und gestand selbst ein, zahlungsunfähig zu sein. Zum Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Andreas Grabenweger aus Innsbruck bestellt.

Benko haftet mit seinem gesamten Privatvermögen

Das Konkursverfahren umfasst laut KSV 1870 das Beratungsunternehmen und sämtliches Privatvermögen von Benko. Der Signa-Gründer hatte bei der Unternehmensgruppe seit 2013 kein operatives Amt mehr inne, sondern fungierte nur noch als deren Berater. Er hält aber über Privatstiftungen wesentliche Anteile daran. Gleichzeitig erstreckt sich die Wirkung eines in Österreich eröffneten Insolvenzverfahrens auch auf etwaiges im Ausland liegendes Vermögen. „Kurz zusammengefasst geht es nun um das gesamte Vermögen des René Benko“, resümiert Klaus Schaller, Regionalleiter West beim KSV 1870.

Dass Benko direkt ein Konkursverfahren statt einer Sanierung beantragt, könnte vordergründig ein Hinweis darauf sein, dass ein Schuldner nicht davon ausgeht, die bei einem Sanierungsverfahren erforderliche Mindestquote von 20% der Forderungen erfüllen zu können. Andererseits stellt sich die Frage, was genau alles unter „gesamtes Privatvermögen des René Benko“, mit dem der nun haftet, fällt. Experten verweisen zum Beispiel darauf, dass Benko einen großen Teil seines Vermögens in Privatstiftungen untergebracht hat, bei denen nicht er selbst, sondern etwa Familienmitglieder die wirtschaftlich Begünstigten sind. Inwieweit Forderungen von Gläubigern auch mit diesem Geld befriedigt werden können, wäre zu klären. „Die Stiftungen sind so konstruiert, dass da keiner ran kann, und daher ist das dann keine Haftungsmasse“, sagt ein Insider. Benko sei wohl nur bei der in Liechtenstein ansässigen Stiftung der direkt Begünstigte.

Mammutaufgabe mit Spannungsmomenten

Den vom Insolvenzrichter Hannes Seiser bestellten Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger sieht Schaller vor einer Mammutaufgabe. „Primär muss der Insolvenzverwalter klären, ob das Beratungsunternehmen des René Benko ohne weitere Nachteile für die Gläubiger fortgeführt werden kann. Daneben besteht seine Hauptaufgabe darin, sich rasch ein Bild über die Vermögenslage des Signa-Gründers zu verschaffen. Spannend wird dabei insbesondere die Frage, ob und wenn ja welche wechselseitigen Ansprüche zu Signa-Gesellschaften bestehen und welche Vermögensbewegungen in der Vergangenheit in der privaten Vermögenssphäre des René Benko stattgefunden haben“, sagt Schaller.

Die Summe der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten von Benko ist noch nicht klar. Es bleibe abzuwarten, ob durch Signa-Gesellschaften oder Signa-Gläubiger Ansprüche gegen Benko geltend gemacht werden, so der Gläubigerverband. Denkbar sei etwa, dass Benko persönliche Haftungen für Signa-Verbindlichkeiten übernommen hat. Derzeit nicht abschätzbar ist auch das Ausmaß möglicher Schadenersatzansprüche aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs von wesentlichen Signa-Gesellschaften, welche gegenüber Benko geltend gemacht werden könnten. Auch solche Ansprüche müssten im Konkursverfahren vor dem Landesgericht Innsbruck zur Anmeldung kommen. Die Tagsatzung zur Prüfung der angemeldeten Forderung legten die Innsbrucker Richter auf den 24. April.

Insolvenzverwalter kann die „wirtschaftliche Gebarung des Schuldners“ zehn Jahre rückwirkend durchleuchten

So oder so dürften auf Benko hohe Forderungen zukommen. Diese könnten zusätzlich wachsen, wenn der Insolvenzverwalter Geschäftsfälle aus der weiter zurückreichenden Vergangenheit untersucht: Der österreichische Gesetzgeber gebe dem Insolvenzverwalter mit dem Anfechtungsrecht ein sehr mächtiges Werkzeug in die Hand, gibt Gläubigervertreter Schaller zu bedenken. So könnten Anfechtungen des Insolvenzverwalter unter bestimmten Voraussetzungen Gläubiger schlechter stellende Rechtsakte nachträglich nichtig machen.

Der Insolvenzverwalter werde das wirtschaftliche Gebaren des Schuldners daher im Detail bis zu zehn Jahre zurück überprüfen. Es sei dabei zu klären, ob der Haftungsfonds der nunmehrigen Gläubiger in der Vergangenheit ungebührlich verringert wurde.

Harald Thomeczek

Das waren die meistgelesenen Personalien 2023

Centrum-Chef Uwe Reppegather.

Centrum-Chef Uwe Reppegather.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Christoph von Schwanenflug

Köpfe 29.12.2023
Kurze Gastspiele und Abschiede nach langer Zugehörigkeit: Auch 2023 hat sich das Personalkarusell wieder gedreht. Doch welche Nachrichten schafften es dieses Jahr in die Top Ten der ... 

Kurze Gastspiele und Abschiede nach langer Zugehörigkeit: Auch 2023 hat sich das Personalkarusell wieder gedreht. Doch welche Nachrichten schafften es dieses Jahr in die Top Ten der meistgelesenen Personalien? Mit dabei: Centrum-Gruppe, Signa und Colliers.

Angeführt wird das Ranking der meistgelesenen Personalien von Uwe Reppegather. Der Immobilien-Unternehmer und Centrum-Geschäftsführer hatte im August dieses Jahres beim Amtsgericht Düsseldorf Privatinsolvenz angemeldet. Für die Holding und weitere Gesellschaften wurden die Anträge beim Düsseldorfer Insolvenzgericht Anfang Juli gestellt. Das Unternehmen entwickelte seit der Gründung 1998 mit Reppegather als persönlich haftendem Gesellschafter Handelsimmobilien in ganz Deutschland und verlagerte seine Schwerpunkte in den vergangenen Jahren auf Premiumlagen.

Eine Spitzenposition nimmt auch die Absage des Unternehmensberaters Ralf Schmitz an Signa mit Platz zwei ein. Er hatte das Mandat als Sanierungsvorstand bei Signa Development und Signa Prime abgelehnt. Kurz zuvor hatte Signa noch verkündet, dass Schmitz als Chief Restructuring Officer die Restrukturierung des Konzerns als zusätzliches Vorstandsmitglied bei den Gesellschaften Signa Prime und Signa Development verantworten sollte. Inzwischen hat Dr. Erhard F. Grossnigg diese Rolle übernommen. 

Viel Aufmerksamkeit und damit den dritten Platz erhielt die Meldung zu Matthias Leube, Ex-Chef von Colliers. Im November hatte er die Makler-Gruppe überraschend verlassen. An seine Stelle als CEO rückte Achim Degen, der schon fast zum Inventar des Unternehmens gehört.

Dem Immobilienvolk war auch die Meldung zu Barbara Lewandowicz viele Aufrufe wert. Ihr Abschied von NAI Apollo etablierte sich auf Platz vier der Hitliste. Nach nur einem halben Jahr hatte Lewandowicz das Maklernetzwerk im Juni dieses Jahres wieder verlassen. Der plötzliche Abschied der Geschäftsführerin erfolgte in einer schwierigen Marktlage. Ein Jahr zuvor, im November 2022, hatte NAI Apollo einen Umbruch im Management verkündet. Nach fünf Jahren an der Spitze verließ zum Jahreswechsel 2022/2023 Andreas Wende die Geschäftsführung und Lewandowicz übernahm dessen Position.

Auf Rang fünf schaffte es die Personalie Klaus-Michael Dengler. Die Stadt München hatte sich im März vom Geschäftsführer der städtischen Münchner Wohnungsgesellschaft Gewofag getrennt. Er stolperte über die sogenannte Schriftproben-Affäre. Beim Versuch, den Schreiber eines anonymen Briefs herauszufinden, soll Dengler auch zwei CSU-Abgeordnete verdächtigt haben. In dem anonymen Schreiben wurde er des Mobbings und der Vetternwirtschaft beschuldigt.

Ab 1. Oktober sollte dann Andreas Lehner, Ex-Vorstandchef der Deutschen Wohnen, neuer Chef der Gewofag werden. Doch nach nur wenigen Wochen als Geschäftsführer verließ er aber die Wohnungsbaugesellschaft wieder: Platz sechs.

Der Anlass für die Meldung, die auf dem siebten Rang geklickt worden ist, ist ein trauriger: der Tod von Proximus-Gründer Michael Kunz. Er verstarb im November nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 54 Jahren. Kunz, eine feste Größe unter Kölns Projektentwicklern, gründete das Unternehmen seinerzeit mit seinem Bruder Florian.

Dicht gefolgt und damit auf Rang acht ist die Meldung zu Alexander Pauls. Zuletzt Chief Development Officer der Gerchgroup, hat er das Unternehmen im November verlassen und sich selbstständig gemacht. Pauls arbeitete seit rund acht Jahren für das Unternehmen.

Schon im März verkündete der Projektentwickler Soravia den Abschied von CEO Stefan Spilker. Über das Businessnetzwerk Linkedin verriet Spilker, sich eine berufliche Auszeit bis zum Sommer nehmen zu wollen, um ab dann eine neue Aufgabe zu ergreifen. Und tatsächlich trat er im September beim Entwickler Fox Real Estate die Position des Geschäftsführers an.

Auf dem zehnten Platz findet sich mit dem Tod von Ron Hillmann wieder eine traurige Nachricht. Der Co-Founder der Berliner Immobilien-Plattform Allmyhomes verstarb nach schwerer Krankheit. Als Investor und Entrepreneur wirkte er seit der Gründung der Berliner Agentur für Neubauimmobilien 2016 dort unter anderem im Onlinemarketing mit. 

Alexandra Bertram

Sie kommt auch dieses Jahr

Klara Geywitz (re.) am IZ-Stand im vergangenen Jahr.

Klara Geywitz (re.) am IZ-Stand im vergangenen Jahr.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell.

Köpfe 04.10.2023
Klara Geywitz wird auch in diesem Jahr auf der Expo Real erwartet, und zwar am Donnerstag. Ansonsten macht sich die Polit-Prominenz eher rar. ... 

Klara Geywitz wird auch in diesem Jahr auf der Expo Real erwartet, und zwar am Donnerstag. Ansonsten macht sich die Polit-Prominenz eher rar.

Es war der Schlachtruf der vergangenen Expo: "Sie kommt!" Nach Jahren der Geringschätzung fühlte sich die Branche wieder wahrgenommen – die Ministerin, eine, die nur für Bauen und Wohnen zuständig war, besuchte die Expo Real. Auch bei der Immobilien Zeitung schaute Klara Geywitz (SPD) vorbei.

In diesem Jahr wird die Ministerin die Leitmesse aufs Neue beehren. Am Donnerstag (5.10.) trifft sie um 10 Uhr den ZIA-Vorstand zum Gespräch (B2.411), im Anschluss daran diskutiert die Ministerin mit der Bundesstiftung Baukultur und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) über Qualität in Planung und Bau (11 Uhr, A2.334). Darum, wie der Bund Vorbild und Wegbereiter beim Klimaschutz im Gebäudebereich sein kann, geht es schließlich bei einer Diskussionsrunde der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (14 Uhr, C1.210). Auch der Immobilien Zeitung will die Ministerin erneut Hallo sagen – bei der Immobilien Zeitung wird sie gegen 16.30 Uhr erwartet (C2.120).

Ob der Rundgang ähnliche Begeisterung wie im letzten Jahr auslösen wird, bleibt abzuwarten – nach dem politischen Auf und Ab, was Förderung und Gesetzesvorhaben betrifft, scheint die Beziehung zwischen Politik und Immobilienbranche etwas an Wärme verloren zu haben. Oder vielleicht haben beide Seiten genug mit sich selbst zu tun, die einen kämpfen mit gestiegenen Kosten, die anderen mit dem Spagat zwischen politischen Weichenstellungen und knappen Kassen. Das könnte teilweise erklären, warum sich bis zuletzt keine weiteren Spitzenpolitiker zur Expo Real ankündigten.

Kristina Pezzei

Wie die Branche den Nachwuchs begeistern kann

Nur wer die Branche kennt,  steigt auch ein.

Nur wer die Branche kennt, steigt auch ein.

Quelle: Career Pioneer, Urheber: Alexander Sell

Karriere 25.05.2023
Wenn Nachwuchskräfte vor der Wahl ihrer Ausbildung stehen, kennen viele die Möglichkeiten in der Immobilienwirtschaft nicht. Um sie für die Branche zu gewinnen, müssen die Berufsbilder ... 

Wenn Nachwuchskräfte vor der Wahl ihrer Ausbildung stehen, kennen viele die Möglichkeiten in der Immobilienwirtschaft nicht. Um sie für die Branche zu gewinnen, müssen die Berufsbilder transparenter werden und die Generationen sich austauschen.

Rund 30% der deutschen Arbeitnehmer gehen laut Hochrechnungen des Statistischen Bundesamts im Laufe der nächsten 15 Jahre in den Ruhestand. Sie gehören den geburtenstarken Jahrgängen 1946 bis 1964 an und werden bei ihrem Renteneintritt auch in der Bau- und Immobilienwirtschaft weitere Lücken in der Personaldecke hinterlassen. Dabei werden geeignete Experten für viele Positionen in der Branche schon jetzt händeringend gesucht.

"Wir müssen uns dem Thema jetzt wirklich annehmen", sagt Sunniva Stüven. Die Investmentmanagerin hat für ihre Masterarbeit an der EBS Universität mit fast 300 Young Professionals und mit Führungskräften aus der Immobilienwirtschaft über Bedürfnisse und Herausforderungen am Arbeitsmarkt gesprochen. Ein Problem sind dabei kleiner werdende Jahrgänge, wodurch weniger junge Leute nachrücken könnnen. 

Um den Personalmangel zu reduzieren, steht für sie deshalb fest: "Wir müssen zusehen, dass die Digitalisierung voranschreitet", denn mithilfe von Innovationen aus Proptechs können langfristig Arbeitsschritte, etwa aus der Sachbearbeitung, an digitale Tools übergehen. "Diese müssen aber erst entwickelt werden und den Bedürfnissen der Endnutzer auch entsprechen. Dafür ist ein enger Austausch zwischen den Immobilienunternehmen und den Proptechs nötig."

Durch den verstärkten Einsatz von digitalen Tools erweitere sich langfristig das Spektrum an Fachgebieten, die in der Branche mitwirken. Es werden mehr ITler nötig sein. Diese bilden einen ganz neuen Pool an Nachwuchskräften, die die Branche für sich gewinnen kann.

Berufsbilder sind oft große Unbekannte

Nach ihren Beobachtungen ist vielen Schulabgängern während der Phase ihrer Berufsorientierung nicht klar, welche Aufgabengebiete die Immobilienwirtschaft abdeckt. "Viele denken als erstes an den Makler oder an den Hausverwalter", berichtet sie. "Dass die Tätigkeitsfelder viel vielfältiger sind, ist gerade jungen Menschen bei der Wahl ihrer Ausbildung gar nicht klar." Vor allem die gestalterischen Möglichkeiten, durch die Branche Wirkung entfalten kann, müssen aus ihrer Sicht besser kommuniziert werden – außerhalb der üblichen Immobilienkreise.

"So könnten Interessierte schon wesentlich früher, und zwar in einem passenden Alter, abgeholt und für die Branche gewonnen werden." Dass das möglich ist, zeigt das Planspiel Urban Plan, das der Verband Urban Land Institute (ULI) seit 2017 an mehr als 40 deutschen Schulen durchgeführt hat. Schüler schlüpfen dabei in die Rolle von Stadtplanern, spielen deren Aufgaben in Workshops durch, um ganze Quartiere und deren Infrastruktur zu entwickeln. Solche Wege könnten auch Unternehmen gehen, um Interessierte für Ausbildungen in der Immobilienwirtschaft – und nicht zuletzt auch für den Bau zu gewinnen.

Stüven setzt auch auf Zuwanderung. "Neben qualifizierten Kräften aus dem Ausland müssen wir auch solche mit Potenzial gewinnen und entsprechend qualifizieren, beziehungsweise ausbilden."

Teambuilding ist eine Führungsaufgabe

Die jetzigen Immobilienprofis sieht Stüven ebenfalls in der Pflicht. "Die Generationen müssen sich austauschen. Und zwar nicht nur auf Bühnen und in Panels bei Veranstaltungen, sondern auch im Berufsalltag", appelliert sie. Experteninterviews, die Stüven für ihre wissenschaftliche Arbeit mit Führungskräften aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern geführt hat, haben ihr gezeigt, dass viele Mitarbeiter die Meinungen und Ideen der Next Gen berücksichtigen. Das funktioniere im Alltag besonders gut, wenn sich Teams aus diversen Mitgliedern  zusammensetzen. Dazu zählen u.a. verschiedene Altersgruppen. "Eine wichtige Führungsaufgabe ist, zu entscheiden, wie diese gemischten Teams sinnvoll zusammengesetzt werden."

Wenn das mit Blick auf die Berufserfahrung nicht gelingt, weiß Sebastian Wirbals, können Berufseinsteiger früh in ihrer Karriere den Spaß am Job verlieren. Wirbals ist seit zehn Jahren bei der List-Gruppe für Personal und Teams zuständig. Das Generalunternehmen, das im Sommer seinen elften Standort eröffnet, ist über die Jahre auf rund 650 Mitarbeiter gewachsen und stolz drauf, dass die meisten viele Jahre lang bleiben.

Verantwortung von Anfang an gewünscht

Nachwuchstalente als Bauingenieure oder Projekteiter spricht das Unternehmen vor allem auf Karrieremessen an. Doch die Talente können nicht von Anfang an in allen Bereichen eingesetzt werden. "Gerade komplexere Projekte wie Logistikhallen bringen ein großes Stück Verantwortung mit sich. Um das leisten zu können, braucht es oft viele Jahre Berufserfahrung", sagt Wirbals, obwohl er weiß, dass viele Berufseinsteiger am liebsten von Anfang an volle Verantwortung übernehmen würden. "Im Job geht es nicht darum, was man sich selbst zutraut, sondern darum, was man wirklich leisten kann", schränkt er ein. "Man wird beim Berufseinstieg ins kalte Wasser geworfen, doch unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass niemand friert. Denn wenn der Spaß verloren geht, springt der Nachwuchs schnell wieder ab."

Der Berater und Makler CBRE nimmt Nachwuchskräfte schon als Praktikanten oder Werkstudenten bei allen Projekten und Besprechungen dazu. Führungskräfte werden auf den richtigen Umgang mit ihnen geschult, erzählt Head of People Mike Schrottke. Durch die frühe Einbindung funktioniere eine anschließende Übernahme fließend und das Team verjünge sich automatisch. "Bei uns sind 48% der Kollegen 35 Jahre oder jünger", stellt Schrottke fest.

Einer von ihnen ist Lukas Schultz. Der 26-Jährige ist technischer Berater im An- und Verkauf. Dass er nach seinem Studium zum Wirtschaftsingenieur in der Immobilienbranche Fuß gefasst hat, bezeichnet er selbst als "Zufall". Die Entscheidung, nach dem Studentenjob bei CBRE zu bleiben, habe er gefällt, weil ihm das Gefühl eines "begleitenden Berufseinstiegs" vermittelt wurde und er schon früh mit großen Kunden arbeiten durfte.

Sein Beispiel zeigt, dass die Immobilienunternehmen beim Recruiting nicht nur vor der Aufgabe stehen, die einzelnen Berufsbilder und Karrierechancen bekannter zu machen. Um Nachwuchskräfte nach der Einstellung auch langfristig in der Branche halten zu können, müssen Führungskräfte bereit sein, die Next Gen von Anfang an wirklich einzubeziehen.

Janina Stadel

Staatssekretär Patrick Graichen muss gehen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (r.) hatte bis zuletzt an seinem Staatssekretär Patrick Graichen festgehalten. Jetzt muss dieser gehen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (r.) hatte bis zuletzt an seinem Staatssekretär Patrick Graichen festgehalten. Jetzt muss dieser gehen.

Quelle: Imago, Urheber: photothek

Köpfe 17.05.2023
Der umstrittene Staatssekretär Patrick Graichen (Grüne) muss seinen Posten räumen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (ebenfalls Grüne) begründet den Schritt am Mittwoch mit einem ... 

Der umstrittene Staatssekretär Patrick Graichen (Grüne) muss seinen Posten räumen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (ebenfalls Grüne) begründet den Schritt am Mittwoch mit einem neu entdeckten Compliance-Vorfall. Habeck verliert damit seinen wichtigsten Experten für die Energiewende im Gebäudebereich. Die Wohnungswirtschaft hofft auf eine zügige Nachbesetzung.

Es seien am Vorabend Prüfergebnisse zu einem Vorfall von Ende November bekannt geworden, bei dem Patrick Graichen die Compliance-Vorschriften verletzt habe, berichtete Robert Habeck am Mittwochvormittag. Der eine Fehler an sich rechtfertige sicherlich keinen so gravierenden Schritt, in der Gesamtschau sei es der eine Fehler zu viel gewesen. Graichen (51) soll in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. 

Bei dem Vorfall ging es um einen Förderantrag des Berliner BUND-Landesverbands, in dem Graichens Schwester engagiert ist. Dieser Antrag wurde im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative nicht bewilligt, es floss auch kein Geld, allerdings zeichnete ihn Graichen als förderfähig – eine Vorstufe der Förderung. Außerdem werde ein zweiter Vorgang „im Graubereich“ unter die Lupe genommen, dabei geht es um die Besetzung der Expertenkommission zur Energiewende. Ans Licht gekommen sind die Vorfälle, weil Habeck nach eigenen Aussagen alle Vorgänge erneut unter Compliance-Vorgaben prüfen ließ.

Graichens Trauzeuge sollte Dena-Chef werden

Graichen stand seit Wochen wegen der Besetzung des Chefpostens bei der Deutschen Energie-Agentur Dena unter Druck. Er hatte darüber mitentschieden, dass sein Trauzeuge neuer Geschäftsführer werden soll und Habeck über dieses Verhältnis erst spät informiert. Die Stelle wird nun neu ausgeschrieben. Außerdem hatte er öffentlich wegen seiner – seit langem bekannten Verwandtschaftsverhältnisse im Ministerium in der Kritik gestanden. Habeck hatte bis zuletzt an Graichen festgehalten. Um den schweren Fehler rund um die Dena-Besetzung zu verteidigen, müsse er sicher sein, dass die Compliance-Brandmauer keine Risse hat, sagte der Minister am Mittwoch. „Diese Risse hat sie nun.“ 

Habeck war bei der kurzen Stellungnahme anzumerken, wie schwer ihm der Schritt gefallen ist. Dass Graichen über ein berechtigtes Maß hinaus angefeindet worden sei, mache ihm große Sorgen, sagte er. „Er hat große Leistungen für dieses Land erbracht.“  

Der bisherige Staatssekretär arbeitete zuvor für den Thinktank Agora und stand für eine konsequente Umsetzung der Wärmewende im Gebäudebereich. Beobachter beschrieben ihn wiederholt als eigensinnig und kompromisslos; für manche galt er im Gegenzug als Garant, dass die Transformation in der Branche nach Jahren des Nicht-Handelns zumindest beginnt.

Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) erklärte in einer ersten Reaktion, er hoffe auf eine zügige Nachbesetzung. Es brauche einen „passenden Nachfolger für diese schwierige und überaus komplexe Aufgabe“,  der den Themen der Wohnungswirtschaft offen gegenübersteht und zu einer konstruktiven Zusammenarbeit bereit ist, erklärte GdW-Präsident Axel Gedaschko auf Nachfrage.
Kristina Pezzei

München trennt sich von Gewofag-Chef Klaus-Michael Dengler

Klaus-Michael Dengler muss seinen Hut nehmen.

Klaus-Michael Dengler muss seinen Hut nehmen.

Quelle: Gewofag, Urheber: Stephan Rumpf

Karriere 17.03.2023
Die Stadt München hat mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit Gewofag-Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler beendet. ... 

Die Stadt München hat mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit Gewofag-Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler beendet.

Klaus-Michael Dengler, bisher Geschäftsführer der städtischen Münchner Wohnungsgesellschaft Gewofag, ist über die sogenannte Schriftproben-Affäre gestolpert. In einem Gespräch mit Münchens dritter Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), die dem Aufsichtsrat der Gewofag vorsteht, sei man „gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass es hinsichtlich des forensischen Gutachtens nicht möglich ist, das Vertrauen zwischen Geschäftsführer und den Gremien wiederherzustellen“. Sie habe daher Denglers „Angebot angenommen, dem Aufsichtsrat vorzuschlagen, die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung zu beenden“. Ein kommissarischer Nachfolger soll bald feststehen.
Alexander Heintze

IG Bau warnt vor langfristigen Personalfolgen bei Stellenabbau

Karriere 07.03.2023
Die sinkende Auftragslage im Wohnungsbau könnte bei vorübergehendem Personalabbau den Fachkräftemangel am Bau auch langfristig verstärken. Davor warnt die Gewerkschaft IG Bau und zieht ... 

Die sinkende Auftragslage im Wohnungsbau könnte bei vorübergehendem Personalabbau den Fachkräftemangel am Bau auch langfristig verstärken. Davor warnt die Gewerkschaft IG Bau und zieht Vergleiche zur Gastronomie, wo sich nach den Corona-Lockdowns viele Fachkräfte umorientiert haben.

Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr um 9,6% gesunken. Dabei sind es v.a. Aufträge im Wohnungsbau, die laut Carsten Burckhardt, zuständigem Mitglied für die Bauwirtschaft bei der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), zurückgegangen sind. Er beobachtet, dass sowohl börsennotierte Unternehmen als auch kommunale, kirchliche und genossenschaftliche Wohnungsgesellschaften trotz bundesweitem Wohnungsmangel zuletzt immer mehr Aufträge für Neubauten und Sanierungen auf Eis gelegt haben und sieht das als Alarmsignal für die Beschäftigten im Baugewerbe. 

„Einen Fehler dürfen wir jetzt nicht machen“, sagt er, „Wir dürfen keinen Bauarbeiter nach Hause schicken.“ Dadurch würden Personalkapazitäten, die in den letzten Jahren aufgebaut wurden, leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.

Personalressourcen halten

Burckhardt warnt vor dem „Gastro-Effekt“, der sich während der Lockdowns in der Corona-Pandemie im Gastgewerbe gezeigt hat: „Wer einmal geht, der ist weg. Der kommt, wenn man ihn braucht, nicht zurück. Das haben die Pandemie-Lockdowns in der Gastronomie gezeigt“, erklärt er. 

Er ruft daher Bund und Länder auf, das Bauen zu fördern und Maßnahmen im Bestand zu erleichtern. „Notwendig ist ein konsequentes Durchforsten des Dickichts von Gesetzten und Verordnungen – ein Ausmisten bei den Vorschriften, die Neubau und Umbau verhindern“ und legt dabei den Fokus auf die Auswirkungen auf das Personal: „Manpower und Material sind da. Dieses Potential darf der Staat jetzt nicht verschenken.“

Janina Stadel