Einblicke in den Arbeitsalltag helfen bei der Jobwahl
Bei Netzwerktreffen und Messen suchen Nachwuchskräfte den persönlichen Austausch.
Quelle: Career Pioneer GmbH & Co.KG, Urheber: Alexander Sell
Nicht nur zum fachlichen Austausch, sondern auch zur Berufsorientierung nutzen Studenten und Absolventen Angebote von Netzwerkgruppen. Denn dort werden Fragen beantwortet, die die Stellenausschreibungen offen lassen.
Bei der Entscheidung für den ersten Job zählt für junge Brancheneinsteiger vor allem eins: Die Stellenbeschreibung muss stimmen. Mehr als drei Viertel der 516 Studenten, die an der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) teilgenommen haben, gaben an, den für sie passenden Aufgabenbereich bei der Stellenwahl als wichtig oder sogar sehr wichtig anzusehen. Doch ohne vorherige Praxiserfahrung ist vielen nicht klar, was sich hinter den vielfältigen Berufs- und Aufgabenbezeichnungen bei den Unternehmen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft verbirgt.
"Ob ich ausbildungstechnisch zur Stelle passe, kann ich meistens noch gut abschätzen", sagt Thorsten Niehoff. Er steht kurz vor seinem Masterabschluss in Immobilienwirtschaft an der FH Münster und gehört zu den rund 70% der Umfrageteilnehmer, die schon einmal klassische Stellenportale wie Indeed oder Stepstone genutzt haben, um sich einen Überblick über Karrierechancen nach der Ausbildung zu verschaffen. Doch wenn es nicht um die geforderten Leistungen des Bewerbers, sondern um die Darstellung von Aufgaben und Zuständigkeiten im Arbeitsalltag geht, werden bei kurzgefassten Annoncen nicht immer alle relevanten Fragen beantwortet. "Mein Eindruck ist, dass kleinere Unternehmen die Aufgaben und Anforderungen konkreter abstecken und klarer formulieren als größere. Große Unternehmen lassen häufiger Interpretationsmöglichkeiten", beschreibt er seine Erfahrung.
Ähnliche Beobachtungen hat auch Masterstudent Joshua Wickenhäuser von der TH Köln gemacht. "Meistens sind in Stellenausschreibungen wenig relevante Infos zum Unternehmen selbst zu finden. Informationen zu Standorten, Mitarbeiterzahl und Businessbereiche sind aber interessant", sagt der angehende Bauingenieur.
Den direkten Weg über die Unternehmenswebseiten haben fast 50% der Studenten gewählt, um einen Eindruck vom Unternehmen als Arbeitgeber zu bekommen. Über die Karriereseite hinaus informieren sich die meisten aber erst dann zu aktuellen Projekten oder verbundenen Tochtergesellschaften, wenn sie für eine ausgeschriebene Stelle an einem passenden Standort infrage kommen. Statt online ins Blaue hinein zu recherchieren, lassen sich Studenten und Absolventen gerne über Social-Media-Posts von den Aktivitäten der Unternehmen überzeugen.
36% folgen Unternehmen auf Linkedin oder sind Mitglied in virtuellen Gruppen der Businessplattform. Das wissen die Unternehmen und gestalten entsprechenden Content. "Wir vermarkten unsere Stellen parallel auf Stellenportalen und Social Media sowie über unser eigenes Mitarbeiternetzwerk", sagt Stephan Domke, Head of HR bei BNP Paribas Real Estate. "Besonders unsere Mitarbeitenden spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie unser Unternehmen kennen, es in ihrem Netzwerk empfehlen und authentisch davon berichten können", erklärt er. Das Unternehmen postet deshalb regelmäßig Content, der Einblicke in den Arbeitsalltag bietet oder einzelne Mitarbeiter und deren Werdegang im Unternehmen vorstellt. Das hilft auch den Studenten, sich ein Bild von täglichen Aufgaben und Karrierewegen zu machen.
Vor Ort die Atmosphäre erschnuppern
Sie schätzen die Einblicke in die Büros und nehmen deshalb gerne an Events teil, die in die Unternehmensräumlichkeiten locken. Möglichkeiten dazu bieten Arbeitgeber regelmäßig durch die Zusammenarbeit mit Netzwerken, wie Mike Schrottke, Head of People von CBRE, berichtet. "Der Austausch mit Nachwuchsnetzwerken ist besonders wichtig für das nachhaltige Employer-Branding", sagt er. "Wir wollen zeigen, wer wir sind. Deshalb laden wir studentische Gruppen und Vereine regelmäßig zu fachlichen Vorträgen und Network-Events ein", fasst er zusammen. Dabei prägt sich das Gastgeberunternehmen in den Köpfen der jungen Talente ein und die Gastgeber bekommen einen Eindruck davon, worauf es der Next Gen bei der Wahl eines Arbeitgebers ankommt. Weil die Events meist in den eigenen Büros stattfinden, können sich die Besucher anders als bei Treffen auf Karrieremessen oder bei Gastvorträgen an der Hochschule ein konkretes Bild von der Arbeitsatmosphäre und der Ausstattung von Standorten machen.
Von den Umfrageteilnehmern gaben knapp über einem Drittel an, schon einmal gezielt nach solchen Angeboten Ausschau gehalten zu haben, um sich über konkrete Job- und Karrierechancen bei einem Unternehmen zu informieren. Ein weiteres Drittel plant, sich einer Gruppe noch vor dem Erhalt des Abschlusszeugnisses, also pünktlich vor der ersten richtigen Jobsuche anzuschließen. Am beliebtesten sind dabei Netzwerke, die direkt von den Hochschulen ausgehen. Studenten- und Alumnigruppen machten fast ein Drittel der angegebenen Netzwerkmitgliedschaften in der Umfrage aus. Fast 20% der Angaben entfallen auf Nachwuchsnetzwerke, die regionale Treffen und regelmäßige Events für Mitglieder anbieten. Zu ihnen zählen vor allem die Immobilienjunioren, denen sich deutschlandweit schon 1.173 Young Professionals als aktive Mitglieder angeschlossen haben, sowie das 2022 gegründete Netzwerk Future of Real Estate (Fore). Es kommt auf 2.163 Mitglieder und richtet sich vorzugsweise an Personen, die ihr Studium noch nicht abgeschlossen haben.