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Der Nachwuchs sucht Mittelständler

Am liebsten zu einem mittelständischen Projektentwickler in die
Rhein-Main-Region lautet die Wunschkombination der baldigen
Berufseinsteiger in der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive.

Am liebsten zu einem mittelständischen Projektentwickler in die Rhein-Main-Region lautet die Wunschkombination der baldigen Berufseinsteiger in der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive.

Bild: Andrey Kiselev/Fotolia.com

Karriere 04.10.2012
Zu Beginn ihres Studiums haben viele junge Menschen zunächst nur eine grobe Vorstellung davon, wo sie der Job einmal hinführen soll. Nach den ersten Praktika und Nebenjobs sowie mit steigender ... 

Zu Beginn ihres Studiums haben viele junge Menschen zunächst nur eine grobe Vorstellung davon, wo sie der Job einmal hinführen soll. Nach den ersten Praktika und Nebenjobs sowie mit steigender Semesterzahl wird den Studenten jedoch langsam klar, was sie sich beruflich vorstellen können - und was nicht. Ob Branchensegment, Stadt oder Unternehmensgröße, die 714 teilnehmenden Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge haben ihre Präferenzen in der diesjährigen IZ-Joboffensive klar geäußert und sich dabei auch noch Verhandlungsspielraum gelassen.

Die Königsklasse der Immobilienwirtschaft - die Projektentwicklung - hat ihre Anziehungskraft auf den Nachwuchs nicht verloren. Zum neunten Mal in Folge verteidigt dieses Segment seine Spitzenposition in der jährlichen Umfrage zur Joboffensive. An der Arbeitsmarkt- und Gehaltsumfrage der Immobilien Zeitung beteiligten sich in diesem Jahr 714 Studenten immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge. Jeder fünfte von ihnen würde nach seinem Abschluss am liebsten in die Projektentwicklung einsteigen. Auf Rang zwei der Beliebtheitsskala steht wie auch schon in den beiden Vorjahren das Asset- und Property-Management, das sich jeder Sechste als späteres Einsatzgebiet wünscht. Knapp jeder zehnte Student sieht sich im Segment Bewertung und Rang vier teilen sich die drei Teilsegmente Fondsmanagement, Projektsteuerung/-management und Immobilienberatung.

Obwohl in diesem Jahr insgesamt fünf Maklerhäuser zu den fünfzehn Top-Arbeitgebern zählen, gehören die Segmente Vermittlung von Wohnimmobilien (4%) bzw. Vermittlung von Gewerbeimmobilien (2%) nicht zu den favorisierten Tätigkeitsbereichen des Nachwuchses. Ins Facility-Management zieht es ebenfalls nur 4% der Umfrageteilnehmer. Einige feine Unterschiede zeichnen sich zwischen den Geschlechtern ab: Männer begeistern sich stärker fürs Fondsmanagement und die Projektentwicklung, während es die Frauen stärker in das/die Projektmanagement/-steuerung sowie die Vermittlung von Wohnimmobilien zieht. Und es gibt auch eine Gruppe, die die Projektentwicklung nicht auf den ersten Platz setzt: die Studenten an Fachhochschulen. Sie nennen das Asset- und Property-Management an erster Stelle.

Doch nicht nur das Branchensegment, sondern auch die Unternehmensgröße ist ein wichtiges Attribut bei der Wahl des künftigen Arbeitgebers. Großkonzerne haben andere Strukturen als mittelständische Familienunternehmen und eine angelsächsisch geprägte Unternehmenskultur unterscheidet sich von einer vertrauteren deutschen. Was bevorzugen also die baldigen Berufseinsteiger?

37% wollen zu Mittelständlern

Die Befragungsteilnehmer zieht es wie schon im Vorjahr am ehesten in mittelständische Unternehmen: 37% möchten in Betrieben mit weniger als 500 Mitarbeitern beschäftigt sein. Das ist eine schlaue Strategie, denn 95% der Stellenangebote werden von Betrieben mit weniger als 500 Mitarbeitern gestellt. Kleine und mittlere Betriebe sorgten für einen stabilen Stellenmarkt, heißt es in einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Arbeitskräftebedarf dieser Betriebe sei im zweiten Quartal 2012 leicht positiv und die Zahl der offenen Stellen habe sich um 4% im Vergleich zum Vorjahresquartal erhöht. Das Grundstücks- und Wohnungswesen zählt dabei zu den Bereichen, die einen besonders hohen Anstieg zu verzeichnen hatten. Anders hingegen sieht es bei den Großunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern aus. Dort sei nach der IAB-Untersuchung die Zahl der offenen Stellen im zweiten Quartal 2012 auf knapp 50.000 gesunken im Vergleich zum Vorjahresquartal (65.000). "Die Großbetriebe sind aufgrund ihrer stärkeren internationalen Verflechtung besonders von der anhaltenden Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Europa beeinflusst", erklärt die IAB-Arbeitsmarktforscherin Anja Kettner. Obwohl Großbetriebe aktuell nur ca. 5% der Stellenangebote stellen, sind sie für die Studenten als künftige Arbeitgeber von Interesse: Ein Drittel der Teilnehmer würde gern in einem solchen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten arbeiten. Und immerhin 19% der Studenten wären gerne ihr eigener Chef und selbstständig tätig. Während sich jeder vierte Student eine Selbstständigkeit vorstellen kann, sind es bei den Studentinnen nur 12%.

Am liebsten ins Rhein-Main-Gebiet

Die Studenten haben nicht nur klare Präferenzen bei ihrem späteren Tätigkeitsfeld, sondern auch bei ihrem Einsatzort: Ganz oben auf der Wunschliste steht Frankfurt mit dem Rhein-Main-Gebiet (16%). Damit schiebt sich das wirtschaftliche Powerhouse vor Hamburg und Berlin. Aber auch München, Stuttgart und Leipzig gehören zu den favorisierten Regionen. Offen für die Möglichkeiten, die sich bieten werden, sind immerhin 6% der Studenten: Sie würden überall hingehen.

Auch das Ausland stellt für 56% der Befragungsteilnehmer eine Alternative dar. Besonders reiselustig sind Studenten an Universitäten, von denen es 72% in die Ferne zieht. Auch Studenten im Erststudium könnten sich einen Weggang aus Deutschland vorstellen, während Studenten an sonstigen Bildungseinrichtungen, wie z.B. Weiterbildungsakademien, das Ausland am wenigsten reizt. Besonders beliebt bei den 401 Studenten, die gern im Ausland arbeiten würden, sind die USA (22%) und Großbritannien (20%). Hauptsache weg, egal wohin, ist für jeden Zehnten eine Option.

Sonja Smalian

Wie Immo-Frauen arbeiten ...

Die Zukunft sei weiblich, heißt es oft. Doch von einer gleichberechtigten Teilhabe in der Arbeitswelt kann noch keine Rede sein, denn 72% der befragten Frauen machen spezifische Problemfelder für Frauen in ihrem Unternehmen aus.

Die Zukunft sei weiblich, heißt es oft. Doch von einer gleichberechtigten Teilhabe in der Arbeitswelt kann noch keine Rede sein, denn 72% der befragten Frauen machen spezifische Problemfelder für Frauen in ihrem Unternehmen aus.

Bild: ArTo/Fotolia.com

Karriere 04.10.2012
... hat der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft in einer gemeinsamen Studie mit IVG Immobilien untersucht. Ziel war es, einen verlässlichen Datensatz zu erhalten, um eine Bestandsaufnahme ... 

... hat der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft in einer gemeinsamen Studie mit IVG Immobilien untersucht. Ziel war es, einen verlässlichen Datensatz zu erhalten, um eine Bestandsaufnahme der Arbeitswelt von Frauen in der Immobilienwirtschaft zu zeichnen. Die beiden getrennt durchgeführten Befragungen von Personalverantwortlichen und Beschäftigten brachten einige überraschende Ergebnisse zutage.

Die gläserne Decke gibt es auch in der vorwiegend männlich dominierten Immobilienwirtschaft. So empfinden es zumindest die Frauen, die dort arbeiten: 35% führen schwierigere Beförderung als Problemfeld auf, jede zweite Frau nennt Gehaltsunterschiede und Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie.

Das zeigt eine aktuelle Untersuchung von IVG Research in Kooperation mit dem Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft. Durchgeführt wurden zwei getrennte Umfragen unter Personalverantwortlichen der Immobilienbranche und weiblichen Beschäftigten. Insgesamt haben sich 57 Unternehmensvertreter und 367 Beschäftigte an der Umfrage beteiligt.

Jeder zweite Beschäftigte in der Immobilienwirtschaft ist weiblich

Frauen stellen knapp die Hälfte der Beschäftigten in der Immobilienwirtschaft, zumindest bei den Befragungsteilnehmern (46% bzw. 48%). Jedoch im Top-Management besetzen sie nur knapp jede zehnte Stelle, so die Einschätzung der Beschäftigten, und jede fünfte Position nach Auskunft der Personalverantwortlichen. Im Mittel-Management schwankt der Anteil zwischen 21% und 24%. Unisono schätzen beide Befragungsgruppen, dass 40% der hochqualifizierten Fachkräfte inzwischen weiblich sind. Frauen seien oft deshalb in Führungspositionen, weil sie sich selbstständig gemacht hätten, heißt es in einem Statement des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft. Die Bedeutung des Themas Frauenförderung sei vielen großen Unternehmen noch nicht bewusst.

Dem Thema Frauenförderung haben sich in der Tat nur wenige Immobilienunternehmen bislang verschrieben: 12% der Personalverantwortlichen gaben an, dass das Thema ein Teil der Unternehmensstrategie ist, von den Beschäftigten behaupteten das 21%.

Interessanterweise gibt es jedoch in mehr Unternehmen spezielle Fördermöglichkeiten für Frauen, auch wenn es nicht zur Unternehmensstrategie gehört - und zwar in jedem vierten bzw. fünften Unternehmen. Am allerhäufigsten handelt es sich dabei um Angebote zur Teilzeitarbeit, die von 80% der Unternehmen zur Frauenförderung zählt. Auf den beiden folgenden Plätzen werden flexible Arbeitszeiten und Home-Office-Angebote genannt. Streng genommen sind das jedoch keine frauenspezifischen Maßnahmen, sondern allgemeine Maßnahmen, die eine größere Vereinbarkeit von Beruf und Familie herstellen sollen. Sind das jedoch Ansätze, um Frauen auch in Führung zu bringen? Mentoringprogramme oder gar die spezielle Förderung von Frauen auf Führungspositionen hin bieten nur wenige Unternehmen an. 82% bzw. 75% (Unternehmensumfrage) der Frauen arbeiten in Vollzeit. Etwa 40% der Befragten haben Kinder. Ob sich diese Frauen Teilzeitlösungen wünschen, bleibt offen.

Beim Thema Frauenquote zeigen die Umfrageergebnisse das Dilemma, in dem sich viele aufstiegswillige Frauen befinden: Für eine Quotenregelung sind sie nicht, aber an eine deutliche Veränderung der Situation ohne Quoten mögen sie nicht recht glauben: 26% der Beschäftigten befürworten die Einführung einer flexiblen und 52% einer starren Frauenquote. Hingegen geben nur 14% der Personaler an, dass ihr Unternehmen für die Einführung eines Quotenmodells sei.

Die Studie wird auf der Expo Real präsentiert und diskutiert. Welche Maßnahmen die Frauen in der Immobilienwirtschaft daraus für die eigene Arbeit und das Selbstverständnis ableiten werden - die Branche darf gespannt sein.

TIPP

Die "Marktstudie: Immobilienfrauen 2012 - Zahlen, Daten, Fakten" wird am 10. Oktober 2012 auf der Expo Real im Rahmen eines Internationalen Frauenfrühstücks vorgestellt. Den Vortrag hält Dr. Thomas Beyerle, Head of CS & Research von IVG Immobilien. Die Veranstaltung findet von 9 Uhr bis 10 Uhr auf dem Stand der Stadt München (A1.320) statt.

Sonja Smalian