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Karriere 03.07.2014
Sonja Smalian

HR vermessen

Messen deckt Missstände auf, auch im "soften" Personalmanagement.

Messen deckt Missstände auf, auch im "soften" Personalmanagement.

Bild: BilderBox.com

Karriere 03.07.2014
Erfolgsfaktoren, vor allem kritische, werden in der Industrieproduktion mit Leistungskennzahlen gesteuert und gemessen. Diese Key Performance Indicators (KPI) hat Drees & Sommer nicht nur für ... 

Erfolgsfaktoren, vor allem kritische, werden in der Industrieproduktion mit Leistungskennzahlen gesteuert und gemessen. Diese Key Performance Indicators (KPI) hat Drees & Sommer nicht nur für seine Dienstleistung definiert, sondern auch für sein Personalmanagement. Von der Rekrutierung bis zum Ausscheiden werden Kennwerte gemessen. Warum das so ist, erläutert Vorstand Dierk Mutschler im Interview.

Immobilien Zeitung: Herr Mutschler, wieso haben Sie Key Performance Indicators auch im Personalmanagement eingeführt?

Dierk Mutschler: Weil wir damit gute Erfahrungen in unserem Kerngeschäft gemacht haben. Vor etwa fünf Jahren hat Drees & Sommer das Konzept Lean Construction Management auf seinen Baustellen eingeführt. Dabei haben wir uns an der Vorgehensweise der Industrie, beispielsweise der Automobilhersteller, orientiert.

IZ: Ist das in der Immobilienwirtschaft mit ihren Einzelprojekten überhaupt machbar?

Mutschler: Die Industrie hat es geschafft, ihre Produktion zu standardisieren und ein Baukastensystem zu entwickeln. Warum sollte sich die Immobilienbranche davon nicht etwas abgucken? Meiner Meinung nach könnten noch viel mehr Prozesse beim Bauen im Sinne des Lean-Management- und Kaizen-Gedankens modularisiert werden. Wer seine Prozesse schon in der Vorbereitungsphase vereinfacht, wird künftig erfolgreich sein. Und Erfolg muss messbar sein, deswegen haben wir KPIs eingeführt. Irgendwann stellte sich dann die Frage, warum machen wir das eigentlich nicht bei uns intern auch?

IZ: Welche internen Bereiche steuern sie inzwischen mit KPIs?

Mutschler: Zum einen prüfen wir damit die Mitarbeiterstruktur, also wie viele Führungskräfte, Projektmanager oder Praktikanten im Unternehmen beschäftigt sind. Gleicht die Altersstruktur noch einem Tannenbaum?

IZ: Der Tannenbaum dürfte sich bei Ihnen ständig verändern. Allein im vergangenen Jahr hat sich Drees & Sommer mit 270 Mitarbeitern verstärkt. Das ist ein Plus von 18%. Und in diesem Jahr sollen abermals mehr als 200 neue Mitarbeiter dazukommen.

Mutschler: Ja, das stimmt. Durch das neue Messsystem wissen wir aber auch, wie effizient unsere Rekrutierungswege sind. Derzeit sind mehr als 40 unserer Kollegen als Dozenten an verschiedenen Hochschulen aktiv. Jetzt sehen wir auf einen Blick, wie viele Nachwuchskräfte jeder Dozent für D&S gewinnen konnte - und wo sich das Engagement vielleicht nicht lohnt.

IZ: Sie erfassen sicherlich auch Ihre Fluktuationsquote.

Mutschler: Ja, der KPI dafür liegt zwischen 6,5% und 7%. Das ist ein sehr guter Wert, aber wenn ich ihn nicht erfasse, dann sehe ich bestimmte Entwicklungen nicht. So haben wir festgestellt, dass es beim Onboarding- Prozess, also bei der Integration neuer Mitarbeiter eine Schwachstelle zwischen dem vierten und neunten Monat gibt. Eine Kündigung ist immer auch eine persönliche Absage an das Unternehmen und seine Mitarbeiter. Deswegen haben wir jetzt Gespräche mit neuen Mitarbeitern nach 100, 200 und 300 Tagen eingeführt. Geht trotzdem jemand im ersten halben Jahr, fragen wir im Rahmen eines Exit-Gesprächs nach den Gründen - denn wer geht, redet Tacheles.

"Eine Kündigung ist immer auch eine persönliche Absage an das Unternehmen und seine Mitarbeiter."
IZ: In der unternehmenseigenen Akademie bilden Sie Ihre Mitarbeiter intern weiter. Welche Veränderungen hat das neue System dort gebracht?

Mutschler: Unser Ziel sind individuelle Entwicklungspläne. Wir prüfen, wie viele Mitarbeiter an Programmen teilgenommen und wie viele einen Abschluss erlangt haben. Wir möchten nicht mit der Gießkanne ausbilden und auch nicht zuschauen, wie weit es jemand in der internen Weiterbildung wohl schaffen wird. Deswegen werden Lernziele als KPI im Zielvereinbarungsgespräch festgelegt. Belegt ein Mitarbeiter einen Kurs, dann muss er danach auch entsprechend eingesetzt werden. Auch das Kurssystem wird dadurch ständig optimiert.

IZ: Wie reagieren die Mitarbeiter auf ein solches Instrument?

Mutschler: Viele Mitarbeiter sind am Unternehmen beteiligt. Ihre Vergütung ist somit direkt vom Unternehmenserfolg abhängig. Als Projektsteuerer vermessen sie den ganzen Tag den Fortschritt von Projekten, deswegen haben sie keine Berührungsängste mit dem Werkzeug. Das ist Teil der DNA von Drees & Sommer.

IZ: Herr Mutschler, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

IZ