Rekrutieren mit Lage und Ausstattung
Der Surf- und Sportwear-Hersteller Hurley hat die Küche für seine Mitarbeiter am Hauptsitz in Kalifornien vom Grafikkünstler Dalek gestalten lassen.
Bild: Hurley Headquarters, Fotografie von Brandon Shigeta, aus "WorkScape", Copyright Gestalten 2014
Im Wettkampf um Fachkräfte kann auch Betongold glänzen. "Es lohnt sich für Unternehmen, in die Qualität des Arbeitsumfelds zu investieren", glaubt Ken Kuhnke von HIH. Denn Lage und Ausstattung von Büros spielen für die Arbeitgeberattraktivität eine Rolle.
Unternehmen in zentraler Innenstadtlage können mit einer guten Erreichbarkeit und Einkaufsmöglichkeiten punkten. Das mache sie auch zu attraktiveren Arbeitgebern, sagen 62% der Bürobeschäftigten in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage mit insgesamt 504 Befragungsteilnehmern des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von HIH Hamburgische Immobilien Handlung.
Für eine positive Außenwirkung seien vor allem die Qualität der Produkte und Dienstleistungen sowie die Mitarbeiter verantwortlich, sagt fast jeder Befragte. Doch auch die Ausstattung der Büros und der Internetauftritt spielen eine bedeutende Rolle (82% bzw. 84%). Eine gute Adresse bewertet wiederum jeder Zweite als wichtig für eine positive Wahrnehmung von außen. Was die Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsumfeld angeht, sind die Faktoren Lage (52%) und Ausstattung (86%) wichtig, aber als entscheidendes Merkmal nennen nahezu alle Befragungsteilnehmer die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern und Vorgesetzten.
Dennoch gilt: Unternehmen können mit der Immobilie und deren Lage auf Mitarbeiterfang gehen, und zwar besonders stark bei Berufseinsteigern, wie auch die diesjährige Umfrage zur IZ-Joboffensive zeigt. Der Standort des Unternehmens spielt bei der Arbeitgeberwahl eine wichtige Rolle. Auf einer Skala von eins (sehr wichtig) bis sechs (unwichtig/nicht relevant) bewerteten die Studenten den Standort mit zwei. Ebenso stark wird das Image des Unternehmens bei der Arbeitgeberwahl berücksichtigt. Das wiederum wird durch eine gute Adresse bestärkt wird, wie die HIH-Umfrage zeigt.
Dass Unternehmen umziehen, um eine günstigere Miete zu erzielen, beobachtet Ken Kuhnke, Leiter Vermietungsmanagement bei HIH, kaum noch. Es gehe vielmehr um eine bessere Ausstattung und Lage. "Hintergrund ist nicht selten Handlungsdruck bei der Rekrutierung von Fachkräften", sagt Kuhnke, der mit HIH rund 150 Mietverträge pro Jahr betreut. Wer in eine bessere und damit teurere Lage ausweiche, kompensiere dies nicht selten durch eine kleinere Fläche.
Das entspricht dem globalen Trend: Die Fläche pro Büromitarbeiter hat sich seit 2010 um rund 25% je Mitarbeiter reduziert, wie eine weltweite Befragung des Verbands der Corporate Real Estate Manager, CoreNet Global (CNG), aus dem vergangenen Jahr zeigt. 43% der Befragungsteilnehmer verfügen über mehr Gemeinschaftsflächen als persönliche Flächen für individuelles Arbeiten. Der Trend zum Großraumbüro sieht Kuhnke auch in Deutschland weiter im Kommen.
Eigentlich müssten diese Erkenntnisse die Rekrutierung von Nachwuchskräften zu einem Heimspiel für die Branche werden lassen, die sich der Immobilie verschrieben hat. Doch innovative Workplace-Konzepte und auffällige Gestaltungsmerkmale finden sich bislang eher in der IT-, E-Commerce- oder Lifestyle-Branche. Das zeigt auch ein Blick das Buch "WorkScape", in dem die Herausgeber auf der Suche nach neuen Arbeits- und Büroräumen verschiedene Unternehmen vorstellen, u.a. YouTube, Facebook, Google, Hurley, Red Bull und Jung von Matt. Wann ziehen die Top-Immobilienunternehmen mit ihren Kunden gleich? sma
WorkScape. New Spaces for New Work, hg. von Sofia Borges, Sven Ehmann und Robert Klanten (Berlin: Verlag Gestalten, 240 Seiten, 39,90 Euro, ISBN: 978-3-89955-495-3), zu beziehen über www.iz-shop.de.