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"Es gibt in jedem Franchise-System Spielregeln"

Alexander Kisse ist beim Maklernetzwerk Keller Williams als Geschäftsführer für das Franchise-Management verantwortlich.

Alexander Kisse ist beim Maklernetzwerk Keller Williams als Geschäftsführer für das Franchise-Management verantwortlich.

Quelle: Keller Williams

Karriere 02.11.2023
Mehr als sechs Jahre lang baute Alexander Kisse das Franchise- und Lizenzgeschäft für Dahler & Company aus. Dann wechselte er ins Business Development des Gartencenter- und ... 

Mehr als sechs Jahre lang baute Alexander Kisse das Franchise- und Lizenzgeschäft für Dahler & Company aus. Dann wechselte er ins Business Development des Gartencenter- und Zoohandlungsverbunds Sagaflor. Im Sommer kehrte er als Geschäftsführer von Keller Williams zurück in die Immobilienmaklerbranche. Den Zeitpunkt, ein Franchisenetzwerk aufzubauen, hält er für ideal. Doch auf der Suche nach Franchisenehmern warnt er auch vor Risiken.

Immobilien Zeitung:Nach zwei Jahren sind Sie im Sommer in die Maklerbranche zurückgekehrt. Warum sehen Sie gerade jetzt eine so große Chance für das Franchisegeschäft für Immobilienmakler?

Alexander Kisse: Wir haben sehr herausfordernde Zeiten für Immobilienmaklerbüros, weil sich verschiedene marktbeeinflussende Faktoren überlagern. Das sind im Kern höhere Zinsen für den Endkunden als noch vor 18 Monaten, also eine deutlich andere Finanzierbarkeit von Wohneigentum, gestiegene Lebenshaltungskosten und die energetische Unsicherheit, die Heizungen und Sanierungen betrifft. Keiner dieser Faktoren ist für unsere Branche komplett neu, aber dass gerade alle zeitgleich zusammenkommen, führte dazu, dass Transaktionen zurückgegangen sind und es Umsatzeinbrüche auf der Maklerseite gegeben hat. Viele haben dadurch im letzten Jahr draufgezahlt. Eine Frage, die sich diese Makler jetzt stellen müssen, ist, ob ihr Unternehmen in den kommenden Jahren noch bestehen kann und die eigene Karriere und die private finanzielle Situation sicher ist. Unser Franchise kann Unternehmen in dieser Situation unterstützen und konkrete Lösungsansätze für sie finden.

IZ: Welche Lösungsansätze bietet der Anschluss an ein Franchisenetzwerk wie Keller Williams genau?

Kisse: Sie haben als Unternehmensgründer ein deutlich minimiertes Risiko, weil Sie von den Erfahrungen profitieren, die der Franchisegeber und die angeschlossenen Partner bereits gemacht haben. Es müssen nicht die Fehler wiederholt werden, die möglicherweise andere schon in der Vergangenheit gemacht haben. Wir blicken hier auf die erfolgreichen Karrieren von 200.000 aktiven Kollegen und unzähligen weiteren, die in den letzten 40 Jahren bei Keller Williams Karrieren geschrieben haben.

IZ: Was genau bietet das Keller-Williams-Netzwerk seinen Partnern?

Kisse: Sie kommen als Unternehmensgründer in eine Gemeinschaft, die Sparringspartner und Gleichgesinnte bietet. Also Partner, die die gleichen Probleme haben, vor den gleichen Herausforderungen stehen und deshalb auch gleiche Lösungen anstreben oder sogar schon Lösungswege kennen. Zudem bietet das Netzwerk einem Gründer eine deutlich stärkere Ausgangsposition in der Außenwirkung – zum Beispiel gegenüber Kunden oder anderen Marktteilnehmern. Schließlich bringt das Netzwerk viele Kundenbeziehungen ins Spiel, zu denen die Gründer als Einzelpersonen gar keinen Zugang hätten.

IZ: Wie verändern sich dadurch die Arbeitsweisen?

Kisse: Ein wichtiger Punkt ist die Konzentration auf das Wesentliche. Verantwortlichkeiten werden getrennt und Makler sind in der Lage, sich als Gründer auf die wesentlichen Faktoren ihres Geschäfts zu konzentrieren. Ganz konkret sind das die Beziehungen zu Verkäufern und Kaufinteressenten. Organisatorische und administrative Themen hingegen können durch den Franchisegeber abgebildet werden. Sie können von Trainings und Coachings durch uns profitieren, um sich fortzubilden. Zudem bieten wir Software und technischen Support sowie Zugänge zu Dienstleistern und Services. Sie haben so nicht nur die Chance, selbst Karriere zu machen, sondern bieten auch Ihren Mitarbeitern die Chance auf Karrieren im Unternehmen, denn wer sich mit bestehenden Mitarbeitern anschließt, behält diese weiterhin bei sich unter Vertrag.

IZ: Das klingt erst einmal nach viel Erleichterung. Aber gibt es auch Grenzen in einem solchen Netzwerk?

"Bei jungen Leuten ist die Lernbereitschaft da"

Kisse: Es gibt in jedem Franchisesystem Spielregeln. Das ist auf der einen Seite der Franchisevertrag, auf der anderen Seite die gelebte Kultur, die ich für deutlich wichtiger halte. Und genauso wie ein großes Netzwerk und eine große Gemeinschaft einen ganz großen Vorteil bieten, genauso bieten sie und die Rahmenbedingungen auch Grenzen, oder Leitplanken. Sie sind eben nicht der 100%ige Individualist, der alles anders macht. Sie müssen sich als Teil der Community sehen und die Zusammenarbeit mit Kollegen aktiv einfordern, weil nur so auch Ihre Vorteile wirklich rauskommen.

IZ: Wie genau sieht dieses Mindset bei Keller Williams aus?

Kisse: Es ist davon geprägt, dass wir auf operativer Seite miteinander arbeiten und Themen gemeinsam angehen. Für Makler bedeutet das, einen möglichen Käufer auch mal im Netzwerk eines Kollegen zu suchen und ein Geschäft zusammen zu machen, statt alleine.

IZ: Abgesehen vom Mindset: Was sollte Interessenten klar sein, bevor sie sich einem Franchisenetzwerk anschließen?

Kisse: Die Entscheidung für Franchise ist eine strategische Entscheidung zu wachsen und strukturiert Erfolg zu generieren – unabhängig in welcher Branche. Die Dienstleistungen, die bei uns im Vordergrund stehen, sind Training & Coaching, Technologie, Netzwerk sowie Systeme & Modelle, also Unternehmensberatung. Das heißt, dass Unternehmer ein Alleinstellungsmerkmal identifizieren und wir es gemeinsam fördern.

IZ: Und wenn ich als Makler zuvor noch kein Unternehmen hatte, sondern erst eins aufbauen will? Was muss man dann als Gründer mitbringen?

Kisse: Was man immer mitbringen muss, ist der Wille, Unternehmer zu werden. Dafür muss man bereit sein, die Extrameile zu gehen. Alle fachlichen Themen kann man lernen. Organisatorische und buchhalterische Themen kann man sich aneignen. Ebenso alles zum Thema Personalführung oder Rekrutierung. Wir helfen bei Punkten wie der Gewerbeanmeldung, beim Rechnungen schreiben und beim Kontakt zu Steuerberatern. Dabei haben wir hier auch immer ein Auge darauf, dass nichts vergessen wird, was notwendig ist. Das beizubringen, sehen wir als originäre Aufgabe des Franchisegebers. Die Fachkompetenz Immobilie kann man lernen.

IZ: Wenn man die Immobilie lernen kann, zählen also auch Quer- oder Berufseinsteiger zu Ihrer Zielgruppe?

Kisse: Ich glaube, die Immobilienbranche ist ein Segment, wo man als Quereinsteiger sehr gut starten kann. Das ist ein Erfahrungswert, den die Praxis zeigt. Wer Leidenschaft für Kundengespräche hat, gerne mit Kunden in Kontakt ist und wer Spaß an Kommunikation hat, den würde ich immer zum Maklerberuf motivieren. Jemandem, der absoluter Quereinsteiger und auch noch sehr jung ist, dem würde ich einen Einstieg als Immobilienmakler in einem unserer Standorte – sogenannten Market-Centern – empfehlen. Da reichen unsere Makler jetzt schon von Anfang 20-Jährigen bis zu Erfahrenen, die seit Jahrzehnten im Job sind.

IZ: Wie viel Erfahrung sollte man im Idealfall mitbringen?

Kisse: Wer schon Erfahrung hat, läuft Gefahr, von erlernten Verhaltensweisen keinen Abstand mehr nehmen zu können. Bei jungen Leuten ist die Lernbereitschaft da, aber die Erfahrung fehlt. Für sie ist es wichtig, zu thematisieren, was Gründung wirklich bedeutet. Dazu zählt auch das Thema Durststrecken, denn Selbstständigkeit bedeutet immer auch eine Form von Finanzierung. Man hat nicht am Ende des Monats ein festes Gehalt, sondern immer wieder Liquiditätsströme, die möglicherweise zeitlich verzögert sind. Das muss einem Unternehmer bewusst sein.

IZ: Wie lange dauert der Aufbau eines eigenen Standorts und wie groß kann ein solcher werden?

Kisse: Zwischen Unterschrift und operativem Start gehen wir durchschnittlich von drei Monaten aus. Dabei ist der Franchisenehmer bei Keller Williams derjenige, der ein Market-Center eröffnet. Dafür muss er in der Regel mindestens 20 angeschlossene Makler mitbringen. Dem Market-Center als regionale Community-Plattform können sich dann weitere selbstständige Makler anschließen, die die Leistungen von Keller Williams in Anspruch nehmen können. Das können Solo-Agents sein, Berufseinsteiger, aber auch bestehende Maklerbüros mit mehreren Mitarbeitern. Für Hamburg sehe ich da zum Beispiel rund 150 angeschlossene Makler für die Zukunft.

IZ: Ein bestehendes Netzwerk ist also wichtig?

Kisse: Auf jeden Fall. Deshalb empfehle ich, sich erst einmal einem bestehenden Market-Center anzuschließen, anstatt sofort selbst eins eröffnen zu wollen. So sammelt man erste eigene Erfahrungen und lernt Keller Williams richtig kennen. Mit dieser Begeisterung kann man dann andere anstecken und für sich gewinnen. Wer damit Schwierigkeiten hat, ist für uns möglicherweise nicht die richtige Wahl als Partner. Für ihn kommt dann möglicherweise eine andere Rolle innerhalb von Keller Williams infrage.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kisse.

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

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