Karriere-News

"Der Bau ist seit Jahren multikulti"

"Der Junge macht seinen Weg", sagt Michael Seitz (l.) über Neshan Daoud. Rechts Torsten Rendtel.

"Der Junge macht seinen Weg", sagt Michael Seitz (l.) über Neshan Daoud. Rechts Torsten Rendtel.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Friedhelm Feldhaus

Karriere 26.07.2018
In Hamburg werden Geflüchtete ab 16 Jahren obligatorisch auf das duale Ausbildungssystem vorbereitet. Schwierig sind vor allem Sprache und Aufenthaltsstatus. Aber die Unternehmen sind ... 

In Hamburg werden Geflüchtete ab 16 Jahren obligatorisch auf das duale Ausbildungssystem vorbereitet. Schwierig sind vor allem Sprache und Aufenthaltsstatus. Aber die Unternehmen sind zufrieden mit den meist hochmotivierten jungen Geflüchteten.

Die Bedingungen für die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarkts am Bau sind sehr günstig", erklärt Sönke Fock, Mitglied der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg, zur Integration von Geflüchteten in die Bauwirtschaft. "Die Motivation der Geflüchteten ist groß." Diese Aussage hört man in der Podiumsdiskussion "Vom Flüchtling zur Fachkraft" immer wieder. Organisiert hat sie die Hamburger Bau- und Ausbauwirtschaft.

Auch Torsten Rendtel betont: "Wir sind immer wieder erstaunt, über welche besonderen handwerklichen Fertigkeiten die Flüchtlinge verfügen und mit welcher Energie und Freundlichkeit sie sich in die Ausbildung stürzen." Rendtel ist Geschäftsführer des Ausbildungszentrums Bau (ABZ), eines überbetrieblichen Berufsbildungszentrums. "Der Bau ist seit Jahren multikulti. Hier im Ausbildungszentrum sind über 20 Nationen vertreten. Wir haben keine Schwierigkeiten mit Integration."

Tatsächlich sind 80 bis 90 der jährlich 500 Auszubildenden im ABZ Geflüchtete. Sie werden auf die Ausbildungssituation vorbereitet. Rendtel nennt die zwei größten Integrationshemmnisse: die Sprache und der ungeklärte Aufenthaltsstatus. Und: "Die jungen Flüchtlinge müssen den Wert und die Notwendigkeit einer Berufsausbildung verstehen - und schätzen", betont Michael Seitz, Sprecher der Hamburger Bau- und Ausbauwirtschaft. "Sie müssen auf Themen wie Pünktlichkeit vorbereitet werden, damit wir am Anfang nicht beide Seiten verbrennen - Auszubildende und Betrieb."

Um Sprache, Kultur, soziale Integration und Bildung zu verknüpfen, ist daher für Geflüchtete ab 16 Jahren seit 2016 die Ausbildungsvorbereitung für Migranten - kurz: AvM-Dual - in Hamburg obligatorisch. "Das ganztägige Förderkonzept bereitet die jungen Geflüchteten sowohl mit Deutschunterricht als auch mit Berufspraktika auf einen guten Start in die duale Ausbildung vor", erklärt Reinhard Damm vom Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB). "Die teilnehmenden Betriebe haben so die Möglichkeit, die künftigen Azubis kennenzulernen."

Bildungssenator Ties Rabe (SPD) weist darauf hin, dass 28% der Absolventen des Pilotjahrgangs 2017 in eine Ausbildung gewechselt seien, weitere 8% in Beschäftigung und 6,5% aufs Gymnasium. Die Opposition in der Bürgerschaft jedoch kritisiert, dass nur 92 der 2015 gestarteten 158 Jugendlichen AvM-Dual abgeschlossen hätten. Von diesen seien 39% in der Beratung der Jugendberufsagentur gelandet und 18,5% in trägergestützten Berufsvorbereitungen - ebenfalls eine Warteschleife.

Mit auf dem Podium ist Neshan Daoud, Kriegsflüchtling aus Nordsyrien, der in den Stunden vor der Veranstaltung seine Prüfung als Platten-, Fliesen- und Mosaikleger absolviert hat. Der Mittzwanziger hat in seinem Heimatland Jura studiert und sich mit Jobs auf dem Bau finanziert. "Ich musste hier im Betrieb erstmal beweisen, dass ich arbeiten will. Aber das ist kein Nachteil", reflektiert Daoud die Rahmenbedingungen. "Man kriegt hier, was man braucht." Er denkt nicht über die Wieder- oder Neuaufnahme des Studiums nach. Er möchte arbeiten und Geld verdienen, denn er ist bereits Familienvater.

Der "Musterflüchtling", wie er von einem Podiumsteilnehmer genannt wird, berichtet von den Schwierigkeiten einer schriftlichen Fachprüfung. "Es würde helfen, wenn wir 10 bis 15 Minuten mehr Zeit hätten." Oder die Prüfung mündlich ablegen können, wie Björn Söllner empfiehlt. Der Bauingenieur berichtet, dass "unsere Azubis handwerklich super drauf sind. Aber 50% fallen bei den Zwischenprüfungen durch, weil ihnen die Sprachkenntnis im schriftlichen Bereich fehlt." Damm vom HIBB kennt das Thema. "Wir sind mit der Handwerkskammer im Gespräch."

Rendtel empfiehlt den Unternehmen, Geflüchtete auszubilden. "Firmen, die Flüchtlinge ausbilden, sind durchweg zufrieden." Und Seitz nennt einen Grund, der einige Meister umtreibt. "Manche Betriebe nehmen lieber Geflüchtete, weil sie da aufgrund ihrer Fluchterfahrungen eine gewisse Robustheit vermuten."

Friedhelm Feldhaus

Neinver: Deutschlandgeschäftsführer in neuer Doppelrolle

Sebastian Sommer.

Sebastian Sommer.

Quelle: Neinver

Köpfe 26.07.2018
Sebastian Sommer, bisher beim spanischen Outletcenterbetreiber und -entwickler Neinver sowohl Business Development Director Europe als auch Geschäftsführer der deutschen Landesgesellschaft, ... 

Sebastian Sommer, bisher beim spanischen Outletcenterbetreiber und -entwickler Neinver sowohl Business Development Director Europe als auch Geschäftsführer der deutschen Landesgesellschaft, schlüpft in eine neue Doppelrolle. Ansiedlungsvorhaben u.a. in Deutschland verantwortet jetzt Vanessa Gelado.

Als Marketing & Retail Director Europe kümmert sich Sommer jetzt auch um die Marketing- und Vertriebsaktivitäten an 24 Standorten in sieben Ländern. Die beiden Bereiche werden erstmals in der Geschichte des 1969 gegründeten Unternehmens unter die Verantwortung einer einzigen Führungskraft gestellt, wie Neinver in einer Presseaussendung bemerkt. Seine Rolle als Geschäftsführer von Neinver Deutschland, die er schon seit 2010 spielt, behält Sommer.

Neu ist dagegen dies: Vanessa Gelado, Investment Director bei Neinver, wird nun die Verantwortung für alle Ansiedlungsvorhaben und projektbezogenen Investitionen des Unternehmens übernehmen. Neinver verwaltet aktuell 16 bestehende Outletcenter und tüftelt an den Plänen für drei weitere Projekte. Außerdem betreibt die Firma fünf Fachmarktzentren. Aktiv ist Neinver außer in Deutschland und Spanien auch in Frankreich, Italien, Polen, den Niederlanden und Tschechien.

"Wollen die Bruttomietfläche verdoppeln"

Carlos González, Geschäftsführer der Neinver-Gruppe, an den Sommer künftig direkt berichtet, begründet die Zusammenlegung von Vertrieb und Marketing so: "Wir wollen in den kommenden Jahren weiter expandieren und unsere Bruttomietfläche verdoppeln. Die Zusammenlegung der beiden Geschäftsbereiche ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg." Langweilig soll Sommer nicht werden: "Wir haben gerade in Prag ein neues Outletcenter eröffnet und planen weitere neue Projekte in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Außerdem werden wir einige der bestehenden Center in Europa modernisieren", so González.

Harald Thomeczek

Spielwarenkette Intertoys zieht sich aus Deutschland zurück

In den Niederlanden wird Intertoys auch in Zukunft im ganzen Land Präsenz zeigen.

In den Niederlanden wird Intertoys auch in Zukunft im ganzen Land Präsenz zeigen.

Quelle: imago/Hollandse Hoogte

Karriere 26.07.2018
Der niederländische Spielwarenfilialist Intertoys zieht sich komplett aus Deutschland zurück, weil er hierzulande nach eigenen Angaben Verluste schreibt. Aussicht auf Besserung sieht das ... 

Der niederländische Spielwarenfilialist Intertoys zieht sich komplett aus Deutschland zurück, weil er hierzulande nach eigenen Angaben Verluste schreibt. Aussicht auf Besserung sieht das Unternehmen nicht.

Intertoys wird alle 23 bestehenden Filialen in Deutschland dicht machen. Entsprechende Medienberichte bestätigte eine Sprecherin der Immobilien Zeitung: "Die Läden sollen alle Ende Januar 2019 geschlossen werden. Es kann sein, dass manche Geschäfte, im Zusammenhang mit der Übergabe der Immobilien, ein paar Wochen früher geschlossen werden." Alle rund 250 Mitarbeiter in Deutschland, davon 25 Festangestellte und 225 Teilzeitkräfte - "einschließlich 200 Hilfskräfte" -, verlieren ihre Jobs.

Die Umsätze lohnen den Aufwand nicht mehr

Der Grund für den Komplettrückzug: Die in den deutschen Filialen erzielten Umsätze lohnten den Aufwand und die Kosten nicht mehr, die es brauche, die Läden am Leben zu halten, so die Sprecherin. Intertoys schreibe in Deutschland mittlerweile Verluste. Und man sehe "keine Möglichkeiten, dies auf lange Sicht zu verbessern".

Läden sind im Schnitt 350 qm groß

Das Unternehmen eröffnete 1996 den ersten Markt hierzulande in Bochum. Von den derzeit 23 Filialen befinden sich fast alle in Nordrhein-Westfalen. Sie sind im Schnitt rund 350 qm groß. Zu den Mietverträgen will sich das Unternehmen nicht äußern. Nur so viel: Die Immobilien gehörten verschiedenen Eigentümern. Es gebe keinen Deal mit einem Nachfolger, der die Läden bzw. Mietverträge übernehmen werde. Für potenzielle Nachmieter seien die Flächen in jedem Fall spätestens ab Ende Januar 2019 "verfügbar".

Niederländischen Kindern und ihren Eltern bleibt Intertoys erhalten: "Intertoys ist in den Niederlanden Marktführer für Spiele und Spielwaren und will dies auch unbedingt bleiben", so die Sprecherin. In seinem Heimatland zeigt das Unternehmen mit über 400 über das ganze Land verteilten Läden Präsenz.

Harald Thomeczek

Esch: Nach dem Urteil ist vor dem Prozess

Köpfe 23.07.2018
Kaum hat der Bundesgerichtshof Immobilienunternehmer Josef Esch wegen unerlaubter Bankgeschäfte verurteilt, droht ihm ein weiterer Strafprozess. Das Landgericht Köln hat Akten aus einem ... 

Kaum hat der Bundesgerichtshof Immobilienunternehmer Josef Esch wegen unerlaubter Bankgeschäfte verurteilt, droht ihm ein weiterer Strafprozess. Das Landgericht Köln hat Akten aus einem Untreueverfahren (Az. 116 KLs 12/13) aus der Schublade geholt und will darüber verhandeln.

Es geht - mal wieder - um Geschäfte mit Sal. Oppenheim. Konkret um einen gut bezahlten Repräsentantenvertrag. Esch soll den Kontrakt mit einem früheren Manager der KölnArena eingefädelt haben, ohne dass der Mann für sein Honorar etwas leistete. Die Anklage aus dem Jahr 2013 wirft Esch vor, durch den Abschluss des Vertrags Projektgesellschaften geschädigt zu haben, die er und Sal. Oppenheim hielten.

Monika Hillemacher