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Wo der Arbeitsvertrag auf eine Seite passt

Gestatten, die Greyfield-Truppe.

Gestatten, die Greyfield-Truppe.

Quelle: Greyfield Group, Urheber: Jens Hauer

Karriere 12.06.2020
Der Essener Bestandsentwickler Greyfield versteht sich als etwas anderer Arbeitgeber. Jeder kann arbeiten, wo und wann er will. Urlaub wird "nach Bedarf" genommen, sagt Chef Timm Sassen. Er ... 

Der Essener Bestandsentwickler Greyfield versteht sich als etwas anderer Arbeitgeber. Jeder kann arbeiten, wo und wann er will. Urlaub wird "nach Bedarf" genommen, sagt Chef Timm Sassen. Er selbst habe "sein Unternehmertum um seine Familie drumherum gebaut". Bei der Auswahl neuer Kollegen dürfen alle mitreden, und der Arbeitsvertrag passt auf eine einzige Seite. Boni gibt es dafür nicht.

Als Sassen 2012 eine Firma namens Greyfield Real Estate GmbH in Dortmund gründete, hatte er noch keine Kinder. Heute sind es drei. Da ist er ganz froh, wenn er selbst entscheiden kann, ob er mit der Familie frühstückt und seine Kinder in die Kita bzw. die Schule bringt - oder schon in aller Herrgottsfrühe ins Büro kommt, weil wichtige Termine anstehen. Genauso froh wie Sarah Dungs ist, dass sie morgens, wenn ihr danach ist, entspannt Sport treiben kann, ehe sie, auch schon mal gegen zehn Uhr, im Büro eintrudelt. Dungs fing mal als Werkstudentin bei Greyfield an und wurde von Sassen schon mit Mitte 20 in die Geschäftsführung geholt.

Und was für die Führungsriege gilt, gilt auch für den gemeinen Angestellten: "Ich kann meinen Tagesablauf selbst bestimmen, damit er in mein Leben passt. Das fühlt sich an wie selbstständig sein", sagt Lisa Miosga. Die 28-Jährige jobbte ebenfalls als Werkstudentin bei Greyfield, während sie ihren Master in Immobilienwirtschaft an der Irebs machte. Den Abschluss hat sie seit kurzem in der Tasche - und eine Festanstellung als Projektentwicklerin auch.

Nebenbei kümmert sich Miosga im Greyfield-Team auch ums Business Development: "Ich habe ein Netzwerk zu Proptechs aufgebaut. Wir wollen herausfinden, welche Technologien uns und vor allem den späteren Nutzern unserer Immobilien wirklich weiterhelfen." Entstehen soll ein digitales Geschäftsmodell: "Es reicht ja nicht, nur die Hardware einzubauen. Irgendwer muss sich ja um die Software und das Zusammenspiel der verschiedenen Bausteine kümmern; dafür muss es in unseren Augen einen Betreiber geben."

Als Sassen Greyfield vor acht Jahren gründete, hatte er neun Berufsjahre bei IKB (Projektleiter Immobilien) und KPMG (Manager/Corporate Finance Real Estate) auf dem Buckel. In dieser Zeit stellte er fest: "Die Zwänge für Arbeitnehmer sind enorm." Nicht, dass Sassens Firma ein Spaßverein wäre: "Natürlich arbeiten wir auch mit Standards. Die Verantwortung ist ja nicht ohne." In der Projektentwicklung geht es um viel Geld, das Risiko ist groß, aber die Chancen auch - vor allem, wenn man wie Greyfield, etwas überspitzt formuliert, Schandflecke im Ruhrgebiet aufmöbelt. Trotzdem will Sassen seinen Angestellten - nicht die maximale, aber die maximal mögliche Freiheit geben.

Und das fängt beim Arbeitsvertrag an: Der passt bei Greyfield nämlich auf eine einzige Seite. "Ich wollte nicht, dass sich meine Mitarbeiter einem 17-seitigen Vertrag unterwerfen", sagt Sassen. Also beauftragte er eine Anwaltskanzlei mit dem Aufsetzen eines Mustervertrags. "Das war für die eine echte Herausforderung."

Das Resultat ist ein Kontrakt mit sechs Punkten: Arbeitsbeginn und Aufgaben; Arbeitszeit; Arbeitsort; Vergütung; Urlaub; Vertragsbeendigung. Zum Punkt Arbeitsort heißt es: "Wir stellen Ihnen einen Arbeitsplatz in den Räumlichkeiten unseres Unternehmens mit Sitz in Essen zur Verfügung. Sie erhalten auch die Möglichkeit, Ihre Tätigkeit eigenverantwortlich an einem Ort Ihrer Wahl auszuüben."

Und alles, was nicht im Vertrag abgehandelt wird, z.B. der Dienstwagen? "Dafür gibt es Spielregeln", erklärt Sassen. Heute beschäftigt er gut 20 Leute. Allein in den vergangenen Monaten kamen drei Kollegen dazu, u.a. Miosga. Über Neuzugänge entscheiden alle mit: "Die Kandidaten lassen wir vom ganzen Team beschnuppern, das ist eine Teamentscheidung." Auch im täglichen Doing versteht sich Greyfield als agiler Projektentwickler: "Wir arbeiten mit Scrum - und manche wissen gar nicht, dass das Scrum ist", schmunzelt Miosga. Außerdem hat jeder Mitarbeiter ein bestimmtes Themengebiet neben seinen eigentlichen Hauptaufgaben, um das er sich eigenverantwortlich kümmert, wie Miosga, die mögliche digitale Geschäftsmodelle auslotet.

"Wir gehen den Zyklus der Gehälter nicht mit"

Irgendwo ist aber auch Schluss mit der Agilität: Über das Gehalt entscheidet die Geschäftsführung und niemand sonst. In puncto Vergütung ist Greyfield aber für einen Entwickler trotzdem ein ganz besonderes Unternehmen: Ein Bonussystem gibt es nicht, sondern nur Fixgehälter. "Die Marktpreise für professionelle Projektentwickler sind sehr weit oben. Wir wollen den Zyklus der Gehälter nicht so mitgehen wie Wettbewerber."

Die Einstiegsgehälter für Junior-Projektentwickler beziffert der Chef auf 45.000 Euro. Und wenn man verhandelt, ist vielleicht auch mehr drin. Wichtig zu wissen: Es handelt sich um Komplettpakete, die je nach Mitarbeiter ein Auto, die finanzielle Unterstützung bei einem Studium oder dergleichen beinhalten.

Bei Greyfield trifft man auf viele junge Gesichter. Im März und April haben zwei Projektentwickler angefangen. Sie sind 30 bzw. 31 Jahre alt, und das ist in etwa das Durchschnittsalter in der Firma. "Für uns ist Alter kein Zeichen von Kompetenz", sagt Sassen. "Für uns ist es egal, ob einer 24, 44 oder 64 ist. Man braucht jedenfalls keine 20 Jahre Berufserfahrung, um mit Immobilien gut klarzukommen."

Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung, diese Begriffe fallen im Gespräch mit Sassen, Dungs und Miosga oft. "Eine gute Beziehung zum Mieter bringt nicht nur gute Rendite!", sagt Dungs. Oder: "Flächenfraß, Landversiegelung - Deutschland ist eigentlich fertig bebaut. Da braucht es intelligente smarte Lösungen im Bestand." Okay, manchmal komme man nicht um Abriss und Neubau herum, aber dann bitteschön so ressourcenschonend und bezahlbar wie möglich: "Ein superveganes Hightechprodukt für 20 Euro/m² Miete funktioniert im Ruhrgebiet nicht."

Zum Schluss des Video-Calls führt Dungs noch per Handy durch die Essener Büros, die Greyfield selbst revitalisierte: "Bei uns haben alle den gleichen Arbeitsplatz, egal ob Geschäftsführer oder Mitarbeiter." Das und die Sichtverbindungen von unten nach oben und umgekehrt sollen auch räumlich für den nötigen Teamspirit sorgen.

Harald Thomeczek

Witte lehrt in kleinen Happen

Karriere 12.06.2020
Witte Projektmanagement hat aus dem coronabedingten Homeoffice gelernt und bietet nun zusätzliche Coachings für Mitarbeiter per Podcast online an. ... 

Witte Projektmanagement hat aus dem coronabedingten Homeoffice gelernt und bietet nun zusätzliche Coachings für Mitarbeiter per Podcast online an.

Um seine Mitarbeiter auch im Homeoffice zu motivieren und weiterzubilden, hat Witte Projektmanagement mit seinen Coaches einen wöchentlichen Podcast konzipiert. Themen sind dabei etwa solche Fragen: Wie bekomme ich Arbeit und Homeschooling unter einen Hut? Wie hinterlasse ich bei Videokonferenzen einen guten Eindruck beim Gegenüber? Und wie kann ich in Videokonferenzen eine persönliche Nähe und Vertrauen schaffen? Weitere Themen sind Stimmtraining oder die Auswahl des passenden Kommunikationskanals je nach Thema und Anlass.

Die Podcasts sind bis zu zehn Minuten lang. "Wir haben alle viel zu tun, da darf der Podcast nicht zu lange sein", erklärt Silke Marquardt, verantwortlich für die Unternehmenskommunikation bei Witte Projektmanagement. Verbreitet werden sie per Link in einer Mail an alle und im unternehmenseigenen Intranet.

Die Arbeit finde derzeit verstärkt online per Video statt, auch mit Kunden, berichtet Marquardt. Deswegen seien Fragen wie die eigene Wirkung auf das digitale Gegenüber derzeit so wichtig - gerade für die Projektleiter, die den Kontakt in alle Richtungen aufrecht erhalten. Die 100 Witte-Mitarbeiter, die sich auf fünf Standorte verteilen, können die Podcast-Themen selbst mitbestimmen, indem sie Marquardt ihre Fragen mailen.

Witte plant, die Podcasts auch in Zukunft anzubieten. Es sei als Ergänzung zu den großen beiden Coachings über mehrere Tage im Frühjahr und Herbst zu sehen.

Anke Pipke

Worna Zohari übernimmt bei Foncia Deutschland das Ruder

Köpfe 12.06.2020
Anke Pipke

Alex Indra heuert bei Preuss Project Partner an

Alex Indra.

Alex Indra.

Quelle: Preuss Project Partner GmbH

Köpfe 09.06.2020
Alex Indra (46) firmiert seit dem 1. Juni 2020 als Prokurist bei Preuss Project Partner. Indra soll Firmengründer Norbert Preuß und seinem Team beim weiteren Aufbau des Unternehmens und den ... 

Alex Indra (46) firmiert seit dem 1. Juni 2020 als Prokurist bei Preuss Project Partner. Indra soll Firmengründer Norbert Preuß und seinem Team beim weiteren Aufbau des Unternehmens und den laufenden Projekten helfen.

Indra war zuletzt Chief Operating Officer bei ehret+klein. Den Starnberger Projektentwickler verließ er Ende 2019 nach anderthalb Jahren. Vor diesem Engagement leitete Indra ein Jahr lang die Münchner Niederlassung von Apleona Bauperformance. Bei Pöyry Deutschland wirkte er mehrere Jahre, u.a. als stellvertretender Leiter des Geschäftsbereichs Infrastruktur. Davor wiederum kümmerte er sich fünf Jahre um die Steuerung der Projekte und das Tagesgeschäft der damaligen Gesellschaft Zerna Projektmanagement (heute: Höcker Project Managers).

Preuss Project Partners plant personelle Verstärkung

Preuß hatte sich ein paar Jahre nach dem Verkauf seiner alten Projektmanagementfirma an CBRE wieder mit Preuss Project Partner selbstständig gemacht. Er gründete die u.a. gemeinsam mit Klaus Eschenbruch zum 1. Januar 2018. Zweieinhalb Jahre nach der Neugründung sieht der aktuelle Fahrplan laut einer Mitteilung so aus: "Nach der Akquisition qualifizierter Mitarbeiter und erster neuer Projektaufgaben steht nun die kontinuierliche Weiterentwicklung der Gesellschaft im Vordergrund des Interesses der beiden Gesellschafter. Neben der angedachten Verstärkung der Geschäftsführung und des Mitarbeiterstamms geht es um die Etablierung einer Marke für die nachhaltige Auftraggeberunterstützung bzw. die Stärkung der Auftraggeberkompetenz für die Bewältigung komplexer Herausforderungen im Projektgeschäft."

Harald Thomeczek

Gebäudereiniger wollen 11% mehr Geld

Schätzungsweise ca. 80% der rund 700.000 Beschäftigten in der Gebäudereinigung in Deutschland arbeiten in der Lohngruppe 1.

Schätzungsweise ca. 80% der rund 700.000 Beschäftigten in der Gebäudereinigung in Deutschland arbeiten in der Lohngruppe 1.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Andrey Popov

Karriere 09.06.2020
12 Euro statt bisher 10,80 Euro die Stunde (plus 11%) für Gebäudereiniger in der Lohngruppe 1: Mit dieser Kernforderung geht die Gewerkschaft IG Bau in die Verhandlungen für den neuen ... 

12 Euro statt bisher 10,80 Euro die Stunde (plus 11%) für Gebäudereiniger in der Lohngruppe 1: Mit dieser Kernforderung geht die Gewerkschaft IG Bau in die Verhandlungen für den neuen Lohntarifvertrag. Für die anderen Lohngruppen wollen die Arbeitnehmervertreter einen Lohnanstieg von 6,5% bis 8,5% durchsetzen. Die Corona-Pandemie liefert den Gewerkschaftern Argumente.

Fenster- und Fassadenreiniger (Lohngruppe 6) sollen nach dem Willen der Bundestarifkommission Gebäudereinigung der IG Bau ab dem 1. Januar 2021 ebenfalls 1,20 Euro mehr pro Stunde verdienen. Ihre Löhne sollen von 14,10 auf 15,30 Euro (plus 8,5%) steigen. Für alle anderen der insgesamt neun Lohngruppen in der Gebäudereinigung sieht der Forderungskatalog der Arbeitnehmervertreter ein Plus von 6,5% vor. Azubis sollen über alle Ausbildungsjahre 100 Euro mehr pro Monat bekommen.

Die überwiegende Mehrzahl der rund 700.000 Beschäftigten in der Gebäudereinigung hierzulande fällt in die Lohngruppe 1, führt also klassische Innen- und Unterhaltungsreinigungen aus.

Die Kunden sollen höhere Preise bezahlen

Ulrike Laux, Bundesvorstandsmitglied der IG Bau und Verhandlungsführerin auf Seiten der Gewerkschaft, hat auch eine Idee, wie die höheren Löhnen finanziert werden sollen: Die Kunden müssen höhere Preise zahlen. Und dafür stünden die Chancen gerade jetzt besser denn je: "Durch die Corona-Pandemie sind auch die Kunden aufgewacht. Alle sehen, wie wichtig Reinigungsstandards sind. Es reicht nicht, Teppichböden nur einmal im Jahr zu reinigen und Fensterbänke nur einmal im Jahr abzuwischen", sagt IG-Bau-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführerin Ulrike Laux.

Das Thema 13. Monatsgeld hat die Gewerkschaft hintangestellt, hält aber laut Laux an einem "Einstieg ins Weihnachtsgeld" fest. Dieser "Einstieg" soll in Gestalt von 80 Stundenlöhnen für Vollzeitkräfte vollzogen werden. Sehr viele Beschäftigte in der Gebäudereinigung arbeiten allerdings nicht in Vollzeit; sie sollen analog zu ihrer Teilzeittätigkeit ein entsprechend geringeres Weihnachtsgeld erhalten.

Studie sieht wenig Spielraum für Lohnerhöhungen

Eine aktuelle, vom FM-Dienstleister Piepenbrock unterstützte Analyse der Lohnentwicklung in der Gebäudereinigung kommt zu dem Schluss, dass aktuell nur bedingt Spielraum für Lohnsteigerungen vorhanden ist. "Deshalb gehen wir neue Wege, um Wertschätzung auf eine andere Weise vermitteln zu können", sagt Unternehmenschef Arnulf Piepenbrock. Seine Firma drücke diese Wertschätzung u.a. durch eine vor einem gestartete Kampagne aus: "In dieser Kampagne erzählen unsere Mitarbeiter von ihrer persönlichen Geschichte und ihren Tätigkeiten in unserem Unternehmen. So geben wir unseren Piepenbrockern eine Stimme."

"Der Wert der Gebäudereinigung muss sich im Gehalt spiegeln"

IG-Bau-Verhandlungsführerin Laux reicht diese Art der Wertschätzung nicht: "Der Wert der Gebäudereinigung ist in der Corona-Pandemie mehr als offensichtlich geworden. Das muss sich endlich auch im Lohn spiegeln. Denn auch für die Gebäudereinigung gilt: Klatschen allein reicht nicht." Die gründliche Reinigung durch erfahrene Fachkräfte lege die Basis für das Weiterarbeiten in Büros und Fabriken. Die Arbeitsauslastung der Reinigungsfirmen habe aufgrund erhöhter Hygienestandards zugenommen.

Die Tarifverhandlungen in der Gebäudereinigung beginnen am 16. Juni 2020, also heute in einer Woche. Der bestehende Lohntarifvertrag läuft Ende 2020 aus.

Harald Thomeczek