Zwar bemerken Nachwuchskräfte, dass die Auswahl an Einstiegsstellen in einigen Sparten der Immobilienwirtschaft abnimmt, dennoch blicken sie zuversichtlich auf ihren Berufsstart. Dabei ...
Zwar bemerken Nachwuchskräfte, dass die Auswahl an Einstiegsstellen in einigen Sparten der Immobilienwirtschaft abnimmt, dennoch blicken sie zuversichtlich auf ihren Berufsstart. Dabei wissen die Juniors, die erst seit wenigen Jahren im Job sind, dass gerade die erste Zeit nach der Ausbildung nicht immer einfach ist.
Von mehr als 500 Studenten, die kurz vor ihrem Studienabschluss bei der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) teilgenommen haben, schätzen fast drei Viertel ihre Chancen, direkt nach dem Abschluss eine Einstiegsstelle in der Immobilienwirtschaft zu finden, als gut oder sogar sehr gut ein. Die meisten begründen diese Antwort durch ihre spezialisierte Ausbildung oder durch den Fachkräftemangel, durch den sie mehr offene Positionen als Bewerber am Markt erwarten. Selbst diejenigen, die bei der Job-Orientierung schon gemerkt haben, dass in einigen Sparten wie in der Projektentwicklung oder bei Maklerhäusern gerade wenige Stellen für Nachwuchskräfte ausgeschrieben sind, sehen darin keinen Nachteil für sich. "Es fehlen im Moment Stellenausschreibungen", weiß ein Student, der im vierten Semester berufsbegleitend Bau- und Projektmanagement studiert. Er glaubt: "Wer jetzt eine sichere Position hat, fürchtet bei einem Wechsel seinen Job zu verlieren." Durch die geringe Stellenauswahl schließt er also alle, die schon im Beruf stehen, als Konkurrenten um einen Platz in einem Unternehmen aus.
Besonders zuversichtlich bei der Jobsuche sind diejenigen Studenten und Absolventen, die schon Lob und gute Beurteilungen für ihre Leistungen in Praktika bekommen haben oder bei denen eine feste Übernahme nach einer Werkstudententätigkeit schon als Option genannt wurde. Doch darauf sollte man sich nicht verlassen, weiß Theresa Kling. Auch sie hoffte vor einigen Jahren auf diesen Weg. Entgegen ihrer Erwartung endete ihre Tätigkeit in dem Unternehmen aber mit Auslaufen ihres Werkstudentenvertrags.
Viel Hoffnung trotz weniger Stellen
Zu Beginn ihres Studiums 2018 malte Kling sich noch gute Jobchancen in der Branche aus. "Doch ab der Corona-Pandemie hat sich das geändert. Plötzlich rieten uns die Professoren, Marktberichte im Auge zu behalten, weil man eine angehende Krisenstimmung herauslesen konnte", erinnert sie sich. Die Suche nach einer Einstiegsstelle wurde schließlich intensiv. "Ich musste mich gut umsehen und habe vor allem von Maklerhäusern nur Absagen bekommen. Einmal hatte ich sogar schon eine Zusage, doch im Ausland wurde beschlossen, dass es in Deutschland einen Einstellungsstopp geben soll. Der Vertrag kam deshalb nie bei mir an", nennt sie ein Beispiel. Über ihren Mentor Julian Drebert aus ihrer Werkstudentenzeit hat sie schließlich das Unternehmen Deutsche Zinshaus kennengelernt. Dort besetzt sie inzwischen eine Junior-Position im Investment- und Asset-Management mit Fokus auf An- und Verkauf. Und auch ihr ehemaliger Mentor zählt nach einem Arbeitgeberwechsel wieder zu ihren Kollegen und leitet als Senior Acquisition Manager eins der Ankaufsteams.
Dass der Berufsstart für seine Mentee anders verlief als für ihn vor rund zehn Jahren, hat er wahrgenommen. Als schwieriger würde er den Start jedoch nicht bezeichnen. "Ich kam zur besten Zeit in die Branche. Die Zinsen waren niedrig und man konnte viele Deals machen. Aber genau deshalb hatte man damals als Einsteiger auch enormen Druck. Der Investorenkreis auf ein Produkt war viel größer und man musste sich durchsetzen beim Ankauf", erklärt er. Kling ist inzwischen sogar froh, dass die Stellenlage sie gezwungen hat, sich über längere Zeit nach einer Stelle umzusehen, statt bei einem der ersten Angebote direkt zuzuschlagen. So sei sie sicher, einen wirklich passenden Arbeitgeber gefunden zu haben.
Auch Lennard Heins bereut es nicht, vor rund zwei Jahren in die Branche eingestiegen zu sein, obwohl die Aussichten nach Abschluss seiner Ausbildung während der Corona-Zeit nicht rosig waren. Im Gegenteil: Er entschied sich während der Pandemie nach ersten Erfahrungen als Makler, sich am EBZ zum Immobilienkaufmann weiterbilden zu lassen. "Mit dieser Ausbildung wollte ich mehr Verantwortung für die Immobilie übernehmen und von der Berater- auf die Eigentümerseite wechseln. Dass ich beim Berufseinstieg in ein verändertes Marktumfeld geraten würde, das von Zinsanstiegen geprägt ist, konnte ich beim Start der Ausbildung noch nicht ahnen." Dennoch ist er sich sicher, dass die 20 Mitglieder seiner Abschlussklasse alle einen Job gefunden haben. Er selbst ist im Sommer 2022 als Vermietungsmanager für Einzelhandelsimmobilien bei HIH eingestiegen. Zugleich hat er beobachtet, dass andere Branchen unter den Folgen der Pandemie viel stärker gelitten haben. Manche Stellen außerhalb der Immobilienwirtschaft, auf die er sich aus Interesse beworben hatte, wurden komplett gestrichen. In seiner Sparte sieht er die Chance, sich immer weiter zu entwickeln und den Schwerpunkt zu wechseln, wenn sich Personalbedarfe ändern.
Dass ständige Fortbildung unerlässlich ist, hat Nadine Neukirchner schon während ihrer Ausbildung zur Immobilienkauffrau erfahren. Sie hat sich nach einem Praktikum bei der Immobilienverwaltung BEB+ für einen Einstieg in die Branche entschieden. "Mir gefiel, dass man nicht nur am Schreibtisch sitzt und dass Immobilien unseren Alltag prägen. Außerdem gefiel mir der Gedanke, dass man in der Branche nie auslernt", fasst sie zusammen. Dennoch bedeuteten die aktuellen Entwicklungen und ständig neue Vorgaben für Neukirchner eine harte Zeit in den ersten Berufsmonaten. "Wenn ich an das Stichwort Mietendeckel denke, erinnere ich mich an großen Aufruhr. Mein Kopf hat ganz schön geraucht und ich kam zum Teil an meine Kapazitätsgrenzen. Aber mein Ausbilder hat mir geraten, diese Situation nicht als Stress, sondern als Herausforderung zu sehen."
Mit eben dieser Einstellung, so betont ihre COO Alexandra Stubbe, seien Nachwuchskräfte gefragt. Sie ist sich sicher, dass junge Mitarbeiter notwendig sind, um Unternehmen für die Zukunft fit zu machen. Sie sieht besonders großes Interesse bei den jungen Kräften am Thema Nachhaltigkeit und gleichzeitig großen Bedarf, dass diese Ideen in der Branche gehört werden: "Als langjähriger Immobilienprofi hat man manchmal Scheuklappen auf. Wir müssen aber immer wieder aus unserer eigenen Denkwelt ausbrechen, um voranzukommen." Sie erhofft sich von der Next Gen "Gelassenheit im Umgang mit Rückschlägen, Beharrlichkeit, wenn es darum geht, eigene Ziele zu verfolgen, und den Mut, eigene Ideen umzusetzen". Ein Austausch zwischen Junior- und Senior-Kräften sei dafür nötig. "Nicht erst der Profi muss lernen, um zu vermitteln. Sondern gerade jetzt, ist es spannend, Neues gemeinsam zu erschließen. Den Bestand umzurüsten, macht den Job schließlich spannender als nur die pure Verwaltungsarbeit." Sie selbst habe beim Brancheneinstieg in den 1990er Jahren nicht gedacht, dass sie einmal so viel mit der Assetklasse Wohnen arbeiten würde. Inzwischen sieht sie sie aber als sichere Bank. "Wohnungen werden immer gebraucht und wir werden in den kommenden Jahren kein Überangebot haben."
Und auch die Nachwuchskräfte haben nicht nur die aktuelle Personallage im Blick, sondern denken schon vor dem ersten Job an die kommenden Jahre. "Aktuell befinden wir uns in einer Art Krise. Das bekommt man an der Uni und auch bei Netzwerkveranstaltungen mit", sagt eine Studentin, die im kommenden Jahr einen Einstieg in die Projektentwicklung plant und sich am liebsten mit Wohnquartieren beschäftigen würde. "Ich hoffe, dass sich der Immobilienmarkt Ende 2025 oder Anfang 2026 erholen wird und dann auch wieder Mitarbeiter gesucht werden, die liegengebliebene Projekte umsetzen. Wer jetzt einen Fuß in die Tür bekommt, hat bis zur Erholung des Marktes schon erste Berufserfahrungen gesammelt und kann den vielleicht zähen Einstieg als wertvolle Erfahrung sehen", sagt sie.