Bewerben auf der Messe: Ja, aber...

Auf der Expo Real gibt es viele Kontaktmöglichkeiten, doch ein Diskretionsabstand kann kaum gewahrt werden. Wechselwilligen empfiehlt Karrierecoach Thomas Körzel, die Messe vor allem zum Kontakteknüpfen zu nutzen.
Bild: Messe München
Die Expo Real ist eine Arbeitsmesse. Dennoch wird auch dort dem Thema Personalgewinnung Platz eingeräumt: Am dritten Messetag präsentieren sich verschiedene Arbeitgeber auf der CareerCenter-Fläche, und im Planning-&- Partnerships-Forum werden Gehaltsstrukturen sowie Ein- und Aufstiegschancen in der Immobilienwirtschaft diskutiert. Diese Angebote richten sich vor allem an junge Berufseinsteiger. Wie erfahrene Praktiker die Messe zum Jobwechsel nutzen können, verrät Karrierecoach Thomas Körzel im Interview.
Thomas Körzel: Ja, solange der Wechselwunsch noch nicht offen kommuniziert wurde, ist es sicherlich unverfänglicher, Unternehmen direkt am offiziellen Messestand aufzusuchen.
Körzel: Nur, wenn ich weiß, dass das Unternehmen jemanden konkret sucht. Ich würde Berufserfahrenen empfehlen, dass sie die Messe vor allem dazu nutzen, Erstkontakte zu knüpfen, Informationen zu interessanten Unternehmen einzuholen und ihr Gesicht zu zeigen. Die Erwartungen sollten nicht zu hoch sein.
Körzel: Die Zeitfenster auf der Messe sind sehr eng. Am Montagnachmittag stehen die Chancen gut, dass die Entscheidungsträger noch ein bisschen Luft zwischen ihren Terminen haben. Schwierig dürfte es am Dienstag sein. Am Mittwochvormittag ist es wieder ruhiger, allerdings sind mittags viele schon wieder auf dem Heimweg.
Körzel: Falls es sich im Gespräch ergibt, kann ein Kurzlebenslauf vorgezeigt werden. Unterlagen würde ich nur auf Wunsch und dann erst nach der Messe zusenden. Generell würde ich nicht empfehlen, Vorstellungsgespräche auf der Messe zu führen.
Körzel: Weil es doch nie ganz auszuschließen ist, dass irgendwie ein Ohr mithört, für das die Informationen nicht gedacht sind. Auch eine Bewerbungsmappe oder einen Lebenslauf würde ich nicht unbedingt sofort überreichen. Viel zu leicht können solche Unterlagen im hektischen Messetrubel irgendwo liegen bleiben.
Körzel: Das kommt auf das persönliche Ziel an. Um einen Erstkontakt zu einem interessanten Unternehmen herzustellen, können auch die Partys rund um die Messe ergiebig sein. Dort lässt sich eine gezielte Begegnung mitunter schlechter planen als an einem Messestand. Dadurch ist es ein bisschen dem Zufall überlassen, ob sich auf einer Party Kontakte ergeben, die für einen späteren Jobwechsel nützlich sein können. Im Hinblick auf den Alkoholkonsum muss das Thema jedoch noch sensibler und vorsichtiger umkreist werden als am Messestand.
Körzel: Ja, das stimmt. Doch Wechselwillige sollten auch ihre bestehenden Kontakte nicht vergessen. Die Messe eignet sich gut dazu, das eigene Netzwerk zu aktivieren und sich z.B. von einem ehemaligen Kollegen oder Bekannten bei interessanten Unternehmen einführen zu lassen. Und vor allem ist es eine gute Chance sich umzuhören, wo neue Projekte geplant sind und vielleicht auch neue Mitarbeiter gesucht werden. Wichtig ist vor allem, dass die Kandidaten nach der Messe den Kontakt wieder aufnehmen. Das geht leichter, wenn es neben den fachlichen Aspekten vielleicht auch noch andere Anknüpfungspunkte gegeben hat, wie ein gemeinsames Hobby.
Körzel: Die Expo Real ist keine Jobmesse. Die Personalrekrutierung ist eher ein Nebengeschäft. Das muss jedem klar sein. Ich glaube, dass es effizientere Wege gibt, den Jobwechsel herbeizuführen, zum Beispiel über eine Recherche, welche Unternehmen expandieren, um dann Initiativbewerbungen zu verschicken oder sich auf offene Stellen zu bewerben. Dann sollte innerhalb des eigenen Netzwerks der Veränderungswunsch verbreitet werden, sodass Freunde und Bekannte einen auf mögliche Chancen aufmerksam machen. Auch ein Personalberater kann kontaktiert werden.
Das Interview führte Sonja Smalian.