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Generation Weitsprung?

Die Generation Y gilt als sprunghaft - zu recht?

Die Generation Y gilt als sprunghaft - zu recht?

Bild: Sergey Nivens/Fotolia.com

Karriere 04.02.2016
Viele Nachwuchskräfte tragen sich offenbar mit dem Gedanken, ihrem Arbeitgeber kurzfristig den Rücken zu kehren. Talente aus der Immobilienbranche scheinen weniger sprunghaft zu sein. ... 

Viele Nachwuchskräfte tragen sich offenbar mit dem Gedanken, ihrem Arbeitgeber kurzfristig den Rücken zu kehren. Talente aus der Immobilienbranche scheinen weniger sprunghaft zu sein.

Schreck, lass' nach: Jeder dritte Berufseinsteiger und Senior-Mitarbeiter Anfang/Mitte 30 in Deutschland will spätestens in zwei Jahren den Arbeitgeber gewechselt haben. Jede sechste Fachkraft unter den sogenannten Millennials - also den nach 1980 Geborenen - will hierzulande sogar binnen zwölf Monate die Pferde wechseln. Das hat eine weltweite Umfrage von Deloitte zutage gefördert, bei der u.a. 300 Mitarbeiter in Deutschland befragt wurden, darunter 30% in Senior-Rollen.

Wie überraschend ist dieses Ergebnis für Personalverantwortliche aus der deutschen Immobilienwirtschaft? "Natürlich ist uns der Trend bekannt, dass gerade Fach- und Führungskräfte regelmäßigen Wechseln positiv gegenüberstehen. Viele, besonders Mitglieder der Generation Y, erhoffen sich Aufstiegschancen oder suchen fachliche Herausforderungen", sagt Egbert Schumacher, Personalleiter von LEG Immobilien. Dieser Umstand gehöre ein Stück weit auch zum aktuellen Zeitgeist.

Ob auch der LEG viele Millennials den Rücken kehren? Aktuell verzeichnet die Wohnungsgesellschaft "eine Selbstkündigungsquote von nur 1,7%", erklärt Schumacher. Dieser Wert bezieht sich allerdings auf die gesamte Belegschaft mit über 1.000 Mitarbeitern.

Wechselwilligem Nachwuchs spielt der Fachkräftemangel in die Karten. Auch die leichte Auffindbarkeit von potenziellen Mitarbeitern im Internet spielt eine Rolle: "Unsere Bauleiter beispielsweise bekommen in erheblichem Umfang Anfragen von Headhuntern", berichtet Catherine Boisserée, Personalreferentin der Deutschen Reihenhaus. Von 35 Millennials haben den Bauträger in den Jahren 2014/2015 jedoch nur vier verlassen, also jeder Neunte: "Das ist ein Wert, mit dem wir gut leben können." Ein Bauleiter sei übrigens nicht unter den Abgewanderten gewesen. Im Schnitt seien die Kollegen aus dieser Altersklasse - sowohl die noch existenten wie die entschwundenen - seit knapp drei Jahren im Unternehmen.

"Wichtig ist den Millennials, dass die Arbeit Spaß macht. Wer keinen Spaß hat, kann sich unproblematisch umorientieren", hält Boisserée fest. Spaß meint natürlich nicht, dass die Jungen den ganzen Tag nur herumalbern wollen, sondern ihre Tätigkeit als sinnstiftend erleben und darum Verantwortung übertragen bekommen wollen; dass sie ihrer Tätigkeit in einem harmonischen Arbeitsklima nachgehen wollen - und neben dem Job auch noch genug Zeit für ihren Partner, ihre Kinder oder etwa ihre Eltern haben wollen.

Dass die junge Generation anders tickt als vorangegangene Alterskohorten, weiß auch Peter Hinze, Leiter Personal und Recht der Deutschen Hypo. Aber auch er betont, dass sich das "nicht zwingend an Laufzeiten festmacht". Bei Bewerbungsgesprächen hat Hinze zwar durchaus festgestellt, dass jüngere Mitarbeiter sich immer öfter schon nach kurzer Zeit wieder beruflich verändern wollen. Was sein Haus angeht, bewege sich die Fluktuationsquote insgesamt "seit Jahren im niedrigen einstelligen Prozentbereich". Etwa jeder Vierte von aktuell rund 400 Mitarbeitern ist unter 35 Jahren.

Besonders wichtig sei den Jungen - übrigens vermehrt auch den Männern -, eine Balance von Job und Familie bzw. Privatleben hinzukriegen. Damit das gelingt, räumt der Finanzierer seinen Mitarbeitern etwa die Möglichkeit ein, bis zu 40% ihrer Arbeit zuhause zu erledigen, also bis zu zwei volle Tage die Woche Homeoffice zu machen. So können sie sich auch mal noch am Abend an den Rechner setzen, wenn am Nachmittag etwa ein Kitafest auf dem Programm gestanden hat.

Iris Schönbeck, Director HR Management von Corpus Sireo, kann ebenfalls nicht bestätigen, dass ihr die Vertreter der Generation Y in Scharen von der Fahne gingen. Die Fluktuation in dieser Altersgruppe sei nicht signifikant höher als im gesamten Unternehmen: Corpus Sireo beschäftigt aktuell circa 560 Mitarbeiter; jährlich scheiden ungefähr 3% bis 4% aus bzw. kommen neu hinzu.

Die Loyalität ihrer Millennials führt Schönbeck darauf zurück, dass Corpus Sireo Talente praktisch nur einstellt, nachdem sie ein 15-monatiges Trainee-Programm durchlaufen haben. "Wer einmal da ist, bleibt meist auch lange", sagt Schönbeck. Absolventen als Trainees zu gewinnen, räumt Schönbeck ein, wird aber immer mühseliger: "Der Markt der Nachwuchskräfte ist heiß umkämpft. Daher sind die Unternehmen immer stärker gefordert, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren."

Sandra Scholz registriert eine "rückläufige Fluktuationsrate" unter den 25- bis 35-Jährigen, und "es kehren auch, dies gilt altersklassenübergreifend, immer wieder ehemalige Kolleginnen und Kollegen zu uns zurück. Einmal war das sogar nach nur vier Monaten der Fall", erzählt die Leiterin Human Resources & Communications der Fondsgesellschaft Commerz Real. In nackten Zahlen: In der Altersgruppe von 25 bis 35 Jahren ist die Fluktuationsquote von 2014 auf 2015 von 4,55% auf 3,71% zurückgegangen. Über alle Mitarbeiter sank sie 2015 von 2,96% auf 2,11%. Aktuell sind 103 Mitarbeiter in dieser Altersklasse bei der Commerz Real beschäftigt, was einem Anteil von 16,27% entspricht.

Scholz kann sich jedoch gut vorstellen, weshalb viele - nicht nur, aber insbesondere - jüngere Kollegen sich mit dem Gedanken tragen, den Absprung zu wagen: "Überforderung ist ein ernst zu nehmendes Thema. Heutzutage müssen Mitarbeiter eine immer höhere fachliche Komplexität beherrschen. Wenn die Arbeitsbereiche dann nicht gut gesteuert und die Arbeitspakete nicht gut gemanagt sind, bekommen Mitarbeiter echte Probleme."

Überforderung droht dem Nachwuchs auch von einer anderen Seite: Fast zwei Drittel der wechselwilligen deutschen Millennials erklären laut der Deloitte-Studie, sie seien nicht ausreichend auf Führungspositionen vorbereitet. Unter denjenigen, die ihrem Unternehmen länger als fünf Jahre die Treue halten wollen, sagen das 36%.

Für Iris Schönbeck von Corpus Sireo ist es keine Überraschung, wenn sich junge Leader auf ihre Führungsaufgaben nicht gut vorbereitet fühlen: "Führungskompetenz ist schwer zu trainieren. Wie Führen funktioniert und ob man sich für diese Rolle eignet, kann man am besten in der Projektarbeit ausprobieren." Außerdem, gibt Schönbeck zu, würden gestern wie heute zuweilen Personen zu Führungskräften gemacht, die zwar über ein Top-Fachwissen verfügten, aber teilweise Defizite bei den Führungsqualitäten hätten, wie sich dann herausstelle. "Das passiert überall."

Wie viel Aussagekraft hat die Deloitte-Studie für die Immobilienbranche? Sind Young Professionals ihren Arbeitgebern hier treuer ergeben? "Was wir befragt haben, ist die Einstellung der Generation Y, nicht aber, was sie dann wirklich tun", wiegelt Nicolai Andersen, Partner/Leiter Innovation bei Deloitte, ab. "Vielleicht wechseln tatsächlich nicht so viele. Aber viele spielen mit dem Gedanken, was bedeutet, dass sie in ihrem Beruf nicht zufrieden sind - das ist schon ein Warnsignal."

Harald Thomeczek

Brigitte Adam

Brigitte Adam ist ausgebildete Sopranistin. Dieses Foto wurde im September 2015 anlässlich des Festaktes zum 10-jährigen Jubiläum des Hauses der Chöre in Frankfurt aufgenommen.

Brigitte Adam ist ausgebildete Sopranistin. Dieses Foto wurde im September 2015 anlässlich des Festaktes zum 10-jährigen Jubiläum des Hauses der Chöre in Frankfurt aufgenommen.

Bild: Brigitte Adam

Karriere 04.02.2016
Die Frankfurterin Brigitte Adam (51) führt seit 2005 mit zwei Mitgesellschaftern die Geschäfte von ENA Experts Real Estate Valuation, Mainz. Ehe sie sich 2002 mit einem Sachverständigenbüro ... 

Die Frankfurterin Brigitte Adam (51) führt seit 2005 mit zwei Mitgesellschaftern die Geschäfte von ENA Experts Real Estate Valuation, Mainz. Ehe sie sich 2002 mit einem Sachverständigenbüro selbstständig machte, war sie von 1990 an für Wika Gesellschaft für Vermittlung von Immobilienfinanzierung sowie MAB Bauträger, beide Bischofsheim, tätig. Die ausgebildete Sopranistin singt seit ihrem sechsten Lebensjahr in großen Chören, zurzeit im Figuralchor Frankfurt. Dessen Förderverein sitzt sie ebenso wie dem Kurt Thomas - Haus der Chöre e.V. vor. Adam ist verheiratet und hat zwei Zwillingssöhne (31).

Wo wohnen Sie zurzeit?

In einer Doppelhaushälfte, die mein Mann im Jahr 1991 gebaut hat.

Bitte beschreiben Sie Ihr Haus.

Unser Zuhause liegt in einem Wohngebiet aus den 80er/90er Jahren, harmonisch eingefügt in ursprüngliche bzw. langjährige Bebauung. Was es ganz besonders macht? Es ist …: Siehe Antwort 1.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Haus?

Das Erdgeschoss ist bei uns offen gestaltet, und ich bin am liebsten mitten drin; dort steht unser Esstisch. Daran wird gegessen, debattiert, gelacht und Wesentliches entschieden; die Schaltzentrale der Familie.

Haben Sie bei Ihrem Haus mit Hand angelegt?

Na ja, gemauert habe ich nicht und zum Tapezieren fehlt mir das Talent. Bei der Gartengestaltung habe ich mitgewirkt, nicht ganz uneigennützig.

Was muss das perfekte Haus haben?

Offene Flächen, viel Licht und einen Raum für mich zum Arbeiten, Klavier spielen und Musik hören.

Womit haben Sie als Erwachsene zum ersten Mal Geld verdient?

Ich habe nach meiner Ausbildung zur Drogistin in einem traditionsreichen Reformhaus in Frankfurt gearbeitet.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Eher zufällig: Den ersten Impuls habe ich meinem Mann zu verdanken. Ich lernte ihn 1989 kennen, zu dieser Zeit war er bereits seit einigen Jahren in der Immobilienwirtschaft zuhause und steckte mich mit seiner Begeisterung an. Wir haben dann zwölf Jahre zusammengearbeitet, eine tolle Zeit.

Was braucht man, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Erfahrung ist sehr günstig für unseren Beruf. Mir hat meine langjährige Vertriebstätigkeit sehr geholfen, den Markt kennenzulernen und einzuschätzen. Und für diesen wie für jeden anderen Job halte ich Leidenschaft für obligatorisch.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Ich bin gerne da, wo ich jetzt bin. Es wäre schade, wenn das nicht so wäre. Reine Zeitverschwendung wäre das.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Das Haus der Chöre in Frankfurt. Es ist architektonisch sehr interessant und einzigartig in Deutschland: Vor zehn Jahren eröffnet, steht es der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Chöre als Probenhaus zur Verfügung. Ich darf mich als Vorsitzende des Trägervereins darum kümmern. Wunderbare Akustik, leider noch viel zu unbekannt.

Wo oder wie können Sie gut abschalten?

Ganz klar beim Singen!

Wofür haben Sie zu wenig Zeit?

Ich würde gerne Spanisch lernen und einen Swing/LindyHop-Tanzkurs machen.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

My Way von Frank Sinatra, The Voice.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an …?

An den Spaß, den ich hatte, mein sehr junges theoretisches Wissen des kurz zuvor erworbenen Sportbootführerscheins See mit einem Segeltörn zu zweit auf die Ostsee zu übertragen: An- und Ablegemanöver im Hafen, Knotenkunde in der Praxis …

Welche kürzlich besuchte Veranstaltung hat Ihnen besonders gut gefallen?

Ein Konzert der Frankfurter Museumsgesellschaft in der Alten Oper, 2. Sinfonie von Gustav Mahler, beeindruckende Musik. Ich habe sie aber nicht besucht, sondern mitgewirkt.

In welcher Location trifft man Sie häufiger?

Im "Oosten - Realwirtschaft" im Frankfurter Ostend. Das ist eine ausgefallene Location (alter Hafenkran) direkt am Main.

Und mit welcher Persönlichkeit würden Sie dort gern einen Abend verbringen?

Mit Angela Merkel. Ich würde zu gern wissen, was sie wirklich denkt und ob sich das mit meinen Vermutungen deckt.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung - welchen Traum erfüllen Sie sich?

Meine Träume sind unbezahlbar.

Harald Thomeczek