880 Projekte haben in Deutschland ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) erhalten. Der Verein hat nun seinen ersten Hochschultag veranstaltet und will sich ...
880 Projekte haben in Deutschland ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) erhalten. Der Verein hat nun seinen ersten Hochschultag veranstaltet und will sich stärker dem Nachwuchs öffnen. Dafür bietet die DGNB den Hochschulen kostenlose Kooperationen an. Bislang interessieren sich die immobilienwirtschaftlichen Studiengänge dafür jedoch kaum.
Die DGNB hat im Juli ihren ersten Hochschultag an der TU Darmstadt veranstaltet. Der Tag ist ein Element der Ausbildungskooperationen des Vereins, der bereits mit 24 Universitäten und Fachhochschulen sowie weiteren Bildungsträgern zusammenarbeitet. Partner kann werden, wer das DGNB-Curriculum in seine Ausbildung integriert. Das könnte in Form einer Summer School, eines Wahlpflichtfaches oder auf eine andere Weise erfolgen, erläutert DGNB-Geschäftsführer Michael Dax. Nach Vertragsunterzeichnung erhält der zuständige Hochschullehrer kostenlos den Log-in, um Lehrmaterialien und Leitfäden herunterzuladen. Außerdem bekommen die Hochschullehrer Zugang zum Themen- und Grundlagenwissen, zu Referenten und den DGNB-Kriterien aller Nutzungsprofile in der Marktversion.
Auf dem Lehrplan stehen Themen wie Lebenszykluskosten, Energiekonzepte, Facility-Management, Standortfaktoren, Projektmanagement oder energieeffiziente Gebäudehülle. "Wir geben ein Kern-Curriculum heraus", sagt Dax. Dieses enthalte wichtiges Grundlagenwissen. Davon ist aber schon ein Teil durch die Lehrpläne der Studiengänge abgedeckt. Der Hochschulpartner muss die fehlenden Aspekte lehren und dann die einstündige Online-Prüfung zum Registered Professional beaufsichtigen. Dabei handelt es sich um die erste DGNB-Qualifikationsstufe.
Für die Studenten lohnt sich der Deal: Sie müssen für die Prüfung lediglich eine Gebühr von 100 Euro zahlen. Einige Hochschulen übernehmen für ihre Studenten sogar die Hälfte der Prüfungsgebühr. Wurde die Prüfung bestanden und zudem das Bachelor- oder Masterstudium abgeschlossen, erhält der Student die Urkunde zum Registered Professional. Mit dieser Qualifikationsstufe wird er auf der Homepage des Vereins gelistet und ist ein Jahr lang kostenlos DGNB-Mitglied.
Die Studenten würden mit einer weiteren Fachqualifikation direkt in das Berufsleben starten und dadurch ihre Marktchancen erhöhen, sagt Dax. Zudem sparen sie Zeit und Geld, denn berufsbegleitend fallen Gebühren von mehr als 2.000 Euro an. Diese würden jedoch teilweise vom Arbeitgeber übernommen, wie Dax in Gesprächen mit Teilnehmern erfahren hat. Um sich diesen Vorsprung zu sichern, treten nicht selten die Studenten selbst an ihre Hochschullehrer mit der Bitte heran, eine Kooperation zu vereinbaren. Mehr als 50 Studenten bundesweit haben die Online-Prüfung schon bestanden.
Angesichts der niedrigen Zugangsschwelle ist es ein wenig verwunderlich, dass bislang kaum immobilienwirtschaftliche Studiengänge ihren Studenten dieses Angebot unterbreiten. Mit im Boot ist die TU Berlin (Weiterbildungsstudium Real Estate Management), die Hochschule Mittweida (Immobilienmanagement und Facilities Management), die Hochschule für Technik Stuttgart (KlimaEngineering), die FH Köln (Energie- und Gebäudetechnik) sowie die Irebs Immobilienakademie und Wings - Hochschule Wismar. Auch die Architekturstudiengänge sind bislang nur wenig vertreten.
Dax sucht weitere Kooperationspartner. "Wir würden das gern auch international ausweiten", sagt er. Er befindet sich in Gesprächen mit Vertretern von Hochschulen in Moskau und Bangkok. Ende Mai, vor der Fußball-WM, hat er in Rio de Janeiro, Porto Alegre und São Paulo Architekturstudenten in dreistündigen Workshops über die DGNB-Kriterien informiert und es habe großes Interesse geherrscht. In Deutschland findet der nächste Hochschultag voraussichtlich im Frühjahr 2015 an der HafenCity Universität in Hamburg oder an der FH Köln statt.
Die DGNB hat ein Kontaktformular für Studierende eingerichtet, die weiterführende Informationen für eine Abschlussarbeit benötigen, auf den Internetseiten der DGNB aber nicht fündig geworden sind (www.dgnb.de, Menü: Services - Anfragen von Studierenden).