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Ein Gruppe von Studenten der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen mit einem ihrer Professoren auf dem Weg zum IZ-Karriereforum.
Bild: Alexander Sell
Im Ausstellersaal wurden viele längere Gespräche an den Tischreihen geführt. Wer gerade keine Termine hatte, konnte sich Unternehmensvorstellungen oder Vorträge anhören sowie die eigenen Bewerbungsunterlagen von einem Profi prüfen lassen.
Bild: Alexander Sell
Wer sucht Berufseinsteiger und für welche Tätigkeiten? Wer bietet Traineeprogramme und wo gibt es Praktika? Sieben Stunden nahmen sich die Personalverantwortlichen auf dem IZ-Karriereforum Zeit, um die Fragen der Studenten zu ihren Unternehmen zu beantworten und erste Bewerbungsgespräche zu führen. Denn die 34 Aussteller waren nicht mit leeren Händen gekommen, sondern hatten 449 Stellenangebote mitgebracht.
Wer sucht wen auf dem Arbeitsmarkt, wohin entwickelt sich die Branche und welche Qualifikationen braucht es künftig? Diese Fragen tauchten in den verschiedenen Gesprächen und Präsentationen immer wieder auf: "Wir müssen die technischen Berufsgruppen sehr ernst nehmen", sagte Prof. Dr. Winfried Schwatlo, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Royal Institution of Chartered Surveyors in Deutschland. Derzeit seien Wirtschafts- und Bauingenieure besonders gefragt. "Wir bauen Hightech-Produkte", sagt Dr. Manfred Helmus, Professor an der Bergischen Universität Wuppertal. Immer wichtiger werde es deshalb, Immobilien in ihrem ganzen Lebenszyklus zu betrachten. Damit dies über lange Laufzeiten gelingt, forscht er nach Möglichkeiten, den Verlust von Gebäudeinformationen zu verhindern, u.a. mittels der Funktechnik RFID.
Egal ob technische oder kaufmännische Berufe - für beides ist laut Thomas Flohr, Geschäftsführer der Personalberatung Bernd Heuer & Partner die Nachfrage gerade in der Wohnungswirtschaft groß. Gesucht würden u.a. Analysten, Portfoliomanager und Asset-Manager. Weiter nennt Flohr Gebäudeausrüster, die derzeit ihren hohen Personalbedarf gar nicht decken könnten. Ähnlich bei den Maklern: "Es gab selten eine so große Nachfrage der Makler nach jungen Mitarbeitern wie heute", sagt Flohr.
Eines der vertretenen Maklerunternehmen war Savills. Marcus Mornhart, Head of Office Agency Savills Deutschland, suchte dort u.a. Mitarbeiter für Einzelhandelsvermietung und Research. Ihnen wird ein Direkteinstieg geboten. Die meisten Bewerber waren laut Mornhart gut vorbereitet und zeigten Interesse an ihren Karrierechancen: "Jede zweite Frage betrifft die Weiterbildungsmöglichkeiten", sagt Mornhart. Kein Wunder, sind doch Weiterbildungsangebote das zweitwichtigste Kriterium bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber, wie die Umfrage zur IZ-Joboffensive 2013 zeigt, an der sich 622 Studenten beteiligt hatten.
Auf die Studenten und Young Professionals wartete eine große Auswahl an Jobangeboten auf der Messe. 449 offene Stellen hatten die Aussteller mitgebracht, darunter 55 Traineeships, 61 Positionen für Berufseinsteiger sowie 199 Stellen für Young Professionals und 134 Praktikantenstellen. Die Aussteller repräsentierten wieder eine Vielzahl an unterschiedlichen Segmenten der Immobilienwirtschaft. Erstmals mit dabei war die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft btu aus Oberursel. Sie hatte Jobangebote für Steuerberater, Accountants und Buchhalter im Gepäck. Besonders punkten konnte bei Geschäftsführer Benedikt Schilp ein Bewerber aus Israel, der im Vergleich mit den deutschen Studenten kommunikativer auftrat.
Juniormitarbeiter und Praktikanten standen auf dem Wunschzettel von Hendrik Staiger, Leiter Akquisition beim Projektentwickler und Immobilienmanager Beos. Einsteiger werden zunächst in der Projektakquise eingesetzt, um das Geschäftsmodell kennenzulernen. Dann übernehmen sie die Verantwortung für ein Projekt und werden dabei gecoacht. "Sie arbeiten wie Kleinunternehmer."
Traineeships waren bei vielen Ausstellern und Besuchern ein großes Thema. So unterschiedlich die Unternehmen, so verschieden waren auch die Angebote. Während bei Commerz Real die Trainees alle Abteilungen durchlaufen, wird bei der Supermarktkette Kaufland vor dem Start des 15-monatigen Programms bestimmt, zu welchem Geschäftsbereich der Einsteiger passen könnte.
Auch mfi hat sein Traineeprogramm vorgestellt, das zusammen mit Minderheitsgesellschafter Unibail-Rodamco durchgeführt wird. Bruno Bittis, mfi-Personalleiter, will in Deutschland zehn Kandidaten dafür rekrutieren. Verlangt werden hohe analytische Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse sowie internationale Erfahrung. Innerhalb eines Jahres lernen die Teilnehmer alle Kernfunktionen des Konzerns kennen und absolvieren mindestens eine Auslandsstation.
Zu Traineeprogrammen informierte sich auch Anne-Katrin Trelenberg, Studentin der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, auf der Messe. Sie nutzte die Zeit zudem zum Netzwerken und schaute bei den Unternehmen vorbei, bei denen sie schon Praktika bzw. ihre Ausbildung absolviert hatte. Am Abend fuhr sie mit einem Termin für ein Bewerbungsgespräch nach Hause.
Jobangebote bei international aufgestellten Unternehmen hatten den 22 Jahre alten Michael Oberholz nach Frankfurt gelockt. Er steht kurz vor dem Abschluss zum Immobilienfachwirt beim Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft und ist als Makler selbstständig. Auf die Messe hatte er sich gut vorbereitet und für die IZ sogar eine Vorschlag für einen Gastbeitrag in der Tasche.
Insgesamt 34 Aussteller haben sich auf dem vierten IZ-Karriereforum in Frankfurt am Main präsentiert. Die Jobmesse für die Immobilienwirtschaft auf dem Campus der Goethe-Universität in Frankfurt am Main zählte rund 570 Teilnehmer, davon knapp 400 Bewerber. Veranstaltet wurde das Karriereevent mit Vortragsprogramm von der Immobilien Zeitung und Heuer Dialog. Schirmherr der Veranstaltung war der ZIA Zentrale Immobilien Ausschuss. Integriert in das IZ-Karriereforum wurde der vierte RICS-Hochschultag.
Das IZ-Karriereforum ist ein Baustein der Joboffensive, einer Initiative der Immobilien Zeitung. Diese Initiative steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka.
Die Joboffensive 2013 wird unterstützt von der Aareal Bank, Bernd Heuer & Partner Human Resources, Bilfinger Facility Services, BNP Paribas Real Estate, CBRE, Corpus Sireo, DTZ, ECE, Irebs Immobilienakademie, IVG Immobilien, Kaufland, Messe München/Expo Real, mfi, Patrizia Immobilien und RGM.
Das fünfte IZ-Karriereforum findet voraussichtlich am 14. Juni 2014 in Frankfurt am Main statt. Informationen unter: www.iz-jobs.de/karriereforum. (sma)
Peter Jaksch ist konzentriert.
Bild: Alexander Sell
Peter Jaksch, Personalleiter bei Patrizia Immobilien, wurde auf den "heißen Stuhl" gesetzt. 30 Minuten lang beantwortete er auf dem IZ-Karriereforum Fragen von Studenten zum Bewerbungsprozess. Ohne Vorbereitung musste er spontan antworten. Trotzdem ist es nicht gelungen, ihn zu "grillen".
Jaksch sitzt einsam auf der Bühne im Scheinwerferlicht. So ähnlich läuft es auch in seinem Unternehmen. Vier bis sechs Wochen nach Antritt ihrer neuen Position müssen sich die Führungskräfte von Patrizia eine Stunde lang auf dem "heißen Stuhl" den anonymisierten Fragen ihrer Mitarbeiter stellen (siehe Artikel "Auf Führungskräfte wartet der ,heiße Stuhl'", IZ 34/12).
Eine unerwartete Antwort gibt Jaksch auf die Frage, wie sich die eigene Bewerbungsmappe von der Konkurrenz absetzen könne. "Bewerbungsunterlagen können erst mal negativ aus der Masse herausstechen", betont er. Auf verknickte Mappen, Kaffeeflecken oder Zigarettengeruch würden manche Personalverantwortliche sehr empfindlich reagieren. Auch mit einem schlechten Foto, unvollständigen Unterlagen oder vielen Dateianhängen bei der E-Mail-Bewerbung könne man sich negativ bemerkbar machen. Jaksch weist explizit darauf hin, dass das Anschreiben nicht länger als eine Seite sein sollte. Und wie sieht es mit dem Inhalt aus? "Ein gutes Anschreiben beinhaltet die Motivation, warum man sich auf diese Stelle, in diesem Unternehmen bewirbt", erklärt Jaksch. Außerdem müsse in wenigen Worten auch erklärt werden, warum man auf diese Position passt. Zusätzlich sollte auch eine "gewisse Lust" auf die Stelle vermittelt werden.
Nach einigen Minuten erreicht auch der Personalprofi immerhin mal erhöhte Temperatur. Jaksch ist konzentriert und das Scheinwerferlicht blendet. Als es ums Geld geht, wird er deutlich. "Das Einstiegsgehalt ist in der Regel nicht das Entscheidende", sagt er. Mit Position und Leistung werde das Gehalt nachkommen. Und sind zu hohe Forderungen von Bewerbern ein Ausschlusskriterium? Jaksch antwortet sofort: "Wir verhandeln nicht gern!"