"Wenn alles bis August wieder anläuft, halten wir das durch"
Steffen Szeidl, Vorstandsmitglied von Drees & Sommer.
Quelle: Drees & Sommer SE, Urheber: Leif Piechowski
Für Drees & Sommer (Dreso) war 2019 mal wieder ein Spitzenjahr. Der Umsatz legte um rund 18% auf ca. 500 Mio. Euro zu (2018: plus 12% auf 424,9 Mio. Euro). Das verriet Vorstandsmitglied Steffen Szeidl der Immobilien Zeitung exklusiv und vorab. Dann kamen das Coronavirus und in seinem Gefolge der Shutdown in vielen Ländern. Das Planungs- und Beratungsunternehmen aus Stuttgart reagiert u.a. mit neuen Leistungsbildern, einer gedrosselten Personalpolitik und einem vorübergehenden Verzicht auf einen Teil der Bonuszahlungen auf die Krise.
Das rund um den Globus tätige Unternehmen spürt die Krise an vielen Stellen. Das von eh und je Marktschwankungen unterworfene Beratungsgeschäft, das 2019 noch ca. 80 Mio. Euro (16%) zum Gesamtumsatz beisteuerte, leidet stärker als die klassischen Management- oder Planungsaufträge. Doch auch Bauprojekte in China sowie in Europa – Spanien oder Italien, Frankreich oder Niederlande – wurden ausgebremst.
In einzelnen europäischen Ländern macht Dreso Kurzarbeit, aber bis dato nicht in Deutschland: "Die Arbeit ist ja da. 95% unserer Beratungsprojekte und Baustellen laufen", sagte Vorstandsmitglied Steffen Szeidl der Immobilien Zeitung.
Die Arbeit im Beratungsgeschäft geht erstmal nicht aus
Um Umsatzrückgänge zu kompensieren, hat Dreso in den vergangenen Wochen mehrere neue Leistungsbilder entworfen. Eines davon dreht sich um das Herunterfahren von Gebäuden, Leerstandsmanagement und Wiederinbetriebnahme. "Zehn bis zwölf Aufträge in diesem Bereich haben wir schon erhalten", berichtet Szeidl. "Eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass uns im Real Estate Consulting zwei Wochen vor Ostern die Arbeit ausgeht. Mit den neuen Aufträgen kommen wir schon viel weiter."
Eine andere neue Geschäftsmöglichkeit: Speziell für öffentliche Bauherren denkt Dreso jetzt über die Wiederbelebung stillgelegter Krankenhäuser oder die Umnutzung von z.B. Sporthallen nach. "Das geht bis zu Containerlösungen beim Landarzt." Szeidl hat dabei nicht nur an die reine Gebäudehülle im Sinn, sondern auch vollständig ausgestattete Behandlungsräume für Covid-19-Patienten, die kurzfristig geschaffen und "vor die Klinik gestellt" werden können.
Alle leisten ihren Beitrag zur Liquiditätssicherung
Dreso reagiert zudem mit der Sicherung von Liquidität auf die Krise: Partner und Associate Partner bekommen im April nur 40% ihres Bonus für 2019 ausgezahlt. Die restlichen 60% sollen sie im Juni erhalten. Praktisch alle anderen Mitarbeiter müssen zunächst auf 20% der Gewinnbeteiligung verzichten. "Der andere Teil wird im Nachgang ausgeschüttet oder als Risikopuffer einbehalten", erklärt Szeidl.
Auch neue Kollegen, die schon vor dem Shutdown eingestellt wurden, leisten ihren Beitrag zur Liquiditätssicherung: "Wer offiziell zum 1. Mai oder zum 1. Juni anfängt, bei dem reduzieren wir die Probezeit", sagt Szeidl. Das offizielle Startdatum bleibt, aber die Leute fangen de facto einen oder zwei Monate später an. Vergütet wird die entgangene Arbeitszeit nicht, Geld wird so eingespart.
Jobs auf Eis - aber vorerst nicht auf der Kippe
Neueinstellungen hat Dreso nach dem behördlich verordneten Shutdown in Deutschland Mitte März sofort zu einem großen Teil zurückgestellt. Hat das Unternehmen sonst laufend um die 350 bis 400 Stellen weltweit in der Ausschreibung, beschränkt es sich jetzt auf knapp 100 Positionen, die sich um strategische Zukunftsfelder ranken.
Die Jobs seiner weltweit rund 4.000 Mitarbeiter sieht Szeidl im Moment nicht in Gefahr, mit Entlassungen will er sich vorerst nicht beschäftigen: "Wenn alles bis Ende August wieder anläuft, halten wir das gut durch."
Die ganze Geschichte lesen Sie in IZ 17/2020, die diesen Donnerstag erscheint.