Karriere-News

"Es geht ums Netzwerken, nicht um Jobs"

Personalberaterin Inga Beyler (links) auf dem CareerDay 2017 im Plausch mit angehenden Immobilienprofis.

Personalberaterin Inga Beyler (links) auf dem CareerDay 2017 im Plausch mit angehenden Immobilienprofis.

IZ

Karriere 04.10.2018
Auf dem CareerDay der Expo Real tummeln sich dieses Jahr 44 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft - und wieder hunderte von Studenten. Für die Unternehmen eine gute Gelegenheit, darauf ... 

Auf dem CareerDay der Expo Real tummeln sich dieses Jahr 44 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft - und wieder hunderte von Studenten. Für die Unternehmen eine gute Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, dass es sie überhaupt gibt.

Im vergangenen Jahr hatten 38 Unternehmen um die Aufmerksamkeit des Branchennachwuchses gebuhlt. Das bedeutete damals ein starkes Wachstum der Ausstellerzahl von mehr als 70%. Dass das Plus dieses Jahr nicht ganz so groß ausfällt, liegt nicht zuletzt an einer banalen Tatsache: "Es gab noch Anfragen von Unternehmen, aber denen mussten wir eine Absage erteilen, weil wir einfach nicht mehr Fläche zur Verfügung haben. 44 Aussteller ist die finale Zahl, der CareerDay ist ausgebucht", sagt Isabell Kaiser, Exhibition Manager Expo Real.

Dass Immobilienunternehmen zurzeit alle Hände voll zu tun haben und sich immer mehr um Nachwuchskräfte bemühen (müssen), war auch auf dem 9. Karriereforum der Immobilien Zeitung zu beobachten: 58 Aussteller warben im Juni 2018 in Frankfurt um die Gunst studierender Köpfe - so viele wie noch nie. Mit von der Partie waren beim IZ-Karriereforum dieses Jahr 47 Unternehmen und elf Institute der Aus- und Weiterbildung.

Der CareerDay der Expo Real fand letztes Jahr auf der Fläche der Meet & Retreat Lounge statt. Diese wird es in diesem Jahr so nicht mehr geben, "daher musste die Veranstaltung umziehen und findet jetzt im Eingang West statt; deswegen hat sich auch die Fläche verkleinert", erklärt Kaiser. Die neue Fläche im Eingang West, auf der sich die Aussteller am letzten Messetag (Mittwoch, 10. Oktober; 9 bis 14 Uhr) als potenzielle Arbeitgeber vorstellen, ist ca. 500 m² groß. Das Rahmenprogramm dagegen findet wie in den Vorjahren im Discussion & Networking Forum in Halle A1, Stand 250, statt.

In wie viele junge Gesichter die Personaler und sonstigen Unternehmensvertreter auf dem CareerDay 2018 blicken werden, wird sich erst auf den letzten Metern entscheiden. Schlussendlich "möchten wir auch in diesem Jahr gerne wieder zwischen 500 und 600 Studenten auf der Expo Real willkommen heißen", wünscht sich Kaiser. Studenten und Azubis, die bis zum 7. Oktober online ein Ticket ordern, zahlen 100 Euro. Wer erst auf der Messe ein Ticket löst, zahlt 150 Euro. Was die Aussteller aufwenden müssen, gibt Kaiser nicht preis. Die Vermutung, dass sich die gestiegene Nachfrage auch in steigenden Preisen niedergeschlagen hat, bestätigt sie jedoch: "Ja, die Preise sind gestiegen."

Die Expo-Real-Macher haben den CareerDay 2010 aus der Taufe gehoben. Seitdem fand er jedes Jahr statt. Die Zahl der Aussteller ist seither deutlich gewachsen: Mit nur vier Ausstellern (Commerz Real, DU Diederichs Projektmanagement, Greif & Contzen und Savills) gestartet, ging es bis 2014 auf 22 Teilnehmer hoch. In den Jahren 2015/2016 stagnierte die Ausstellerzahl, ehe sie 2017 erneut kräftig zulegte.

Für Alena Gosis wird es das erste Mal sein. Die Recruiterin beim Projektsteuerer DU Diederichs kommt aber mit ziemlich klaren Vorstellungen zum CareerDay: "Offene Vakanzen stehen nicht im Vordergrund." Natürlich wollen Gosis und ihre Mitstreiter aus dem "Tagesgeschäft" (weil "Young Professionals Hemmungen haben, mit Geschäftsleitern ins Gespräch zu kommen") in Umlauf bringen, welche Einstiegsmöglichkeiten studierte Köpfe bei DU Diederichs so haben. Eigentlich geht es ihnen aber "um den Aufbau eines Netzwerks". Denn "Projektsteuerung ist eine Nische, die nicht jedem geläufig ist", und den Mittelständler DU Diederichs kennt auch nicht jeder als Arbeitgeber. Letztes Jahr hat dieses "aktive Sourcing" (im Gegensatz zum "passiven Sourcing", wenn ein Unternehmen akuten Personalbedarf hat) sich schon ausgezahlt: "Bei uns sind noch ein halbes Jahr nach der Messe Bewerbungen eingegangen, die sich auf Gespräche auf der Messe bezogen haben", so Gosis.

Lisa Bielert, bei APOprojekt für Human Resources und Recruitment zuständig, stößt in das gleiche Horn: Eine solche Veranstaltung biete eine schöne Gelegenheit, in den direkten Dialog zu kommen und sich über gegenseitige Erwartungen auszutauschen. "Beim späteren Kontakt können beide Seiten an das Gespräch anknüpfen - man lernt die Kandidaten ja noch vor der eigentlichen Bewerbung kennen. Außerdem kann man im gemeinsamen Gespräch auch immer schauen, welche der angebotenen Stellen konkret zum jeweiligen Kandidaten passt".

Einige Unternehmen werden 2018 zum ersten Mal ihr Fähnchen auf dem CareerDay hissen. Neu dabei ist z.B. die Rewe Group, die ihren Wettbewerbern Lidl und Kaufland, die schon letztes Jahr Präsenz zeigten, offenbar das Feld nicht kampflos überlassen will. "Um unsere Pläne im Immobilienbereich umzusetzen, benötigen wir die entsprechenden Fachkräfte", erzählt Alexander Thurn, Geschäftsleiter Immobilien bei Lidl in Deutschland. Er will den CareerDay deshalb dafür nutzen, "uns potenziellen Bewerbern zu präsentieren, denen bislang nicht bewusst war, dass Lidl auch in der Immobilienbranche attraktive Jobs zu bieten hat".

Bei Rewe klingt das ähnlich: Ziel des Messeauftritts am CareerDay sei es, jüngere und gerne auch ältere Immobilien-Professionals "über die Karrieremöglichkeiten innerhalb der Rewe Group aufzuklären". Die verfüge nämlich über einen großen eigenen Immobilienbereich mit Zentrale in Köln und Dependancen in den Regionszentralen, was vielen Studenten und Absolventen wohl noch nicht hinlänglich bekannt ist: "Wir möchten die Zielgruppe der - Young - Professionals über unseren Immobilienbereich aufklären und die Rewe Group somit als attraktiven Arbeitgeber präsentieren", so Pressesprecher Andreas Krämer.

Lidl bestreitet den CareerDay mit einem Team, das überwiegend aus Abteilungsleitern aus dem operativen Immobiliengeschäft besteht - damit das "sachkundige Publikum" mit den Lidl-Vertretern "fundierte Gespräche auf Fachebene führen" kann, erläutert Thurn. Das Jobportfolio ist breit gefächert: Willkommen sind Bauingenieure, Architekten, Wirtschaftsingenieure, Wirtschaftsgeografen "sowie vergleichbare Fachkräfte mit fundierter Berufserfahrung".

Rewe bringt einige Angebote für einen Direkteinstieg in der hauseigenen Immobilienabteilung mit zum CareerDay. So werden für den Bereich Bauwesen Projektleiter Bau und Projektleiter Großprojekte gesucht, ebenso wie Planungsmanager und "Projektleiter Integration Digitales Bauen". Für das kaufmännische Asset-Management sind Fachwirte Immobilienwirtschaft gefragt; außerdem benötigt der Kölner Handelskonzern "Projektkoordinatoren Immobiliensysteme".

Lidl sorgt in weiser Voraussicht selbst für Besucher am CareerDay-Stand: In diesem Jahr "unterstützt" der Lebensmittel-Discounter den Verein WiBiNET - ein Netzwerk von Studenten und Alumni des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen mit technischer Fachrichtung Bauingenieurwesen der Technischen Universität Darmstadt, "um Studierenden der TU Darmstadt einen Besuch der Messe zu ermöglichen", berichtet Thurn.

Neben Rewe feiern auf dem Career Day 2018 noch folgende Unternehmen Premiere als Aussteller: Witte Projektmanagement, Wilhelm Geiger, P&P, die Niedersächsische Landgesellschaft, M&P Management, Kondor Wessels, Instone, d.i.i. Deutsche Invest Immobilien, HW Ingenieure, Goldbeck, Catella, Die Immobilien Partner Hamburg, Interboden sowie Christie & Co.

Der u.a. auf Hotelimmobilien spezialisierte Makler und Berater macht mit, "weil wir bereits verschiedene Wege für Recruiting ausprobiert haben, jedoch der Meinung sind, dass der direkte Austausch und das Kennen

lernen unseres Teams besonders wichtig sind", erklärt Sandra Pechac, Marketing Manager Germany, Austria & CEE bei Christie & Co. Zum CareerDay bringt Christie & Co Jobs für Immobilienmakler in Berlin und München als auch einen Consultant Advisory & Valuations in Frankfurt und zwei Plätze für Praktikanten mit.

Gesicht zeigen - das steht auch bei Interboden an erster Stelle. "Der Austausch mit dem Nachwuchs ist uns genauso wichtig wie die Präsentation als potenzieller Arbeitgeber - beides funktioniert am besten, wenn man Gesichter zeigt und gute Gespräche führt", findet Simone Hamann, Assistentin im Bereich Vertrieb und Marketing. Darum sind praktisch alle Unternehmensbereiche in München vertreten: Geschäftsführung, Projektentwicklung Wohnen und Gewerbe, IT und Digitalisierung, Verwaltung und Service, Finanzen und Marketing.

Interboden hat u.a. Bedarf an "Junioren, Trainees, Werkstudenten und Praktikanten für die Projektentwicklung in den Bereichen Wohnen und Gewerbe", zählt Hamann auf. Der CareerDay ist nur ein Mosaikstein der Nachwuchsgewinnung: Neben Gastvorlesungen lädt Interboden "regelmäßig Studenten aus dem In- und Ausland zu uns ein", um ihnen die Vielfalt der Branche aufzuzeigen.

Auch bei d.i.i. erklärt man den CareerDay zur Chefsache: Geschäftsführer Frank Wojtalewicz empfängt die Studenten persönlich. Die Firma stellte in den letzten drei Jahren mehr als 60 neue Mitarbeiter ein und wuchs so auf 140 Köpfe. Aktuell hat d.i.i. Plätze für Trainees und Praktikanten frei und Positionen für Berufseinsteiger in den Bereichen Asset-Management, Einkauf, Investment, Projektentwicklung, Fonds- und Vertriebsmanagement zu besetzen.

Harald Thomeczek

Who the f... is Daimler Real Estate?

So soll das neue Serviceterminal der Mercedes-Welt am Salzufer im Berliner Stadtteil Tiergarten aussehen.

So soll das neue Serviceterminal der Mercedes-Welt am Salzufer im Berliner Stadtteil Tiergarten aussehen.

Quelle: Daimler AG

Karriere 04.10.2018
Kein eigener Webauftritt, im Geschäftsbericht nur eine von vielen Töchtern: Daimler Real Estate ist ein eher unbekannter Player auf dem Immobilienmarkt. Dabei beträgt allein der Buchwert ... 

Kein eigener Webauftritt, im Geschäftsbericht nur eine von vielen Töchtern: Daimler Real Estate ist ein eher unbekannter Player auf dem Immobilienmarkt. Dabei beträgt allein der Buchwert der Immobiliensachanlagen des Daimler-Konzerns rund 8 Mrd. Euro. Inklusive angemieteter Flächen steuern die Immobilienprofis ein weltweites Portfolio mit 26 Mio. m² Gebäude- und 100 Mio. m² Grundstücksfläche. Um seinen Bekanntheitsgrad als Unternehmen der Immobilienbranche zu erhöhen, gibt der Immobiliendienstleister des Autobauers seine Zurückhaltung ein Stück weit auf.

Vor zwei Jahren machte sich ein Team von Daimler Real Estate (Daimler RE) auf den Weg zum Karriereforum der Immobilien Zeitung (IZ) in Frankfurt. Der Corporate-Real-Estate-Bereich des Autobauers zeigte damals zum allerersten Mal auf der von der IZ veranstalteten Jobbörse Präsenz als Aussteller. Das Interesse der Studenten, Absolventen und Young Professionals war riesig: 112 Gesprächsanfragen erhielt Daimler RE im Vorfeld des Karriereforums - mehr als klassische Immobilienunternehmen wie BNP Paribas Real Estate (97 Anfragen), JLL (79) oder die ECE (66).

Klar, jeder kennt Daimler. Vor allem die Marke Mercedes-Benz dürfte auf karriereorientierte (Immobilien-)Studenten und Absolventen eine gewisse Strahlkraft entwickeln. Die Immobilientochter des Konzerns ist dagegen für viele immer noch eine Unbekannte. Einen eigenen Webauftritt hat die GmbH, die im Konzernverbund für alle Immobilienanliegen des Konzerns weltweit zuständig ist, egal, um welche Assetklasse es geht, nicht. Und wer die Daimler Real Estate GmbH im Geschäftsbericht des Automobilkonzerns von 2017 sucht, landet einen einzigen Treffer: Im Konzernabschluss taucht die in Berlin ansässige RE-Einheit als eine unter hunderten konsolidierten Tochtergesellschaften auf. Kapitalanteil: 100%. Das war's.

Auch wer den jüngsten Geschäftsbericht nach Hinweisen auf das Immobilienportfolio und die Aktivitäten der Immobilienmannschaft umpflügt, wird kaum fündig: Der Buchwert der Immobiliensachanlagen des Daimler-Konzerns beträgt ca. 8 Mrd. Euro; der Verkauf von Immobilien in der japanischen Stadt Kawasaki brachte 267 Mio. Euro ein, und im Planvermögen für Pensionszahlungen sind Immobilien einer der nicht-börsennotierten Anlagen. Weitere Treffer, die mehr Aufschluss über die Immobilienaktivitäten des global agierenden Großkonzerns geben? Fehlanzeige.

"Im Geschäftsbericht finden Sie kaum Informationen über uns", bestätigt Sofie Todd, zuständig für das Recruiting bei Daimler Real Estate. "Unser Kunde ist der Daimler-Konzern: Wir entwickeln Standorte und beschaffen Flächen für alle Geschäftsbereiche im Daimler-Konzern weltweit, halten uns als interner Dienstleister jedoch im Hintergrund." Für die Immobilien Zeitung macht Daimler eine Ausnahme, ermuntert von der Tatsache, dass die Teilnahme am Karriereforum vor zwei Jahren Daimler Real Estate spürbar einen größeren Bekanntheitsgrad unter (künftigen) Kandidaten verschafft hat.

Einen Beleg hierfür liefert das diesjährige Wunscharbeitgeber-Ranking der Immobilien Zeitung, für das die IZ jedes Jahr hunderte von Studierenden immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge befragt. Daimler hat 2018 einen ansehnlichen Platz im Verfolgerfeld erreicht: Die Immobilientochter des Autoherstellers teilt sich überraschend Rang 21 mit Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, und dem Baukonzern und Projektentwickler Strabag. Namhafte Immobilienunternehmen wie der Fonds- und Asset-Manager Commerz Real, Bonava oder die CG-Gruppe, Deutschlands zweit- und größter Projektentwickler, oder Shoppingcentergigant Unibail-Rodamco-Westfield haben in der Studentenbefragung schlechter abgeschnitten.

Der Hauptgrund, weshalb Daimler Real Estate nicht länger das Licht der Öffentlichkeit scheut, liegt darin, dass die Beschaffung von Immobilienspezialisten eine immer größere Herausforderung darstellt. Das gilt zwar für alle Unternehmen, die Immobilienfachleute suchen - aber für einen Player, der lieber im Hintergrund agiert, eben in besonderem Maße. "Den Studenten ist nicht immer die Existenz und das umfangreiche Tätigkeitsfeld unseres Corporate-Real-Estate-Bereichs bekannt. Das ist für uns eine zusätzliche Herausforderung, geeignete Mitarbeiter zu finden", sagt Todd. Bewerber informieren sich heute bekanntlich erst online über ein Unternehmen. Da ist es sicher nicht förderlich, wenn man über einen potenziellen Arbeitgeber nur spärliche Informationen findet.

Das Team von Daimler Real Estate intensiviert die Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache, z.B. für neugierige Studenten auf Unternehmensrundlauf: Als ein Immobilienprofessor einer Hochschule, an der man u.a. Immobilienwirtschaft und -management, Baumanagement und Bauingenieurwesen sowie Architektur studieren kann, unlängst fragte, ob er bei einer Hauptstadt-Exkursion mit seinen Studenten zu Immobilienunternehmen auch bei Daimler Station machen dürfe, sagte der Corporate-Real-Estate-Manager des Daimler-Konzerns nicht nein. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Klassische Immobilienunternehmen drängen sich den Studierenden an den Hochschulen, Karrieremessen oder an Tagen der offenen Tür förmlich auf.

Wer also ist Daimler Real Estate? Im Konzernverbund gehört die Immobilieneinheit zum Ressort Finance & Controlling. Das betreute Portfolio umfasst alle im Konzern erforderlichen Nutzungstypen und damit alle wesentlichen Assetklassen der Immobilienbranche: Einzelhandel, Büro, Logistik, Forschungs- und Entwicklungszentren, Produktionsimmobilien sowie diverse Sonderthemen wie z.B. Teststrecken oder besondere Vertriebsformaten wie die mercedes-me-Stores (eine Mischung aus Autohaus, Café und Event-Location in City-Lage). Daimler RE ist für alle Geschäftsbereiche rund um den Globus der exklusive Flächenbeschaffer. Und das sind ziemlich viele: In über 50 Ländern nutzt der Automobilhersteller Grundstück- und Gebäudeflächen, sei es im Eigentum oder zur Miete.

Das Real-Estate-Team ist also global aktiv und bespielt alle möglichen Assetklassen - und dies in den unterschiedlichsten Projektdimensionen vom Mietvertragsmanagement bis hin zur kompletten Standortentwicklung. Das Spannende an einer Tätigkeit für einen Corporate ist, dass sich Veränderungen im Kerngeschäft sofort in den Anforderungen an die Immobilienmannschaft niederschlagen: "Der Daimler-Konzern entwickelt sich vom Automobilhersteller zum Mobilitätsdienstleister. Das hat alles direkte Auswirkungen auf unser Geschäft." (Anm. d. Red.: In diesem Jahr haben Daimler und BMW die Absicht, ein Joint Venture für Mobilitätsdienstleistungen gründen zu wollen, bekannt gegeben.) "Neue Geschäftsbereiche fokussieren auf neue, urbane Standorte. Elektrofahrzeuge brauchen Strom, dies hat unmittelbaren Einfluss auf Gebäudetypen und Gebäudeinfrastruktur", berichtet Todd. "Auch die Anforderungen an Logistikflächen und -standorte unterliegen einem Wandel, und der Bürobedarf verändert sich sowieso laufend."

Mit dem wachsenden und sich verändernden Flächenbedarf des Autokonzerns wächst auch der Personalbedarf von Daimler Real Estate: "Vor drei Jahren haben wir uns im Real-Estate-Bereich neu aufgestellt und im Zuge dessen unsere Mannschaft vergrößert", erzählt Todd. Der Großteil der Mitarbeiter sitzt in Berlin sowie am Konzernsitz in Stuttgart und betreut von dort die deutschen und internationalen Transaktions- und Bauprojekte. Weitere Standorte befinden sich in den USA, China und Japan.

"Bedarf an engagierten und qualifizierten Mitarbeitern haben wir immer wieder", sagt Todd und zählt auf: "Architekten, Bauingenieure, Betriebswirte, Kaufleute und Juristen suchen wir insbesondere, um die komplette Bandbreite von immobilienbezogenen Aufgaben durchzuführen, aber auch um Analysen zu strategischen Fragestellungen vorzunehmen, Marktforschung in den Immobilienmärkten im Allgemeinen zu betreiben oder Digitalisierungsprozesse voranzubringen. Unsere Wunschkandidaten besitzen in der Regel mindestens einen Bachelor-Abschluss mit Immobilienbezug, haben erste praktische Erfahrungen gesammelt und englische Sprachkenntnisse." Berufserfahrung - drei bis fünf Jahre - ist kein Fehler, "wir stellen aber auch direkt von der Uni sowie Praktikanten oder Werkstudenten ein. Außerdem betreuen wir Bachelor- und Master-Arbeiten", wirbt Todd um Nachwuchskräfte.

Wer sich fragt, ob er bei Daimler Real Estate genau richtig wäre oder eher nicht, kann sein eigenes Profil mit folgender Beschreibung abgleichen: "Wir suchen Teamplayer, da jedes Projekt eine enge Partnerschaft mit den jeweiligen Geschäftsbereichen erfordert. Selbstorganisation und eine strukturierte Arbeitsweise sind essenziell, und man sollte viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten können."

Harald Thomeczek

"Lasst die Leute sich selbst organisieren"

Fast schon wie das berühmte Bild vom "Lunch atop a Skyscraper": das REC-Management-Team, bestehend aus (von links) Tudor Popp, Chef der Bukarester Niederlassung, sowie den Geschäftsführern Holger Wille, Jens Dehnbostel, Tarkan Barin und Andreas Schlote.

Fast schon wie das berühmte Bild vom "Lunch atop a Skyscraper": das REC-Management-Team, bestehend aus (von links) Tudor Popp, Chef der Bukarester Niederlassung, sowie den Geschäftsführern Holger Wille, Jens Dehnbostel, Tarkan Barin und Andreas Schlote.

Quelle: REC Partners

Karriere 04.10.2018
Bei REC Partners gibt es keine Kernarbeitszeit. Die Mitarbeiter entscheiden selbst, wann und wo sie arbeiten. Auch im Job haben sie große Freiheiten. Das Konzept ist allerdings nicht für ... 

Bei REC Partners gibt es keine Kernarbeitszeit. Die Mitarbeiter entscheiden selbst, wann und wo sie arbeiten. Auch im Job haben sie große Freiheiten. Das Konzept ist allerdings nicht für jeden Angestellten das richtige - und auch nicht für jeden Chef, sagt Andreas Schlote, geschäftsführender Gesellschafter.

Immobilien Zeitung: Sie haben in diesem Jahr bereits zwölf Architekten und Ingenieure eingestellt. Das ist für einen Dienstleister mit 60 Mitarbeitern, die sich vor allem um Themen wie die technische Due Diligence und Strategieberatung kümmern, eine Leistung. Wie schaffen Sie es, in Zeiten des Fachkräftemangels so viel Personal zu akquirieren?

Andreas Schlote: Das hat unter anderem etwas mit unserem besonderen Arbeitgeberverständnis zu tun. Uns ist vor allem ein Umgang auf Augenhöhe zwischen Chefs und Mitarbeitern wichtig. Hohe Flexibilität und Eigenverantwortung sind ebenfalls zentrale Elemente unseres Miteinanders. Darüber hinaus bieten wir eine Vielzahl an Arbeitgeberleistungen.

IZ: Um welche Benefits geht es genau? Was kommt am besten bei den Mitarbeitern an?

Schlote: Das teuerste sind die Betriebsrente und die Kita-Gebühren. Durchschlagenden Erfolg hingegen haben wir mit den Sportprogrammen. Wir geben jedem Mitarbeiter monatlich bis zu 100 Euro, mit denen er das Fitnessstudio, Massagetermine, einen Thai-Chi-Kurs, die Rückenschule oder etwas ähnliches bezahlen kann. Etwa die Hälfte der Belegschaft nutzt das Programm und die Mitarbeiter sprechen untereinander darüber. Das ist toll. Und ich als Unternehmer erhoffe mir davon weniger Krankentage.

IZ: Geht die Rechnung auf?

Schlote: Unsere Firma ist zu klein, um da signifikante Effekte herauslesen zu können. Es muss nur eine Grippewelle kommen, dann ist die Statistik wieder hinüber.

IZ: Und die Betriebsrente begeistert die Angestellten weniger?

Schlote: Ja. Wir haben den Fehler gemacht und den Mitarbeitern den Jahresauszug bislang nicht gezeigt. Sie konnten also nicht sehen, wie viel angespart worden ist und wie viel zum Rentenbeginn ausgezahlt wird. Sie müssen den Beschäftigten den Auszug unter die Nase halten, sonst verpufft der Effekt.

IZ: Sie bieten auch Versicherungen an.

Schlote: Wir bezahlen unseren Mitarbeitern eine Berufsunfähigkeitsversicherung und eine Risiko-Lebensversicherung. Das war aber unter den Kollegen bislang kein Thema - bis wir jüngst zwei akute Fälle hatten, bei denen die Mitarbeiter deutlich gesehen haben, wie wichtig solche Vorsorgeversicherungen sind. Jetzt wissen sie die Benefits besser zu schätzen.

IZ: Sie sprechen auch von hoher Flexibilität im Arbeitsalltag. Das ist ein sehr dehnbarer Begriff. Was heißt das konkret in Ihrem Büro?

Schlote: Die Mitarbeiter können arbeiten, wann und wo sie wollen. Das kann ganz normal in der Woche sein, aber auch am Wochenende, morgens oder abends, im Büro, daheim oder woanders. Eine Kernarbeitszeit im Büro haben wir nicht. Es kommt einfach darauf an, dass jeder seine Arbeit macht - wann und wo, ist zweitrangig.

IZ: Wie überprüfen Sie den Arbeitsfortschritt?

Schlote: Wir halten uns in Gesprächen mit den Kollegen auf dem Laufenden. Zudem können wir stichprobenartig im digitalen System die abgelegten Zwischenergebnisse nachvollziehen. Das ist eine Art sanftes Controlling und bietet übrigens tolle Gelegenheiten, die Mitarbeiter auch mal zwischendurch für ihre Arbeit zu loben.

IZ: Manche Chefs bemängeln am mobilen Arbeiten, dass die Angestellten bei Fragen nicht direkt ansprechbar sind.

Schlote: Das müssen Sie auch nicht sein. Wenn der Ingenieur am Wochenende durchgearbeitet hat, dann darf er sich in der Woche freie Zeit nehmen. Sollte im Büro etwas Dringendes anstehen, dann schreibe ich ihm eine E-Mail mit der Bitte, mich dringend zurückzurufen. Das klappt gut. Und sollte nun das Response-Verhalten doch nicht so wie erwartet sein, wird der Mitarbeiter beim nächsten Mal an ein Projekt gesetzt, bei dem es weniger Abstimmungsbedarf gibt.

IZ: Das hört sich nach ständiger Bereitschaft an. Besteht da nicht die Gefahr des Burn-out?

Schlote: Ja, wir sind uns dessen bewusst. Wir haben externe Hilfe herangezogen, um die Mitarbeiter zu sensibilisieren. Und wir Chefs achten darüber hinaus darauf, dass niemand verbrannt wird.

IZ: Wie kontrollieren Sie das?

Schlote: Bei jedem Projekt haben wir vorher abgeschätzt, wie lange jeder Schritt dauert. Wenn da ein Kollege durchsaust, dann werden die Chefs aufmerksam.

IZ: Und was hat es mit der hohen Eigenverantwortung auf sich?

Schlote: Unsere Mitarbeiter können über weite Strecken selbst Entscheidungen treffen. Häufiger, als es z.B. in großen Unternehmen der Branche üblich ist.

IZ: Die Flexibilität und Eigenverantwortung ist nicht für jeden eine Freiheit, für manchen auch eine Herausforderung. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Schlote: Unser Konzept passt nicht zu jedem. Wer klare Ansagen seines Vorgesetzten braucht, ist falsch bei uns. Ein 50-Jähriger aus einem großen Büro mit vielen Hierarchie-Ebenen fragt öfter, wer über den nächsten Schritt entscheidet. Wir halten ihm dann manchmal wortwörtlich den Spiegel vor. Er ist es selbst. Das ist nur ein Beispiel. Wir haben auch in unserem Büro in Bukarest Probleme, Personal zu finden, das so frei arbeiten kann und will. Die Mentalität ist dort offenbar eine andere. Manchmal ist die Freiheit aber auch genau der Punkt, der überzeugt. Vor kurzem war es unser flexibles Arbeitszeitmodell, das eine Kollegin dazu gebracht hat, bei ihrem früheren Arbeitgeber zu kündigen. Sie hat zwei kleine Kinder. Wir übernehmen die Kita-Gebühren und sie kann arbeiten, wenn es passt.

IZ: Woher erlangen die Mitarbeiter die Kompetenz, so viele Entscheidungen zu treffen?

Schlote: Sie müssen miteinander reden und sich Informationen zusammensuchen. Die Kommunikation über Arbeitsthemen in der Teeküche ist dabei sehr wichtig.

IZ: Aber wenn doch viele Mitarbeiter mobil arbeiten, ist das schwierig.

Schlote: Die Mitarbeiter sprechen sich ab, wann sie für wichtige Projektarbeiten zusammenkommen. Außerdem wollen wir künftig häufiger inhäusige Schulungen anbieten, zu denen sich die Kollegen treffen.

IZ: Was macht die Freiheit mit dem Personal?

Schlote: Die Mitarbeiter entwickeln selbst ein gewisses Unternehmertum. Sie akquirieren Projekte und weiteres Personal. Wir haben in diesem Jahr schon sieben, acht Mal jeweils 1.000 Euro Prämie dafür bezahlt, dass ein Mitarbeiter einen Kollegen ins Büro gebracht hat. Die Mitarbeiter, die auf diesem Weg angeworben worden sind, integrieren sich auffällig gut, machen gute Arbeit und bleiben dem Unternehmen lange treu.

IZ: Wie bringen Sie Bewerbern Ihre Unternehmenskultur näher?

Schlote: Am besten ist es, wenn sich der Bewerber umschaut und die offenen Bürotüren und die Glaswände sieht. Vielleicht macht er dann auch zuerst mal ein Praktikum bei uns. Nach vier bis sechs Wochen frage ich ihn dann, was er verändern würde. Wir sind immer offen für frische Ideen. Auf diesem Wege haben wir zum Beispiel unser Verfahren der Due-Diligence-Prüfung optimiert.

IZ: Achten Sie beim Bewerber auch darauf, ob er ins Team passt?

Schlote: Ja, das ist besonders wichtig. Allein ein Fachmann oder eine Fachfrau zu sein, reicht nicht. Wir schauen auch auf das Alter, den familiären und den kulturellen Hintergrund. Zuletzt haben wir einen 60-jährigen Iraker mit guten Deutschkenntnissen eingestellt. Bei uns gibt es außerdem zehn Türken, drei Griechen und acht Rumänen.

IZ: Sie sagen selbst, Ihr Konzept ist nicht für jeden Mitarbeiter das richtige. Aber doch sicher auch nicht für jeden Chef?!

Schlote: Das stimmt. Die Führungskraft, die gerne von "meinen Untergebenen" spricht, hätte bei uns ein Problem. Wir sagen lieber: Lasst die Leute sich doch selbst organisieren. Dazu muss ich als Chef allerdings loslassen können. Wenn der Chef ein Kontrollfreak ist, dann ist unser Konzept nichts für ihn.

IZ: Wie geht es in Ihrem Büro weiter? Was sind Ihre Pläne?

Schlote: Wir möchten gerne weiter wachsen, vor allem mit weiteren Standorten in Berlin, München und Hamburg. Das mittelfristige Ziel liegt bei 100 Mitarbeitern. Wie wir das erreichen wollen - über den Zukauf einer Firma oder aus eigener Kraft -, ist noch offen.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schlote!

Die Fragen stellte Anke Pipke.

Anke Pipke