Karriere-News

KI soll die Tür zum Wissen für alle öffnen

Natalie Bräuninger im Gespräch mit Gerhard Feldmeyer, Hanna Huber und Nadja Stachowski (von links) bei der Real Estate Arena.

Natalie Bräuninger im Gespräch mit Gerhard Feldmeyer, Hanna Huber und Nadja Stachowski (von links) bei der Real Estate Arena.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Janina Stadel

Karriere 20.06.2024
Unternehmenseigene KIs könnten in Zukunft vorhandenes Wissen für alle Mitarbeiter zugänglich machen und aus bekannten Informationen Prognosen für die Zukunft ableiten. Dafür müssen ... 

Unternehmenseigene KIs könnten in Zukunft vorhandenes Wissen für alle Mitarbeiter zugänglich machen und aus bekannten Informationen Prognosen für die Zukunft ableiten. Dafür müssen die Nutzer die Programme aber beherrschen. Das kostet Arbeitszeit.

Ich bin der Meinung, dass man Menschen Wissen nicht eintrichtern kann", sagt Gerhard Feldmeyer, Gestaltungs- und Innovationstreiber beim Projektentwickler Moringa. "Stattdessen muss man sie dazu motivieren, sich mit einem Thema zu beschäftigen", lautet die Lösung des gelernten Architekten. Das gelte vor allem, wenn es darum geht, sich im Job weiterzubilden oder sich mit wichtigen Grundlagen aus benachbarten Abteilungen zu beschäftigen. Auf dicke Leitfäden in Buchform oder Datenbanken, wie er sie im Laufe seiner Karriere in vielen Unternehmen kennengelernt hat, greifen Mitarbeiter nach seiner Erfahrung nur zurück, wenn sie eine konkrete Frage haben. Einen Anreiz, sich mit dem gesammelten Wissen von Kollegen oder Vorgängern zu beschäftigen, bieten sie hingegen kaum. Die oft wertvollen Inhalte der Leitfäden gingen dadurch zum Teil verloren, nicht zuletzt, weil die Darstellung der Informationen meist unübersichtlich sei.

Um sich mit etwas zu beschäftigen, das über den Arbeitsalltag hinausgeht, müssten Mitarbeiter jedoch erst einmal wissen, was es alles zu entdecken gibt, meint Nadja Stachowski, Head of Business Development von GMP Architekten. In ihrem Unternehmen dienen derzeit regelmäßige Kurzmeetings dazu, Mitarbeiter auf Themen aufmerksam zu machen. In weniger als 15 Minuten werden Ideen, Tools und Infos zu Wettbewerben umrissen. Wer sich von etwas angesprochen fühlt, kann sich im Anschluss an einen passenden Ansprechpartner im Unternehmen wenden. "Dafür müssen Experten klar ausgewiesen sein, damit jeder seine erste Anlaufstelle kennt, um sich auf eigene Faust tiefer mit dem Thema zu beschäftigen und eigenes Wissen aufzubauen", betont Stachowski. Gleichzeitig lernen Mitarbeiter durch das Beibringen und Erklären ihrer Inhalte am meisten.

Um das weiter zu fördern, will sich Hanna Huber bei Drees & Sommer nicht nur auf die intrinsische Motivation von Mitarbeitern verlassen, ihr Know-how weiterzugeben. Sie leitet seit 2020 das Innovationscenter des Unternehmens und schlägt während einer Veranstaltung zum Thema Wissensmanagement auf der Messe Real Estate Arena in Hannover vor: "In Zielvereinbarungen müsste festgelegt werden, dass das Teilen von Wissen belohnt wird." Es dürfe nicht als zusätzliche Arbeit oder einem Gefallen gegenüber einem Kollegen angesehen werden, sondern als fester Bestandteil der eigenen Stelle.

Umgang mit den Tools muss trainiert werden

Bisher geschehe das bei Drees & Sommer durch Treffen zwischen Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen und Standorten, die sich als Expertengruppe zu einem festgelegten Thema austauschen. Für die Zukunft denkt Huber aber auch an eine unternehmenseigene KI als Plattform für die Wissensweitergabe. "Im Moment ist sie noch ein kleines Helferlein, doch langfristig könnte eine unternehmenseigene KI das Wissensmanagement innovieren", sagt sie. Ihre Vision ist es, dass sich Mitarbeiter nicht länger über ein Suchfeld in einer Datenbank orientieren. Aber auch mit einem Chatbot sollen sie nicht sprechen. Stattdessen wünscht sich Huber ein Tool, das einen virtuellen Austausch mit Mitarbeitern ermöglicht – und zwar zeit- und ortsunabhängig. Somit kann auch auf das Wissen von Mitarbeitern zurückgegriffen werden, nachdem die das Unternehmen schon verlassen haben. "Eine gute KI könnte es uns ermöglichen, aus einer kleinen Info auch Prognosen für die Zukunft abzuleiten", sagt sie. Damit das funktioniert, müsse die KI aber auch mit den passenden Inhalten gefüttert werden. "Und das kostet Zeit und Geld", räumt sie ein. Als Problem sieht sie den komplexen Aufbau einer KI, der von den Mitarbeitern verstanden werden muss. "Genutzt werden kann das Tool nur von denen, die genügend Zeit haben, sich richtig einzuarbeiten", so Huber. Einige Mitarbeiter – vor allem jüngere – beschäftigen sich bereits in ihrer Freizeit mit KI-Tools. Das sollte im Unternehmen gefördert und ausgebaut werden. Doch dabei gebe es einiges zu beachten. "Der Umgang mit der KI im Unternehmen unterscheidet sich vom privaten Gebrauch", warnt Huber. Als Beispiele nennt sie Bestimmungen zum Datenschutz und das Einspeisen von Geschäftsgeheimnissen. "Es wäre wünschenswert, wenn das Wissen der KI auch über Unternehmensgrenzen hinweg zur Verfügung stünde. Aber mit diesem Ziel ist es essenziell, genau zu klären, welche Informationen in die Plattform eingespeist werden dürfen."

Um die Schwierigkeiten klar zu machen und gleichzeitig zu ersten Erfahrungen im Umgang mit KI zu verhelfen, bietet Drees & Sommer schon jetzt sogenannte KI-Learning-Lunches für die Mitarbeiter an. Dort gibt es Schulungen beispielsweise zum Prompting, bei denen die Teilnehmer lernen und auch üben können, wie Befehle und Fragen an das Programm formuliert werden müssen, um die erhofften Antworten angezeigt zu bekommen. Damit sich die Inhalte der Schulungen verfestigen, gibt es inzwischen Challenges, bei denen sich zum Beispiel Abteilungen darin messen, wer das kreativste Bild mit einem KI-Programm erstellen kann. So sollen Anreize geschaffen werden, sich über die Seminarzeit hinaus mit den Inhalten zu beschäftigen und die eigenen Skills auszubauen.

Janina Stadel

Andreas Hohlmann verlässt Unibail-Rodamco-Westfield

Andreas Hohlmann in der Unibail-Deutschlandzentrale in Düsseldorf zwischen den Schautafeln für das Überseequartier.

Andreas Hohlmann in der Unibail-Deutschlandzentrale in Düsseldorf zwischen den Schautafeln für das Überseequartier.

Quelle: URW

Köpfe 17.06.2024
Andreas Hohlmann, Geschäftsführer von Unibail-Rodamco-Westfield (URW) Deutschland und Österreich, verlässt das Unternehmen. Unter seiner Führung hat URW das Überseequartier Hamburg ... 

Andreas Hohlmann, Geschäftsführer von Unibail-Rodamco-Westfield (URW) Deutschland und Österreich, verlässt das Unternehmen. Unter seiner Führung hat URW das Überseequartier Hamburg entwickelt und gebaut. Dessen Eröffnung wurde jedoch verschoben.

Der Entwickler des Überseequartiers Hamburg, der französische Shoppingcenter-Konzern Unibail-Rodamco-Westfield (URW), verliert wenige Monate vor der Eröffnung des Großprojekts seinen Deutschland-Geschäftsführer. Andreas Hohlmann wird das Unternehmen Ende Juni verlassen. Entsprechende Informationen der Immobilien Zeitung (IZ) bestätigte URW. Hohlmann war 2017 von ECE zu URW gewechselt.

URW begründet den Weggang mit einer schon länger geplanten Reorganisation des Unternehmens. Deutschland werde mit Österreich, Polen, Tschechien und der Slowakei bei URW zur Einheit Central Europe zusammengefasst. Dessen Führung übernehme als Chief Operating Officer (COO) Jakub Skwarlo. Zusammen mit Hohlmann verlassen nach IZ-Informationen weitere deutsche Top-Manager URW. Auch ein Personalabbau gilt als wahrscheinlich. Derzeit beschäftigt URW in seiner Deutschland-Organisation rund 440 Mitarbeiter, in Österreich etwa 40. Hohlmann war Geschäftsführer beider Landesgesellschaften. URW wollte sich auf Anfrage weder zum weiteren möglichen Manager-Schwund noch zum eventuellen Personalabbau äußern.

Das südliche Überseequartier in Hamburg hat ein Investitionsvolumen von rund 1,6 Mrd. Euro. Es gilt als eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas. Es besteht aus 14 Gebäuden mit 419.000 qm Gesamtfläche. Neben den 200 Geschäften, Restaurants und Freizeitangeboten entstehen 579 Wohnungen, 48.000 qm Bürofläche für 4.000 Arbeitsplätze, drei Hotels der französischen Accor-Gruppe mit 819 Zimmern sowie ein Kreuzfahrtterminal. Die Eröffnung war ursprünglich für den 25. April 2024 vorgesehen, wurde wegen eines
Wasserschadens auf der Baustelle aber auf Ende August verschoben. Laut dem Hamburger Abendblatt soll es sogar Ende September werden. Den neuen Eröffnungstermin will URW in wenigen Tagen bekannt geben.

Christoph von Schwanenflug

Tarifkonflikt am Bau ist beendet

Karriere 14.06.2024
Nach den Gewerkschaftsvertretern haben die Arbeitgeber dem Tarif-Kompromiss im Bauhauptgewerbe zugestimmt. Damit ist der von Streiks begleitete Konflikt beendet. ... 

Nach den Gewerkschaftsvertretern haben die Arbeitgeber dem Tarif-Kompromiss im Bauhauptgewerbe zugestimmt. Damit ist der von Streiks begleitete Konflikt beendet.

Die Tarifgemeinschaft der Arbeitgeber teilte am Freitag mit, eine Mehrheit für den wenige Wochen zuvor ausgehandelten Kompromiss erzielt zu haben. Die Gewerkschaft IG Bau hat der Einigung zuvor zugestimmt. Von Baugewerbeverband und Bauindustrie heißt es, man sei froh über die gewonnene Planungssicherheit.

Der neue Tarifvertrag sieht eine Laufzeit von drei Jahren vor. Demzufolge sollen in einer ersten Stufe sämtliche Monatsgehälter pauschal um 230 Euro sowie um 1,2% im Westen und 2,2% im Osten steigen. Phase zwei sieht zum 1. April des kommenden Jahres noch einmal 4,2% mehr im Westen und 5,0% im Osten vor. Im Jahr darauf erfolgt noch einmal ein Schritt um 3,9% im Westen. Im Osten sollen die Löhne dann entsprechend an das Westniveau angeglichen werden.

Um die Attraktivität der Ausbildung auf dem Bau zu steigern, haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer darauf geeinigt, dass die Vergütung für das erste Ausbildungsjahr für alle Ausbildungsberufe bundeseinheitlich ab dem 1. Mai 2024 auf 1.080 Euro erhöht werden soll. Für die weiteren Ausbildungsjahre sind ebenfalls Erhöhungen vorgesehen. Ziel ist zudem eine stärkere Annäherung der Ausbildungsvergütung der technisch-kaufmännischen Ausbildungen an jene der gewerblichen Ausbildungen. Zum 1. April 2026 sollen die Ausbildungsvergütungen im Westen erneut um 3,9% angehoben und die Ost-West-Angleichung vollzogen werden.

Kristina Pezzei

Die Assetklasse ist zweitrangig

Längst nicht alle Bewerber sind auf eine Immobilienart festgelegt.

Längst nicht alle Bewerber sind auf eine Immobilienart festgelegt.

Quelle: Career Pioneer GmbH & Co. KG, Urheber: Alexander Sell

Karriere 13.06.2024
Inhalte aus dem Studium und erste Erfahrungen in Praktika bringen Nachwuchskräften die Eigenheiten verschiedener Gebäudetypen nahe. Doch gerade in ersten Karrierejahren bleibt es nicht ... 

Inhalte aus dem Studium und erste Erfahrungen in Praktika bringen Nachwuchskräften die Eigenheiten verschiedener Gebäudetypen nahe. Doch gerade in ersten Karrierejahren bleibt es nicht immer bei den Favoriten.

Durch den eigenen Bezug im Alltag, bleibt das Segment Wohnen die beliebteste Assetklasse der Berufseinsteiger. Mehr als drei Viertel der 516 Hochschulabsolventen, die an der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) teilgenommen haben, können sich vorstellen, sich beruflich mit der Gebäudeart zu befassen. Doch nur die wenigsten geben eine einzige Immobilienart als Wunsch an. So können sich mehr als 60% auch die Arbeit mit Büros und jeder dritte Teilnehmer mit Handelsimmobilien vorstellen. Fast genauso viele interessieren sich für Logistikgebäude.

Dass Berufseinsteiger nur selten nach einer Arbeit mit einer bestimmten Assetklasse suchen, merken die Mitarbeiter von Office First an ihrem Ausstellerstand beim IZ Karriereforum. "Obwohl wir das Wort Büro im Namen tragen, bedienen wir auch andere Assetklassen, wie zum Beispiel Wohnen", erklären sie den Besuchern immer wieder. Für viele ist das ein Grund, sich genauer über Einstiegsmöglichkeiten im Unternehmen zu informieren. "Letzten Endes müssen die Aufgaben passen und der Standort", sagt ein Student, der einen Praktikumsplatz sucht.

Bei Savills zeigen Nachwuchsmakler in diesem Jahr verstärkt Interesse an Logistikimmobilien, weil sie die Größe reizt. Doch im Gespräch mit den Mitarbeitern wird vielen klar, dass durch niedrigere Mietpreise pro Quadratmeter auch Gewerbe- oder Büroflächen zu guten Boni und Provisionen führen können. Diese Aussicht sorgt bei manchem schnell für Interesse in diesem Segment.

Einen Wechsel zwischen den Assetklassen hat Celine Lee bereits hinter sich. "Viele steigen erst einmal im Feld Wohnen ein, weil man dazu in der Ausbildung und im Studium oft den meisten Input bekommt", sagt sie. Auch sie sei diesen Weg gegangen, bis sie sich vor vier Monaten umentschieden hat und ins Property-Management von CEV Handelsimmobilien wechselte. "Ausschlaggebend waren für mich der Umgang mit den Mietern und die Möglichkeit, individuellere Mietverträge zu gestalten", sagt sie. In Gesprächen mit Berufseinsteigern auf dem Karriereforum merkt sie, dass die meisten klar zwischen Wohn-, Gewerbe- und Handelsimmobilien unterscheiden. Gerade, wer in einem Praktikum schon Erfahrungen mit einer Assetklasse gesammelt hat, steuere bei der Jobsuche häufig die passenden Unternehmen an. Dabei ist für die Young Professional nach ihrem eigenen Wechsel klar: "Eine gute Ausbildung liefert die Grundlagen, die auf jede Gebäudeart anzuwenden sind. Erst im Laufe der Jahre zeigen sich die Eigenheiten der verschiedenen Immobilientypen. Wer für einen Wechsel bereit bleibt, hält sich mehr Auswahlmöglichkeiten in den ersten Berufsjahren offen."

Janina Stadel

Der Berufseinstieg soll flexibel sein

Mareike Rathmann (Mitte) informierte die Besucher des Karriereforums über Traineeprogramme.

Mareike Rathmann (Mitte) informierte die Besucher des Karriereforums über Traineeprogramme.

Quelle: Career Pioneer GmbH & Co. KG, Urheber: Alexander Sell

Karriere 13.06.2024
Zwar wünscht sich die Mehrheit der Absolventen einen Direkteinstieg über eine Junior-Position als ersten Job, doch auf Karrieremessen wie dem IZ Karriereforum vergangene Woche rühren ... 

Zwar wünscht sich die Mehrheit der Absolventen einen Direkteinstieg über eine Junior-Position als ersten Job, doch auf Karrieremessen wie dem IZ Karriereforum vergangene Woche rühren Arbeitgeber die Werbetrommel für ihre Traineeprogramme. Damit wollen sie die Nachwuchskräfte passend zu ihren Bedarfen ausbilden. Den jungen Bewerbern hingegen bieten die Konzepte eine Chance, sich in der Berufswelt zu orientieren, bevor sie sich auf ein Tätigkeitsfeld festlegen.

Mit dem Studienabschluss in der Tasche ist die endgültige Berufsorientierung von Nachwuchskräften noch lange nicht abgeschlossen. "Bei der Entscheidung für einen Studiengang mit Bezug zur Immobilienwirtschaft wissen nur die wenigsten genau, wo es später einmal hingehen soll", berichtet Mareike Rathmann. Sie hat als Employer Branding Managerin der HIH-Gruppe mit vielen Besuchern des IZ Karriereforums gesprochen und weiß, dass Unternehmen aus der Branche derzeit vor allem Bewerber suchen, die für ihr Fach brennen. "Deshalb ist es unsere Aufgabe als Arbeitgeber, den Nachwuchskräften aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, damit jeder sein Feuer auch finden kann", sagt sie. Rathmann rät den Berufseinsteigern deshalb, sich zu Beginn ihrer Karriere erst einmal über ihre möglichen zukünftigen Aufgaben im Berufsleben zu informieren, und weiß: "In den ersten Jahren sollte die fachliche Karriere im Vordergrund stehen. Erst dann kann man eine Führungskarriere anstreben."

Maximilian Helm hat das über ein Traineeprogramm geschafft. "Ich war mir beim Berufseinstieg sicher, in der Immobilienbewertung Fuß fassen zu wollen. Doch nach kurzer Zeit in der Praxis musste ich feststellen, dass das Gebiet doch nicht ganz für mich passt", sagt er. Inzwischen ist er Head of Institutional Clients, Client Relations & Capital Funding bei Real I.S., dem auf Immobilieninvestments spezialisierten Fondsdienstleister der Bayern LB. Und er gibt seine Erfahrung auf Karrieremessen an junge Bewerber weiter. "Ich höre immer wieder, dass Absolventen sich nach dem Studium erst einmal Zeit für eine Orientierung wünschen. Das gilt in der Immobilienwirtschaft deshalb so stark, weil es so viele unterschiedliche Tätigkeitsfelder gibt, für die ein Hochschulstudium qualifiziert. Aber erst in der Praxis wird sichtbar, wie der Alltag im Beruf tatsächlich aussieht."

Bei seinem Arbeitgeber Real I.S. müssen Trainees deshalb mehrere Pflichtstationen wie im Investment, im Fonds- und Asset-Management und im Vertrieb durchlaufen, bevor sie eine finale Entscheidung für ihre Zielrichtung treffen. Auch Auslandsaufenthalte gehören im Unternehmen dazu. "Nicht zuletzt lernen Trainees auf diese Weise Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen und von verschiedenen Standorten kennen", sagt Helm. Denn der Team-Fit gehöre auch zur Entscheidung.

Bei IPH Handelsimmobilien ist das Traineeprogramm inzwischen der klassische Einstieg. "Was wir jetzt suchen, sind Centermanager für die Zukunft", sagt Heiner Ganz, Regionalleiter Center Management Süd. Den fertigen Centermanager gebe es dabei nicht. "Wir stellen gerne Nachwuchskräfte ein, die Immobilienwirtschaft studiert haben. Doch für das Berufsbild braucht es neben einem Grundverständnis für Immobilien auch viel Kommunikationstalent", sagt er. Den Umgang mit Mietern und Unterschiede zwischen verschiedenen Centern, Standorten und Center-Konzepten lernen Nachwuchskräfte im zwölfmonatigen Programm kennen, bevor sie langfristig ein eigenes Shoppingcenter leiten können.

Die Bewerber stehen den Einstiegsprogrammen offen gegenüber. Eine Studentin, die kurz vor ihrem Bachelorabschluss steht, informiert sich am Ausstellerstand von ECE auf der Karrieremesse ganz gezielt nach Möglichkeiten, als Trainee einen Fuß ins Unternehmen zu bekommen. Sie erhofft sich durch eine solche Ausbildung nicht nur für sich selbst herauszufinden, welche Aufgaben ihr in Zukunft am besten zusagen, sondern auch ihren zukünftigen Arbeitgeber von sich überzeugen zu können. "Direkteinstiege werden im Moment nur wenig angeboten", weiß sie aus Recherchen auf Karrierewebseiten und durch Gespräche innerhalb ihres Netzwerks und mit Kommilitonen. "Als Trainee kann man zeigen, wie vielfältig man ist", sagt sie. Zwei Praktika habe sie während des Studiums schon absolviert. Aber in den kurzen Zeiträumen von drei und vier Monaten habe sie fest in Abteilungen gearbeitet und somit nur Erfahrungen in begrenzten Bereichen sammeln können. "Ich würde gerne noch mehr Einblicke bekommen, aber ich kann nicht unendlich viele Praktika aneinanderreihen", sagt sie.

Traineeprogramme als Orientierungszeit

Die Arbeitgeber sehen in den Programmen die Möglichkeit, ihre Nachwuchskräfte genau in die Richtungen hin auszubilden, in denen die meisten Kapazitäten sind. Mit einer Übernahme nach dem Programm rechnen die meisten. Bei Kaufland gibt es deshalb für Einsteiger über das zwölfmonatige Traineeprogramm von Anfang an einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Vier Mal im Jahr entscheidet das Unternehmen, wie viele Stellen zum nächsten Quartal vergeben werden. Zum IZ Karriereforum hat Kaufland zwei offene Traineepositionen mitgebracht. Sie werden mit 51.000 Euro vergütet. Für die Interessenten bedeutet diese Information, dass sie wissen, worauf sie sich finanziell im ersten Jahr einlassen. Eine Offenheit, die viele zum Berufseinstieg schätzen.

Bei der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) haben fast 100 von 516 Studenten, die kurz vor ihrem Hochschulabschluss stehen, angegeben, am liebsten als Trainee ihre Karriere starten zu wollen. Sie schätzen vor allem den Orientierungscharakter und die Möglichkeit, intern im Unternehmen noch einmal die Abteilung oder das Aufgabenfeld wechseln zu können. Einen Direkteinstieg strebt dennoch die Mehrheit an. 363 Umfrageteilnehmer würden am liebsten direkt nach dem Studium eine Junior-Position antreten. Doch auch sie wissen, dass eine Veränderung nach dem ersten Job nicht ausgeschlossen ist. Rund zwei Drittel von ihnen rechnen damit, nur höchsten drei Jahre lang für ihren ersten Arbeitgeber tätig zu sein.

Die Aussteller des IZ Karriereforums klären ihre Standbesucher in die entgegengesetzte Richtung auf. "Wenn wir uns für einen guten Kandidaten entscheiden, ist es natürlich unser Ziel, ihn auch langfristig im Unternehmen zu halten", betont Rathmann am Stand der HIH-Gruppe gegenüber den Messebesuchern immer wieder. Wer als Trainee Know-how in unterschiedlichen Geschäftsbereichen aufbaut, halte sich langfristig die Option offen, innerhalb des Unternehmens noch einmal zu wechseln.

Janina Stadel