Zwar wünscht sich die Mehrheit der Absolventen einen Direkteinstieg über eine Junior-Position als ersten Job, doch auf Karrieremessen wie dem IZ Karriereforum vergangene Woche rühren ...
Zwar wünscht sich die Mehrheit der Absolventen einen Direkteinstieg über eine Junior-Position als ersten Job, doch auf Karrieremessen wie dem IZ Karriereforum vergangene Woche rühren Arbeitgeber die Werbetrommel für ihre Traineeprogramme. Damit wollen sie die Nachwuchskräfte passend zu ihren Bedarfen ausbilden. Den jungen Bewerbern hingegen bieten die Konzepte eine Chance, sich in der Berufswelt zu orientieren, bevor sie sich auf ein Tätigkeitsfeld festlegen.
Mit dem Studienabschluss in der Tasche ist die endgültige Berufsorientierung von Nachwuchskräften noch lange nicht abgeschlossen. "Bei der Entscheidung für einen Studiengang mit Bezug zur Immobilienwirtschaft wissen nur die wenigsten genau, wo es später einmal hingehen soll", berichtet Mareike Rathmann. Sie hat als Employer Branding Managerin der HIH-Gruppe mit vielen Besuchern des IZ Karriereforums gesprochen und weiß, dass Unternehmen aus der Branche derzeit vor allem Bewerber suchen, die für ihr Fach brennen. "Deshalb ist es unsere Aufgabe als Arbeitgeber, den Nachwuchskräften aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, damit jeder sein Feuer auch finden kann", sagt sie. Rathmann rät den Berufseinsteigern deshalb, sich zu Beginn ihrer Karriere erst einmal über ihre möglichen zukünftigen Aufgaben im Berufsleben zu informieren, und weiß: "In den ersten Jahren sollte die fachliche Karriere im Vordergrund stehen. Erst dann kann man eine Führungskarriere anstreben."
Maximilian Helm hat das über ein Traineeprogramm geschafft. "Ich war mir beim Berufseinstieg sicher, in der Immobilienbewertung Fuß fassen zu wollen. Doch nach kurzer Zeit in der Praxis musste ich feststellen, dass das Gebiet doch nicht ganz für mich passt", sagt er. Inzwischen ist er Head of Institutional Clients, Client Relations & Capital Funding bei Real I.S., dem auf Immobilieninvestments spezialisierten Fondsdienstleister der Bayern LB. Und er gibt seine Erfahrung auf Karrieremessen an junge Bewerber weiter. "Ich höre immer wieder, dass Absolventen sich nach dem Studium erst einmal Zeit für eine Orientierung wünschen. Das gilt in der Immobilienwirtschaft deshalb so stark, weil es so viele unterschiedliche Tätigkeitsfelder gibt, für die ein Hochschulstudium qualifiziert. Aber erst in der Praxis wird sichtbar, wie der Alltag im Beruf tatsächlich aussieht."
Bei seinem Arbeitgeber Real I.S. müssen Trainees deshalb mehrere Pflichtstationen wie im Investment, im Fonds- und Asset-Management und im Vertrieb durchlaufen, bevor sie eine finale Entscheidung für ihre Zielrichtung treffen. Auch Auslandsaufenthalte gehören im Unternehmen dazu. "Nicht zuletzt lernen Trainees auf diese Weise Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen und von verschiedenen Standorten kennen", sagt Helm. Denn der Team-Fit gehöre auch zur Entscheidung.
Bei IPH Handelsimmobilien ist das Traineeprogramm inzwischen der klassische Einstieg. "Was wir jetzt suchen, sind Centermanager für die Zukunft", sagt Heiner Ganz, Regionalleiter Center Management Süd. Den fertigen Centermanager gebe es dabei nicht. "Wir stellen gerne Nachwuchskräfte ein, die Immobilienwirtschaft studiert haben. Doch für das Berufsbild braucht es neben einem Grundverständnis für Immobilien auch viel Kommunikationstalent", sagt er. Den Umgang mit Mietern und Unterschiede zwischen verschiedenen Centern, Standorten und Center-Konzepten lernen Nachwuchskräfte im zwölfmonatigen Programm kennen, bevor sie langfristig ein eigenes Shoppingcenter leiten können.
Die Bewerber stehen den Einstiegsprogrammen offen gegenüber. Eine Studentin, die kurz vor ihrem Bachelorabschluss steht, informiert sich am Ausstellerstand von ECE auf der Karrieremesse ganz gezielt nach Möglichkeiten, als Trainee einen Fuß ins Unternehmen zu bekommen. Sie erhofft sich durch eine solche Ausbildung nicht nur für sich selbst herauszufinden, welche Aufgaben ihr in Zukunft am besten zusagen, sondern auch ihren zukünftigen Arbeitgeber von sich überzeugen zu können. "Direkteinstiege werden im Moment nur wenig angeboten", weiß sie aus Recherchen auf Karrierewebseiten und durch Gespräche innerhalb ihres Netzwerks und mit Kommilitonen. "Als Trainee kann man zeigen, wie vielfältig man ist", sagt sie. Zwei Praktika habe sie während des Studiums schon absolviert. Aber in den kurzen Zeiträumen von drei und vier Monaten habe sie fest in Abteilungen gearbeitet und somit nur Erfahrungen in begrenzten Bereichen sammeln können. "Ich würde gerne noch mehr Einblicke bekommen, aber ich kann nicht unendlich viele Praktika aneinanderreihen", sagt sie.
Traineeprogramme als Orientierungszeit
Die Arbeitgeber sehen in den Programmen die Möglichkeit, ihre Nachwuchskräfte genau in die Richtungen hin auszubilden, in denen die meisten Kapazitäten sind. Mit einer Übernahme nach dem Programm rechnen die meisten. Bei Kaufland gibt es deshalb für Einsteiger über das zwölfmonatige Traineeprogramm von Anfang an einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Vier Mal im Jahr entscheidet das Unternehmen, wie viele Stellen zum nächsten Quartal vergeben werden. Zum IZ Karriereforum hat Kaufland zwei offene Traineepositionen mitgebracht. Sie werden mit 51.000 Euro vergütet. Für die Interessenten bedeutet diese Information, dass sie wissen, worauf sie sich finanziell im ersten Jahr einlassen. Eine Offenheit, die viele zum Berufseinstieg schätzen.
Bei der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) haben fast 100 von 516 Studenten, die kurz vor ihrem Hochschulabschluss stehen, angegeben, am liebsten als Trainee ihre Karriere starten zu wollen. Sie schätzen vor allem den Orientierungscharakter und die Möglichkeit, intern im Unternehmen noch einmal die Abteilung oder das Aufgabenfeld wechseln zu können. Einen Direkteinstieg strebt dennoch die Mehrheit an. 363 Umfrageteilnehmer würden am liebsten direkt nach dem Studium eine Junior-Position antreten. Doch auch sie wissen, dass eine Veränderung nach dem ersten Job nicht ausgeschlossen ist. Rund zwei Drittel von ihnen rechnen damit, nur höchsten drei Jahre lang für ihren ersten Arbeitgeber tätig zu sein.
Die Aussteller des IZ Karriereforums klären ihre Standbesucher in die entgegengesetzte Richtung auf. "Wenn wir uns für einen guten Kandidaten entscheiden, ist es natürlich unser Ziel, ihn auch langfristig im Unternehmen zu halten", betont Rathmann am Stand der HIH-Gruppe gegenüber den Messebesuchern immer wieder. Wer als Trainee Know-how in unterschiedlichen Geschäftsbereichen aufbaut, halte sich langfristig die Option offen, innerhalb des Unternehmens noch einmal zu wechseln.
Beim IZ Karriereforum auf dem Campus der Goethe Universität in Frankfurt trafen in diesem Jahr rund 250 Nachwuchskräfte auf 30 ausstellende Unternehmen und Hochschulen. Impressionen von der Karrieremesse gibt es
online in unserer Bildergalerie.