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Mitarbeiter lernen individuell

Online ist Weiterbildung auch im  Alleingang möglich.

Online ist Weiterbildung auch im Alleingang möglich.

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Karriere 13.04.2023
Statt auf festen Workshops für alle Mitarbeiter zu bestehen, legen Unternehmen die Weiterbildung in die Hände des Personals. In einem abgesteckten Zeitrahmen können sich die Mitarbeiter ... 

Statt auf festen Workshops für alle Mitarbeiter zu bestehen, legen Unternehmen die Weiterbildung in die Hände des Personals. In einem abgesteckten Zeitrahmen können sich die Mitarbeiter eigenständig Fachwissen aneignen und so gezielt ihren Interessen nachgehen und persönliche Wissenslücken schließen. Viele Angebote zum flexiblen Selbststudium stehen online zur Verfügung.

Fortbildungen, Coachings, Workshops – fixe Formate zur Mitarbeiterentwicklung gibt es viele. Die sind allerdings oft kostspielig und lassen sich schwer mit flexiblen Arbeitszeiten vereinbaren. Einige Unternehmen setzen deshalb auf freie Lernzeiten und lassen ihre Mitarbeiter selbst entscheiden, wann und wie sie sich weiterbilden. So wie der Immobilieninvestor Union Investment Real Estate: "Weiterbildung erfolgt bei uns bedarfs- und potenzialorientiert", sagt Personalchef Kai Johnson. "Wir appellieren an die Eigenverantwortung unserer Mitarbeiter in Hinblick auf selbstverantwortliches, lebenslanges Lernen."

Denn genau das bedeutet freie Lernzeit: Mitarbeiter können selbst entscheiden, wann sie wie viel in welcher Form lernen. Wie viel Zeit sie dafür zur Verfügung haben, variiert: Einige Unternehmen entscheiden sich für die Regel, dass zehn Prozent der bezahlten Arbeitszeit fürs Lernen genutzt werden können, andere überlassen ihren Mitarbeitern die zeitliche Einteilung komplett selbst. Union Investment Real Estate macht zwar keine zeitliche Vorgabe, honoriert aber besonders lernwillige Mitarbeiter: E-Learning-Einheiten von vier Stunden und mehr werden erfasst, damit sich die Mitarbeiter ihre Lernzeit bescheinigen lassen können. So lässt sich auch feststellen, ob die Mitarbeiter das Angebot nutzen oder ob eine andere Lösung besser passt. Zu engmaschig sollte das Tracking auf jeden Fall nicht ausfallen – sonst wird aus der freien Lernzeit schnell eine angeordnete Weiterbildungsmaßnahme mit Leistungsnachweis und alle Freiheiten wären dahin.

Interessen und Bedarfe unterscheiden sich

Das Modell der freien Lernzeit ist wie gemacht für die Immobilienbranche, meint Jens Bergstein, Director im Management Development der Unternehmensberatung Kienbaum: "Freie Lernzeiten lohnen sich besonders in Berufen, die Mitarbeiter zu gewissen Teilen selbst gestalten können und in denen sie selbstständig arbeiten." Sie haben in der Regel ein gutes Gespür dafür, welches Wissen ihnen gerade fehlt oder welches sie weiterbringt. Freie Lernzeit appelliert zudem an ein menschliches Grundbedürfnis: "Menschen sind wissbegierig und wollen lernen", sagt Bergstein. Diesen Antrieb fördern freie Lernzeiten in Unternehmen.

Auch die Bauberater von Drees & Sommer machen sich das Modell zunutze. "Bei uns gilt als Lernen alles, was dem Mitarbeitenden neue Türen öffnet, neue Möglichkeiten oder neue Wege aufzeigt", sagt Personalchefin Diana Wiedmann. "Das kann ein Kurs sein genauso wie ein Fachartikel, das Tüfteln an einer innovativen Lösung für ein Projekt oder der Austausch mit Kollegen." Ein Baustein der Mitarbeiterentwicklung ist die hauseigene Dreso-Academy: Dort finden Drees-&-Sommer-Mitarbeiter E-Learnings, Termine zu Online- und Präsenzveranstaltungen sowie weitere Weiterbildungsangebote. Zusätzlich zu hauseigenen Trainern bieten hier auch extern Trainer und Coaches Formate an. Die Mitarbeiter von Union Investment Real Estate nutzen zum Lernen unter anderem Mentoring-Programme oder Hospitationen oder sie nehmen an Messen und Kongressen teil.

Berater Bergstein ordnet ein: "Die Auswahl der Lernmittel sollte nicht vom unmittelbaren Lernerfolg abhängen", sagt er. Heißt zum Beispiel: Das Lesen von Fachzeitschriften darf nicht nur dann als Lernen gelten, wenn Angestellte direkt Erkenntnisse daraus anwenden können. "Wissen baut sich mit der Zeit auf. Was ich heute lerne, nutzt mir vielleicht erst in fünf Jahren etwas oder ich wende unterbewusst neues Wissen an", sagt er.

Online-Tools ermöglichen flexible Lernzeiten

Die Mitarbeiter von Union Investment Real Estate greifen regelmäßig auf die Lernplattform Linkedin-Learning zurück. Das Karrierenetzwerk bietet verschiedene Onlinekurse an, die Mitglieder jederzeit absolvieren können. Arbeitgeber können über Linkedin-Learning den eigenen Mitarbeitern auch bestimmte Kurse vorschlagen. Oder die Mitarbeiter stöbern selbst in der Auswahl: Beliebte Kurse sind beispielsweise Schlagfertigkeit, Körpersprache für Führungskräfte oder Business-Visualisierung. Linkedin-Learning hat mehr als 16.000 Kurse im Angebot. Der große Vorteil: Mitarbeiter können die Trainings dann absolvieren, wenn es ihnen passt, sie jederzeit unterbrechen und wieder aufnehmen.

Ein Monat kostet im Jahresabo knapp 20 Euro. Die Lerneinheiten sind kurz und knackig und damit oft leichter in den Arbeitsalltag zu integrieren als klassische Schulungen. Ein Tipp von Berater Bergstein: Hat ein Angestellter eine hilfreiche Linkedin-Learning-Einheit absolviert, könnte er danach die wichtigsten Fakten und Erkenntnisse in einem 15-minütigen Impulsvortrag für seine Kollegen zusammenfassen. So haben alle etwas davon.

Damit das freie Lernkonzept seine volle Wirkung entfaltet, braucht es auch die Führungskräfte. "Leitende Mitarbeiter sollten ihre Teammitglieder zum Lernen ermuntern und regelmäßig auf Lernerfolge der Kollegen hinweisen", rät Bergstein. Das fördere die Motivation und führe letztlich zu einer Lernkultur – die sei auch für das Miteinander wichtig. "Hat Lernen einen hohen und selbstverständlichen Stellenwert im Unternehmen, herrscht mehr Fairness." Statt also zu denken: "Toll, der Kollege blättert wieder in seinem Fachmagazin, während ich hier arbeite", lautet der Gedanke im besten Fall: "Stimmt, ich könnte auch mal wieder einen Online-Kurs absolvieren oder ein Fachbuch lesen."

Die Autorin:Jennifer Garic ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Jennifer Garic

Das Gehalt bleibt nicht immer geheim

Auch unter Kollegen sorgt das Thema Gehalt für Gesprächsstoff.

Auch unter Kollegen sorgt das Thema Gehalt für Gesprächsstoff.

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Karriere 06.04.2023
Property-Manager sind in der Immobilienwirtschaft stark gefragt, gehören aber nicht zu den Spitzenverdienern der Branche. Wer mit seinem Gehalt nicht zufrieden ist, muss ein Gehaltsgespräch ... 

Property-Manager sind in der Immobilienwirtschaft stark gefragt, gehören aber nicht zu den Spitzenverdienern der Branche. Wer mit seinem Gehalt nicht zufrieden ist, muss ein Gehaltsgespräch suchen oder den Job wechseln. Gute Karten hat dabei, wer weiß, was die Kollegen verdienen.

Immer häufiger sprechen Arbeitnehmer in Deutschland mit ihren Kollegen offen über ihre Bezahlung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Personalberatungsgruppe Michael Page, an der von September bis November 2022 fast 2.300 Fach- und Führungskräfte aus 14 Branchen teilgenommen haben. Etwa die Hälfte von ihnen (55%) gab an, über ihr Einkommen zu sprechen und es mit dem der Kollegen zu vergleichen. "Obwohl die Befragten es mehrheitlich in Ordnung finden, sich über ihr Gehalt auszutauschen, sieht die Realität in vielen Unternehmen, aufgrund von Verschwiegenheitsklauseln in Arbeitsverträgen, noch anders aus", warnt Pablo Galan, Managing Director bei Page Personnel in Deutschland. Zwar ist diese Klausel in den meisten Fällen rechtlich nicht bindend, doch bei einem Verstoß kann das Vertrauen durch den Arbeitgeber sinken.

Von den Studienteilnehmern waren 40% zufrieden mit dem, was sie verdienen, fast genauso viele (38%) wünschen sich mehr Geld. Die meisten Befragten (41%) sehen die besten Chancen auf eine Gehaltserhöhung in einem gezielten Gespräch mit dem Vorgesetzten, 28% halten ein höheres Einkommen nur durch einen Arbeitgeberwechsel für realisierbar.

"Trotz des Fachkräftemangels gibt es Unternehmen, die nicht auf höhere Gehaltsforderungen eingehen", sagt Jan Moeller, Senior Director bei Michael Page, mit Blick auf die Immobilienbranche. Auch ausgeschriebene Stellen bleiben oft so lange offen, bis ein Bewerber gefunden wird, dessen Gehaltswunsch nicht zu hoch liegt. "Die Kandidaten müssen ihre Gehaltsvorstellungen ihrem Profil anpassen", zieht Moeller ein Fazit. Umgekehrt sehen nur 20% der Befragten eine Chance auf mehr Gehalt, indem sie ihr Fachwissen durch Weiterbildungen erweitern.

Höchste Vergütungen für Asset-Manager

Topverdiener in der Immobilienwirtschaft sind laut den Studienautoren die Asset-Manager. Im Median kam ein Abteilungsleiter in diesem Segment im vergangenen Jahr auf ein Brutto-Einkommen von 113.000 Euro. Im Property-Management wurde die Position im Median mit 84.000 Euro vergütet. Den Gehaltsunterschied gab es nicht nur auf den oberen Leveln. Auch unter den Experten ohne Führungsverantwortung verdienten die Asset-Manager am meisten. Mit einem technischen Schwerpunkt kamen sie auf 83.000 Euro im Median, mit kaufmännischer Ausrichtung auf 81.400. Property-Manager verdienten zwischen 51.800 und 74.000 Euro. Bei den Investmentmanagern lag das Jahresgehalt um die 71.800 Euro, bei den Transaktionsexperten bei 66.000 Euro. Projektentwickler verdienten im Median 80.000 Euro jährlich und Architekten 76.000 Euro.

Um zu sehen, welche Profile am häufigsten gesucht werden, haben die Studienautoren 860.000 Stellenausschreibungen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft ausgewertet. Die kaufmännischen Property-Manager lagen im Ranking um die begehrtesten Mitarbeiter auf dem ersten Platz. Die kaufmännischen Asset-Manager reihten sich hinter den Projektentwicklern auf Rang drei ein. In der Baubranche lagen Bau- und Projektleiter im Hochbau, Poliere und Planungskoordinatoren ganz vorne.

Insgesamt wurden in den beiden Branchen 2022 rund 30% mehr Stellen ausgeschrieben als im Vorjahr. Auf der Suche nach Mitarbeitern waren 147.600 Unternehmen. Doch trotz der hohen Ausschreibungszahl lassen sie sich bei der Besetzung von Stellen viel Zeit. Im Durchschnitt bekommt ein Bewerber erst sechs Tage nach dem Einreichen seiner Unterlagen eine Rückmeldung. Zwei Wochen dauert es bis zum persönlichen Kennenlernen und 48 Tage bis zur finalen Besetzung der Stelle. Zum Vergleich: In der Finanzwirtschaft fällt die Entscheidung für einen Kandidaten im Durchschnitt schon nach 30 Tagen, bei den Juristen nach 25.

Doch auch die Bewerber sind laut Noeller wählerisch geworden: "Auf Arbeitnehmerseite werden Themen wie Work-Life-Balance und eine angemessene Vergütung immer wichtiger." Das Angebot einer Vier-Tage-Woche begrüßten Arbeitnehmer aus allen Branchen. Unter den 25- bis 30-Jährigen interessierten sich 62% für das Modell, unter den restlichen Befragten 56%. Für dieses Angebot seien sie sogar bereit, Abstriche bei ihrem Wunschgehalt zu machen.

Janina Stadel