Nur knapp 9.000 Jugendliche haben bis September dieses Jahres einen Ausbildungsvertrag in der Bauwirtschaft unterschrieben. Das sind 2,4% weniger als im Vorjahr. Branchenübergreifend betrachtet ...
Nur knapp 9.000 Jugendliche haben bis September dieses Jahres einen Ausbildungsvertrag in der Bauwirtschaft unterschrieben. Das sind 2,4% weniger als im Vorjahr. Branchenübergreifend betrachtet zeigt sich der demografische Wandel in Deutschland sogar noch stärker.
Rund 220 weniger neue Ausbildungsverhältnisse als im Vorjahr sind bis Ende September 2013 in der deutschen Bauwirtschaft geschlossen worden. Obwohl das ein deutlicher Indikator für eine Schieflage ist, steht die Branche mit diesem Minus von rund 2,4% noch verhältnismäßig gut da. Denn branchenübergreifend gibt es 3,7% weniger Neuverträge. Die Bauwirtschaft sei mit "einem blauen Auge davongekommen", sagt Andreas Schmieg, Vizepräsident Sozialpolitik des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Und er verbreitete die Hoffnung, dass sich die Ausbildungsstatistik noch verbessern wird. "Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten noch weitere der 1.300 gemeldeten offenen Ausbildungsstellen in Hoch-, Tief- und Ausbau nachbesetzt werden." Begehrt sind bei den Jugendlichen nach wie vor die klassischen Bauberufe wie Maurer, Zimmerer oder Hoch- und Tiefbaufacharbeiter.
Eine Ursache für den Rückgang an neuen Ausbildungsverhältnissen sieht Schmieg im demografischen Wandel. Dass die Baubranche nicht so stark betroffen ist wie andere, führt er auf das hohe Ausbildungsengagement der Bauunternehmen zurück. "Viele Unternehmer erkennen, dass sie ihre Wettbewerbsfähigkeit nur erhalten können, wenn sie qualifizierten Nachwuchs ins Unternehmen holen", sagte Schmieg. Die Bauwirtschaft sieht sich mit einem großen Umbruch konfrontiert: Rund ein Viertel der gewerblichen Beschäftigten stehe kurz vor Rentenbeginn und jährlich würden etwa 13.000 altersbedingt ausscheiden. Das seien mehr als durch die Auszubildenden ausgeglichen werden könne. 2012 habe das Verhältnis von Auszubildenden und Facharbeitern bei zehn zu 100 gelegen. Das entspreche genau dem kritischen Wert, bei dem der Bedarf an Facharbeitern nicht mehr gedeckt werden kann, heißt es in dem Bericht "Bauwirtschaft im Zahlenbild". Um die Zahl der Auszubildenden zu erhöhen, hat der Verband u.a. das Pilotprojekt "Berufsstart Bau" ins Leben gerufen. 29 Ausbildungszentren der Bauwirtschaft nehmen an dem mit 3 Mio. Euro geförderten Projekt teil (siehe "3 Mio. Euro für die Rekrutierung von Azubis", IZ 32/13).
Branchenübergreifend hat die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Deutschland in diesem Jahr den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht. Bundesweit gab es nur 530.700 Neuverträge (-3,7%). Besonders hoch ist der Rückgang in Ostdeutschland mit 5,9%. Auch das Ausbildungsplatzangebot sank um 3,5% auf rund 564.200 ebenso wie die Zahl der Jugendlichen, die auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle waren (-2,1%; 614.300).
Doch es gibt nicht nur Tiefstände, sondern auch Höchstwerte zu vermelden: Wie schwierig es ist, die richtigen Auszubildenden zu finden, zeigt die Zahl der unbesetzt gebliebenen Ausbildungsplätze. Diese stieg auf 33.500 - trauriger Rekord seit 1996. 83.600 junge Menschen suchen noch einen Ausbildungsplatz (+10%), von denen rund 62.500 eine Alternative gefunden haben - etwa 21.000 Jugendliche jedoch noch nicht.