Karriere-News

HOAI: EU-Kommission reicht Klage ein

Karriere 03.07.2017
Im November 2016 hatte die EU-Komission angekündigt, Deutschland wegen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) vor dem Europäischen Gerichtshof zu verklagen. Nun ist aus der ... 

Im November 2016 hatte die EU-Komission angekündigt, Deutschland wegen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) vor dem Europäischen Gerichtshof zu verklagen. Nun ist aus der Ankündigung Wirklichkeit geworden: Beim Bundeswirtschaftsministerium ist jetzt eine entsprechende Klageschrift eingegangen, wie die Bundesarchitektenkammer mitteilt. Damit gehe die EU-Kommission den letzten Schritt in dem schon 2015 eingeleiteten Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland in Sachen HOAI.

Die EU-Kommission erkennt in den verbindlichen Mindestsätzen der HOAI eine Behinderung der Niederlassungsfreiheit. Die Gegenposition der Bundesregierung umschreibt die Bundesarchitektenkammer so: Die verbindlichen Mindestsätze sichern die Planungsqualität.

Nach der jetzt erfolgten Einreichung der Klage hat die Bundesregierung bzw. das Wirtschaftsministerium zwei Monate Zeit, der Kommission mitzuteilen, ob - und wenn ja, welche - Maßnahmen zur Behebung der vermeintlichen Missstände ergriffen wurden bzw. etwas auf die Klage zu erwidern. Das gesamte Klageverfahren könnte sich nach einer früheren Prognose der Bundesarchitektenkammer bis zu zwei Jahre hinziehen. Diese hatte ursprünglich damit gerechnet, dass spätestens drei Monate nach dem Klagebeschluss auch die Einreichung der Klage folgt. Warum es über ein halbes Jahr gedauert hat, ist nicht bekannt.

Harald Thomeczek

Münchner ABG holt nach Gorski auch Hohwieler

Köpfe 03.07.2017
Die Münchner ABG sorgt nach der Verpflichtung von Gordon Gorski für einen weiteren personellen Paukenschlag: Auch Thomas Hohwieler, lange Jahre Geschäftsführer von Strabag Real Estate, ... 

Die Münchner ABG sorgt nach der Verpflichtung von Gordon Gorski für einen weiteren personellen Paukenschlag: Auch Thomas Hohwieler, lange Jahre Geschäftsführer von Strabag Real Estate, wechselt nun zur ABG.

Bei der Unternehmensgruppe wird der 51-jährige Hohwieler zum 1. August 2017 Sprecher der Geschäftsführung und Gesamtverantwortlicher für das Projektentwicklungsgeschäft. Dr. Walter Wübben, geschäftsführender Gesellschafter der ABG Allgemeine Bauträgergesellschaft, zieht sich aus der Geschäftsführung zurück und beschränkt sich fortan auf sein Dasein als Gesellschafter. Auch Gesellschafter Dr. Rainer Sticken wird sich aus der Geschäftsführung zurückziehen - allerdings erst in "einigen Jahren", wie es heißt. Bis dahin will er der ABG weiterhin als geschäftsführender Gesellschafter dienen. Auf unbestimmte Zeit und in seiner bisherigen Rolle an Bord bleibt Bernhard Visker (50), der sich seit 2011 als Geschäftsführer ums Kaufmännische kümmert.

Die ABG-Gesellschafter betrachten die Berufung Hohwielers als "weiteren Schritt", die ABG "in ein managementgeführtes Unternehmen zu überführen" und einen "Generationenwechsel sicherzustellen".

Gordon Gorski baut seit ein paar Wochen für die ABG eine Niederlassung in Berlin auf. Er soll die Projektentwicklungsaktivitäten in Berlin und Umgebung massiv ausbauen.

Harald Thomeczek

Andrea Agrusow wechselt von CBRE zu Accor

V.l.n.r.: Tarik B'shary, Laurent Picheral (COO von AccorInvest Global), Ralf Bombita, Andrea Agrusow, Michael Verhoff und John Ozinga.

V.l.n.r.: Tarik B'shary, Laurent Picheral (COO von AccorInvest Global), Ralf Bombita, Andrea Agrusow, Michael Verhoff und John Ozinga.

Urheber: Christian Boehm

Köpfe 03.07.2017
Nach siebeneinhalb Jahren bei CBRE Global Investors Germany ist Andrea Agrusow zum Hotelkonzern Accor gewechselt. Dem Thema Immobilie bleibt sie treu. ... 

Nach siebeneinhalb Jahren bei CBRE Global Investors Germany ist Andrea Agrusow zum Hotelkonzern Accor gewechselt. Dem Thema Immobilie bleibt sie treu.

Am 30. Juni meldete der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) noch ihren Einzug als Mitarbeiterin von CBRE Global Investors Germany ins ZIA-Präsidium, nur einen Tag später trat Andrea Agrusow offiziell ihren neuen Job an. Seit dem 1. Juli 2017 füllt Agrusow nämlich, wie ihr neuer Arbeitgeber nun verkündet, die Rolle des COO von AccorInvest Central Europe bzw. der Vorsitzenden der Geschäftsführung von AccorInvest Germany aus.

Der französische Hotelkonzern Accor hat ja bekanntlich entschieden sich aufzuspalten: in eine Hotelbetriebsgesellschaft auf der einen und einen Hotelimmobilieninvestor auf der anderen Seite. Am vergangenen Freitag hat die außerdordentliche Hauptversammlung von AccorHotels der geplanten Aufspaltung in eine Betriebs- und eine Immobiliengesellschaft AccorInvest denn auch mit 99,67% zugestimmt. Die Mehrheit an AccorInvest soll in der zweiten Jahreshälfte 2017 an Investoren verkauft werden. Das Portfolio von AccorInvest umfasst 960 Hotels im Volumen von 6,6 Mrd. Euro, die dem Konzern gehören oder gepachtet sind. Die Häuser liegen zum Großteil in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden.

Vierköpfige Führungsriege für deutsche Immobiliengesellschaft

In Deutschland erfährt die Aufspaltung ihre Abbildung mit der rechtlichen Trennung in die beiden Gesellschaften AccorInvest Germany (Hoteleigentümer und -investor oder Mieter bzw. Pächter) und AccorHotels Deutschland (Hotelmanager und Franchisegeber). In der Geschäftsführung der deutschen Immobiliengesellschaft sitzen neben Agrusow auch Tarik B'shary, der u.a. für die Themen Technik und Asset-Management zuständig ist, und Michael Verhoff (für Human Resources). Als Prokurist vervollständigt Ralf Bombita (Finanzen/Steuern) die Führungsriege.

Agrusow berichtet an John Ozinga, den CEO von AccorInvest Global. Für CBRE Global Investors Germany arbeitete sie seit 2010. Im Jahr 2012 wurde sie dort CFO und Geschäftsführerin für u.a. Finanzmanagement, Controlling und Risikomanagement. Auch für Deka Immobilien Investment war sie schon als Fondsmanagerin tätig, und zwar ebenfalls sieben Jahre lang.

Peter Maurer,Harald Thomeczek

Frisches Blut fürs ZIA-Präsidium

Köpfe 30.06.2017
Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) vermeldet die Berufung neuer Mitglieder ins 48-köpfige Präsidium. Eines davon war vorher Vorsitzender der ZIA-Region Nord. ... 

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) vermeldet die Berufung neuer Mitglieder ins 48-köpfige Präsidium. Eines davon war vorher Vorsitzender der ZIA-Region Nord.

Neu an Bord gegangen sind Dr. Michael Hartung, CDO von Unibail-Rodamco Germany, Dr. Christoph Schumacher, Leiter Global Real Estate von Credit Suisse, und Andreas Heibrock, Geschäftsführer von Patrizia GrundInvest. Hartung tritt in die Fußstapfen von Ex-mfi-CEO Matthias Böning, Heibrock beerbt seinen Chef Wolfgang Egger. Schumacher war vor seinem Wechsel von Union Investment zu Credit Suisse Vorsitzender der ZIA-Region Nord. Schumachers Rolle im Regionalvorstand füllt nun Sabine Barthauer, Vorstandsmitglied der Deutschen Hypothekenbank, aus.

Wie bereits berichtet, ziehen im Zuge der Übernahme des Sachwerteverbands bsi auch die bisherigen bsi-Vorstände Martina Hertwig, Partnerin bei Baker Tilly, und Jochen Schenk, Vorstand von Real I.S., in das Präsidium des ZIA ein. Schenk und Hertwig sollen ab sofort für eine reibungslose Integration des bsi in den ZIA sorgen, wie die Mitgliederversammlung auf dem jüngsten Tag der Immobilienwirtschaft ebenfalls beschlossen hat.

Zudem wurden fünf vorherige Ergänzungsmitglieder in ordentliche Mitglieder umgewandelt: Sonja Wärntges, die Finanzchefin von DIC Asset; Andrea Agrusow, Managing Director bei CBRE Global Investors Germany; Sascha Klaus, Vorstandschef der Berlin Hyp; Axel König, Gesellschafter der NAI apollo group, und Thomas Hegel, Vorstandsvorsitzender von LEG Immobilien.

Das ZIA-Präsidium zählt nun 48 Personen. Der achtköpfige Vorstand wird aus dem Präsidium gewählt und gehört daher dazu. Ins Präsidium gewählt werden können nur die Vertreter ordentlicher Verbandsmitglieder. Das sind aktuell 175 von insgesamt 244 Mitgliedern.

Harald Thomeczek

Neue Rollenverteilung bei Projektentwickler UBM

Köpfe 29.06.2017
Der in Wien beheimatete Immobilienentwickler UBM Development baut den Vorstand um. Dieser besteht künftig nicht mehr aus vier, sondern nur noch aus drei Köpfen, von denen einer neu ins oberste ... 

Der in Wien beheimatete Immobilienentwickler UBM Development baut den Vorstand um. Dieser besteht künftig nicht mehr aus vier, sondern nur noch aus drei Köpfen, von denen einer neu ins oberste Führungsgremium aufrückt.

Der erst seit rund zwei Jahren in seiner heutigen Gestalt bestehende österreichische Immobilienentwickler UBM Development baut den Vorstand um. So wird der im Februar 2018 auslaufende Vertrag von Vorstandsmitglied Michael Wurzinger nicht verlängert. Wurzinger verlasse das Unternehmen im Zuge der Neuorganisation nach rund sieben Jahren einvernehmlich und wolle sich neuen Aufgaben außerhalb des Konzerns widmen, heißt es von Seiten seines jetzigen Arbeitgebers.

Das im Herbst 2016 angestoßene Verkaufsprogramm für Bestandsimmobilien und Projektentwicklungen, für das Wurzinger verantwortlich ist und mit dem UBM Schulden abbauen möchte, soll Ende 2017 abgeschlossen sein. Die leitende Verantwortung für den Transaktionsbereich übernimmt nach Wurzingers Abschied Andreas Zangenfeind, Head of Asset Management & Transactions bzw. Prokurist bei UBM Development und seit knapp sechs Jahren im Unternehmen.

Vorstandsmitglied Claus Stadler wird Generalbevollmächtigter für Österreich

Besagter Vorstandsumbau sieht übrigens so aus: CEO Thomas Winkler gibt seine zusätzliche Funktion als CFO zum 1. Juli 2017 ab. Hauptamtlicher Finanzchef wird Patric Thate, bisher Leiter Finanzen. COO für die gesamte UBM-Gruppe wird Vorstandsmitglied Martin Löcker, der bisher schon für das operative Geschehen außerhalb Österreichs zuständig war. Damit besteht der Vorstand in Zukunft aus drei Köpfen. Ein anderes bisheriges Vorstandsmitglied, Claus Stadler, spielt künftig die neu eingeführte Rolle des Generalbevollmächtigten für Akquisition, Genehmigungen und Management des Bestandsportfolios in Österreich.

Wunsch nach "klarerer Aufgabenverteilung"

Die Verantwortung für die einzelnen Länder liegt in den Händen der jeweiligen Geschäftsführungen, in Deutschland also in denen der Münchner-Grund-Chefs. Die gemeinsame Verantwortung für die Gruppe trägt das im Herbst 2016 aus der Taufe gehobene Executive Committee. UBM begründet den Umbau mit dem Wunsch nach einer "klareren Aufgabenverteilung zwischen der strategischen Führungs-Holding und den operativen Landesgesellschaften".

Harald Thomeczek

Helma holt Vorstandsmitglied von Deutscher Reihenhaus

Köpfe 29.06.2017
Helma Eigenheimbau meldet einen Neuzugang im Vorstand: André Müller (42), noch Vorstandsmitglied bei der Deutschen Reihenhaus, wird "spätestens" zum 1. Januar 2019 in die Dienste von Helma ... 

Helma Eigenheimbau meldet einen Neuzugang im Vorstand: André Müller (42), noch Vorstandsmitglied bei der Deutschen Reihenhaus, wird "spätestens" zum 1. Januar 2019 in die Dienste von Helma treten. "Spätestens", weil sich Müller derzeit noch in einem laufenden Anstellungsverhältnis befindet: Sein Vertrag bei der Deutschen Reihenhaus war mit Wirkung zum 1. Januar 2015 für drei weitere Jahre bis zum 31. Dezember 2018 verlängert worden. Sein Wechsel zu Helma könnte daher erst in anderthalb Jahren erfolgen: "Sobald das genaue Eintrittsdatum feststeht, werden wir darüber informieren", heißt es bei Helma.

Von seinem neuen Brötchengeber ist Müller auf jeden Fall schon für eine Dauer von fünf Jahren zum Vorstand bestellt worden. Mit Müller, so viel steht heute auch schon fest, wächst der Helma-Vorstand auf vier Köpfe: Müller, der den Bereich Technik verantworten wird, übernimmt seine künftigen Aufgaben von Helma-Vorstandschef Karl-Heinz Maerzke. Dieser wird künftig noch den Vorstandsvorsitz innehaben und das Vorstandsressort Projektentwicklung führen. Im Führungsgremium der Helma wird er es neben Maerzke außerdem noch mit Gerrit Janssen und Max Bode zu tun bekommen. Müller ist seit Anfang 2011 für die Deutsche Reihenhaus in der Domstadt Köln am Ball. Sein Beritt dort: der Bereich Produktion, der den technischen Einkauf und die Bauleitung umfasst.

Harald Thomeczek

Flüchtlinge brauchen nicht nur Wohnraum

Moussa Sheikh Akriem, Mazen Ibo und Mohammad Bashar Al Ali haben nach ihrer Flucht aus Syrien bei der Gewobag eine neue berufliche Heimat gefunden.

Moussa Sheikh Akriem, Mazen Ibo und Mohammad Bashar Al Ali haben nach ihrer Flucht aus Syrien bei der Gewobag eine neue berufliche Heimat gefunden.

Urheber: Tina Merkau

Karriere 29.06.2017
Die Berliner Wohnungsgesellschaft Gewobag tut viel dafür, dass Flüchtlinge auch auf dem Arbeitsmarkt ankommen. Der Weg ist lang, die Schritte klein: Doch jeder Einzelne, der dafür fit ... 

Die Berliner Wohnungsgesellschaft Gewobag tut viel dafür, dass Flüchtlinge auch auf dem Arbeitsmarkt ankommen. Der Weg ist lang, die Schritte klein: Doch jeder Einzelne, der dafür fit gemacht werden kann, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, ist es wert. Findet die Frau, die das Programm mit Unterstützung ihrer Chefs und vieler Mitarbeiter ins Leben gerufen hat.

Nein, ein Gutmensch ist Martina Heger nicht. Und Lob für das Flüchtlingsprojekt, das sie als Personalleiterin des Berliner Wohnungsunternehmens Gewobag federführend aufgesetzt hat, hört sie auch nicht gern. So ein Lob könnte ja suggerieren, die Gewobag engagiere sich nur deshalb für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen, um sich einen sozialen Anstrich zu geben.

Was voll an der Sache vorbeigehen würde: "Das ist hier kein karitatives Projekt, wir wollen auch etwas davon haben", sagt Heger streng, als der Autor dieser Zeilen im Gespräch lobende Worte einstreut. "Deshalb nehmen wir nur Menschen mit Bleibeperspektive, in der Praxis also meistens Syrer."

Außerdem - und diese Feststellung liegt Heger sehr am Herzen - ist das Flüchtlingsprojekt, das sie vor zwei Jahren angestoßen hat und für das eine neue Stelle in der Personalabteilung geschaffen wurde, nur ein Mosaiksteinchen in einem großen Gesamtbild: "Als kommunales Unternehmen haben wir eine Verantwortung für unsere Stadt. Dass wir diese wahrnehmen, erwartet auch unser Gesellschafter: Nicht umsonst haben 30% unserer Azubis einen Migrationshintergrund." Weil ja auch viele Mieter in den rund 60.000 Gewobag-Wohnungen mindestens ein nicht-deutsches Elternteil haben, sucht das Wohnungsunternehmen bei der Besetzung seiner Ausbildungsstellen ganz gezielt nach Nachwuchskräften mit fremdländischen Wurzeln.

Befeuert hat das Engagement der Gewobag die tägliche Konfrontation mit der Flüchtlingskrise: Das Unternehmen sitzt in Moabit - praktisch in Sichtweite zum Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso), das 2015 unter dem Flüchtlingsansturm regelrecht zusammenbrach und bundesweit für Schlagzeilen sorgte.

Andererseits will die Gewobag - siehe oben - auch einen gewissen Return on Investment ernten. "Bestimmte Sachbearbeiterstellen sind immer schwieriger zu besetzen", weiß die Personalchefin. Eben deshalb sucht man gezielt nach Kräften für kaufmännische Jobs. Leute also, die das Potenzial für eine Tätigkeit als bzw. Ausbildung zum/zur Immobilienkaufmann/-frau mitbringen. Gesucht sind auch Architekten oder Bauingenieure - aber, daraus macht Martina Heger keinen Hehl, die sind unter den Geflüchteten eher dünn gesät.

Doch selbst wenn jemand eine gewisse fachliche Eignung mitbringt: Ehe er oder sie für einen deutschen Arbeitgeber ein echter Gewinn ist, braucht es viel Zeit und Spucke. Und trotzdem ist das kein Grund, es nicht wenigstens zu versuchen, findet Heger: "Wenn jedes Unternehmen nur einen einzigen Flüchtling einstellen würde, wäre schon viel getan." Heger spricht diesen Satz mit einiger Verwunderung, ja Überraschung aus.

Als ob es nicht wahr sein könne, dass die meisten Unternehmen nicht mal diese Latte überspringen: einen einzigen Flüchtling in Arbeit bringen. Oder wenn doch, dann nur als Hilfsarbeiter: "Geflüchtete Menschen werden oft nur verhausmeistert oder als Putzkräfte angestellt", kritisiert Heger. "Und selbst Konzerne, die Qualifizierungsmaßnahmen durchführen, tun das nicht immer sehr arbeitsmarktorientiert. Nur ein kleiner Teil der Teilnehmer bekommt hinterher auch ein Jobangebot." Womit der Anspruch, den die Gewobag an ihr eigenes Qualifizierungsprogramm erhebt, ex negativo skizziert wäre.

Dabei weiß die Personalchefin der Gewobag natürlich allzu gut, wie mühselig es ist, auch nur einen einzigen Flüchtling - Heger selbst spricht übrigens konsequent von "geflüchteten Menschen", weil das nicht so abschätzig klinge - auch nur einen einzigen Geflüchteten also fit für den deutschen Arbeitsmarkt zu machen.

Darum findet sie auch die Frage, um wie viele Menschen es bei dem Pilotprojekt der Gewobag überhaupt geht, irgendwie ziemlich daneben. Ringt sich dann aber doch dazu durch, eine Zahl zu nennen: "Unser Ziel ist, dass wir auf allen Stufen unserer Ausbildungspyramide zusammen immer bis zu zehn Geflüchtete haben." Zurzeit sind es vier: ein Festangestellter, ein Trainee, jemand, der ausbildungsreif gemacht werden soll, und ein Praktikant.

Besagte Ausbildungspyramide hat die Personalabteilung der Gewobag eigens für ihr Integrationsprojekt erdacht. Diese beginnt mit einem Infotag zu Berufsbildern - "Unter einem Immobilienkaufmann verstehen viele Geflüchtete einen Makler." - und zur deutschen Besonderheit der dualen Ausbildung. Auf der zweiten Stufe folgt ein ein- bis vierwöchiges Schnupperpraktikum.

Ernst wird es mit dem nächsten Schritt: einer sogenannten Einstiegsqualifizierung (EQ), die sich über sechs bis zwölf Monate erstreckt. Dabei passen die Instrumente, die der Staat vorsieht, oft nur mehr schlecht als recht für die Arbeitsmarktintegration speziell von Flüchtlingen. Das Einstiegsqualifizierungsprogramm, mit dem Flüchtlinge die Ausbildungsreife erlangen sollen, "ist eigentlich für Schulabbrecher und Lernentwöhnte gedacht - eben für Menschen mit einer gebrochenen Berufsbiografie".

Als EQ-Praktikanten verdienen, so wie es ver.di empfiehlt, Flüchtlinge 500 Euro im Monat bei der Gewobag. "Das ist weniger als im ersten Lehrjahr. Da verdienen Azubis 870 Euro. Wir mussten schließlich die Verhältnismäßigkeit wahren", erklärt Heger. Wer sich im EQ-Programm als lernfähig beweist, kann am Auswahlverfahren für eine Ausbildung zum/zur Immokaufmann/-frau bzw. zum/zur Kaufmann/-frau für Büromanagement teilnehmen.

Ganz wichtig bei alledem: beständig an den Sprachkenntnissen, dem A und O einer gelingenden Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt, zu feilen. Sodann: den Geflüchteten die - langfristigen! - Vorzüge des dualen Ausbildungssystems beizubringen. "Mit Schwarzarbeit ist anfangs mehr zu verdienen. Unser Ausbildungssystem gibt es ja nirgendwo sonst auf der Welt, und von Schleppern und in sozialen Medien werden den Geflüchteten andere Dinge versprochen. Es kam schon vor, dass einer im Vorstellungsgespräch nach einem Dienstwagen fragte."

Azubis mit Einwanderungsgeschichte begleiten die Flüchtlinge durch das Schnupperstudium. Paten und Mentoren - mit und ohne Migrationshintergrund - stehen ihnen im EQ-Praktikum und später in einer möglichen Ausbildung zur Seite. Über 40 Mitarbeiter haben nach einem Aufruf ihre unentgeltliche Unterstützung angeboten. Im Moment wird das Programm gerade evaluiert: "Rund 35% unserer 600 Mitarbeiter sagen, sie würden sich künftig gern einbringen."

Dass die Mitarbeiter Verantwortung übernehmen, ist auch deshalb wichtig, weil nicht jeder, der sinnvollerweise ein EQ-Jahr durchlaufen sollte, das auch darf: Wer nämlich bereits in seinem Heimatland ein Studium oder eine Ausbildung absolviert hat, kann - wenn der Studien- oder Berufsabschluss auch anerkannt worden ist - an so einem Programm nicht mehr teilnehmen. Selbst wenn er aus Syrien kommt, in einem ganz anderen Schulsystem groß geworden ist und nur gebrochen Deutsch spricht.

So kommt es, dass die Gewobag beispielsweise einem syrischen Bauingenieur keine Einstiegsqualifizierung angedeihen lassen konnte, sondern ihn als Trainee einstellen musste, obwohl der junge Mann diese Rolle eigentlich nicht ausfüllen kann: "Das syrische Schulsystem ist nur auf Auswendiglernen und Repetieren ausgerichtet. Man lernt dort nicht zu lernen. Das müssen wir den jungen Leuten erst beibringen." Dem Bauingenieur aus Syrien hat Heger darum ein Berichtsheft in die Hand gedrückt, wie sie das sonst mit Azubis macht. In puncto Bezahlung wurde der Trainee im Tarifvertrag für die Wohnungswirtschaft eingruppiert.

Für das EQ-Programm ebenfalls vermeintlich überqualifiziert war ein junger Syrer, der einen "Bachelor"-Abschluss in "Accounting and Finance" vorweisen kann - was jedoch nicht mit dem gleichnamigen Abschluss hierzulande zu verwechseln ist: "Der junge Mann hat kein Studium absolviert, sondern nur eine zweijährige Ausbildung." Heger hat ihm ein Praktikum in der Abteilung Rechnungswesen verschafft. Später arbeitete er halbtags als Aushilfe im Rechnungswesen und besuchte einen weiteren Sprachkurs. Heute macht Moussa Sheikh Akriem, wie der junge Mann heißt, in einem Tochterunternehmen der Gewobag die Abrechnungen.

Der Kontakt zu dem Buchhalter kam über die Sprachschule zustande. Ein guter Integrationskurs beinhaltet nämlich - was jedoch gesetzlich nicht vorgeschrieben ist - auch ein vierwöchiges Praktikum. Berliner Sprachschulen schlagen dem Unternehmen mittlerweile öfter Kandidaten vor: "Das ist inzwischen unsere beste Quelle." Einer der größten Hemmschuhe war nämlich zu Anfang, überhaupt an geeignete Kandidaten zu kommen.

Die einzige Quelle sind Sprachschulen nicht: Die Gewobag streckte auf der Berliner Jobmesse für Flüchtlinge selbst die Fühler nach Fachkräften aus - "und das hat auch was gebracht. Wir waren übrigens eins von nur zwei kommunalen Wohnungsunternehmen - und das einzige, bei dem das Messeteam auch die Sprache der Besucher sprach."

Die Gewobag möchte die Erfahrungen, die sie in den letzten zwei Jahren gesammelt hat, weiterreichen: "Ich gehe mit unserem Projekt hausieren", sagt Heger und verweist auf ihren vollen Terminkalender. Ein solches Konzept zu entwerfen, sei schwierig; nicht zuletzt, weil der Teufel oft im asyl- und arbeitsrechlichen Detail steckt. So ein Konzept jedoch in Grundzügen zu übernehmen, sei deutlich einfacher. Die kommunalen Schwestergesellschaften, bedauert Heger, wollten etwas Vergleichbares trotzdem lieber in Eigenregie aufsetzen.

Harald Thomeczek