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Bilfinger bittet Koch, Bodner, Keysberg & Co. zur Kasse

Roland Koch ist nicht der einzige Ex-Vorstand, den Bilfinger auf dem Zettel hat.

Roland Koch ist nicht der einzige Ex-Vorstand, den Bilfinger auf dem Zettel hat.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Frank Boxler

Karriere 01.03.2018
Zwölf ehemalige Vorstandsmitglieder des früheren Bau- und Immobiliendienstleisters Bilfinger bekommen voraussichtlich in den nächsten Wochen unangenehme Post: Ihnen sollen Schreiben mit ... 

Zwölf ehemalige Vorstandsmitglieder des früheren Bau- und Immobiliendienstleisters Bilfinger bekommen voraussichtlich in den nächsten Wochen unangenehme Post: Ihnen sollen Schreiben mit Schadenersatzansprüchen ihres ehemaligen Arbeitgebers zugehen. Der börsennotierte Konzern aus Mannheim, der heute nur noch als Industriedienstleister zugange ist, will Pflichtverletzungen von ihnen u.a. in Sachen Compliance ausgemacht haben.

Unter den ehemaligen Vorständen, denen der Bilfinger-Aufsichtsrat bzw. die mit der Untersuchung beauftragte Kanzlei Linklaters Pflichtverletzungen bei der "Implementierung eines ordnungsgemäßen Compliance-Management-Systems" bzw. im Kontext von "M&A-Projekten" vorwirft, befinden sich zwei Ex-Vorstandsvorsitzende und zehn gewöhnliche Vorstandsmitglieder.

Namentlich handelt es sich nach Informationen der Immobilien Zeitung um folgende zwölf Herren: die beiden Ex-Vorstandschefs Roland Koch, der von 2011 bis 2014 am Steuer saß, und Herbert Bodner (er amtierte von 1999 bis 2011 bzw. 2014/2015). Außerdem fallen in Marktkreisen mit Blick auf die angemeldeten Schadenersatzansprüche diese Namen: Helmut Schetter, Jürgen M. Schneider, Joachim Ott, Kenneth Dickson Reid, Klaus Raps, Joachim Müller, Thomas Töpfer, Joachim Enenkel, Pieter Koolen und Jochen Keysberg. Letzterer ist heute der Chef des mittlerweile von Bilfinger verkauften und umbenannten Immobiliendienstleisters Apleona.

Bilfinger selbst spricht in einer Mitteilung nur von ehemaligen Vorstandsmitgliedern, die zwischen 2006 und 2015 im Amt waren, aber noch vor 2015 in den Vorstand eingetreten sind. Keine Anhaltspunkte für Pflichtverstöße ergaben die im März 2016 eingeleiteten Untersuchungen demnach bei den Ex-Vorständen Per Utnegaard (Vorstandschef 2015/2016), Axel Salzmann (er war 2015/2016 CFO) und Michael Bernhardt (seit 2015 im Vorstand).

Die Vorwürfe an die Adresse der anderen zwölf Ex-Vorstände reichen auch in die Bauvergangenheit des Konzerns zurück und lassen sich dem Vernehmen nach etwa wie folgt zusammenfassen: Erst gab es gar kein Compliance-System - und später wurde (zunächst) kein effektives aufgebaut. Die Schatten der Vergangenheit verfolgen Bilfinger bis heute. Weil ein Joint-Venture von Bilfinger und einem US-amerikanischen Unternehmen in Nigeria im Jahr 2003 in einen Korruptionsfall verwickelt war, musste Bilfinger 32 Mio. Dollar Strafe zahlen und wurde unter Aufsicht des US-Justizministeriums gestellt. Diese wurde später bis Ende 2018 verlängert, weil Bilfinger die Auflagen nicht erfüllte. Schmiergeldvorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe eines Auftrags im Umfeld der Fußball-WM 2014 in Brasilien führten dazu, dass die Übernahme einer Firma später rückabgewickelt wurde. Dabei sei zum Zeitpunkt dieser Übernahme bereits ein Compliance-System installiert gewesen - nur habe es nicht gegriffen, heißt es. Das Unternehmen soll die Vorwürfe bei der Übernahme verschwiegen haben.

Der "erstattungsfähige Schaden", den Bilfinger durch die Pflichtverstöße erlitten haben will, soll bei um die 100 Mio. Euro liegen. Wie groß er genau ist und ob sich die Schadenersatzansprüche auch durchsetzen lassen, stehe noch nicht fest, so Bilfinger. Auch steht noch eine Entscheidung darüber aus, welcher Ex-Vorstand in welcher konkreten Höhe zur Kasse gebeten wird. Diese Entscheidung soll jedoch bereits in den nächsten Wochen fallen, so ist zu hören. Die genannten Herren sollen dann direkt per Post erfahren, für wie groß ihr jeweiliger Anteil an dem ausgemachten Schaden befunden wird.

Die Managerhaftpflichtversicherung, die Bilfinger bei einem Versicherungskonsortium unter Führung einer Allianz-Gesellschaft für seine Vorstände abgeschlossen hat, dürfte den Schaden im Falle eines Falles jedenfalls nicht vollständig decken. Alle Vorstände von Aktiengesellschaften sind nämlich von Gesetzes wegen zu einem Selbstbehalt in der D&O-Versicherung ("Directors" und "Officers") verpflichtet. Der Manager muss sich im Schadenfall mit mindestens 10% am Schaden beteiligen, jedoch nur bis zu einer maximalen Obergrenze des Anderthalbfachen seiner jährlichen Festvergütung. Dieser Selbstbehalt wiederum kann allerdings mit einer eigenen Selbstbehaltsversicherung abgesichert werden.

Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch hat bereits auf die Ankündigung seines Ex-Arbeitgebers geantwortet: "Mit Befremden" habe er auf den Beschluss des Bilfinger-Aufsichtsrats reagiert, "gegen ganze Generationen von früheren Bilfinger-Vorständen aktiv zu werden", ließ Koch durch seinen Sprecher Dirk Metz wissen. "Koch ist sich keinerlei Schuld bewusst und verweist darauf, dass das Unternehmen über dreieinhalb Jahre hinweg keinen einzigen konkreten Vorwurf erhoben habe", so der Sprecher. Koch hatte den Posten als Vorstandschef nach mehreren Gewinnwarnungen räumen müssen. In die Immobilienbranche ist er vor gut einem Jahr zurückgekehrt, als er in den Stiftungsrat des Gebäudedienstleisters Dussmann Group einzog. Das FM-Unternehmen erhofft sich, bei seinen weltweiten Aktivitäten von Kochs Expertise zu profitieren.

Auch das Wirken der Aufsichtsräte, die in der fraglichen Zeit am Werk waren, wird noch näher beleuchtet. Der seit Mitte 2016 amtierende Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Tom Blades ist aufgrund der vorliegenden Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen aktienrechtlich dazu verpflichtet, hier weitere Untersuchungen folgen zu lassen. Anhaltspunkte für Verfehlungen von Aufsichtsräten liegen jedoch bislang nicht vor.

Bilfinger will seine Hausaufgaben nun endlich erledigt haben: Der Konzern hat sich den Aufbau des Compliance-Systems, das laut einem Konzernsprecher nun "weitgehend etabliert" ist, rund 100 Mio. Euro kosten lassen. In die Vereinheitlichung von IT- und HR-Systemen, die für ein wirksames Compliance-Management erforderlich gewesen sei, seien weitere 50 Mio. Euro geflossen, so der Sprecher. Ob das alles reicht, wird sich zeigen, wenn die US-Aufseher Ende des Jahres entscheiden, ob sie Bilfinger aus ihrer besonderen Obhut entlassen.

Harald Thomeczek

Bilfinger bittet Koch, Bodner, Keysberg & Co. zur Kasse

Ex-Vorstandsvorsitzender Roland Koch ist beileibe nicht das einzige ehemalige Bilfinger-Vorstandsmitglied, das demnächst unerwünschte Post bekommen dürfte.

Ex-Vorstandsvorsitzender Roland Koch ist beileibe nicht das einzige ehemalige Bilfinger-Vorstandsmitglied, das demnächst unerwünschte Post bekommen dürfte.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Frank Boxler

Karriere 21.02.2018
Zwölf ehemalige Vorstandsmitglieder des früheren Bau- und Immobiliendienstleisters Bilfinger bekommen voraussichtlich in den nächsten Wochen unangenehme Post: Ihnen sollen Schreiben mit ... 

Zwölf ehemalige Vorstandsmitglieder des früheren Bau- und Immobiliendienstleisters Bilfinger bekommen voraussichtlich in den nächsten Wochen unangenehme Post: Ihnen sollen Schreiben mit Schadensersatzansprüchen ihres ehemaligen Arbeitgebers zugehen. Der börsennotierte Konzern aus Mannheim, der heute nur noch Geschäfte als Industriedienstleister macht, hat gestern die Öffentlichkeit darüber informiert, Pflichtverletzungen bestimmter Ex-Vorstände u.a. in Sachen Compliance ausgemacht zu haben.

Unter den ehemaligen Vorständen, denen der Bilfinger-Aufsichtsrat bzw. die mit der Untersuchung beauftragte Kanzlei Linklaters Pflichtverletzungen bei der "Implementierung eines ordnungsgemäßen Compliance-Managment-Systems" bzw. im Kontekt von "M&A-Projekten" vorwirft, befinden sich zwei Ex-Vorstandsvorsitzende und zehn gewöhnliche Vorstandsmitglieder.

Nicht nur Koch und Bodner im Visier

Namentlich handelt es sich nach Informationen der Immobilien Zeitung um folgende zwölf Herren: die beiden Ex-Vorstandschefs Roland Koch, der von 2011 bis 2014 am Steuer saß, und Herbert Bodner (er amtierte von 1999 bis 2011 bzw. 2014/2015). Außerdem fallen in Marktkreisen mit Blick auf die angemeldeten Schadensersatzansprüche diese Namen: Helmut Schetter, Jürgen M. Schneider, Joachim Ott, Kenneth Dickson Reid, Klaus Raps, Joachim Müller, Thomas Töpfer, Joachim Enenkel, Pieter Koolen und Jochen Keysberg. Letzterer ist heute der Chef des mittlerweile von Bilfinger verkauften und umbenannten Immobiliendienstleisters Apleona.

Bilfinger selbst spricht in einer am gestrigen späten Nachmittag veröffentlichten Mitteilung nur von ehemaligen Vorstandsmitgliedern, die zwischen 2006 und 2015 im Amt waren, aber noch vor 2015 in den Vorstand eingetreten sind. Keine Anhaltspunkte für Pflichtverletzungen haben die im März 2016 eingeleiteten Untersuchungen demnach bei den Ex-Vorständen Per Utnegaard (Vorstandschef 2015/2016), Axel Salzmann (er war 2015/2016 CFO) und Michael Bernhardt (seit 2015 im Vorstand) ergeben.

Vorwürfe reichen in Bauvergangenheit zurück

Die Vorwürfe an die Adresse der anderen zwölf Ex-Vorstände reichen auch in die Bauvergangenheit des Konzerns zurück und lassen sich dem Vernehmen nach etwa wie folgt zusammenfassen: Erst gab es gar kein Compliance-System - und später wurde (zunächst) kein effektives aufgebaut. Die Schatten der Vergangenheit verfolgen Bilfinger bis heute. Weil Bilfinger z.B. in Nigeria in einen Korruptionsfall verwickelt war, musste das Unternehmen 32 Mio. Dollar Strafe zahlen und wurde unter Aufsicht des US-Justizministeriums gestellt. Diese wurde später verlängert, weil Bilfinger die Auflagen nicht erfüllte. Schmiergeldvorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe eines Auftrags im Umfeld der Fußball-WM 2014 in Brasilien führten dazu, dass die Übernahme einer Firma später rückabgewickelt wurde. Dabei sei zum Zeitpunkt dieser Übernahme bereits ein Compliance-System installiert gewesen - nur habe dieses nicht gegriffen, heißt es.

Bilfinger will Schaden von ca. 100 Mio. Euro erlitten haben

Der "erstattungsfähige Schaden", den Bilfinger durch die Pflichtverstöße erlitten haben will, soll bei um die 100 Mio. Euro liegen. Wie groß er genau ist und ob sich die Schadensersatzansprüche auch durchsetzen lassen, stehe noch nicht fest, so Bilfinger. Auch steht noch eine Entscheidung darüber aus, welcher Ex-Vorstand in welcher konkreten Höhe zur Kasse gebeten wird. Diese Entscheidung soll jedoch bereits in den nächsten Wochen fallen, so ist zu hören. Die genannten Herren sollen dann direkt per Post erfahren, für wie groß ihr jeweiliger Anteil an dem ausgemachten Schaden befunden wird.

Roland Koch ist sich keiner Schuld bewusst

Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch, der seit einem guten Jahr dem Stiftungsrat des Gebäudedienstleisters Dussmann Group angehört, hat bereits auf die Ankündigung seines Ex-Arbeitgebers geantwortet: "Mit Befremden" habe er auf den Beschluss des Bilfinger-Aufsichtsrats reagiert, "gegen ganze Generationen von früheren Bilfinger-Vorständen aktiv zu werden", ließ Koch durch seinen Sprecher Dirk Metz wissen. "Koch ist sich keinerlei Schuld bewusst und verweist darauf, dass das Unternehmen über dreieinhalb Jahre hinweg keinen einzigen konkreten Vorwurf erhoben habe", so sein Sprecher.

Harald Thomeczek

Bilfinger: Salzmann geht, Osram-Vorstand Patzak kommt

Klaus Patzak.

Klaus Patzak.

Bild: Osram

Köpfe 22.09.2016
Die Halbwertszeit von Bilfinger-Vorständen ist ausbaufähig: Nach Vorstandschef Per Utnegaard, der Bilfinger im April 2016 nach nur elf Monaten wieder verlassen hatte, verliert der im Umbruch ... 

Die Halbwertszeit von Bilfinger-Vorständen ist ausbaufähig: Nach Vorstandschef Per Utnegaard, der Bilfinger im April 2016 nach nur elf Monaten wieder verlassen hatte, verliert der im Umbruch befindliche Mannheimer Dienstleistungskonzern mit Axel Salzmann (58) zum 30. September 2016 den CFO. Noch vor der Expo Real, zum 1. Oktober, tritt sein Nachfolger in seine Fußstapfen: Es handelt sich um Dr. Klaus Patzak (51), den amtierenden Finanzvorstand von Osram. Der Aufsichtsrat von Bilfinger habe Salzmanns Wunsch, seinen Vertrag vorzeitig zum genannten Zeitpunkt zu beenden, heute entsprochen, teilen die Mannheimer mit. Salzmann besetzt das Finanzressort bei Bilfinger seit dem 1. April 2015. Nach Utnegaards Abgang hielt er das Führungszepter zwischenzeitlich in den Händen, ehe der neue CEO Tom Blades das Steuerrad zum 1. Juli 2016 übernahm. Mit einer Amtszeit von 18 Monaten war Salzmann deutlich länger an Bord als Utnegaard.

Patzaks Vertrag bei Osram war erst im April 2015 zum 1. April 2016 um fünf Jahre bis zum 31. März 2021 verlängert worden. Patzak ist seit April 2011 Mitglied der Geschäftsführung bzw. Vorstandsmitglied von Osram. Zuvor war er Leiter Rechnungswesen und Controlling bei Siemens.

Harald Thomeczek

Bilfinger wirbt bei frustrierten Aktionären um Vertrauen

Bilfinger-Finanzvorstand und Interims-CEO Axel Salzmann musste sich auf der Hauptversammlung viel Kritik von Aktionären anhören.

Bilfinger-Finanzvorstand und Interims-CEO Axel Salzmann musste sich auf der Hauptversammlung viel Kritik von Aktionären anhören.

Bild: tja

Karriere 11.05.2016
Rote Zahlen, abwandernde Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzende: Der Baukonzern Bilfinger hat schon angenehmere Zeiten erlebt. Entsprechend groß ist der Frust bei den Aktionären. Die ... 

Rote Zahlen, abwandernde Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzende: Der Baukonzern Bilfinger hat schon angenehmere Zeiten erlebt. Entsprechend groß ist der Frust bei den Aktionären. Die nutzten die Hauptversammlung am heutigen Mittwoch, um ihrem Ärger über die Schieflage des Konzerns gegenüber Vorstand und Aufsichtsrat Luft zu machen. Die Vorsitzenden beider Gremien warben dagegen um Vertrauen.

"Sechs, sieben Gewinnwarnungen, vier Vorstandsvorsitzende in zwei Jahren, zwei Mitglieder des Aufsichtsrats machen kurz vor knapp die Biege. Das habe ich noch nicht erlebt", sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), auf der Bilfinger-Hauptversammlung in Mannheim. Er war dorthin gekommen um zu erfahren, "wo wir stehen und wohin die Reise geht". Doch Tüngler und den vielen anderen Aktionären, die seinen Ausführungen applaudierten, schien auch nach den Statements aus Aufsichtsrat und Vorstand "der Rote Faden" für den Konzern zu zu fehlen.

Dabei war dem Aufsichtsratsvorsitzenden Eckhard Cordes sowie dem Finanzvorstand und nach dem überraschenden Abgang von Per Utnegaard auch Übergangs-Chef Axel Salzmann daran gelegen, das Vertrauen der Aktionäre wiederzugewinnen. Erreichen will Salzmann das mit "einer guten Strategie und mit Verlässlichkeit in den Finanzkennzahlen". Es gehe darum, mit der im Herbst 2015 präsentierten Strategie "Bilfinger Stück für Stück" voranzubringen. Dafür sei es zwingend notwendig, das Geschäft auf Kernleistungen, Kernmärkte und Kernregionen zu konzentrieren. Zudem will Bilfinger seine Komplexität verringern, effizienter werden und die Transparenz des Geschäftsmodells erhöhen.

Trouble im Aufsichtsrat

So hatte das Unternehmen bereits am Montag angekündigt, die Verwaltung schlanker aufzustellen und u.a. durch den Abbau von Stellen ab 2018 jährlich 100 Mio. Euro einzusparen. Durch den Fokus auf Kernregionen "haben wir bereits heute die Zahl der Länder, in denen wir tätig sind, halbiert", sagte Salzmann. Derzeit prüfe Bilfinger zudem die Angebote für die im Schaufenster stehende Power-Sparte, der Verkaufsprozess soll nach wie vor im Laufe dieses Jahres abgeschlossen sein.

Ob mit Building and Facility das derzeit lukrativste Segment des Konzerns ebenfalls veräußert wird, soll dagegen erst in den nächsten zwei bis drei Wochen endgültig entschieden werden. Kommt es zum Verkauf, würden nur noch die Industriedienstleistungen zum Konzern gehören. Konkrete mittelfristige Ziele sollen definiert werden, sobald sich der neue Vorstandsvorsitzende Thomas Blades "mit unserem Geschäft und unseren Planungen vertraut" gemacht hat, so Salzmann.

Die aktuelle Entwicklung des Unternehmens und die Umsetzung der Strategie scheint im Aufsichtsrat nicht uneingeschränkte Unterstützung zu haben. Denn John Feldmann stand "wegen unterschiedlicher Auffassung im Aufsichtsrat zu Strategie und Positionierung von Bilfinger" nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung. Das hat Feldmann dem Aufsichtsratsvorsitzenden am 6. Mai 2016 mitgeteilt, ließ der Konzern am Montagabend per Ad-hoc-Mitteilung wissen. Auch Hans Peter Ring, wie Feldmann einer der Vertreter der Anteilseigner im Bilfinger-Aufsichtsrat, wollte sich nicht wiederwählen lassen. Das teilte er Cordes erst gestern mit. Die offizielle Begründung: "persönliche Gründe". Als neue Kandidaten der Anteilseigner stellte Cordes auf der Hauptversammlung kurzfristig Ralph Heck und Dorothée Anna Deuring vor. Beide wurden in das Gremium gewählt, ebenso die übrigen Kandidaten der Anteilseigner. Dazu zählen neben Eckhard Cordes Marion Helmes, Lone Fonss Schroder und Jens Tischendorf.

Auftragsbestand in Immobiliensparte legt zu

Auch die heute Morgen veröffentlichten Geschäftszahlen für das erste Quartal 2016 dürften die Stimmung unter den Aktionären nicht unbedingt verbessern. Demnach hat sich der Konzernverlust - inklusive der Geschäftsfelder, die aufgegeben wurden bzw. werden sollen - in den ersten drei Monaten dieses Jahres von 17 Mio. auf 76 Mio. Euro vervielfacht. Operativ schrieb Bilfinger eine kleine schwarze Zahl: Das bereinigte Ebita lag bei 7 Mio. Euro (Q1 2015: 8 Mio. Euro). Die Leistung sank um 5% auf 1,35 Mrd. Euro, der Auftragseingang ging um 14% auf 1,40 Mrd. Euro zurück. Der Auftragsbestand legte dafür um 3% auf 4,74 Mrd. Euro zu.

In der Bau- und Immobiliensparte gab es bei der Leistung einen Rückgang um 3% auf 576 Mio. Euro. Die Begründung: Das Investitionsverhalten auf den Märkten, auf denen Bilfinger unterwegs ist, sei schwächer ausgefallen als im Vorjahr, und Bilfinger habe also weniger Immobiliendeals als im "starken Vorjahresquartal" begleitet. Das bereinigte Ebita ging im Segment Building and Facility von 16 Mio. auf 13 Mio. Euro zurück (-19%). Der Auftragseingang schrumpfte um 26% auf 635 Mio. Euro. Der Auftragsbestand legte dagegen um 23% auf 2,68 Mrd. Euro zu. Zum Vergleich: In der Sparte Industriedienstleistungen sank der Auftragsbestand um 17% auf 2,07 Mrd. Euro.

Für den Gesamtkonzern bestätigte Salzmann die Prognose für das laufende Jahr. Er rechnet mit einem deutlichen Rückgang der Leistung (2015: 6,2 Mrd. Euro) und einem leichten Anstieg des bereinigten Ebita (2015: 165 Mio. Euro).

Katja Bühren,Harald Thomeczek

Bilfinger hat einen neuen Chef

Thomas Blades.

Thomas Blades.

Bild: Bilfinger

Köpfe 03.05.2016
Die Würfel sind gefallen: Thomas Blades (59), heiß gehandelter Kandidat auf den Chefposten von Bilfinger, heuert tatsächlich als Vorstandsvorsitzender bei dem Baukonzern und ... 

Die Würfel sind gefallen: Thomas Blades (59), heiß gehandelter Kandidat auf den Chefposten von Bilfinger, heuert tatsächlich als Vorstandsvorsitzender bei dem Baukonzern und Immobiliendienstleister an.

Wie das Unternehmen heute Mittag mitteilte, hat der Aufsichtsrat den gebürtigen Hamburger und britischen Staatsbürger zum neuen CEO bestellt. Sein derzeitiger Arbeitgeber, der Technologiekonzern Linde, hat der Aufhebung von Blades' Vertrags demnach zugestimmt. Wann Blades sein neues Amt antritt, steht jedoch noch nicht genau fest. Passieren soll es "spätestens im 3. Quartal 2016", so Bilfinger.

Blades verantwortet bei Linde das Amerikageschäft

Blades sitzt seit 2012 im Vorstand von Linde. Dort trägt er u.a. die Verantwortung für das Amerikageschäft. Bei Bilfinger wird er neben seiner Rolle als CEO auch für das Segment Industriedienstleistungen verantwortlich sein. Der Chefposten bei Bilfinger war vakant geworden, weil der bis Ende April amtierende Vorstandsvorsitzende Per Utnegaard nach nur elf Monaten überraschend hingeschmissen hatte. Seit Ende April macht daher CFO Axel Salzmann den CEO-Job mit.

Das notwendige Rüstzeug für den im Umbruch befindlichen Bilfinger-Konzern bringt der Neue auf dem Regiestuhl offenbar mit: "Thomas Blades hat in seiner Karriere mehrfach bewiesen, dass er komplexe Führungsaufgaben meistern und Firmen erfolgreich neu ausrichten kann", so Bilfinger-Aufsichtsratschef Eckhard Cordes.

Ob Blades auch ein Wörtchen bei der Bilfinger-Entscheidung über einen möglichen (Teil-)Verkauf der Bau- und Immobiliensparte mitredet, ist nicht überliefert: Laut Wirtschaftswoche will der Konzern vor seiner Hauptversammlung am 11. Mai 2016 bekanntgeben, ob und an wen er seine lukrativste Sparte abtritt. Ein Bilfinger-Sprecher mochte sich auf Nachfrage nicht festlegen, bis wann diese Entscheidung gefällt bzw. wann sie verkündet werden soll. Auf der Bilfinger-Bilanzpressekonferenz Mitte März hatte Ex-Vorstandschef Utnegaard noch eine Entscheidung in einigen Wochen in Aussicht gestellt. Im Rennen um die Immobiliensparte von Bilfinger sind nach Informationen der Wirtschaftswoche noch der schwedische Private-Equity-Investor EQT und der Immobilienberater JLL. Der Kaufpreis könne 1,5 Mrd. Euro erreichen.

Harald Thomeczek

Baukonzern Bilfinger verliert seinen Vorstandschef

Der scheidende Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Per H. Utnegaard bei der Vorstellung seiner Strategie im Oktober 2015. An seiner Seite: der künftige Bilfinger-Interimschef Axel Salzmann.

Der scheidende Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Per H. Utnegaard bei der Vorstellung seiner Strategie im Oktober 2015. An seiner Seite: der künftige Bilfinger-Interimschef Axel Salzmann.

Bild: tja

Köpfe 21.04.2016
Bilfinger muss sich einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen: Per H. Utnegaard (56) hat sein Amt niedergelegt. ... 

Bilfinger muss sich einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen: Per H. Utnegaard (56) hat sein Amt niedergelegt.

Utnegaard war erst am 1. Juni 2015 als Nachfolger von Roland Koch auf den Chefposten des Baukonzerns und Immobiliendienstleisters gerückt. Nun verlässt er den Konzern schon wieder zum 30. April 2016. "Aus persönlichen Gründen", heißt es. Der Aufsichtsrat, der sich mit Utnegaard auf ein Ausscheiden zum genannten Termin geeinigt hat, hat mehrere mögliche Nachfolger auf dem Schirm. Ein heißer Anwärter ist laut manager magazin Thomas Blades, Vorstand des Technologiekonzerns Linde. Bilfinger bestätigte bis dato nur, u.a. mit Blades Gespräche zu führen. Bis zur Neubesetzung übernimmt vorübergehend Finanzvorstand Axel Salzmann (57) die Führung.

Utnegaard hatte im Oktober 2015 einen Strategiewechsel für Bilfinger angekündigt. Nach Jahren der Expansion sollte sich Bilfinger künftig auf Industrieservices und Immobiliendienstleistungen bzw. Geschäfte in Europa konzentrieren. Auch aus den beiden Kerngeschäftsfeldern stellte er Geschäftsbereiche mit einem Leistungsvolumen von rund 1 Mrd. Euro auf den Prüfstand.

Für Überraschung sorgte dann Mitte Januar 2016 die Ankündigung, einen Verkauf der Einheiten Building, Facility Services und Real Estate des Segments Building and Facility zu prüfen. Damit würde Bilfinger zentrale Teile seiner lukrativsten Sparte abgeben. Die für den 16. März 2016, dem Tag der Präsentation des Geschäftsberichts 2015, erwartete Bekanntgabe einer Entscheidung über den angedachten Verkauf der Immobiliensparte wurde verschoben. Utnegaard kündigte bei der Bilanzpressekonferenz an, dies in einigen Wochen nachzuholen.

Bilfinger hat im vergangenen Geschäftsjahr u.a. wegen operativer Verluste der zum Verkauf gestellten Kraftwerkssparte einen Konzernverlust von 489 Mio. Euro geschrieben und die Dividende für die Aktionäre gestrichen.

Harald Thomeczek

Baukonzern Bilfinger verliert seinen Vorstandschef

Der scheidende Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Per H. Utnegaard bei der Vorstellung seiner Strategie im Oktober 2015. An seiner Seite: Der künfige Bilfinger-Interimschef Axel Salzmann.

Der scheidende Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Per H. Utnegaard bei der Vorstellung seiner Strategie im Oktober 2015. An seiner Seite: Der künfige Bilfinger-Interimschef Axel Salzmann.

Bild: tja

Köpfe 13.04.2016
Bilfinger muss sich einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen: Der erst seit knapp elf Monaten amtierende Per H. Utnegaard (56) legt sein Amt nieder. ... 

Bilfinger muss sich einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen: Der erst seit knapp elf Monaten amtierende Per H. Utnegaard (56) legt sein Amt nieder.

Utnegaard (56) war erst am 1. Juni 2015 als Nachfolger von Roland Koch auf den Chefposten des Baukonzerns und Immobiliendienstleisters gerückt. Nun verlässt er den Konzern schon wieder zum 30. April 2016. "Aus persönlichen Gründen", wie Bilfinger heute Vormittag überraschend mitteilte. Der Aufsichtsrat, der sich der Mitteilung zufolge mit Utnegaard "einvernehmlich" auf ein Ausscheiden zum genannten Termin geeinigt hat, führt demnach auch schon Gespräche mit mehreren "möglichen Nachfolgern". Ziel sei, die Neubesetzung "in Kürze bekanntzugeben". Bis dahin übernimmt vorübergehend Finanzvorstand Axel Salzmann (57) die Führung.

Den am 16. März 2016 gegebenen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bestätigte der Konzern heute im Zusammenhang mit der Bekanntgabe von Utnegaards Ausscheiden. Die Bilfinger-Aktie begab sich nach der Ankündigung von Utnegaards Rücktritt zunächst auf Talfahrt.

Utnegaard plante Strategiewechsel

Utnegaard hatte im Oktober 2015 einen Strategiewechsel für Bilfinger angekündigt. Nach Jahren der Expansion sollte sich Bilfinger künftig auf Industrieservices und Immobiliendienstleistungen bzw. Geschäfte in Europa konzentrieren. Auch aus den beiden Kerngeschäftsfeldern stellte er Geschäftsbereiche mit einem Leistungsvolumen von rund 1 Mrd. Euro, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören sollten, auf den Prüfstand.

Für Überraschung sorgte dann Mitte Januar 2016 die Ankündigung, einen Verkauf der Einheiten Building, Facility Services und Real Estate des Segments Building and Facility zu prüfen. Damit würde Bilfinger zentrale Teile seiner lukrativsten Sparte abgeben. Die für den 16. März 2016, dem Tag der Präsentation des Geschäftsberichts 2015, erwartete Bekanntgabe einer Entscheidung über den angedachten Verkauf der Immobiliensparte wurde verschoben. Utnegaard kündigte bei der Bilanzpressekonferenz an, dies in einigen Wochen nachzuholen.

Bilfinger hat im vergangenen Geschäftsjahr u.a. wegen operativer Verluste der zum Verkauf gestellten Kraftwerkssparte einen Konzernverlust von 489 Mio. Euro geschrieben und die Dividende für die Aktionäre gestrichen.

Harald Thomeczek