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Den Master könnt ihr später immer noch machen

Gestatten, wir sind der begehrte Nachwuchs!

Gestatten, wir sind der begehrte Nachwuchs!

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 06.06.2019
Soll ich den Master dranhängen oder gleich in die Praxis durchstarten? Diese Frage stellen sich Bachelorstudenten immer öfter. Auf dem IZ-Karriereforum gaben Arbeitgeber aus der ... 

Soll ich den Master dranhängen oder gleich in die Praxis durchstarten? Diese Frage stellen sich Bachelorstudenten immer öfter. Auf dem IZ-Karriereforum gaben Arbeitgeber aus der Immobilienbranche Antworten.

Rund 300 Bewerber hatten den Weg auf den Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität gefunden. Auf der von der Immobilien Zeitung und Heuer Dialog veranstalteten Jobmesse für die Immobilienwirtschaft trafen sie auf 46 Arbeitgeber aus der Branche und zehn Hochschulen. Die überwiegende Mehrheit der Besucher studiert noch, etwa jeder Fünfte gehörte zur Gruppe der Absolventen und Berufstätigen. Die meisten waren gekommen, um einen Job für nach dem Studium klarzumachen. Hauptmotiv Nummer zwei: einen Praktikumsplatz ergattern.

Der eine oder die andere schloss am Samstag persönlich Bekanntschaft mit Thomas Beyerle, dem Chefresearcher von Catella. Beyerle notierte zwar "weniger Standbesuche insgesamt, dafür aber 100%iges Erscheinen". Die Bewerber hätten "definitiv einen höheren Wissensstand" gehabt - mit dem Ergebnis, "dass man sofort auf die Position und die Rahmenparameter kam".

"Nicht die Masse macht's, sondern die Klasse!", fand Personalberater Olaf Kenneweg. "Auch wenn leider viele Studierende der Meinung sind, sie hätten den Besuch in Frankfurt nicht nötig - und viele Professoren sie in dieser Meinung vollkommen unverständlicherweise auch noch bestärken! -, sind die Bewerber, die den Aufwand mit Anreise und Übernachtung auf sich nehmen, beratungsinteressiert und aufgeschlossen."

Nicht gescheut hatten den Aufwand u.a. zwei Studentinnen von der HAWK in Holzminden. Die beiden jungen Damen (22 und 26 Jahre alt) studieren im 4. Semester Immobilienmanagement und sind auf der Suche nach einem Platz für ein Pflichtpraktikum im 6. Semester. Sie waren extra um fünf Uhr in der Früh aufgestanden, um den Zug von Hannover nach Frankfurt zu erwischen.

Angetan waren die jungen Frauen aus dem Norden davon, dass die Aussteller sich "auf Augenhöhe mit uns unterhalten". Am wichtigsten sind den beiden nicht etwa Kohle und Karriere, sondern "dass das Team passt" und "wie die Führungskräfte mit den Mitarbeitern umgehen". Die Ältere der beiden HAWK-Studentinnen ist gelernte Immobilienkauffrau. In diesem Job wurde sie nicht glücklich: "Das ist damals am Team gescheitert."

Die Kohle nicht in den Vordergrund zu stellen, muss man sich aber auch leisten können. Wo ohnehin vielerorten gutes Geld verdient wird, muss niemand die Wahl des Arbeitgebers allzu sehr vom Gehalt abhängig machen. Was sie wert sind, wissen die Studenten allerdings ziemlich genau (oder glauben es zumindest): 55.000 Euro zum Einstieg sollen es schon sein - mindestens, diktierte ein 25-Jähriger, der Baumanagement an der Hochschule Karlsruhe im Master studiert und insgesamt vier Praktika bzw. zwei Werkstudentenjobs vorweisen kann, dem IZ-Redakteur in den Notizblock.

Anders als dieser 25-Jährige überlegen sich viele Studenten das mit dem Master inzwischen zweimal: "Der Anteil von Bachelorstudierenden, welche die Frage stellten: ‚Soll ich jetzt den Master machen?‘, ist steil nach oben gegangen", konstatierte Beyerle, der in Biberach lehrt. "Das begegnet mir auch bei ‚meinem‘ Jahrgang an der Hochschule Biberach: jetzt Geld verdienen, Master später machen ..."

Bachelorstudenten der HfWU Nürtingen-Geislingen bezifferten das Verhältnis derjenigen Kommilitonen, die lieber direkt in die Praxis durchstarten wollen, zu denjenigen, die der HfWU länger erhalten bleiben, auf "fifty-fifty". Die Firmen suchen schließlich "händeringend nach Praktikanten, Werkstudenten, Personal".

Janina Rohmann, HR Business Partner bei Cushman & Wakefield (C&W), und ihre Kollegen haben ähnliche Erfahrungen gemacht: "Wir erhalten für die Einsteigerpositionen auffällig viele Bachelorbewerbungen." Am Messestand wurden zwar durchaus genügend Masterstudenten gesichtet, "bei den Kandidaten, die sich bei uns bewerben, sind allerdings einige dabei, die nach dem Abschluss ihres Bachelorstudiums erst praktische Erfahrungen sammeln wollen, bevor sie mit dem Masterstudium anfangen", berichtete Rohmann.

Fast wortgleich äußerte sich Holger Matheis, im Vorstand von Beos u.a. fürs Personal zuständig. "Es gibt tatsächlich mehr Bewerbungen von Bachelorabsolventen." Zwei Jahre arbeiten und dann on the job den Master nachmachen, z.B. über den Weiterbildungsstudiengang Real Estate Management an der TU Berlin oder an der Irebs, damit kann sich auch Matheis anfreunden. "Im Moment hat man die Möglichkeit dazu." Vor ein paar Jahren, so ergab Matheis' Blick in den Rückspiegel, waren die Unternehmen in der Tendenz eher auf "fertige Master mit Praktika" aus. Heute sei ein Berufseinstieg schon nach dem Bachelorabschluss, zumindest fürs Erste, weithin akzeptiert.

Manche Unternehmen werben geradezu dafür, so früh wie möglich in der Praxis durchzustarten: "In der heutigen Konjunkturlage gucken wir nicht auf Bachelor oder Master", formulierte trocken René Richter, Geschäftsführer von Kondor Wessels. "Entscheidender ist die Motivation der Bewerber, auf den Unis werden die Studenten ohnehin eher schlecht auf den konkreten Beruf vorbereitet." Die Folge: "Egal, ob Master oder Bachelor, alle müssen erstmal durch ein Einführungsprogramm. Der Aufwand ist also gleich groß." Und wenn der Mitarbeiter später einen Master berufsbegleitend machen möchte, "schauen wir gemeinsam, wie wir das umsetzen können". Das ist dann auch für die Mitarbeiterbindung förderlich.

"Wichtig für uns ist, dass das Mindset und die Persönlichkeit des Bewerbers zu uns passen - mit oder ohne Master", findet auch Bernd Lönner, Vorstandsmitglied bei Real I.S. "Frühzeitig in den Job einzusteigen und Erfahrung direkt in der Praxis zu sammeln, ist sicherlich kein Nachteil. Wer dann noch einen Master draufsatteln möchte, der kann das ja immer noch tun, auch berufsbegleitend."

Dass Bachelorabsolventen diese zweite Chance durchaus nutzen, war an den Ständen der Hochschulen zu vernehmen. Diese wussten von steigenden Teilnehmerzahlen in ihren Masterangeboten oder gar von ausgebuchten Masterstudiengängen zu berichten. "Für die große Mehrheit der von mir beratenen Bewerber war es selbstverständlich, nach dem Bachelor noch den Master zu absolvieren", bilanzierte Karriereberater Olaf Kenneweg. Die Frage ist also weniger: Master, ja oder nein? Sondern eher: Master, gleich oder später?

Anke Pipke,Harald Thomeczek

"Eine Bewerbung kostet Gehirnschmalz und Zeit"

Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung prüfte die
Bewerbungsmappen von Teilnehmern des IZ-Karriereforums. Mit der
Formulierung eines aussagekräftigen Lebenslaufs hatten einige Studenten noch Schwierigkeiten.

Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung prüfte die Bewerbungsmappen von Teilnehmern des IZ-Karriereforums. Mit der Formulierung eines aussagekräftigen Lebenslaufs hatten einige Studenten noch Schwierigkeiten.

Bild: IZ/Melanie Bauer

Karriere 26.06.2014
Wie auch schon in den Vorjahren war die Nachfrage nach dem Bewerbungsmappen-Check beim diesjährigen IZ-Karriereforum hoch. Rund eine halbe Stunde nachdem die Jobmesse ihre Türen geöffnet hatte, ... 

Wie auch schon in den Vorjahren war die Nachfrage nach dem Bewerbungsmappen-Check beim diesjährigen IZ-Karriereforum hoch. Rund eine halbe Stunde nachdem die Jobmesse ihre Türen geöffnet hatte, waren alle Termine bei den drei Personalberatern und dem Karrierecoach vergeben. Welche Fehler am häufigsten vorkamen und wie sie umgangen werden, erklären die vier Personalprofis.

Kern- und Angelpunkt der Beratung war der Lebenslauf. "Der Lebenslauf ist das Dokument, das sich 80% der Personaler anschauen", sagt Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung. Es ist das erste Blatt, das darüber entscheidet, auf welchen Stapel die Mappe gelegt wird. Um den Personaler bei seiner schnellen Entscheidung zu unterstützen, plädiert Kenneweg dafür, die Daten im Lebenslauf mit wenigen Spiegelstrichen zu erläutern. Denn ein Praktikum im Asset- Management kann viele verschiedene Tätigkeiten umfassen, zumal Asset-Manager ihre Geschäftsfelder mitunter ganz verschieden definieren. Damit der Leser sich ein Bild machen kann, müssen die Bewerber ihren "Lebenslauf mit Leben" füllen. "Das steht doch alles in den Arbeits- und Praktikumszeugnissen", war ein Einwand, den Thomas Körzel, Inhaber des Büros für Karrierecoaching, das eine oder andere Mal daraufhin von den Studenten hörte. Dennoch müssen einige Informationen zu den absolvierten Praktika direkt im Lebenslauf aufgeführt werden, denn mitunter arbeitet sich der Personaler gar nicht erst bis zu den Zeugnissen vor.

Viele hätten den Lebenslauf als Dokument gesehen, in dem nur die Stammdaten aufgeführt werden, sagt Körzel. Doch das sei mitnichten so. Vielmehr sollten darüber zwei bis drei Verknüpfungen zur ausgeschriebenen Stelle aufgezeigt werden. Wer erst wenig immobilienwirtschaftliche Erfahrungen gesammelt und nur ein paar Semester studiert hat, könne deswegen auch geeignete ehrenamtliche Tätigkeiten aufführen. Dadurch könnten beispielsweise soziale Kompetenzen deutlich gemacht werden, so Körzel. Auch die Themen passender Seminararbeiten dürfen in einem solchen Fall aufgeführt werden, wenn sie Relevanz für die Stelle haben, sagt Inga Beyler von Bernd Heuer & Partner Human Resources. Mit fortlaufendem Studium würden solche Angaben dann aus dem Lebenslauf auch wieder herausfallen und beispielsweise durch das Thema der Bachelorarbeit inklusive Note ersetzt werden.

Lebenslauf ist mehr als ein Stammdatenblatt.

Das waren Themen, die viele Studenten beschäftigten, denn die Teilnehmer am Bewerbungsmappen-Check waren jünger als in den Vorjahren, hat Körzel beobachtet. Sie holen sich früher professionelle Hilfe, denn von aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen erhoffen sie sich Vorteile bei der Stellensuche. Auch bei Mirco Meyer und Viktor Friesen ging es um die Bewerbung für ein Praktikum, nicht um den ersten Job. Die beiden Studenten der HAWK Holzminden hatten sich in Frankfurt zu sechsmonatigen Praktika in den Bereichen Property-Management oder Valuation informiert. Kurz vor Schluss der Messe wollten sie ihre Bewerbungsmappen prüfen lassen " bevor sie diese versenden.

Viele Fragen gab es bei den Studenten auch zur Länge von Anschreiben und Lebenslauf. Länger als zwei Seiten sollte der Lebenslauf grundsätzlich bei einem Berufseinsteiger nicht sein, betont Beyler. Beim Anschreiben sind ebenfalls zwei Seiten erlaubt. Dort hinein gehören die stellenrelevanten Anknüpfungspunkte. Das Anschreiben ist also kein prosaischer Abriss des Lebenslaufs. Nichtsdestotrotz müssen die genannten Kerndaten auch im Lebenslauf aufgeführt werden.

Außerdem sollte der Bewerber deutlich machen, dass er sich mit dem Unternehmen beschäftigt hat, sagt Kenneweg. Körzel warnt davor, relevante Informationen nicht zu nennen, weil sich das Anschreiben damit auf zwei Seiten verlängere. Wer beim Lebenslauf nur eine zweite Seite benötigt, um seine Hobbys aufzulisten, sollte über ein Weglassen dieser Information nachdenken. Taktisches Weglassen und Hinzudichten darf jedoch nicht die wichtigen Inhalte verfälschen. Wer die Praktikumsdauer "längt", um keine Lücken im Lebenslauf zu haben, schadet sich eher selbst. Bei einem raschen Vergleich der angehängten Zeugnisse mit den aufgeführten Daten im Lebenslauf entdeckte Beyler eine Flunkerei. So etwas sollte auf jeden Fall vermieden werden " und die Lücke im Lebenslauf benannt werden als das, was sie war. Wer positiv auffallen möchte, sollte das nicht durch ein gewagtes Layout versuchen. Wenn sich die Bewerbung abheben soll, schafft das der Kandidat "nicht über einen grünen Rahmen", sagt Beyler. Auch Kenneweg rät von zu viel Schnickschnack ab und empfiehlt einen eher sachlichen Auftritt.

Bitte keine Experimente mit dem Layout.

Doch wie sieht es mit dem Foto aus? Es sollte zeitnah aufgenommen sein. Wer seinen Look dauerhaft verändert, z.B. durch eine Brille oder einen Dreitagebart, der braucht ein neues Foto. "Der Wiedererkennungswert sollte beim Bewerbungsfoto hoch sein", sagt Kenneweg. Wo das Foto platziert sein sollte " auf dem Deckblatt oder dem Lebenslauf " da gingen die Meinungen auseinander.

Auch die E-Mail-Bewerbung war Thema. Im E-Mail-Fenster wird prägnant auf die im Anhang zugesandte Bewerbung hingewiesen, empfiehlt Amelie Friederich von Bernd Heuer & Partner Human Resources. Am einfachsten sei es, alle Unterlagen in einem PDF anzuhängen. Auch wenn technisch immer größere Datenmengen empfangen werden können, sollte eine Bewerbung nicht mehr als 5 MB umfassen, sagt der Karrierecoach. Er weiß, dass es nicht einfach ist, eine Bewerbung zu formulieren " trotz vieler guter Tipps. "Das kostet Gehirnschmalz", sagt Körzel, "und auch ein bisschen Zeit."

Sonja Smalian