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Zwischen Quotenfrau und Superwoman

Frauen, die in der Immobilienbranche reüssieren wollen, müssen schon - so will es manchmal scheinen - über Superkräfte verfügen.

Frauen, die in der Immobilienbranche reüssieren wollen, müssen schon - so will es manchmal scheinen - über Superkräfte verfügen.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: lassedesignen

Karriere 19.10.2017
Ohne Mithilfe der Arbeitgeber wird flächendeckende Chancengleichheit für Frauen in der männlich geprägten Immobilienbranche eine schöne Idee bleiben. Dass Frauen, die Karriere machen, ... 

Ohne Mithilfe der Arbeitgeber wird flächendeckende Chancengleichheit für Frauen in der männlich geprägten Immobilienbranche eine schöne Idee bleiben. Dass Frauen, die Karriere machen, mitunter als Quotenfrauen verschrien sind, gehört zu den unvermeidlichen Kollateralschäden des Wandels. Unternehmen, die diesen aktiv gestalten, tun sich selbst einen Gefallen.

Pinkelpause bei einem global operierenden Immobilien-Investment-Manager. Die Herren, die der Natur gemeinsam freien Lauf lassen, sind in schlechter Stimmung: Wieso denn die Wahl nicht auf einen von ihnen, sondern ausgerechnet auf Frau x gefallen sei? Kann ja wohl nur daran liegen, dass hier - ganz dem Zeitgeist entsprechend - jetzt auch mal eine Frau an der Spitze stehen soll. Der neuen Chefin haftete nun das Stigma an, dass sie den Posten nur bekommen hat, weil sie eine Frau ist.

Das Unternehmen, um das es in obiger Anekdote, die der IZ aus zuverlässiger Quelle zugetragen wurde, gibt Frauen zunehmend Zugang zu Entwicklungsprogrammen und damit auch zu Talent-Pools für eine langfristige Nachfolgeplanung. So gesehen ist Frauenförderung ein zweischneidiges Schwert: Frauen in Spitzenpositionen gelten schnell als Quotenfrau - und meinen womöglich, Superwoman sein zu müssen, um jeden Zweifel über die Berechtigung ihrer Berufung zu ersticken.

"Solange das Frausein ein Thema ist, so lange werden Frauen denken, dass sie eine Extrameile gehen müssen. Und es reicht ja schon, dass sie das denken", sagt Tobias Just, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Irebs-Akademie, der von Berufs wegen viel mit karrierebewussten Frauen zu tun hat. Doch so zu tun, als würde sich das mit der Gleichstellung von alleine regeln, weil Unternehmen es sich angesichts von demografischem Wandel und - von vielen Arbeitgebern beklagtem - Fachkräftemangel heute eh nicht mehr leisten könnten, sich Potenzialträger gleich welchen Geschlechts entgehen zu lassen, geht an der Realität vorbei. "Wir sind mit Sicherheit noch nicht da, wo wir sein sollten: dass diskriminierungsfrei allein auf Erfolgsbeiträge, Qualifikation und Kompetenz geachtet wird", ist sich Just sicher.

Vor allem Führungsposten werden oft auf informellem Wege vergeben. Da sei im Vorteil, "wer Zugang zu den Old Boys' Networks hat. Deshalb bekommen Sie von mir ein klares Ja für die Frauenquote. Erst dann wird sich was in den Vorstandsetagen ändern", sagt Jovita Galster-Döring, Vorstandsmitglied des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft.

Erika Werres, Leiterin Planen und Entwicklung bei der WvM Immobilien und Projektentwicklung in Köln, hält nichts von einer Frauenquote. Sie sieht den Knackpunkt woanders: "Das ist in meinen Augen nicht der richtige Ansatz. Viel wichtiger ist, dass die Bezahlung in gleichen Positionen angeglichen wird." Nur so würden, sobald die Familienplanung ansteht, nicht mehr wie bisher oft automatisch die Frauen zuhause bleiben, "sondern sicher auch ein paar mehr Männer die Erzieherrolle übernehmen bzw. in Teilzeit arbeiten".

22% - so viel verdienen Frauen laut dem "Women in Work Index" von PwC weniger als Männer. Geht es mit der bisherigen Geschwindigkeit weiter, dauert es bis zum Jahr 2297, bis sich die Lohnlücke schließt. In Zahlen wie diesen kommt auch zum Ausdruck, dass sich Frauen tendenziell für schlechter bezahlte Branchen bzw. Berufe entscheiden, länger in Elternzeiten gehen und seltener in Führungspositionen anzutreffen sind etc. Bereinigt liegt die sogenannte Gender Pay Gap in Deutschland zwischen ca. 2% und 7%, je nachdem, wer es berechnet und wie er das macht.

Headhunter, die Positionen in der Immobilienbranche besetzen und mit denen die IZ gesprochen hat, bejahen, dass es natürlich auch in der Immobilienwirtschaft eine Gender Pay Gap gibt. Sie beziffern das Delta auf durchschnittlich 5% bis 15%. Wohlgemerkt: auf vergleichbaren Positionen. "Das Gehalt für eine vakante Position ist ja nicht von Anfang an in Stein gemeißelt. Es gibt eine Bandbreite, innerhalb der sich der Arbeitgeber und die Kandidaten bewegen", sagt Kathrin von Hardenberg, Gründerin und Geschäftsführerin von Indigo Headhunters aus Frankfurt. Und diesen Spielraum nutzen männliche Bewerber eben entschlossener aus als weibliche.

"Kein Kunde von uns stellt sich hin und sagt, wir zahlen der Frau maximal nur das und das, einem Mann würden wir aber grundsätzlich mehr zahlen", ergänzt Richard-Emanuel Goldhahn, Deutschland-Geschäftsführer von Cobalt Recruitment. Dass Frauen weniger verdienen, führt auch Goldhahn darauf zurück, dass "sie meist auch weniger fordern, schon beim Berufseinstieg". Und dieser Rückstand potenziere sich natürlich mit der Zeit.

Ein weiteres, zugegeben ziemlich vages, Indiz dafür, dass die Chancengleichheit der Geschlechter trotzdem auch und insbesondere in der Immobilienwirtschaft noch nicht flächendeckend Realität ist, ist die ungleiche Gewichtung der Frauen- und Männeranteile auf einschlägigen Branchenveranstaltungen. Auf dem IZ-Karriereforum, einer Jobbörse vor allem für Nachwuchskräfte, sieht man nicht weniger junge Damen als Herren. Doch auf der großen Expo Real und noch mehr auf der Mipim in Cannes, wohin vor allem Führungskräfte reisen dürfen, ist das männliche Übergewicht schier erdrückend.

Selbst in Unternehmen, die ein mehr oder weniger ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in der Gesamtbelegschaft haben, neigt sich die Waage immer mehr Richtung Mann, je höher hinauf es geht. Warum ist das so? Und wann wird es sich ändern? "Das wird sich erst dann ändern, wenn wirklich alle Unternehmen aktiv Frauenförderprogramme anbieten", sagt Galster-Döring. Denn Frauen seien in ihrer Karriere "strukturell benachteiligt, häufig unbeabsichtigt und unbewusst". Sie würden bei gleicher Leistung schlechter beurteilt und seltener für Führungspositionen vorgeschlagen. Ihnen werde, auch aufgrund mangelnder Vorbilder, weniger zugetraut - ein Teufelskreis.

Ein Vergleich der Frauenanteile der Weiterbildungsstudiengänge an Justs IrebsAkademie einerseits und im universitären Erststudium andererseits legt den Verdacht nahe, dass Frauen tatsächlich nicht ähnlich stetig unterstützt werden wie Männer. So liegt z.B. der Frauenanteil im Kontaktstudium Immobilienökonomie im Schnitt der letzten Jahre bei nicht einmal einem Drittel, während der entsprechende Wert im Studiengang Master of Real Estate am Irebs Institut für Immobilienwirtschaft an der Uni Regensburg im Mittel der letzten Jahre rund 50% beträgt.

Strategien zur Karriereentwicklung von Frauen haben bislang nur verschwindend wenige Arbeitgeber ausgearbeitet, wie unlängst eine Umfrage von Kenneweg Property Personalberatung bestätigte. "Ich kann nicht erkennen, dass es einer besonderen Frauenförderung bedarf", sagt Anita Bellmann, Leiterin Konzernpersonalabteilung der Immobiliengruppe Rhein-Neckar mit ca. 1.000 Mitarbeitern, zu der auch der Mannheimer Property- und Facility-Manager Treureal gehört. "Und Frauen machen bei uns auch genauso Karriere wie Männer. Wer die entsprechenden Kompetenzen mitbringt, bekommt auch seine Chance", versichert Bellmann. Für einen wichtigen Aspekt der Mitarbeiterbindung hält Bellmann Vertrauensarbeitszeit: die Freiheit, sich seine Zeit selbst einzuteilen. Dies umfasse auch die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten - ohne dadurch Nachteile zu erleiden.

Geschlechterspezifischen Programme, die auf eine Führungslaufbahn vorbereiten, sucht man auch beim Facility-Manager Piepenbrock vergebens. Und "dafür sehen wir auch in der Zukunft keinen Bedarf", sagt Claudia Schopf, Leiterin Personalentwicklung und Recruiting. Dafür bietet der Osnabrücker Gebäudedienstleister angehenden Führungskräften aller Art Seminare mit Modulen zu Selbstführung, Mitarbeiterkommunikation oder zur Weiterentwicklung vom Kollegen zum Vorgesetzten an.

Auch Deutschlands größter Immobilienentwickler, die Zech-Gruppe, hat kein Programm zur Frauenförderung aufgelegt. Allerdings besteht das Immobilienimperium von Zech aus vielen unternehmerisch selbstständigen Einheiten, die zwar kapitalseitig mit der Management-Holding verbandelt sind, aber sonst weitgehend ihr eigenes Ding machen. Der Projektentwickler und Asset-Manager Art-Invest Real Estate Management ist mit aktuell 136 Mitarbeitern schon eines der großen Häuser unter dem Zech-Dach. Für ein regelrechtes Frauenförderprogramm ist Art-Invest aber offenbar immer noch zu klein. Rüdiger von Stengel, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter, hält dergleichen jedenfalls für entbehrlich, weil "wir sowieso nur auf die Leistung gucken".

Dass Frauen es in einer technik- und baulastigen sowie angeblich netzwerkbedürftigen Profession wie der Projektentwicklung schwerer haben könnten als Männer, mag der Art-Invest-Chef nicht recht glauben: "Wir haben bislang nur gute Erfahrungen mit Frauen gemacht, auch in der Projektleitung!" Und die Sache mit der Vereinbarkeit? "Die technische Leiterin arbeitet auf Vier-Tage-Basis." Termine könne man planen - zumal, wenn man wie Art-Invest als Bauherr am längeren Hebel sitze. "Ist doch alles machbar. Niemand muss Meetings nach 17 Uhr abhalten. Und mit der ganzen Elektronik kann man auch mal abends seine Mails abarbeiten." Die mangelnde Präsenz von Frauen insbesondere auf höheren Etagen führt von Stengel nicht zuletzt darauf zurück, dass "Frauen oft der entscheidende Wille zum Führen fehlt".

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein männlicher Wettbewerber in der Regel keine Angst vor einer Doppelbelastung haben muss, weil er - wenn er denn Kinder hat - diese in aller Regel an seine Frau delegiert. "Wir stellen fest, dass die Väter in der Regel zwei Monate Elternzeit nehmen und der Löwenanteil immer noch von Frauen getragen wird. Zusätzlich sind es in den allermeisten Fällen die Frauen, die in Teilzeit zurückkehren", sagt Sandra Scholz, Vorstandsmitglied der Commerz Real.

Der Fondsmanager fördert Betriebskitas und vermittelt Betreuungsplätze, und auch in Notfällen springe man den Eltern bei. "Wir kommen unseren Mitarbeitern auch bei der Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsort entgegen. Mit den neuen Medien ist das heute sehr viel einfacher." Bestimmte Tage für Home-office zu reservieren, erlaube eine Vielzahl der Tätigkeiten: "Für Kundentermine und Meetings müssen feste Tage im Büro definiert werden", so Scholz.

Katrin Eming schafft es offenbar ganz gut, in der Immobilienwirtschaft auch mit Kind Karriere zu machen. Eming ist SeniorProjektentwicklerin und Geschäftsführerin einer Projektgesellschaft der Wohnkompanie NRW, die auch zur Zech-Gruppe gehört. Die 38-Jährige hat einen 36-Stunden-Vertrag - und einen "durchgeplanten Tagesablauf". Dass es mit Kind und Karriere klappt, liegt nicht zuletzt daran, "dass ich in der Funktion als Geschäftsführerin und Bauherrin einen größeren Spielraum habe, dass ein funktionierendes Team hinter mir steht und mein Job nicht nur vom Schreibtisch aus erledigt werden kann."

Nicht jede Immobilienfrau, die Kinder bekommt, bleibt in der Branche treu. So entpuppt sich die 35-jährige Personalberaterin Dorothee de la Camp im Gespräch selbst als studierte Immobilienspezialistin. Ihre alte Tätigkeit im Asset-Management konnte die zweifache Mutter nur schwer in Teilzeit fortführen. Sie wandte sich daher an die Personalberatung Kollmannsperger Executive Search, die sie schon in der Vergangenheit besetzt hatte. Managing Partner Jutta Heusel fand zwar keine passende (Teilzeit-!) Stelle in der Immobilienbranche für de la Camp, stellte die ihr bereits gut bekannte Kandidatin dafür aber selbst ein.

Iris Dilger hat keine Kinder: "Ich hatte immer die Möglichkeit, mich voll auf den Job zu konzentrieren. Dies war sicherlich auch ein Grund, warum ich es zu meiner Position bringen konnte." Dilger gründete mit der Zech-Gruppe die Wohnkompanie Rhein-Main. Vorher baute sie beim ehemaligen Hochtief-Wohnentwickler formart die Frankfurter Niederlassung auf. Sie fühle sich manchmal schon als Quotenfrau, bekennt sie scherzhaft.

Sie kenne viele Frauen, so Dilger, die Karriere machen wollten, aber scheiterten: "Erfolgreiche Frauen mit Kindern - ob in der Immobilien- oder einer anderen Branche - zerreißen sich! Und haben am Ende doch nur das Gefühl, dass sie beiden Aufgaben nicht gerecht werden ..." Über sich selbst sagt Dilger ehrlich: "Ich hätte nicht mit Kindern meine Karriere machen können oder auch wollen." Ein(e) Projektentwickler(in) lebe vom Netzwerk: "Als Projektentwicklerin muss man Grundstücke finden. Der Makler muss als erstes an mich denken - und damit er das tut, muss ich bekannt sein." Ein-, zweimal die Woche abends auf Networking-Veranstaltungen zu gehen, helfe.

"Das Thema Vereinbarkeit stellt sich für viele Frauen gar nicht, weil sie keine Kinder haben", stellt Heusel, die vor allem erfahrene Spezialisten und Führungsfiguren zu ihren Mandaten lotst, fest. Denn nur ca. jede fünfte Frau, die sie vermittelt, hat Kinder. "In der Immobilienwirtschaft geht es um viel Geld, da sind lange Arbeitszeiten eine Selbstverständlichkeit." Wer Nine to Five arbeiten will bzw. muss und keine (oder nicht allzu viele) Überstunden schieben will bzw. kann, wird nicht bedacht, wenn höhere Weihen verliehen werden. Die Männer, die die Branche dominieren, sind lange Arbeitszeiten gewohnt, und erwarten das auch von anderen.

"Die Bereitschaft, Teilzeitstellen zu schaffen, ist in der Branche insgesamt immer noch relativ schwach ausgeprägt und sehr ungleich verteilt", konstatiert Thomas Beyerle, Group Head of Research von Catella, der 2012 die erste Studie zu Frauen in der deutschen Immobilienbranche vorlegte. Immobilienfrauen mit Kindern wechseln deshalb gerne in den öffentlichen Dienst. Bedarf hat etwa der Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen (BLB NRW), der dem Landesgleichstellungsgesetz verpflichtet ist. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich der Anteil weiblicher Beschäftigter auf allen Ebenen mit strammen Schritten der 50%-Marke nähert.

Die Frauenförderpläne des Landesunternehmens sehen u.a. vor, dass Laptops für Heimarbeit bereitgestellt, "höherwertige Tätigkeiten" gezielt auch an teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen übertragen oder mindestens 50% Frauen zu "Potenzialanalyseverfahren" zugelassen werden. "Bei weiblichen Potenzialträgerinnen machen wir aber nix anderes als bei den männlichen auch", versichert Geschäftsführerin Gabriele Willems. "Wir achten nur darauf, dass es pari pari ist. Denn von selbst bewerben sich viel zu wenige Frauen aus den eigenen Reihen auf Führungspositionen."

Natürlich sind längst auch in privaten Unternehmen jede Menge Frauen zu finden: Von Stengels Art-Invest weist einen Frauenanteil von 45% auf, und bei der börsennotierten CA Immo mit 370 Mitarbeitern arbeiten mehr Frauen als Männer. Doch unter den Führungskräften ist bei Art-Invest nur noch jeder vierte Kopf ein weiblicher, und auch bei der CA Immo lag der entsprechende Wert Ende 2016 auch nicht viel höher (30%).

Dabei gibt sich der Gewerbeimmobilienentwickler laut Personalchefin Katharina Wild-Pelikan Mühe, Menschen mit Kindern über flexible Arbeitszeiten, Home-office oder Teilzeitbeschäftigung auch in leitenden Positionen entgegenzukommen. Bei der Nachbesetzung von Führungspositionen werden Mitarbeiterinnen aus den eigenen Reihen aktiv angesprochen, denn "Frauen tendieren dazu, etwas zurückhaltender zu sein, gerade wenn Nachwuchs da ist", so Wild-Pelikan. Im Recruiting-Prozess suche man ebenfalls gezielt nach Frauen: "Männer sind oft besser vernetzt." Und werden Kandidaten als gleich gut bewertet, wird bewusst weiblichen Bewerbern der Vorzug gegeben.

Headhunterin von Hardenberg kann bestätigen, dass manche Kunden sich für bestimmte Positionen mittlerweile explizit Frauen wünschen. Dennoch kommt auch sie um die Feststellung nicht herum: "Natürlich gehen viele Frauen auf der Karriereleiter verloren." Ein Grund für den Schwund: "Der nächste Karriereschritt ist in Teilzeit oft nicht machbar." Damit das nicht so bleibt, müsse sich in den Köpfen der Führungskräfte etwas ändern.

"Große Fortschritte hat es seit meinen eigenen Mutterschaftsurlauben vor über 30 Jahren nicht gegeben: Längere Auszeiten nehmen immer noch die Mütter. Und diese sind es auch, die oft in der Teilzeitfalle landen", sagt Bärbel Schomberg, die einzige Frau im achtköpfigen Vorstand des Verbands Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA). Viele Unternehmen nähmen sich zwar vor, mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen - "aber die wachsen ja nicht auf den Bäumen". Der ZIA plant daher, seinen Mitgliedern einen Werkzeugkasten fürs Diversity Management zusammenzustellen. Um zunächst eine fundierte Datengrundlage zu schaffen, hat er sich Unterstützung beim Fraunhofer-Institut geholt.

Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil der Führungsebene wirtschaften profitabler, besagen Studien. "Wenn wir von dieser Prämisse ausgehen, dann ist das gezielte Recruiting von Frauen die logische Konsequenz", sagt Sabine Wieduwilt, Partnerin bei der Kanzlei Dentons in Frankfurt. Aber stimmt die Prämisse überhaupt? Liesa Schrand ist dieser Frage in ihrer Doktorarbeit am Irebs Institut für Immobilienwirtschaft der Universität Regensburg nachgegangen. Ja, Frauen in Spitzenpositionen von börsennotierten Immobiliengesellschaften haben einen positiven Einfluss - aber nicht etwa, wie die einschlägigen Studien besagen, auf bilanzielle Kennzahlen wie das operative Ergebnis. Doch an marktbasierten Kennzahlen sei dies sehr wohl abzulesen: "Investoren unterstellen, dass Frauen gut für die Corporate Governance sind - und honorieren einen erhöhten Frauenanteil darum mit einer höheren Bewertung der Aktie."

Harald Thomeczek

Gestatten, wir sind die Arbeitgeber der Immobilienwirtschaft!

Nur wer sich ins Schaufenster stellt, fällt auch ins Auge. Hier präsentieren sich die Delegationen der 42 Aussteller des IZ-Karriereforums 2017, darunter 34 Arbeitgeber und acht Bildungseinrichtungen.

Nur wer sich ins Schaufenster stellt, fällt auch ins Auge. Hier präsentieren sich die Delegationen der 42 Aussteller des IZ-Karriereforums 2017, darunter 34 Arbeitgeber und acht Bildungseinrichtungen.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Melanie Bauer

Karriere 01.06.2017
Natürlich hat die deutsche Immobilienwirtschaft noch ein paar Arbeitgeber mehr zu bieten als die Unternehmen, die sich als Aussteller auf dem IZ-Karriereforum 2017 zeigten. Doch nur zu ... 

Natürlich hat die deutsche Immobilienwirtschaft noch ein paar Arbeitgeber mehr zu bieten als die Unternehmen, die sich als Aussteller auf dem IZ-Karriereforum 2017 zeigten. Doch nur zu diesen konnten die Nachwuchskräfte der Branche einen ganzen Tag lang Tuchfühlung aufnehmen. In Zeiten, in denen sich die meisten Bewerber ihrer guten Verhandlungsposition bewusst sind, könnte das für die Unternehmen vielleicht den entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Recruiting bedeuten. Bewerber andererseits, die sich ob der guten Zeiten zurücklehnen, droht eine Bauchlandung, denn: Nur weil die Zeiten für die Branche gut sind, macht man noch lange nicht automatisch Karriere.

Um die 70 Gesprächsanfragen hat die IC Immobilien Gruppe im Vorfeld von Bewerbern erhalten. Damit gehörte der Immobiliendienstleister in diesem Jahr zu den gefragtesten Ausstellern. Markus Reinert, Vorstandsvorsitzender und CEO der IC Immobilien Gruppe, und Katrin Beddig, Leiterin Personalentwicklung und Recruiting, hatten also gut daran getan, das Messeteam von fünf Teilnehmern im vergangenen Jahr auf nun acht Leute auszubauen.

"Letztes Jahr gab es so einen starken Zustrom von wissbegierigen Studierenden", begründet Reinert die Verstärkung der Messemannschaft. Dass die IC Immobilien Gruppe auf dem IZ-Karriereforum überhaupt mit von der Partie ist, geht nicht zuletzt auf die Initiative von Reinert zurück, der erst vor zwei Jahren die Leitung des Unternehmens übernommen hat. In dieser Zeit hat der u.a. auf Property- und Asset-Management spezialisierte Dienstleister rund 100 neue Köpfe eingestellt - also etwa jeden Dritten der aktuell im Unternehmen Beschäftigten. "Junge Kollegen waren vorher einfach unterrepräsentiert", die Belegschaft habe eine "Auffrischung" nötig gehabt, so Reinert.

So einfach, wie das klingt, war das allerdings nicht: "Die Immobilienbranche hat ja nicht erst seit gestern ein Nachwuchsproblem", konstatiert Reinert. Talente aus festen Anstellungsverhältnissen loszueisen und ans eigene Unternehmen zu binden, sei jedoch nicht leichter, als Nachwuchskräfte vor dem bzw. zu Beginn ihres Arbeitslebens für sich zu gewinnen. Gleichwohl sei immer nur "eine gewisse Anzahl von Talenten länger im Unternehmen zu halten".

Rund zwei Dutzend Stellen hatte Reinerts Messedelegation zum IZ-Karriereforum 2017 mitgebracht. Etwa zwei Drittel davon waren Studierenden und Absolventen vorbehalten, das restliche Drittel richtete sich an Young Professionals mit etwas Berufserfahrung. Alle 34 Arbeitgeber unter den 42 Ausstellern - die anderen acht waren Institute der Aus- und Weiterbildung - hatten zusammen 411 Jobs auf den Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt mitgebracht: 154 Praktikumsstellen, 65 Trainee-Plätze, 88 Jobs für Berufseinsteiger und 104 Stellen für (Young) Professionals.

Diese 411 Jobs trafen auf knapp 400 Bewerber, vor allem Studierende, Absolventen und Berufstätige. Die meisten Aussteller wurden bereits im Vorfeld mit Anfragen überschüttet und machten über die Karriereforum-Verwaltung vorab Gesprächstermine mit den Studierenden, Absolventen und jungen Berufserfahrenen aus. So auch Thomas Beyerle, Managing Director von Catella Property Valuation aus Frankfurt. Er führte etwa "26 Gespräche im 15-Minuten-Takt".

Beyerles Fazit mit einem Tag Abstand: "Für Catella war es ein sensationeller Erfolg. Besonders weil die Disziplin der Bewerber - nur eine No-show-Person - sehr hoch war. Durch die Vorfeldterminierung war es eine sehr runde Sache für uns." Doch auch die Laufkundschaft blieb am Catella-Stand nicht aus: Rund drei von vier Besuchern hatten zwar im Vorfeld feste Slots bekommen, doch immerhin 25% waren laut Beyerle "Spontanbesucher". Alles in allem seien ca. 80% mit "Vorbildung zu Catella" am Stand aufgeschlagen. Mitgebracht hatten Beyerle und zwei Mitstreiter primär Jobs für Investment-Analysten, im Vertrieb, in der Projektentwicklung und - "meiner Person geschuldet" - im Immobilien-Research.

Nur einen kleinen Wermutstropfen gab es für die Catella-Delegation: "Ehrlicherweise sind sich die meisten Bewerber aber auch ihrer aktuellen Position als Gesuchte in einem engen Bewerberumfeld bewusst." Die Bodenhaftung hätten sie dennoch nicht verloren, "gerade in Gehaltsfragen und beim Zeiteinsatz", versichert Beyerle.

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hatte gleich mehrere Trainee-Stellen zum IZ-Karriereforum mitgebracht. "Trainees suchen wir nach längerer Zeit erst seit Neuestem wieder", berichtete Nicole Wazynski aus dem Bereich Personalentwicklung/Nachwuchs- und Potenzialmanagement. Die Trainees in spe sollen idealerweise noch in diesem Jahr loslegen und mit dem 18-monatigen Durchlauf durch die Immobilienabteilungen der Bank starten.

Zwei Nachwuchs-Immobilienbanker scheinen Wazynski und ihre Kollegin Vanessa Funk aus dem Human Resources Management der Helaba auf dem IZ-Karriereforum zumindest gefunden zu haben: "Es haben sich zwei Kandidaten herauskristallisiert, die sich mit 99%iger Wahrscheinlichkeit bewerben werden - und die ich den Entscheidern in unseren Fachbereichen auch empfehlen würde", so Funk. Und warum? "Zum einen haben die beiden Immobilienwirtschaft studiert und wollen ganz klar in die Immobilienfinanzierung. Zum anderen waren sie bestens über die Helaba informiert und haben passgenaue Fragen gestellt."

Wer Interesse hat, eine Kreditgrundlagenausbildung bei einem der größten deutschen gewerblichen Immobilienfinanzierer zu absolvieren und später - eine anschließende Übernahme vorausgesetzt - Neugeschäft an Land zu ziehen oder die Risikobrille aufzusetzen, dem sei gesagt: Gern gesehen sind bei der Helaba etwa BWLer mit einem immobilienwirtschaftlichen Schwerpunkt im Studium und/oder einem immobilienspezifischen Praktikum.

Friederike Schurr aus dem Bereich Führungskräftebetreuung und Recruiting der Deka Bank beschrieb ihre Wunschvorstellung für die Gewinnung von Nachwuchskräften so: "Ein idealer Weg wäre, dass wir uns bereits im Studium durch Praktika oder Werkstudententätigkeiten kennenlernen und sich dann ein Traineeprogramm beziehungsweise der Direkteinstieg anschließt." Im Geschäftsfeld Immobilien (inklusive Immobilienfinanzierung) mit insgesamt rund 600 Mitarbeitern gebe es jedes Jahr einige Traineestellen für Berufseinsteiger sowie Direkteinstiegsmöglichkeiten für Absolventen wie für Professionals.

Im vergangenen Jahr hat sich der Besuch der Immobilien-Jobbörse für die Deka gelohnt: "Wir haben viele interessante Kontakte zu Studierenden auf dem Karriereforum geknüpft, von denen einige die Deka in einem Praktikum oder Aushilfsjob neben dem Studium kennengelernt haben", erinnerte sich Schurr.

Um den Nachwuchs noch im Studentenstadium auf sich aufmerksam zu machen, unterhält die Deka verschiedene Kooperationen mit Hochschulen, zum Beispiel mit der Hochschule Anhalt im sachsen-anhaltinischen Bernburg, die einen Masterstudiengang in Immobilienbewertung anbietet. U.a. lädt die Deka Immobilien die angehenden Immobilienbewerter ab und an zu sich nach Frankfurt ein: "Die Studenten haben uns erst gestern, am Vortag des Karriereforums, besucht", erzählte Carina Müller aus dem Bereich Planung und Entwicklung für die Geschäftsfelder Immobilien. Auch diese Bemühungen tragen Früchte: Vier ehemalige Studierende der Hochschule Anhalt arbeiten heute bei der Deka.

Talente früh anzusprechen und im besten Fall auch schon an sich zu binden: darauf setzt auch Daniel Kühne, Bereichsleiter Human Resources von OfficeFirst. Kühne war schon in den Vorjahren auf dem IZ-Karriereforum unterwegs und damals sogar am selben Stand anzutreffen wie in diesem Jahr - allerdings unter anderer Flagge, nämlich derjenigen der IVG. Als diese im vergangenen Herbst ein zum Kernportfolio erklärtes, 3,3 Mrd. Euro schweres Immobilienpaket mit ca. 100 Objekten an den Private-Equity-Investor Blackstone verkaufte - offizieller OfficeFirst-Eigner ist Blackstone seit dem 1. April 2017 -, wurden Kühne und weitere rund 90 Mitarbeiter gleichsam mitverkauft.

Für Kühne hat sich das Modell bewährt, "Nachwuchskräfte aus einem Praktikum oder einem Werkstudentenjob heraus in eine Festanstellung zu übernehmen". In den vergangenen fünf Jahren, als er noch für die IVG auf dem Karriereforum dabei war, habe er "viele interessante Personen und Lebensläufe kennengelernt, und es haben sich daraus viele konkrete Engagements ergeben". Auf dem diesjährigen Karriereforum suchte Kühne vor allem Praktikanten und Werkstudenten für das (technische) Asset-Management, Investment und Portfoliomanagement. Bereiche also, in denen die von einem Eigentümer wie Blackstone angepeilte Wertsteigerung generiert werden soll.

Bedarf an neuen, jungen Köpfen besteht bei OfficeFirst jedoch nicht nur, weil Blackstone traditionell auf Wertentwicklung setzt, sondern auch, weil OfficeFirst jetzt "die Plattform für alle Gewerbeimmobilieninvestments von Blackstone in Deutschland ist", so Kühne.

Carsten Liede, Head of Human Resources von Colliers International Deutschland, hatte gleich 15 Jobs auf dem IZ-Karriereforum 2017 im Angebot. Denn sein Haus ist personell auf Wachstumskurs, wie Liede einem kurzen Gespräch mit dem Reporter - im letzten freien Zeitfenster, das sein proppenvoller Terminkalender hergab - stolz vorausschickte: "Unsere Belegschaft ist in den vergangenen zwölf Monaten um 10% gewachsen."

Die Stellenangebote, die Liede an der Goethe-Universität Frankfurt ausbreitete, waren ein bunter Mix aus Praktika und Werkstudentenplätzen für Studierende sowie Jobs für Absolventen und Young Professionals mit zwei, drei Jahren Berufserfahrung. "Viele Studierende suchen noch nach Orientierung, einige wissen aber schon ziemlich genau, wo sie hinwollen", resümierte Liede die rund 120 Gespräche, die er und seine Kollegen von Colliers am Stand führten. Im Laufe des Tages erhielt er direkt 30 Bewerbungen, fünf weitere kamen per E-Mail im Nachgang an, "und ich rechne mit weiteren", berichtete Liede einige Tage nach der Veranstaltung. Von den bisher eingegangenen Bewerbungen habe man "fast alle" an die Fachbereiche weitergeleitet.

Colliers-Wettbewerber CBRE hatte den Auftritt auf dem Karriereforum zur Chefsache erklärt und Deutschland-CEO Alexander von Erdély geschickt. Dieser wählte eine geschickte Taktik, um die Bewerber zu CBRE zu locken: Im Rahmen des Tagungsprogramms sprach er im ersten Vortrag des Tages darüber, wie die allgegenwärtige Digitalisierung Berufsbilder in der Immobilienbranche verändert - um am Ende seiner Ausführungen darauf hinzuweisen, dass sich CBRE später in der Aussteller-Session als Arbeitgeber vorstellen würde. Warum CBRE um die Gunst von Nachwuchskräften buhlt, verriet von Erdély am Rande seiner Vortrags: Man wolle den Umsatz in Deutschland in den kommenden acht Jahre verdoppeln.

Auch Arcadis entsandte u.a. einen ranghohen Unternehmensvertreter aus dem operativen Business: Managing Director Martin Ritterbach. Er brachte sieben Jobs mit. Für die Projektsteuerung, das Kerngeschäft von Arcadis, und für den Bereich (General-)Planung hielt er vor allem Ausschau nach Architekten sowie Bau- und Wirtschaftsingenieuren mit und ohne Berufserfahrung. Für die umsatzmäßig kleinste, aber wachsende Immobiliensäule von Arcadis in Deutschland - das Beratungsgeschäft - kommen auch Bewerber ohne technischen Hintergrund, Wirtschaftswissenschaftler etwa, infrage. Auf dem IZ-Karriereforum traf Ritterbach zwar "nur wenige, die direkt am 1. Juli anfangen können". Er hatte aber schon zur Halbzeit mit drei Besuchern des Arcadis-Standes Vorstellungsgespräche fest vereinbart.

Zu einem vielversprechenden Kandidaten pflegt Ritterbach gern auch über einen längeren Zeitraum Kontakt: Einen jungen Mann etwa, der für ein längeres Praktikum bei einem Immobilienunternehmen nach Hongkong geht, habe er auf dem Karriereforum gebeten, ihm vier Monate vor Beendigung des Praktikums eine Mail zu schreiben, damit man - anhaltendes beiderseitiges Interesse vorausgesetzt - die weiteren Schritte besprechen könne, berichtete Ritterbach.

"So mache ich das immer: Wer sich wirklich für uns interessiert, soll mir in den nächsten Tagen persönlich eine E-Mail schreiben. Ich filtere das dann für die Personalabteilung und die Kollegen aus den Fachabteilungen", erzählte Ritterbach bei strahlendem Sonnenschein auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt.

Knapp 400 Studierende hatten sich auf den Weg zum IZ-Karriereforum 2017 gemacht - deutlich weniger als in den Vorjahren. Die Marktlage ist so gut, dass Immobilienstudenten zurzeit nicht mehr von sich aus aktiv werden müssen - zumindest wird das so an einigen Bildungsstätten verbreitet. Die Aussichten sind ja für Absolventen und Young Professionals wirklich (immer noch) sehr gut. "Etwas mehr Demut über die derzeit hervorragende Marktlage der Branche täte den Studierenden dennoch sehr gut", sagte Personalberater Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung mit Blick auf den Rückgang der Teilnehmerzahlen.

"Und es ist die Pflicht der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter, den Studierenden aufzuzeigen, dass es auch andere Zeiten gab: Zeiten - zuletzt vor weniger als zehn Jahren -, in denen hervorragende, langjährige Fachkräfte aus einer ungekündigten Position woanders einen neuen Arbeitsvertrag unterzeichnet haben und - bevor sie ihren ersten Arbeitstag hatten - schon die Kündigung im Briefkasten vorfanden", betonte Kenneweg.

Sicher, derzeit gebe es überhaupt keine Signale, dass sich Geschichten wie diese bald wiederholen könnten, räumte Kenneweg ein. Dass so was jedoch "schneller kommen kann, als uns allen lieb ist, hat die überwiegende Mehrheit der heutigen Marktteilnehmer bereits mindestens einmal erleben müssen". Und an den Nachwuchs gerichtet: "Studierende sind immer noch ihres eigenen Glückes Schmied. Allein der guten Zeiten wegen macht niemand Karriere."

Die Studierenden, die sich der Reporter stichprobenhaft herauspickte, waren durch die Bank ziemlich guter Dinge, was ihre Jobchancen angeht. Den Schweinezyklus kennen sie freilich aus dem Hörsaal, dass er ihnen aber mal leibhaftig begegnet - kaum zu glauben. Zu rosig ist die Lage: Ein junger Mann beispielsweise, der an der HfWU Nürtingen-Geislingen Immobilienwirtschaft auf Bachelor studiert und sein Studium voraussichtlich kommenden März abschließt, gab schwer lächelnd zu Protokoll: "Es kommt schon rüber, dass Fachkräfte gesucht werden."

Harald Thomeczek

"Wie viele Smarties passen in einen Smart?"

Karriere 01.06.2017
Das IZ-Karriereforum war schon fast vorbei, da füllte sich der Vortragssaal nochmal: Ein Personalberater verriet, was man im Vorstellungsgespräch unbedingt zu fragen wagen sollte. ... 

Das IZ-Karriereforum war schon fast vorbei, da füllte sich der Vortragssaal nochmal: Ein Personalberater verriet, was man im Vorstellungsgespräch unbedingt zu fragen wagen sollte.

Schließlich ist ein Vorstellungsgespräch nie einseitig. Nicht nur das Unternehmen will den Kandidaten kennenlernen, auch dieser bekommt die Gelegenheit, seinen möglichen künftigen Arbeitgeber ausführlich kennenzulernen. "Bewerber sollten sich daher schon im Vorfeld Fragen überlegen. Aber bitte noch keine Fragen zur Work-Life-Balance, den Arbeitszeiten oder zu Home-Office. Dies sind alles Themen für ein - hoffentlich - zweites Gespräch", erklärte Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung.

Vielmehr sollten die Bewerber im ersten Gespräch das Unternehmen hinterfragen, etwa so: Warum ist die Stelle überhaupt ausgeschrieben? Handelt es sich um eine Neu- oder eine Nachbesetzung? Wie steht es um die Mitarbeiterfluktuation? Was erwartet das Unternehmen von seinen Mitarbeitern? Was funktioniert möglicherweise nicht so gut in der Firma? Wo sieht diese selbst Verbesserungspotenzial? Wie wird Leistung gemessen und bewertet? Welcher Führungsstil wird gepflegt?

Extrem wichtig ist darum im Vorfeld die Recherche, und zwar nicht nur zum Background und der Struktur des Unternehmens, bei dem man sich bewirbt, sondern auch zu den Gesprächsteilnehmern und deren Funktion im Unternehmen. "Sofern nicht bekannt, sollten Bewerber bei der Einladung zum Vorstellungsgespräch die Teilnehmer und deren Funktion im Unternehmen erfragen. Anschließend sollte man sich über diese Personen informieren: auf der Firmen-Homepage, auf Xing oder über Immobilienmedien", rät Kenneweg.

Weil man sich ja nicht alles merken kann, sollten die Bewerber für das Gespräch einen Fragezettel vorbereiten. Und sie sollten sich auch im Gespräch von Anfang an Notizen machen: "Das zeigt Interesse!"

Der Kandidat sieht sich natürlich auch mit vielen, unterschiedlich gearteten Fragen konfrontiert. Stellt das Gegenüber Fangfragen à la "Wie viele Smarties passen in einen Smart?": Bloß nicht die Fassung verlieren, sondern überlegt antworten. Niemand erwarte hier eine exakte Antwort, so Kenneweg. Vielmehr solle schlicht die Reaktion und Schlagfertigkeit des Bewerbers getestet werden.

Grundsätzlich gelte in einem Vorstellungsgespräch: authentisch sein. "Jedes Gespräch ist individuell. Auswendig gelernte Floskeln machen da keinen Sinn." Was die Präsentation des Kandidaten angeht, möge jeder diesen Dreiklang beherzigen: "Ich bin! Ich kann! Ich will!" Kein langes Geschwafel! Stattdessen einen kurzen, strukturierten Überblick über den bisherigen Werdegang und den Mehrwert für die ausgeschriebene Stelle verdeutlichen.

Harald Thomeczek

Es fehlt an den Soft Skills

Karriere 12.01.2017
Personaler berichten hinter vorgehaltener Hand, dass Absolventen tendenziell immer längere Einarbeitungszeiten benötigen. Diese seien zwar top ausgebildet - ließen aber bei der ... 

Personaler berichten hinter vorgehaltener Hand, dass Absolventen tendenziell immer längere Einarbeitungszeiten benötigen. Diese seien zwar top ausgebildet - ließen aber bei der Persönlichkeitsentwicklung mitunter zu wünschen übrig.

Die Arbeitgeber tragen an diesem Zustand eine Mitschuld. "Jahrelang wurde posaunt, die Absolventen seien zu alt und würden zu spät in den Job starten", sagt Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung aus Köln. "Durch die leidige Aufteilung in Bachelor und Master können nun logischerweise insbesondere Bachelor-Absolventen noch nicht die notwendigen Soft Skills in der benötigten Ausprägung vorweisen. Abitur nach zwölf statt nach 13 Jahren, keine Bundeswehr, Bachelor nach drei Jahren. Mit 21 oder 22 dann gleich Asset-Manager werden? Wie soll das gehen?", fragt der Recruiting-Spezialist.

Und so kommt es, dass Absolventen - trotz guter und vielseitiger immobilienwirtschaftlicher Ausbildungs- und Studiengänge in Deutschland - zunehmend vermeintlich weiche Kompetenzen vermissen lassen. "Dies wird uns zukünftig immer mehr beschäftigen", unkt Personalberater Frank Groß von immopersonal consulting frank gross aus Kiel. Kommunikations- und Umsetzungsstärke, Teamfähigkeit und sich in Strukturen ein- und unterzuordnen kämen sowohl in der Ausbildung als auch in der Erziehung "leider viel zu kurz".

Monika Ulmer, Inhaberin von Ulmer Real Estate Recruitment aus München, zeigt jedoch Verständnis für etwaige Defizite junger Absolventen: "Bereits das auf acht Jahre verkürzte Gymnasium - G8 - lässt wenig Zeit für außerschulische Aktivitäten wie Teamsport oder Ferienjobs, in denen verschiedene Soft Skills wie z.B. Frustrationstoleranz, Einsatzbereitschaft und Teamgeist trainiert werden können." Und im eng getakteten Bachelor-Studium setzt sich dies fort: "Hier fehlt die Zeit für längere Praktika, in denen der Student sich erproben kann."

Die Arbeitsinhalte und die Anforderungen an jeden Einzelnen sind heute sehr hoch bzw. in der Vergangenheit stetig gestiegen. Der Einzelne muss heute mehr leisten und bereichsübergreifend denken. Auf der anderen Seite bringen Berufseinsteiger immer weniger bis keine betriebliche Berufserfahrung respektive Vorerfahrung mit, weil viele Abiturienten heute gleich nach dem Abi studieren, statt eine Berufsausbildung zu machen: "Der erste Job nach dem Studium ist dann gleichzeitig der Einstieg ins Berufsleben: die erste Übernahme von Verantwortung, hohe Erwartungen an fachliche und soziale Kompetenzen, die Umsetzungen von Aufgaben in der Praxis, die Einhaltung von Leitlinien, Budgets und vieles mehr inklusive ...", klagt Groß.

Wer einen Direkteinstieg favorisiert, macht sich und seinem Arbeitgeber das Leben durch eine Ausbildung vor dem Studium und/oder zielgerichtete Praktika im Studium leichter - und verbessert zugleich seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich: "Hohe Bedeutung haben unternehmens- bzw. aufgabenrelevante Praktika", berichtet Kenneweg. Idealiter macht man dieses Praktikum just in dem Bereich, in dem man später auch arbeiten möchte: "Wenn Studierende Praktika, gerne auch im Ausland, nachweisen können, die einen direkten Bezug zur zukünftigen Aufgabe haben, ergeben sich gute Chancen auf einen direkten Einstieg beispielsweise im Asset-Management oder in der Projektentwicklung", erklärt der Personalberater.

Einmal, als er bei Axa Investment Managers in Köln eine Stelle als Investment-Manager besetzt habe, erzählt Kenneweg, wurde eigentlich ein Kandidat mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung gesucht. "Eingestellt wurde ein Geislinger Absolvent, der u.a. ein sehr gutes Studium und drei praxisrelevante Praktika über insgesamt zwölf Monate vorzuweisen hatte, sechs Monate davon in Kapstadt."

Generell sieht Kenneweg, wenn es um verantwortungsvolle Positionen geht und ein ausgeprägtes Persönlichkeitsprofil gefordert wird, solche Berufseinsteiger im Vorteil, die sich entweder vor dem Studium erst für eine Ausbildung entscheiden oder die den Weg Abitur, Bachelor, Master gehen.

Oder man macht den Master on the job. So mancher Arbeitgeber greift einem dabei unter die Arme. Art-Invest Real Estate z.B. ist grundsätzlich bereit, Weiterbildungen individuell und mit flexiblen Regelungen zu unterstützen: "Macht z.B. ein Mitarbeiter ein berufsbegleitendes Masterstudium, fördern wir das durchaus finanziell und übernehmen gegebenenfalls die Studiengebühren, wenn der Mitarbeiter die Reisekosten trägt", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Rüdiger Freiherr von Stengel. Für die Präsenzzeiten bringe der Mitarbeiter Urlaubstage ein; die andere Hälfte steuere Art-Invest bei. Voraussetzung: Der Mitarbeiter unterschreibt einen Bindungsvertrag über typischerweise drei Jahre. Verlässt er Art-Invest vor dieser Frist, muss er die übernommenen Studiengebühren anteilig zurückzahlen.

Harald Thomeczek

Jung, hungrig, (un)erfahren sucht ...

Weil sie ein knappes und begehrtes Gut sind, haben junge Kandidaten auf dem Arbeitsmarkt gut lachen.

Weil sie ein knappes und begehrtes Gut sind, haben junge Kandidaten auf dem Arbeitsmarkt gut lachen.

Bild: FotolEdhar/Fotolia.com

Karriere 12.01.2017
Die Immobilienwirtschaft bietet viele Einstiegsmöglichkeiten: Ausbildung, duales Studium, Direkteinstieg oder Trainee-Stelle. Vor allem Trainee-Programme sind als Mittel der ... 

Die Immobilienwirtschaft bietet viele Einstiegsmöglichkeiten: Ausbildung, duales Studium, Direkteinstieg oder Trainee-Stelle. Vor allem Trainee-Programme sind als Mittel der Nachwuchsgewinnung stark im Kommen. Die Jobchancen für gute Absolventen sind besser denn je.

Der klassische Weg in die Immobilienwirtschaft ist gestern wie heute eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann bzw. zur -kauffrau. Für ihre Arbeitgeber sind solche Leute mitunter dankbarere Arbeitnehmer als studierte Köpfe: "Kandidaten, die sich für diesen Weg entscheiden, möchten eher langfristig in diesem Bereich tätig sein und planen nicht - wie es oftmals bei Studienabsolventen der Fall ist - eine Karriere vom Property-Manager über den Asset-Manager hin zum Portfolio-Manager", sagt Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung aus Köln.

Natürlich werden auch studierte Berufsanfänger geschätzt. Gute Einstiegswege im weiteren Sinne sind für Studierende Praktika, eine Tätigkeit als Werkstudent, oder man gewinnt ein Unternehmen für die Betreuung einer Abschlussarbeit. Arbeitgeber können so früh Potenziale ausloten und eine Bindung zu einem Mitarbeiter herstellen, und die jungen Wilden ihrerseits können abchecken, ob diese oder jene Tätigkeit ihr Feuer entzündet - oder sie doch eher kalt lässt. Unbekannte Gesichter müssen bei einer Stellenausschreibung erst den Vergleich mit denjenigen bestehen, die ein Arbeitgeber über Monate kennengelernt hat.

Wer sich zu einem Studium berufen fühlt, die Theorie jedoch schon früh mit der unternehmerischen Praxis verzahnen will, für den bietet sich eine besondere Form des Studierens an. "Alternativ zur dualen Ausbildung werden duale Studiengänge über Berufsakademien, duale Hochschulen und Fachhochschulen bei Berufseinsteigern immer beliebter", sagt Jacobé Gölz, Head of Human Resources bei CBRE. Firmen schätzen das duale Studium ob seiner starken Praxisorientierung und der frühen Mitarbeiterbindung. CBRE-Wettbewerber JLL etwa testet dieses Modell zurzeit in einem Pilotprojekt in Berlin.

"In der Vergangenheit gab es das duale Studium nur im Blockmodell: drei Monate studieren, drei Monate im Betrieb. Das fanden die meisten Unternehmen nicht so optimal und haben daher vorzugsweise die duale Ausbildung angeboten", weiß Gölz. Seit ein paar Jahren wird jedoch von einigen Hochschulen das Wochen-Modell - drei Tage in der Firma, zwei Tage Studium - angeboten. "Dieser Zeittakt ist für Unternehmen teilweise attraktiver."

Auch Trainee-Plätze haben inzwischen viele Unternehmen im Programm, vor allem große - aber nicht nur. Mittelständler wie der Aachener Projektentwickler Landmarken probieren dieses Modell ebenfalls zunehmend aus: "Das Programm ist konzipiert und soll testweise im kommenden Jahr besetzt werden", erzählt Stephan Mast, Personalleiter von Landmarken.

Der Fondsanbieter und Asset-Manager KGAL aus Grünwald bei München ist da schon einen Schritt weiter. Vor einem Jahr hat KGAL zur Fachkräftesicherung bzw. -gewinnung erstmals ein Trainee-Programm aufgelegt. Dieses läuft seit Oktober 2015 mit jeweils einem Trainee in jeder Assetklasse, u.a. Real Estate. "Der nächste Starttermin ist April 2018", sagt Andreas Bittl, HR Recruitment & Development bei KGAL. Voraussetzung für Real-Estate-Trainees sei ein überdurchschnittlich guter Master-Abschluss, ein Diplom oder ein vergleichbarer Abschluss z.B. in Architektur oder Immobilienwirtschaft.

Auch die Deutsche Wohnen hat ein Trainee-Programm aufgelegt und im Oktober 2016 zwei Testpiloten losgeschickt. Das Programm richtet sich an Hochschulabsolventen mit Bachelor- oder Master-Abschluss und ersten Berufserfahrungen (sprich: Werkstudententätigkeit und/oder Praktika). Der Fahrplan der ersten beiden Trainees, die in der Marketing-Abteilung beschäftigt sind, sieht u.a. Aufenthalte in Service Points, im Verkauf, in der Kommunikationsabteilung sowie im IT- und im Personalbereich vor.

Insgesamt kann das Angebot an Trainee-Plätzen in der Immobilienwirtschaft jedoch nicht mit der Nachfrage mithalten. "Trainee-Programme sind bei Hochschulabsolventen heiß begehrt, die angebotenen Traineestellen sind jedoch begrenzt, da sie viele Ressourcen - also Zeit - in Anspruch nehmen und dort, im Gegensatz zur dualen Ausbildung oder dem dualen Studium, höhere Gehälter gezahlt werden", sagt CBRE-Personalchefin Gölz.

Rein quantitativ spielen Trainee-Programme eine untergeordnete Rolle. Frank Groß von immopersonal consulting frank gross aus Kiel schätzt, dass sich die Gewichte unter Hochschulabsolventen, die in die Immobilienwirtschaft einsteigen, aktuell wie folgt verteilen: 70% Direkteinstieg, 20% duales Studium und 10% Trainee-Programme. Letztere "werden aber künftig wieder stärker an Bedeutung gewinnen, genauso wie das duale Studium", erwartet Groß. Auch Personalerin Gölz geht fest davon aus, "dass große Immobiliendienstleister in den nächsten Jahren ihre Trainee-Programme ausweiten und vergrößern" - und schließt dabei auch CBRE ein.

Häufig durchlaufen die Trainees verschiedene Abteilungen. So etwa bei JLL, wo sie in zwölf Monaten durch vier Bereiche geschleust werden. In diesem Jahr will sich JLL neun bis zwölf Trainees ins Haus holen. 2016 wurden erstmals auch Trainees in Hamburg, München und Berlin eingestellt und nicht mehr nur in Frankfurt. Auch 2017 werden in diesen Städten Plätze angeboten. Aktuell läuft die Ausschreibungsrunde für den Start im kommenden Juni.

CBRE bietet Trainee-Plätze in den Abteilungen Capital Markets und Valuation an. Direkteinsteiger werden in diesen Abteilungen nicht eingestellt. Die Trainee-Programme haben je nach Fachbereich unterschiedliche Laufzeiten von zwei bis drei Jahren. Anders als bei JLL bleiben die CBRE-Trainees von Anfang bis Ende in ihrer jeweiligen Abteilung, sie wechseln nur innerhalb dieser die Aufgaben bzw. das Team.

Der Investment-Manager Patrizia legt bei seinem Trainee-Programm einen besonderen Fokus auf diejenigen, die sich für eine Karriere als Führungskraft eignen bzw. sich dazu berufen fühlen: "Beim Trainee setzen wir Führungsanspruch voraus", sagt Simone Böck, Head of HR Operations. Das Management-Trainee-Programm hat daher einen Master-Abschluss zur Bedingung - der allein reicht aber natürlich nicht: "Hier wählen wir wirklich nur die Besten der Besten aus." Etliche Stellen für einen Direkteinstieg wurden schon mit Kandidaten für eine Trainee-Position besetzt, doch umgekehrt wurden Bewerber für einen Direkteinstieg auch schon auf das Trainee-Programm umgeleitet. "Für 2017 planen wir mit zwei Management-Trainees", so Böck. Mehrere Plätze für duale Studenten hat Böck für das kommende Jahr auch im Angebot.

Sabine Olejnik, Personalleiterin der Berlin Hyp, hat auf die Frage, wieso ein Arbeitgeber einen Einsteiger nicht gleich auf eine echte Stelle, sondern auf einen Trainee-Platz setzt, eine schlagende Antwort: "Weil es ja meist noch keine passende Stelle gibt. Wenn wir einen Trainee suchen, betreiben wir vor dem Hintergrund des demografischen Wandels vorausschauende Nachwuchsplanung." Oder man erwarte in einem Unternehmensbereich perspektivisch zusätzlichen Mitarbeiterbedarf z.B. aufgrund der Einführung neuer Produkte oder Dienstleistungen. Pro Jahr hat Olejnik sieben bis zehn Nachwuchskräfte als Trainees im Haus, die binnen 18 Monaten alle für einen Finanzierer relevanten Unternehmenseinheiten durchlaufen. Oft ehemalige Praktikanten oder Werkstudenten. Über den Daumen gepeilt kommen auf einen Direkteinsteiger zwei Trainees. Und die Übernahmequote? "Das Ziel liegt bei 50% - wir liegen drüber", so Olejnik.

Marc Wohlschläger hat bei der Berlin Hyp über eine Trainee-Stelle im Vertrieb Fuß gefasst. Wohlschläger studierte in Melbourne (!) erst eine Mischung aus BWL und VWL, sattelte später einen MBA drauf und arbeitete in Australien im Vertrieb der Lufthansa. Zurück in Deutschland, machte er bei der Royal Bank of Scotland ein Praktikum in der Immobilienfinanzierung. Als der Quereinsteiger die Trainee-Stellenausschreibung der Berlin Hyp zu Gesicht bekam, bewarb er sich - und hatte den Job. "Natürlich hat der eine oder andere gefragt, wo ich denn herkomme. Aber es gab auch viele, die mir geholfen haben, Wissenslücken zu schließen." Allen voran sein Mentor, mit dem er einen Einsatzplan für die folgenden 18 Monate festlegte.

Die Wohnungs-AG Vonovia ist gerade dabei, ein Trainee-Programm aufzusetzen. Die Erfahrungen, die die Vorgängergesellschaften Deutsche Annington und Gagfah mit Trainees gemacht haben, werden gleichsam in die Vonovia-Welt übersetzt und vereinheitlicht. Stefan Rode (30) hat es über zwei Studiengänge und ein Trainee-Programm zum Programmleiter im Produkt- und Portfoliomanagement geschafft: Nach einer Ausbildung zum Immobilienkaufmann machte er erst einen Bachelor in BWL mit dem Schwerpunkt Immobilienwirtschaft, dann erwarb er berufsbegleitend einen Master in Real Estate Management. Vor seinem ersten Studium war er bei der Annington als Sachbearbeiter beschäftigt - nach dem Abschluss seines Trainee-Programms ist er heute u.a. für Investitionsprogramme von über 150 Mio. Euro zuständig. "Heute trage ich mehr Verantwortung und kann selbstständiger arbeiten", so Rode.

Die Aussichten für Berufsanfänger und speziell Hochschulabsolventen in der Immobilienbranche sind top, erklären unisono Personaler und Headhunter querbeet. "Für gute Absolventen und Absolventinnen sind die Jobchancen in der Immobilienwirtschaft besser denn je", sagt etwa Patrizia-Personalerin Simone Böck. Katrin Beddig, Leiterin Personalentwicklung und Recruiting des Property- und Asset-Managers IC Immobilien, stößt in dasselbe Horn: "Die Unternehmen kämpfen um gute Nachwuchskräfte mit abgeschlossenem Studium. Immer öfter haben gut ausgebildete Bewerber freie Auswahl unter mehreren Stellenangeboten." Beddig hat gerade mit einem Werkstudenten einen Trainee-Vertrag mit dem Schwerpunkt technisches Property-Management in Frankfurt geschlossen und sucht einen Trainee für Asset-Management in München. Weitere Stellen für Berufsanfänger mit abgeschlossenem Studium seien ab Frühjahr/Sommer 2017 geplant.

Bauingenieure, technisch orientierte Architekten, Bauleiter, Fachingenieure für die Technische Gebäudeausrüstung (TGA), Asset- oder Transaktions-Manager und nicht zuletzt Wohnungsspezialisten - sie sind allein schon aus demographischen Gründen begehrt: Wer z.B. 1966 in Deutschland geboren wurde, hat rund 1,3 Mio. Altersgenossen. Wer hingegen 2011 hierzulande das Licht der Welt erblickte, teilt dieses Schicksal nur noch mit halb so vielen Menschen (663.000).

Landmarken kann seinen Bedarf an Nachwuchskräften laut Personalleiter Stephan Mast gut decken, weil der Projektentwickler in Aachen einen kurzen Weg zu technischen Hochschulen hat. Doch er moniert, dass es "insbesondere in der Ausbildung an der Kombination aus technischer Kreativität und dem Blick für das wirtschaftlich Machbare fehlt. Einsteiger, die das mitbringen, haben bei uns sehr gute Chancen." Sehr viel schwieriger als die Rekrutierung von Nachwuchs gestaltet sich die Anwerbung von erfahrenen Mitarbeitern, "sodass wir sehr viel Wert auf eigene Aus- und Weiterbildung legen." Inzwischen gebe es jedoch vermehrt Studiengänge, "die bereits die Projektentwicklung inkludieren. Es bleibt abzuwarten, wie gut dann das Handwerkzeug in der Praxis aussieht."

Harald Thomeczek

Dem Arbeitgeber auf den Zahn fühlen

Karriere 15.12.2016
Absolventen, die sich von einer Stellenanzeige angesprochen fühlen oder womöglich direkt von einem Arbeitgeber oder einem Headhunter kontaktiert werden, stehen nicht nur vor der Frage, ob das ... 

Absolventen, die sich von einer Stellenanzeige angesprochen fühlen oder womöglich direkt von einem Arbeitgeber oder einem Headhunter kontaktiert werden, stehen nicht nur vor der Frage, ob das betreffende Stellenprofil zu ihrer Ausbildung passt.

Einsteiger - und nicht nur die! - sollten immer auch das Geschäftsmodell ihres möglichen künftigen Arbeitgebers hinterfragen. Springt das Unternehmen nur auf einen schnellen Hype auf oder verfolgt man langfristige Ziele mit der nötigen finanziellen Substanz im Rücken?

Um das - zumindest ansatzweise - herauszufinden, sollten Absolventen sich, rät Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung aus Köln, etwa "bei erfahrenen Alumnis erkundigen, wie ein Unternehmen in der Finanzkrise 2008 bis 2010 mit seinen Mitarbeitern umgegangen ist." Denn zur Erinnerung: "Viele Unternehmen haben Kandidaten mit horrenden Gehältern gelockt, aber schnell wieder freigestellt, wenn es nicht mehr wie erwartet lief", erinnert sich der Personalberater.

Auch sollten Kandidaten den Background der handelnden Protagonisten unter die Lupe nehmen. "Mal bei Xing oder LinkedIn die Profile anschauen", empfiehlt Kenneweg. Und Berufseinsteiger sollten auf Portalen wie diesen auch die Dauer der Unternehmenszugehörigkeit von Mitarbeitern - "auch der Ehemaligen!" - prüfen. Auch Monika Ulmer von Ulmer Real Estate Recruitment aus München gibt jungen Kandidaten den Tipp, sich mithilfe der gängigen Business-Portale "über die bisherigen Verweildauern von Mitarbeitern im Wunschunternehmen - oder noch besser in der entsprechenden Abteilung - zu informieren". Auf Arbeitgeberbewertungsportalen wie Kununu finden sich ebenfalls wertvolle Hinweise, ist sich Ulmer sicher.

Papier ist bekanntlich geduldig. Die konkreten Arbeitsbedingungen können anhand veröffentlichter Leitlinien kaum zuverlässig überprüft werden. Doch "eine fehlende soziale Nachhaltigkeit schlägt sich auf Dauer in einer erhöhten Fluktuation nieder", warnt Ulmer. Es könnte sich also lohnen, schreibt sie Absolventen ins Stamm-buch, sich bezüglich seines Wunscharbeitgebers auch vorab im eigenen Netzwerk, soweit schon vorhanden, umzuhören. Oder die eigenen Profs zu fragen.

Kenneweg gibt Absolventen den Ratschlag, noch einen Schritt weiterzugehen und den Spieß einfach mal umzudrehen, also "vorbereitet in Bewerbungsgespräche zu gehen und gezielt Fragen zu stellen - und zwar nicht nur, wie es mit der Work-Life-Balance ausschaut!" Fragen wie diese: Wer sind die Gesellschafter? Wie laufen die Prozesse? Mitarbeiterfluktuation? Kurz-, mittel- und langfristige Ziele des Unternehmens?

Auch all das, was man im Studium gelernt hat, hilft (im Idealfall) dabei weiter, nachhaltigere von weniger nachhaltigen Geschäftsmodellen zu unterscheiden. Ebenso wie das eigene theoretische Urteilsvermögen und bereits im Studium oder zuvor in einer Ausbildung geknüpfte Kontakte in der Branche.

100%ig belastbare Aussagen zur Zukunftstauglichkeit von Geschäftsmodellen oder der Seriosität von Arbeitgebern liefern jedoch auch alle diese Werkzeuge zusammen nicht: "Es ist schwer, aus einer Internet-Recherche und zwei Einstellungsgesprächen herauszufinden, ob nachhaltige Geschäftsmodelle vorhanden sind. Gut vorbereitete Fragen in Bezug auf die strategische Ausrichtung eines Unternehmens sind sicherlich hilfreich - können aber nur ein Bauchgefühl verbessern", konstatiert Frank Groß von immopersonal consulting frank gross aus Kiel trocken.

Ein Punkt, in dem sich Berater uneins sind, ist die ideale Unternehmensgröße des ersten Arbeitgebers. "Mit dem Wechsel von einem größeren zu einem kleineren Unternehmen lässt sich ein Aufstieg auf die nächste Ebene leichter realisieren. Karriereorientierte Absolventen sollten darum bevorzugt bei einem größeren Unternehmen beginnen", empfiehlt Monika Ulmer Hochschulabgängern.

Andererseits ergeben sich bei kleinen und mittelständisch geprägten Unternehmen mitunter sehr gute Möglichkeiten zum Einstieg. "Zwangsläufig nicht in der Anzahl der angebotenen Positionen, aber qualitativ auf jeden Fall", weiß Kenneweg. "Gerade für Absolventen ist hier der Einstieg für die weitere Karriere oft sehr positiv, da Aufgaben gebündelter übernommen werden und es keine kleinteilige Bereichsaufteilung gibt. Junge Mitarbeiter können hier oftmals frühzeitiger Verantwortung übernehmen."

Für die vermeintlich kleinen Fische spricht zudem, dass die Arbeitsinhalte bereichsübergreifend ausgelegt sind. "Der Berufseinsteiger bekommt tiefere Einblicke in das gesamte Unternehmen, in die Vielfalt der Aufgaben und kann somit Prozesse und Ergebnisse ganzheitlich aktiv mitgestalten", sagt Frank Groß. Die großen Fische dagegen sind sehr arbeitsteilig strukturiert und benötigen also in der jeweiligen Disziplin Fachkräfte: "Hier werden dann eher Spezialisten entwickelt."

Uneins sind sich auch die Studenten: Bei der Studierendenbefragung der Immobilien Zeitung vom Frühjahr 2016 sagte ein Drittel der 588 Teilnehmer, keine Präferenzen in Sachen Mitarbeiterzahl zu haben. Rund 20% wollen für Firmen mit maximal 50 Leuten arbeiten, gut 30% sehen sich zum Karrierestart in Unternehmen mit bis zu 500 Köpfen, und nur 16% wollen in Konzernen mit mehr als 500 Leuten anfangen.

Wer sich zum Einstieg bewusst eine kleinere oder mittelständische Firma aussucht (und den Job kriegt), sollte sich besonders gut auf die Berufswahl vorbereiten, so Kenneweg. Sprich: die eigenen Interessen und Stärken besonders gründlich geprüft, sich besonders genau über die verschiedenen Berufsbilder informiert und relevante Praktika gemacht haben.

Harald Thomeczek

"Überlegen Sie sich gut, wo Sie sich bewerben"

Nur wer sich zeigt, kann gesehen werden: 38 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft, der Industrie und dem Einzelhandel wollten auf dem IZ-Karriereforum 2016 Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam machen.

Nur wer sich zeigt, kann gesehen werden: 38 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft, der Industrie und dem Einzelhandel wollten auf dem IZ-Karriereforum 2016 Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam machen.

Bild: Melanie Bauer

Karriere 23.06.2016
Ob man dem richtigen Unternehmen seine Arbeitskraft geliehen hat oder dem falschen, merkt man immer erst hinterher. Wohl dem, der schon, bevor es wirklich ernst wird, auf Tuchfühlung mit vielen ... 

Ob man dem richtigen Unternehmen seine Arbeitskraft geliehen hat oder dem falschen, merkt man immer erst hinterher. Wohl dem, der schon, bevor es wirklich ernst wird, auf Tuchfühlung mit vielen möglichen künftigen Arbeitgebern gegangen ist. Zum Beispiel auf dem IZ-Karriereforum 2016.

Auf einen Schlag hatten Studierende und Absolventen, aber auch bereits Berufstätige am 11. Juni wieder eine Vielzahl potenzieller Arbeitgeber vor der Flinte. Auch solche, die mancher bzw. manche Studierende immobilienwirtschaftlicher Studiengänge vielleicht nicht unbedingt auf dem Schirm hat.

Kaufland zum Beispiel. Die Warenhauskette, wie Lidl Teil der Schwarz-Gruppe, war 2016 zum vierten Mal auf der Jobmesse für die Immobilienwirtschaft dabei und brachte diesmal nicht weniger als 26 Stellenangebote und ein großes Team für den Messestand und Speed-Datings mit Kandidaten mit. Christopher Gut, bei Kaufland im Bereich Immobilien u.a. für die Nachwuchsakquise zuständig: "Wir sind dieses Jahr mit 13 Leuten hier, neun für Gespräche und vier für den Stand. Das hat sich durch die hohe Zahl von mehr als 50 Gesprächsanfragen, die wir im Vorfeld hatten, so ergeben."

Unter den mitgebrachten Stellenangeboten waren neun Traineeplätze. Neben dem 15-monatigen Traineeprogramm, das mit einem Bruttojahresgehalt von 43.000 Euro vergütet wird, ist bei Kaufland auch der Einstieg über ein duales Studium an der DHBW in Stuttgart (BWL-Immobilienwirtschaft) sowie ein Direkteinstieg für Berufseinsteiger möglich.

Wer in der Immobilienabteilung von Kaufland anfangen will, kann das übrigens gut mit einem Bachelor-Abschluss tun. Ein Master ist dafür nicht zwingend erforderlich: "Alle haben die gleichen Chancen", versichert Gut. Die Chance, ihn und die Immobilienabteilung von Kaufland kennenzulernen, werden auch die Besucher des IZ-Karriereforums am 20. Mai 2017 haben: "Tolle Veranstaltung, tolle Bewerber. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei."

Die Kaufland-Schwester Lidl präsentierte sich 2016 erstmals auf dem IZ-Karriereforum dem Immobiliennachwuchs. "Wir haben den letzten freien Stand ergattert", berichtete André Rojer, Bereichsleiter Immobilien bei Lidl. Rojer und zwei Kollegen hatten 13 Stellenangebote im Gepäck. Für die rund 3.200 Filialen in Deutschland, die 39 Logistikzentren und Verwaltungsstandorte sucht der Lebensmitteldiscounter vor allem Portfoliomanager, Projektleiter Bau und Facility-Manager. Wie bei Kaufland genügt ein Bachelor-Abschluss, um bei Lidl zu starten: "Den Master brauchen wir bei uns nicht zwingend", erklärt Rojer.

Mit der Messebilanz zeigt sich Rojer in einer Nachlese zufrieden: "Das war genau unsere Zielgruppe. Schön, dass hier viele Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge geballt waren. Nächstes Jahr sind wir auf jeden Fall früher dran." Die Messe selbst dient vor allem der Kontaktaufnahme und dem gegenseitigen Kennenlernen, aber dabei soll es natürlich nicht bleiben: "Ich warte täglich auf Bewerbungen", sagt Rojer.

Apropos Bewerbungen: Personalberater nahmen sich wieder den ganzen Tag Zeit, Bewerbungsmappen zu checken. Olaf Kenneweg, Inhaber von Kenneweg Property Personalberatung, macht diesen Job schon seit dem ersten Karriereforum 2010 und ist "wie meine Kollegen auch erstaunt, dass bei vielen Studierenden immer noch die gleichen Fehler in den Bewerbungsunterlagen auftreten: z.B. Anschreiben zu sehr Standard und viel zu wenig auf das Unternehmen und die Position abgestimmt; Lebenslauf zu knapp und ohne Themen- und Aufgabenbeschreibungen mit mehreren Spiegelstrichen beim Studium, den einzelnen Praktika und den beruflichen (Neben-)Tätigkeiten."

Kennewegs Lösungsansatz: "Seitens der Hochschulen sollten hier verstärkt Bewerbungstrainings angeboten und die hohe Bedeutung einer guten Bewerbung vermittelt werden. Hier herrscht bei der einen oder anderen Fakultät eindeutig Nachholbedarf." Eine große Universität habe ihm jedoch auf seinen Vorschlag hin mitgeteilt, dass die meisten ihrer Studierenden aufgrund ihrer Qualifizierung schon im Studium von einschlägigen Unternehmen übernommen würden, insbesondere in der Projektentwicklung.

Kenneweg will nicht bestreiten, dass die Berufschancen für junge Einsteiger "momentan sehr gut" sind. Aber: "Den Studierenden sollte seitens der Hochschulen vermittelt werden, dass die Jobfindung mit diesem oder jenem Studium bzw. entsprechender Weiterbildung kein Selbstläufer ist. Die individuellen Stärken müssen im Lebenslauf und im Anschreiben gezielt auf die zu besetzende Position und den Wunscharbeitgeber herausgearbeitet werden."

Zu 38 Arbeitgebern konnten die rund 530 Bewerber auf dem IZ-Karriereforum 2016 Kontakt aufnehmen. Als Einheit wahrgenommen werden wollten die fünf Aussteller aus dem Corporate Real Estate Management (CREM): die Immobilienabteilungen von BASF, Bayer, Siemens, ThyssenKrupp und Daimler. Was sich nicht nur an der räumlichen Anballung dieser fünf Arbeitgeber ablesen ließ, sondern auch daran, dass man sich die Bewerber nicht gegenseitig neidet: "Von fünf Bewerbern, mit denen ich gesprochen habe, kommen für uns drei infrage. Einer war eher uninteressant, und der Fünfte wäre besser bei einem anderen CREM-Unternehmen aufgehoben - dort habe ich ihn dann auch nach unserem Gespräch hingeschickt", erzählte Thomas Glatte, Leiter Group Real Estate & Facility Management bei BASF.

ThyssenKrupp Business Services, eine ThyssenKrupp-Tochter, die verschiedene Dienstleistungen für den Mutterkonzern erbringt, feierte 2016 ihre Ausstellerpremiere. Ansgar Tonhäuser, Head of Facility Management von ThyssenKrupp Business Services sagte: "Ich habe mit Studenten gerechnet, die am Anfang ihres Studiums sind oder mittendrin stecken, nicht mit Studenten kurz vor Studienende oder Absolventen. Und diese Erwartung hat sich auch erfüllt."

Die meisten Anfragen an das dreiköpfige ThyssenKrupp-Messeteam drehten sich um Praktika und die Möglichkeit, in der Immobilienabteilung von ThyssenKrupp Business Services Abschlussarbeiten zu schreiben. "Wir werden die Kontakte jetzt auswerten und schauen, was davon nachhaltig ist", so Tonhäuser. Wichtig sei ihm insbesondere, dass ThyssenKrupp gemeinsam mit den vier anderen Vertretern aus dem CREM-Lager eine "Phalanx der Corporates" gebildet und "die wichtige Rolle, die die Corporates als Arbeitgeber im Immobilienbereich spielen, deutlich gemacht" habe.

Wie groß die Resonanz auf die Präsenz der Corporate-Phalanx war, zeigt auch folgende Zahl: Der Autobauer Daimler hatte im Vorfeld der Messe 112 Gesprächsanfragen von Bewerbern erhalten. Zum Vergleich: Das eine oder andere namhafte Immobilienunternehmen, das im IZ-Arbeitgeberranking, für das alljährlich Studierende immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge befragt werden, traditionell weit vorne liegt, bekam deutlich weniger Anfragen.

Die vier Vertreter von Daimler Real Estate auf der Messe hatten gut zu tun - waren darüber aber auch nicht unfroh: "Wir expandieren stark, weil alle Automobilthemen ein Dach über dem Kopf brauchen", sagte Xiaopu Liu von Daimler Real Estate.

Die meisten Bewerber auf dem Karriereforum 2016 waren wie in den Vorjahren Studenten und Absolventen. Aber auch ein paar Auszubildende und Schüler sowie rund 60 Berufstätige waren dem Ruf zur Jobmesse gefolgt. U.a. eine junge Frau, die dem Reporter zwar Rede und Antwort stehen, aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht ihren Namen nennen mochte: Sie suche einen neuen Job, auf dem sie mehr Verantwortung übernehmen und eigenständiger agieren könne.

Absolviert hat die Namenlose den Master-Studiengang "Management (Bau Immobilien Infrastruktur)" an der Bauhaus-Universität Weimar, tätig ist sie aktuell im Bereich Projektmanagement/-steuerung. Auch für die Projektentwicklung kann sie sich erwärmen, nachdem sie auf dem Karriereforum einen Vortrag von zwei Young Professionals gehört hat (siehe "Projektentwicklung ist kein Nine-to-Five-Job"): "Die Junior-Projektentwickler haben ihren Arbeitsalltag gut dargestellt. Und dass sie in ihrem Unternehmen gleich ins kalte Wasser geworfen wurden, fand ich beeindruckend."

Nichts zu verheimlichen hatten Marcel Kopp, Fabian Windel und Claudius Blix, die im dritten bzw. ersten Semester Immobilienwirtschaft an der HfWU in Geislingen an der Steige studieren. Die beiden Erstsemester wollten mal schauen, "was es so für Unternehmen in der Immobilienwirtschaft gibt". Der Drittsemester, der sich demnächst nach einem Platz für das Praxissemester umschauen muss, wollte herausfinden, welche Unternehmen Praktika anbieten. Besonders positiv angetan war Kopp, der ins Asset-Management strebt, von einem Austausch mit DIC-Vertretern, weil ihn dort sowohl ein Personaler als auch jemand aus dem operativen Geschäft zum Gespräch empfingen.

Der Austausch der Studierenden mit Personalern oder Fach- und Führungskräften auf dem Karriereforum ist unverbindlich. Richtig ernst wird es, wenn es ans Bewerben geht. Dabei sollten Berufseinsteiger im Besonderen und Kandidaten im Allgemeinen, die sich fragen, ob sie sich bei einem gut geführten Unternehmen, das auf Dauer Bestand hat, bewerben, vor allem eines: "Hören Sie auf Ihr Gefühl", riet Andreas Epple, Geschäftsführer des Heidelberger Wohnimmobilienentwicklers Epple Holding. "Irgendwann ist die Party vorbei, wenn die Zinsen wieder steigen. Der Nullzins ist ja nicht der Normalzustand."

"Sie sollten sich gut überlegen, wo sie sich bewerben", empfahl Epple seinen Zuhörern. "Steht ein Unternehmen wirklich hinter dem, was es sagt? Was tut es für seine Kunden und Mitarbeiter?" Seine Warnung: "Je später die Zinsen steigen, desto mehr Unternehmen werden Probleme bekommen. Und die schlechteren werden zuerst verschwinden."

IZ-Karriereforum

Rund 530 Bewerber kamen zur siebten Auflage des IZ-Karriereforums in die Goethe-Universität Frankfurt. Das waren ungefähr so viele wie in den beiden Vorjahren (2014/2015: jeweils rund 550). Die meisten Besucher waren 2016 wie gewohnt Studenten und Absolventen, aber auch rund 60 Berufstätige sowie einige Azubis und Schüler wurden gesichtet. Auch die gesamte Teilnehmerzahl war in diesem Jahr mit rund 780 konstant (2014/2015: je rund 800). Veranstaltet wurde die Jobmesse für die Immobilienwirtschaft von der Immobilien Zeitung und Heuer Dialog, Schirmherr war der Zentrale Immobilien Ausschuss. Im Rahmen des Karriereforums fand der 7. RICS-Hochschultag mit der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft als Hochschulpartner statt.

47 Aussteller - ein neuer Rekord - präsentierten sich diesmal dem Branchennachwuchs, darunter 38 Arbeitgeber sowie acht Aus- und Weiterbildungseinrichtungen: Acrest, Aengevelt, ADI, Akademie der Hochschule Biberach, Apcoa Parking, Arcadis, BASF, Bayer, Beos, Bergische Universität Wuppertal, Bilfinger Real Estate, BNP Paribas Real Estate, Capera Immobilien Service, CBRE, CEV Handelsimmobilien, Commerz Real, Corestate, Corpus Sireo, Cushman & Wakefield, Daimler, Deka, DIC, Drees & Sommer, EBS Remi, ECE, Engel & Völkers Commercial, Eipos, gif, GRR, Hansteen, Hochschule Aschaffenburg, Hochschule Biberach, Immobilien Service Deutschland, IC Immobilien, IVG, JLL, Kaufland, KPMG, Lidl, Patrizia, Reag, Savills, Siemens, ThyssenKrupp, TU Berlin, Unibail-Rodamco und Union Investment. hat

Sehen Sie dazu auch die Bilderstrecke "Impressionen vom IZ-Karriereforum 2016".

Harald Thomeczek