Karriere-News

IG Bau warnt vor „Burnout“ für die Bauwirtschaft

Handwerker auf deutschen Baustellen sind voll ausgelastet.

Handwerker auf deutschen Baustellen sind voll ausgelastet.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: ilkercelik

Karriere 17.06.2022
Viermal mehr offene Stellen als 2010 hat das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im ersten Quartal 2022 im deutschen Baugewerbe gezählt. Die Gewerkschaft IG Bau ... 

Viermal mehr offene Stellen als 2010 hat das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im ersten Quartal 2022 im deutschen Baugewerbe gezählt. Die Gewerkschaft IG Bau warnt vor einer Überlastung der vorhandenen Fachkräfte und sieht den Mangel an qualifizierten Arbeitern als hausgemachtes Problem der Branche.

Trotz steigender Gewinne haben Unternehmen der Baubranche in den vergangenen Jahren immer weniger Fachkräfte eingestellt. In diesem Kontext verweist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) auf Zahlen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die 191.000 offene Stellen in der Bauwirtschaft im ersten Quartal 2022 aufzeigen. Das sind viermal so viele wie im Jahr 2010. Dabei sind die Umsätze im Bauhauptgewerbe laut Statistischem Bundesamt im ersten Jahresviertel 2022 um 26% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.

Fachkräfte voll ausgelastet

Weil die vorhandenen Fachkräfte bereits voll ausgelastet seien, warnt die IG Bau vor einem „Burnout“, also einer Überlastung, die dem Bau drohe. Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt sieht den Fachkräftemangel als hausgemachtes Problem der Branche. Er sagt, viele Baufirmen hätten es in den letzten Jahren versäumt, die Arbeit in der Branche attraktiv zu machen und führt aus: „Über Jahre hinweg haben die Unternehmen der Bauwirtschaft, vor allem im Handwerk, die Einkommen ihrer Beschäftigten gedrückt. Sie haben sich kaum darum gekümmert, dass Tarifverträge eingehalten werden. Viele sind aus den Arbeitgeberverbänden ausgetreten. Dann haben sich die Firmen bei den Preisen unterboten und einen Dumping-Wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen.“

Zielbranche Industrie

Die größte Abwanderung von Fachkräften beobachte die IG Bau in Betrieben des Bauhandwerks. Von zehn Berufseinsteigern arbeiten laut der Gewerkschaft fünf Jahre nach der Gesellenprüfung nur noch vier auf dem Bau. Von den restlichen wandere ein Großteil in die Industrie ab, um sich lange Anfahrten zu Baustellen zu sparen und Wind und Wetter nicht mehr ausgesetzt zu sein. Zudem erhoffen sie sich dort familienfreundlichere Arbeitszeiten.

Janina Stadel

Baugewerbe kämpft um Bewerber

Karriere 03.02.2022
In keiner Branche gab es 2021 so viele Fachkräftestellen zu besetzen wie im Baugewerbe. Besonders schleppend lief die Suche nach Auszubildenden. ... 

In keiner Branche gab es 2021 so viele Fachkräftestellen zu besetzen wie im Baugewerbe. Besonders schleppend lief die Suche nach Auszubildenden.

Rund 116 Mio. Euro haben deutsche Unternehmen aus dem Baugewerbe im vergangenen Jahr in die Suche nach geeigneten Kandidaten für freie Stellen investiert. Zu diesem Ergebnis kommt die Index-Gruppe nach einer Analyse von Stellenanzeigen. Sie verfolgte von November 2020 bis Oktober 2021 deutschlandweit Ausschreibungen in Printmedien, auf Online-Jobbörsen, Firmenwebseiten und im Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit. Insgesamt fanden sich 366.000 offene Positionen bei 51.000 Baufirmen, das entspricht 5% aller freien Stellen in Deutschland. Die meisten Gesuche richteten sich an Handwerker (203.000). 122.000 Inserate betrafen technische Berufsbilder wie Bauingenieure, Projektmanager wurden für 33.000 offene Stellen gesucht. Dabei dominierten Annoncen, die sich an Nachwuchskräfte richteten: Bei insgesamt 16% aller inserierten Stellen handelte es sich um Ausbildungsplätze.

Das deckt sich mit den Ergebnissen einer gemeinsamen Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS). Sie analysierten den Fachkräftemangel branchenübergreifend und konnten von den Top 15 Engpassberufen zwölf der Baubranche oder der Zuliefererindustrie zuordnen. Die größten Probleme Stellen zu besetzten habe es im Hoch- und Tiefbau, in der Energietechnik sowie in Berufsbildern rund um die Bereiche Klempnerei, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik gegeben. Zwei Drittel der von BIBB, IAB und GWS befragten Unternehmen gaben an, Stellen derzeit kaum oder nur nach langer Suche besetzt zu bekommen.

Janina Stadel

Bauingenieure und Architekten sind gesucht

Morgenröte am Bau - zumindest für Bauingenieure und Architekten. Für sie gibt es so viele Stellen wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Morgenröte am Bau - zumindest für Bauingenieure und Architekten. Für sie gibt es so viele Stellen wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Bild: BilderBox.com

Karriere 12.09.2013
Zum dritten Mal hat der Zentralverband der deutschen Bauindustrie den Arbeitsmarkt im Bausektor vermessen lassen. Für Architekten und Bauingenieure gibt es so viele Jobs wie seit zehn Jahren ... 

Zum dritten Mal hat der Zentralverband der deutschen Bauindustrie den Arbeitsmarkt im Bausektor vermessen lassen. Für Architekten und Bauingenieure gibt es so viele Jobs wie seit zehn Jahren nicht mehr. Auch die Zahl der Bauingenieurstudenten erreicht einen neuen Höchststand. Die Akademiker werden aber längst nicht mehr nur von der Baubranche umworben.

Während sich das gesamtwirtschaftliche Stellenangebot 2012 um rund 8% verkleinerte, stieg es im Bausektor deutlich an: 119.400 offene Stellen gab es im vierten Quartal 2012 im Baugewerbe sowie in den Architektur- und Ingenieurbüros. Das waren fast 15% mehr als im Vorjahreszeitraum. Stark wuchs die Arbeitskräftenachfrage mit einem Plus von fast 36% vor allem in den Architektur- und Ingenieurbüros.

Besonders die Nachfrage nach Akademikern zog weiter an, die 2004 einen Tiefststand erreicht hatte. Damals waren nur 3.300 Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) für Bauingenieure gemeldet worden und 1.400 für Architekten. Die gemeldeten Stellen sind eine Teilmenge des Angebots an offenen Stellen. Bei den Bauingenieuren erreichte die Nachfrage 2012 mit rund 6.000 gemeldeten Stellen den höchsten Stand seit zehn Jahren. Ähnlich sah es bei den Architekten aus mit 2.600 gemeldeten Stellen.

Diese Zahlen nennt der dritte Branchenbericht "Der Arbeitsmarkt im Bausektor 2012", der im Auftrag des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der Bundesagentur für Arbeit erstellt wurde. Knapp 4% aller Erwerbstätigen in Deutschland waren 2011 in den Bauberufen beschäftigt. Während die Gesamtzahl der Erwerbstätigen in den Bauberufen seit 2001 von rund 1,8 Mio. auf 1,6 Mio. im Jahr 2011 gesunken war, konnten die Architekten als einzige Gruppe unter den akademischen Berufen ihre Erwerbstätigenzahl um 19.000 (16,7%) steigern.

Vakanzzeiten deutlich erhöht

Dass die Situation am Arbeitsmarkt trotz einiger erfreulicher Zahlen nicht einfacher geworden ist, zeigen die erhöhten Vakanzzeiten. Dauerte es 2002 im Schnitt 56 Tage, bis eine Position in den Bauberufen besetzt war, so waren dafür 2012 schon 77 Tage zu veranschlagen. Besonders langwierig ist der Rekrutierungsprozess bei den Bauingenieuren mit 83 Tagen. Zehn Jahre zuvor hatte er noch 56 Tage gedauert. Am zügigsten geht es nicht etwa bei den nichtakademischen Bauberufen (79 Tage), sondern bei den Architekten, wo eine neue Position schon in 66 Tagen besetzt werden kann. Bereits 2002 hatten die Vakanzzeiten in dieser Berufsgruppe mit 38 Tagen deutlich unter dem Durchschnitt gelegen.

Begehrt sind die Bauingenieure und Architekten jedoch nicht nur von der Bauindustrie (siehe Grafik "Öffentlicher Dienst wird als Arbeitgeber immer bedeutsamer"). Auch wenn die Bauindustrie weiterhin die meisten Stellen meldet, so ist ihr Anteil doch seit 2007 zurückgegangen: So ist das Stellenangebot für Bauingenieure von Architektur- und Ingenieurbüros von 30% auf 26% gesunken; aus dem Baugewerbe von 15% auf 9%. Der Anteil der Stellenangebote aus dem öffentlichen Dienst hingegen stieg von 19% auf 29%. Ähnlich verlief die Entwicklung bei den Architekten. Während der Anteil der gemeldeten Stellen aus Architektur- und Ingenieurbüros von 55% auf 48% zurückgegangen ist, nahm der Anteil der gemeldeten Stellen im öffentlichen Dienst zu, und zwar von 12% im Jahr 2007 auf 20% im Jahr 2012. Unverändert ist hingegen der Anteil des Baugewerbes mit 7%.

Keine unwichtige Rolle spielt hingegen die Zeitarbeitsbranche: Bei Architekten kam jede vierzehnte bei der BA gemeldete Stelle und bei den Bauingenieuren sogar jede achte von Zeitarbeitsunternehmen. Bezogen auf die Berufe des Bauhauptgewerbes insgesamt, kommt die Nachfrage jedoch überwiegend aus dem Baugewerbe selbst mit 71% der gemeldeten Stellen.

Bauingenieurstudium beliebt

Neue Höchststände melden auch die Hochschulen mit 17.500 Studienanfängern im Bauingenieurwesen im Jahr 2011. Zudem verzeichnete der Studiengang Bauingenieurwesen zwischen 2006 und 2011 im Vergleich aller Studiengänge die stärksten Zuwachsraten. "Hier zeigt sich, dass der Bau als Arbeitgeber nach wie vor attraktiv ist. Das Schaffen bleibender Werte zieht auch bei der Generation Facebook", sagte Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Für ein Architekturstudium hatten sich 2011 rund 12.100 junge Menschen eingeschrieben.

Auch die Absolventenzahlen sind gestiegen: 2011 verließen etwa 6.000 Absolventen des Bauingenieurwesens die Hochschulen und damit deutlich mehr als 2008. Damals gab es einen Tiefstand mit nur 4.800 Absolventen. Doch nicht alle Absolventen stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Denn 43% der Absolventen erwarben einen Bachelorabschluss, von denen viele noch weiterstudieren wollen.

Sonja Smalian

Zugeständnisse bei jeder fünften Neueinstellung

In einzelnen Teilbereichen des Arbeitsmarktes werden Neueinstellungen zunehmend schwieriger. Die Unternehmen reagieren u.a. durch zusätzliche Entlohnungskomponenten wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Zulagen und betrieblicher Alterssicherung.

In einzelnen Teilbereichen des Arbeitsmarktes werden Neueinstellungen zunehmend schwieriger. Die Unternehmen reagieren u.a. durch zusätzliche Entlohnungskomponenten wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Zulagen und betrieblicher Alterssicherung.

Bild: BilderBox.com

Karriere 05.09.2013
Viele Zahlen deuten auf eine robuste Verfassung des Arbeitsmarktes in Deutschland hin. Auf zehn sofort zu besetzende offene Stellen seien im vierten Quartal 2012 insgesamt 35 Arbeitslose gekommen ... 

Viele Zahlen deuten auf eine robuste Verfassung des Arbeitsmarktes in Deutschland hin. Auf zehn sofort zu besetzende offene Stellen seien im vierten Quartal 2012 insgesamt 35 Arbeitslose gekommen - und damit drei mehr als noch im Jahr zuvor, sagen Arbeitsmarktforscher. Doch in einzelnen Teilsegmenten des Arbeitsmarktes sieht die Situation ganz anders aus. Und so müssen die Unternehmen bei jeder fünften Einstellung inzwischen Zugeständnisse beim Gehalt und der Qualifikation der Bewerber machen.

Bei jeder dritten Neueinstellung in Deutschland gab es 2012 Schwierigkeiten. Als häufigster Grund wird die geringe Zahl der Bewerbungen genannt, die bei 22% der Neueinstellungen zu Problemen geführt hatte. Die Klagen über die niedrigen Bewerberzahlen werden immer häufiger: 2010 hatte es nur bei 12% der Stellenbesetzungen Schwierigkeiten aufgrund von niedrigen Bewerberzahlen gegeben.

Zu diesem Ergebnis kommt die Erhebung des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) regelmäßig durchführt. An der repräsentativen Arbeitgeberbefragung haben sich im vergangenen Jahr knapp 14.000 Betriebe und Verwaltungen beteiligt.

Unternehmen bemängeln Qualifikation der Bewerber

An zweiter Stelle führen die Arbeitgeber die mangelnde Qualifikation der Bewerber an. Diese sind bei 18% der Stellenbesetzungen Ursache für Schwierigkeiten. Auch Uneinigkeiten über das Gehalt (12%) und die Arbeitsbedingungen (11%) sind häufige Gründe.

Die Immobilienunternehmen sind auch mit der Qualität und der Quantität der sie erreichenden Bewerbungen nicht zufrieden, wie die diesjährige Umfrage zur IZ-Joboffensive zeigte: Von den teilnehmenden Unternehmen beklagen sich 44% über eine mangelnde Qualität der Bewerbungen auf ausgeschriebene Positionen. Ebenso viele zeigten sich mit der Anzahl der eingehenden Bewerbungen auf offene Stellen nicht zufrieden.

Insgesamt 5,3 Mio. Neueinstellungen gab es 2012 bei Betrieben und Verwaltungen in Deutschland, davon entfielen 4,4 Mio. auf Westdeutschland. Die IAB-Erhebung zeigt, dass sich die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung je nach Wirtschaftszweig unterscheiden. In den "sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen" - wozu Sicherheits-, Hausmeister- und Reinigungsdienste, der Garten- und Landschaftsbau sowie die Zeitarbeitsbranche und Reiseveranstalter zählen - klagten die Unternehmen über Besetzungsschwierigkeiten bei 37% der Neueinstellungen, und damit häufiger als im Bundesdurchschnitt (33%).

Und das, obwohl es in diesem Wirtschaftszweig die meisten Neueinstellungen gegeben hatte. 1,3 Mio. Menschen fanden dort 2012 einen neuen Job, davon etwa 192.000 in den neuen Bundesländern. Damit sind die "sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen" zumindest in den alten Bundesländern das dritte Jahr in Folge ein Jobmotor. 2010 gab es 804.000 Neueinstellungen, ein Jahr später 945.000.

Obwohl es durchschnittlich 23 Bewerber auf eine offene Stelle gab, bemängeln die Unternehmen eine zu geringe Bewerberanzahl. Eine Ursache dafür könnten die unsicheren Arbeitsplätze sein, denn jeder zweite erhielt in diesem Wirtschaftszweig einen befristeten Vertrag (51%). Der Durchschnitt über alle Wirtschaftsbereiche liegt bei 46%.

Besetzungsdauer erhöht sich auf 82 Tage

Um die offenen Positionen besetzen zu können, mussten die Unternehmen bei jeder fünften Neueinstellung Zugeständnisse machen. Bei 11% der Einstellungen in West- und bei 15% der Einstellungen in Ostdeuschland machten sie Kompromisse bei der Qualifikation bzw. Berufserfahrung. Die Gehälter passten die westdeutschen Arbeitgeber bei 13% der Neueinstellungen an, und damit häufiger als die ostdeutschen (8%).

Dennoch hat sich die tatsächliche Besetzungsdauer, also der Zeitraum von Beginn der Personalsuche bis zum Arbeitsbeginn des Eingestellten 2012 bundesweit auf 82 Tage erhöht. 2010 waren es noch zehn Tage weniger gewesen.

Sonja Smalian

Vier Prozent mehr Gehalt für Berufseinsteiger

Nach der Nullrunde im vergangenen Jahr gibt es jetzt wieder mehr Geld für Berufseinsteiger. Besonders freuen können sich Absolventen eines dualen Studiums. Ihre Gehälter stiegen überdurchschnittlich um 5,2%.

Nach der Nullrunde im vergangenen Jahr gibt es jetzt wieder mehr Geld für Berufseinsteiger. Besonders freuen können sich Absolventen eines dualen Studiums. Ihre Gehälter stiegen überdurchschnittlich um 5,2%.

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Karriere 13.06.2013
Die Berufseinsteiger können sich freuen. Vier Prozent mehr Gehalt gibt es dieses Jahr von den Unternehmen der Immobilienwirtschaft. Zu den großzügigsten Segmenten zählen schon wie im Vorjahr ... 

Die Berufseinsteiger können sich freuen. Vier Prozent mehr Gehalt gibt es dieses Jahr von den Unternehmen der Immobilienwirtschaft. Zu den großzügigsten Segmenten zählen schon wie im Vorjahr das Investment sowie Asset-Management/ Vermögensverwaltung. Doch nicht nur zwischen den Segmenten gibt es Unterschiede in den Gehaltsofferten. Auch die Länge der Ausbildung und der Spezialisierungsgrad beeinflussen die Vergütung.

In diesem Jahr gibt es mehr Geld für Berufseinsteiger in der Immobilienbranche: Die Durchschnittsgehälter sind um 4% auf durchschnittlich 35.169 Euro gestiegen. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als die Gehälter mit einem minimalen Plus von 0,25% quasi unverändert geblieben waren.

In diesem Jahr liegt das Durchschnittsgehalt somit 1.809 Euro über dem bisherigen Tiefstand im Krisenjahr 2009 (33.360 Euro) und reicht bis auf 242 Euro fast wieder an das bislang beste Jahr 2003 heran, als Berufseinsteiger mit 35.411 Euro in den Job starteten. Zu diesen Ergebnissen kommt die diesjährige Umfrage zur Joboffensive, an der sich 134 Immobilienunternehmen beteiligt haben. 93% von ihnen gaben Auskunft über ihre Gehaltsangebote für Berufseinsteiger.

Das Durchschnittsgehalt kann für Berufseinsteiger jedoch nur eine grobe Richtschnur sein, denn die Immobilienwirtschaft umfasst viele unterschiedliche Tätigkeitsfelder. Von der Entwicklung bis zum Facility- Management reichen die Segmente und sie bieten den Berufseinsteigern mitunter sehr differierende Einstiegsgehälter an.

Das Investment zahlt am besten

Das meiste Geld gibt es im Investment mit durchschnittlich 40.182 Euro und am wenigsten erhalten Berufseinsteiger im Immobilienmanagement bzw. in der Immobilienverwaltung mit nur 32.901 Euro. Das sind immerhin 18% weniger als im Investment, zu dem u.a. Fonds, Immobilien-AGs, Pensionskassen und Kapitalanlagegesellschaften zählen. Am zweithöchsten sind die durchschnittlichen Einstiegsgehälter im Segment Asset-Management/Vermögensverwaltung mit 37.829 Euro. Damit bleiben Investment und Asset-Management/Vermögensverwaltung Spitzenreiter bei der Einstiegsvergütung. Bei beiden gibt es leichte Steigerungen von 1,6% und 2,3%.

Mit einem Plus von 4,4% ist die Vergütung im Facility-Management/Gebäudetechnik überdurchschnittlich auf 33.205 Euro gestiegen. Im letzten Jahr noch Schlusslicht verbesserte sich das Segment mit diesem Einstiegsgehalt nun auf den drittletzten Platz, vor Immobiliendienstleistung (Unternehmensberater, Marktforschung, Sachverständiger) und Immobilienmanagement und -verwaltung (u.a. Wohnungsunternehmen, Haus- und Grundstücksverwalter, Betreiber von Spezialimmobilien, Corporate Real Estate Manager und Property-Manager).

Mehr Geld für mehr Ausbildung

Unabhängig vom betrachteten Segment, gibt es zwei Grundregeln bei der Gehaltsstaffelung. Die erste Regel lautet: Je höher der (akademische) Ausbildungsgrad, desto höher das Gehalt. Während ein Berufseinsteiger mit abgeschlossener Ausbildung im Durchschnitt mit 28.780 Euro rechnen kann, gibt es für einen Hochschulabsolventen mit einem immobilienspezifischen Masterabschluss oder Diplom ca. 11.000 Euro mehr, nämlich im Schnitt 39.820 Euro.

Berücksichtigt werden in der Umfrage sechs verschiedene Abschlüsse, und zwar die immobilienspezifische Berufsausbildung (Lehre), der Abschluss an einer Berufsakademie (duales Studium), der allgemeine bzw. der immobilienspezifische Bachelor-Abschluss von einer Hochschule und der allgemeine bzw. der immobilienspezifische Masterabschluss oder das Diplom einer Hochschule.

Hochschulabschluss wird honoriert

Besonders hoch ist der Gehaltssprung zwischen Berufseinsteigern mit abgeschlossener Lehre und denjenigen, die ein duales Studium an einer Berufsakademie absolviert haben: 15% mehr, immerhin 4.327 Euro, gibt es für den Berufsakademie-Abschluss im Jahr.

Auffällig ist auch, dass die Arbeitgeber offenbar zwischen Absolventen von Berufsakademien und Hochschulen unterscheiden. Die Hochschulabsolventen erhalten für ihren Bachelorabschluss im Schnitt ein um 4,7% höheres Einstiegsgehalt. Obwohl sie meist denselben Abschluss (Bachelor) in derselben Zeit (meist sechs Semester) erwerben und die beiden Ausbildungseinrichtungen immer mehr verschmelzen. In Baden-Württemberg wurden zum Beispiel die Berufsakademien in Duale Hochschule Baden-Württemberg umbenannt und haben dadurch auch den Rang einer Hochschule erworben. Sie bilden aber im Gegensatz zu Fachhochschulen weiterhin nach dem dualen System aus.

Ein Vergleich zwischen einem allgemeinen Bachelorabschluss und einem allgemeinen Masterabschluss offenbart ebenfalls eine hohe Differenz: Masterabsolventen erhalten zum Berufseinstieg im Schnitt ein 9,3% höheres Einstiegsgehalt als Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss. Während Arbeitgeber die zusätzliche Lehrzeit im Hörsaal offenbar finanziell honorieren, gilt das nicht für die deutsche Wirtschaft per se. Denn zwei Drittel der deutschen Unternehmen nehmen diese Unterscheidung nicht vor, wie eine Studie des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft zeigt.

Ein Blick auf die Durchschnittsgehälter je angestrebtem Abschluss zeigt, dass die Arbeitgeber in diesem Jahr zwischen 2,2% und 5,2% mehr zahlen als im Vorjahr (siehe Grafik: "Immobilien-Know-how wird von den Unternehmen honoriert" auf dieser Seite). Die höchste Steigerung gibt es für Absolventen einer Berufsakademie. Sie bekommen in diesem Jahr im Schnitt 5,2% mehr, insgesamt 33.109 Euro. Überdurchschnittliche Steigerungsraten gibt es auch für Berufseinsteiger mit einem allgemeinen Bachelorabschluss. Sie können sich über ein Plus von 4,2% freuen und haben in diesem Jahr 34.664 Euro auf dem Gehaltszettel stehen. Ebenfalls gestiegen, wenngleich auch mit 2,2% nur unterdurchschnittlich, sind die Einstiegsgehälter von Absolventen mit immobilienspezifischem Master oder Diplom.

Untermauert wird die Grundregel, dass es mehr Gehalt für eine längere Ausbildungszeit gibt, durch eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Forscher haben herausgefunden, dass jedes Jahr, das jemand zusätzlich in der Schule, einer Ausbildung oder einem Studium verbringt, sein späteres Einkommen um durchschnittlich 5% erhöht. Wer also 16 Jahre seines Lebens in Bildung investiert hat, erhält rechnerisch ein um 25% höheres Einkommen als jemand, der schon nach elf Jahren aus dem Bildungssystem ausgeschieden ist. Bei der Berechnung der Bildungsrendite wurden jedoch nicht die betriebliche oder private Weiterbildung berücksichtigt.

Spezialisierung lohnt sich

Doch nicht nur Länge und Art der Ausbildung haben einen Einfluss auf das Einstiegsgehalt, sondern auch der Spezialisierungsgrad. Und so lautet die zweite Grundregel der Gehaltsstaffelung: Absolventen eines immobilienspezifischen Studiengangs, wie z.B. Immobilienmanagement, erhalten ein höheres Einstiegsgehalt als Absolventen eines allgemeinen Studienfaches wie z.B. Betriebswirtschaftslehre.

Das zusätzliche Immobilien-Knowhow von Absolventen immobilienspezifischer Studiengänge ist den Unternehmen bares Geld wert. Bachelor-Absolventen können davon allerdings stärker profitieren als Master-Absolventen. Bachelor-Absolventen eines immobilienspezifischen Studiengangs erhalten im Schnitt 6,4% bzw. 2.234 Euro höhere Einstiegsgehälter als ihre Kommilitonen von allgemeinen Studiengängen. Bei den Masterabsolventen beträgt der Bonus für das Immobilien-Know-how jedoch etwas weniger, und zwar 5,1% (1.930 Euro). Im vergangenen Jahr waren die Differenzen noch höher gewesen mit rund 8% bei den Bachelor-Absolventen und ca. 6% bei den Master-Absolventen.

Gehalt beeinflusst Arbeitgeberwahl

Für die Studenten spielt die Höhe des Gehalts eine entscheidende Rolle bei der Arbeitgeberwahl. An vierter Stelle wird dieses Kriterium aufgeführt, nach Aufstiegsmöglichkeiten, Weiterbildungsangeboten und der Sicherheit des Arbeitsplatzes. Damit hat das Thema in den vergangenen Jahren - sicherlich auch befeuert durch die Subprime-Krise - an Gewicht gewonnen. Im Jahr 2009 nannten die Studenten das Gehalt erst an sechster Stelle.

Wenig überraschend liegen die Gehaltsforderungen der Studenten über den Angeboten der Unternehmen. Im Schnitt 43.582 Euro erwarten die Berufseinsteiger im ersten Jahr. Das ist fast ein Viertel mehr, als die Unternehmen im Schnitt mit 35.169 Euro Berufseinsteigern offerieren. Werden nur die akademischen Einstiegsgehälter berücksichtigt, also das Gehalt für Einsteiger mit abgeschlossener Ausbildung herausgerechnet, so liegen die Gehaltswünsche der Studenten immer noch 20% bzw. 7.000 Euro über den Arbeitgeberangeboten.

Auch ein Vergleich der verschiedenen Abschlussarten zeigt ein ähnliches Bild: Die befragten zukünftigen Bachelorabsolventen möchten im Schnitt 8% mehr verdienen, als Unternehmen für einen Bachelorabsolventen eines immobilienspezifischen Studiengangs bezahlen würden. Bei den zukünftigen Masterabsolventen ist die Differenz mit 17% sogar noch höher.

Diese Spannbreiten müssen kein Problem sein. So empfiehlt Vergütungsexperte Christian Näser, Partner von Kienbaum, dass sich Bewerber vor dem Gang ins Vorstellungsgespräch eine eigene Spannbreite um veröffentlichte Durchschnittswerte errechnen sollten. Diese sollte von rund 15% unterhalb des Durchschnittswerts bis zu 10% darüber reichen. Im Gespräch kann der Bewerber dann argumentieren, aufgrund welcher Qualifikationen er sich eher im oberen Bereich seiner Spannbreite sieht.

Kurzsteckbrief Unternehmen

134 Unternehmen der Immobilienwirtschaft haben an der diesjährigen Umfrage zur Joboffensive teilgenommen. 22% der Unternehmen gehören dem Segment Immobilienmanagement und -verwaltung an, also u.a. Wohnungsunternehmen, Haus- und Grundstücksverwalter und Property-Manager. Zweitgrößte Teilnehmergruppe mit 15% sind die Immobiliendienstleister. Dazu zählen u.a. Unternehmensberater, Marktforscher und Sachverständige. Das Segment Immobilienvermittlung, zu dem Makler und Anlageberater gehören, stellt mit 14% die drittgrößte Gruppe. Kaum vertreten sind hingegen in diesem Jahr die beiden Segmente Bau und Finanzierung.

Bei der Mitarbeitergröße dominieren, wie auch schon in den Vorjahren, kleine und mittelständische Unternehmen. 57% der Teilnehmer beschäftigten bis zu 50 Mitarbeiter. Auch die größeren Unternehmen mit mehr als 251 Mitarbeitern sind gut vertreten: Jedes vierte Unternehmen fällt in diese Kategorie, darunter sind 24 Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Der Median weist jedoch 40 Beschäftigte pro Unternehmen aus. Insgesamt beschäftigen die befragten Unternehmen rund 110.000 Mitarbeiter. (sma)

Kurzsteckbrief Studenten

622 Studenten immobilienwirtschaftlicher und verwandter Fächer haben sich an der Umfrage zur Joboffensive 2013 beteiligt. Davon sind 294 Teilnehmer weiblich (47%). Wie auch schon in den Vorjahren sind knapp zwei Drittel der Befragungsteilnehmer nicht älter als 25 Jahre.

Drei Viertel der Studenten studieren in Vollzeit. Nur 16% studieren berufsbegleitend und 9% absolvieren ein duales Studium, zum Beispiel an einer Berufsakademie. An der Umfrage teilnehmen konnte, wer innerhalb der nächsten vier Semester einen immobilienwirtschaftlichen Abschluss erwerben wird. Und so stehen denn auch die meisten Teilnehmer kurz vor Ende ihres Studiums und sind im fünften Semester. Für 64% der Befragungsteilnehmer ist es der erste akademische Grad, den sie mit diesem Studium erwerben.

Die überwiegende Mehrheit der Studenten (58%) will den Abschluss Bachelor erwerben. Rund ein Drittel der Teilnehmer ist in einem Masterstudiengang eingeschrieben. Der Abschluss Diplom, der mit Beginn des Bologna-Prozesses durch die gestuften Abschlüsse Bachelor und Master fast überall abgelöst wurde, ist nur noch von knapp 4% das erklärte Studienziel. (sma)

Sonja Smalian

Grundstückswesen wird größter Sektor

Im Jahr 2030 wird der Sektor Grundstückswesen/Vermietung/unternehmensbezogene Dienstleistungen die meisten Arbeitsstunden am Arbeitsmarkt nachfragen, noch vor dem verarbeitenden Gewerbe und dem Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen.

Im Jahr 2030 wird der Sektor Grundstückswesen/Vermietung/unternehmensbezogene Dienstleistungen die meisten Arbeitsstunden am Arbeitsmarkt nachfragen, noch vor dem verarbeitenden Gewerbe und dem Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen.

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Karriere 24.01.2013
Arbeitsmarktforscher haben die Nachfrage und das Angebot am Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2030 in Arbeitsstunden berechnet. Das Arbeitsvolumen wird insgesamt nur leicht sinken, aber die Anteile der ... 

Arbeitsmarktforscher haben die Nachfrage und das Angebot am Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2030 in Arbeitsstunden berechnet. Das Arbeitsvolumen wird insgesamt nur leicht sinken, aber die Anteile der Sektoren verschieben sich: Allein im Grundstückswesen wird sich das benötigte Arbeitsvolumen um 58% erhöhen. Damit wird dieser Bereich der Immobilienwirtschaft der größte Nachfrager nach Arbeitszeit und damit Arbeitskräften insgesamt.

Der demografische Wandel befördert den viel beschworenen Fachkräftemangel. Doch dieser wird sich nicht nur auf die High Potentials beschränken, denn der Wettbewerb um Talente dürfte im Jahr 2030 auch um Beschäftigte mit mittleren Qualifikationen losbrechen - zumindest in einigen Berufsfeldern. Verstärkt wird dieser Trend durch das vermehrte Streben junger Arbeitskräfte nach akademischen Abschlüssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Gemeinschaftsstudie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung. Die Forscher haben bei ihrer Untersuchung Arbeitsvolumen in Stunden berechnet, um für Berufsfelder mit einem hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigten genauere Prognosen zu erhalten.

In ihrer Modellrechnung wird sich das benötigte Arbeitsvolumen von 57,7 Mrd. Stunden im Jahr 2000 auf 56,1 Mrd. Stunden im Jahr 2030 reduzieren. Wenig überraschend sehen die Forscher eine anhaltende Tertiärisierung und damit eine Ausweitung des Dienstleistungssektors voraus. Den größten Zuwachs im Arbeitsvolumen prognostizieren die Forscher im Sektor Grundstückswesen/Vermietung/unternehmensbezogene Dienstleistungen. Dort werden sich die benötigten Stunden von 6,6 Mrd. auf 10,4 Mrd. erhöhen - ein Plus von 58%! Innerhalb des gesamten Arbeitsvolumens schiebt sich der Sektor Grundstückswesen damit von Rang 3 im Jahr 2000 auf Rang 1 im Jahr 2030 und löst die beiden Sektoren Verarbeitendes Gewerbe sowie Handel/Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern ab. Jede fünfte Arbeitsstunde wird 2030 im Sektor Grundstückswesen nachgefragt werden.

Welches Qualifikationsniveau wird die Wirtschaft 2030 benötigen? Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss werden mehr zu tun bekommen. Ihr Arbeitsvolumen erhöht sich von 9,3 Mrd. Stunden auf 12,7 Mrd. Stunden. Doch für 51% der anfallenden Arbeitsstunden - 28,7 Mrd. - ist eine abgeschlossene Berufsausbildung gefragt.

Sonja Smalian

Die Vermessung des Mindestlohns

Mehr als drei Viertel der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe erachten den Mindestlohn als wichtig.

Mehr als drei Viertel der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe erachten den Mindestlohn als wichtig.

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Karriere 06.12.2012
Vor 15 Jahren wurde im Bauhauptgewerbe der Mindestlohn eingeführt. Die befürchteten Beschäftigungsverluste sind durch dieses neue Werkzeug jedoch nicht eingetreten, wie zwei aktuelle ... 

Vor 15 Jahren wurde im Bauhauptgewerbe der Mindestlohn eingeführt. Die befürchteten Beschäftigungsverluste sind durch dieses neue Werkzeug jedoch nicht eingetreten, wie zwei aktuelle Studien nachweisen. Dennoch zeigten sich große Veränderungen für die Belegschaft in dieser Phase.

Als am 1. Januar 1997 im Bauhauptgewerbe ein tariflicher Mindestlohn eingeführt wurde, war die Branche Vorreiter. Auf Basis des Arbeitnehmerentsendegesetzes war der erste Mindestlohn in Deutschland eingeführt worden, und das zu einer Zeit, als die Branche ächzte. Nach der Wiedervereinigung hatte es zunächst einen Bauboom in den neuen Bundesländern gegeben. Doch seit 1995 befand sich das Gewerbe im Abwärtstaumel und die Zahl der Beschäftigten halbierte sich bis 2005 von etwa 1,41 Mio. Beschäftigten auf ca. 717.000 Beschäftigte, wie Zahlen des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie zeigen. Seitdem sind die Zahlen ungefähr konstant geblieben. 2011 zählte das Bauhauptgewerbe rund 734.000 Beschäftigte.

Welche Auswirkungen hatte nun der Mindestlohn auf die Entwicklung am Bau? Diese Frage untersuchte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und kam zu interessanten Ergebnissen.

Erstens lässt sich statistisch kein Einfluss des Mindestlohns auf die Beschäftigungsentwicklung nachweisen, d.h. der Beschäftigungsabbau war konjunkturbedingt. Zu dieser Einschätzung kommt auch eine Untersuchung des DIW Berlin - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, das verschiedene Studien zu dem Thema ausgewertet hat.

Für Ostdeutschland weist die IAB-Untersuchung jedoch größere Auswirkungen auf die Entlohnung durch den Mindestlohn nach als in Westdeutschland. So orientieren sich die Löhne im Osten immer häufiger am Mindestlohn. Das hat zur Folge, dass die Lohnunterschiede zwischen den Beschäftigten zurückgegangen sind und Facharbeiter erhalten nur geringfügig mehr als einfache Arbeiter. Offenbar konnten besonders ostdeutsche Geringverdiener vom Mindestlohn profitieren, heißt es. Dennoch halten 80% der ostdeutschen Beschäftigten im Baugewerbe die Lohnuntergrenzen für zu niedrig, wie eine Umfrage ergab. Nur 17% der ostdeutschen Beschäftigten empfinden ihren Lohn als gerecht, während das in Westdeutschland jeder zweite tut. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass das Thema Mindestlohn wichtig sei (West: 77%; Ost: 83%). Dennoch kann kaum ein Baubeschäftigter die Höhe der aktuellen Mindestlöhne benennen.

Sonja Smalian

Der Nachwuchs sucht Mittelständler

Am liebsten zu einem mittelständischen Projektentwickler in die
Rhein-Main-Region lautet die Wunschkombination der baldigen
Berufseinsteiger in der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive.

Am liebsten zu einem mittelständischen Projektentwickler in die Rhein-Main-Region lautet die Wunschkombination der baldigen Berufseinsteiger in der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive.

Bild: Andrey Kiselev/Fotolia.com

Karriere 04.10.2012
Zu Beginn ihres Studiums haben viele junge Menschen zunächst nur eine grobe Vorstellung davon, wo sie der Job einmal hinführen soll. Nach den ersten Praktika und Nebenjobs sowie mit steigender ... 

Zu Beginn ihres Studiums haben viele junge Menschen zunächst nur eine grobe Vorstellung davon, wo sie der Job einmal hinführen soll. Nach den ersten Praktika und Nebenjobs sowie mit steigender Semesterzahl wird den Studenten jedoch langsam klar, was sie sich beruflich vorstellen können - und was nicht. Ob Branchensegment, Stadt oder Unternehmensgröße, die 714 teilnehmenden Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge haben ihre Präferenzen in der diesjährigen IZ-Joboffensive klar geäußert und sich dabei auch noch Verhandlungsspielraum gelassen.

Die Königsklasse der Immobilienwirtschaft - die Projektentwicklung - hat ihre Anziehungskraft auf den Nachwuchs nicht verloren. Zum neunten Mal in Folge verteidigt dieses Segment seine Spitzenposition in der jährlichen Umfrage zur Joboffensive. An der Arbeitsmarkt- und Gehaltsumfrage der Immobilien Zeitung beteiligten sich in diesem Jahr 714 Studenten immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge. Jeder fünfte von ihnen würde nach seinem Abschluss am liebsten in die Projektentwicklung einsteigen. Auf Rang zwei der Beliebtheitsskala steht wie auch schon in den beiden Vorjahren das Asset- und Property-Management, das sich jeder Sechste als späteres Einsatzgebiet wünscht. Knapp jeder zehnte Student sieht sich im Segment Bewertung und Rang vier teilen sich die drei Teilsegmente Fondsmanagement, Projektsteuerung/-management und Immobilienberatung.

Obwohl in diesem Jahr insgesamt fünf Maklerhäuser zu den fünfzehn Top-Arbeitgebern zählen, gehören die Segmente Vermittlung von Wohnimmobilien (4%) bzw. Vermittlung von Gewerbeimmobilien (2%) nicht zu den favorisierten Tätigkeitsbereichen des Nachwuchses. Ins Facility-Management zieht es ebenfalls nur 4% der Umfrageteilnehmer. Einige feine Unterschiede zeichnen sich zwischen den Geschlechtern ab: Männer begeistern sich stärker fürs Fondsmanagement und die Projektentwicklung, während es die Frauen stärker in das/die Projektmanagement/-steuerung sowie die Vermittlung von Wohnimmobilien zieht. Und es gibt auch eine Gruppe, die die Projektentwicklung nicht auf den ersten Platz setzt: die Studenten an Fachhochschulen. Sie nennen das Asset- und Property-Management an erster Stelle.

Doch nicht nur das Branchensegment, sondern auch die Unternehmensgröße ist ein wichtiges Attribut bei der Wahl des künftigen Arbeitgebers. Großkonzerne haben andere Strukturen als mittelständische Familienunternehmen und eine angelsächsisch geprägte Unternehmenskultur unterscheidet sich von einer vertrauteren deutschen. Was bevorzugen also die baldigen Berufseinsteiger?

37% wollen zu Mittelständlern

Die Befragungsteilnehmer zieht es wie schon im Vorjahr am ehesten in mittelständische Unternehmen: 37% möchten in Betrieben mit weniger als 500 Mitarbeitern beschäftigt sein. Das ist eine schlaue Strategie, denn 95% der Stellenangebote werden von Betrieben mit weniger als 500 Mitarbeitern gestellt. Kleine und mittlere Betriebe sorgten für einen stabilen Stellenmarkt, heißt es in einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Arbeitskräftebedarf dieser Betriebe sei im zweiten Quartal 2012 leicht positiv und die Zahl der offenen Stellen habe sich um 4% im Vergleich zum Vorjahresquartal erhöht. Das Grundstücks- und Wohnungswesen zählt dabei zu den Bereichen, die einen besonders hohen Anstieg zu verzeichnen hatten. Anders hingegen sieht es bei den Großunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern aus. Dort sei nach der IAB-Untersuchung die Zahl der offenen Stellen im zweiten Quartal 2012 auf knapp 50.000 gesunken im Vergleich zum Vorjahresquartal (65.000). "Die Großbetriebe sind aufgrund ihrer stärkeren internationalen Verflechtung besonders von der anhaltenden Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Europa beeinflusst", erklärt die IAB-Arbeitsmarktforscherin Anja Kettner. Obwohl Großbetriebe aktuell nur ca. 5% der Stellenangebote stellen, sind sie für die Studenten als künftige Arbeitgeber von Interesse: Ein Drittel der Teilnehmer würde gern in einem solchen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten arbeiten. Und immerhin 19% der Studenten wären gerne ihr eigener Chef und selbstständig tätig. Während sich jeder vierte Student eine Selbstständigkeit vorstellen kann, sind es bei den Studentinnen nur 12%.

Am liebsten ins Rhein-Main-Gebiet

Die Studenten haben nicht nur klare Präferenzen bei ihrem späteren Tätigkeitsfeld, sondern auch bei ihrem Einsatzort: Ganz oben auf der Wunschliste steht Frankfurt mit dem Rhein-Main-Gebiet (16%). Damit schiebt sich das wirtschaftliche Powerhouse vor Hamburg und Berlin. Aber auch München, Stuttgart und Leipzig gehören zu den favorisierten Regionen. Offen für die Möglichkeiten, die sich bieten werden, sind immerhin 6% der Studenten: Sie würden überall hingehen.

Auch das Ausland stellt für 56% der Befragungsteilnehmer eine Alternative dar. Besonders reiselustig sind Studenten an Universitäten, von denen es 72% in die Ferne zieht. Auch Studenten im Erststudium könnten sich einen Weggang aus Deutschland vorstellen, während Studenten an sonstigen Bildungseinrichtungen, wie z.B. Weiterbildungsakademien, das Ausland am wenigsten reizt. Besonders beliebt bei den 401 Studenten, die gern im Ausland arbeiten würden, sind die USA (22%) und Großbritannien (20%). Hauptsache weg, egal wohin, ist für jeden Zehnten eine Option.

Sonja Smalian

Dem Bau fehlt der qualifizierte Nachwuchs

Trotz gefüllter Auftragsbücher bricht jeder fünfte Bau-Azubi seine
Ausbildung vorzeitig ab. Auch bei den Studenten des Bauingenieurwesen gibt
es viele Abbrecher. Die Branche spürt den Fachkräftemangel bereits.

Trotz gefüllter Auftragsbücher bricht jeder fünfte Bau-Azubi seine Ausbildung vorzeitig ab. Auch bei den Studenten des Bauingenieurwesen gibt es viele Abbrecher. Die Branche spürt den Fachkräftemangel bereits.

Bild: BilderBox.com

Karriere 16.08.2012
Der demografische Wandel hat längst auch die Bauwirtschaft erreicht. Seit Jahren scheiden altersbedingt mehr Fachkräfte aus, als junge nachkommen. Zudem gibt es hohe Abbrecherquoten bei ... 

Der demografische Wandel hat längst auch die Bauwirtschaft erreicht. Seit Jahren scheiden altersbedingt mehr Fachkräfte aus, als junge nachkommen. Zudem gibt es hohe Abbrecherquoten bei Auszubildenden in den Bauberufen und Studenten des Bauingenieurswesens. Dabei ist die Lage am Bau-Arbeitsmarkt durchaus wieder im Aufwind, wie der zweite Branchenbericht zeigt.

2012 sei ein sehr positives Jahr für die Bauwirtschaft, sagte Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. In den ersten fünf Monaten beliefen sich die Auftragsbestände auf 22,1 Mrd. Euro. Das sei das höchste Auftragsvolumen seit mehr als 20 Jahren, so Knipper bei der Vorstellung des zweiten Branchenberichts zum Bau-Arbeitsmarkt, den die Bundesagentur für Arbeit und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gemeinsam mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie herausgeben haben. "Die Branche steht wirklich gut da", betonte Knipper. Und das sei kein Strohfeuer. Er rechnet mit einem realen Wachstum von 1% bis 2% jährlich in den kommenden zehn Jahren, sofern die Euro-Krise nicht eskaliert.

Hohe Ausbildungsleistung

Die Konjunkturdaten geben Grund zur Hoffnung. Das war in den vergangenen zehn Jahren nicht immer so. Von 2001 bis 2006 hat die Bauwirtschaft ihre Beschäftigtenzahl von 2 Mio. auf 1,5 Mio. reduziert. Inzwischen hat sich die Zahl auf dem niedrigen Niveau stabilisiert. Ende Juni 2011 zählte das Baugewerbe zusammen mit dem Bauhauptgewerbe 1.637.000 Beschäftigte sowie zusätzlich 436.000 Beschäftigte in Architektur- und Ingenieurbüros. Der Bedarf an Fachkräften sei hoch, sagte Knipper. "Seit Jahren jedoch übersteigen die altersbedingten Abgänge die Zugänge an Nachwuchskräften deutlich. Hier bekommt unsere Branche die Auswirkungen des demografischen Wandels zu spüren."

Dabei liegt die Ausbildungsleistung der Bauunternehmen mit 41% deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 32%. Doch die Bauwirtschaft hat Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Allein im vergangenen Jahr konnte jede dritte Bauunternehmung die angebotenen Plätze nicht vergeben. Während im Berichtsjahr 2010/11 etwa 1.400 der gemeldeten Ausbildungsstellen für Bauberufe unbesetzt blieben, waren es im Vorjahr noch weniger als 1.000 gewesen. Mit einer Quote der unbesetzten Lehrstellen von 4,9% liegt die Baubranche immer noch unterhalb der Quote aller Ausbildungsberufe von 5,7%.

Zu kämpfen hat die Branche auch mit hohen Abbrecherquoten von rund 20% bei den Auszubildenden. So lösen im Schnitt 26% der Azubis in den Hochbauberufen vorzeitig ihren Ausbildungsvertrag. Bei den Auszubildenden im Tiefbau ist die Zahl mit 19% am niedrigsten und am häufigsten werfen die angehenden Maler und Lackierer während der Ausbildungszeit vorzeitig das Handtuch (35%).

Die Ursachen hierfür reichen von der falschen Berufswahl über Schwierigkeiten mit den theoretischen Anforderungen bis hin zu persönlichen Problemen mit dem Chef. Die Abbrecherquoten zu reduzieren, sieht Knipper denn auch als wichtige Aufgabe an. Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit, den Sozialpartnern und den Unternehmen will er Strategien entwickeln, um mehr Nachwuchs zu gewinnen und zu halten, betonte Knipper.

Viele Studienabbrecher

Auch am akademischen Nachwuchs mangelt es. Zwar ist die Zahl der Studienanfänger im Fach Bauingenieurwesen seit 2007 stark gestiegen auf 14.500 im Jahr 2010, doch die Zahl der Absolventen liegt deutlich darunter. Sie betrug 2010 bei den Bauingenieuren 5.400. Pro Jahr habe die Branche jedoch einen Personalbedarf von mindestens 4.500 Nachwuchskräften, sagte Knipper. In den letzten Jahren hätten sich aber nur 3.500 der jungen Bauingenieure für einen Job in der Baubranche entschieden.

Sorgen bereiten Knipper auch die hohen Abbrecherquoten: So verlässt jeder zweite Bachelor-Student im Fach Bauingenieurwesen vorzeitig die Universität. An den Fachhochschulen ist es immerhin noch jeder dritte (36%). Niedriger sind die Abbruchquoten bei Universitätsstudenten in einem Diplom- oder Magisterstudium (20%). An Fachhochschulen führen 30% der Diplom-Studenten das Studium nicht zu Ende. Knipper hat dafür eine Erklärung. Viele scheiterten im Grundstudium an der hohen Mathematik des konstruktiven Ingenieurbaus. Er plädiert deswegen dafür, diese Aspekte eher ins Hauptstudium zur verlagern. "Uns ist es wichtig, dass Bauingenieure nicht zu früh spezialisiert werden", sagt Knipper. In Anbetracht der hohen Abbrecherquoten gibt er zu bedenken: "Da muss man sich schon fragen, was wir da vergeuden."

Sonja Smalian