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Erst der Krieg, dann die Insolvenz

Sinje-Swala  Buschmann.  Quelle: Comfort Hamburg  GmbH

Sinje-Swala Buschmann. Quelle: Comfort Hamburg GmbH

Quelle: Comfort Hamburg GmbH

Karriere 22.12.2022
Im Februar 2022 übernahm Sinje-Swala Buschmann die Geschäftsführung des Maklerunternehmens Comfort Hamburg. Sieben Monate später meldeten Teile der Comfort-Gruppe Insolvenz an. ... 

Im Februar 2022 übernahm Sinje-Swala Buschmann die Geschäftsführung des Maklerunternehmens Comfort Hamburg. Sieben Monate später meldeten Teile der Comfort-Gruppe Insolvenz an.

Immobilien Zeitung: Wenn Sie auf das Jahr 2022 zurückblicken, welche neuen Erkenntnisse haben Sie in Ihrer jetzigen Position gewonnen?

Sinje-Swala Buschmann: 2022 hat uns gezeigt, dass auch Dinge, die man für praktisch unmöglich gehalten hat, passieren können. Weder den Angriff auf die Ukraine zu Beginn des Jahres noch die Insolvenz von Teilen der Comfort-Gruppe Anfang September hätte ich vor einem Jahr um diese Zeit für möglich gehalten.

IZ: Was war das beherrschende Thema des Jahres 2022?

Buschmann: Natürlich der Krieg in der Ukraine und die Folgen für die Menschen dort, aber auch für uns alle. Aus immobilienwirtschaftlicher Sicht die Verschlechterung des Konsumklimas, die gestiegenen Zinsen und die daraus resultierende Verschlechterung der Marktsituation, insbesondere für einzelhandelsgenutzte Immobilien.

IZ: Welche Emotionen verbinden Sie mit dem zu Ende gehenden Jahr? Welches war Ihr überraschendstes Erlebnis?

Buschmann: Vor allen Dingen Wut, Trauer, Entsetzen und Ungläubigkeit angesichts des Krieges. Tatsächlich kam dann die Tatsache, dass Teile der Comfort-Gruppe Anfang September einen Antrag auf Regelinsolvenz stellen mussten, für mich vollkommen überraschend.

IZ: Wie sah Ihr schönster bzw. Ihr schrecklichster Moment 2022 aus?

Buschmann: Den Begriff "schön" würde ich eher auf private Momente mit meinem Sohn anwenden wollen. Davon gab es glücklicherweise eine ganze Menge. Beruflich habe ich mich sehr über das Zusammenspiel des Teams und die gute Stimmung bei Comfort in Hamburg gefreut.

Was die schrecklichsten Momente angeht, muss ich immer wieder auf die gleichen Dinge zurückkommen, namentlich den Krieg und die Insolvenz der Comfort. Das liegt natürlich daran, dass diese so außergewöhnlich und prägend waren und noch immer sind.

IZ: Und was erwarten Sie für 2023 bzw. was wünschen Sie Ihren Mitarbeitern bzw. den Lesern der IZ?

Buschmann: Ich hoffe inständig, dass der Krieg gegen die Ukraine zu Ende geht und wir wieder zu einem friedlicheren Miteinander zurückfinden. Dabei wünsche ich uns allen, dass wir die Folgen dieses Krieges gemeinsam bewältigen können.

IZ: Frau Buschmann, vielen Dank für das Gespräch.

Christoph von Schwanenflug

Kein geradliniger Einstieg

Das Jahr 2022 hielt mehr Überraschungen parat, als viele Jobwechsler dachten.

Das Jahr 2022 hielt mehr Überraschungen parat, als viele Jobwechsler dachten.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Who is Danny

Karriere 22.12.2022
Das allererste Jahr in einem Job ist immer etwas Besonderes. In diesem Jahr gilt das mehr denn je, dafür sorgten der Einmarsch Russlands in die Ukraine und seine Folgen, gerade als die ... 

Das allererste Jahr in einem Job ist immer etwas Besonderes. In diesem Jahr gilt das mehr denn je, dafür sorgten der Einmarsch Russlands in die Ukraine und seine Folgen, gerade als die Corona-Zeit vorbei schien. Wie sich ihr erstes Jahr im Amt angefühlt hat, erzählen 13 Menschen, die vor rund zwölf Monaten eine neue Position angetreten haben. Von der Einsteigerin über den Geschäftsführer bis zur Bundesbauministerin.

Die "aufregendste Zeit der letzten 15 Jahre" hat Inga Schwarz seit Januar als Chefresearcherin bei BNP Paribas Real Estate erlebt. Nicht nur die zusätzliche Verantwortung, die ihr mit ihrer Beförderung übertragen wurde, sorgte für diese Aufregung. Schon kurz nach Antritt ihrer Position erlebte sie Umbrüche im Markt, auf die sie reagieren musste.

Schwarz ist nicht die einzige, deren erstes Jahr in einer neuen Rolle sich wie ein Marathon anfühlte. Denn die abklingende Corona-Pandemie hatte noch vor rund zwölf Monaten bei vielen Immobilienexperten die Lust auf eine berufliche Veränderung geweckt und den Mut angestachelt. Ob der Sprung in die Selbstständigkeit, der Umzug an einen anderen Standort oder ein Arbeitgeberwechsel – als sich die Pandemie-Starre nach und nach löste, war eine Neuorientierung bei vielen wieder möglich. Lange gehegte Pläne sollten endlich in die Tat umgesetzt werden.

Ein Jahr ohne Schonfrist für die Branche

Den Personalern kam diese deutlich gestiegene Wechselbereitschaft inmitten des anhaltenden Fachkräftemangels zugute. Headhunter beschreiben das erste Quartal 2022 rückblickend als ihr umsatzstärkstes seit langem und auch in den Führungsebenen wurden einige Posten umverteilt und zusätzliche Zuständigkeiten geschaffen. Nicht selten wurde auch die Treue von langjährigen Mitarbeitern durch eine Beförderung belohnt.

An ein entspanntes Ankommen in einer neuen Rolle mitsamt ihren Aufgaben war jedoch schon kurz nach dem Jahresstart nicht zu denken. "Ohne Schonfrist", so beschreibt Klara Geywitz (SPD) den Auftakt ihrer Amtszeit als Bundesbauministerin. Sie fasst zusammen, dass sich auf die Liste der großen Ziele für die Branche Zinsveränderungen, Lieferengpässe und Inflation als zusätzliche Hürden zur Digitalisierung, bezahlbarem Wohnraum und Nachhaltigkeit gesellten.

Zwar hatten sich viele der Jobwechsler daran gewöhnt, zumindest teilweise aus dem Homeoffice heraus zu arbeiten, doch die hybride Kommunikation stellte die, die zum ersten Mal führen mussten, noch einmal vor weitere Herausforderungen. Das eigene Netzwerk galt es nach der pandemiebedingten Veranstaltungspause auf Vordermann zu bringen. In Berlin baute Jason Holmes so einen Standort für die Personalberatung Artes Recruitment auf. In Frankfurt nutzte Leonie Tauscher wie viele andere Nachwuchskräfte die Gelegenheit, die Branche über den eigenen Schreibtisch hinaus kennenzulernen.

Davon, dass persönliche Treffen, vor allem mit Kunden, wieder möglich waren, profitierte Alexander Berg als frischgebackener Marketingchef beim Bau- und Bauträgerunternehmen Kleespies zu Beginn des Jahres. Schwierig wurde es, als die Kaufbereitschaft für Wohnungen im Laufe des Jahres nachließ.

Frank Preuss musste wenige Wochen nach der Gründung seines eigenen Unternehmens Auvidis den gesamten ursprünglichen Geschäftsplan umwerfen. Wegen der Zinsentwicklung setzt er nun weniger auf die Akquise von Bestandsimmobilien und konzentriert sich stattdessen auf Projektentwicklungen. Beim Wohnungsunternehmen Heimstaden stand Michael Lippitsch als neuer Kommunikationschef kurz nach Kriegsausbruch im Frühjahr vor der Aufgabe, Unterkünfte unbürokratisch an Geflüchtete aus der Ukraine zu vermitteln. Seinen Mietern musste das Unternehmen im Laufe des Jahres die gestiegenen Energiepreise rechtfertigen. Eine Hürde, vor der beim Jahresendspurt noch andere Branchenakteure stehen. Ruhigere Zeiten sind auch am Jahresende nicht in Sicht.

Lesen Sie hierzu auch die Erfahrungsberichte der Jobneulinge:

Janina Stadel