Hypoport denkt in Kreisen

Dies ist der General Company Circle (GCC) mit dem Großteil der Mitarbeiter der Hypoport. Die farbigen Kreise, groß wie klein, stellen Rollen (z.B. Marketing) dar. Sie können Teams oder Einzelpersonen sein. Wird die Aufgabe einer Rolle kleinteiliger bearbeitet, entsteht daraus ggf. ein Subkreis, der sich aus Rollen zusammensetzt (z.B. bei Tools und Prozesse) oder einen inneren Subkreis hat (z.B. Mergers & Acquisitions). Vorstand Gawarecki ist u.a. Teil der Rollen Strategie und Rollenzuteilung. Ein eigener Kreis mit drei Vorständen ist dem GCC übergeordnet.

Dies ist der General Company Circle (GCC) mit dem Großteil der Mitarbeiter der Hypoport. Die farbigen Kreise, groß wie klein, stellen Rollen (z.B. Marketing) dar. Sie können Teams oder Einzelpersonen sein. Wird die Aufgabe einer Rolle kleinteiliger bearbeitet, entsteht daraus ggf. ein Subkreis, der sich aus Rollen zusammensetzt (z.B. bei Tools und Prozesse) oder einen inneren Subkreis hat (z.B. Mergers & Acquisitions). Vorstand Gawarecki ist u.a. Teil der Rollen Strategie und Rollenzuteilung. Ein eigener Kreis mit drei Vorständen ist dem GCC übergeordnet.

Quelle: Hypoport AG

Karriere 25.07.2019
Der Finanzdienstleister Hypoport hält das Hierarchie-System mit einem Häuptling und vielen Indianern nicht mehr für zeitgemäß. In einzelnen Tochterunternehmen hat er stattdessen eine ... 

Der Finanzdienstleister Hypoport hält das Hierarchie-System mit einem Häuptling und vielen Indianern nicht mehr für zeitgemäß. In einzelnen Tochterunternehmen hat er stattdessen eine holakratische Struktur eingeführt. Die Mitarbeiter organisieren sich in Kreisen und treffen eigenverantwortliche Entscheidungen. Diese seien letztlich besser als die eines Chefs, heißt es.

Holakratie ist nichts für Befehlsempfänger und Wegducker. Diese Art der Organisation eines Unternehmens basiert auf dem Gedanken, dass Entscheidungen in Mitarbeiterteams getroffen werden - eigenverantwortlich. Lass das mal den Chef machen, gilt nicht.

Dafür organisieren sich die Kollegen in Kreisen, ähnlich wie in Abteilungen. Die einzelnen Aufgaben, die im hierarchischen System von kleinen Teams erledigt wurden, sind nun als Rollen definiert, die meist von mehreren Personen besetzt sind. Aus solch einer Rolle kann in holakratischer Denkweise ein Subkreis entstehen, der dem Kreis berichtet.

Wer vorher seiner Abteilung zugeordnet war, arbeitet nun meist in mehreren Kreisen und hat unterschiedliche Rollen inne. Allgemeingültige Titel gibt es dabei nicht. Vorstände und Chefs behalten u.a. in übergeordneten Kreisen das große Ganze im Blick.

Der Finanzdienstleister Hypoport hat die Holakratie in Teilen der Holding eingeführt. Vorstand Stephan Gawarecki und Agile Coach Björn Schneider berichten über ihre Erfahrungen:

Immobilien Zeitung: In der Holakratie rücken Titel und Positionen in den Hintergrund. Welche Postenbeschreibungen stehen aktuell in Ihren E-Mail-Signaturen?

Stephan Gawarecki: Vorstand. Rein rechtlich hat sich das ja nicht verändert. Nach außen kann ich nicht alle Rollen kommunizieren, die ich in den holakratischen Kreisen bei uns innehabe. Das würde nur verwirren.

Björn Schneider: Das geht mir auch so. Mein "Titel" richtet sich zumindest nach außen häufig nach dem, was von mir verlangt wird.

IZ: Holakratie einzuführen ist ein umwälzender Schritt. Wie sind Sie vorgegangen?

Gawarecki: Wir haben das vor etwa drei Jahren zunächst im Management-Team von Dr. Klein Privatkunden ausprobiert. Nach einer etwa einjährigen Testphase wurde es weiter nach unten ausgerollt. Auch Europace und Smart InsurTech sind schon lange dabei, Qualitypool z.B. tastet sich gerade heran.

Schneider: Wir haben uns dazu entschieden, möglichst viele Entscheidungen dort treffen zu lassen, wo auch gehandelt wird. Und das ist im klassischen Hierarchiedenken möglichst weit unten. Dort schlummern viele Talente, die wir dadurch gerne ermutigen und fördern möchten.

IZ: Aber eigentlich sollte doch der Chef dazu in der Lage sein.

Schneider: Chef wird in aller Regel derjenige, der etwas fachlich am besten kann. In der heutigen Zeit ändern sich allerdings die Aufgaben und Anforderungen sehr schnell. Die Anforderungen an Komplexität nehmen weiter zu und dadurch die Unsicherheit, in der Entscheidungen getroffen werden müssen. Je höher aber ein Chef befördert wird, umso weniger kennt er sich mit den Aufgaben an der Basis aus und kann gar nicht mehr die besten Entscheidungen treffen.

IZ: Und was passiert in der Holakratie?

Gawarecki: In der klassischen Denkweise kann der Chef alles und entscheidet alles. Die Holakratie erkennt dagegen eher verschiedene Rollen: z.B. die fachliche Kompetenz, die Führungsqualitäten, den Controller, der Ziele erreichen muss, und den Kommunikator zwischen den Ebenen. Diese Rollen können verschiedenen Personen zugeschrieben, die Aufgaben also besser aufgeteilt werden.

IZ: Das heißt, der Chef gibt einen Großteil der Verantwortung an seine Mitarbeiter ab?

Gawarecki: Ja, das ist ein Top-down-Effekt. Die Verantwortung muss aber auch unten aufgefangen werden können. Dabei wird die Eigenverantwortung der Mitarbeiter trainiert.

Schneider: Viele Mitarbeiter glauben von sich, sie könnten selbst entscheiden. Aber das in einem Team von zehn bis zwölf Personen zu tun, ist manchmal schwerer als gedacht. Am Ende gewinnen sowohl die Chefs als auch die Mitarbeiter. Alle stehen gestärkt hinter der Entscheidung.

IZ: Können Sie an einem praktischen Beispiel erklären, wie ein Kreis funktioniert?

Schneider: Früher habe ich als Leiter von People & Organisation letztendlich z.B. entschieden, welches Bewerbermanagement-Tool wir verwenden. Heute gibt es die Rolle Stellenbesetzung, die mit 17 Kollegen besetzt ist, die diese Rolle täglich lebendig machen. Diese Rolle ist nun für die Entscheidung zuständig und braucht auch bei Investitionen nicht mehr mich zu fragen. Dafür ist jetzt die Rolle Ressourcen - mit zwei Kollegen besetzt - zuständig, die sich mit der Planung und dem Controlling der Ein- und Ausgaben von People & Organisation beschäftigt.

IZ: Inwiefern merkt der Kunde oder Geschäftspartner, dass Sie holakratisch organisiert sind? Ändern sich da Ansprechpartner?

Gawarecki: Wenig. Änderungen der Ansprechpartner kommen ja immer mal vor, die bringt nicht nur die Holakratie mit sich. Und meist füllen Menschen die Rollen, die sie eh operativ schon innehatten. Aber im Zweifel werden Menschen für die Geschäftspartner zum Ansprechpartner, die noch näher an ihren Themen und Problemen dran sind.

IZ: Auch wenn Titel unwichtiger werden, so gibt es in der Holakratie dennoch eine Art von Hierarchie. Es gibt Sub-Kreise, die dem Kreis berichten, der wiederum mit dem übergeordneten Kreis kommuniziert.

Schneider: Die Bildung von Hierarchien ist nichts Schlimmes, das ist ein ganz natürlicher Prozess. Wenn Sie fünf Leute zusammensetzen, die sich mit Excel auskennen, wird es immer einen geben, der das am besten kann. Es bildet sich dann automatisch einer heraus, der die Gruppe führt. Der Unterschied zum klassischen Hierarchiedenken ist, dass sie sich nicht mehr an einzelnen Menschen, sondern an der Arbeit orientiert. Und dass die Menschen für ihr Tun mehr Verantwortung übernehmen können.

IZ: Wenn Mitarbeiter zusammenkommen, können daraus lange Diskussionen entstehen, an deren Ende wenig herumkommt. Fördert die Holakratie nicht dieses Risiko?

Gawarecki: In klassischen Unternehmen ist das nicht anders. Die Holakratie hingegen bietet viele Werkzeuge, Meetings effizienter zu machen. Eines davon ist ein Regelwerk, das den Ablauf eines Meetings vorgibt. Es werden zum Beispiel nur Ergebnisse besprochen, nicht die ganze Vorgeschichte.

IZ: Wie werden Entscheidungen getroffen?

Gawarecki: Ein Mitglied macht einen Vorschlag. Daraufhin werden schwerwiegende Einwände behandelt. Ein reines Bauchgefühl, warum etwas nicht funktionieren könnte, gilt nicht. Und wenn nichts oder nichts Relevantes mehr gegen den Vorschlag spricht, dann wird er angenommen und den in anderen Kreisen organisierten Betroffenen mitgeteilt.

IZ: Die holakratischen Prozesse entsprechen nicht gerade dem, was viele Mitarbeiter über Jahre hinweg gelebt haben. Wie haben Sie sie auf die Umstellung vorbereitet?

Schneider: In der Tat haben wir viele unserer Coaches in Holakratie ausgebildet, damit sie ihrerseits intern Trainings und Beratung anbieten können. Das allein würde aber nicht funktionieren, wenn die Coaches nicht auch alle eine solide Coaching-Ausbildung (meistens systemisch) hätten und viel Erfahrung mitbringen würden. Letztendlich geht es immer wieder darum, eingefahrene und ineffiziente Prozesse zu stören und bei der Anpassung wirksam zu unterstützen.

IZ: Wie ist aktuell die Stimmung? Gab es Ab- oder Zugänge deswegen?

Gawarecki: Wie bei allen Veränderungen gibt es Menschen, die mit dem neuen System super klarkommen und die positiven Effekte sofort spüren, aber auch solche, die da erst mal eher zurückhaltend sind. Und natürlich - wo Verantwortung abgegeben wird, muss sie auch genommen werden. Das ist für den einen oder anderen Kollegen schon eine Umstellung.

Schneider: Es gab wohl keine Abgänge nur wegen Holakratie. Wenn, dann ist es ein Zusammenspiel mehrerer Punkte, die eine Kündigung hervorrufen. Aber wir stellen fest, dass das Thema im Recruiting auf viel Interesse stößt. Gerade die jüngeren Generationen können sich vielfach gar nicht mehr vorstellen, in starren Hierarchien und ohne Eigenverantwortung zu arbeiten.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Anke Pipke.

Anke Pipke

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MAT: Anna Salcher

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Werkstudentin bei Frauen in Führung (F!F), Studentin der Irebs an der Universität Regensburg. Geboren 2000. ... 

Werkstudentin bei Frauen in Führung (F!F), Studentin der Irebs an der Universität Regensburg. Geboren 2000.

Werdegang

Praktikum in der Marketingabteilung bei Springer Medizin Verlag, studentische Hilfskraft bei der Kandler-Gruppe, einem Darlehensvermittler für Kommunalfinanzierung. Werkstudentin im Verein Frauen in Führung e.V. (seit März 2022).

Top-Projekte

Akquise bei institutionellen Geldgebern für ein Finanzierungsobjekt von Verband Region Stuttgart bei der Kandler Kommunalfinanzgruppe. Verantwortung für die Umsetzung und den Aufbau des Speakerinnen-Pools/der Male-Ally-Kampagne beim Verein Frauen in Führung. Organisation der 26. Irebs Personalmesse im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei Irebs Core mit über 30 Unternehmen, 200 Studierenden und knapp 400 Gesprächen.

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Mein Studium (inkl. Master) erfolgreich an der Irebs abzuschließen und nebenher den Verein F!F weiterhin zu unterstützen, damit dieser seine Ziele erreicht. Danach werde ich ins Berufsleben einsteigen, in welchem ich mich weiter mit dem Thema ESG beschäftigen möchte. Mein Ziel ist es, das S in ESG in der Immobilienbranche zu etablieren. Dies bedeutet für mich eine Umsetzung auf Unternehmensebene sowie auf der Ebene der Gebäude/Quartiere selbst. In Unternehmen muss es die gleichen Chancen für Frauen sowie Minderheiten geben. Bei Städten muss Einkommensabgrenzung vermieden werden, um Kindern aus sozial schwachen Haushalten Zukunftsaussichten zu schaffen.

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Ich habe in meinem Leben erlebt, wie Klassenkamerad:innen in sozialem Wohnungsbau aufgewachsen sind und welche Schwierigkeiten sie dadurch hatten, welche mir erspart blieben. Wissend um mein Privileg, möchte ich mich mit meinem Engagement für eine sozialere Immobilienwirtschaft einsetzen, um so eine Perspektive für zukünftige Generationen zu schaffen. Das macht mich zum MAT.

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Chancengleichheit. Die gleichen Chancen für Männer und Frauen im Berufsleben, aber auch unter sozialen Schichten. Immobilien/Städte tragen hierbei eine große Verantwortung.

Netzwerke und Engagements

Ich bin neben meinem Ehrenamt bei Irebs Core auch selbst als Mitglied aktiv tätig.

Kontakt:

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Janina Stadel

Academies stärken Bindung der Mitarbeiter

In internen Schulungen lernen Mitarbeiter unternehmens- und jobrelevante Inhalte.

In internen Schulungen lernen Mitarbeiter unternehmens- und jobrelevante Inhalte.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Andrey Popov

Karriere 20.10.2022
Mit internen Akademien nehmen Unternehmen die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand. Inhaltlich sollen job- und unternehmensspezifisches Fachwissen vermittelt werden. ... 

Mit internen Akademien nehmen Unternehmen die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand. Inhaltlich sollen job- und unternehmensspezifisches Fachwissen vermittelt werden. Aber auch das Zugehörigkeitsgefühl zum Arbeitgeber wollen die Firmen durch die hausinternen Kurse stärken.

Wer beim Immobilienfinanzierungsvermittler Baufi24 Karriere machen will, muss zuerst das hauseigene Training überstehen. Alle neuen Mitarbeiter durchlaufen das Onboarding an der sogenannten Bilthouse-Academy, in der die Unternehmensgruppe unter anderem ihre Finanzberater ausbildet. Wer bisher nur wenig Praxiserfahrung vorweisen kann, lernt sogar bis zu vier Wochen lang in Vollzeit. Es geht um Fachwissen zur Baufinanzierung, um Beratungsdialoge und Prozesse. Auch wer Quereinsteiger ist, muss die Kurse durchstehen. Er lernt zwei Wochen lang die Kultur des Unternehmens kennen, den Beratungsansatz der Bilthouse-Gruppe sowie die spezifischen Systeme und Plattformen.

Die Bilthouse-Gruppe ist nur eines von zahlreichen Unternehmen der Branche, die die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand nehmen. Der Immobilienverwalter Reanovo hat seine Academy kürzlich um einen mehrwöchigen Kurs erweitert, der rund 260 Verwalter fit macht für eine Zertifizierung durch die Industrie- und Handelskammer. Und die niederländische Ten-Brinke-Gruppe schult ihre Mitarbeiter seit fast zehn Jahren darin, nicht nur Immobilien zu entwickeln, sondern auch die eigene Persönlichkeit. Damit schlagen die Unternehmen mehrere Fliegen mit einer Klappe: Einerseits positionieren sie sich als attraktiver Arbeitgeber, dem die Förderung der Mitarbeiter am Herzen liegt. Andererseits haben sie die Kontrolle darüber, was ihre Mitarbeiter lernen – und können das vermittelte Wissen speziell auf die Bedürfnisse der Organisation zuschneiden.

Helena von Voithenberg, seit September Personalchefin der Bilthouse-Gruppe, will mit ihrer Academy den Vertrieb "bestmöglich qualifizieren, um eine hohe Beratungsqualität sicherstellen zu können". Gleichzeitig sorgt sie so für eine gute Vernetzung innerhalb des Unternehmens – immerhin sind die Baufinanzierungsprofis für verschiedene Marken der Bilthouse-Gruppe tätig, also für Baufi24, Hüttig & Rompf oder Loan Link.

Fachwissen aus dem eigenen Unternehmen

In der Academy gibt es aber noch weit mehr als Onboarding-Seminare: Wer eine Geschäftsstelle eröffnen möchte, wird zusätzlich in Unternehmertum geschult. Auch das Vorbereitungstraining zur Sachkundeprüfung 34i und Leadership-Coachings laufen über die Academy. Jede Woche steht zudem ein anderes Fachthema auf dem Plan, etwa Bausparen oder energieeffizientes Bauen. "Weit mehr als 80% der Kollegen nehmen jede Woche an der Austauschrunde teil", sagt die Personalchefin. Die Berater können außerdem Kundenfälle mit Coaches diskutieren, die zu bestimmten Sprechzeiten erreichbar sind. Die Lehrkräfte dort stellen die Gruppen nach ihren Vorerfahrungen zusammen. Gerade pilotiert von Voithenberg einen achtwöchigen Leadership-Basiskurs, der über eine App läuft. "Die Nachfrage nach den zwölf Plätzen war immens", sagt die Personalchefin.

Die Inhalte der Academy stammen von unternehmenseigenen Vertriebscoaches, Trainern für Baufinanzierung sowie externen Referenten und werden laufend aktualisiert. Etwa, wenn die Förderbank KfW ihre Kreditvergaberichtlinien aktualisiert oder die Zentralbanken die Zinsen erhöhen. Nur bei Inhalten zu Führungsthemen und der Sachkundeprüfung, die alle Finanzberater vorweisen müssen, greift die Bilthouse-Gruppe auf externe Anbieter zurück. Den Löwenanteil bestreitet das Unternehmens allerdings intern: "Die Akzeptanz von Trainings ist höher, wenn sie aus dem eigenen Unternehmen kommen", sagt von Voithenberg. Die Mitarbeiter fühlen sich dann eher angesprochen, können die Inhalte leichter in die Praxis übertragen, erklärt die Personalerin.

Angebote stärken Arbeitgebermarke

Ronnie Witte, der seit dem Jahr 2013 die Academy des niederländischen Immobilienentwicklers Ten Brinke leitet, sieht sogar noch einen wichtigeren Vorteil: "Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter gut ausbilden, machen die nicht nur bessere Arbeit, sondern bleiben ihrem Arbeitgeber länger treu", sagt er. "Die Mitarbeiter fühlen sich durch die Trainings sicherer und motivierter im Job. Das stärkt die Bindung zum Unternehmen." Witte rechnet vor: "Ständig neue Leute anzulernen, kostet mehr als die bestehenden Mitarbeiter weiterzuentwickeln und zu binden." Deshalb gibt es bei Ten Brinke auch Weiterbildung ohne Limit: Jeder darf so viele Kurse belegen, wie er möchte. Die rund 350 angebotenen Kurse reichen von Bauplanungsrecht und Grundbuchlesen über einen Ersthelferkurs und Techniken für mehr Produktivität. All das zählt als Arbeitszeit – außer Sprachkurse, die Mitarbeiter nicht für ihren Job benötigen. Die Module werden als E-Learning-Kurse angeboten, zusätzlich gibt es Gruppenveranstaltungen, die vor Ort in den Niederlassungen stattfinden. Die Teilnahme an der Academy ist zwar freiwillig, doch im Jahresgespräch schauen die Vorgesetzten genau hin und empfehlen das ein oder andere Modul falls nötig. Wer beispielsweise Führungsverantwortung übernimmt, sollte sich entsprechend darauf vorbereiten. Ein unternehmenseigenes vierköpfiges Team entwickelt technische Inhalte selbst, Baurecht und Fassadendämmung etwa. Weichere Themen zur Persönlichkeitsentwicklung kommen vom Partner Good Habitz, einem niederländischen E-Learning-Anbieter. Vor allem der Nachwuchs springt darauf an: "Ich bewerbe unsere Academy an Hochschulen und merke, wie wichtig jungen Leuten die persönliche Weiterentwicklung ist", sagt Witte. "Da zahlt unsere Academy natürlich auf unsere Arbeitgebermarke ein."

Auch Reanovo hat seine Academy im Frühjahr um einen Vorbereitungskurs zur IHK-Zertifizierung ausgeweitet. In den nächsten Wochen kommt noch ein Programm zur Führungskräfteentwicklung hinzu. Die Grundpfeiler: einheitliche Führungskultur, Führungstechniken und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Personalleiter Tom Goerke will das Onboarding seiner Auszubildenden weiter professionalisieren und über alle Reanovo-Standorte vereinheitlichen. Auch hier soll sie natürlich helfen: die Academy.

Die Autorin:Anna Friedrich ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich