Was machen eigentlich Uwe Willer und Robert Kellershohn?

Uwe Willer (links) und Robert Kellershohn vor ihrer jüngsten Neuerwerbung.

Uwe Willer (links) und Robert Kellershohn vor ihrer jüngsten Neuerwerbung.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Harald Thomeczek

Karriere 16.03.2017
Der ehemalige Deutschlandchef von Savills, Uwe Willer, und sein langjähriger Weggefährte Robert Kellershohn, früher selbst Geschäftsführer bei Savills, leben seit einiger Zeit wieder stärker ... 

Der ehemalige Deutschlandchef von Savills, Uwe Willer, und sein langjähriger Weggefährte Robert Kellershohn, früher selbst Geschäftsführer bei Savills, leben seit einiger Zeit wieder stärker ihre unternehmerische Ader aus. Als Blackbear Real Estate krallen sie sich am liebsten etwas angestaubte Immobilien.

Fast fünf Jahre hat es gedauert, bis Uwe Willer (52) in der Immobilien Zeitung wieder zu Wort kam. Im Januar 2017 war es so weit, im Zusammenhang mit einem von Willers Firma Blackbear Real Estate durchgeführten Kauf in Düsseldorf. Dabei hatte Willer als Head of Germany von Savills zwei Jahre lang erhöhte Aufmerksamkeit genossen.

Seit seinem Abgang von der Chefbühne im Herbst 2012 jedoch war er völlig in der Versenkung verschwunden - zumindest, was die öffentliche Präsenz angeht. Wer das Nachrichtenarchiv der Immobilien Zeitung (IZ) nach ihm befragt, dem spuckt es "nur noch" eine Reihe von Transaktionen und Vermietungen aus, die mit ihm verknüpft sind. Genauer: mit der von Willer Ende 2012 gegründeten Blackbear Real Estate, Düsseldorf.

"2011 ist es uns gelungen, weitere Marktanteile in den Top-Büromärkten Deutschlands hinzuzugewinnen", diktierte Willer noch im März 2012 einem Reporter der IZ auf der Mipim in den Notizblock. Allein: Trotz einer Umsatzsteigerung von 12% erreichte der Bereich Bürovermietung von Savills Deutschland nicht die im Businessplan erwartete Gewinnschwelle, sondern wies 2011 erneut einen Verlust aus. Zwar dämmte die deutsche Savills-Truppe den Verlust gegenüber 2010 um zwei Drittel ein. Doch auch ohne das verlustreiche Property-Management-Geschäft, das 2010 eingestellt worden war, blieb die Firma mit -1,6 Mio. Euro in den roten Zahlen hängen. "Der Umsatz pro Kopf war schlicht zu gering. Ursachen liegen im starken und teilweise unrentablen Wachstum der ersten Jahre und in fehlgeschlagenen Experimenten", sagt Willer rückblickend.

Ein halbes Jahr nachdem er den Satz mit den hinzugewonnenen Marktanteilen gesagt hatte, war Willer nicht mehr Deutschlandchef von Savills. Wer sich im Markt umhört, stößt auf die Vermutung, Willer könne einem Putsch der anderen damaligen Alphatiere von Savills zum Opfer gefallen sein. Er selbst sagt über seinen damaligen Abschied: "Ich habe damals nur noch 10% meiner Zeit mit Immobilien und Mietern verbracht." Einen 140-Mann-Laden zusammenzuhalten - dafür sei einer wie er, der sich am konkreten Objekt betätigen wolle, auf lange Sicht wohl nicht der richtige Typ. "Und an vier von fünf Tagen in der Woche in den Flieger steigen - das muss man mögen."

Ehemalige Mitarbeiter beschreiben den Typen Uwe Willer und seine Art, den Immobiliendienstleister seinerzeit zu führen, als "authentisch", "offen", "entspannt". Und mit Aussagen wie "Unschätzbar gut, was die menschliche Seite angeht." "Legte großen Wert darauf, dass die Chemie unter den Mitarbeitern stimmt." "Führte die Firma eher kumpelhaft." "Wollte zu jedem Mitarbeiter eine fast familiäre Beziehung haben."

"Jede Win-win-Situation ist eben irgendwann vorbei. Der Wissenstransfer von uns zu Savills und umgekehrt war irgendwann ausgeschöpft. Und wir sind zu sehr Unternehmer, als dass wir uns auf Dauer in so einer festen Struktur wohlgefühlt hätten." Das sagt Robert Kellershohn (41), der andere geschäftsführende Gesellschafter von Blackbear.

Kellershohn ist, berufsbiografisch betrachtet, gleichsam der Zwilling von Willer. Seit der Jahrtausendwende arbeiten beide fast ununterbrochen Seit' an Seit': zuerst bei Müller International bzw. Atisreal bzw. BNP Paribas Real Estate (BNPPRE), später bei White bzw. Savills, und heute eben bei Blackbear.

Als Willer und Kellershohn BNPPRE 2007/2008 verließen, sich mit einer eigenen Beratungsgesellschaft - der White GmbH - in Düsseldorf selbstständig machten und ein eingespieltes Team mitnahmen, wollte es der Zufall, dass Savills just zu dieser Zeit auf dem Sprung nach Düsseldorf war: "White war gerade mal sechs Wochen gegründet, da kam eine Anfrage des damaligen Deutschland-Chefs, Roy Frydling: Savills wolle uns aufkaufen."

Willer leitete die neue Düsseldorfer Niederlassung von Savills, zwei Jahre später beerbte er Frydling als Deutschland-Chef. Als Willer Savills im Herbst 2012 verließ, hatte das Makler- und Beraterhaus rund 140 Mitarbeiter, heute sind es mehr als 200 - Tendenz steigend. Kellershohn, der bei Savills Geschäftsführer für Bürovermietung und das Projektentwicklungsgeschäft war, folgte ihm rund zwei Jahre später und stieg Ende 2014 bei Blackbear ein. Bei Blackbear machen Willer und Kellershohn als Eigentümer und Chefs zusammen schon mehr als ein Drittel der gesamten Belegschaft von "fünfeinhalb" Köpfen aus.

Das Rad, das Willer und Kellershohn heute drehen, ist überschaubar: Seit 2013 hat Blackbear mit insgesamt 150 Mio. Euro Eigenkapital vermögender Privatanleger und institutioneller Investoren ein gutes halbes Dutzend Investitionen mit einem Gesamtvolumen von 350 Mio. Euro in Düsseldorf eingefädelt. "Wir sind nicht - wie z.B. ein offener Fonds - gezwungen, Geld anzulegen", erklärt Kellershohn die Vorzüge, die das Arbeiten auf eigene Faust hat. Willer ergänzt: "Wir können auch mal ein Jahr lang gar nichts kaufen. Aber das wollen wir natürlich nicht."

Investments von Blackbear lassen sich in drei verschiedene Schubladen einsortieren: Deal-Volumina zwischen 5 Mio. Euro und 15 Mio. Euro werden mit privaten Einzelinvestoren gestemmt. Ab ca. 20 Mio. Euro aufwärts paart sich Blackbear mit Institutionellen. Die dritte Schiene: waschechte Projektentwicklungen im Bestand. Für die ersten beiden Kategorien werden Objekte mit Schwachpunkten gekauft, die Arbeit machen, die aber nicht komplett gedreht werden müssen. So wurde das 7.000 m² große Wohn- und Geschäftshaus Immermannstraße 51-53 mit einem Leerstand von 50% übernommen und zweieinhalb Jahre später vollvermietet an die Credit Suisse weiterverkauft.

Ein Beispiel für aufwendigere Projekte, also solche der Kategorie drei, ist das Bürogebäude Jahnstraße 3 in der Düsseldorfer Innenstadt. Dieses Objekt mit rund 7.000 m² hatte die OFB Anfang 2016 für eine Revitalisierung erworben. Nun wird die Helaba-Tochter es gemeinsam mit Blackbear in ein Hotel umwandeln. Der Mietvertrag mit einem Hotelbetreiber wurde gerade abgeschlossen.

"Ein Klassiker-Objekt" für die Herangehensweise der beiden "Schwarzbären", die sich bevorzugt etwas angestaubte, aber grundsolide Objekte krallen, ist die jüngste Neuerwerbung: die Kö 106. Als die Leasing-Truppe der Deutschen Bank einst die kompletten Büros in dem Gebäude belegte, war dieses vor der Finanzkrise über einen großen Portfolio-Deal über den Ladentisch gegangen - und fristete fortan ein Dasein als Excel-Sheet.

Willer und Kellershohn nennen die Voreigentümer nicht beim Namen, doch im Markt wird gemunkelt, dass der damalige Käufer des Immobilienpakets, in dem das Kö 106 steckte, Fortress war. Dieser verkaufte das Gebäude später an Arminius, der es wiederum an Curzon Advisers, den Asset-Manager von Kildare Partners, weiterreichte. Von Letzterem erwarb Blackbear das Kö 106 Anfang dieses Jahres für ein Versorgungswerk.

Das in den 1960er Jahren errichtete Objekt ist 17.000 m² groß. Rund 4.500 m² Büro- und 1.500 m² Einzelhandelsfläche stehen leer. Die gewichtete durchschnittliche Restlaufzeit der Mietverträge liegt bei unter fünf Jahren. Der einstige Alleinmieter Deutsche Immobilien Leasing, die kein Neugeschäft mehr tätigt, belegt nach einer Vertragsverlängerung im Jahr 2015 nur noch fünf von 16 Etagen mit je 560 m².

Gebäudehülle und -technik werden die Immobilienmanager weitgehend unangetastet lassen, denn Fassade und Technik wurden in den 90er Jahren saniert. Dafür wollen sie u.a. das Foyer, das den Charme des Empfangsbereichs eines Arbeitsamts versprüht, auffrischen. Angedacht ist, dieses mit dem Business-Center-Betreiber Regus, der Mieter im Gebäude ist, co-working-tauglich zu machen. Eine Kaffee- und Snackbar sollen Leben in die verwaiste Empfangshalle holen, ebenso wie z.B. Kultur- oder Unternehmensveranstaltungen. Apropos mehr Leben: Eines der leer stehenden Geschosse, das ringsum von einer 2.000 m² großen Dachterrasse umgeben ist, könne mit einer Kita bespielt werden.

In der Neuvermietung der Büros im Kö 106 peilt Blackbear 16 bis 18 Euro den Quadratmeter an. Das ist so die Liga, in der das Haus mietpreistechnisch auch mit den anderen sechs bis dato angekauften Immobilien spielt. Zum Vergleich: Im Düsseldorfer Bankenviertel liegt der Richtwert ungefähr bei 25, 26 Euro/m².

Willer und Kellershohn halten sich zugute, sie könnten schneller und flexibler reagieren als andere. "Ein Fonds tut sich viel schwerer, von seinem Businessplan abzuweichen", sagt Kellershohn. Sie kämen z.B. mit einer kleinteiligen Mieterstruktur besser klar. Und die Mieterklientel von Blackbear scheint bunter: Stolz zeigt Willer auf dem Smartphone die Website von Glowing Rooms. Falsch gedacht, wer dahinter Schweinkram vermutet. Doch schauen Sie selbst: www.glowingrooms.com.

Harald Thomeczek

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Was wollen Studierende vom Arbeitsmarkt?

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Die Arbeitsmarktumfrage 2024 der Immobilien Zeitung (IZ) hat begonnen. Bis zum 21. April können Studierende aus immobilienwirtschaftlichen Studiengängen Arbeitgeber bewerten, sowie ihre Vorstellungen bei Gehalt und Tätigkeit angeben.

Beim Einstieg in die Immobilienbranche suchen sich Nachwuchstalente ihren Arbeitgeber ganz bewusst aus. Dafür achten sie auf den Ruf der Unternehmen und fragen gezielt nach Aufstiegs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Aber auch von ihrem Einstiegsgehalt haben sie genaue Vorstellungen. Das zeigte die letztjährige IZ-Arbeitsmarktumfrage, an der mehr als 400 Studenten, die kurz vor ihrem Abschluss standen, teilgenommen haben. Die meisten von ihnen träumten von einer Karriere in der Projektentwicklung und von großen Konzernen erwarteten sie höhere Gehälter als bei mittelständischen Unternehmen.

Doch wie sieht es in diesem Jahr aus? Wie sicher sind sich die Studenten, schon mit Abgabe der Abschlussarbeit einen Job in der Tasche zu haben, und was wollen sie in den ersten Berufsjahren verdienen? Diesen Fragen geht die IZ mit der diesjährigen Umfrage nach, die bis Sonntag, 21. April läuft.

Teilnehmen können Studierende, die in den kommenden vier Semestern ein Studium in einem Fach mit immobilienwirtschaftlichem Bezug an einer Hochschule beenden. Dazu gehören z.B. angehende Architekten und BWLer, Studenten der Fächer Facility-Management und Gebäudetechnik genauso wie die, die Geografie oder auch Immobilienwirtschaft/-management und Bau-/Projektmanagement, Stadtplanung/Raumplanung und Ingenieurwesen belegt haben.

Wer eine gültige Studienbescheinigung hochlädt, kann den Fragebogen online ausfüllen. Die Teilnahme dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Damit sich die Mühe lohnt, werden unter allen Teilnehmern Preise verlost. Es winken Abos der Immobilien Zeitung, Tickets für das IZ-Karriereforum, das am 8. Juni in Frankfurt Arbeitgeber und den Nachwuchs zusammenbringt, Eintrittskarten für den Europa Park, Rucksäcke von Got Bag, ein Apple iPad der 10. Generation und Airpods der 3. Generation.

Als Partner unterstützen in diesem Jahr BNP Paribas Real Estate Deutschland, CBRE, Drees & Sommer, die ECE Group, Swiss Life Asset Managers Deutschland, Patrizia, Kaufland Immobilien, die LBBW Immobilien-Gruppe, Art-Invest Real Estate, Commerz Real, HIH Real Estate, Europa Park und die Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (Gif) die Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung.

Janina Stadel

Konkursverfahren über René Benko eröffnet

Die Gläubiger von René Benko könnten womöglich nicht mal 20% ihrer Forderungen wiedersehen.

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Quelle: Imago, Urheber: Eibner Europa

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Das Insolvenzgericht in Innsbruck eröffnet diesen Freitag ein Konkursverfahren über das Vermögen von René Benko als Einzelunternehmer. Für die Experten des Gläubigerverbands KSV ... 

Das Insolvenzgericht in Innsbruck eröffnet diesen Freitag ein Konkursverfahren über das Vermögen von René Benko als Einzelunternehmer. Für die Experten des Gläubigerverbands KSV 1870 kommt es überraschend, dass Benko die Eröffnung eines Konkurs- und nicht etwa eines Sanierungsverfahrens beantragt hat. Benko haftet nun mit seinem gesamten Privatvermögen. Spannend ist dabei die Frage, was alles unter sein Vermögen fällt.

Bei einem Konkursverfahren verliert ein Schuldner die Verfügungsmacht über sein Vermögen. „Der ursprüngliche Insolvenzeröffnungsantrag der Finanzprokuratur war ebenfalls auf die Eröffnung eines Konkursverfahrens gerichtet. Aus verfahrensrechtlicher Sicht macht für den KSV 1870 ein Eröffnungsantrag durch René Benko selbst nur dann Sinn, wenn dadurch das von der Finanzprokuratur angestrebte Konkursverfahren verhindert und im Eigenantrag ein Sanierungsverfahren beantragt wird“, erklärt der Gläubigerverband.

Benko befindet sich nun also genau in jener Art von Insolvenzverfahren, welches von der Finanzprokuratur – der rechtlichen Vertreterin der Republik Österreich – bei ihrem Insolvenzantrag gegen die Person René Benko Ende Januar angestrebt wurde. Benko stellte gestern einen eigenen Insolvenzantrag als Einzelunternehmer. Er kam damit anscheinend einem Insolvenzbescheid durch das Innsbrucker Gericht zuvor und gestand selbst ein, zahlungsunfähig zu sein. Zum Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Andreas Grabenweger aus Innsbruck bestellt.

Benko haftet mit seinem gesamten Privatvermögen

Das Konkursverfahren umfasst laut KSV 1870 das Beratungsunternehmen und sämtliches Privatvermögen von Benko. Der Signa-Gründer hatte bei der Unternehmensgruppe seit 2013 kein operatives Amt mehr inne, sondern fungierte nur noch als deren Berater. Er hält aber über Privatstiftungen wesentliche Anteile daran. Gleichzeitig erstreckt sich die Wirkung eines in Österreich eröffneten Insolvenzverfahrens auch auf etwaiges im Ausland liegendes Vermögen. „Kurz zusammengefasst geht es nun um das gesamte Vermögen des René Benko“, resümiert Klaus Schaller, Regionalleiter West beim KSV 1870.

Dass Benko direkt ein Konkursverfahren statt einer Sanierung beantragt, könnte vordergründig ein Hinweis darauf sein, dass ein Schuldner nicht davon ausgeht, die bei einem Sanierungsverfahren erforderliche Mindestquote von 20% der Forderungen erfüllen zu können. Andererseits stellt sich die Frage, was genau alles unter „gesamtes Privatvermögen des René Benko“, mit dem der nun haftet, fällt. Experten verweisen zum Beispiel darauf, dass Benko einen großen Teil seines Vermögens in Privatstiftungen untergebracht hat, bei denen nicht er selbst, sondern etwa Familienmitglieder die wirtschaftlich Begünstigten sind. Inwieweit Forderungen von Gläubigern auch mit diesem Geld befriedigt werden können, wäre zu klären. „Die Stiftungen sind so konstruiert, dass da keiner ran kann, und daher ist das dann keine Haftungsmasse“, sagt ein Insider. Benko sei wohl nur bei der in Liechtenstein ansässigen Stiftung der direkt Begünstigte.

Mammutaufgabe mit Spannungsmomenten

Den vom Insolvenzrichter Hannes Seiser bestellten Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger sieht Schaller vor einer Mammutaufgabe. „Primär muss der Insolvenzverwalter klären, ob das Beratungsunternehmen des René Benko ohne weitere Nachteile für die Gläubiger fortgeführt werden kann. Daneben besteht seine Hauptaufgabe darin, sich rasch ein Bild über die Vermögenslage des Signa-Gründers zu verschaffen. Spannend wird dabei insbesondere die Frage, ob und wenn ja welche wechselseitigen Ansprüche zu Signa-Gesellschaften bestehen und welche Vermögensbewegungen in der Vergangenheit in der privaten Vermögenssphäre des René Benko stattgefunden haben“, sagt Schaller.

Die Summe der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten von Benko ist noch nicht klar. Es bleibe abzuwarten, ob durch Signa-Gesellschaften oder Signa-Gläubiger Ansprüche gegen Benko geltend gemacht werden, so der Gläubigerverband. Denkbar sei etwa, dass Benko persönliche Haftungen für Signa-Verbindlichkeiten übernommen hat. Derzeit nicht abschätzbar ist auch das Ausmaß möglicher Schadenersatzansprüche aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs von wesentlichen Signa-Gesellschaften, welche gegenüber Benko geltend gemacht werden könnten. Auch solche Ansprüche müssten im Konkursverfahren vor dem Landesgericht Innsbruck zur Anmeldung kommen. Die Tagsatzung zur Prüfung der angemeldeten Forderung legten die Innsbrucker Richter auf den 24. April.

Insolvenzverwalter kann die „wirtschaftliche Gebarung des Schuldners“ zehn Jahre rückwirkend durchleuchten

So oder so dürften auf Benko hohe Forderungen zukommen. Diese könnten zusätzlich wachsen, wenn der Insolvenzverwalter Geschäftsfälle aus der weiter zurückreichenden Vergangenheit untersucht: Der österreichische Gesetzgeber gebe dem Insolvenzverwalter mit dem Anfechtungsrecht ein sehr mächtiges Werkzeug in die Hand, gibt Gläubigervertreter Schaller zu bedenken. So könnten Anfechtungen des Insolvenzverwalter unter bestimmten Voraussetzungen Gläubiger schlechter stellende Rechtsakte nachträglich nichtig machen.

Der Insolvenzverwalter werde das wirtschaftliche Gebaren des Schuldners daher im Detail bis zu zehn Jahre zurück überprüfen. Es sei dabei zu klären, ob der Haftungsfonds der nunmehrigen Gläubiger in der Vergangenheit ungebührlich verringert wurde.

Harald Thomeczek

Patrizia baut rund 10% der Stellen ab

Messeauftritt von Patrizia bei der Mipim 2022.

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Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Thomas Porten

Karriere 22.12.2023
Im Zuge eines Programms zur Kosteneinsparung hat der Investmentmanager Patrizia rund 10% der Stellen gestrichen. Die Maßnahme ist inzwischen abgeschlossen. ... 

Im Zuge eines Programms zur Kosteneinsparung hat der Investmentmanager Patrizia rund 10% der Stellen gestrichen. Die Maßnahme ist inzwischen abgeschlossen.

Wie im November angekündigt, hat der Augsburger Investmentmanager Patrizia zum Jahresende Stellen abgebaut. Das bestätigt ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage. Die Maßnahme umfasse rund 10% der Stellen und betreffe alle Geschäftsbereiche. Der Abbau sei inzwischen abgeschlossen, die meisten Einsparungen konnten dadurch erzielt werden, dass offene Stellen nicht nachbesetzt werden. Der eigentliche Personalabbau habe so deutlich unter der angegeben 10%-Marke gelegen. Betroffe Mitarbeiter habe das Unternehmen „voll unterstützt“.

Im Sommer gab Patrizia gegenüber der Immobilien Zeitung an, etwa 1.000 Mitarbeiter an allen Standorten zu beschäftigen. Zuletzt wurden beim Unternehmen zum Jahresende 2022 Stellen reduziert. Damals in einem Umfang im mittleren einstelligen Prozentbereich in ausgewählten Funktionen.

Als Grund für die aktuelle Stellenreduzierung gibt das Unternehmen an, sich auf ein grundlegend verändertes Marktumfeld im kommenden Jahr vorbereiten zu wollen. „Wie bereits im November erklärt, erwarten wir eine deutlich langsamere und längere wirtschaftliche Erholung“, sagt der Unternehmenssprecher. „Mit Blick auf diese längere Erholungsphase und marktbedingte Unsicherheiten in 2024 haben wir ein gezieltes Kosteneinsparungsprogramm eingeleitet und sind damit widerstandsfähiger gegen mögliche künftige Marktturbulenzen.“

Janina Stadel